vs1400 hat geschrieben:..... hab mir damals oft gedacht, warum gab es von seiten der damaligen brd nicht ne eindeutige aussage, dass flüchtlinge zb. zurückgeschickt werden und nur offiziell ausgereiste bzw. ausgewiesene aufnahme erhalten.
Hallo Torsten -- ja das war der Traum der DDR- Führung, die bundesdeutschen Behörden als Erfüllungsgehilfen ihres Grenzregimes !! Ja, wie verquer ist denn diese Denke ?? Das geht mir jetzt verdächtig in eine Richtung, daß nicht nur der "Grenzverletzer" schuld an seinem Schicksal war (falls er an Leib und oder Leben beeinträchtigt wurde), sondern auch die Bundesregierung, die nicht gesagt hat "..laßt es gleich sein, wir schicken euch eh zurück..." --- einzig ohne Schuld waren dann die Verantwortlichen für das Grenzregime und deren Gehilfen.
Da muß man doch mal klarstellen, daß mit beiden Füßen auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland stehend, deren Recht galt, DDR- Recht hatte damit keine Puseratze Bedeutung mehr, soweit es allgemein anerkannten Rechts- Grundsätzen widersprach. Und es war eben kein allgemein anerkannter Rechts- Grundsatz, daß ich meine Staatsbürger mit Waffengewalt am Verlassen des DDR- Rechtsgebiets hindere ! Und die sog. "legalen Möglichkeiten" waren ein Hohn, und wenn schon die "souveräne DDR" als UN- Mitglied angesprochen wird, sie hatte auch die "Allgemeine Deklaration der Menschenrechte" unterzeichnet mit ihrem Beitritt.
Und ansonsten war die Aufnahme- Praxis der Bundesrepublik auch nicht auf DDR- Bürger beschränkt (die ja mit diesem Schritt wohl deutlichst zu erkennen gaben, daß sie dies eben nicht sein wollten !), sondern auch z.B. Tschechen, Ungarn etc. -- ebenfalls "souveräne Staaten", deren Begehren äußerst wohlwollend geprüft wurde (sofern die Vorfahren mal einen deutschen Schäferhund hatten, durften sie bleiben).
Aber nehmen wir mal kurz an, die Bundesrepublik hätte sich so verhalten, wie von der DDR (und Torsten ?) gewünscht --- was hätte denn da aus z.B. Wolf Biermann werden sollen ?? Die DDR will ihn nicht mehr, die Bundesrepublik schickt ihn zurück, hätte er dann auf dem Westteil des Bahnhof Friedrichstraße leben sollen ?? Oder hätte die DDR kraft ihrer strotzenden Souveränität die Bundesrepublik angewiesen, den Kerl ja zu behalten (ausnahmsweise) ??
Ja, noch zu "Deutschland" --- ich war niemals "DDR- Bürger", ja, ich hatte zeitweise den blauen Personalausweis. Aber erstens habe ich das noch ernstgenommen, daß meine Nationalität auch als DDR- Bürger lange Jahre noch "deutsch" war -- ich war auch nach DDR- Lesart "Deutscher" -- (nicht vergessen !), und ich habe auch noch den Text der DDR- Nationalhymne gelernt und auch noch lange Jahre gesungen, später dann auch noch "im Kopf" mitgesungen -- diesen Text finde ich sehr schön.
Und "im Westen" habe ich dieses Schild "Vergessen sie nicht, sie fahren weiter durch Deutschland" immer wahrgenommen und auch immer ernstgenommen. Ich will mal @Karnak auch widersprechen -- ich empfand dieses Schild mehr an jene Bundesbürger gerichtet, die in ihrer Denke meinten, sie kommen jetzt zu den Hottentotten oder in sowas wie eine "Sowjetrepublik" und froh waren, wenn sie da "heil" wieder raus sind. Ich habe das nie als Anspruch wahrgenommen, sondern immer als Mahnung.
Und -- zur "Souveränität" gehört nicht nur, Mitglied der UNO zu sein, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes und auch nach innen "souverän" zu sein, d.h. seine Staatsbürger für voll zu nehmen, sie nicht wie Unmündige zu behandeln, Mitsprache zu gewährleisten, Kritik nicht nur zuzulassen, sondern zu fördern....
Gruß, Dille