Die Ausreise aus Prag.............1989

Kommunalwahlfälschungen, Ausreisebewegung und eine sich neu formierende Opposition

Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 26. September 2014, 08:41


Tagebuch des Christian Bürger, Folge 9
DAS HISTORISCHE EREIGNIS


„Im Sommer 1968 „durfte“ ich ein historisches Ereignis miterleben: Den Prager Frühling. Die Russen marschierten in die Tschechei ein und unsere ganze Klasse wurde an die Dresdener Straße im Chemnitz gekarrt, um den russischen Panzern zu winken. Ein gruseliges Ereignis: Die betankten die Panzer, Sprit floss über die Straßen und ich hätte am liebsten das Benzin mit einem Eimer geschöpft. Was für eine Verschwendung! Ein Jahr später: Die Mondlandung. Ich bekam nichts davon mit. In den DDR-Medien wurde das Ereignis komplett verschwiegen. In der Schule haben wir am nächsten Tag darüber gesprochen, ohne dass es uns besonders begeistert hätte. Man sieht: Ein Ereignis wird nur als so spektakulär empfunden, wie es das System will.

Heute war ich selbst bei einem historischen Ereignis dabei. Eines, das das DDR-System nicht gewollt hat. Es war der emotionalste Moment meines Lebens. Dass er historisch ist, haben wir in jeder Sekunde gespürt. Niemand konnte diesen Augenblick für uns verfälschen. Und niemand wird ihn uns jemals wieder nehmen können. Egal, ob sich in der Geschichte jemals daran erinnert werden wird, wie Hans-Dietrich Genscher auf den Balkon des Palais Labkowitz trat: Für alle Flüchtlinge, die über Wochen und Monate in der deutschen Botschaft in Prag ausgeharrt hatten, wird dieser Moment für immer historisch sein.

Genscher, Außenminister der BRD, kam heute, am 30. September um etwa 17 Uhr an der Botschaft an. Hinter ihm lagen harte Verhandlungen: In New York hatte Genscher hartnäckig mit dem DDR-Außenminister Oskar Fischer verhandelt. Herr Huber begrüßte Genscher am Tor und eskortierte ihn in die Botschaft. Ich durfte hinterhergehen bis in einen Nebenraum des Kuppelsaals, wo Genscher uns das Ergebnis der Verhandlungen berichtete: Fischer hatte komplett abgeblockt. „Es gibt kein Weg, dass die Flüchtlinge ausreisen dürfen“, zitierte Genscher ihn – und mir rutschte das Herz in die Hose.

Doch Genscher war noch nicht fertig. Er erzählte, dass Fischer die Rechnung ohne den Sowjet-Außenminister Eduard Schewardnadse gemacht hatte. Der merkte an, dass Honecker die Direktive ausgegeben hatte, dass bis zum 7. Oktober, zum Jahrestag der Republik, das „Problem Prag“ vom Tisch sein sollte. „Sind Kinder unter den Flüchtlingen?“ fragte Schewardnadse. Genscher nickte. „Viele Kinder.“ Daraufhin hat Schewardnadse gesagt: „Dann helfe ich dir, dann machen wir das.“ Und dann hat er sich mit Fischer verständigt – und die Sache war vom Tisch. Und darum war Genscher jetzt hier.

Das Megafon, das Weber mir am Tag zuvor nicht geben wollte, bekam nun Genscher. Es wurde auf dem Balkon des Palais zusammen mit einem kleinen Scheinwerfer installiert, bevor sie alle rausgetreten sind. Ich stand mit Weber in der Tür zum Balkon. Es war gigantisch. Die Menge war natürlich durch die Ankunft Genschers angeheizt worden. Sprechchöre schallten zu uns hoch. „Genscher, Genscher“, „Freiheit, Freiheit.“ Es gibt nichts Erhebenderes, nichts Ergreifenderes, nichts Schöneres, als wenn 4000 Kehlen „Freiheit“ schreien. Das haben sie in ganz Prag gehört, da bin ich mir sicher.

Dann trat Genscher ans Megafon. Mein ganzer Körper war wie elektrisiert – und ist es noch, wenn ich daran denke. Tränen schossen mir in die Augen noch ehe Genscher etwas gesagt hatte. Ich sah nicht nur einen Politiker, der auf einem Balkon stand. Ich sah zum ersten Mal ganz konkret das Ziel vor Augen. Die Lösung meines Problems, aus der DDR herauszukommen, war zum ersten Mal greifbar! Ich spürte: Es ist geschafft! Wir haben zusammengehalten, wir haben gelitten und gekämpft und jetzt haben wir es den Bonzen gezeigt. Jetzt sind wir durch. „Liebe Landsleute“, sagte Genscher. „Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise…“ Ich schrie auf bei diesem Wort. Genau wie alle anderen 4000 Flüchtlinge. Wir weinten, grölten, jubelten und fielen uns in die Arme. Es war wirklich wahr! Wir bekamen die offizielle Erlaubnis, in die Bundesrepublik Deutschland auszureisen!

Doch es gibt einen Haken. Während ich diesen Text schreibe, sitze ich in einem Zug Richtung BRD. Doch dieser Zug fährt durch das Territorium der DDR. Das ist die Bedingung, die die Regierung an die BRD gestellt hat. Ist dies nur ein Trick? Werden wir sicher ankommen? Ich weiß es nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass wir Genscher vertrauen können. Aber sicher, dass wir in der BRD ankommen, bin ich nicht. Er wurde kurz ausgebuht, als er auf dem Balkon verkündete, dass wir durch die DDR fahren müssen, doch jeder Flüchtling ist in einen Zug gestiegen. Eine nervenaufreibende Reise steht uns bevor. Unsere letzte Prüfung.“

http://blog.deutschland.de/das-historische-ereignis/

Schon bezeichnend wie DDR-Außenminister Oskar Fischer eine Ausreise der Flüchtlinge ablehnte und Schewardnadse dann dafür sorgte, dass ihre Ausreise genehmigt wurde. Auch nach 25 Jahren lässt mich diese Geschichte nicht unberührt. Die Szene mit Genscher auf dem Balkon und der Aufschrei der 4.000 Menschen hat sich für ewig in mein Herz eingebrannt und unvergeßlich gemacht.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Beethoven » 26. September 2014, 15:18

Interessierter hat geschrieben:[size=150]

Schon bezeichnend wie DDR-Außenminister Oskar Fischer eine Ausreise der Flüchtlinge ablehnte und Schewardnadse dann dafür sorgte, dass ihre Ausreise genehmigt wurde. Auch nach 25 Jahren lässt mich diese Geschichte nicht unberührt. Die Szene mit Genscher auf dem Balkon und der Aufschrei der 4.000 Menschen hat sich für ewig in mein Herz eingebrannt und unvergeßlich gemacht.

" Der Interessierte "


Ja, ist mir auch unvergeßlich. Man sieht es ja jede Woche in irgendeinem der interessanten Dokus bei ZDF Info, MDR oder so. [denken]

Gruß
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 27. September 2014, 17:50

Tagebuch des Christian Bürger, Folge 10
VON DER FREIHEIT GETRAGEN


„Dies ist mein erster Tagebucheintrag, den ich in Westdeutschland schreibe. Vor etwa einem Jahr war ich in der deutschen Botschaft in Prag angekommen. Heute, im Juli 1990, ist Deutschland nicht nur wiedervereinigt sondern auch Fußball-Weltmeister. Nach dem Finale schritt Trainer Franz Beckenbauer allein über den Rasen. Ich weiß genau, wie er sich dabei fühlte. Genauso wie ich damals an meinem letzten Tag in der Botschaft: Vom schönen Garten des Palais Lobkowitz ist nichts mehr übrig. Nur noch Schlamm und platt getretene Pfade. Zelte stehen dicht an dicht, ihre Planen flattern leise. Das einzige Geräusch, das zu hören ist. Niemand ist mehr hier. Nur noch ich. Ich gehe durch den Garten der Botschaft, der so wirkt, als sei hier eine Schlacht geschlagen worden. Es war eine Schlacht – aber eine ohne Blutvergießen. Es war der Prolog zum Mauerfall: Einer friedlichen Revolution in einem ehemals geteilten und geschundenen Land, in dem zu viel Blut vergossen worden war.

Ich schloss meinen Bürocontainer ab, packte meine Tasche und schaute noch einmal in das ein oder andere Zelt. Alle waren leer. Die Menschen waren nun auf dem Weg in die Freiheit. Ich verabschiedete mich von Herrn Weber und ging durch das Außentor, durch das ich gekommen war. Wir hatten zwei Stunden Zeit, die bereitstehenden Busse zu besteigen, die uns zum Bahnhof bringen sollten. Ich half ein wenig mit bei der Koordination. 5000 Menschen in zwei Stunden in Busse zu bekommen, ist nicht ganz so einfach. Bei einigen war der Fluchtgedanke geweckt worden: „Wer zuerst kommt, ist zuerst im Westen.“

Die Straße stand voll mit wahrscheinlich allen Bussen, die in Prag aufzutreiben gewesen waren. Überall Presse und Medienauflauf, viele tschechische Bürger. Sie applaudierten uns vom Straßenrand aus, haben sich ehrlich für uns gefreut. Und wir, die Parade der Flüchtlinge, schritten die klatschenden Prager ab und bestiegen die Busse. Erfüllt von einem triumphalen Gefühl. Wie Gladiatoren, die von einer siegreichen Schlacht heimkehren.

Leider hatte ich nicht die Gelegenheit gehabt, mich von dem Botschafter-Ehepaar Huber zu verabschieden. Doch bald werde ich sie wiedersehen – in ein paar Wochen bin ich zu einem Grillfest eingeladen, das die Hubers zum einjährigen Jubiläum unserer Ausreise geben. Als die Einladung kam, entschloss ich mich, dieses Tagebuch weiterzuführen. Einmal im Westen angekommen, hatte ich kein Bedürfnis mehr, meine Gefühle aufzuschreiben und zu reflektieren. Ich glaube, die Texte hatten mir vor allem geholfen, die Hoffnung nicht zu verlieren – und das Ziel nicht aus den Augen.

Doch bevor ich die Menschen, mit denen ich die aufregendste Zeit meines Lebens verbrachte habe, wiedersehe, möchte ich meine Geschichte einmal vollständig erzählt haben. Und daher werde ich jetzt noch einmal zurückkehren in den Zug, der mich in den Westen brachte. In meinen ,Zug in die Freiheit’.“

http://blog.deutschland.de/von-der-freiheit-getragen/
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon manudave » 27. September 2014, 19:01

Auch ich werde nächste Woche zusammen mit einigen Beteiligten, die bei der Verleihung des Point-Alpha-Preises an Vaclav Havel vor einigen Jahren in der deutschen Botschaft in Prag waren, den 30.09. mit einem Essen feiern.

Denn es war auch mein Zug in die Freiheit, wobei ich wahrscheinlich in die Kategorie "Wirtschaftsflüchtling" falle - Hanuta hatte wirklich schönes goldenes Papier... [super]
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 28. September 2014, 21:27

Tagebuch des Christian Bürger, Folge 11
GEISTER-BAHNHÖFE


„Als ich die Botschaft verließ, fragte Herr Weber mich zum Abschied, ob ich gleich einen der ersten Züge nehmen würde. „Der Kapitän verlässt als Letzter das Schiff“, antwortete ich scherzhaft. Aber tatsächlich bin ich erst mit dem letzten Zug ausgereist.

Gegen die Enge, die wir gewohnt waren, kam uns die Enge im Zug geradezu kuschelig vor. Natürlich hatte nicht jeder einen Sitzplatz. Viele mussten stehen, einige saßen auf der Toilette oder im Gang. Aber das konnte uns natürlich nicht stören. Ich könnte nicht einmal mehr sagen, ob es warm oder kalt, dunkel oder hell im Zug war. Das war absolut zweitrangig und ich habe auf die profanen Dinge einfach überhaupt nicht geachtet, so dass ich mich jetzt auch nicht mehr daran erinnern kann. Alle achteten nur gespannt darauf, ob der Zug sich endlich in Bewegung setzt. Ob nicht doch etwas dazwischen kommen würde und wir wieder aussteigen müssten.

Als es dann tatsächlich losging, brandete wieder Jubel auf. Ein kurzer Jubel, wenn ich mich recht erinnere. Denn die Fahrt führte zurück in die DDR. Und in diesem Staat war keinem von uns zum Jubeln zumute. Ich weiß noch, wie mich beklemmendes Unbehagen überkam, als wir die Grenze in Karl-Marx-Stadt einfuhren. Plötzlich war diese Angst wieder da, die ich in der DDR permanent gespürt hatte. Sie schien hier überall zu lauern. In Karl-Marx-Stadt hielt der Zug am Bahnhof an – und zwar mittendrin auf dem mittleren Gleis. Eine gespenstische Szenerie umgab uns. Ich merkte, dass alle um mich herum die gleiche Beklemmung spürten wie ich. Uns wurde Angst und Bange, denn auf dem gesamtem Bahnhof und auch auf dem Vorfeld war nicht eine Menschenseele zu sehen – nicht eine. Ständig rasten die Gedanken im Kopf: Holen sie uns raus? Warum halten wir an?

Jetzt ist ein leerer Bahnhof an sich schon sehr gespenstisch. Wenn man aber auf der Flucht ist und Angst hat, dass jederzeit etwas Unvorhergesehenes passieren kann, dann wirkt er nicht nur gespenstisch sondern regelrecht bedrohlich. Hinzukommt, dass wir alle in den letzten Monaten Tag für Tag und Nacht für Nacht von unzähligen Menschen umringt gewesen waren. Jetzt aus dem Fenster zu schauen und einfach niemanden zu sehen wirkte für uns noch befremdlicher und surrealer als es ohnehin schon war.

Und dann war da dieses erhöhte Büro, von wo aus der Bahnverkehr geregelt wird. Ich schaute hoch und sah plötzlich über dem Milchglas zwei Augenpaare. Keine Menschenseele zu sehen. Nur diese beiden Augenpaare hinter Milchglas, die auf uns gerichtet waren. Es schienen die Augen des gesamten Systems zu sein – sie hätten nicht gruseliger sein können.

Dieses Horrorszenario wiederholte sich an allen Bahnhöfen, durch die wir fuhren. Man könnte meinen, wir hätten uns im Laufe der Fahrt daran gewöhnt, aber so war es nicht. Mit jedem Bahnhof wurde die Beklemmung eher größer. Denn da spukten uns allen schon die Fragen durch den Kopf: „Was haben die vor? Was passiert hier noch?“

Ich habe später erfahren, dass die anderen Züge oft von Menschen mit Transparenten oder winkenden Passanten gegrüßt wurden. Aber wir war der letzte von vier Zügen – und da war das System am besten vorbereitet. Die wollten, dass unsere Zugfahrt so unangenehm wie möglich ist.“

http://blog.deutschland.de/geister-bahnhoefe/
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 29. September 2014, 07:46

Tagebuch des Christian Bürger, Folge 12
EIN LETZTES TREFFEN MIT DER STASI


„Reichenbach. Hier war die Angst am größten. Unser Zug machte den letzten Halt auf DDR-Gebiet. Vier Herren stiegen ein, denen man schon aus Kilometern Entfernung angesehen hat, zu welcher Firma die gehörten. Zwei von ihnen kamen in unser Abteil und die anderen beiden gingen in ein anderes und… „Die Personalausweise bitte!“

Manch einer weigerte sich, den Pass zu zeigen. Die meisten hatten in den letzten Jahren die Erfahrungen gemacht, dass es nie positive Folgen hatte, wenn man einem Stasi-Mitarbeiter ein Ausweispapier übergab. Doch wer sich weigerte, wurde schroff angeschrien: „Das ist Eigentum der Deutschen Demokratischen Republik! Die haben Sie abzugeben!“ Also wurden die Ausweise eingezogen und nicht mehr zurückgegeben. Das hat die wenigsten gestört. Aber ich trug natürlich immer noch mein „Kainsmail“ mit mir herum. Das PM-12, das mich als gesuchten Republiksflüchtling auswies. Damit würden die mich nicht weiterfahren lassen – da war ich mir ganz sicher. Der Gedanke, dass sie mich aus dem Zug holen würden und ich wieder im Gefängnis landen würde, stieg in mir auf.

Eine Welle der Angst brach wieder über mir zusammen. Aber ich hatte gelernt, mich nicht mehr von der Welle mitreißen zu lassen. Die Angst war mittlerweile mein ständiger Verfolger, den ich aber jetzt kurz vor dem Ziel nicht die Gelegenheit geben wollte, über mich herzufallen. Den Flüchtlingen um mich herum ging es genau so. Mit der Angst, dass die Reise hier zu Ende sein würde, kam eine unheimliche Stille auf. Dann ging die Tür zu unserem Abteil auf. Als ich nach meinem Ausweis gefragt wurde, hatte ich die Wahl, nach Ausflüchten zu suchen oder eine Angriffstaktik zu wählen. So kurz vor dem Ziel, bei meiner letzten großen Prüfung, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und entschied ich mich für Letzteres. Wie dieser Stasi-Kerl mich anstarrte… In diesem Moment merkte ich auch, dass ich in den letzten Wochen in der Botschaft so viel Mut und Selbstbewusstsein getankt hatte, dass die Angst, gar nicht mehr die Möglichkeit hatte, über mich herzufallen.

Plötzlich nahm ich den Stasi-Mann gar nicht mehr als bedrohlich wahr. Ich hatte fast sogar Mitleid mit ihm. Er war nur ein kleiner Beamter in einem System, von dem wir alle im Zug uns gerade befreiten. Er hatte nicht das Glück, wie wir in einem Zug in die Freiheit zu sitzen. Er war nur ein bemitleidenswertes Teilchen im System. Und diesem Teilchen sagte ich frech: „Na, meinen Ausweis habt ihr doch schon lange!“

Das Stasi-Teilchen fragt mich nach meinem Namen und zückt ein Büchlein. „Christian Bürger“, sage ich so selbstbewusst wie möglich. In diesem Moment schnellen die Köpfe von allen vier Stasi-Beamten zu mir herum. Sie schauen mich an, als würden sie David Hasselhoff auf der Berliner Mauer tanzen sehen. Als wäre ich prominent… Ich bin verwirrt, aber gebe die Maske des selbstbewussten Trotzkopfs nicht auf. Ich halte ihren Blicken stand. Das Stasi-Teilchen schreibt etwas in sein Büchlein, guckt mich noch kurz an und geht weiter. Sammelt weiter Ausweise ein.

Erst im Westen wurde mir klar, was da passiert war. Immer wieder war ich in der Botschaft von Journalisten der Westpresse interviewt worden. Ständig war ich als Stimme der Flüchtlinge in den Tagesthemen zu sehen gewesen. Die Presse war in der Botschaft so sehr Teil meiner Alltagsroutine geworden, dass ich ihr gar keine Bedeutung mehr beigemessen hatte. Ich war während der Zeit in Prag prominent geworden. Hätten Sie mich verhaftet, hätte es einen Skandal gegeben. Die Medien hatten mich immun gemacht. Mein Zug in die Freiheit setzte sich wieder in Bewegung.“

http://blog.deutschland.de/ein-letztes- ... der-stasi/
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 30. September 2014, 05:51


Tagebuch des Christian Bürger, Folge 13
ANKUNFT IM WESTEN


„Kaum hatten die vier Stasi-Offiziere unseren Zug verlassen, rollte eine Welle des Übermuts durch alle Abteile. Einige Menschen öffneten die Fenster und schmissen den Eisenbahnern und den Grenzern ihr Geld entgegen – „Kauft euch ‘ne Wurst!“ rief einer. Oder: „Das brauchen wir jetzt auch nicht mehr!“

Es waren nur noch wenige Kilometer bis über die Grenzen. Doch noch hatten wir es nicht geschafft. Wir waren immer noch auf DDR-Territorium. Ich hatte Angst, dass uns der Übermut in letzter Sekunde noch den Hals kosten würde. Doch dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung und alle Angst war verflogen. „Jetzt liegt nur noch ein bisschen Niemandsland vor mir“, dachte ich. „Dann ist es geschafft…“ Und tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass kaum ein paar Minuten vergangen waren, bis ich dieses Schild sah, das verkündete, dass wir das bayerische Staatsgebiet erreicht hatten. Und dann waren wir da! Am Bahnhof im bayerischen Hof.

Mein Atem wurde schwer. Mir wurde schummrig zu Mute. Das Zischen der Türen, die sich öffneten, kam mir unendlich laut vor. Wie im Kino sah ich Menschen zu, die aus dem Zug sprangen und sich auf die Erde des Bahnhofs in der fränkischen Stadt Hof warfen. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich realisiert hatte, dass ich diese Menschen keineswegs auf einer Leinwand sah. Nein, ich sah durch das Fenster meines Abteils. Und ich konnte selbst einer von ihnen sein!

Ich stand auf und gliederte mich gleich in die Schlange der Menschen ein, die nach draußen strömten. Ach was, ich „gliederte mich nicht ein“ – ich wurde mitgerissen, kaum dass ich aufgestanden war. Und dann stolperte ich in die Freiheit hinaus, fiel beinahe auf den Boden und küsste ihn. Das klingt jetzt sicher wieder albern, pathetisch oder sonst wie komisch: Aber in diesem Moment hatte ich wirklich das Bedürfnis die Freiheit zu küssen! Und die wurde absurderweise in diesem Moment nun mal durch einen Bahnsteig in einer kleinen Stadt symbolisiert. Ich wollte schreien, ich wollte tanzen, ich wollte… Ach, ich weiß gar nicht, was ich wollte. Die Glückgefühle überschwemmten meinen Körper so sehr, dass ich gar nicht mehr denken konnte. Da war nur noch die reine ungetrübte Freude, die ich zuvor und nie wieder danach gespürt habe. Und die das genaue Gegenteil war von der lähmenden Verzweiflung, die ich vor Jahren in meiner Küche gespürt hatte, als ich das Ablehnungsschreiben zu meinem Ausreiseantrag lesen musste.

Erst dann sah ich die Brücke, die über die Gleise führte. Die war voll mit Menschen, die die bayerische und deutsche Fahne schwenkten und die uns jubelnd begrüßten. Tatsächlich so, dass ich heute nicht mal mehr beschreiben kann, wie der Bahnhof in Hof ausgesehen hat. Die Brücke war voller Menschen, der Bahnsteig war voller Menschen. Da standen alte Omis mit Tabletts voller belegter Brötchen und mit Kaffeekannen. In der Bahnhofshalle hatten alle möglichen Organisationen und Institutionen Stände aufgebaut – das Rote Kreuz und die Caritas verteilten Klamotten.

Es war ein unglaublich herzlicher Empfang. Ich fühlte mich wie ein Fußballweltmeister, der nach Hause kommt. Ja, ich fühlte in diesem Moment, dass hier mein Zuhause war. Und sein sollte.“


http://blog.deutschland.de/ankunft-im-westen/

Unter dem gleichnamigen Titel - Zug in die Freiheit - gibt es heute auf Arte einen 90minütigen Dokumentarfilm.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Edelknabe » 30. September 2014, 07:56

Siehe der Link von Interessierter mit:

" In der Bahnhofshalle hatten alle möglichen Organisationen und Institutionen Stände aufgebaut – das Rote Kreuz und die Caritas verteilten Klamotten."

Dazu fällt dem Rainer mit etwas Humor ein, der gestandene DDR-Bürger wurde schon mal eingestimmt, etwas unbewusst zwar aber immer hin eingestimmt...,was dann kommen wird, wie es dann gekommen ist..."die Fress-und Klamotten"-Tafeln.Diesen gesellschaftlichen Rückschritt kannte er nämlich in seinem zu diesem Zeitpunkt noch nicht....hahahhuhi

Rainer-Maria denn Bruder und Schwester begrüßten somit den Zoni...Zonenbürger ..."mit ihren doch recht menschlich gestalteten gesellschaftlichen Fortschritten"

Einen guten Tag allen ins Forum
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 30. September 2014, 08:39

Edelknabe das ist nicht etwas Humor, sondern grobe Geschmacklosigkeit. Aber was soll man schon von Dir erwarten, den ja nicht einmal die Toten an der Grenze interessierten, nach eigener Aussage.

Übrigens standen unsere Schwestern und Brüder aus den neuen Bundesländern dem in nichts nach und empfingen uns gleich nach der BAB - Abfahrt Magdeburg ebenfalls mit Heißgetränken und selbstgebackenem Kuchen, der wunderbar schmeckte.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon pentium » 30. September 2014, 12:01

Passend zum Thema

Nächster Halt Hof
Die Ankunft der Botschaftsflüchtlinge
Von Franziska Michel

1. Oktober 1989:

Die erste Welle. Die Züge der "Umsiedler" aus Ostdeutschland rollen in den Bahnhof in Hof ein.
Schon einen Tag zuvor wurde die freudige Botschaft vom BRK verkündet. In kürzester Zeit wurden Pflegestationen und Essensausgaben eingerichtet. Die Anzahl der freiwilligen Helfer ist überwältigend. Damit hat niemand gerechnet.

Es ist genau 6.14 Uhr. Die Züge haben zwei Stunden Verspätung. Der Jubel und die Euphorie der riesigen Menschenmasse treffen die rund 4000 Flüchtlinge unvorbereitet. Von deren Erschöpfung und Angst ist in diesem Moment nichts zu spüren. Manche bleiben in den Zügen sitzen. Zu müde sind viele, um sich in der tobenden und lauten Masse zu verlieren.

Kurz nach 17 Uhr. Der sechste und letzte Sonderzug rollt in den Bahnhof. 5490 Flüchtlinge sind schließlich in Hof angekommen. Jeder der Ankommenden verweilt rund zwei Stunden in der Stadt. Danach geht es nach Bayreuth, Nürnberg, Coburg, Gießen, Weiden und in andere Notaufnahmelager. Von dort werden sie in die Notquartiere und Übergangswohnheime der Bundesländer verteilt.

5. Oktober 1989:

Die zweite Welle. Zwei Tage nach Eintreffen der Flüchtlinge wird bereits die Nachricht von der Ankunft weiterer Sonderzüge verkündet. "Zehn bis zwölf" könnten es werden, heißt es. Für die Helfer bedeutet das das Ende der kurzen Ruhephase. 11 000 bis 12 000 weitere Flüchtlinge werden erwartet. Am frühen Morgen kommt der erste Zug an, am Ende werden es insgeseamt acht Züge sein. Alle zwanzig Minuten folgt der nächste. Das Bild gleicht dem der ersten Welle. Die Helfer leisten wieder beachtliche Hilfe und auch die Hofer selbst bereiten den Ankommenden einen herzlichen Empfang, der noch lange in Erinnerung bleiben soll. "Für uns Jugendliche, die als Helfer des Roten Kreuzes am Bahnhof die ganze Nacht ausgeharrt hatten, war die Ankunft ein großartiges Erlebnis", erinnert sich der damalige Oberstufenschüler Andreas Müller. Man habe den Ankommenden sofort Getränke, Suppen und auch Babynahrung zur Verfügung gestellt.

Es werden rund 7600 Einreisende gezählt, von denen 2171 die Züge in Hof verlassen. Etwa die Hälfte wird von Privatpersonen abgeholt oder schlägt sich alleine in Hof durch. Die restlichen rund 1000 Übersiedler suchen Unterschlupf in den Hofer Notaufnahmequartieren: Beamtenfachhochschule, Freiheitshalle, Jahnturnhalle und andere Schulturnhallen. So gilt es diesmal nicht nur, die Ankommenden zu versorgen, sondern auch zu beherbergen, was sich als durchaus problematischer erweist. Viele von ihnen sind sehr jung und alleinstehend. Um 10 Uhr fährt der erste Bus in die Notaufnahmequartiere. Bereits eine Stunde später ist das "Auffangquartier der dritten Stufe" - die Beamtenfachhochschule - komplett überfüllt. Die Studenten und Studentinnen stellen ihre Appartements zur Verfügung, und etwa 100 von ihnen bleiben als freiwillige Helfer vor Ort.

6. Oktober 1989.

Die Stadt Hof hat die Durchführung des Notaufnahmeverfahrens in Gang gebracht. Damit beginnt die Registrierung der in Hof verbliebenen Flüchtlinge durch die Mitarbeiter des Bundesgrenzschutzes und des Länderbeauftragten. Die Übersiedler bekommen einen deutschen Reisepass und Überbrückungsgeld in Höhe von 200 D-Mark. Nach der Abreise der meisten Personen werden die restlichen in die Freiheitshalle umquartiert, so dass der Fachhochschulbetrieb wieder aufgenommen werden kann. In der oberfränkischen Stadt Hof kehrt langsam wieder der Alltag ein...

http://www.frankenpost.de/lokal/naila/n ... 43,3621899

Rainer-Maria, ziehe dich mal nicht an dem Satz:
Es wurden Klamotten verteilt, hoch! Wenn man im Sommer in die Botschaft geflüchtet ist, hat man bestimmt keinen Schrankkoffer mit Kleidung dabei gehabt! Um sich jetzt, also im Oktober etwas wärmeres anzuziehen. Ergo wurde wärmere Keidung verteilt. Auch ist doch völlig normal, dass man bei dieser Anzahl der ankommenden Flüchtlinge, Getränke, Suppen und auch Babynahrung vom DRK und von anderen Organisationen verteilt! Lese mal im Thread: Die Ausreise aus Prag.............1989! Dort steht einiges über die Zustände in der Botschaft. Und Mitropa-Wagen fehlten im Zuglauf der Züge aus Prag.

mfg
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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Volker Zottmann » 30. September 2014, 14:48

Erklärt´s ihm doch nicht auch noch... [peinlich]

Edelknabes Einlassungen künden von seiner bitteren seelischen Armut.
Nicht fähig, sich in irgendeiner Weise in die Lage der gerade Übergesiedelten zu versetzen.

Christian Bürger beschreibt seine Empfindungen so plastisch, dass man mitfühlen kann... wenn man kann!
Es sind Einige hier, die sicher einen Kloß im Hals verspüren, wenn sie Bürgers Sätze lesen. Ich selbst fühle mich an den 12.11.89 zurückversetzt, als wir endlich als komplette Familie im Harz bei Stapelburg den Sperrzaun durchschritten.

Edelknabe, ich glaube Du ahnst nicht ansatzweise, was an mir in diesem Moment alles abfiel, wie befreiend, ergreifend dies war.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon pentium » 30. September 2014, 15:03

Gestern Abend Fakt ist...! Nein nicht aus Dresden sondern aus Prag und mit dabei Christian Bürger.

http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a ... 15b49.html

mfg
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 30. September 2014, 16:20

Vielen Dank. Eine interessante Diskussion.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon LO-driver » 30. September 2014, 19:32

Ich hoffe unser User "manudave" ist zur Zeit in Prag zu gegen und läßt uns von seinen Eindrücken mit Bildern
des Tages teilhaben. Währe sehr nett von ihm. Der Junge hat als Kind alles Hautnah erlebt.
"Der Hintergrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten." (Albert Einstein)
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon augenzeuge » 30. September 2014, 20:50

Ich habe bisher noch keine umfassendere Doku über das Thema gesehen. [super]

Wers verpasst hat:
http://www.arte.tv/guide/de/048730-000/ ... e-freiheit

AZ
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 1. Oktober 2014, 04:53

Da kann ich Dir nur beipflichten. Auch nach 25 Jahren immer noch sehr bewegend diese Bilder zu sehen und die Schilderungen von diesen Zeitzeugen zu erleben.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon andr.k » 1. Oktober 2014, 08:05

Unglaublich was sich die DDR-Führung hat einfallen lassen. Die Züge zu verriegeln, keine Heizung … Dann noch der Spruch vom Lokführer… [mundzu]

AK
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 1. Oktober 2014, 13:36

Ja Andreas, der Spruch war wirklich die Härte. Ich glaube hätte er es einem der Flüchtlinge ins Gesicht gesagt, dann hätte er anschließend aus der Schnabeltasse trinken müssen.

Es war eine eindrucksvolle Dokumentation, wie Jörg schon schrieb. Viele Dinge gingen mir persönlich auch heute noch extrem " unter die Haut " und immer wieder die Rufe " Freiheit - Freiheit und die unbändige Freude, die Freudentränen der Menschen als sie in den Bhf Hof einfuhren und dieses immer wieder aus den geöffneten Fenstern riefen. Selbst der bundesdeutsche Botschaftsangehörige stimmte in ihr Rufe ein.

Besonders bewunderswert fand ich den Botschafter Huber und seine Frau. Zwei wunderbare Menschen. Unvergesslich auch wie der deutsche Botschaftsmitarbeiter die uniformierten Prager Beamten anschrie, dass sie den Flüchtling loslassen sollten, der über den Zaun klettern wollte. Die waren so erstaunt, dass sie ihn losließen und der Botschaftsangehörige ihn am Arm nahm und mit ihm auf das Botschaftsgelände ging. Das nenne ich Zivilcourage !

Für mich waren das unvergeßliche 90 Minuten.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Nostalgiker » 1. Oktober 2014, 13:47

Es ist durchaus ergreifend warum du der Restwelt mitteilst warum du dich eingenässt hasst aber mich interessiert es nicht die Bohne .....

Realer wäre es gewesen nach 25 Jahren mal einige von diesen Freiheits-Gröhlern zu finden um ihren Werdegang nach '89 in "Freiheit" aufzuzeigen ....
Ich möchte nicht wissen wie viele von denen grandios in der "Freiheit" gescheitert sind.
Nur darüber redet selbstverständlich keiner das ein Teil der Menschen welcher in dem System "DDR" nicht zurechtkamen im System "BRD" völlig untergingen.
Passt irgendwie nicht zum volltrunkendem, beseeltem offiziellen "25jährigen Annektions - und Übernahmejubiläum" .


Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 1. Oktober 2014, 14:34

" Thoth ", das ist völlig OT. Das Thema lautet hier :

ZUG IN DIE FREIHEIT

Sei einfach so freundlich und zerschieße nicht das Thema.

Zitat " Thoth ":
Es ist durchaus ergreifend warum du der Restwelt mitteilst warum du dich eingenässt hasst aber mich interessiert es nicht die Bohne ....


" Thoth " das ist leider noch weit unter der untersten Schublade , um darauf einzugehen, aber wir können uns gerne einmal auf halber Strecke treffen und dann kannst Du das mir ja gerne von Angesicht zu Angesicht noch einmal wiederholen. Das ist doch ein Angebot was Du eigentlich nicht ausschlagen solltest. [wink]

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Nostalgiker » 1. Oktober 2014, 14:54

Warum nicht Interessierter, selbst bei deiner mangelhaften Auffassungsgabe sollte dir nicht entgangen sein das ich solch netten "Einladungen" nicht aus dem Weg gehe.
Nenne Zeitpunkt und Ort; inklusive Alternativtermin; und ich werde dir mitteilen wann ich dir erscheine ....

Thoth
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon augenzeuge » 1. Oktober 2014, 15:02

Thoth hat geschrieben: Realer wäre es gewesen nach 25 Jahren mal einige von diesen Freiheits-Gröhlern zu finden um ihren Werdegang nach '89 in "Freiheit" aufzuzeigen ....
Thoth


Wenn du es gesehen hättest, dann wüsstest du, dass man sehr wohl einige Flüchtlinge gezeigt hat. Und teilweise hat man sogar ihr Zuhause gesehen.

Auch wenn einige womöglich nicht das erreicht haben, was sie wollten, es ist m.E. immer noch besser diesen Weg zu wählen und etwas selbst zu probieren, eigene Erfahrungen zu machen, als sein Leben vom Staat gelebt zu bekommen... Aber ich verstehe, wenn es Menschen gibt, die davor Angst haben und es nicht wollen. Ein Leben gehört dem Menschen, nicht einem Staat.


@Edelknabe
Schau dir bitte den Bericht mal an und lausche den Aussagen Gysis......als er davon erzählt, wie er sich in der BRD-Botschaft in Prag neben Vogel fühlte.
Stichwort:"Junge Leute"...du wirst dich an meine früheren Worte erinnern. [wink]

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Nostalgiker » 1. Oktober 2014, 15:21

Augenzeuge, du redest gequirlten Mist a la "als sein Leben vom Staat gelebt zu bekommen" .... wo hast du denn diesen populistischen Schwachsinn aufgeschnappt und gemeint das er; der Schwachsinn; zukünftig eine deiner Argumentationshilfen sei ....
Bestimmt wurdest du bis zu deiner Ausreiseflucht zu 100% vom "Staat gelebt". Wenn es denn so wäre wundert mich bei dir überhaupt nichts mehr.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon augenzeuge » 1. Oktober 2014, 15:23

Thoth hat geschrieben:Augenzeuge, du redest gequirlten Mist a la "als sein Leben vom Staat gelebt zu bekommen" .... wo hast du denn diesen populistischen Schwachsinn aufgeschnappt und gemeint das er; der Schwachsinn; zukünftig eine deiner Argumentationshilfen sei ....
Bestimmt wurdest du bis zu deiner Ausreiseflucht zu 100% vom "Staat gelebt". Wenn es denn so wäre wundert mich bei dir überhaupt nichts mehr.

Thoth


Junge, Junge, Thoth, du musst nicht immer ausfallend werden, wenn du etwas nicht verstehst. [bloed]
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Oktober 2014, 15:28

Thoth hat geschrieben:Es ist durchaus ergreifend warum du der Restwelt mitteilst warum du dich eingenässt hasst aber mich interessiert es nicht die Bohne .....

Realer wäre es gewesen nach 25 Jahren mal einige von diesen Freiheits-Gröhlern zu finden um ihren Werdegang nach '89 in "Freiheit" aufzuzeigen ....
Ich möchte nicht wissen wie viele von denen grandios in der "Freiheit" gescheitert sind.
Nur darüber redet selbstverständlich keiner das ein Teil der Menschen welcher in dem System "DDR" nicht zurechtkamen im System "BRD" völlig untergingen.
Passt irgendwie nicht zum volltrunkendem, beseeltem offiziellen "25jährigen Annektions - und Übernahmejubiläum" .


Thoth


Deine tiefe Verachtung all Jenen gegenüber, die 1989 die Wende zum Besseren wollten und vollzogen, kannst Du deutlicher kaum zum Ausdruck bringen.
Ich frage mich, wie Du Dich in Potsdam, in der Villa Schöningen nur so verstellen konntest. Wir müssen Dich doch regelrecht angeekelt haben....
Ich spüre Deinen Hass auf jene, die der Führungsriege den Garaus machten, die deren und wohl auch Dein Herrschaftsimage beendeten.
Volker
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Nostalgiker » 1. Oktober 2014, 15:36

Es verwundert mich nicht im geringsten Volker Zottmann.
Wer die Restauration des Kapitalismus, sprich Privateigentum, als die Wende zum Besseren sieht dem ist echt nicht mehr zu helfen. Da schleicht sich der Eindruck ein das die Person welche solchen Mist äußert die Schulzeit mit all ihren Fächern komplett im Tiefschlaf verbracht hat und danach durch irgendein Gendefekt resistent gegen jegliche Erkenntnis war was gesellschaftliche Entwicklungen betraf.
Soll kein Vorwurf sein, wozu auch denn den würdest du eh nicht verstehen.

Thoth
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon augenzeuge » 1. Oktober 2014, 15:47

Thoth hat geschrieben:Soll kein Vorwurf sein, wozu auch denn den würdest du eh nicht verstehen.
Thoth


Bitte lass das einfach. Einmal ist es nicht intelligent, sich ständig klüger darzustellen, zweitens wissen wir doch dass du deine "Dummheit" von früher immer noch bereust und dies nun irgendwie kompensieren musst.

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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Nostalgiker » 1. Oktober 2014, 15:53

augenzeuge hat geschrieben:
Thoth hat geschrieben:Soll kein Vorwurf sein, wozu auch denn den würdest du eh nicht verstehen.
Thoth


Bitte lass das einfach. Einmal ist es nicht intelligent, sich ständig klüger darzustellen, zweitens wissen wir doch dass du deine "Dummheit" von früher immer noch bereust und dies nun irgendwie kompensieren musst.

AZ


Augenzeuge, du kannst alles werden aber nicht unverschämt mir gegenüber! Merk dir das gefälligst.
Ich hätte es mal wagen sollen solche eine Frechheit, welche du dir erlaubst, dir gegenüber zu äußern ....
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon pentium » 1. Oktober 2014, 15:57

Thoth hat geschrieben:Es verwundert mich nicht im geringsten Volker Zottmann.
Wer die Restauration des Kapitalismus, sprich Privateigentum, als die Wende zum Besseren sieht dem ist echt nicht mehr zu helfen. Da schleicht sich der Eindruck ein das die Person welche solchen Mist äußert die Schulzeit mit all ihren Fächern komplett im Tiefschlaf verbracht hat und danach durch irgendein Gendefekt resistent gegen jegliche Erkenntnis war was gesellschaftliche Entwicklungen betraf.
Soll kein Vorwurf sein, wozu auch denn den würdest du eh nicht verstehen.

Thoth


Sag mal Thoth, bist du heute auf Krawall gebürstet! Kann ich ja verstehen. Sicher nerven dich diese Erinnerungen an die Wende und diese Berichte über die Ereignisse damals im Oktober und November 1989. Da musst du halt durch!
Gesellschaftliche Entwicklung? Bitte Thoth, egal was es war, jedenfalls kein Sozialismmus. Was man auch immer darunter verstehen kann, soll oder muss. Es war das Ende einer Utopie! Von mir aus kannst du jedesmal am 7. Oktober die DDR-Fahne im Garten aufziehen. Das Volk oder besser ein Teil des Volkes wollte nicht mehr! Die einen zogen es vor deinem Arbeiter und Bauern-Paradies den Rücken zu kehren und der andere Teil hatte genug von den Segnungen des Sozialismuses und ist deshalb auf die Strasse gegangen. Wenn man deine Aussagen so liest. Kann man nur sagen, da war wöchentlicher schwarzer Kanal, tägliche Pflichtlektüre ND, Parteilehrjahr, jeden Abend aktuelle Kamera nicht ganz umsonst.
Der Schlüsselsatz des Untergangs der DDR war einfach folgender:
"Die Partei hat immer Recht". Diese Aussagte war falsch, an ihr durfte trotzdem nicht gezweifelt werden. Und dieses Dogma führte die Partei und ihre DDR in den Abgrund."

Thoth, versuche es mal mit etwas Selbstkritik. Also nicht persönlich. Einfach mal nachdenken, was hat man falsch gemacht in dieser, damals unserer DDR. Oder waren finstere Mäche und das Böse Schuld am Untergang der DDR?

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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Zug in die Freiheit

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Oktober 2014, 16:05

Jaja, Thoth...
Und mit mir schliefen fast alle, es war ein Schnarchen über all die Schuljahre. Wohl aber nicht nur in Quedlinburg.
Denn millionen Menschen erwachten und rannten gleichzeitig durch die ersten offenen Schleusen zu "Deinem Klassenfeind". Alle hatten den traumhaften Sozialismus mit den eigenen Produktionsmitteln undankbar verschlafen...
Wer mit seinen Händen selbst was schafft, braucht vor keiner Gesellschaftsform Angst zu haben. Niemals hätte einer wie ich es mit Honeckers "großzügiger Unterstützung" zu diesem Wohlstand samt Reisefreiheit bringen können. Die DDR war für millionen ein Gefangenenlager! Ob Dir das passt oder nicht!

Volker
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