Der letzte DDR-Geburtstag...

Feiern zum 40. Gründungstag der DDR, Triumph der friedlichen Demonstranten, SED-Führung in der Agonie

Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon pentium » 7. Oktober 2014, 12:03

"Genossen Soldaten und Matrosen, Unteroffiziere und Maate, Genossen Fähnriche und Offiziere! Ich begrüße und beglückwünsche Sie zum 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik! - Hurra, hurra, hurra!"

Der Tag begann in der Ostberliner Karl-Marx-Allee. DDR-Verteidigungsminister Heinz Kessler eröffnete die Militärparade aller Waffengattungen mit Panzern, Raketenwerfern und vorbei fliegenden Flugzeugen.

Wie sah es in Karl-Marx-Stadt (Heute wieder Chemnitz) aus?
Ein Demonstrationszug bewegt sich am späten Vormittag des 7. Oktober 1989 schweigend vom Luxor-Palast in Richtung Zentralhaltestelle. Es ist die erste große Demonstration für demokratische Reformen in der DDR in Karl-Marx-Stadt.

Zitat:
Aus den Erinnerungen von Gunar Wähner
Von Bekannten hatte er erfahren, dass am Vormittag des 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, im Luxor-Palast eine Resolution verlesen werden sollte, die sich kritisch mit der Situation im Land auseinandersetzt. "Schon auf dem Weg dorthin war ich erschrocken wegen der Kampfgruppen- und Polizeipräsenz in den Seitenstraßen", schildert Wähner. "Ich war zu spät am Luxor, um noch reinzukommen, so viele Leute waren dort. Es war eine merkwürdige Stimmung."

Drinnen ist der Saal übervoll, die Veranstaltung wird schließlich abgebrochen. Draußen formiert sich wenig später ein Schweigemarsch, etwa 1500 Menschen ziehen in Richtung Rathaus. "Als sich der Zug in Bewegung setzte, habe ich mich dem Schweigemarsch angeschlossen. Auch, weil es eine friedliche Demonstration war", erinnert sich Wähner.
...
An der Zentralhaltestelle riegeln Polizisten in Kampfmontur und Betriebskampfgruppen den Platz ab. Ein Hubschrauber kreist über der Innenstadt, Polizei-Lkw mit Räumgittern und ein Wasserwerfer fahren auf. Die Menge lichtet sich. "Zum Schluss waren wir nur noch ein kleiner Haufen, der dort rumstand", schildert Gunar Wähner. Als der Mann neben ihm den Wasserwerfereinsatz fotografieren will, da hätten sich plötzlich mehrere Herren in Zivil auf ihn gestürzt. "Der Fotograf war schmächtig, das gewaltsame Vorgehen entsprechend lächerlich." Zu seinem Bekannten, dem Künstler Klaus Hähner-Springmühl, einem erfahrenen Freizeit-Boxer, ruft Wähner daraufhin spontan: "Du Klaus, komm mal her, wir brauchen paar Leute hier." Ein Fehler. "Sofort", so Wähner, "hatte ich ebenfalls zwei, drei Leute in Zivil am Arm."

Hier die weiteren Erinnerungen:
http://www.freiepresse.de/LOKALES/CHEMN ... 000406.php

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon augenzeuge » 7. Oktober 2014, 16:31

Der 7. Oktober hat sich fest in das Gedächtnis der Ostdeutschen eingebrannt. Bewohner des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt geben Auskunft über Gegenwart und Vergangenheit.
Wäre sie nicht kurz nach ihrem 40. Geburtstag untergegangen, die DDR würde heute 65. Jahrestag feiern. Wir haben aus diesem Anlass mal bekanntere und ­weniger bekannte Einwohner des Landkreises gefragt: Was wäre wenn?

http://www.otz.de/startseite/detail/-/s ... 1029230096

AZ
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Volker Zottmann » 7. Oktober 2014, 16:44

Spätestens ab heute, dürfte die gesamte DDR als Kollektiv verreisen. [grins]
Es bräuchten keine Geiseln mehr als Faustpfand zurückbleiben...
Na, darauf trinke ich heute mal einen....

Gruß Volker
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon SkinnyTrucky » 7. Oktober 2014, 17:23

Ich fand es sooo geil, das damals drinnen wie draussen vom Palast der Republik die Leute die Internationale gesungen haben....wobei wohl jeder mit *das Menschenrecht* was anderes meinte.... [super]


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon pentium » 7. Oktober 2014, 17:47

Der 7. Oktober in Plauen

Dort sind die "Sicherheitsorgane" völlig überfordert. Bis zu 20.000 Menschen haben sich im Stadtzentrum versammelt. Sind einem Aufruf der "Initiative zur demokra­tischen Erneuerung der Gesellschaft" gefolgt.
Der Volkspolizei gelingt es nicht, die Demonstration aufzulösen. Daraufhin setzt sie Löschfahrzeuge der Feuerwehr als Wasserwerfer ein. Doch Löschfahrzeuge der Feuerwehr sind eben keine Wasserwerfer. Der Wasserstrahl ist zu schwach und versiegt schnell. Viele zunächst unbeteiligte, aber ebenso durchnässte Menschen schließen sich erbittert dem Protestzug an.
Superintendent T. Küttler erreicht den Abzug "Sicherheitsorgane".

Zitat:
Die Plauener Regionalausgabe der SED-Zeitung "Freie Presse" behauptet dagegen "Provokateure" hätten "von langer Hand" geplant, die Feiern zum DDR-Jubiläum zu stören – unter anderem, man höre und staune, durch einen Schweigemarsch. Bis zu 4000 Menschen, darunter viele Schaulustige, hätten sich in der Innenstadt versammelt, Scheiben eingeschlagen, ein Auto in Brand gesetzt und "gegen die Staatsordnung der DDR gerichtete Drohungen und Parolen" gebrüllt...]

http://www.welt.de/geschichte/article13 ... ig-zu.html

Nach meinen Erinnerungen ging nur eine Glasscheibe am Rathaus kaputt. Na gut die Idee mit den Löschfahrzeugen war nicht gerade die Beste. Heute man kann man in der Nachbetrachtung darüber lachen. Damals nicht!

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Spartacus » 7. Oktober 2014, 18:10

Aber es ist schon richtig, das die richtig großen Unruhen in Plauen losgingen, lange vor Leipzig, Pentium?

LG

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon pentium » 7. Oktober 2014, 18:16

Spartacus hat geschrieben:Aber es ist schon richtig, das die richtig großen Unruhen in Plauen losgingen, lange vor Leipzig, Pentium?

LG

Sparta


Welche großen Unruhen, Sparta?
Nein, wir reden hier vom 7.Oktober. Leipzig und die Demos um den Ring sind eine andere Geschichte.

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Spartacus » 7. Oktober 2014, 18:22

In Plauen hingegen verkrochen sich die Oberen im Rathaus. "Die SED-Führer waren zu ängstlich, sich dem Volk zu stellen", sagt Historiker Connelly. Doch während westliche Journalisten aus Ost- Berlin berichteten, bekamen sie von dem Massenprotest in Plauen nur wenig mit. Erst ein paar Tage später berichtete die Lokalzeitung im bayerischen Hof, gerade 30 Kilometer von Plauen entfernt. Da hatten die Bilder der Leipziger Montagsdemonstration bereits westliche Fernsehanstalten erreicht. Allerdings sind sich die Experten einig, dass die Plauener den Boden für Leipzig bereiteten.


http://www.fr-online.de/zeitgeschichte/ ... 58194.html

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon augenzeuge » 7. Oktober 2014, 18:26

Die Demonstration am 7. Oktober war die erste Massendemonstration auf dem Gebiet der DDR, die nicht von den Sicherheitskräften aufgelöst werden konnte.

Und er löste die Demo aus....
http://www.freiepresse.de/LOKALES/VOGTL ... 000639.php

Bild

Bericht von Hendrick Gruschwitz aus Plauen
Schicksalsjahr 1989
Aufgewachsen mit drei Geschwistern und Eltern, die noch an die große "Sache" glaubten, hieß es für mich im Mai ´89 Beginn des Grundwehrdienstes in der Bereitschaftspolizei Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt. Schon hier werden einige denken, Mensch, ein halbes Jahr später gibt es keine DDR mehr. Wer konnte das schon wissen? Nach einer harten Grundausbildung, die von heißen Tagen und einer Marienenkäferplage geprägt war, hatte ich Fahrprüfung mit Personenbeförderungsschein. Mit dem mir zugewiesenen Dienstwagen, einem W50 Pritsche, und einem ausgefüllten Dienstplan hieß es so zum Beispiel einmal pro Woche Wäschetausch im Frauengefängnis Stollberg. Die Einfahrt durch Sicherheitsschleusen, die Kontrolle der Diensthabenden und das anschließende Pfeifen und Kreischen von zum Teil gutaussehenden Mädels hinter Gitterstäben waren Adrenalin pur. Ich habe manchmal überlegt, aus welchen Gründen die Frauen dem Arbeiter- und Bauernstaat ungnädig geworden waren. Die Lösung sollte ich ja bald erfahren.
So hätten es noch ruhige Monate bis zu meiner Entlassung werden können. Doch alles sollte anders kommen. Am 7. Oktober 1989 war Ausgangssperre und Einsatz, aber diesmal ganz anders. Es wurde ein Trupp von Fahrzeugen, inklusive meines Ludwigsfelder Modells und Bereitschaftspolizisten, deren großer Anteil Grundwehrdienstler waren wie ich, zusammengestellt, um sich auf den Weg in die Spitzenstadt Plauen zu machen. Der Grund waren Unruhen in der Innenstadt. Da niemand wusste, was ihn erwartet, war die Stimmung locker. Jedenfalls klang von meiner Ladefläche ausgelassene Heiterkeit. Nur mein Beifahrer war etwas nervös. Nach einer kurzen Einweisung im damaligen VPKA Plauen war Abfahrt Richtung Innenstadt/Theater. Es war wunderbares Spätherbstwetter, so konnte ich gut erkennen, wie Feuerwehren mit blutigen Fahrern versuchten, eine protestierende Menschenmasse auseinander zu treiben. Es sollte bei diesem Versuch bleiben. Ich glaubte meinen Augen nicht, als ich dann noch unsere DDR - Fahne sah, aber ohne Emblem und ich traute meinen Ohren nicht, als ich hörte: „Deutschland! Deutschland! Deutschland!" Das kann man nur verstehen, wenn man so behütet als DDR-Bürger groß geworden ist und schon die Melodie von Bayern 3 ein Chaos zu Hause ausgelöst hätte. Gerade zu Ende gedacht, hieß es nun wir sollten versuchen, die Menschenmenge in Schach zu halten. Ein Trupp von vielleicht 50 Vopos, also Volkspolizisten, mit glatten Schulterstücken, gegen eine Übermacht an demonstrierenden Bürgern. Man kann heute viel über diesen Nachmittag und späteren Abend lesen, aber wohl nicht, dass es auch ganz anders hätte enden können. Wir setzten uns also in Bewegung und nach kurzer Zeit wurde wohl festgestellt, dass es ein sinnloses Unterfangen war. So kam zum Glück nicht ein Befehl zum Absitzen. Doch der Rückweg war das Schwerste. Führungsfahrzeug und das Nächste quälten sich durch die Massen. Dann schloss sich der Kreis. Ich war verantwortlich für meine Kameraden, inklusive eines nervösen Beifahrers und eines LKWs made in DDR. Letzterer sollte am meisten in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich weiß nicht genau, was mir noch alles im Kopf herumging. Ich hörte von draußen: „Ihr gehört doch zu uns." Eine Frau hob ihr Kind vor mir in die Höhe. Neben mir hörte ich das nervöse Klappern meines Beifahrers an seinem russischen Werkzeug, das nicht zum Spielen gedacht war. Plötzlich öffnete sich meine Fahrertür. Gedankenschnell schlug ich auf den Arm, der wohl doppelt so breit war wie meiner, und schloss die Tür, sonst wäre es wohl der Startschuss für eine Katastrophe geworden. Dann hieß es Vollgas mit getretener Kupplung. Irgendwie muss das laute Gebrüll des IFA-Motors den Leuten imponiert haben, und ich fand einen Weg durch die Menge. Zum Glück gab es in dieser Situation außer einem blauen Arm und abgebissenen Fingernägeln meines Beifahrers keine Verletzungen am Menschen. Mein W50 allerdings war völlig lädiert: zerschnittene Plane, zerbeultes Fahrerhaus, usw.
Im Laufe des Abends sollte die Situation noch eskalieren, an der ich aber zum Glück nicht mehr unmittelbar beteiligt war. Es sollten noch viele Wochenenden in Plauen folgen, die aber alle friedlich waren.
Einige Zeit später wurde es noch einmal spannend. Wieder Einsatzalarm, aber diesmal war die Kaserne fast leer. Ich habe unseren kleinen untersetzten Kompaniechef mit seiner Uniform, an der die Ärmel viel zu lang waren, noch vor mir: „Der Tag `x` ist gekommen." Das Schlimme: Viele glaubten noch an den Klassenfeind usw. So ging es voll aufmunitioniert Richtung Leipzig. In der Innenstadt Karl-Marx-Stadts kam der Rückmarschbefehl. Später erfuhren wir, dass man Honecker inklusive seines Schießbefehls abgesetzt hatte. An seine Stelle trat Krenz. Es ist kaum vorzustellen, wie die Geschichte hätte andres geschrieben werden müssen. Im Zuge der friedlichen Revolution wurden die Bedingungen in der Kaserne immer lockerer. So hatte ich das große Glück im heutigen Chemnitz die Frau meines Lebens kennen zu lernen. Mit neuem LKW, der wohl aus den Reserven der Kampfgruppe stammte, hieß es nun Fahren für die Volkswirtschaft. Wo hatte ich das schon einmal gehört? Aus Schwertern werden Pflüge!
Heute leben wir glücklich mit zwei Kindern im schönen Thüringen. Da meines Vaters Erstgeborener (Bruderherz) in Plauen lebt, habe ich viele damalige Tage noch sehr gut in Erinnerung.
Hendrick Gruschitz

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Edelknabe » 7. Oktober 2014, 18:29

7. Oktober (in Leipzig) siehe dazu der Textauszug vom Jörg mit:

"Der 7. Oktober hat sich fest in das Gedächtnis der Ostdeutschen eingebrannt. "

Fest eingebrannt? Nicht beim Rainer. Und trotzdem, das ließ mir keine Ruhe, ich dachte, steige einfach heute im Laufe des Tages mal in deine Archive, deine Bücherschränke und suche darin die alten Hefte. Der Rainer schlägt somit sein Notizbuch 1989 auf und da steht doch genau an dem Tag....NIX, Nichts, nicht ein Eintrag? Völlig leer, dieser Tag? Aber jetzt kommt es, jetzt kommt doch der 16. Oktober, ein Montag und da steht.."Größte Demonstration in Leipzig,(ca. 120000 Teilnehmer), zögernde Offenheit der Medien"

Rainer-Maria und bin ich ein echter Zeitzeuge Leute? Meine Wenigkeit der werktätige Proletarier, der, der damals immer nur Arbeiten war, erst auf Arbeit und mindestens viermal in der Woche nach Feierabend, der also doch neben dem kreativ schweißtreibenden Schöpferischen für das Private und auch DDR-Bruttosozialprodukt die Zeit fand, mal ne interessante Notiz in den seinen Jahres -Terminkalender zu vermerken.

Na, nu beschäftigt Euch mal langsam mit dem 16. Oktober....und was war das mit Plauen...mit mageren 20000 Teilnehmern?
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon pentium » 7. Oktober 2014, 18:47

Edelknabe hat geschrieben:7. Oktober (in Leipzig) siehe dazu der Textauszug vom Jörg mit:

"Der 7. Oktober hat sich fest in das Gedächtnis der Ostdeutschen eingebrannt. "

Fest eingebrannt? Nicht beim Rainer. Und trotzdem, das ließ mir keine Ruhe, ich dachte, steige einfach heute im Laufe des Tages mal in deine Archive, deine Bücherschränke und suche darin die alten Hefte. Der Rainer schlägt somit sein Notizbuch 1989 auf und da steht doch genau an dem Tag....NIX, Nichts, nicht ein Eintrag? Völlig leer, dieser Tag? Aber jetzt kommt es, jetzt kommt doch der 16. Oktober, ein Montag und da steht.."Größte Demonstration in Leipzig,(ca. 120000 Teilnehmer), zögernde Offenheit der Medien"

Rainer-Maria und bin ich ein echter Zeitzeuge Leute? Meine Wenigkeit der werktätige Proletarier, der, der damals immer nur Arbeiten war, erst auf Arbeit und mindestens viermal in der Woche nach Feierabend, der also doch neben dem kreativ schweißtreibenden Schöpferischen für das Private und auch DDR-Bruttosozialprodukt die Zeit fand, mal ne interessante Notiz in den seinen Jahres -Terminkalender zu vermerken.

Na, nu beschäftigt Euch mal langsam mit dem 16. Oktober....und was war das mit Plauen...mit mageren 20000 Teilnehmern?


Nein, Rainer-Maria, wir beschäftigen uns im Moment nicht mit 16.Oktober! Weil es im Moment um den 7.Oktober geht!
Und in Plauen war eben die erste Demonstration, die von den Sicherheitskräften nicht mehr aufgelöst werden konnte.

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Edelknabe » 7. Oktober 2014, 18:56

Geht doch in Ordnung Pentium, bleibt bei eurem 7. Oktober. Habe halt nur ein wenig beigetragen, Dank meines Notizheftes. Nur entsorgt bitte den 16. Oktober in Leipzig nicht zu schnell....

Rainer-Maria soll ja nun kein neuzeitlicher Wettbewerb werden, wer damals zuerst...? Und geht mir gelinde gesagt auch am proletarischen Hintern vorbei.
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon pentium » 7. Oktober 2014, 21:10

Edelknabe hat geschrieben:Geht doch in Ordnung Pentium, bleibt bei eurem 7. Oktober. Habe halt nur ein wenig beigetragen, Dank meines Notizheftes. Nur entsorgt bitte den 16. Oktober in Leipzig nicht zu schnell....

Rainer-Maria soll ja nun kein neuzeitlicher Wettbewerb werden, wer damals zuerst...? Und geht mir gelinde gesagt auch am proletarischen Hintern vorbei.


Um mal kurz auf dein seltsames Notizheft zurück zu kommen, Rainer-Maria. Was steht denn da für den 9. Oktober 1989? Bestimmt auch nichts oder? Den der 9. Oktober 1989 gilt als Tag der Entscheidung in Leipzig.

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon augenzeuge » 8. Oktober 2014, 07:38

Man muss sich nur noch wundern..... [grins]

Bochum bejubelt Staatsgeburtstag
Margot Honecker gratuliert DDR-Fans im Westen zum 65.


Der 65. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik – ausgerechnet im Westen wurde er gefeiert. Vor wenigen Tagen versammelten sich 250 treue DDR-Fans in einer Schule in Bochum, um das Jubiläum eines Staates zu feiern, den es nicht mehr gibt. Auch Honi-Witwe Margot Honecker (87) meldete sich zu Wort.

Zur Festveranstaltung hatte der Verein DDR-Kabinett-Bochum geladen. Zum Auftakt wurde die DDR-Nationalhymne gesungen, dann begeisterte der Berliner Ernst-Busch-Chor das Publikum mit Arbeiterliedern. Neben einer Lenin-Büste auf der Bühne moderierte der Star-Nachrichtensprecher der „Aktuellen Kamera“, Klaus Feldmann, das Programm. Zu den Rednern gehörte auch ein ehemaliger Grenztruppen-Oberst, der extra zum DDR-Jubiläum wieder seine alte Dienstuniform angezogen hatte und „anschaulich über sein Leben als Grenzer in der DDR“sprach, wie der Veranstalter mitteilte.

Höhepunkt der Feier: An einem Rednerpult mit DDR-Emblem wurde ein Durchhalte-Brief von Magot Honecker verlesen...... [flash] [shocked]

http://www.berliner-kurier.de/politik-- ... 69230.html
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon andr.k » 8. Oktober 2014, 07:44

....hält weder Ochs noch Esel auf. [flash]

AK
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Edelknabe » 8. Oktober 2014, 08:02

Der 9.Oktober ein Montag und siehe ein Blick in mein Notizheft.Da steht wieder Nix Pentium,tut mir ja wirklich leid, zumindest nicht vom Ring oder Demonstranten oder gar von "DEM" Tag der Entscheidung in meiner Geburtsstadt Leipzig?

Da steht einfach nur Schulwoche... der Rainer machte da gerade seinen Handwerksmeister und "ZV entfällt, da schon im Grundlehrgang absolviert".

ZV? Das könnte Zivilverteidigung heißen...keine Ahnung sonst?

Rainer-Maria und ja Pentium, ich kann dir da nicht...schade...war wohl wie immer Arbeiten, auch Abends als in unserer Strasse wieder ne Völkerwanderung zur Strassenbahn(zum Ring) einsetzte. Sogar ne hochschwangerne junge Frau war an einem Montag mal dabei. Aber die schöne Geschichte(ich traf Sie später um 1995 wieder) steht hier bereits irgendwo.

Einen guten Tag allen ins Forum
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon karnak » 8. Oktober 2014, 10:07

augenzeuge hat geschrieben:Man muss sich nur noch wundern..... [grins]

Bochum bejubelt Staatsgeburtstag
Margot Honecker gratuliert DDR-Fans im Westen zum 65.


Der 65. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik – ausgerechnet im Westen wurde er gefeiert. Vor wenigen Tagen versammelten sich 250 treue DDR-Fans in einer Schule in Bochum, um das Jubiläum eines Staates zu feiern, den es nicht mehr gibt. Auch Honi-Witwe Margot Honecker (87) meldete sich zu Wort.

Zur Festveranstaltung hatte der Verein DDR-Kabinett-Bochum geladen. Zum Auftakt wurde die DDR-Nationalhymne gesungen, dann begeisterte der Berliner Ernst-Busch-Chor das Publikum mit Arbeiterliedern. Neben einer Lenin-Büste auf der Bühne moderierte der Star-Nachrichtensprecher der „Aktuellen Kamera“, Klaus Feldmann, das Programm. Zu den Rednern gehörte auch ein ehemaliger Grenztruppen-Oberst, der extra zum DDR-Jubiläum wieder seine alte Dienstuniform angezogen hatte und „anschaulich über sein Leben als Grenzer in der DDR“sprach, wie der Veranstalter mitteilte.

Höhepunkt der Feier: An einem Rednerpult mit DDR-Emblem wurde ein Durchhalte-Brief von Magot Honecker verlesen...... [flash] [shocked]

http://www.berliner-kurier.de/politik-- ... 69230.html
AZ

[flash] Ist schon sagenhaft wie viele Leute es in diesem Land gibt die irgendwie eine Meise haben. Die für den Sieg des vermeintlichen Sozialismus in der DDR vom "sicheren" Westen aus gekämpft haben waren mir damals schon immer die Liebsten. Von nichts eine Ahnung aber davon eine ganze Menge. Ab und an musste ich solch einen Kandidaten "Auf dem Boden der Deutschen Demokratischen Republik" begrüßen. Nerv, weil ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte sie haben zu Hause vor dem Spiegel lange geübt mich pausenlos mit Genosse anzusprechen, das haben wir in der Intensität nicht mal getan [flash]
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Sirius » 8. Oktober 2014, 12:19

karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Man muss sich nur noch wundern..... [grins]

Bochum bejubelt Staatsgeburtstag
Margot Honecker gratuliert DDR-Fans im Westen zum 65.


Der 65. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik – ausgerechnet im Westen wurde er gefeiert. Vor wenigen Tagen versammelten sich 250 treue DDR-Fans in einer Schule in Bochum, um das Jubiläum eines Staates zu feiern, den es nicht mehr gibt. Auch Honi-Witwe Margot Honecker (87) meldete sich zu Wort.

Zur Festveranstaltung hatte der Verein DDR-Kabinett-Bochum geladen. Zum Auftakt wurde die DDR-Nationalhymne gesungen, dann begeisterte der Berliner Ernst-Busch-Chor das Publikum mit Arbeiterliedern. Neben einer Lenin-Büste auf der Bühne moderierte der Star-Nachrichtensprecher der „Aktuellen Kamera“, Klaus Feldmann, das Programm. Zu den Rednern gehörte auch ein ehemaliger Grenztruppen-Oberst, der extra zum DDR-Jubiläum wieder seine alte Dienstuniform angezogen hatte und „anschaulich über sein Leben als Grenzer in der DDR“sprach, wie der Veranstalter mitteilte.

Höhepunkt der Feier: An einem Rednerpult mit DDR-Emblem wurde ein Durchhalte-Brief von Magot Honecker verlesen...... [flash] [shocked]

http://www.berliner-kurier.de/politik-- ... 69230.html
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[flash] Ist schon sagenhaft wie viele Leute es in diesem Land gibt die irgendwie eine Meise haben. Die für den Sieg des vermeintlichen Sozialismus in der DDR vom "sicheren" Westen aus gekämpft haben waren mir damals schon immer die Liebsten. Von nichts eine Ahnung aber davon eine ganze Menge. Ab und an musste ich solch einen Kandidaten "Auf dem Boden der Deutschen Demokratischen Republik" begrüßen. Nerv, weil ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte sie haben zu Hause vor dem Spiegel lange geübt mich pausenlos mit Genosse anzusprechen, das haben wir in der Intensität nicht mal getan [flash]


In dem Ort, in dem ich vor 1990 lebte, saß die DKP schon lange im Stadtparlament. Die Partei bekam bei Kommunalwahlen regelmäßig mehr als 5 % der Stimmen. Ein Mitschüler aus meiner Schulklasse interessierte sich für die Kommunalpolitik, und war oft Besucher im Stadtparlament. Er kannte viele der Kommunalpolitiker, auch von der DKP. Manchmal brachte er auch Wahlwerbung der DKP, wie Plakate, mit in die Schule. Eines dieser Plakate an das ich mich erinnern kann, hatte ein DIN A 2-Format. Auf dem Plakat war Europa abgebildet und darüber stand "Kohl´s Europa", wobei Kohl mit dieser Karte ein bisschen als Trottel dargestellt werden sollte, so wie in der Fernsehserie "Hurra Deutschland" [flash]. Denn statt dem Staatsnamen gab es auf dieser Karte für jeden Staat eine klischeehafte Bezeichnung. Über Italien stand z.B. statt "Italien" "Pizza-und Mafia-Land".

Eines Tages erzählte mir der Mitschüler, dass ihm einer der örtlichen DKP-Politiker erzählt hätte, dass eine Gruppe der örtlichen DKP für mehrere Wochen in die DDR gereist sei. Ich fragte ihn noch was die dort machen. Wenn ich mich richtig erinnere, erzählte er etwas von "Schulung"; ich bin mir aber nicht mehr sicher. Aber vielleicht weißt Du näheres, was solche Delegationen dort machten? [ich auch]

Ach ja, nach der Wende 89/90 war die Partei nicht mehr lange im Stadtparlament und verschwand dann Anfang bis Mitte der neunziger Jahre völlig in der Versenkung. Merkwürdig das Ganze. Ich habe noch heute keine schlüssige Erklärung, warum die Stammwähler, die die Partei immer gewählt hatten, sie plötzlich nicht mehr wählten, nur weil es den "Ostblock" nicht mehr gab.
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon pentium » 8. Oktober 2014, 21:12

Zitat:
Heute vor 25 Jahren, am 8. Oktober 1989, sah alles nach einer Eskalation aus, als sich in Dresden das Volk und die Polizei gegenüberstanden. Doch warum wurde am Ende nicht geschossen? Zwei Hauptakteure, Kaplan Frank Richter und Offizier Detlef Pappermann, schlossen auf der Straße spontan Frieden. Hier erinnern sie sich im Doppelinterview...]

quelle und Interview:
http://www.tagesspiegel.de/politik/die- ... 68480.html



Aus den Demonstranten auf der Prager Straße gingen am 8. Oktober 1989 23 Vertreter hervor, um ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer aufzunehmen. Die "Gruppe der 20"

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon pentium » 8. Oktober 2014, 21:46

Ein interessanter Beitrag in der Freien Presse zum 9. Oktober 1989 in Leipzig

Die namenlosen Sekretäre
Herbst 89 - Die entscheidende Stunde schlägt am 9. Oktober. Erich Honecker will in Leipzig ein Exempel statuieren. Doch nicht alle SED-Funktionäre folgen.

Zitat:
Im Vorfeld des 9. Oktober hatte es ein Fernschreiben von Erich Honecker gegeben, das dezidiert auf die Messestadt Bezug nahm - und nicht auf Plauen oder Dresden. In Leipzig sei die, wie es hieß, Konterrevolution "ein für allemal" zu stoppen mit allen Mitteln, die dem Staat dafür zur Verfügung stehen. Am 6. Oktober wurde zudem ein Brief eines Kommandeurs der Kampfgruppen in der "Leipziger Volkszeitung" veröffentlicht. In dem kündigte er an, wenn es sein muss mit der Waffe in der Hand, die konterrevolutionären Aktionen endgültig und wirksam zu unterbinden. In diesen Stunden wurde Wötzel klar, dass er diese Politik nicht mehr verantworten kann. Er hatte sich vorgenommen, in der Nikolaikirche vor Demonstranten zu sprechen. Bernd-Lutz Lange wollte er als "Schutzschild" gewinnen. "Der sollte vor mir sprechen. Allein wäre ich ausgebuht worden", glaubt Wötzel. Zu dieser Rede ist es nie gekommen - aber die beiden kamen in diesen Tagen eng in Kontakt...]

http://www.freiepresse.de/THEMEN/Die-na ... 002765.php

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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Volker Zottmann » 8. Oktober 2014, 21:56

Das waren schon kluge Köpfe in Leipzig,
als die Allianz gegen das Blutvergießen geschmiedet wurde. Ohne diese Menschen hätte es Mord und Totschlag gegeben, so wie es der Honecker und seine Konsorten wollten. Und mir redet niemand ein, dass ein Krenz zum Friedensengel wurde.
Der wäre ohne die Leipziger Männer wohl eher ein "Massenmörder mit sauberen Händen " geworden. Nie vergesse ich seine Sommerrede zum Chinamassaker.

Gruß Volker
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon karnak » 9. Oktober 2014, 09:19

Volker Zottmann hat geschrieben: Nie vergesse ich seine Sommerrede zum Chinamassaker.


Danach habe ich Dich schon mal gefragt, kann man die denn irgendwo noch mal lesen? Ich kann mich erinnern, dass die Westmedien damals deswegen ein riesen Theater gemacht haben, dass sich auch hier viele deswegen empört haben.Ich habe aber keinerlei Erinnerung mehr ob ich den Inhalt wahrgenommen habe und was eigentlich der konkrete Stein des Anstoßes gewesen sein soll. Er soll wohl das Massaker verteidigt haben, mit entsprechenden Abstand würde ich die Rede gerne noch mal lesen.
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Oktober 2014, 09:23

karnak hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben: Nie vergesse ich seine Sommerrede zum Chinamassaker.


Danach habe ich Dich schon mal gefragt, kann man die denn irgendwo noch mal lesen? Ich kann mich erinnern, dass die Westmedien damals deswegen ein riesen Theater gemacht haben, dass sich auch hier viele deswegen empört haben.Ich habe aber keinerlei Erinnerung mehr ob ich den Inhalt wahrgenommen habe und was eigentlich der konkrete Stein des Anstoßes gewesen sein soll. Er soll wohl das Massaker verteidigt haben, mit entsprechenden Abstand würde ich die Rede gerne noch mal lesen.


da kann ich Dir auch nicht helfen. Ich weiß nur um den Inhalt. Und im Fernsehen, da war garantiert der Westen eingeschaltet. Denn die Aktuelle Kamera vermied auch tunlichst Egon an den Pranger zu stellen. Im kollektiven Bewußtsein sind aber noch seine chinesischen Lobpreisungen. Und das bleibt auch so.

Gruß Volker
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon karnak » 9. Oktober 2014, 09:36

[flash] Es bleibt also so weil Du meinst das er das so von sich gegeben hat, es die entsprechenden Medien damals so berichtet haben. Aber genaues weiß man nicht. Schade eigentlich und merkwürdig, dass man nichts dazu lesen kann, findest Du nicht?
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Icke46 » 9. Oktober 2014, 10:05

Er hat wohl keine Rede gehalten, sondern wurde im Juni 1989 in der aktuellen Kamera entweder zitiert oder interviewt.

Zitiert aus http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Egon_Krenz.html:

Zur blutigen Niederschlagung des Studentenaufstandes auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking äußerte sich Krenz im Juni 1989 mit den Worten: es sei "etwas getan worden um die Ordnung wiederherzustellen".

Gruss

icke
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon augenzeuge » 9. Oktober 2014, 10:36

icke46 hat geschrieben: Zur blutigen Niederschlagung des Studentenaufstandes auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking äußerte sich Krenz im Juni 1989 mit den Worten: es sei "etwas getan worden um die Ordnung wiederherzustellen".
icke


Ergänzung. Krenz sagte auch:
"Die Tugend an sich ist die, daß man in dieser Welt von heute alles, aber auch alles lassen muß, was Destabilisierung fördert"."

Krenz hatte in verschiedenen Gesprächen u.a. mit Bundeskanzler Helmut Kohl und Johannes Rau, betont, er wolle "politische Probleme politisch lösen". Auch Michail Gorbatschow und der damalige UdSSR-Botschafter in der DDR, Wjatscheslaw Kotschemassow, bestätigten, Krenz habe, anders als Honecker, Gewalt abgelehnt.
AZ
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Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Oktober 2014, 11:31

AZ, dieses "Umdenken" vollzog Krenz aber erst spät, nach dem Druck, der aus Leipzig auf ihm lastete.

Gruß Volker
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Re: Meldungen aus der Region

Beitragvon Interessierter » 9. Oktober 2014, 12:26

Der Herbst 1989 im Altkreis Luckenwalde

An den Herbst 1989 hat jeder seine ganz eigenen Erinnerungen. Eines werden sie aber gemeinsam haben. Die Ereignisse haben die politischen Verhältnisse verändert. Auch in Luckenwalde haben viele Bürger aufbegehrt gegen die Verhältnisse. Eine Veranstaltung im Rathaussaal hatte für die Stadt weitreichende Folgen


Luckenwalde. Anfang November will die evangelische Kirchengemeinde in Luckenwalde eine Gedenktafel an die Jakobi-Kirche anbringen. Diese soll an die Veranstaltung am 3. November 1989 in diesem Gotteshaus erinnern, bei der das Neue Forum in Luckenwalde erstmals öffentlichkeitswirksam auftrat.

Gespräch zwischen Pfarrern und Kreis-Vertretern


Im Oktober 1989, nach den dramatischen Ereignissen in Berlin, Leipzig und Dresden, wuchs die Erwartungshaltung bei engagierten Christen und anderen Bürgern im Kreis Luckenwalde, einen Dialog über die im ganzen Land geforderten Reformen führen zu können. Auf Anregung von Pfarrer Detlev Riemer schlug Pfarrer Wilfried Flach dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“ beim Kreisausschuss der Nationalen Front, Wolfgang Frank, vor, ein Gespräch zwischen Pfarrern und Gemeindekirchenräten auf der einen Seite und Vertretern des Rates des Kreises auf der anderen Seite zu organisieren. Wolfgang Frank stimmte sofort zu.

Offene Diskussion im Rathaus

Am 24. Oktober kam es im Luckenwalder Rathaussaal zur geplanten Veranstaltung. Als Dialogpartner erschienen der Erste Sekretär der SED-Kreisleitung Jürgen Akuloff und der Vorsitzende des Rates des Kreises Klaus Siermann. 100 Interessierte nahmen an diesem Gespräch teil. „Es wurde erstaunlich offen diskutiert“, erinnert sich Wilfried Flach. Die beiden staatlichen Vertreter machten deutlich, dass über alles geredet werden könne, wenn die „führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei, der SED“, unangetastet bleibe. Da erhob sich Pfarrer Rolf Briesemeister aus Sernow und sagte, dass gerade diese führende Rolle zur Disposition stünde.

Kleinstgruppen des Neuen Forums bilden sich


„Im Nachhinein kann man sagen, dass durch diese Veranstaltung die Wende in unserem Kreis eingeläutet wurde“, sagt Flach. Die am 3. November unter anderem von den Pfarrer Siegfried Fornacon, Helmut Sell, Detlev Riemer und Wilfried Flach organisierte Vorstellung des Neuen Forums in der Jakobi-Kirche mit 1500 Besuchern, machte den eingeschlagenen Weg unumkehrbar.

Weiter hier:
http://www.maz-online.de/Lokales/Teltow ... Neue-Forum

Nur ein Beispiel dafür, dass sich nicht nur in den grösseren Städten damals etwas tat.

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon vs1400 » 9. Oktober 2014, 22:00

es dachten viele erst recht spät um
und möchten heute nicht mehr daran erinnert werden.

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Der letzte DDR-Geburtstag...

Beitragvon augenzeuge » 10. Oktober 2014, 16:51

Warum sich freundliche Patina über die Erinnerung an die DDR legt, oder warum es nur wohlfeile Stimmungsmache ist, die DDR keinen Unrechtsstaat zu nennen.
Eine Einschätzung von FRANK PERGANDE.

http://www.faz.net/aktuell/politik/25-j ... 92383.html

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