Nicht einfach rauskönnen und die Angst vor dem Rauswurf: Migranten in der DDR nach dem Mauerfall am 9. November 1989.
Es war vermutlich der 11. November 1989, aber auf den Tag will sich Long Nguyen (Name geändert), damals vietnamesischer Student in Berlin, nicht genau festlegen. Er hatte in seinem Zimmer im Studentenwohnheim ausgiebig gefrühstückt und dabei mit einem Kommilitonen und Bewohner eines Nachbarzimmers ein Referat vorbereitet. Nach ein paar Stunden wollte der Kommilitone, ein Student aus Nordkorea, in sein Zimmer zurück. Es war leer. Während die beiden Studenten gefrühstückt und gelernt hatten, hatte die nordkoreanische Botschaft gemeinsam mit einer DDR-Behörde alle nordkoreanischen Studenten abholen lassen und sie nach Fernost zurückgeschickt. Die DDR ohne Mauer war vermutlich kein Land mehr, in dem Pjöngjang seine zukünftige Elite ausgebildet haben wollte. Wissenschaftlich aufbereitet sei der Vorgang allerdings nicht, sagt der auf DDR-Migration spezialisierte Historiker Patrice Poutrus der taz.
Was aus dem Nordkoreaner geworden ist, weiß Long Nguyen nicht. „Irgendwann war er weg. Ich habe ihn aus den Augen verloren.“ Aber für ihn war das Erlebnis schicksalhaft: „Seitdem hatte ich Angst, dass wir Vietnamesen auch zurück müssen“, sagt er.
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