Der BND und der Zusammenbruch der DDR

Glasnost und Perestroika, Solidarność und Bürgerrechtler im Aufwind

Der BND und der Zusammenbruch der DDR

Beitragvon augenzeuge » 28. Juli 2012, 21:44

Aufschlussreich ist auch ein Bericht des BND über ein Treffen zwischen Michael Gorbatschow und Erich Honecker aus der ersten Hälfte des Jahres 1989.

Gorbatschow habe angekündigt, dass die Sowjetunion ihre Truppen in der DDR reduzieren werde. Honecker habe dagegen protestiert, woraufhin Gorbatschow geantwortet habe: "Jedes Land trage für seine innere Sicherheit die alleinige und ausschließliche Verantwortung. Unter seiner [=Gorbatschows] Führung werde die Sowjetunion nicht intervenieren, um eine Partei bzw. Obrigkeit vor unzufriedenen Massen zu schützen."

Die Bundesregierung ist vom BND am 5. Juni 1989 über dieses Gespräch informiert worden. Und DER SPIEGEL vermutet, dass es Informationen wie diese waren, die Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher im Herbst 1989 die Zuversicht gaben, "dass Moskau die Wende geschehen lassen würde."
http://www.deutsche-zeitgeschichte.de/?q=bnd-1989
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Re: Der BND und der Zusammenbruch der DDR

Beitragvon augenzeuge » 28. Juli 2012, 21:59

Stasi-Lob für den BND

Der BND, so resümierte nämlich um 1980 die für Spionageabwehr zuständige Hauptabteilung II des Ministeriums für Staatssicherheit, habe nicht nur bestens Bescheid gewusst über das "auf dem Territorium der DDR dislozierte militärische Potential" der Sowjets - was bei einer durchaus möglichen kriegerischen Auseinandersetzung von erheblichem Vorteil gewesen wäre. Mehr noch: Auf die Schließung der Grenze sei der BND von allen westlichen Geheimdiensten "am besten vorbereitet" gewesen, sagt Maddrell. Seine Quellen sind über jeden Zweifel erhaben: eben einschlägige Stasi-Berichte.

Parallel zur Militärspionage war es dem BND bereits Anfang der sechziger Jahre gelungen, sich auch einen Zugang zu "sensiblen Informationen" zu verschaffen, die in der abgeschotteten Ost-Berliner Staats- und Parteiführung "nur einem sehr begrenzten Personenkreis bekannt" gewesen seien, schreibt das Autorengespann Uhl/Wagner in der Oktober-Ausgabe der renommierten "Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte".

Offenbar gab es keinen Informanten unmittelbar im Kernbereich des Regimes, wohl aber - darauf deutet die Quellenlage hin - jemanden so dicht dabei, dass der BND als möglicherweise erster Geheimdienst zeitnah vorhersagen konnte, was am 13. August 1961 schließlich auch geschah: Abriegelung der Grenze in Berlin. Ein durchaus erstaunlicher Erfolg. Historiker schätzen den Kreis der tatsächlich Eingeweihten nämlich auf "nur etwa 60 Personen".

Für Spezialisten wie den in Wales lehrenden Maddrell ist bei dieser Aktenlage längst klar, dass der Mauerbau eben auch ein Ergebnis sicherheitsorientierter Politik des Ostens war, verbunden mit der Flüchtlingsfrage. Obwohl bis jetzt nicht alles ausgeforscht sei, gibt ihm die Faktenlage heute schon recht: Seit dem Sommer 1961 begann die Zahl der Nachrichten von drüben beständig zu schwinden, weil die Arbeit im kasernierten Staat tatsächlich schwieriger wurde; später schließlich verlor zumindest die militärische Spionage an Bedeutung, denn die neue Ostpolitik bedeutete gleichzeitig auch Entspannungspolitik.

Und der Job drüben wurde danach immer gefährlicher: Fünf Jahre nach dem Bau der Mauer, 1966, stammte jeder dritte in der DDR abgeurteilte BND-Spion aus der Bundesrepublik.
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 607-2.html
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