Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Die Regierung Kohl/Genscher im Spiel der Kräfte, Regierung Modrow und Runder Tisch, Auflösung des Stasi-Apparats

Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon augenzeuge » 11. September 2010, 10:40

Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg.

Eine wahre Zusammenfassung

Am Morgen des 4. Dezember 1989 sorgte eine Radiomeldung in der ganzen DDR für Aufregung: Die Stasi schreddert ihre Akten. Bald darauf die nächste Meldung: In Erfurt haben Bürgerrechtler die Stasi besetzt, um die Vernichtung zu stoppen.

Was für eine Nachricht! Für den Versuch, eine MfS-Behörde zu kapern, wäre man nur wenige Wochen oder auch nur Tage zuvor in der DDR nicht nur im Gefängnis gelandet, sondern wäre wahrscheinlich auch gleich psychiatrisch gründlich untersucht worden.

Der damals 46-jährige Ingenieur Burkhard Räuber wusste am Morgen des 4. Dezember noch nicht, dass sein letzter Arbeitstag im VEB Saat- und Pflanzgut Neubrandenburg bereits hinter ihm lag. Räuber war Vertreter der katholischen Kirche am Runden Tisch, schon seit Jahren hatte er innerlich gebrochen mit jenem Staat, der seiner Tochter die Zulassung zum Abitur verweigerte, weil diese keine Jugendweihe, sondern die Firmung ablegte.

Nach den Radiomeldungen brach er mit Arno Behrendt von der frisch gegründeten SDP auf und suchte Unterstützung beim Bezirksstaatsanwalt Nemitz, um das Schreddern in der Stasi-Zentrale auf dem Lindenberg zu stoppen. Der sagte zu.

Gemeinsam mit etwa 30 Bürgerrechtlern, unter anderem Ulrich von Saß und Gerhard Stoll, saß man noch am gleichen Nachmittag in einer großen Runde mit Generalmajor Peter Koch, dem Leiter der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit auf dem Lindenberg. Das Gespräch sei emotional, aber nicht hasserfüllt gewesen. Wir forderten, die Akten nicht zu vernichten , erinnert sich Räuber heute. Koch versicherte, dass man in Neubrandenburg noch nichts dergleichen unternommen habe. Nur wenige Tage später erwies sich das als glatte Lüge.

Zunächst stand eine Art Bestandsaufnahme im Vordergrund, ab Januar 1990 aber wickelten die Bürgerrechtler die 1900 Mitarbeiter starke Stasi-Zentrale auf dem Lindenberg ab, jetzt als Angestellte des Ministeriums des Innern (MdI). Die Reaktionen der hauptamtlichen MfS-Mitarbeiter waren sehr unterschiedlich. "Teilweise schlug uns blanker Hass entgegen", so Räuber. Andere hingegen zeigten sich kooperativ, hofften damals doch viele noch auf eine Zukunft im neuen Amt für Nationale Sicherheit.

Generalmajor Koch wurde wegen der Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses angeklagt. Er verkraftete die Ereignisse nicht, seine Welt war implodiert, Koch nahm sich Anfang 1990 das Leben.

Neben der Fülle an Akten über ausspionierte Bürger aus dem Bezirk Neubrandenburg waren die Bürgerrechtler vor allem über die Menge an Waffen auf dem Stasi-Gelände erschüttert. Hier war man auf einen Bürgerkrieg vorbereitet, zeigt sich Burkhard Räuber überzeugt.
Vorhandene Waffen: 1677 Maschinenpistolen, zwei leichte Maschinenpistolen, zwölf schwere Maschinenpistolen, 98 Scharfschützengewehre, 9584 Pistolen, 91 Panzerbüchsen, 31 700 Handgranaten, 10 467 Hohlladungsgranaten und mehr als 2,4 Millionen Patronen.Die Neubrandenburger Arbeitsgruppe öffnete als erste in der DDR schon im Dezember 1989 die Akten und informierte Bürger auf Antrag zu Einzelschicksalen. Interessantes Detail: Es kamen viele, stellten sich als Opfer dar und waren doch Täter, so Räuber: Sie testeten, ob ihre Akte wie von den Führungsoffizieren versprochen vernichtet war.

Räuber arbeitete bis zum Mai 1990 an der Auflösung der Stasi, danach wurde er zum Beigeordneten der Stadt Neubrandenburg gewählt.
(Nordkurier)
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon karl143 » 11. September 2010, 21:43

Da wir ja einen Stasi Mitarbeiter aus Neubrandenburg hier im Forum haben, der ansonsten mit Bemerkungen und persönlichen Angriffen auch nicht sparsam ist, werden wir doch sicherlich von Feliks. D., dem Mitarbeiter des MfS in Neubrandenburg hier sicherlich einige Fakten dargeboten bekommen. Ich bin schon ganz gespannt darauf. Vielleicht melden sich ja aber auch noch Opfer, die etwas zur Stasi in Neubrandenburg beizutragen haben.
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon peterB » 12. September 2010, 19:34

karl143 hat geschrieben:Da wir ja einen Stasi Mitarbeiter aus Neubrandenburg hier im Forum haben, der ansonsten mit Bemerkungen und persönlichen Angriffen auch nicht sparsam ist, werden wir doch sicherlich von Feliks. D., dem Mitarbeiter des MfS in Neubrandenburg hier sicherlich einige Fakten dargeboten bekommen. Ich bin schon ganz gespannt darauf. Vielleicht melden sich ja aber auch noch Opfer, die etwas zur Stasi in Neubrandenburg beizutragen haben.



[laugh] [laugh] [laugh] von dem kommen bestimmt keine fakten.der trauert doch jetzt noch um seine dienststelle.
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon Feliks D. » 12. September 2010, 19:38

Lacht eher darüber wie es noch ein letztes Mal gelang selbst bei der Auflösung einen "Sieg" zu erringen und wie sich die Damen und Herren Bürgerbewegten hinters Licht führen ließen. [laugh]

Dies alles wird jedoch ganz sicher nicht hier öffentlich erklärt.

P.S. Im Opfer Thread hatte ich einen Wunsch geäußert. Wenn dann bitte ein Admin so frei wäre. [hallo]
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon SkinnyTrucky » 12. September 2010, 19:48

Feliks D. hat geschrieben:P.S. Im Opfer Thread hatte ich einen Wunsch geäußert. Wenn dann bitte ein Admin so frei wäre. [hallo]


Ich bin zwar kein Admin Feliks....aber ich sage mal, du kommst hier nich raus.....vielleicht nach dem 4ten Ausreiseantrag....es sei denn, du begehst Forumhetze und feindliche Verbindungsaufnahme zu anderen Foren....dann allerdings kommst du erstmal einige Monate nach Hohenforumhausen, dann vielleicht nach Forum II und kannst hoffen, das de nach zwei Jahren freigekauft wirst.....

.....ob da einer für dich zahlt im anderen Forum is aber auch noch nich sicher...... [flash]

Und ich würd jetzt ma den Mund halten über Übersiedlungswünschen und so und ganz normal mit uns mitposten..... [mad]

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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon Theo 85/2 » 12. September 2010, 19:58

SkinnyTrucky hat geschrieben:
Feliks D. hat geschrieben:P.S. Im Opfer Thread hatte ich einen Wunsch geäußert. Wenn dann bitte ein Admin so frei wäre. [hallo]


Ich bin zwar kein Admin Feliks....aber ich sage mal, du kommst hier nich raus.....vielleicht nach dem 4ten Ausreiseantrag....es sei denn, du begehst Forumhetze und feindliche Verbindungsaufnahme zu anderen Foren....dann allerdings kommst du erstmal einige Monate nach Hohenforumhausen, dann vielleicht nach Forum II und kannst hoffen, das de nach zwei Jahren freigekauft wirst.....

.....ob da einer für dich zahlt im anderen Forum is aber auch noch nich sicher...... [flash]

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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon peterB » 13. September 2010, 13:37

[quote="Feliks D."]Lacht eher darüber wie es noch ein letztes Mal gelang selbst bei der Auflösung einen "Sieg" zu erringen und wie sich die Damen und Herren Bürgerbewegten hinters Licht führen ließen. [laugh]

Dies alles wird jedoch ganz sicher nicht hier öffentlich erklärt.

diese alten genossen,sie können einfach nicht anders [frown]
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon Merkur » 13. September 2010, 15:21

augenzeuge hat geschrieben:Gemeinsam mit etwa 30 Bürgerrechtlern, unter anderem Ulrich von Saß und Gerhard Stoll, saß man noch am gleichen Nachmittag in einer großen Runde mit Generalmajor Peter Koch, dem Leiter der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit auf dem Lindenberg. Das Gespräch sei emotional, aber nicht hasserfüllt gewesen. Wir forderten, die Akten nicht zu vernichten , erinnert sich Räuber heute. Koch versicherte, dass man in Neubrandenburg noch nichts dergleichen unternommen habe. Nur wenige Tage später erwies sich das als glatte Lüge.


Grundsätzlich war die Arbeit mit speziellen Mitteln und Methoden/IM Staatsgeheimnis. Dann kommen ein paar Bürgerbewegte daher und fordern die Akten nicht zu vernichten. Mir stellt sich da zunächst einmal die Frage, ob die Bürgerbewegten eine gesetzliche Grundlage dafür besaßen, irgend etwas zu fordern ?
Mir ist keine bekannt. Oberste Forderung war immer der Schutz der IM.
AZ, was hättest Du denn als Leiter der BV den Bürgerbewegten erzählt ?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon augenzeuge » 13. September 2010, 15:50

Merkur hat geschrieben:Grundsätzlich war die Arbeit mit speziellen Mitteln und Methoden/IM Staatsgeheimnis. Dann kommen ein paar Bürgerbewegte daher und fordern die Akten nicht zu vernichten. Mir stellt sich da zunächst einmal die Frage, ob die Bürgerbewegten eine gesetzliche Grundlage dafür besaßen, irgend etwas zu fordern ?
Mir ist keine bekannt. Oberste Forderung war immer der Schutz der IM.
AZ, was hättest Du denn als Leiter der BV den Bürgerbewegten erzählt ?


Mir ist klar, dass man hier eine bisher nie dagewesene Situation erlebte. Beide Seiten erlebten dies sicher mit erhöhtem Adrenalinausstoß, Herzklopfen und großer Aufregung. Auch wenn man das nicht gern zugeben mag. Bei der politischen Lage konnte das kaum anders sein.

Merkur, so wie du es schreibst -" ein paar Bürgerbewegte..." könnte man meinen, ihr wart immer noch auf dem hohen Ross. So nach dem Motto "...sollten froh sein, wenn wir überhaupt mit denen reden...". Ganz klar habt ihr die Situation verkannt, eine Vorstellung der zukünftigen realen Entwicklung gab es nicht.

Aber, hier kamen nicht nur mal so ein paar Leute rein....war nicht auch ein Staatsanwalt des Bezirkes dabei? Und Räuber war offizieller Vertreter der kath. Kirche. Schalck bereitete schon seine Flucht vor....und du fragst nach gesetzl. Grundlage? Das Volk, dem ihr doch letztlich nach der SED verpflichtet wart, hatte mal auf den Tisch gehauen....sinnbildlich. Hier war eure Grundlage. Die alte Regierung war weg. Das hatte sogar Krenz verstanden. Ich denke, das MfS hat nie autark gehandelt? Übrigens, hat das MfS denn immer den Leuten geantwortet, die man wegen Lappalien einsperrte, wenn sie nach gesetzlichen Grundlagen sprachen? War das immer korrekt? Du weißt was ich meine.

Ok, deine Frage hat noch keine Antwort. Ich hätte den Leuten erzählt, dass ich bemüht sein werde, im Sinne der Regierung zu handeln und damit für das Volk, welches von dieser vertreten wird. Zumindest hätte ich nicht offen gelogen, wie dieser Herr K. Er hätte auch sagen können, dass er keine genaue Info hat und wenn diese Aktenvernichtung erfolgt, es dann umgehend einzustellen.....
Wem gehörten eigentlich diese Akten? Dem MfS allein...?

Glaubtet ihr denn wirklich, es wäre eine gute Basis, wenn man sich schon im ersten Gespräch heimlich über die Unwissenden gegenüber lustig macht (wie Feliks schrieb)?
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon Merkur » 13. September 2010, 16:49

augenzeuge hat geschrieben: Glaubtet ihr denn wirklich, es wäre eine gute Basis, wenn man sich schon im ersten Gespräch heimlich über die Unwissenden gegenüber lustig macht (wie Feliks schrieb)?
AZ


Nein, dass ist sicher keine gute Basis, dafür war die Sache viel zu ernst.
Aber man hätte den Unwissenden ganz klar aufzeigen müssen, was oberste Priorität hat, der Schutz der Quellen. Wenn ich als Organ des Ministerrats jemanden für die Realisierung meiner operativen Aufgaben anwerbe, dann ist es meine Pflicht, ihn auch unter allen Umständen zu schützen. Dem ist man nicht konsequent nachgekommen. Ob der Staatsanwalt des Bezirkes dabei war, ist für mich völlig nebensächlich, wenn ich die Wahrung von Daten durchzusetzen gehabt hätte, die als Staatsgeheimnis deklariert waren. Hätte er den Leiter der BV in der BV festnehmen wollen ? Auch ein offizieller Vertreter der katholischen Kirche hätte meine Entscheidung wenig beeinflusst. Es gibt Beispiele, wo die Dienststellen besenrein der Bürgerbewegung übergeben wurden.
Wem gehören diese Akten ? Ganz eindeutig denen, die in der Pflicht waren, sie zu vernichten, bevor Unbefugte darin Einsicht nehmen konnten. Die Akten der CIA, des BND oder sonst wem gehören doch wohl auch ganz sicher nicht der Bevölkerung oder dem Bürger AZ.
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon augenzeuge » 13. September 2010, 19:09

Ja, Merkur, ich kann es nachvollziehen, dass das Organ des Ministerrates deiner Meinung nach in der Pflicht war. Aber das MfS unterstand nun mal dieser Regierung. Man kannte es ja auch nicht anders.

Dieser schwache Stand verkörperte eben den Status Quo der DDR. Man hatte teilweise die abgewracktesten Köpfe in der Regierung, die überhaupt nicht die Lage erkannten, geschweige so regieren konnten, wie du es dir gewünscht hättest. Nach dem Motto- geh weg Feigling, lasß mich hinter den Baum- war sich jeder selbst der nächste. Heute wird dies natürlich anders verkauft. Aber diejenigen, die hier Verantwortung hatten, hatten scheinbar kaum das Bewusstsein, was sie so immer in ihren Reden verkündeten. Das ging ganz schnell verloren, als sie merkten, dass sie allein waren....

Zu den Akten. Mal ehrlich, Merkur. Wenn wir heute keinerlei Hinweise hätten, was z.B. dem Fluchthelfer Welsch passiert ist, würdest du die heutigen Fakten nicht auch nur als verlogene Propaganda bezeichnen? Und vieles andere auch?

Mir ist klar, dass du lieber alles vernichtet hättest. In Neubrandenburg soll ja nur unwichtiges Material noch übrig geblieben sein, sagte mir ein uns beiden bekannter User. Ich glaube ihm nicht. Wenn man die Menge an Papier, die noch in der BSTU Neunbrandenburg gesichert wurde gegenüberstellt, bekommt man ein anderes Bild.

Ich, der seine Akte früh gelesen hat, bin dankbar, dass ich das überhaupt konnte. Es war wichtig, menschlich wichtig, um Dinge begreifen zu können. Glaub mir, sie haben für mich keine Rolle gespielt, denjenigen zu verzeihen, der sich damals aus Angst um seinen Job im Stadtrat von uns losgesagt hatte und eine ganze Familie getrennt hatte. Menschen sind nunmal schwach, auch die, die gern Kommunist sein wollten....

Was hättest du getan, wenn enge Verwandte weg wollten? Öffentlich Verständnis äußern und gleichzeitig den Job machen, das wär nie gegangen. Das weißt du. Hättest du dich von deinen Kindern losgesagt?

Letztlich haben euch doch diese Akten kaum geschadet. Geschadet haben mehr die Infos, welche durch den Verrat deiner Ex-Kollegen, an den CIA oder BND gelangt sind. Und diese waren schon am Ziel, als die Aktenvernichtung gerade begonen hatte......
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon Merkur » 14. September 2010, 11:12

Siehst Du AZ, auf dieser sachlichen Grundlage kann man doch wunderbar diskutieren. Das finde ich gut.
Natürlich war die damalige Situation eine schwierige und es ging hin und her. Auch die Befehlslage widerspiegelt dieses Bild.
Trotzdem hätte der verantwortungsbewusste Leiter im Rahmen seiner Möglichkeiten das personenbezogene Material vernichten müssen. Auch gegen den Befehl des Leiters des AfNS, die Aktenvernichtung zu stoppen. Wenn man geahnt hätte, in wessen Händen sich schon ein Jahr später die Akten befinden, wäre dies sicher kompromisslos, auch gegen die "Forderungen" der Bürgerbewegten, realisiert worden. Dessen bin ich mir sicher. Nur hatte im Herbst/Winter 1989 noch niemand diese Weitsicht und die Lage entwickelte sich insgesamt rasant.
Ich bin der Auffassung, dass alles nicht personengebezogene Material, wie Befehle, Weisungen, Analysen, Informationen an die Organe der Partei usw. durchaus für die Geschichtsschreibung hätte erhalten werden können.
Ob nun wichiges oder unwichtiges Material erhalten geblieben ist, ist sicher Ansichtssache (für den einen ist dies, für den anderen jenes wichtig) und innerhalb der Diensteinheiten auch verschieden. Von der Logik her gehe ich jedoch davon aus, dass man zuerst das brisante Material vernichtet hat, wenn Zugriff darauf bestand.
Ob das noch vorhandene Material jemandem geschadet hat ?? Gegenfrage: Wieviele Menschen durften nicht in ihren beruflichen Positionen verbleiben, weil sie ein legitimes Organ des Ministerrats ihres Landes unterstützten ?
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon exgakl » 14. September 2010, 11:34

peterB hat geschrieben:
Feliks D. hat geschrieben:Lacht eher darüber wie es noch ein letztes Mal gelang selbst bei der Auflösung einen "Sieg" zu erringen und wie sich die Damen und Herren Bürgerbewegten hinters Licht führen ließen. [laugh]

Dies alles wird jedoch ganz sicher nicht hier öffentlich erklärt.

diese alten genossen,sie können einfach nicht anders [frown]



Hallo Peter B,

wen definiersts du denn alles mit alten Genossen?
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2010, 17:15

Merkur hat geschrieben:Siehst Du AZ, auf dieser sachlichen Grundlage kann man doch wunderbar diskutieren. Das finde ich gut.
Wieviele Menschen durften nicht in ihren beruflichen Positionen verbleiben, weil sie ein legitimes Organ des Ministerrats ihres Landes unterstützten ?


So?
Auszüge:
"So waren beispielsweise in Sachsen-Anhalt rund zwei Drittel der 6.375 Enttarnten weiterhin für das Land tätig, darunter auch an Schulen.
In Brandenburg arbeiten sogar rund hundert ehemalige Stasi-Offiziere bei der Kriminalpolizei."

Naja, Merkur, was hat die DDR mit Menschen gemacht, die die Nazis unterstützt hatten....durften die auch an die Schulen und die Kripo? Auch die hatten nur ein damals legitimes Amt unterstützt.....

Übrigens, bekomme ich noch eine Antwort auf meine im vorletzten Absatz gestellte Frage?

AZ [wink]
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon peterB » 14. September 2010, 18:13

exgakl hat geschrieben:
peterB hat geschrieben:
Feliks D. hat geschrieben:Lacht eher darüber wie es noch ein letztes Mal gelang selbst bei der Auflösung einen "Sieg" zu erringen und wie sich die Damen und Herren Bürgerbewegten hinters Licht führen ließen. [laugh]

Dies alles wird jedoch ganz sicher nicht hier öffentlich erklärt.

diese alten genossen,sie können einfach nicht anders [frown]



Hallo Peter B,

wen definiersts du denn alles mit alten Genossen?



solche leute wie feliks
Zuletzt geändert von peterB am 14. September 2010, 18:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon Merkur » 14. September 2010, 18:35

Natürlich sind auch Leute, die mit dem MfS zusammenarbeiteten in ihrer Position geblieben. Aber das war/ist ganz sicher im ö. D. nicht die Regel. Die Masse "wurde gegangen" !
Warum sind denn nach 1990 Mitarbeiter des MfS in Brandenburg bei der Kripo geblieben ? Ganz sicher nicht aus Nächstenliebe oder der Überzeugung, diesen Leuten eine berufliche Perspektive zu bieten. Es ging doch einzig und allein darum, weiterhin kriminalistische Arbeit auf einem gewissen Qualitätsniveau realisieren zu können. Und dafür benötigte man diese Spezialisten. Allerdings sollte nicht der Eindruck entstehen, dass die Übernahme von IM und Mitarbeitern die Regel war.

Sieh es mir nach AZ, dass ich auf Deinen Vergleich mit den Menschen, die die Nazis unterstützt haben nicht eingehe. Für mich verbietet sich ein solcher Vergleich grundsätzlich und ich möchte ihn nicht kommentieren.

Ja, was hätte ich getan, wenn Personen aus meinem Umfeld weggewollt hätten ? Es gab sie glücklicherweise nicht und es kamen alle immer schön brav wieder zurück.
Es war allerdings jedem Angehörigen des MfS von Beginn an klar, was die Konsequenzen gewesen wären. Von daher bleibt wenig Raum für mögliche Entscheidungen.
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon augenzeuge » 14. September 2010, 18:47

Danke für deine Antwort, Merkur.
Auch wenn du auf den Nazivergleich nicht eingehen möchtest, ich meinte lediglich Lehrer für Mathematik, Deutsch....die nur in der NSDAP waren.....und nicht weitermachen durften. Sonst hatten sie nichts getan. Ich kenne bzw. kannte einen von denen...deshalb, nur das noch dazu.

Mal ne Frage. Du kennst doch sicher die 3 Bethke-Brüder, die alle auf abenteuerliche Art geflüchtet sind... Kannst du mal schildern, wie man im MfS darauf reagiert hatte und welche Folgen es für die Eltern hatte?

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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon Merkur » 15. September 2010, 10:43

augenzeuge hat geschrieben:Mal ne Frage. Du kennst doch sicher die 3 Bethke-Brüder, die alle auf abenteuerliche Art geflüchtet sind... Kannst du mal schildern, wie man im MfS darauf reagiert hatte und welche Folgen es für die Eltern hatte?
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Ich habe dazu mal einen Filmbeitrag gesehen. Ich glaube, dass waren die Brüder, die im Treptower Park gelandet sind. Ansonsten ist mir zum Vorgang nichts bekannt.
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Re: Die Auflösung der Stasi in Neubrandenburg und die Lüge des GM Koch

Beitragvon augenzeuge » 15. September 2010, 16:03

Ja, Merkur, ganz richtig. Der erste diente bei den GT, flüchtete aber später an der Stelle, wo er Kenntnis hatte.....mit einer Luftmatratze über die Elbe, der zweite Bruder konnte mithilfe des ersten per Seilbahn über die Mauer rollen. Und beide holten dann den dritten mit Leichtflugzeugen raus, ein halbes Jahr vor der Wende....

Die Eltern sollen einen Job beim MfS gehabt haben...und nicht in der untersten Riege...... [shocked]

Ok, beide Fluchten zum Nachlesen:

http://www.welt.de/kultur/history/artic ... elang.html

http://www.welt.de/die-welt/article3802 ... iegen.html

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