"Was das Vernichten anbetrifft, Genossen,...: macht das wirklich sehr klug und sehr unauffällig."
Dienstbesprechung anläßlich der Amtseinführung des Gen. Genrealleutnant Schwanitz als Leiter des Amtes für Nationale Sicherheit durch den Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Gen. Hans Modrow 21.11.1989
[Auszüge einer Tonbandabschrift der Dienstbesprechung, BStU, Zentralarchiv ZAIG 4886. Das vollständige Dokument umfaßt 68 Seiten und ist in der Mediathek Haus 1 einzusehen.]
Ausführungen Genosse Generalleutnant Schwanitz
Genossen, es ist auch keine große Zeit, die uns gegeben ist. Uns steckt die Zeit wie die Faust im Nacken. [...] Also vor uns liegt eine gewaltige Kraftanstrengung und Genossen, man muß es deutlich aussprechen, es steht auch wirklich viel auf dem Spiel, es steht auf dem Spiel unsere Macht, darüber darf es keine Illusionen geben.
Wovon müssen wir uns trennen, Genossen.
1. Von der These, wir müßten alles wissen, was in diesem Staat geschieht oder nicht funktioniert und überall Einfluß nehmen. [...] Das führte bei vielen Bürgern zu der Annahme, das MfS überwacht das Volk und bei manchem in unserem Organ löste das die Vorstellung der Selbstüberschätzung aus.
2. Schluß müssen wir machen mit der Übernahme von Verantwortung anderer Organe. Schluß mit flächendeckenden Einsätzen von Angehörigen unseres Organs bei Demonstrationen, Fußballspielen und anderen Großveranstaltungen. Sie haben uns großen Schaden zugefügt, als wir immer mehr versucht haben, Aufgaben der Volkspolizei auf der Straße zu übernehmen. Wir dürfen uns von anderen nicht mehr als Briefträger benutzen lassen, weil etwa die Staatssicherheit einen längeren Arm hat.
3. Wir müssen uns trennen von der operativen Bearbeitung Andersdenkender. Wir müssen uns in diesem Zusammenhang trennen von solchen Begriffen wie politisch-ideologische Diversion, politische Untergrundtätigkeit, politische Kontaktpolitik, Kontakttätigkeit usw., beziehungsweise müssen diese Begriffe neu wissenschaftlich durchdacht werden.
Es ist schon sehr aufschlußreich, daß der Genosse Schwanitz über Praktiken redet, die sonst immer bestritten wurden !
Im folgenden Absatz kann man erkennen, daß mehre tausend Stasi-Mitarbeiter zum Zoll verschoben werden sollen, um sie sozial abzusichern.
Genau so Genossen, ist klar, wir müssen ganz ganz kurzfristig in Größenordnungen unsere Zollorgane kadermäßig stärken. Ich hab gestern mit dem Genossen Möller gesprochen, wir müssen kurzfristig 6.000 bis 7.000 Tschekisten zu den Zollorganen geben und zwar nicht abkommandieren, sondern sie in das Dienstverhältnis der Zollorgane übergeben. Das ist nebenbei gesagt für viele Genossen eine sehr gute Lösung, auch was ihre soziale Sicherheit anbetrifft. Ich muß das mal so sagen. [...]
Mehr Details findet man hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... schwanitz/