Flucht über die ungarische Grenze

Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 7. August 2014, 08:39

Gespräch mit Pater Imre Kozma, Gründer des Malteser Nächstenliebe-Dienstes

„Wir taten einfach, was richtig war“

Im August 1989 hieß es für viele in Ungarn gestrandete DDR-Flüchtlinge zu warten. Zurück nach Ost­deutschland wollten sie nicht mehr, der Weg nach Westdeutschland war ihnen noch verschlossen. Dass sich die Pein des Wartens für die Flüchtlinge, oft mit Kindern und meist am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten, einigermaßen erträglich gestaltete, war unter anderem Menschen wie dem römisch-katholischen Pater und Gründer des Ungarischen Malteser Nächstenliebe-Dienstes, Imre Kozma, und seinen hunderten freiwilligen Helfern zu verdanken.

Pater Imre, wie gerieten Sie da­mals in die Situation, Flüchtlingen aus Ostdeutschland zu helfen?

In die Auf­nahme von Flüchtlingen bin ich wirk­lich von ei­nem Moment zum ande­ren geraten. Aber eigentlich hat alles schon ein we­nig früher begonnen.

Womit?

Ich bin zu einem ungünstigen Zeit­punkt geboren worden, damals zu Zei­ten des Kommunismus waren Priester Bürger dritter Klasse. Man musste tatsächlich Überlebensstrategien ent­wickeln, um zurecht zu kommen. Aber eben dieses ständige auf der Hut sein bringt den Menschen eben auch dazu, risikobereiter zu sein.

Was geschah?

Im August 1989 kamen viele ost­deutsche Flüchtlinge nach Ungarn. Die meisten von ihnen erreichten Ungarn mit dem festen Entschluss, nie wieder in die DDR zurückzugehen. Sie haben damit ihr ganzes Leben, ihr Sein aufs Spiel gesetzt. Der Begriff „Heimat“ hatte für viele dieser Menschen seinen Inhalt verloren. Und so kamen sie in Ungarn an.

Wie viele Menschen waren es etwa?


Etwa 30.000 Flüchtlinge waren da­mals in Budapest und Ungarn. Eine größere Gruppe besetzte damals das westdeutsche Konsulat und die Bot­schaft. Die diplomatischen Mitarbeiter nahmen sie bereitwillig auf. Allerdings stand ab da die Arbeit der Botschaft still. Am Abend des 13. August traf Csilla Fényes gerade wieder in Ungarn ein, ich hielt die Messe. Csilla wur­de am Flughafen Ferihegy von einem diplomatischen Mitarbeiter in Emp­fang genommen, mich suchte nach der Messe in der Sakristei ein Mitarbei­ter des deutschen Konsulats auf. Fast zeitgleich wurde uns beiden die Frage gestellt, ob die ungarischen Malteser bei der Versorgung und Unterbringung der ostdeutschen Flüchtlinge helfen könnten, denn in der Botschaft wuss­te man von unserer Arbeit in Zugliget. Beide antworteten wir sofort mit „ja“. Wenn ich jetzt im Nachhinein darüber nachdenke, hätte ich nur ein wenig ge­zögert, hätte ich wahrscheinlich „nein“ gesagt. Ich hatte keine Ahnung vom Umfang der Aufgabe oder wie wir das überhaupt angehen sollen. Ich wusste lediglich, dass wir helfen müssen.

Das ganze Interview hier:
http://www.budapester.hu/2014/08/02/wir ... chtig-war/
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon augenzeuge » 7. August 2014, 10:51

Gibt es eigentlich eine Einschätzung, Meinung oder auch späteres Statement vom Anwalt Vogel zu den Massenfluchten? Wo (Parteien, Ministerien) wurde das wie offen diskutiert?

Thoth könnte doch sicher hierzu mal etwas schreiben....wie diskutierte man das an deinem Job?
AZ
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Nostalgiker » 7. August 2014, 11:39

Augenzeuge, netter Versuch [hallo]

Was Vermutest Du denn was ich wohl bis 1990 für einen 'Job' gehabt haben könnte?
Also FDJ Vorsitzender fällt schon mal flach, diese Info erwies sich als interessierter Rohrkrepierer ......
Was könnte es denn noch gewesen sein?

Du hast drei Versuche ........ [ich auch]

Thoth

PS.: Natürlich haben wir auf Arbeit darüber gesprochen, diskutiert ist ein wenig zu hoch gegriffen
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon augenzeuge » 7. August 2014, 13:00

Thoth hat geschrieben:Augenzeuge, netter Versuch [hallo]

Was Vermutest Du denn was ich wohl bis 1990 für einen 'Job' gehabt haben könnte?
Also FDJ Vorsitzender fällt schon mal flach, diese Info erwies sich als interessierter Rohrkrepierer ......
Was könnte es denn noch gewesen sein?

Du hast drei Versuche ........ [ich auch]

Thoth

PS.: Natürlich haben wir auf Arbeit darüber gesprochen, diskutiert ist ein wenig zu hoch gegriffen


Wenn du vermutest, dass ich wissen will, was du gemacht hast, irrst du dich. Das spielt keine Rolle für meine Frage. Du darfst das aber gern sagen, wenn du möchtest. [grin]
Außerdem hast ja selbst mal geschrieben, das du bei einigen Ministerien ein und aus gegangen bist....nun, das ist doch auch nicht schlimm! Also, kein Grund sich hier sensibel zu verstecken.... [wink]

Mich interessiert einfach, was man sich traute und ob man den Ernst der Entwicklung erkannte.
AZ
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 8. August 2014, 08:51

Gespräch mit Dr. Martin Eichtinger, ehemaliger Sekretär des österreichischen Außenministers Alois Mock über die Grenzdurchschneidung am 27. Juni 1989

„Davon muss die Welt erfahren!“


Am 2. Mai 1989 hatte Ungarn aus verschiedenen politischen, aber auch finanziellen Erwägungen heraus damit begonnen, die Befestigungsanlagen an der Grenze zu Österreich zu demontieren. Der Beginn der Arbeiten wurde mit entsprechenden Fotos und einer Pressekonferenz auch öffentlich bekannt gemacht. So entstanden auch Fotos, auf denen ungarische Grenzschützer beim Einrollen von Stacheldraht an einem Grenzzaun zu sehen sind.

Trotz derselben Aussage wurden jedoch nicht diese, sondern erst die knapp zwei Monate später geschossenen Fotos, auf denen der ungarische Außenminister Gyula Horn zusammen mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock dabei zu sehen sind, wie sie mit Drahtscheren den Stacheldraht an einem Grenzzaun zerschneiden, zum erstrangigen fotografischen Zeugnis des faktischen Endes des Eisernen Vorhangs an der ungarisch- österreichischen Grenze. Einer der beiden Hauptexponenten dieser auf österreichische Initiative zustande gekommenen historischen Szene, Gyula Horn, verstarb am 19. Juni 2013. Der inzwischen 80-jährige Alois Mock lebt von schwerer Krankheit gezeichnet zurückgezogen. Wir sprachen mit Dr. Martin Eichtinger, der heute als Leiter der Kulturpolitischen Sektion im österreichischen Außenministerium tätig ist und damals als persönlicher Sekretär von Alois Mock bei der historischen Grenzdurchschneidungsszene zwischen Klingenbach und Sopron zugegen war.

Hier das Interview:
http://www.budapester.hu/2014/07/05/dav ... -erfahren/
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 9. August 2014, 06:56

Gedenk-Lokomotive anlässlich des Paneuropäischen Picknicks

Zum 25. Jubiläum der Wende wird das Gedenken sogar auf Schienen verlagert: Mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung Budapest (KAS) und der Stiftung für ein Bürgerliches Ungarn (PMA) ist eine mit Motiven des Paneuropäischen Picknicks 1989 versehene Lokomotive in Deutschland bereits unterwegs, eine weitere wird am 18. August in Sopron übergeben.


Der geschichtlichen Ereignisse im Jubiläumsjahr 2014 wird in Un­garn und Deutschland in vielfa­cher Weise gedacht. So fährt bereits jetzt eine mit Sopron-Motiven gestaltete Lo­komotive von Deutschland Richtung Ös­terreich, eine identische wird ab dem 18. August zwischen Ungarn und Österreich verkehren. Das KAS-Büro in Ungarn unterstützt dieses innovative Kommuni­kationsformat, um laut eigener Aussage an das Paneuropäische Picknick und die Verdienste Ungarns für die Freiheit in Eu­ropa in Dankbarkeit zu erinnern.

Auf dem Zug zu sehen sind etwa ein Drahtzaun-Motiv in österreichischen so­wie ungarischen Farben stellvertretend für die Grenze zwischen Ungarn und Ös­terreich, ein zurückgelassener Trabi, der Soproner Feuerturm als Wahrzeichen der Stadt und Ausgangspunkt der mit dem Picknick verbundenen Bewegung, der Himmel darüber ist in den Farben der drei beteiligten Länder gestaltet. Schwarze Schatten stünden laut Szau­er für die „Dunkelheit der kommunisti­schen Ära“, aus denen die DDR-Bürger ausbrechen und sich vor der „Helligkeit der Freiheit“ mit ihren Verwandten und Landsleuten vereinigen oder mit Häm­mern in der Hand die Mauer einreißen, um zum Brandenburger Tor zu gelan­gen. Die zwischen Ungarn und Öster­reich verkehrende Lok wird laut Szauer in den Regionen Budapest und Westun­garn sowie um Graz, Linz und Klagen­furt unterwegs sein.

http://www.budapester.hu/2014/08/02/bew ... rinnerung/
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon EK 78/1 » 9. August 2014, 07:27

Ein Wahnsinns Dokument,welches an einem nicht Spurlos vorbei geht.Und von wegen gestellt,dieser Schwachsinn kann nur von einem Systemtreuen kommen.All diese Leute haben meinen grössten Respekt.Sie haben diesen Knast DDR endlich hinter sich gebracht. [super]
EK 78/1
 
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon felixbonobo1 » 9. August 2014, 11:27

EK 78/1 hat geschrieben:Ein Wahnsinns Dokument,welches an einem nicht Spurlos vorbei geht.Und von wegen gestellt,dieser Schwachsinn kann nur von einem Systemtreuen kommen.All diese Leute haben meinen grössten Respekt.Sie haben diesen Knast DDR endlich hinter sich gebracht. [super]


Exakt [super]
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Nov65 » 9. August 2014, 19:11

Thoth hat geschrieben:Ungefähr die gleichen "Glücksgefühle" muß ein ehemaliger Kumpel im Sommer 1989 (vor der halboffiziellen Grenzöffnung) gehabt haben als er sich in die "Freiheit" via Ungarn absetzte. In der DDR erwartete ihn nämlich eine empfindlich lange Haftstrafe wegen eines deftigen Wirtschafts- und Devisenvergehens .......
Übrigens gelangte er nach Ungarn mit Hilfe eines Kampfgenossen von karnak ......
Es war auch damals schon gut die richtigen Leute zu kennen .....

Thoth

PS.: Der Fachdirektor des Kombinates in dem meine Bekannte arbeitete muß auch sehr Verzweifelt gewesen sein und sehr gelitten haben so das auch er via Ungarn im sommer '89 das weite suchte .....

Da müssen sich ja nur Verbrecher abgesetzt haben. Was hast Du nur zu Dir genommen,@Thoth?
Andreas
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon felixbonobo1 » 10. August 2014, 01:42

Nov65 hat geschrieben:
Thoth hat geschrieben: In der DDR erwartete ihn nämlich eine empfindlich lange Haftstrafe wegen eines deftigen Wirtschafts- und Devisenvergehens .......


Thoth



Nov65 hat geschrieben: Da müssen sich ja nur Verbrecher abgesetzt haben. Was hast Du nur zu Dir genommen,@Thoth?
Andreas


Die frage stellt sich und BLEIBT, ob dieses "deftige wirtschafts- und devisenvergehen" auch im westen unter strafrechtliche relevanz gefallen wäre, denn es gab rehabilitierungsverfahren im westen, die das genau festlegten..schuldig oder unschuldig !
Und Andreas, zu Thoths "verteidigung" muss ich sagen, der hat nichts zu sich genommen, der IST SO [laugh]

lg

alexander
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Nostalgiker » 10. August 2014, 07:39

felixbonobo1 hat geschrieben:Und Andreas, zu Thoths "verteidigung" muss ich sagen, der hat nichts zu sich genommen, der IST SO [laugh]

lg

alexander


Ausgerechnet der Komiker Alex kann das einschätzen [laugh]

Beschwert sich anderswo lang und breit darüber das er selber nicht herabgesetzt und mies gemacht werden möchte, macht es aber mit Anderen in einer Unverfrorenheit selber in diesem kurzen Zitat.
Merkst sich das Genie und die Lichtgestalt überhaupt was es so den lieben langen Tag, besser Nacht, für einen Blödsinn schreibt?

Thoth
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Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon felixbonobo1 » 10. August 2014, 08:15

//Und Andreas, zu Thoths "verteidigung" muss ich sagen, der hat nichts zu sich genommen, der IST SO//

..und ich WETTE das er das in seinem von mir dauerignoriertem text hier wieder voll bestätigt [laugh]
felixbonobo1
 

Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 12. August 2014, 17:27

EINLADUNG


DEUTSCHKREUTZ, 15., 16., und 17. August 2014

Zur Erinnerung an die Flüchtlinge im historischen Jahr 1989 - 25 Jahre danach

Einen neuen Anfang zu machen ist sehr schwer, doch dieser erste Tag in Deutschkreutz ist so voll Herzlichkeit, den man kaum in Worte fassen kann. Diesen Tag werden wir nie vergessen!
Originalzitat, 12.9.1989


Freitag 15. August 2014
18.00 Empfang der Gäste - Hauptplatz / Kirche
19.00 Begrüßung der Gäste im Vinatrium, anschließend gemütliches Beisammensein

Samstag 16. August 2014
Ganztägig zur freien Verfügung Betreuung möglich!
20.00 Veranstaltung mit Musik im Vinatrium

Sonntag 17. August 2014
Ab 10.00 Verabschiedung der Gäste am Hauptplatz

Detailiertes Programm kann auf Wunsch zugesendet werden!

Gemeinde Deutschkreutz
z.Hd. Frau Renate Neubauer
Hauptstraße 79
A-7301 Deutschkreuz

Tel.: +43 2613 80203 - 0
e-mail: post@deutschkreutz.bgld.gv.at
Für Anreise und Nächtigung muß selbst gesorgt werden,
kann auf Wunsch jedoch mitorganisiert werden!

http://www.deutschkreutz.at/
Interessierter
 

Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon felixbonobo1 » 12. August 2014, 22:37

Auch ich möchte in dem zusammenhang eine EINLADUNG posten, wenn es auch nicht speziell um die ungarn-flüchtlinge geht, dann doch um die umstände das es dazu überhaupt erst kommen musste.

Am 29. August um 18 Uhr, Kunsthalle Brennabor, Geschwister-Scholl-Str. 10-13 · 14776 Brandenburg an der Havel, in zusammenarbeit mit der Pyrotechnikerin Friedrike Unverzagt und mit der Musik von Lüül, wird die Finissage der Ausstellung von Stefan Roloff stattfinden. Hinter dem Künstlerpseudonym Lüül steckt der Sänger und Gitarrist Lutz Graf-Ulbrich, der Musikkennern aus vielen Projekten bekannt ist. Er spielte Gitarre bei Agitation Free, Ashra und begleitete die Velvet Underground Frontfrau Nico einige Jahre.
Mit Lüül – Gesang, Gitarre, Banjo, Ukulele, werden in Brandenburg dabei sein:
Kerstin Kaernbach – Geige, singende Säge, Gesang, Kruisko – Akkordeon, Gesang und Daniel Cordes – Kontrabass, Gesang.

Hiermit möchte ich interessierte dazu einladen,

mfg,

der alexander
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 16. August 2014, 06:30

Picknick in die Freiheit Das Paneuropäische Picknick in Sopron und die Stasi

Im Spätsommer 1989 bekam der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West für kurze Zeit ein kleines Loch. Am 19. August 1989 veranstalteten das Ungarische Demokratische Forum und die Paneuropa-Union ein Picknick an der ungarisch-österreichischen Grenze, um für den Abbau der Grenzanlagen und für ein geeintes Europa zu demonstrieren. Dabei kam es zu einer kurzen symbolischen Grenzöffnung. Einige hundert DDR-Bürger nutzten diese Möglichkeit, um über die Grenze in das österreichische St. Margareten zu gelangen. Der Stasi blieb nur die Rückführung der verlassen PKW der Geflüchteten.

Bild
Einladung zum Paneuropäischen Picknick in Sopron Quelle: BStU, MfS, HA IX, Nr. 4996 (Ausschnitt)

Weiter hier:
http://www.bstu.bund.de/DE/Bundesbeauft ... opron.html
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon augenzeuge » 16. August 2014, 09:15

Das war ne klasse Idee. Erstaunlich, dass das klappte und man es nicht verhindern konnte. Das Flugblatt hatten ja auch manche "Aufklärer" gelesen.... [angst]
AZ
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 16. August 2014, 09:57

Ich denke einmal, dass die Ungarn so eine Grenze gar nicht wollten, da sie nicht wie die Bürger der DDR wie Gefangene in ihrem Land behandelt wurden und ganz andere Freiheiten bezüglich der Reisen genossen.

Sie wußten genau, dass diese Grenze nur für die ostdeutschen Bürger gemacht war, die dem SED - Regime und seiner Unterdrückung entfliehen wollten und das ärgerte sie. Ausserdem war zu dieser Zeit schon absehbar, dass die Uhr der sozialistischen Diktaturen unaufhaltsam ablief.

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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon EK 78/1 » 16. August 2014, 16:38

augenzeuge hat geschrieben:Das war ne klasse Idee. Erstaunlich, dass das klappte und man es nicht verhindern konnte. Das Flugblatt hatten ja auch manche "Aufklärer" gelesen.... [angst]
AZ


Klasse,da haben sich die Felikse aber in den Arsch gebissen,und in die Röhre geschaut. [super]
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon felixbonobo1 » 19. August 2014, 23:05

EK 78/1 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Das war ne klasse Idee. Erstaunlich, dass das klappte und man es nicht verhindern konnte. Das Flugblatt hatten ja auch manche "Aufklärer" gelesen.... [angst]
AZ


Klasse,da haben sich die Felikse aber in den Arsch gebissen,und in die Röhre geschaut. [super]


Damit das bloß ja niemand jemals falsch versteht...ICH bin hiermit ganz bestimmt nicht gemeint [wink]

der alexander
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon augenzeuge » 20. August 2014, 07:57

felixbonobo1 hat geschrieben:
EK 78/1 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Das war ne klasse Idee. Erstaunlich, dass das klappte und man es nicht verhindern konnte. Das Flugblatt hatten ja auch manche "Aufklärer" gelesen.... [angst]
AZ


Klasse,da haben sich die Felikse aber in den Arsch gebissen,und in die Röhre geschaut. [super]


Damit das bloß ja niemand jemals falsch versteht...ICH bin hiermit ganz bestimmt nicht gemeint [wink]

der alexander


Wie hattest du das damals aufgenommen?
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon felixbonobo1 » 20. August 2014, 08:32

augenzeuge hat geschrieben:Das war ne klasse Idee. Erstaunlich, dass das klappte und man es nicht verhindern konnte. Das Flugblatt hatten ja auch manche "Aufklärer" gelesen.... [angst]
AZ


augenzeuge hat geschrieben:Klasse,da haben sich die Felikse aber in den Arsch gebissen,und in die Röhre geschaut. [super]


Felixbonobo1 schrieb : Damit das bloß ja niemand jemals falsch versteht...ICH bin hiermit ganz bestimmt nicht gemeint [wink]

der alexander[/quote]

augenzeuge hat geschrieben:Wie hattest du das damals aufgenommen?
AZ


Lieber AZ,

bei mir darfst du nicht vergessen das ich schon set 1984 raus war, es also für mich selbst nicht mehr akut war. Trotzdem freute ich mich natürlich ein loch in den bauch und mir stehen auch heute die tränen immer noch in den augen, wenn ich berichte darüber sehe und wie glücklich diese menschen waren, es auf dem weg geschafft zu haben. Ein bisschen grämten mich damals die botschaftsbesetzungen, aber auch nur weil die ddr sich in der zeit dann stur stellte und eine zeit lang auch keine freikaufstransporte aus dem knast mehr liefen.
Ich war mal mit einer enkelin von otto von habsburg enger befreundet, der an dieser aktion in ungarn ja nicht unbeteiligt war.

lg

der alexander
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon felixbonobo1 » 20. August 2014, 11:20

Gestern wiederholte sich der jahrestag dieser grenz flucht bei der feier in ungarn und man erinnerte auch in den medien daran.

..und mal davon abgesehen das es natürlich ..freute ich mir, nicht -mich ein loch in den bauch- heissen müsste, lief oder läuft auch gerade im zdf-info eine hochinteressante historische ost-west-vergleichs-analyse, was den werdegang der verschiedenen zonen nach dem zweiten weltkrieg bis zum mauerfall anging.
Zum ERSTEN MAL wurden darin die akten der russen für diese zeit geöffnet und ganz klar dokumentiert, wer eigentlich an diesem drecks mauerbau schuld war, was die russen damals dazu sagten. Glaubwürdig werden solche dokumentationen vor allem weil man sowohl die opfer als eben auch die täter zu wort kommen lässt, sowohl ehemalige chefs von ddr-produktionsbetrieben, die nun über die zwangsarbeit berichteten, als auch russische politiker, bzw. söhne derer, dokumente vorlegen kann und auch betroffene zeitzeugen zu wort kommen lässt. Nur blinde ewig gestrige wollen darin dann immer noch polemik und überteibung sehen.

mfg

der alexander
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 20. August 2014, 13:32

Paneuropäisches Picknick vor 25 Jahren

Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des Paneuropäischen Picknicks (19. August 1989) fand am Dienstag eine feierliche Gedenkveranstaltung am Ort des historischen Ereignisses, in der ungarisch-österreichischen Grenzortschaft Sopronpuszta, statt. Dank des Picknicks und der kurzzeitigen Öffnung der ungarisch-österreichischen Grenze vor 25 Jahren konnten rund 600 DDR-Bürger in den Westen fliehen.

Ungarn hat Historisches geleistet

Die konservative Tageszeitung Magyar Nemzet erinnert daran, dass Ungarn seinerzeit Historisches geleistet hat, um Ost- und Westeuropa zusammenzuführen: „Mit der Grenzöffnung konnte Ungarn den Lauf der Weltgeschichte maßgeblich beeinflussen. Diese Geste Ungarns beschleunigte nicht nur den Fall der Berliner Mauer, sondern auch die Wiedervereinigung Deutschlands. Die deutsche Politik ist Ungarn bis heute dankbar. (…) Die Aufnahme der DDR-Flüchtlinge war damals nicht ‘nur’ eine humanitäre Aktion, sondern auch eine Werteentscheidung. Ungarn kündigte mit diesem historischen Schritt die Solidarität mit Moskau und dem Ostblock auf und tat vor aller Welt kund, wohin es zurückkehren will: in den Westen, zu Europa.”

Alles hier:
http://www.budapester.hu/2014/08/20/pan ... 25-jahren/
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon andr.k » 21. August 2014, 15:33

Genscher kämpfte während Prager Rede mit Herzproblemen


Hans-Dietrich-Genscher-Rudolf-Seiters.jpg

Der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher an der Botschaft in Prag Foto: pA/DPA

Der ehemalige FDP-Außenminister Hans-Dietrich Genscher litt während seiner berühmten Rede auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag vor 25 Jahren an schweren Herzrhythmusstörungen. "Ich war froh, dass ich mich während meiner Ansprache an die DDR-Flüchtlinge an der Steinmauer des Balkons festhalten konnte", sagte der 87-Jährige der Zeitschrift "Bunte". Weil es dunkel war, habe das niemand bemerkt. Genscher hatte wenige Wochen zuvor einen Herzinfarkt, Zeit zum schonen blieb jedoch kaum. "Es waren bewegende Wochen, ich musste funktionieren." Am 30. September 1989 überbrachte der damalige Außenminister Tausenden DDR-Bürgern die Erlaubnis zur Ausreise.

Quelle: http://www.morgenpost.de

Was für ein bewegender Moment. Respekt!

AK
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 27. August 2014, 06:42

Bild
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon augenzeuge » 27. August 2014, 07:36

Bis zu welchem Zeitpunkt hat die DDR diese Vorgehensweise so durchgeführt?
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 28. August 2014, 07:42

Das habe ich leider nicht in Erfahrung bringen können.

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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 28. August 2014, 07:47

Ungarn begeht europäischen Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer der totalitären Diktaturen

„Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind gemeinsames Ziel“

„Das einzige Gegenmittel gegen totalitäre Systeme ist die Gemeinschaft der auf der Grundlage von Freiheit und Unabhängigkeit in Demokratie lebenden Nationen“, stellte der Minister für Außenwirtschaft und Äußeres, Tibor Navracsics, am Sonnabend bei seiner Rede am Terrorhaus-Museum in Budapest fest.

„Egal welche sicherheitspolitische Bedrohung in unserer Region erscheint, wir wissen, wenn wir solidarisch zueinander sind und geschlossen, dann kann niemand Europa, den Frieden und die Demokratie gefährden“, so der Minister weiter. In seiner Rede erinnerte er auch daran, dass vor 75 Jahren die Außenminister des Deutschen Reiches und der Sowjetunion einen ewigen Freundschafts- und Nicht-Angriffsvertrag unterzeichnet hatten. Die beiden totalitären Diktaturen hätten am 23. August 1939 einen Vertrag zur Ausbeutung dritter Länder sowie zur Beseitigung eines demokratischen und friedlichen Europas abgeschlossen.

Wer nicht bereit war, dem jeweiligen Ziel maximal zu dienen, der wurde vernichtet. Beide totalitären Systeme stimmten darin überein, dass sie einen gemeinsamen Feind hatten: die Demokratie.

„Wir, Mittel- und Osteuropäer kennen die Natur totalitärer Systeme genau. Wir haben deren Konsequenzen vor Augen, den Hass, den Neid, die zerstörten gesellschaftlichen Strukturen, die erschütterte Werteordnung und die Unsicherheit. (…) Vor 25 Jahren begann der Neuaufbau damit, dass wir den ostdeutschen Touristen die Freiheit wiedergaben sowie dass die Esten, Letten und Litauer ihre Unabhängigkeit erklärten“, erinnerte der Minister.

http://www.budapester.hu/2014/08/24/dem ... ames-ziel/
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Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon Interessierter » 30. August 2014, 08:35

Gespräch mit Miklós Németh, dem ungarischen Ministerpräsidenten zur Zeit der Grenzöffnung

„Wir ließen den Eisernen Vorhang kurzerhand wieder aufbauen”


Das Interview fand an einem heißen Julitag auf der lauschigen Terrasse des Sommerhauses der Némeths am „Ungarischen Meer”, dem Balaton, statt. Im Hintergrund der türkisblau schimmernde Plattensee und die bukolische Hügellandschaft der Halbinsel Tihany, auf dem Tisch ein frischgebackener Topfenkuchen mit der dazu passenden hausgemachten Pfirsichmarmelade der Frau des Gastgebers, daneben ein Krug Cabernet Sauvignon, der aus dem Weingut Hudák von „nebenan” stammt. Ideale Rahmenbedingungen also für ein anregendes Gespräch.

Bild
Laut Németh hatte Bundeskanzler Helmut Kohl Tränen in den Augen, als er von der Grenzöffnung erfuhr.

Sprechen wir nun vom Prozess der Grenzöffnung. Ist es wahr, dass der Eiserne Vorhang abgebaut wurde, weil in Ungarn wegen der hohen Ver­schuldung des Landes die Staatskasse leer war und es schlicht keine Mittel mehr gab, das Signalsystem entlang der Grenze aufrechtzuerhalten?

So war es. Ich möchte aber insgesamt drei Gründe nennen, die zum Abbau des Eisernen Vorhangs führten. Ers­tens: Das Land stand tatsächlich am Rande der Pleite. Im Mai 1989 musste der damalige Finanzminister László Békesi ein Notbudget einreichen, weil die Lage so prekär war. Zweitens: Ich erachtete es Ende des 20. Jahrhun­derts schlichtweg für anachronistisch, den Eisernen Vorhang aufrechtzuer­halten. Es gab ja schon andere, mo­dernere Methoden, um die Grenzen zu sichern. Schließlich gab es die ge­meinsame österreichisch-ungarische Bewerbung für die Weltausstellung 1995. Wir dachten uns: Was würden die vielen ausländischen Besucher der Expo wohl denken, wenn sie von Wien nach Budapest reisen und an der Grenze den furchterregenden Sta­cheldraht sehen. Die Japaner würden vermutlich gleich knipsen und diese Bilder dann mit nach Hause nehmen. Beim Abbau des Eisernen Vorhangs spielten also sowohl wirtschaftliche als auch Image-Erwägungen ein Rolle.

Wer war der erste ausländische Politiker, der von Ihrer Absicht erfuhr, den Eisernen Vorhang abzubauen, wohl Michail Gorbatschow?

Nein, es war der damalige österrei­chische Bundeskanzler Franz Vranitz­ky. Nachdem ich Ende November 1988 Ministerpräsident geworden war, trat ich meine erste Dienstreise nicht nach Moskau an, wie es bis dahin üblich ge­wesen war, sondern nach Österreich. Wir trafen uns mit Vranitzky in Rust und Nagycenk (ungarischer Grenzort; Anm.). Und bei diesem Treffen teilte ich ihm mit, dass wir die Grenzanla­gen zu Österreich abbauen werden.

Und Sie reisten tatsächlich erst danach zu Michail Gorbatschow nach Moskau?

Ja, so war es. Ich reiste damals mit ei­nem Fünf-Punkte-Programm nach Mos­kau (5. März 1989; Anm.), darunter die Forderung eines Abzugs der Sowjett­ruppen mitsamt dem Abtransport der sowjetischen Waffen aus Ungarn, die Ankündigung des Abbaus des Eisernen Vorhangs, der Einführung eines Mehr­parteiensystems und der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu Israel, Südkorea, Südafrika, Chile und dem Vatikan. Ich versuchte Michail deutlich zu machen (Németh pflegt bis heute Kontakt zu Gorbatschow; Anm.) dass die rund 80.000 sowjetischen Soldaten nicht mehr lange tragbar sein würden, sollte in Ungarn ein Mehrparteiensys­tem entstehen.

Wie reagierte Gorbatschow darauf?

Er versicherte mir, dass die schänd­lichen Ereignisse von 1956 sich nicht wiederholen würden. (Damals mar­schierten sowjetische Truppen in Ungarn ein, um den ungarischen Volksaufstand und die Demokratiebe­strebungen des Landes blutig nieder­zuschlagen; Anm.)

Was sagte er zum beabsichtigten Abbau des Eisernen Vorhangs?

„Das ist Deine Entscheidung und Verantwortung, Miklós. Mir ist es egal.” Wie gesagt, es ging damals da­rum, die Sicherung der Westgrenze technisch anders zu lösen.

Gorbatschow legte Ihnen dem­nach keine Steine in den Weg.

http://www.budapester.hu/2014/08/30/wir ... -aufbauen/

Ein interessantes Interview mit erstaunlichen Details.

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Flucht über die ungarische Grenze

Beitragvon augenzeuge » 30. August 2014, 09:01

Danke für das sehr aufschlussreiche Interview. Leider fehlen mir ein paar wichtige Fragen zu Reaktionen der DDR-Regierung.
Man hat das Gefühl, sie spielte keine Rolle, sondern nur Gorbi.

[shocked]
Mitte Juni 1989 eröffnete mir Horn Folgendes: „Miki, Mock hat mich ge­rade mit der Idee angerufen, den Sta­cheldraht gemeinsam zu durchschnei­den!” „Wie toll!”, sagte ich, „doch gibt es dabei nur ein Problem: Es gibt kei­nen Stacheldraht mehr.” Der Eiser­ne Vorhang war zu jenem Zeitpunkt bereits gänzlich abgebaut. Uns kam aber prompt eine Idee: Wir ließen den Eisernen Vorhang auf einer Länge von 30 Metern kurzerhand wieder aufbau­en.


Während es auf österreichischer Sei­te Schnitzel gab, konnte auf ungari­scher Seite Gulasch gegessen werden. Ich wies damals den befehlshabenden Offizier des Grenzschutzes an, auch mögliche DDR-Flüchtlinge nach Ös­terreich durchzulassen und sie bei ihrer Flucht zu fotografieren.


Boah, wer hätte sich das damals getraut?
Ich reiste damals mit ei­nem Fünf-Punkte-Programm nach Mos­kau (5. März 1989; Anm.), darunter die Forderung eines Abzugs der Sowjett­ruppen mitsamt dem Abtransport der sowjetischen Waffen aus Ungarn, die Ankündigung des Abbaus des Eisernen Vorhangs, der Einführung eines Mehr­parteiensystems und der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu Israel, Südkorea, Südafrika, Chile und dem Vatikan.


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