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Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 11:21
von HPA
Wie könnte man also den schießwütigen NVA Offizier bezeichnen?


Kalashnikov-Bolschewist ? [flash]

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 11:24
von augenzeuge
Wieso war er denn so versessen, einen Grenzschützer bei den Hammelbeinen (sprich beim Übertreten der Grenze) zu fassen? 



Ich vermute die Ursache seines Tuns darin, seine MfS Ungnade zu korrigieren. Die Festnahme eines BGS Beamten auf DDR Gebiet wäre als system- überlegene Aktion gewertet worden.

AZ

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 12:20
von Ari@D187
Hier eine Zusammenfassung zu dem Geschehen:
-> Link

Ari

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 13:33
von Danny_1000
augenzeuge hat geschrieben:
Wieso war er denn so versessen, einen Grenzschützer bei den Hammelbeinen (sprich beim Übertreten der Grenze) zu fassen? 



Ich vermute die Ursache seines Tuns darin, seine MfS Ungnade zu korrigieren. Die Festnahme eines BGS Beamten auf DDR Gebiet wäre als system- überlegene Aktion gewertet worden.

AZ

Das ist natürlich wie Du richtig schreibst - reine Spekulation - und durch nichts zu belegen. Ich vermute mal, dass das MfS ihm gar nicht mitgeteilt hat, in „Ungnade gefallen zu sein“.

Danny

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 13:51
von Danny_1000
Ari@D187 hat geschrieben:Hier eine Zusammenfassung zu dem Geschehen:
-> Link

Ari


Danke für den Link, Ari.
Der Bericht fasst das Ganze recht historisch strukturiert zusammen und beantwortet leider nicht, was denn da nun in welcher Folge genau ablief.

Neu war für mich, dass die DDR- Behörden bis 1989 nicht einmal wußten, wer genau Arnstadt erschossen hat. Dass der ganze Vorfall von der DDR propagandistisch ausgeschlachtet wurde, war für die damalige Zeit normal. Da schenkten sich beide Seiten nichts. Es war ja ein Jahr nach dem Mauerbau und kurz vor dem Höhepunkt der Cuba- Krise – also im tiefsten kalten Krieg.

Danny

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 14:48
von augenzeuge
Danny_1000 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Wieso war er denn so versessen, einen Grenzschützer bei den Hammelbeinen (sprich beim Übertreten der Grenze) zu fassen? 



Ich vermute die Ursache seines Tuns darin, seine MfS Ungnade zu korrigieren. Die Festnahme eines BGS Beamten auf DDR Gebiet wäre als system- überlegene Aktion gewertet worden.

AZ

Das ist natürlich wie Du richtig schreibst - reine Spekulation - und durch nichts zu belegen. Ich vermute mal, dass das MfS ihm gar nicht mitgeteilt hat, in „Ungnade gefallen zu sein“.

Danny

Du hast den Film aber mit den Schilderungen zu der MfS Problematik gesehen?

war für die damalige Zeit normal. Da schenkten sich beide Seiten nichts. 



Mir ist kein ähnlicher Vorgang bekannt, wo der Westen Grenzzwischenfälle so geleugnet bzw so dermaßen falsch dargestellt hat, wie die DDR in diesem Fall. Hat dazu jemand eine Info?

AZ

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 15:19
von Ari@D187
augenzeuge hat geschrieben:Mir ist kein ähnlicher Vorgang bekannt, wo der Westen Grenzzwischenfälle so geleugnet bzw so dermaßen falsch dargestellt hat, wie die DDR in diesem Fall. [...]

Was wurde denn in diesem Fall so dermaßen falsch dargestellt von der DDR (nicht Schnitzler&Co)?

Ari

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 9. September 2019, 15:35
von augenzeuge
Ari@D187 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Mir ist kein ähnlicher Vorgang bekannt, wo der Westen Grenzzwischenfälle so geleugnet bzw so dermaßen falsch dargestellt hat, wie die DDR in diesem Fall. [...]

Was wurde denn in diesem Fall so dermaßen falsch dargestellt von der DDR (nicht Schnitzler&Co)?

Ari


Ari, das kann man kaum trennen. Was Schnitzler sagte, war die offizielle Darstellung. Da sprach man von Mord. Real wars Verteidigung bzw. Notwehr!

Folgendes ist erlogen:
.... eine Kompanie des Bundesgrenzschutzes aufmarschiert, "Hetzreden" seien gehalten worden und es habe den Anschein gehabt, die Beamten seien "besoffen" gewesen. "Dauernd" seien sie bis an die Grenze gegangen und hätten die DDR-Posten provoziert. Später hätten drei Beamte das DDR-Gebiet betreten und nach Anruf und Warnschuss der DDR-Posten "vom Staatsgebiet der DDR aus" Arnstadt mit "gezielten Salven" ermordet.


Weiter sagte die DDR:
Laut Beobachtungen von Soldaten seien "an die Maschinengewehrposten des Bundesgrenzschutzes größere Mengen Alkohol ausgegeben" worden. Das Parteiblatt "Neues Deutschland" veröffentlichte ein Foto, das drei Männer auf einem Feld zeigte, von denen einer mit einem X gekennzeichnet war. Die Bildunterschrift lautete: "Dieser von unseren Grenztruppen beobachtete Agent (x) befehligte das Verbrechen gegen die Staatsgrenze der DDR.


Wahr ist:
Das Foto zeigte drei Beamte der Kripo Fulda, die am Tatort Spuren sicherten.

AZ

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 11. September 2019, 22:08
von manudave
Der Bericht könnte noch wesentlich interessanter sein, denn es gab noch einen Zeitzeugen, der damals vor Ort war und heute noch lebt. Den habe ich nicht aufgetrieben, sondern er irgendwie mich - eigentlich ein beruflicher Zufall, der uns telefonieren ließ. Er wollte nicht vor die Kamera und der MDR seine Worte nicht ohne sein Bild übernehmen, die tauchten nicht mal zum vereinbarten Termin auf, was den älteren Herrn doch sehr entrüstet zurück ließ. Aber seine Detailkenntnis war schon imposant.

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 7. Juli 2020, 11:06
von OaZ
Wenn ich mich recht erinnere, trat er vor ca. 2 Jahren im MDR auf. Evtl. in einer Sendung mit Axel Bulthaupt. Ich meine, mich zu erinnern ... Er war wohl der Fahrer von Arnstadt.

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 7. April 2024, 12:08
von Ari@D187
manudave hat geschrieben:In der Herbertsdelle, etwa an der Stelle, wo 1998 der Hünfelder Taxifahrer Hans (Toni) Plüschke erschossen wurde, erinnert wieder eine Bronzetafel an den bis heute nicht aufgeklärten Mord, um den sich immer noch das Gerücht rankt, die Stasi habe damals die Hände mit im Spiel gehabt.

Seitdem die Nordumfahrung B 84 von Hünfeld gebaut wurde, gibt es den Originaltatort nicht mehr. Die früher stark eingeschnittene Herbertsdelle verlor durch eine Brücke und Aufschüttungen ihr starkes Gefälle. Nun wurde am Widerlager der neu errichteten Brücke zwischen Neuwirtshaus und Hünfeld wieder eine Bronze-Tafel zur Erinnerung an den Mord enthüllt.

Hier geht´s weiter:

http://www.fuldaerzeitung.de/nachrichte ... t17,642693

Im Zusammenhang mit der Ermordung Hans Plüschkes wird immer wieder ein sog. "Schießkugelschreiber, wie er bei der Stasi verwendet wurde" erwähnt. Ist das reine Spekulation der Medien oder fusst das auf Ermittlungsergebnissen?

Ari

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 8. April 2024, 09:49
von augenzeuge
Als mögliche Täter kommen für Böckel nur ehemalige Stasi-Mitarbeiter in Betracht. Dafür sprächen, dass Plüschkes Barschaft nach dem Mord in seinem Taxi zurückgelassen wurde, dass die Tat mit "preußisch-militärischer Präzision" ausgeübt worden sei, möglicherweise mit einem Schießkugelschreiber, wie ihn Stasi-Killer in ihrem Repertoire hatten und dass Plüschke durch einen Einschuss am linken Auge starb, der identisch mit dem war, der Arnstadt 1962 traf.


https://www.fuldaerzeitung.de/huenfelde ... 28855.html

AZ

Re: Der Fall Rudi Arnstadt – Eine Geschichte des Kalten Krieges

BeitragVerfasst: 8. April 2024, 11:18
von Ari@D187
Genau dieses "möglicherweise mit einem Schießkugelschreiber" macht mich stutzig. Falls das Projektil gefunden wurde, dann sollte die Art der Tatwaffe nach der ball. Untersuchung ziemlich sicher feststehen oder auszuschliessen sein. Wie gesagt, Sesselanalytik. Schießkugelschreiber klingt halt dramatischer...

Ari