Zum Tode von Hans Paasche

Zum Tode von Hans Paasche

Beitragvon Interessierter » 23. Juli 2020, 10:55


... Und wieder einer

Zum politischen Mord an Hans Paasche vor 100 Jahren

„Wieder einer, das ist nun im Reich
Gewohnheit schon. Es gilt ihnen gleich.
So geht das alle, alle Tage.
Hierzulande löst die soziale Frage
ein Leutnant, zehn Mann, Pazifist ist der Hund?
Schießt ihm nicht erst die Knochen wund!
Die Kugel ins Herz!
Und die Dienststellen logen:
Er hat sich seiner Verhaftung entzogen.“

(Tucholsky, Kurt (1920): Paasche)


Am 21. Mai 1920 geschah der Mord, der Kurt Tucholsky zu diesem Gedicht veranlasste.[1] Der Getötete, Hans Paasche, wurde aufgrund einer Denunziation verdächtigt, Waffen versteckt zu haben und einen kommunistischen Umsturz zu planen. Soldaten der Reichswehr umstellten das Gut Waldfrieden[2] für eine Hausdurchsuchung. Die Umstände des Mordes sind bis heute ungeklärt. Gesichert ist, auf Paasche wurden mehrere Schüsse abgegeben, von denen mindestens einer tödlich war. Offiziell hieß es später, er sei „auf der Flucht“ erschossen worden. Waffenlager und Umsturzpläne wurden nie gefunden. Juristisch blieb die Tat ungesühnt. Sie steht in einer langen Reihe von rechtsextremen Anschlägen auf Repräsentant*innen linker und bürgerlicher Politik im Zuge der Transformation der spätwilhelminischen in eine liberal-demokratische Gesellschaft: Luxemburg, Liebknecht, Eisner, Erzberger und Rathenau, um einige prominente Namen zu nennen.

Bild
Portrait von Hans Paasche am 1. Januar 1920 wenige Monate vor seiner Ermordung. Quelle: Wikimedia Commons. Public Domain.

Lebensreformerischer Sozialismus – Paasches politisch-biographische Ambivalenzen

Seinen 100. Todestag nehmen wir zum Anlass, an einen ungewöhnlichen, reflektierten, oft zweifelnden, kritischen, von Widersprüchen nicht freien Menschen zu erinnern, dessen Leben und Schriften es wert sind, der Vergessenheit entzogen zu werden.

https://zeitgeschichte-online.de/node/58190

Mit seinem Aktivismus und Visionen lebte man damals offensichtlich gefährlich. Leider hat sich daran bis heute in bestimmten Staaten nichts daran geändert.
Interessierter
 

Zurück zu Weimarer Republik (1918/19–1933)

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast