Vom Ende der Stasi in Rostock

Die Regierung Kohl/Genscher im Spiel der Kräfte, Regierung Modrow und Runder Tisch, Auflösung des Stasi-Apparats

Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon Interessierter » 10. Dezember 2014, 15:15

Zitat Beethoven:
Wir wollen doch mal ehrlich sein. Ein jeder von uns ist das Produkt seiner Umwelt.


Sehr richtig, Du bist das Produkt des diktatorischen SED Regimes, dem Du in Deiner Ahnungslosigkeit ohne Wende noch willfährig weiter gedient hättest-

Da sind viele Ossis wesentlich weiter, die in zwei Gesellschaftssystemen groß geworden sind (oder dort gelebt haben)
und sich ein selbständiges Denken erhalten haben


Da kannst du aber nicht Dich mit gemeint haben. Dein Denken ist auch heute noch davon geprägt, was man Dir seinerzeit als Diktaturgläubigen eingetrichtert hat und über dessen Rand hinauszublicken, Du in der Ahnungslosigkeit selbst heute noch nicht in der Lage bist, wenn ich mir den Inhalt Deiner Beiträge vergegenwärtige.

Es waren nämlich Vollprofis in ihrem Geschäft. Welche Mittel sie dazu nutzten und welche Wege um ihre Aufgaben zu erfüllen, ist dabei in meinen Augen höchst zweitrangig


Ps. Bevor Du anderen vorwirfst sie würden ihr Wissen nur ergooglen, empfehle ich Dir selber mehr davon gebrauchzumachen, dann hättest Du Dir die Peinlichkeit erspart als ehemaliger DDR - Bürger hier zu fragen was ein PM12 ist, obwohl Du selbst einen besessen haben willst. [wink]

Du solltest wegen Deiner Augen einmal zum Optiker gehen, entlarvst Du doch damit Deine menschenverachtende Denkweise, was Du aufgrund Deiner " überbordenden " Denkfähigkeit nicht einmal selbst bemerkst.
Es kann unter zivilisierten Menschen niemals zweitrangig sein, welche Mittel Geheimdienste in aller Welt anwenden !!

Die Folterungen in Guantanamo sind genau wie bestimmte Handlungsweisen des MfS gegen eigene Bürger, die lediglich Andersdenkende oder Ausreisewillige waren, Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wer diese Vorgehensweise des MfS meint als hervorragende Arbeit bezeichnen zu müssen, stellt sich damit ausserhalb jeder zivilisierten Gesellschaft.
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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon Janko » 10. Dezember 2014, 15:49

Ja wie nun, wenn das eine genauso schlimm war/ist wie das andere, wäre es doch an der Zeit Veränderungen herbeizuführen.
Das eine "schlimme" ist weg, und es sollten doch angeblich Lehren daraus gezogen werden ?... was machen wir denn nun mit den anderen ? Das ist aktuell....Mit dem Kopf nicken oder verneinen geht schon gar nich mehr, weil der viel zu tief in deren Arsch drinsteckt...
Erschreckend ist schon , dass auch eine Demokratie derartige Freiräume hergibt...und schreibe da nich einer von wegen und Kontrolle und so...denn die gibts in dieser "Branche" definitiv nicht !
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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon Beethoven » 10. Dezember 2014, 16:04

Siehst Du Mensch, da sage ich gar nichts gegen. Mit ziemlicher Sicherheit würde ich heute noch in der NVA meinen Dienst versehen, wenn es die Wende nicht gegeben hätte. Ich habe meinen Beruf gerne gemacht und er hat mich ausgefüllt.

Trennung

Wenn Du zitierst Mensch, dann bitte nicht ala Westjounalie unter Weglassung von dem, was einem nicht in den Kram paßt, wie man aus Deinem Zitat erlesen kann. Mein Satz über das " Denken" ging ja noch weiter. Und jetzt rate mal warum? Kommst Du nie drauf [grins]

Ich leugne doch gar nicht, dass ich voll zur DDR stand und mich auch für die DDR hätte zerreißen lassen. Dazu stand ich wohl vom ersten Tage an in diesem Forum. Erkenntnisse eignete ich mir erst im Zuge und nach der Wende an. Dazu stehe ich. Nur lasse ich mir von Dir Mensch, nicht absprechen, das ich Erkenntnisse erlangt habe, was man ja von Dir so gar nicht behaupten kann [flash]. Das würde Deine Paranoia gar nicht zulassen.

Was gibt es dagegen zu sagen, dass ich mal einen PM12 hatte und aufgrund der Jahre nicht mehr weiß, dass besagtes Dokument eben so hieß? War mir doch völlig Bockwurst als 17- oder 18-jähriger. Hat mich nicht gekratzt, nicht gestört, nicht mal tangiert. Aber damit ist doch wenigstens bewiesen (jedenfalls für mich), dass man den PM12 auch vorübergehend erhielt, wenn man seinen eigentlichen PA verloren hatte, mit gewaschen hatte oder er eben ganz einfach anders ungültig geworden ist. Also nicht nur für Herrschaften, die ausreisen wollten oder sonst was, gelle?

In einem gebe ich Dir recht. Die Mittel und Wege zur Erreichung eines bestimmten Zieles sind schon beachtenswert und bei Bedarf auch Verurteilens wert. Und da war eben, das MfS nicht anders gestrickt als eben jeder andere Geheimdienst der Welt.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon Interessierter » 10. Dezember 2014, 16:54

Zitat Beethoven:
Erkenntnisse eignete ich mir erst im Zuge und nach der Wende an.


Jemand der wie Du Unrecht und Verbrechen des MfS als hervorragende Arbeit bezeichnet, der kann nicht sonderlich großartige Erkenntnisse gewonnen haben; von Einsichten ganz zu schweigen.

Richtig einem gläubigen Parteisoldaten und Offizier, durften und konnten ja niemals auch nur die geringsten Zweifel in irgend einer Form kommen und klar hättest Du auch weiter in dieser Parteiarmee gedient.

Eine Armee, die an der Grenze Bürger ihres Volkes hinterrücks erschießt, die nur ihr Land verlassen wollen, kann doch mit Sicherheit keine Armee des Volkes sein ?!
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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon augenzeuge » 10. Dezember 2014, 17:24

Beethoven hat geschrieben: Aber damit ist doch wenigstens bewiesen (jedenfalls für mich), dass man den PM12 auch vorübergehend erhielt, wenn man seinen eigentlichen PA verloren hatte, mit gewaschen hatte oder er eben ganz einfach anders ungültig geworden ist. Also nicht nur für Herrschaften, die ausreisen wollten oder sonst was, gelle?



Beethoven, dir ist nicht klar, dass es bei dem PM 12 des verlorenen PA und dem ausgehändigten PM 12 des "feindlich-negativen Objektes" einen gewaltigen optischen Unterschied gab...den jeder einfache VP sofort erkannte? Das liest man aus deinen Zeilen.

Wir hatten uns mal geeinigt, Usernamen in der Anrede zu verwenden. Das gilt auch für dich. Oder sprichst du privat auch jene Personen, die du nicht magst, mit Mensch an?
Hier verwendet man Usernamen auch dann, wenn du den Usernamen nicht verifizieren kannst oder möchtest. Das muss man auch nicht.
Das gilt natürlich für alle. Es wäre schade, wenn wir beim nächsten Advent jemanden vermissen würden.

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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon augenzeuge » 10. Dezember 2014, 17:40

Beethoven hat geschrieben:Nur ist das ja nicht das Kennzeichen, ob die Männer des MfS Profis waren oder nicht. Es waren nämlich Vollprofis in ihrem Geschäft.


Du weißt es sicher nicht besser, aber das waren sie wirklich nicht. Das erkennt man schon daran, wenn man seine Akte liest. Sofern man eine hat und lesen kann.
Man kann die Leute nicht verallgemeinern. Es gab Profis, aber es gab auch jämmerliche Ja-Sager, Untertanen, die sich dem MfS andienten. Die schon im Sommer '89 die Chance nutzen über Ungarn selbst zu fliehen. Das waren nicht wenige. Kann man nachlesen.

Wie soll ich es werten, wenn einfachste sachliche Zusammenhänge nicht zu Papier gebracht werden können? Oder man offensichtliche Fehler in der Erfassung machte?

Ist dir bekannt, dass nicht wenige ihren Job '89 wechseln mussten, weil sie mit der Masse der Ausreisewilligen nicht mehr klar kamen?

Mal ehrlich, wenn du das von Pentium eingestellte Dokument des MfS in Karl-Marx-Stadt liest- von A-Z, was erscheint dir profihaft?

Beethoven hat geschrieben: Pech des MfS ist, dass man ihnen auf die Schliche kam, durch die Öffnung der Archive oder der Dokumente die gefunden wurden als auch von Zeitzeugen (wobei ich da keine 50 % glaube).


Ich gehe davon aus, dass du noch 1989 keine 50% der späteren Inhalte der MfS-Akten geglaubt hättest. Richtig?

Beethoven hat geschrieben: Um so mehr ist es doch erquicklich, wenn z.B. "Mensch" hier jeden Tag eine neue Horrorgeschichte einsetzt...


Dir ist klar, dass diese Horrorgeschichten aus verifizierbaren Akten kommen? Es sind besondere Vorfälle, die man i.d.R. schwer glauben würde. Deshalb ist es gut, sie gelesen zu haben. Oder sollte man das besser verschweigen?
Hättest du jemals gedacht, dass man einen Flüchtling mit einem Boot in der Absicht überfährt, ihn zu töten? Oder einen wenige Meter im Stacheldraht gefangenen Flüchtling noch erschießt?
Und all das keine Konsequenzen nach sich zog? Ich nicht.

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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon Wosch » 10. Dezember 2014, 18:10

"Doof"sein" und sich "Doof stellen" sind naturgemäß "zwei Paar Schuhe".
Sich darüber zu streiten ob im MfS beide Seiten der Medaille vertreten waren wird auf Dauer keine neuen nennenswerten Ergebnisse zu Tage bringen, wer wird denn schon seine Liebling-Stasi in ein "schlechte" Licht rücken wollen.

Wosch.
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon Nov65 » 10. Dezember 2014, 18:27

Merkur hat geschrieben:
Nov65 hat geschrieben:@Beethoven meint, die kaiserlichen und faschistischen Kräfte hätten aus ihrer Sicht auch einen guten Job gemacht und trotzdem beide Kriege verloren.
Auch das MfS hat aus der Sicht des Regimes einen hervorragenden Job gemacht und trotzdem als Dritter im Bunde den Krieg verloren, den Kalten Krieg, die Aufrechterhaltung der "Diktatur des Proletariats".
Einem allgemein gesehen schuldbeladenen Geheimdienstmitarbeiter das Attribut hervorragend umzuhängen, empfinde ich als starkes Stück.
Es ist der Versuch, dieser Organisation, deren Bedeutung nach 1990 als verbrecherische Organisation diskutiert wurde-leider ohne Ergebnis-
den Mantel von notwendigem Handeln und deutschen Tugenden zu verpassen.
Andreas


Andreas, schade, dass Du in die Unsachlichkeit abgleitest.
Das MfS kann im Sinne des Regimes gar keinen "hervorragenden Job" gemacht haben, denn sonst hätte es die Entwicklung 1989 richtig eingeschätzt und letztlich verhindert.
Und die Masse der Mitarbeiter war ganz sicher keine "schuldbeladenen Geheimdienstler."
Das Du die nichterfolgte Einstufung des MfS als "verbrecherische Organisaton" bedauerst, zeugt davon, dass Du die Gesamtthematik bisher wenig durchdrungen hast oder historische Fakten negierst.

Guten Abend, @Merkur,
meine Haltung und meine Bemerkungen zum MfS beziehen sich ausschließlich auf dessen Wirken auf das eigene Volk, gegen das eigene Volk. Mir ist es in diesem Zusammenhang egal, aus welchem Antrieb dieser DDR-Geheimdienst gearbeitet hat. Wenn es gegen die Freiheit des Volkes geht, ist bei mir Schluss. Dies gilt auch in heutiger Zeit! Meine Haltung wurde stark beeinflusst von familiärem Erleben dieser Organisation. Wenn mir heute ehemalige MfS-Angehörige begegnen, die mir nachweisen können, dass sie nichts mit dieser Druckausübung zu tun hatten,weil sie andere Aufgaben hatten, z.B. Auslandsaufklärung, gebe ich ihnen die Hand. Dazu ist auch ein "selbsternannter Demokrat" wie mich Herr @Thoth bezeichnet, gut in der Lage. Du kannst mir glauben, dass ich keinerlei inhumane Erziehung genossen habe(Einschub:beim Grenzdienst an der Mauer schon) und auch keine derartige anderen anerzogen habe. Und @Merkur: Man kann über alles in einem Ton reden/schreiben, der gebildete Menschen wiederspiegelt. Leider ist das hier in diesem Forum nicht so. Aber das hat mit unser beider Dialog nichts zu tun.
Einen schönen Abend wünscht Dir Andreas
Es gab und gibt immer solche und jene.
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Re: Vom Ende der Stasi in Rostock

Beitragvon Dr. 213 » 10. Dezember 2014, 18:44

Es gibt ein Dokument, eine Anleitung zur Bearbeitung und Zurückdrängung von Ausreisewilligen.
Darin steht, daß bei einer Personenkontrolle z.B. durch die VP eine Meldung ausgefüllt werden mußte,
wann immer sich ein Kontrollierter mit einen PM12 ausweiste.

Die Stasi in Rostock hat nicht viel anders funktioniert als im Rest der Republik.
Dabei lagen die Schwerpunkte der Arbeit etwas stärker im Bereich der Verhinderung
und Bearbeitung von Republikfluchten. Einfach durch die relativ lange Seegrenze.
Dazu noch die vielen Seeleute der DSR und der Fischfangflotte, die sehr intensiv überwacht wurden.

Technisch hat die Stasi sicher gut funktioniert, bis Ende 1989 auf jeden Fall.
Was soll man auch anderes erwarten, genug Zeit zur Perfektionierung hatte sie ja viele Jahre.

Menschlich gesehen war das Wirken der Stasi eine Katastrophe.
Mit so viel Mißtrauen, Angst und Leid was die produziert haben,
sind sie mit verantwortlich für den eigenen Untergang.

Die waren eben nicht nur harmlose Aufklärer, Beobachter und Berichteschreiber an die SED.
Auf das Konto des MfS gehen viele schlimme Geschichten, wo Opfer übelst bearbeitet wurden.

Seltsamerweise haben viele "Kunden" der Stasi irgenwie mit Republikflucht zu tun.
Über die UHA- Rostock gibt es sehr gut aufbereitete Stasi Statistiken. Und schon nach diesen
Zahlen ist die Gruppe der Republikflüchlinge der Hauptanteil der dort Eingeperrten gewesen.
Den gerne angeführten Mörder oder LPG- Anzünder findet man dagen ausgesprochen selten.
Das Tagesgeschäft waren Verhöre, wegsperren, zersetzen und Maßnahmepläne hierzu "erarbeiten"

Das hätten sie auch bis zuletzt überzeugt weiter getan. Man darf nicht vergessen, daß die Stasi ihre
"hervorragende Arbeit" nicht aus Einsicht sondern erst auf Druck einer Übermacht beenden mußte.

Gruß
Dr. 213
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