Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Alles zum Thema NVA, außer GT

Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Interessierter » 30. April 2015, 12:15

Dazu der nachstehende Artikel von Michael Mara:


Einst hochrangige Offiziere der NVA spielen das Thema auch heute noch herunter: Fahnenflucht gebe es doch in jeder Armee der Welt. Das ist richtig, dennoch kann als sicher gelten: In keiner Armee Europas und wahrscheinlich auch darüber hinaus sind in Friedenszeiten so viele Soldaten und Offiziere desertiert wie in den „bewaffneten Organen“ der DDR.

Es gibt keine offizielle Statistik über die Gesamtzahl der Fahnenflüchtigen, was auch damit zusammen hängt, dass das Thema in der DDR tabu war. Doch sollen nach westlichen Schätzungen vom Zeitpunkt der Gründung des „Arbeiter- und Bauern-Staates“ 1949 bis zum Mauerbau weit über 20 000 Angehörige „bewaffneter Organe“ und insbesondere der Grenzpolizei und späteren Grenztruppen die Seiten gewechselt haben.

Aber auch nach dem 13. August 1961 bis zum Ende der DDR sind viele Angehörige der NVA und vor allem der Grenztruppen in den Westen geflohen, oft unter Lebensgefahr. Besonders groß war die Zahl der Deserteure in den Monaten nach dem Bau der Mauer. In einer Information für den Nationalen Verteidigungsrat zum politisch-moralischen Zustand der Grenztruppen aus dem Jahr 1963 wird die Flucht Hunderter Grenzwächter als „ernstes Signal“ gewertet. Danach haben 1962, also im Jahr nach dem Mauerbau, rund 600 Soldaten die Seiten gewechselt, im ersten Halbjahr 1963 waren es immerhin noch 158. Erst 1968 sollen erstmals weniger als 100 Grenzer im Jahr geflüchtet sein.

Dass das MfS intensiv nach Gegenstrategien gesucht hat, geht aus dem Tagesspiegel vorliegenden Dokumenten hervor. Anfang 1973 erarbeitete die Hauptabteilung I Äußere Abwehr„erstmals eine analytische Bewertung“ der Entwicklungstendenzen bei den Fahnenfluchten und der Konsequenzen daraus, denn: „Ausgehend von der Tatsache, dass im Zeitraum von Januar 1969 bis Dezember 1972 insgesamt 220 NVA-Angehörige aller Waffengattungen, besonders aber Angehörige der NVA-Grenze fahnenflüchtig wurden, kann man ermessen, in welchem Maße die politisch-ideologische Diversion innerhalb der NVA wirksam ist und wie hoch der Umfang des Verrats gegenüber imperialistischen Geheimdiensten sein muss.“


Das Problem der Desertion beschäftigte das MfS und die NVA-Führung bis zur Wende. Die letzte „Analyse ausgewählter Komplexe zum Fahnenfluchtgeschehen“ stammt vom 30. Juni 1989. Danach gelang vom 1.1.1983 bis 30.4.1989 trotz nicht mehr weiter zu perfektionierender Grenzsperren immerhin noch 94 Grenzsoldaten die Flucht. Jeder zweite Entschluss sei „spontan und anlassbedingt“ gefasst worden, doch wird festgestellt, dass die Tendenz zur Planung „ansteigend“ sei, was 1989 „besonders deutlich“ werde.

Als Motive für Fahnenflucht nennt diese letzte Analyse „eine mangelhaft ausgeprägte bis fehlende politische Bindung an die DDR“. Hinzu kommen Eigenschaften wie Labilität, leichte Beeinflussbarkeit, Abenteuerlust, aber auch Konflikte in den Partnerbeziehungen sowie dienstliche Probleme. Aufschlussreich das Eingeständnis, dass im untersuchten Zeitraum 1983 bis1989 trotz der zahlreichen IMs in der Grenztruppe dem MfS nur in einem Fall „ein direkter Hinweis auf eine mögliche Fahnenflucht vor deren Realisierung“ gegeben wurde.

Die Analyse vom Sommer 1989 stellt schließlich fest, dass etwa 70 Prozent der Fahnenflüchtigen „keinerlei ernsthafte Probleme bei der Integration in das berufliche und gesellschaftliche Leben“ der Bundesrepublik hätten. Bei einem Viertel der Fahnenflüchtigen verlaufe der Integrationsprozess widersprüchlich, davon lebten 10 Prozent in einer permanenten Konfliktsituation. Hier wollte das MfS mit verstärkter „operativer Bearbeitung“ ansetzen, doch dazu kam es nicht mehr.

http://michael-mara.blogspot.de/p/artikel.html
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Beethoven » 30. April 2015, 16:05

Hm, "Fahnenflucht". Was bedeutet das? Es ist unerlaubtes Fernbleiben vom militärischen Dienst in Friedens- oder Kriegszeiten, würde ich meinen.

Ich glaube nicht, dass die NVA da die höchste Quote hat, weiß es aber nicht. In der BW der 60-er und 70-er, auch der 80-er Jahre war das auch tägliche Sorge der Kommandeure der BW. Das gibt und gab es in jeder Armee dieser Welt.
Wer sich an den "Soldatensender" erinnern kann. Da wurde täglich von Fahnenfluchten in der Bundeswehr berichtet.

Wenn Du aber Fahnenflucht mit illegalem Verlassen der DDR meinst, dann will ich gerne glauben, dass die NVA und die GT der DDR einen vorderen Platz bei allen Armeen der Welt einnahm.
Es gibt zwar, wie Du selber schreibst, keine konkreten Zahlen und deshalb ist das auch nur mehr oder weniger eine Annahme und bei Offizieren der NVA waren das, solange ich dabei war, nicht mehr als drei Offiziere, die aber nicht aus politischer Überzeugung die Seite gewechselt haben sondern aus anderen Motiven, wie Eheprobleme oder weil sie kriminell geworden sind und der Staatsanwalt zugegriffen hätte.

Da wir nun mal das Glück oder Pech hatten, dass der Staat in den besagte Soldaten flüchteten, eben auch ein deutscher Staat war und dem Staat aus dem geflüchtet wurde feindlich gegenüber stand, machte es Sinn dorthin zu fliehen, aus welchem Grund auch immer.
Es ist schlechterdings auch nur schwer vorstellbar, dass z.B. ein Russe in die Mongolei oder nach Polen flieht, weil die Mongolen aber auch die Polen zur damaligen Zeit, den sofort den russischen Behörden übergeben hätten. Gleiches trifft eben auch auf fast alle anderen Staaten dieser Welt zu (Korea ist eine Ausnahme). Eine Flucht in einen anderen Staat hätte also wenig Sinn gemacht und kam deshalb auch nicht vor.

Logisch, oder?

Gruß
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon augenzeuge » 30. April 2015, 16:18

Beethoven hat geschrieben:.... bei Offizieren der NVA waren das, solange ich dabei war, nicht mehr als drei Offiziere, die aber nicht aus politischer Überzeugung die Seite gewechselt haben sondern aus anderen Motiven, wie Eheprobleme oder weil sie kriminell geworden sind und der Staatsanwalt zugegriffen hätte.


Kleine Ergänzung:
Zwischen Dezember 1989 und Ende April 1990 hatte die NVA ca. 1.350 Fahnenflüchtige, darunter 57 Offiziere, zu verkraften. Das war knapp 1 Prozent der noch vorhandenen Truppenstärke.

Folgende Info zum Thema ist ganz interessant:
"Der geflüchtete DDR-Luftwaffen-Oberleutnant Bernd Bertram enthüllte westlichen Nachrichtendienstlern, daß die Nationale Volksarmee keineswegs aus potentiellen Deserteuren bestehe. Die zum Haß erzogenen, hart trainierten Soldaten in der DDR sind laut Bertram "motivierter als die Bundeswehr".
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41926292.html

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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Edelknabe » 30. April 2015, 17:08

Siehe der Link von Interessierter mit:

"Doch sollen nach westlichen Schätzungen vom Zeitpunkt der Gründung des „Arbeiter- und Bauern-Staates“ 1949 bis zum Mauerbau weit über 20 000 Angehörige „bewaffneter Organe“ und insbesondere der Grenzpolizei und späteren Grenztruppen die Seiten gewechselt haben."
Textauszug ende

Eh Leute das ist doch ne Ente,..... "die so richtig schön in die heutige Zeit passt. Or ne diese so schon beschissene menschenunwürdige DDR, dieser Drecks- Staat der Arbeiter und Bauern/Intelligenzlern mit Dummdödeldiplom von der Hilfsschule in dem wirklich, wirklich und ehrlich nie die Sonne schien, und dann noch Tausende Soldaten geflüchtet und ne, ich fasse es nicht, mir rutscht gerade die Hose weil der verdammte Hosenträger auch noch aus DDR Zeiten stammt."

Rainer-Maria Gott ne Interessierter, hast du wieder die Pferdesalbe mit dem Link verwechselt, dir doch den Link auf den Rücken gecremt Wahnsinn Mann....
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. April 2015, 17:11

Aber wenn's doch stimmt Rainer Maria....in dem Zeitraum sind auch drei Millionen Bürger getürmt, erinnere dich....


groetjes

Mara
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon pentium » 30. April 2015, 17:18

Edelknabe hat geschrieben:Siehe der Link von Interessierter mit:

"Doch sollen nach westlichen Schätzungen vom Zeitpunkt der Gründung des „Arbeiter- und Bauern-Staates“ 1949 bis zum Mauerbau weit über 20 000 Angehörige „bewaffneter Organe“ und insbesondere der Grenzpolizei und späteren Grenztruppen die Seiten gewechselt haben."
Textauszug ende

Eh Leute das ist doch ne Ente,..... "die so richtig schön in die heutige Zeit passt. Or ne diese so schon beschissene menschenunwürdige DDR, dieser Drecks- Staat der Arbeiter und Bauern/Intelligenzlern mit Dummdödeldiplom von der Hilfsschule in dem wirklich, wirklich und ehrlich nie die Sonne schien, und dann noch Tausende Soldaten geflüchtet und ne, ich fasse es nicht, mir rutscht gerade die Hose weil der verdammte Hosenträger auch noch aus DDR Zeiten stammt."

Rainer-Maria Gott ne Interessierter, hast du wieder die Pferdesalbe mit dem Link verwechselt, dir doch den Link auf den Rücken gecremt Wahnsinn Mann....


Warum soll es eine Ente sein, Rainer-Maria? Mal davon abgesehen, dass es sich um eine Schätzung handelt. Von 1949 bis 1990 verließen über 3,8 Millionen Menschen die DDR, da fallen doch diese geschätzten 20 000 Angehörige der „bewaffneter Organe“ überhaupt nicht auf!

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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Edelknabe » 30. April 2015, 17:24

Stimmt", wieso stimmt Mara? Da steht was von sollen"sollen nach westlichen Schätzungen...." Das ist doch Alles an den Haaren herbei gezogen, mehr nicht.

Rainer-Maria und Pentium, jeder Soldat/Offizier/Sonstwas der DDR hatte Name und Dienstgrad, eine ordentliche Liste dazu dürfte also keine Schwierigkeit sein? Soll heißen Jahr, Monat, Tag seiner Flucht? Wenn diese hier bitte noch nachgereicht werden könnte....dann, erst dann käme der Link in den Bereich des Glaubwürdigen, vorher nicht. So einfach ist das.
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Edelknabe » 30. April 2015, 17:41

Der Rainer schiebt mal noch einen nach. Siehe Heute gibts ne recht ordentliche Liste der Todesopfer an der damaligen innerdeutschen Grenze. Klappte doch, genau zu dem Thema da was aufzulisten. Also siehe mein Vortext.Liste her......dann sehen wir weiter.

Rainer-Maria und wenn diese vorliegt steuere ich auch noch einen recht hohen Offizier bei, der während meiner Zeit an der Elbe die Seite wechselte.
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon pentium » 30. April 2015, 17:46

Edelknabe hat geschrieben:Stimmt", wieso stimmt Mara? Da steht was von sollen"sollen nach westlichen Schätzungen...." Das ist doch Alles an den Haaren herbei gezogen, mehr nicht.

Rainer-Maria und Pentium, jeder Soldat/Offizier/Sonstwas der DDR hatte Name und Dienstgrad, eine ordentliche Liste dazu dürfte also keine Schwierigkeit sein? Soll heißen Jahr, Monat, Tag seiner Flucht? Wenn diese hier bitte noch nachgereicht werden könnte....dann, erst dann käme der Link in den Bereich des Glaubwürdigen, vorher nicht. So einfach ist das.


Warum nicht noch ob Vollmond war, Rainer-Maria? Ja weil nicht sein kann...!

Zwei Fälle als Beispiel:
Zitat aus Fahnenflucht zur See
Als eine der spektakulärsten und dramatischsten Fahnenfluchten beschreibt Pfeiffer die Entführung des Küstenschutzbootes «Delfin» im August 1961 unmittelbar nach dem Mauerbau. Drei Besatzungsmitglieder brachten mit Maschinenpistolen in der Hand bei Wismar das Schiff in ihre Gewalt und liefen Travemünde an. Es war das einzige Mal, dass ein DDR-Kriegsschiff in einen westdeutschen Hafen einlief. Nachdem die drei Fahnenflüchtigen abgesprungen waren, fuhr es zurück gen Osten.

Schlimmer ging es am 5. August 1979 zu, als ein Obermaat mit dem Grenzschiff «G-424 Graal Müritz» in den Westen wollte. Der Entführer war selbst einer von drei Stasi-Spitzeln an Bord. Während der Nachtwache schloss er den Großteil der Mannschaft unter Deck ein, rüstete sich mit einer Maschinenpistole aus und entwaffnete die restlichen Wachen. Kurz vor Erreichen der BRD-Gewässer sprengten sich Kommandant und andere Mitglieder der Schiffsführung mit Handgranaten den Weg zum Oberdeck frei.

Als der Obermaat ihre Aufforderung zur Aufgabe ignorierte, kam es zum Feuergefecht an Bord, wobei der Entführer, von Handgranatensplittern schwer verletzt, überwältigt wurde. Wegen seines Fluchtversuchs mit Tötungsvorsatz kam er zu lebenslänglicher Isolationshaft nach Bautzen. Am 19. Dezember 1989 kam er im Zuge der Wende aus der Haft frei...]

Bestimmt alles nur erfunden oder Einzelfälle?

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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon augenzeuge » 30. April 2015, 18:28

Edelknabe hat geschrieben:Siehe der Link von Interessierter mit:

"Doch sollen nach westlichen Schätzungen vom Zeitpunkt der Gründung des „Arbeiter- und Bauern-Staates“ 1949 bis zum Mauerbau weit über 20 000 Angehörige „bewaffneter Organe“ und insbesondere der Grenzpolizei und späteren Grenztruppen die Seiten gewechselt haben."
Textauszug ende

Eh Leute das ist doch ne Ente,.....


Es ist immer wieder erstaunlich, wie man mit Nichtwissen versucht, Wissen in Frage zu stellen. [grins]
Rainer, wenn es in 5 Monaten nach dem Fall der Mauer 1350 Fahnenflüchtige gab, was sind dann 20.000 in 40 Jahren? Eher zu niedrig geschätzt.....würd ich meinen. Mindestens waren es so viel.
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Beethoven » 1. Mai 2015, 07:40

Nun, die Zeit der allgemeinen Auflösung habe ich bei meiner Äußerung nicht bedacht. Mir ging es um die Zeit des festen Grenzregimes.

20.000 Soldaten, das sind fast 3000 Soldaten mehr, als der Personalbestand einer Mot-Schützendivision und fast doppelt soviel wie der Personalbestand einer Panzerdivision.

Nur möchte ich die Zeit ab der Maueröffnung nicht mehr als "Fahnenflucht" in dem Sinne bezeichnen, wie es die Jahre davor gesehen wurde. Ja, sicher, es waren Angehörige der Armee aber was war die Armee zu jener Zeit. Ein Schatten seiner selbst.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich froh war, zu jener Zeit nicht in einer Linieneinheit Kommandeur gewesen zu sein.
Die tägliche Stärkemeldung war bestimmt eine tägliche Horrorgeschichte.

Ich kenne selber einen Offizier, der zu jener Zeit an der Militärakademie "Frunse" in Moskau studierte, über Nacht seine Koffer packte und nicht mehr gesehen wurde. Der Fall wurde nicht mal mehr verfolgt, so wie auch die anderen nicht. Absolute Auflösungserscheinung die nicht zurück drehbar war, wie wir alle wissen. Die "noch DDR" war am Ende und wer das nicht sah war blind. Das sahen also auch die Soldaten und nur wer Charakter und Ehre hatte, verblieb bei der Fahne bis zu seiner Entlassung und das waren die meisten unserer Soldaten auch wenn die allgemeine Dienstauffassung teilweise echt zu wünschen ließ.

Wie gesagt, ich habe keine Zahlen aber wenn in den Jahren vor der Wende mehr als 10 Soldaten pro Jahr geflohen sind, sollte mich das doch sehr wundern.
Solange da keine nachprüfbaren Zahlen vorliegen, ist diese Aussage für mich eine Luftblase.

Gruß
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Zicke » 1. Mai 2015, 08:03

augenzeuge hat geschrieben:Es ist immer wieder erstaunlich, wie man mit Nichtwissen versucht, Wissen in Frage zu stellen.
Rainer, wenn es in 5 Monaten nach dem Fall der Mauer 1350 Fahnenflüchtige gab, was sind dann 20.000 in 40 Jahren? Eher zu niedrig geschätzt.....würd ich meinen. Mindestens waren es so viel.
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bevor hier über wahr oder nicht geschrieben wird , wäre richtiges lesen angebracht [hallo]

augenzeuge hat geschrieben:nach westlichen Schätzungen vom Zeitpunkt der Gründung des „Arbeiter- und Bauern-Staates“ 1949 bis zum Mauerbau
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon karnak » 1. Mai 2015, 08:14

Wieso eigentlich Schätzungen? Mit diesem Personenkreis dürfte sich doch der Westen intensiv beschäftigt haben, müsste doch die Zahl feststehen. Spontan gedacht scheint mir die Zahl auch etwas hoch, zumindest wenn man die Vormauer und Wendezeit ausnimmt.
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Sirius » 1. Mai 2015, 08:43

Beethoven hat geschrieben:Hm, "Fahnenflucht". Was bedeutet das? Es ist unerlaubtes Fernbleiben vom militärischen Dienst in Friedens- oder Kriegszeiten, würde ich meinen.

Ich glaube nicht, dass die NVA da die höchste Quote hat, weiß es aber nicht. In der BW der 60-er und 70-er, auch der 80-er Jahre war das auch tägliche Sorge der Kommandeure der BW. Das gibt und gab es in jeder Armee dieser Welt.
Wer sich an den "Soldatensender" erinnern kann. Da wurde täglich von Fahnenfluchten in der Bundeswehr berichtet.

Wenn Du aber Fahnenflucht mit illegalem Verlassen der DDR meinst, dann will ich gerne glauben, dass die NVA und die GT der DDR einen vorderen Platz bei allen Armeen der Welt einnahm.
Es gibt zwar, wie Du selber schreibst, keine konkreten Zahlen und deshalb ist das auch nur mehr oder weniger eine Annahme und bei Offizieren der NVA waren das, solange ich dabei war, nicht mehr als drei Offiziere, die aber nicht aus politischer Überzeugung die Seite gewechselt haben sondern aus anderen Motiven, wie Eheprobleme oder weil sie kriminell geworden sind und der Staatsanwalt zugegriffen hätte.

Da wir nun mal das Glück oder Pech hatten, dass der Staat in den besagte Soldaten flüchteten, eben auch ein deutscher Staat war und dem Staat aus dem geflüchtet wurde feindlich gegenüber stand, machte es Sinn dorthin zu fliehen, aus welchem Grund auch immer.
Es ist schlechterdings auch nur schwer vorstellbar, dass z.B. ein Russe in die Mongolei oder nach Polen flieht, weil die Mongolen aber auch die Polen zur damaligen Zeit, den sofort den russischen Behörden übergeben hätten. Gleiches trifft eben auch auf fast alle anderen Staaten dieser Welt zu (Korea ist eine Ausnahme). Eine Flucht in einen anderen Staat hätte also wenig Sinn gemacht und kam deshalb auch nicht vor.

Logisch, oder?

Gruß


Ich lernte vor langer Zeit im Urlaub in Spanien einen Franzosen kennen, der erzählte, dass er Fahnenflüchtiger der französischen Armee sei, bzw. seinen Wehrdienst dort nicht angetreten hätte, und dass er seit seiner Flucht im Saarland leben würde. Die Bundesrepublik lieferte ihn nicht an Frankreich aus, obwohl es verbündete Staaten waren/sind. Er besaß auch noch die Chuzpe, zum Urlaub nach Spanien durch Frankreich zu fahren, wo er damit rechnen musste, bei einer Kontrolle festgenommen zu werden. Das war in der Ära vor "Schengen", als an den Grenzen noch kontrolliert wurde. Vor etwa 10 bis 15 Jahren wurde in einem Fernsehbericht über die harte und gnadenlose Bestrafung von Fahnenflüchtigen in Frankreich berichtet, die zum Teil eine Freiheitsstrafe von mehreren Jahren bekamen.

Wie geschrieben, lebte er im Saarland, also in der ehemaligen französischen Besatzungszone. Zu der Zeit seiner Flucht hatte die französische Armee noch Garnisionen im Saarland. Nun kenne ich die Regelungen der Verträge (Besatzungsstatut und Folgeverträge) nicht im Detail, aber vermutlich hatten die französischen Streitkräfte nicht das Recht, ihn im Saarland einfach festzunehmen und nach Frankreich zu bringen.
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon augenzeuge » 1. Mai 2015, 08:55

Nun ja Zicke, gut das du aufgepasst hast. Aus meiner Argumentation ging klar hervor, wie ich das meinte. Mauerbau und Mauerfall wurden verwechselt. Sorry. Aber ich stelle mich dem Fehler.

Jetzt habe ich erneut recherchiert und herausgefunden, dass die hier genannten Zahlen tatsächlich von der DDR-Statistik abweichen. Karnak, mehr als der Westen hat sich die DDR mit der Fahnenflucht ihrer Soldaten beschäftigt. Dies ist dir ganz sicher klar. Auf etwa 20 Grenz-Soldaten kam ein IM.

Nun ein paar Fakten, basierend auf geheimen DDR Statistiken als auch westlichen Angaben.

Im Zeitraum von 1965 bis 1980 wurden rund 2.000 Fälle von Fluchtplanungen durch die IM dem MfS gemeldet. In den Jahren der Freiwilligenarmee bis zum Mauerbau und der folgenden Einführung der Wehrpflicht im Jahre 1962 belief sich die Zahl der Desertierten auf knapp 6.000, wie eine Auswertung zahlreicher Statistiken der DDR-Führung ergab. Die Zahl von gelungenen Fluchten von 1961 bis zum Mauerfall benennt das MfS mit 2.344 Soldaten. Angeblich ist diese Zahl nach Angaben der „Arbeitsgemeinschaft 13“ falsch. Diese benennt 2.614 Fahnenflüchtige.

Nach westlichen Angaben hatten die Fahnenfluchten bis 1960 meist keinen politischen Hintergrund, das MfS erkannte dagegen bei 40% politische Gründe. Später erhöhte sich diese Zahl.

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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon karnak » 1. Mai 2015, 09:49

augenzeuge hat geschrieben: Karnak, mehr als der Westen hat sich die DDR mit der Fahnenflucht ihrer Soldaten beschäftigt.



Nach westlichen Angaben hatten die Fahnenfluchten bis 1960 meist keinen politischen Hintergrund, das MfS erkannte dagegen bei 40% politische Gründe.

Welches Militär beschäftigt sich schon nicht mit seinen Fahnenflüchtigen, wenn sicher auch nicht so im Vorfeld einer Planung. Und natürlich beschäftigt sich auch die Seite wo der Flüchtige landet mit diesen, also dürften es konkrete Zahlen geben.
Was mir nebenbei auffällt, nach westlichen Angaben hatten die Fahnenfluchten bis 1960 keinen politischen Hintergrund,wieso denn das nun wieder, also doch die Fleischtöpfe, ich denke die waren zweitrangig?
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon augenzeuge » 1. Mai 2015, 10:06

karnak hat geschrieben:Was mir nebenbei auffällt, nach westlichen Angaben hatten die Fahnenfluchten bis 1960 keinen politischen Hintergrund,wieso denn das nun wieder, also doch die Fleischtöpfe, ich denke die waren zweitrangig?


Eins musst du noch lernen. [grins] Es gibt mehr Gründe als Fleischtöpfe und Politik. Gerade zu dieser Zeit in Deutschland.
Außerdem, wieso zweifelst du jetzt am MfS.....?
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Edelknabe » 1. Mai 2015, 11:24

40 Jahre DDR geteilt durch 20000 Fahnenflüchtige sind....genau, das sind 500 Fahnenflüchtige pro Jahr.Käse sag ich, das ist Käse hoch drei. Vergesst es also der ach so stolzen NVA den Schwarzen Peter noch vor der ruhmreichen Sowjetarmee zuschieben zu wollen. Und Pentium, was holst du denn da für Dinger raus siehe versuchte Entführung eines Torpedobootes oder gar der Weinhold?

Das waren wohl mit Abstand die spektakulärsten Fälle, die es in der NVA Geschichte jemals gegeben hatte. Und ne, mir kann die NVA heute sowas von kreuzweise nur solchen Unsinn mit dem Eingangs-Link vom Interessierten, das kann man dem Schüler/Studenten von heute einfach nicht überhelfen wollen, denn der nimmt das am Ende noch für bare Münze,nicht auszudenken.

Rainer-Maria un nu da isser schon, der 1.Mai, der Kampftag der internationalen Arbeiterklasse, wir begrüßen also die Mitglieder unseres Forum mit einem dreifachen HOCH; HOCH; noch etwas HÖHER...
und einen guten Tag dem ganzen Rest ins Forum
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon pentium » 1. Mai 2015, 12:29

Edelknabe hat geschrieben:40 Jahre DDR geteilt durch 20000 Fahnenflüchtige sind....genau, das sind 500 Fahnenflüchtige pro Jahr.Käse sag ich, das ist Käse hoch drei. Vergesst es also der ach so stolzen NVA den Schwarzen Peter noch vor der ruhmreichen Sowjetarmee zuschieben zu wollen. Und Pentium, was holst du denn da für Dinger raus siehe versuchte Entführung eines Torpedobootes oder gar der Weinhold?

Das waren wohl mit Abstand die spektakulärsten Fälle, die es in der NVA Geschichte jemals gegeben hatte. Und ne, mir kann die NVA heute sowas von kreuzweise nur solchen Unsinn mit dem Eingangs-Link vom Interessierten, das kann man dem Schüler/Studenten von heute einfach nicht überhelfen wollen, denn der nimmt das am Ende noch für bare Münze,nicht auszudenken.

Rainer-Maria un nu da isser schon, der 1.Mai, der Kampftag der internationalen Arbeiterklasse, wir begrüßen also die Mitglieder unseres Forum mit einem dreifachen HOCH; HOCH; noch etwas HÖHER...
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Käse? Rainer-Maria, es gibt zum Thema "Fahnenflucht" genug Lesestoff! Auch findet man zum Thema interessante Seiten im Netz.

Hier mal ein Beispiel:

NVA-Fahnenflüchtige

Unterschieden wurde zwischen "Fahnenflucht" und "unerlaubte Entfernung". Der Unterschied bestand im subjektiven Tatbestand der Absicht sich dauerhaft dem Wehrdienst zu entziehen. Der § 254 StGB sah für den einfachen Fall der Fahnenflucht eine Strafe von ein bis sechs Jahren und im schweren Fall von zwei bis zehn Jahren vor. Eine unerlaubte Entfernung lag gemäß § 255 StGB bei einem Fernbleiben von der Truppe über 24 Stunden vor und wurde mit Strafen zwischen Strafarrest bis 3 Jahre Freiheitsentzug geahndet.

Für das Jahr 1956 wurden für die KVP bzw. NVA insgesamt 233 Fahnenfluchten, davon 13 Offiziere registriert. Weiterhin gab es 559 unerlaubte Entfernungen.

Das Jahr 1961 war ein politisches Krisenjahr in Europa, das äußerte sich auch in einem Anstieg der Republikfluchten nach Westdeutschland bzw. Westberlin. Diese Situation spiegelte sich ebenfalls in den bewaffneten Organe der DDR wider. Allein im 1. Halbjahr 1961 gab es aus den Reihen der NVA 76 Fahnenflüchtige, wovon 29 festgenommen werden konnten. Unter den Fahnenflüchtigen waren auch 6 Offiziere.

Hinzuzurechnen sind noch 104 Fahnenflüchtige der Deutschen Grenzpolizei, davon ein Offizier. Aufgrund der Besonderheit des Grenzdienstes wurden lediglich 8 dieser Deserteure festgenommen. In der zweiten Hälfte des Jahres stieg die Anzahl der Fahnenfluchten weiter an, insbesondere unmittelbar nach Sicherung der Staatsgrenze am 13. August 1961. Leider liegen mir für das Gesamtjahr keine seriösen Zahlen vor, da in der vorliegenden bundesdeutschen Angabe von 454 Fahnenflüchtigen, neben Schutzpolizisten, selbst Zivilangestellte der NVA mit eingerechnet wurden. Auch ein Hinweis auf republikflüchtige Reservisten fehlt nicht. Aufgrund der verschiedenen Zahlen schätze ich für das Krisenjahr 1961 die fahnenflüchtigen Angehörigen der NVA und Grenzpolizei auf ca. 350 Mann.

Im Frühjahr 1962 registrierten die zuständigen BRD-Behörden, daß 36 Prozent der Fahnenflüchtigen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Dies geschah trotz der Gewißheit, wegen ihrer Straftat(en) verurteilt zu werden. Durch intensive "Betreuung" und finanzielle Unterstützung der o.g. DGfSB sank später die Rückkehrerquote auf ca. 6 Prozent.

Die Möglichkeiten potentieller Deserteure sich tatsächlich dauerhaft dem Wehrdienst zu entziehen, verringerten sich mit Sicherung der Staatsgrenze deutlich. Die Anzahl der Fahnenflüchtigen blieb - trotz Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 1962 - in etwa konstant. So desertierten im Jahr 1967 - nunmehr einschließlich Grenztruppen - 126 NVA-Angehörige (davon 3 Offiziere) in die BRD bzw. Westberlin, weitere 108 Deserteure wurden durch DDR-Organe festgenommen.

In den folgenden Jahren sank - mit der Festigung der DDR-Gesellschaft - auch die Zahl der Deserteure deutlich, so daß in den 70er und 80er Jahren ihre Zahl bei weit unter 100 Personen pro Jahr lag. Im Jahr 1974 wurde mit 24 gelungenen Fahnenfluchten (= Republikflucht) der letzte Höchststand registriert.

Im Jahr 1987 waren beispielsweise von den 20 Tätern - der ins westliche Ausland erfolgten Fahnenfluchten - 17 Angehörige der Grenztruppen und 3 der NVA. Die Fahnenflüchtigen strukturierten sich wie folgt: 1 Offizier (gelungen), 2 Offiziersschüler (keine gelungen), 1 Berufsunteroffizier (nicht gelungen), 11 Unteroffiziere auf Zeit (3 gelungen) sowie 23 Grundwehrdienstleistende (16 gelungen). Es gab dabei 3 Gruppenfahnenfluchten mit je 2 Angehörigen der Grenztruppen, davon 2 im Grenzdienst und einer von der Objektwache. Unter den Fahnenflüchtigen war im Jahr 1987 auch ein Bobsportler (Oberfeldwebel ASK / MfNV), der nach einem Wettkampf in der BRD blieb. Zwei Täter setzten bei der Tatausführung Waffen ein. Dabei wurde eine Zivilperson erschossen bzw. eine Geiselnahme in einem NVA-Objekt der 8. Motschützendivision / Militärbezirk V) durchgeführt. Insgesamt 6 Fahnenflüchtige wurden auf dem Territorium der CSSR bzw. der Ungarischen Volksrepublik sowie an einer GÜSt. DDR / CSSR festgenommen. Bei insgesamt 4 Festgenommenen bestand die Absicht, Botschaften der BRD oder Österreichs bzw. die Ständige Vertretung der BRD in der DDR aufzusuchen. Mitunter begaben sich Armeeangehörige in Erwartung einer Unterstützung bei der Realisierung ihrer Fahnenflucht in die Militärverbindungsmission der USA in Potsdam. Diese Fahnenflüchtigen wurden der Sowjetarmee und dadurch den DDR-Organen übergeben. Im Jahr 1988 betraf das einen Fahnenflüchtigen.

Es kam weiterhin zu spontanen Fahnenfluchten mit anschließender Rückkehr, wie jener im Jahr 1988: Zwei Angehörige der Volksmarine hatten sich unter Alkoholeinfluß stehend spontan zur Fahnenflucht entschlossen. Sie gelangten von Saßnitz aus, an der Außenbordwand eines schwedischen Fährschiffes angegurtet, nach Schweden. Beide kehrten nach 4wöchigem Aufenthalt im westlichen Ausland unabhängig voneinander in die DDR zurück. Nach ihrer Fahnenflucht waren zunächst durch Dienststellen der schwedischen Polizei und des BGS der BRD zur Person und den Umständen ihrer Fahnenflucht befragt worden. Weitere Befragungen erfolgten in Neustadt / BRD durch Mitarbeiter des BGS sowie des BND in Hamburg zu militärischen Fragen, wie Stärke, Struktur, Personalbestand, sowie Gebäude und Militärtechnik der Volksmarine in Saßnitz. In der Zentralen Aufnahmestelle Gießen erhielten sie Kontakt zum Bundesamt für Verfassungsschutz und zur o.g. DGfSB.

Für die Jahre zwischen 1969 und 1989 werden nunmehr 1.710 Fahnenflüchtige und 1.623 "unerlaubte Entfernungen" angegeben. Die Motive für Fahnenfluchten waren hauptsächlich von Konflikterlebnissen im persönlichen und familiären Bereich geprägt. Vereinzelt war der Verrat auch von feindlichen politischen Positionen bestimmt. Bestandteil der Fluchtmotivation waren Dienstunlust und die Ablehnung des Wehrdienstes.

In der Krisenzeit 1989/90 stieg die Deliktzahl wieder sprunghaft an. Zwischen Dezember 1989 und Ende April 1990 hatte die NVA ca. 1.350 Fahnenflüchtige, darunter 57 Offiziere, zu verkraften. Das war knapp 1 Prozent der noch vorhandenen Truppenstärke.

In der DDR gefaßte Deserteure wurden bis Ende 1989 von Militärgerichten verurteilt. Die Strafe soll regelmäßig zwischen eins bis zwei Jahren Freiheitsentzug gelegen haben. In den Jahren 1986 bis 1989 wurde von NVA-Militärgerichten gegen 296 "einfache" Fahnenflüchtige und Soldaten mit "unerlaubter Entfernung" (soweit nicht von ihren Kommandeuren zu Strafarrest verurteilt) verhandelt. Nach dem 19. Januar 1990 wurden Fahnenfluchten nicht mehr strafrechtlich verfolgt und alle Verfahren, die vor dem 19. Januar 1990 begonnen hatte wurden eingestellt.


Quelle des ganzen Beitrages:
home.snafu.de/veith/deserteu.htm
Literatur, unter Verwendung Buches "Armeen und ihre Deserteure" von Bröckling/Sikore (Hg.), eines Diskussionsthreads im NVA-Forum , einem Kabinettsprotokoll sowie des Buches von Bruno Winzer "Soldat in drei Armeen".


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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon augenzeuge » 1. Mai 2015, 13:11

pentium hat geschrieben:Quelle des ganzen Beitrages:
home.snafu.de/veith/deserteu.htm


Und das ist eindeutig eine Pro DDR Quelle..... [shocked]
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon pentium » 1. Mai 2015, 13:19

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:Quelle des ganzen Beitrages:
home.snafu.de/veith/deserteu.htm


Und das ist eindeutig eine Pro DDR Quelle..... [shocked]
AZ


So kann man es sehen!

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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon Sirius » 1. Mai 2015, 13:48

augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:Quelle des ganzen Beitrages:
home.snafu.de/veith/deserteu.htm


Und das ist eindeutig eine Pro DDR Quelle..... [shocked]
AZ


Veith - ein ehemaliger Offizier der DDR-LSK, dürfte hier im Forum nicht nur mir aus dem NVA-Forum und seinen Ansichten bekannt sein.
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Re: Fahnenfluchten in den " bewaffneten Organen " der DDR

Beitragvon pentium » 1. Mai 2015, 14:01

Sirius hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:Quelle des ganzen Beitrages:
home.snafu.de/veith/deserteu.htm


Und das ist eindeutig eine Pro DDR Quelle..... [shocked]
AZ


Veith - ein ehemaliger Offizier der DDR-LSK, dürfte hier im Forum nicht nur mir aus dem NVA-Forum und seinen Ansichten bekannt sein.


So ist es, wobei es mir weniger um die Ansichten des V. geht, sondern mehr um den Inhalt seiner Ausführungen zum Thema Fahnenfluchten. Extra für einen zweifelnden User hier im Forum!

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