Die EK-Bewegung

Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon vs1400 » 26. Februar 2012, 20:01

karnak hat geschrieben:Ich war Entgifter.Ich habe 3 Jahre lang Schläuche ein und ausgerollt,bzw.später ausrollen lassen.Wir haben uns schon mit "nützlichen Dingen"beschäftigt.


hi karnak,

also dann hattet ihr doch relativ viel zeit und ein geregeltes leben.
ich erlebte es zb. mehrfach, dass sich ein alter vor einen anderen alten stellte um seinen spitz zu schützen. auch wurden besonders eifrige e's durch normale gestoppt. doch im essen oder kaffee holen gleich die versklavung anderer zu sehen, naja. [denken]
klar war einiges schikane oder kindergarten, doch im gesunden maß hatte einiges auch seine berechtigung.
eine grenzkompanie funktionierte etwas anders als normale kompanien ohne grenzdienst. ab 20:00 war meist nur noch ein offizier an bord und der hatte meist andere dinge zu erledigen, als sich um beknackte e's zu kümmern.

gruß vs
vs1400
 

Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Sirius » 26. Februar 2012, 20:38

karnak hat geschrieben:Und noch eines dazu.
offiziel wurde diese EK-Bewegung ja immer unterdrückt.Aber unter der Decke war es den Vorgesetzten eigentlich angenehm.Selbsterziehung nannte man sowas,wie Schildkröte oder wie schon erwähnt Musikbox.
Was mich angeht,und das kann ichn ohne rot zuwerden sagen.Ich habe 3 Jahre hinter mich gebracht.Habe es zum Unterfeldwebel und stellv.Zugführer gebracht.Eigentlich war ich viel jung für den Posten.Jedenfalls hat mir dieser ganze EK-Mist immer angestunken.Und ich sage es ganz offen, ich habe dieser Sorte EK regelmäßig Schwierigkeiten gemacht,habe Ihre Urlaubsscheine und Ausgangsscheine ab und an nicht gegengezeichnet.Habe Ihnen also einiges angenehmes versaut.Hatte auch die eine oder andere Drohung zur Folge,aber da war es mir wert.Und ich habe es ja auch überlebt.
Und aus heutiger Sicht setze ich noch einen drauf.So etwas wie diese sogenannte EK-Bewegung freien Lauf gelassen und dann noch in einer Diktatur,wo man alle Dämme einfach beiseite schaffen kann.Wisst Ihr wo so etwas endet,was die menschliche Psyche angeht?Ich sage nur 3 Worte,Buchenwald,Auschwitz und Dachau-was das Verhalten und das menschliche Tun angeht.


Hallo karnak,

den gleichen Gedanken hatte ich auch. Es ist wohl der gleiche Typus von Mensch, egal ob im KZ oder bei der EK-Bewegung, bei dem die menschlichen Abgründe in einer bestimmten Dimension hervortreten. Gib einem Menschen genug Macht, dann erkennst Du seinen wahren Charakter. Das ist auch im zivilen Berufsleben ein Problem, bekannt durch das neumodische Wort "Mobbing", was für Firmen von Nachteil ist, da sich Mitarbeiter dadurch nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch das Milgram-Experiment.

Einer der Staatsphilosophen, ich glaube es war Hobbes, beschrieb die menschliche Gesellschaft als einen Dschungel, in dem der Mensch sich wie ein wildes Tier benimmt, wenn der Staat dem keine Grenzen setzt. Hobbes plädierte deshalb für einen relativ starken Staat, der den Menschen mit seinen Gesetzen, der Justiz und Polizei "zähmen" muss. Bei der EK-Bewegung oder der sowjetischen/russischen Dedowschtschina ist es ein klares Staatsversagen. Durch übermäßige Schikane und Demütigung wird eine Armee nicht besser und schlagkräftiger, schafft aber interne Probleme wie Amokläufe und hohe Selbstmordraten und im Kriegsfall eventuell sogar viele Überläufer.

Ich frage mich, wie die EK-Bewegung in der NVA entstanden ist? War es eine Übernahme von Handlungsweisen der Wehrmacht, der Reichswehr und der kaiserlichen Armee? In der Bundeswehr gab es so etwas nur in seltenen Ausnahmefällen, wie z.B. die bekannt gewordenen Fälle bei den Gebirgsjägern in Mittenwald - das Essen von roher Leber zusammen mit Alkohol und Hefe bis zum Erbrechen. Letzteres erinnert irgendwie an das "Dschungelcamp" im Fernsehen. Der Grund, warum es so etwas in der Bundeswehr kaum gibt, liegt einfach daran, dass frisch eingezogene Rekruten meistens nicht im gleichen Kompanie-/Batteriegebäude wie die älteren untergebracht werden. Es wird kompanieweise ausgebildet.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Sirius » 26. Februar 2012, 20:48

Affi976 hat geschrieben:Zitat AZ.:...mich hätte dies auch wütend gemacht.

@Karnak & AZ,
mich HAT die Sache sogar super wütend gemacht!
Wir durften die Jungs dann immer beerdigen, wenn sie nach dem Musikboxspielen aus dem Fenster samt Schrank fielen oder sogar vom Panzer überrollt wurden.
Wenn man sieht, die Jungs waren 18 oder 19 und mußten wegen solch einer "Scheiße" ihr Leben lassen.
Ich kann Euch sagen, da konnte man nicht nur vor Tränen nicht mehr spielen.
VG Affi


Vom Hinauswerfen im Spind aus dem zweiten Stock konnte man schon lesen, allerdings wurden keine Einzelheiten zu den Folgen genannt. Nun bestätigst Du den Verdacht, das das tödlich endete. Ist näheres bekannt, z.B. aus der Literatur, wie viele solcher Todesfälle es gab und was mit den Tätern passierte? Welche Strafen erhielten sie?
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Affi976 » 26. Februar 2012, 23:00

Zitat Sirius:...z.B. aus der Literatur, wie viele solcher Todesfälle es gab und was mit den Tätern passierte? Welche Strafen erhielten sie?

@Sirius,
ich kann mir schlecht vorstellen, dass es darüber auch nur eine Zeile an zugänglicher Literatur gibt. Vielleicht rafft sich ja mal einer auf und fertigt eine wissenschaftliche Arbeit darüber an. Akten über "unnatürliche" Todesfälle dürfte es ja in Freiburg geben.
In meiner Zeit ( 1 1/2 Jahre ) hab ich diesen Fall ( Musikbox ), der Soldat wurde in Strausberg beerdigt und einen weiteren Fall eines vom Panzer überfahrenen Soldaten gehabt. Ansonsten nur Berufssoldaten, bis hin zum Admiral.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon oetten » 26. Februar 2012, 23:39

Hallo zusammen,

Zum Thema möchte ich nur so viel sagen, dass es an der Grenze nicht so toll getrieben wurde.
Denn wir mussten ja jeden Tag wieder raus an den Kanten und das mit scharfer Munition und davon noch 30 Schuss.
Also wenn mich einer auf der Kompanie schikaniert hätte, na den hätte ich doch mal im Grenzdienst meine 30 Argumente verzählt. Das wusste jeder! Also gab es nicht so tolle Sachen. Ansonsten trug es zum Spassfacktor hinzu denn der Alltag war hart genug.

Gruß Eberhard [hallo]
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon S51 » 27. Februar 2012, 01:17

Ein gewisses Maß EK-Bewegung war normal, ja nicht einmal schlecht.
Sie regelte die Autorität der Postenführer gegenüber den Posten ohne dass deshalb die Disziplinarbefugnisse herausgekehrt und damit das Klima verdorben wurde. Denn wenn alle schlechte Laune haben läuft der Laden nun mal nicht gut.
Sie schuf in überschaubaren Etappen so etwas wie ein Ziel (die Reserve), was jeder so bequem wie möglich erreichen wollte. Dazu jedoch mussten die Spielregeln für den täglichen Ablauf eingehalten werden.
Es war so eine Art innere Disziplinierung.
Jedoch gab es immer wieder mal Auswüchse. Manche Menschen können von ihrer inneren Haltung eben nicht anders, als andere spüren zu lassen wie minderwertig diese sind. Das hat nichts mit Sozialismus zu tun, das gibt es überall, wo ahnliche Bedingungen herrschen. Ob Bundeswehr, x-beliebige Armee oder auch die "Trasse". Dass diese Form der EK-Bewegung an der Grenze bekämpft wurde, fand und finde ich richtig. Denn wenn ein Mensch gequält wird kann es immer passieren, dass er einen gewalttätigen Ausweg sucht. Bei dem auch völlig Unschuldige die Leidtragenden sind. Die Grenze bot mit der ständigen Gegenwart von Waffe und Munition im Dienst eine allgegenwärtige Gelegenheit dafür.
Solche schlimmen Auswüchse kamen bei GT auch vor. Vielleicht nicht so häufig wie woanders. Es gab sie. Mir ist noch ein Soldat in Erinnerung, der einen Dienst am SAL genutzt hat um mir zu sagen, dass er vor Verzweiflung nicht mehr weiß was wird. Ich hatte das überhaupt nicht mitbekommen. Na gut, als GAK hatte man keine Unterstellten und nur sporadisch mit den eigenen Leuten zu tun. Maximal war man am Wochenende der Diensthabende. Da bin ich nach Dienst zum KC gegangen und habe eben gesagt, dass es so nicht geht. Dass der Soldat durchdrehen könnte. Denke mal, ich habe meine Kompetenzen als GAK damit weit überschritten. Es gab einen riesen Ärger und auch Bestrafungen aber dann war Frieden. Extrem sauer stieß mir jedoch auf, dass ich ein halbes Jahr später feststellen musste dass der nun Gefreite die neuen Soldaten kaum weniger schurigelte, als das vorher mit ihm passiert war. Die mussten ihm die Stiefel putzen, das Bett machen, das Besteck abwaschen, untertänigst auf Befehle warten...
In Absprache mit dem Waffen-Uffz als UvD habe ich dann als DH ein Wochenende benutzt, um ihn unsere GAK-Bude komplett machen zu lassen. Und uns Kaffee zu bringen. Vor den Soldaten. Danach war Ruhe.
Ich hätte im schlimmsten Fall aber nicht gezögert ihn nachdienen zu lassen. Dafür zum KC zu gehen. Für mich gab es nichts Schlimmeres als die Vorstellung, noch einen Lutz-Meier-Fall zu haben. Konnte es doch passieren, dass man selbst derjenige war.
S51
 

Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon karnak » 27. Februar 2012, 11:06

Tut mir leid liebe Leute,die Befürworter einer "gesunden EK-Bewegung" reden da etwas um den berühmten Brei herum.Jeder der beim Militär war, weis um was es mir hier geht.Nämlich nicht um die Autorität eines Postenführers,die ist ist doch völlig unbestritten.Auch eine Gefreiter ist gegenüber einem Soldaten im Dienstgrad höher und damit sind die militärischen Unterschiede klar.
Es ging mir um die tagtägliche Praxis des Demütigens von jüngeren Diensthalbjahren.Und dazu gehörte auch,daß der Gefreite der Meinung war er bleibt im Bett liegen bis das erste Diensthalbjahr das Frühstück serviert.Das das zweite und dritte Diensthalbjahr sich nicht mehr amReviereinigen beteiligt usw.Und wenn sich einer des ersten Halbjahres weigerte solche Aufgaben zu erledigen (übrigens mit recht)war er schlecht drann,um es freundlich auszudrücken.Ob man das nun als Sklaven dienst bezeichnet, sei mal dahingestellt und vieleicht auch etwas dick aufgetragen.Diese noch harmlosen Dinge, aber eben auch schlimmere,wurden bewußt getan um zu Demütigen und Macht auszuüben.
Ich will gerne glauben,daß das in Grenzkompanien keine Praxis war,aber ich habe erhebliche Zweifel daran.Es wurden einfach von Leuten die irgendwie eine sadistische Ader hatten,diese ausgelebt.Im normalen Leben war das nämlich kaum möglich.
Das findet auch nicht nur beim Militär statt,daß ist auch in Gefängnissen üblich,weil dort eben eben eine ähnliche Situation herrscht.
Un um es auch ganz klar zusagen, dem Gefreiten standen ja auch solche Sonderrechte nicht zu,die hat er sich einfach genommen.Und zwar nach dem Prinzip"Bist Du nicht willig dann brauch ich Gewalt"
Natürlich waren ernsthafte Verletzungen oder vieleicht sogar der Tod die große Ausnahme,aber darum geht es garnicht.Es geht um das prinzipiele Umgehen mit dem Anderen,dem scheinbar Schwächeren.Das war das verwerfliche,und das wurde auch genossen.
Ähnlich wie Kinder ein Kind, daß irgendwie anders ist keine ruhige Minute lassen.
Für mich ist das eine menschliche Charaktereigenschaft die sehr gefährlich ist und von den entsprechend Verantwortlichen bekämpft gehört,ohne wenn und aber.
Was die Bundeswehr angeht,auch da glaube ich nicht,daß derartiges nicht stattfindet.Wenn denn etwas bekannt wird dann ist es nichts weiter wie ein"Betriebsunfall"weil es nicht gelungen ist die Sache unter der Decke zu halten ,das zweifelhafte, das eigene Nest beschmutzt man nicht.Ich erinnere dabei nur an die Sache mit der Offizieranwärterin auf dem Segelschulschiff.
Das Problem ist einfach ein Problem der menschlichen Psyche und findet dort ihren Ausbruch wo sich die Gelegenheit dazu bietet.Eben und besonders in solchen Ausnahmesituationen wie kasanierte Unterbringung von Menschen.
Was mich übrigens dabei am meisten am Guten an der Spezies Mensch hat zweifeln lassen,war die Tatsache,daß das erste Diensthalbjahr, sofort wenn es zweites oder drittes war,die gleiche Praxis bei den Neuen anwendete.Jetzt bin ich endlich auch mal drann-jemanden zu quälen,es war ein regelrechter Teufelskreis.Wenn ich mir hier vieleicht nicht nur Freunde mache,ich fand soetwas schon als 20 Jähriger widerlich,tut mir leid.
Ich stelle mir gerade vor mein Chef würde mich jeden Tag anrufen,mich losschicken Frünstück für Ihn zubesorgen und das dann an seinen Schreibtisch zu bringen,obwohl ich nicht als Sekretärin arbeite,wie würde ich mich nach 4 Wochen wohl fühlen,auch wenn er mir nicht jedesmal eine Backpfeife gibt weil der Kaffee zu dünn ist?
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Berliner » 27. Februar 2012, 12:44

Dann werde ich versuchen ein paar Dinge hervorzuheben, dass diese "gesunde" EK-Bewegung bewerkstelligen sollte:

-wie S51 schrieb, den eigentlichen Fuehrern die Autoritaet zu bestaerken, zu guten Zwecken
-den Jungspunden zu zeigen, wie es wirklich im Militaer zugeht, um ihnen eine Moeglichkeit zu geben, Demut zu erlernen.
-eine Art Kameraderie zu erwecken, denn man muesste sich gegenseitig naehern, um die Barrieren zu ueberwinden, um das Konflikt zu loesen

Nun, wenn ich in einer fuehrenden Position bin, versuche ich das nicht mit Demuetigungen sonden mit gutem Beispiel zu bewirken. Man zeigt was man kann und verdient damit Respekt. Nicht durch Erniedrigungen sondern anders herum.

So gesehen koennte eine "EK-Bewegung" schon einen Stellenwert haben, aber dann muss es umgekehrt gemacht werden. Statt jemanend zu unterdruecken, ihn auf ein hoeheres Ebene mitzuziehen.

karnak hat geschrieben:Das Problem ist einfach ein Problem der menschlichen Psyche und findet dort ihren Ausbruch wo sich die Gelegenheit dazu bietet.


Da gehe ich vollkommen mit, karnak, obwohl wir uns ueber die Ursachen streiten moegen. Auf jeden Fall hat der Mensch (wir alle) was natuerlich in sich, was sich bekaempft gehoert, was zu sehr viel Leid fuerhen kann.

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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon karnak » 27. Februar 2012, 14:21

Hallo Berliner!
Ich weis natürlich,daß in den USA schon lange das Prinzip der Berufarmee gilt.Ich vermute also, Du hast keinen aktiven Militärdienst geleistet.Weist Du trotzdem ob es im Militär der USA solche Erscheinungen gibt?
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon karnak » 27. Februar 2012, 17:04

oetten hat geschrieben:Zum Thema möchte ich nur so viel sagen, dass es an der Grenze nicht so toll getrieben wurde.
Denn wir mussten ja jeden Tag wieder raus an den Kanten und das mit scharfer Munition und davon noch 30 Schuss.
Also wenn mich einer auf der Kompanie schikaniert hätte, na den hätte ich doch mal im Grenzdienst meine 30 Argumente verzählt. Das wusste jeder! Also gab es nicht so tolle Sachen.
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Na ja,was soll ich sagen.Wenn ich ehrlich bin,die richtig optimale Problemlösung wäre das dann auch nicht gerade gewesen,wenn man es tatsächlich umgesetzt hätte.
Und ob man dann von "gesunder EK-Bewegung" reden kann,bei derartigen Gedanken,es fällt mir schwer dem zu folgen.Nichts für ungut und nehme es mir nicht übel,daß ich Dir das sage.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Edelknabe » 27. Februar 2012, 18:14

Karnak der Begriff "gesunde EK-Bewegung" war auch nur so gewählt, er ist logischerweise auch nicht richtig in den Zusammenhang jüngere/ältere Diensthalbjahre.
Die Armee in der DDR,ob Grenztruppe oder normale Mucker also NVA allgemein, sie hatte einen entscheidenten Nachteil, auch zur Bundeswehr, du kamst da nach Schichtende/Dienstende nicht raus. Du warst eingesperrt, im tieferen Sinne mit Leuten die alle sehr unterschiedlich waren und das führte im Extremfall zu Spannungen.

Nimm normale tagtägliche Arbeit, da kann/konnte ich etwas tun wenn ich Arbeitskollegen dabei hatte, deren Anwesenheit mir richtiges Bauchdrücken verursachte, ich konnte mich auf eine andere Baustelle versetzen lassen, ging ihnen also aus dem Weg(wohlbemerkt, solche Fälle gab es, ich kenne diese aus meiner eigenen DDR-Zeit vom Bau)aber das ging bei der Armee schonmal nicht, denn diese DDR mit ihren Machtorganen war wieder im tieferen Sinne nicht so zartbesaitet, nun auf Jeden und Alles Rücksicht zu nehmen, wenn denn seine ganz individuelle Sensibilität danach verlangte.

Also musste der junge Mensch da durch, ob ihm das passte oder nicht, der Eine hat es verdaut, der Andere nicht, leidet wahrscheinlich heute noch unter, ich nenne es einmal "Traumafolgestörungen". Ich denke mir, ich persönlich hatte sie auch aus dieser Zeit am Kanten habe sie aber sehr gut bewältigt, somit innerlich aufgearbeitet. Aber das wäre schon wieder einen eigenen Fred wert.

Meine Frage steht übrigens noch:" Mit was für Chemiekram habt ihr euch damals beschäftigt.....Schläuche auf-und abrollen, was war das, mir fehlt da irgendwie die gesunde Logik zur Grenze?"

Rainer-Maria und ich nehme einmal an, du bist da noch nicht drüber weg, so, wenn ich deine Texte zum Thema lese, he mein Freund, komm mal mit zum nächsten Treffen auf ein Bier oder Drei, mich interessieren Menschen mit Vergangenheit...aber das schrieb ich schon.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon karnak » 27. Februar 2012, 18:39

Hallo Edelknabe!
Das mit den Schläuchen passt nicht hier her.Aber wenn es Dich interessiert.Wir waren die Kompanie chemische Abwehr im Grenzkommando Mitte.Wären also im Ernstfall dafür zuständig dafür gewesen die Angehörigen der Grenztruppen zu deaktivieren,was radioaktive Verstrahlung betrifft und zu entgiften,was chemische Kampfstoffe betrifft.Im wesentlichen erfolgte das durch eine Form des Abwaschens,deswegen die Schläuche.
Wir haben das über das Jahr im Trockentraining geübt,und einmal im Jahr mit Originalsubstanzen auf dem zentralen Übungsplatz für chemische Dienste in Storkow bei Berlin.Kann man sich heute garnichtmehr vorstellen,wir haben da Kaninchen mit Sarin vergiftet und was weis ich noch alles.Bin übrigens dort noch mal vorbeigefahren,ist immer noch ein militärgelände und wenn ich von der Straße sehe was da an Technik steht scheint dort noch die gleiche Truppe zuüben.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon vs1400 » 28. Februar 2012, 00:00

karnak hat geschrieben:Tut mir leid liebe Leute,die Befürworter einer "gesunden EK-Bewegung" reden da etwas um den berühmten Brei herum.Jeder der beim Militär war, weis um was es mir hier geht.Nämlich nicht um die Autorität eines Postenführers,die ist ist doch völlig unbestritten.
Auch eine Gefreiter ist gegenüber einem Soldaten im Dienstgrad höher und damit sind die militärischen Unterschiede klar. hallo karnak, ein gefreiter war nicht automatisch postenführer, soldatendienstgrade standen auf einer höhe und es war egal ob uffz. oder unterfeld ... dienst ist dienst und kalt war kalt. der uffz. in der kompanie hatte nur mehr tage, bekam seine anerkennung durch die gruppe/ zug und anfangs war es schwierig den gesunden mittelweg zu finden.


Es ging mir um die tagtägliche Praxis des Demütigens von jüngeren Diensthalbjahren.Und dazu gehörte auch,daß der Gefreite der Meinung war er bleibt im Bett liegen bis das erste Diensthalbjahr das Frühstück serviert.Das das zweite und dritte Diensthalbjahr sich nicht mehr amReviereinigen beteiligt usw.Und wenn sich einer des ersten Halbjahres weigerte solche Aufgaben zu erledigen (übrigens mit recht)war er schlecht drann,um es freundlich auszudrücken.Ob man das nun als Sklaven dienst bezeichnet, sei mal dahingestellt und vieleicht auch etwas dick aufgetragen.Diese noch harmlosen Dinge, aber eben auch schlimmere,wurden bewußt getan um zu Demütigen und Macht auszuüben. sorry, doch erkenne ich aus deinen äußerungen den uffz. vom hinterland.
Ich will gerne glauben,daß das in Grenzkompanien keine Praxis war,aber ich habe erhebliche Zweifel daran. ... wann hast du deine 3 jahre denn genau abgerissen? Es wurden einfach von Leuten die irgendwie eine sadistische Ader hatten,diese ausgelebt.Im normalen Leben war das nämlich kaum möglich.
Das findet auch nicht nur beim Militär statt,daß ist auch in Gefängnissen üblich,weil dort eben eben eine ähnliche Situation herrscht.
Un um es auch ganz klar zusagen, dem Gefreiten standen ja auch solche Sonderrechte nicht zu,die hat er sich einfach genommen.Und zwar nach dem Prinzip"Bist Du nicht willig dann brauch ich Gewalt"
Natürlich waren ernsthafte Verletzungen oder vieleicht sogar der Tod die große Ausnahme,aber darum geht es garnicht.Es geht um das prinzipiele Umgehen mit dem Anderen,dem scheinbar Schwächeren.Das war das verwerfliche,und das wurde auch genossen.
Ähnlich wie Kinder ein Kind, daß irgendwie anders ist keine ruhige Minute lassen.
Für mich ist das eine menschliche Charaktereigenschaft die sehr gefährlich ist und von den entsprechend Verantwortlichen bekämpft gehört,ohne wenn und aber.
Was die Bundeswehr angeht,auch da glaube ich nicht,daß derartiges nicht stattfindet.Wenn denn etwas bekannt wird dann ist es nichts weiter wie ein"Betriebsunfall"weil es nicht gelungen ist die Sache unter der Decke zu halten ,das zweifelhafte, das eigene Nest beschmutzt man nicht.Ich erinnere dabei nur an die Sache mit der Offizieranwärterin auf dem Segelschulschiff.
Das Problem ist einfach ein Problem der menschlichen Psyche und findet dort ihren Ausbruch wo sich die Gelegenheit dazu bietet.Eben und besonders in solchen Ausnahmesituationen wie kasanierte Unterbringung von Menschen.
Was mich übrigens dabei am meisten am Guten an der Spezies Mensch hat zweifeln lassen,war die Tatsache,daß das erste Diensthalbjahr, sofort wenn es zweites oder drittes war,die gleiche Praxis bei den Neuen anwendete.Jetzt bin ich endlich auch mal drann-jemanden zu quälen,es war ein regelrechter Teufelskreis.Wenn ich mir hier vieleicht nicht nur Freunde mache,ich fand soetwas schon als 20 Jähriger widerlich,tut mir leid.
Ich stelle mir gerade vor mein Chef würde mich jeden Tag anrufen,mich losschicken Frünstück für Ihn zubesorgen und das dann an seinen Schreibtisch zu bringen,obwohl ich nicht als Sekretärin arbeite,wie würde ich mich nach 4 Wochen wohl fühlen ... nur wenn man es beachtet. ,auch wenn er mir nicht jedesmal eine Backpfeife gibt weil der Kaffee zu dünn ist?


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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon vs1400 » 28. Februar 2012, 00:19

Berliner hat geschrieben:Dann werde ich versuchen ein paar Dinge hervorzuheben, dass diese "gesunde" EK-Bewegung bewerkstelligen sollte:

-wie S51 schrieb, den eigentlichen Fuehrern die Autoritaet zu bestaerken, zu guten Zwecken
-den Jungspunden zu zeigen, wie es wirklich im Militaer zugeht, um ihnen eine Moeglichkeit zu geben, Demut zu erlernen.
-eine Art Kameraderie zu erwecken, denn man muesste sich gegenseitig naehern, um die Barrieren zu ueberwinden, um das Konflikt zu loesen

Nun, wenn ich in einer fuehrenden Position bin, versuche ich das nicht mit Demuetigungen sonden mit gutem Beispiel zu bewirken. Man zeigt was man kann und verdient damit Respekt. Nicht durch Erniedrigungen sondern anders herum.

So gesehen koennte eine "EK-Bewegung" schon einen Stellenwert haben, aber dann muss es umgekehrt gemacht werden. Statt jemanend zu unterdruecken, ihn auf ein hoeheres Ebene mitzuziehen.

karnak hat geschrieben:Das Problem ist einfach ein Problem der menschlichen Psyche und findet dort ihren Ausbruch wo sich die Gelegenheit dazu bietet.


Da gehe ich vollkommen mit, karnak, obwohl wir uns ueber die Ursachen streiten moegen. Auf jeden Fall hat der Mensch (wir alle) was natuerlich in sich, was sich bekaempft gehoert, was zu sehr viel Leid fuerhen kann.

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hallo Berliner,

es war in der grenzkompanie bestimmt kein kampf, doch sollte man immer unterscheiden.

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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Berliner » 28. Februar 2012, 03:13

Hallo karnak, [knuddel]

karnak hat geschrieben:Weist Du trotzdem ob es im Militär der USA solche Erscheinungen gibt?


ja, diese Erscheinungen hat es sicherlich gegeben, wie praktisch in allen Armeen der Welt.

Da ich Filme mag, nenne ich als Beispiel Eine Frage der Ehre.

Vielleicht sollte man auch ein gutes Beispiel nennen (so wie ich das tun wuerde) aus dem Film Band of Brothers - Wir waren wie Brueder, dem vierten Teil.

So kann's auch funktionieren...

Uebrigens, wer letzteren nicht gesehen hat verpasst mMn etwas.

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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Berliner » 28. Februar 2012, 03:14

vs1400 hat geschrieben:es war in der grenzkompanie bestimmt kein kampf, doch sollte man immer unterscheiden.


ja, gut. Gebe ich Dir schon Recht. [rose]

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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon karnak » 28. Februar 2012, 05:30

sorry, doch erkenne ich aus deinen äußerungen den uffz. vom hinterland.
Gedient habe ich dort von 1975 bis 1978.
Und natürlich war ich ein Uffz.aus dem Hinterland.Das Ihr Euch in den Grenzkompanien mehr in einem gefühlten Kriegszustand befunden habt,emotional gesehen,so habe ich das noch nicht betrachtet.Ist eine neue Erkenntnis für mich und auch ein Aspekt,muß ich zugeben.Da ich Dinge eigentlich am liebsten aus eigenem Erfahrungen heraus beurteile, besteht bei mir schon die Gefahr, daß ich da eine falsche Denke auflege.Aber ist ja dann auch etwas nützliches an so einem Forum.
Jedenfalls dort wo ich war,als"Etappenhengst",da war das so.Und meine Einschätzung der Sache war und ist so.
Ansonsten wollte ich Euch"alten Militärs"nicht auf die Füsse treten,wollte halt nur schildern wie ich es erlebt und empfunden habe.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon vs1400 » 28. Februar 2012, 12:28

hallo karnak,
deine aussage mit dem gefühltem kriegszustand, trifft den nagel, aus meiner sicht auf den kopf.
permanenter schichtwechsel, keine regelmäßigen freien tage, kurze schichtwechsel und immer dem wetter ausgesetzt zu sein verlangte den leuten sehr viel ab. dazu kam jedoch noch, jeder hatte auch noch sein privatleben mit höhen und tiefen. keiner wollte staubig werden und innendienst schieben müssen, doch traf es viele. den leuten wurde damals echt viel abverlangt. nach der schicht , meist während der nachtruhe, noch nen paar stunden alarmzug oder bergzug dran und dann noch raus fliegen, war nicht lustig. man wurde automatisch neidisch auf die, welche das bündchen am ärmel trugen, doch im eigentlichem nichts damit zu tun hatten. die schoben ne ruhige kugel, bekamen gleichen urlaub / sold für nix. auf unserem kompaniegelände befand sich noch das battalion, mit all seinen batzen und eine kompanie der sicherstellung. das mit dem battalion war teilweise sehr praktisch, zum anderem aber auch lehrreich. doch zur sicherstellung hatten wir kaum kontakt, die lebten zwar neben uns, doch in einer anderen welt. bei den urlaubsraten machte es sich extrem bemerkbar, da sah deren kompanie aus wie ein geisterhaus. all dass verlieh einem das gefühl etwas elitär zu sein. doch lies all dass die leute auch mehr zusammen rücken und sich menschlich verhalten. frei nach dem motto „wir sitzen alle in einem boot“. schlimmste bestrafung war nen päckchen ata auf dem spint zu finden, noch schlimmer, es konnten auch mehr werden. als ich damals in die kompanie kam, hatten wir uffze einen gefreiten diensthundeführer mit auf der hütte. der war nur dort, weil er die dienststellung eines uffz besetzte und er hat bis dato immer die hütte gereinigt, weil eben sein dienstgrad der unterste war. das war eine sache die mir komplett gegen den sinn ging und ich machte die hütte dann abwechselnd mit ihm. ganz noble uffze lachten und frotzelten über mich, doch es dauerte nicht lange und die hütten der uffze wurden nur noch durch uffze gemacht.

gruß vs ... und danke für deine antwort!
vs1400
 

Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon karnak » 28. Februar 2012, 15:12

Ok,VS 1400!
Das ist mir in meinen 55 Jahren schon ein paar mal passiert.Man lebt sein Leben in seiner Welt.Und dann erfährt man auf einmal,Sch.... da gibt es neben Deiner Welt noch eine andere Welt, die siehst Du zwar jeden Tag weist aber eigentlich garnichts davon,weil du dir auch keine Gedanken darüber machen mußt.
Auch so ein menschliches Problem.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Edelknabe » 26. Juni 2012, 17:23

Kann mir Einer bitte mal helfen, der zum Beispiel im NVA-Forum Vollmitglied ist. Ich versuchte dort einmal zu illern...ist schon länger her und erinnere mich schwach, das man sich erst anmelden musste, wenn ich es richtig in Erinnerung habe? Also gibt es dort ebenfalls einen Fred über die EK-Bewegung so wie bei uns hier, das würde mich einmal interessieren?

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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Juni 2012, 18:02

Ich erlebte so gut wie keine EK -Bewegung.


Für unseren gesamten, am 4. Mai 1970 eingezogenen, Trupp war diese Zusammensetzung ein Riesenvorteil. Denn bis auf unsere Vorgesetzten gab es keine weiteren Soldaten. Keine Soldaten im dritten Halbjahr. Wir erlebten also keine schikanierende EK-Bewegung, wie DDR-weit in anderen Einheiten praktiziert und gefürchtet. EKs (Entlassungskandidaten) waren die Soldaten im letzten Diensthalbjahr, die alle “unwürdigen” Arbeiten den jungen Soldaten aufbürdeten, diese auch teilweise quälten. Übergriffe waren dort an der Tagesordnung und oft vom Offizierskorps geduldet. Dadurch kamen anderen Orts auch Soldaten körperlich zu Schaden, einige flüchteten in den Suizid. Das alles blieb uns erspart.

Wohltuend empfand ich den solidarischen Zusammenhalt unserer bunt ge-würfelten Truppe. Über die gesamte Militärzeit gab es nie tiefergehende Streitigkeiten oder Missgunst. Wir waren in unserer Not alle aus einem Kaliber … Im Zweifel in einer Front gegen die Oberen. Eine wirkliche gute Notgemeinschaft.
(Ähnliches erlebten die Bausoldaten in Prora)

In meiner Rückschau war dies ein Glücksfall für alle. So wurden während unserer Dienstzeit keine Soldaten durch ihresgleichen schikaniert oder misshandelt. Im Gegenzug waren wir aber dazu verdonnert, die gesamten 544 Tage jede unbequeme Arbeit selbst zu verrichten.

Unser Gruppenführer war bereits im letzten Diensthalbjahr, also auch ein EK. Unterfeldwebel M. war ein abgeklärter ruhiger Typ. Wohl schon um die 25 Jahre alt. Wir konnten es aushalten. Zumindest die ersten 6 Monate. Er hat uns auch hart rangenommen, musste es ja auch, denn er hatte ja auch Befehle zu befolgen, aber Schikanen blieben seinerseits aus.

Bereits in den ersten Tagen erhielten wir den Monatssold. Unsere Bezahlung bestand aus 80.- Mark der DDR. Jeder einzelne Baupionier wurde genötigt, Zeitungen zu abonnieren… die “Junge Welt”, die täglich erschien und die “Volksarmee”, welche wöchentlich kam.



10 Mal dieselben Zeitungen pro Zimmer, Irrsinn, der ins Gesamtbild passte! Wir hatten nun aber immer Toilettenpapier -– war wohl auch der tiefere Sinn, denn Toilettenpapier für Soldaten gab es nie. Dem angepasst lautete unser zweideutiger Spruch: “Die junge Welt ist für´n Arsch!”

Ebenso wurden wir sofort mit Einberufung wieder bei der FDJ (Freie Deutsche Jugend) aktiviert. In die DSF (Deutsch-Sowjetische Freundschaft) “durften” wir auch wieder. Diese, seit unserer Schul- und Lehrzeit bestehenden Mitglied-schaften schliefen in der Regel mit dem Ende der Lehre stillschweigend ein. Das war gängige Praxis in der DDR. Und da wir nun auch noch Solidaritätsmarken (Wert immer 20 Pfennig, wie das damalige Inlands-Briefporto) kaufen mussten, wurden von unserem Geld sogleich etwa 6.- Mark für alles einbehalten. Wir haben diese Spendenmarken (von der Gewerkschaft eingezogen Geldspende für internationale Hilfe), die den Briefmarken teils sehr ähnelten, dann zweckentfremdet oft als Briefporto geklebt. Die Torgauer Post hat das immer mit einem zugedrückten Auge geduldet. Danke Post.

Volker
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Edelknabe » 27. Juni 2012, 05:45

Äh Volker, bitte nicht alle Gefreiten der NVA und Grenztruppen über einen Kamm scheren siehe sinnbildlich "fiese EKs". Also dem war nicht so...sage ich jetzt einmal weil selber erlebt oder besser selber einmal ein faier Gefreiter gewesen. Deswegen fragte ich ja im Vortext gestern nach eventuellen Schilderungen/Erzählungen im NVA-Forum denn ich möchte dort nicht unbedingt schreibendes Mitglied werden. Kann aber sein, das sich mittlerweile was geändert hatte.

Ihr Bausoldaten hattet eben sinngemäß anderweitig die "Arschkarte" gezogen mit 544 Tagen Sackgang und Häschen Hüpf beim Frühsport über 3000 Meter.Es gab da einen wunderschönen Satz zu DDR, den brachte immer einer meiner Arbeitskollegen:"Jeder, so wie er es braucht". Eh Volker, siehs mit Humor, es ist lange her.

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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Juni 2012, 17:17

Hallo Rainer-Maria,
so früh lesen bringt nichts!
Ich war selbst Gefreiter und EK und bei uns gab es KEINE EK-Bewegung. Ich habe also nichts verallgemeinert.

Ebenso war ich nie Bausoldat.

Gruss Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Edelknabe » 27. Juni 2012, 17:45

Entschuldige Volker, der Baupionier war die richtige Bezeichnung, ich wollte eure stolze Waffengattung nicht herabwürdigen.

Rainer-Maria denn auch mit der Maurerkelle in der Hand wurde der Sozialismus gut verteidigt(war das nicht so ein schöner Kampfsatz?)
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Juni 2012, 18:26

Mit der Kelle in der Hand verteidige ich das Vaterland! (so ging der!) [laugh]

Wir hatten die schwarzgeränderten Schulterstücken, passend zu unserer Trostlosigkeit!

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon manudave » 1. Juli 2012, 08:24

@vs1400

Beschreibe mal den von dir erwähnten Begriff "Bergzug" oder meintest du den Bergezug?
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon manudave » 1. Juli 2012, 08:40

Wurde die EK-Bewegung in höheren Kreisen gern gesehen?
Ich könnte mir vorstellen, dass die EK´s den Neulingen auch ein wenig was beibringen konnten, was sinnvoll in Sachen Grenzdienst erschien - sprich eine Art Einarbeitung.

Von mir dazu!
Über diese EK-Bewegung habe ich meine Meinung ja schon kundgetan.In den Grenzkompanien soll das wohl etwas anders gewesen sein.
Ich habe es jedenfalls als den Umgang mit anderen der übelsten Sorte erlebt.Je niedriger die Intelligenz des EK destogrößer waren die Feistheiten die man sich ausgedacht und auch praktiziert hat.Mit "einer Art Einarbeitung"hatte das wahrlich nichts zu tun,sondern nurmit der Freude Andere zu demütigen und zu verletzen.Ich habe das jadenfalls als Uffz.mit meinen bescheidenen Möglichkeiten bekämpft wo es nur ging.
Und natürlich war die offizielle Linie so,daß das in einer soz.Armee auf keinen Fall geduldet werden kann.Aber hinten rum war daß natürlich für den einen oder anderen Vorgesetzten natürlich auch"praktisch",Teile und Hersche halt.
Aber wie gesagt,sollte das in den Grenzkompanien anders gewesen sein,o.k.Ein "Geschmäckle"hat der Begriff EK-Bewegung in jedem Fall für mich.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon Bergmensch » 1. Juli 2012, 09:22

manudave hat geschrieben:@vs1400

Beschreibe mal den von dir erwähnten Begriff "Bergzug" oder meintest du den Bergezug?


Ich bin zwar nicht VS, aber ich denke damit ist der Zug der GK Schierke gemeint welcher auf dem Brocken stationiert war.
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon SCORN » 1. Juli 2012, 09:31

Volker Zottmann hat geschrieben:...... Irrsinn, der ins Gesamtbild passte! ....... war wohl auch der tiefere Sinn, denn Toilettenpapier für Soldaten gab es nie.

Volker


vorsorglich möchte ich klarstellen das für den Rest der NVA Soldaten Toilettenpapier vorhanden war! [flash]
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Re: Die EK-Bewegung

Beitragvon augenzeuge » 1. Juli 2012, 09:50

SCORN hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:...... Irrsinn, der ins Gesamtbild passte! ....... war wohl auch der tiefere Sinn, denn Toilettenpapier für Soldaten gab es nie.

Volker


vorsorglich möchte ich klarstellen das für den Rest der NVA Soldaten Toilettenpapier vorhanden war! [flash]


Ohne Quatsch, ich kann mich als Kind an temporäre Engpässe mit T-papier erinnern. Und ganz ehrlich, wie Tp sein kann, habe ich erst später erfahren können.... [blush]
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