Fortsetzung
Es wird heute, auch in anderen Foren, oft mit Befehlen von Honecker und Krenz argumentiert, welche teils zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existierten. Und Krenz und Honecker werden als die Friedensengel dargestellt, obwohl sie die Macht am 9.10. an die Verantwortlichen in Leipzig abgegeben hatten...und an diesem Tag nicht mal einen telefonischen Rat geben wollten oder konnten.
An diesem Tag wurde eine Kirche zum Krankenhaus umgebaut, man rechnete mit dem Schlimmsten.
Wer trug die Verantwortung?
Am 6. Oktober wurde der von der SED in Auftrag gegebene Leserbrief eines Leipziger Kampfgruppenkommandeurs veröffentlicht, in dem es hieß: "Wir sind bereit und Willens, das von uns mit unserer Hände Arbeit Geschaffene wirksam zu schützen, um diese konterrevolutionären Aktionen endgültig und wirksam zu unterbinden. Wenn es sein muss mit der Waffe in der Hand." Diese massiven Einschüchterungsversuche seitens des Staates sowie die interne Aufforderung zu radikalen Maßnahmen verliehen der Lage eine immer schärfere Brisanz.
Am 9. Oktober standen 8000 Polizisten, Kampftruppenmitglieder und NVA-Soldaten bereit. In den Krankenhäusern waren die Blutkonserven aufgestockt worden, medizinisches Personal wurde zu Spät- und Nachtschicht zwangsverpflichtet. Die Nikolaikirche war schon seit 14 Uhr mit 600 SED-Mitarbeitern besetzt. Zugverbindungen nach Leipzig waren erschwert Trotz der drohenden Gefahr einer „chinesischen Lösung“ nach Vorbild des Massakers vom „Platz des Himmlischen Friedens“ fanden sich 70000 Bürger nach den Friedensgebeten zusammen.
In der gefahrvollen Situation verlas Gewandhauskapellmeister Kurt Masur einen von ihm, dem Kabarettisten Bernd-Lutz Lange, dem Theologen Peter Zimmermann und drei SED-Funktionären, Dr. Kurt Meyer, Jochen Pommert und Dr. Roland Wötzel, verfassten Text, der zur Gewaltlosigkeit aufrief....
AZ