Was wurde aus der NVA?

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Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Sirius » 6. November 2015, 19:11

Was wurde aus der NVA?

Eine Armee tritt ab - ohne, dass ein einziger Schuss fällt. Am 3. Oktober 1990 übernimmt der damalige Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg die Kommandogewalt über die Truppenteile einer nun aufzulösenden, aber juristisch bereits nicht mehr existierenden NVA. Eine hochmoderne, riesige und kampfstarke Armee verschwindet innerhalb der folgenden Monate, übernommen vom früheren Feind - ein in der Geschichte einzigartiger Prozess, für den es damals, vor 25 Jahren, weder einen Plan, noch klare Vorgaben gab.

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage ... tId=799280


Hat jemand diese Dokumentation am Montag gesehen? Falls nicht, so kann man sie in der ARD-Mediathek unter dem angegebenen Link noch anschauen.

In der Dokumentation wurde darauf hingewiesen, dass die NVA-Munitionsdepots dreifach eingezäunt waren. Der mittlere der drei Zäune war ein Starkstromzaun. Nach der Wende durfte der Starkstromzaun nicht mehr verwendet werden, da dies den neuen Vorschriften und gesetzlichen Regelungen der BRD widersprochen hätte. Die Munitionsdepots mussten nun mit erheblichem personellen Aufwand bewacht werden, was auch zu einer starken Belastung der Soldaten geführt hätte.

Hat jemand eine nachvollziehbare Erklärung, warum Starkstromzäune in der BRD (neu) nicht verwendet werden dürfen? Sorgt man sich zu sehr um das gesundheitliche Wohlergehen von Kriminellen und Terroristen, oder was ist der Grund?
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Spartacus » 6. November 2015, 19:34

Kommt heute Abend auf Tagesschau 24 um 21 Uhr noch einmal.

Da schau ich es mir an und kann dann sicherlich was dazu sagen.

LG

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Spartacus » 7. November 2015, 13:25

So, habe mir den Bericht angesehen und der war schon sehr interessant, da zumindest teilweise
auch für mich neues dabei war. Eklatant mal wieder die Fehlentscheidung die fast neuen MI - 24
zu verschrotten, während zur gleichen Zeit keine vergleichbar guten Kampfhubschrauber in der
Bundeswehr verfügbar waren. Da hatte wohl die Rüstungslobby ihre dreckigen Pfoten mit im Spiel,
die dabei wissentlich in Kauf nahm, dass deutsche Soldaten sterben, weil keine geeigneten
Hubschrauber da sind. Die verantwortlichen Politiker gehören natürlich in den selben Topf.

Hat jemand eine nachvollziehbare Erklärung, warum Starkstromzäune in der BRD (neu) nicht verwendet werden dürfen?


Ehrlich gesagt keine Ahnung Sirius.

Ich kann ja hier nur von Frankreich sprechen, aber auch da werden alle Muni - Lager von Soldaten rund
um die Uhr bewacht. Anders erlebt habe ich es in Afrika, denn das Muni - Lager der franz. Armee in
Djibouti war ebenfalls von einem Starkstromzaun umgeben und noch dazu Videoüberwacht. 3 Soldaten
pro Schicht reichten da aus und die gingen nur einmal pro Schicht am Zaun lang, um zu kontrollieren, ob
alles in Ordnung ist.

LG

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 7. November 2015, 17:29

Auch in der NVA liefen innerhalb der umzäunten Anlage von Munitionslagern noch Streifenposten. Nachts als Doppelposten. Nur war natürlich der Aufwand wesentlich geringer.

Ja, interessanter Beitrag und auch mal ziemlich frei von Unwahrheiten.

In diesem Sinne - Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. Machiavelli
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 11. November 2015, 15:53

Sowas wurde auch aus den ehemaligen Soldaten der NVA.

https://www.youtube.com/watch?v=7uNNtxtQsUA

In diesem Sinne - Freundschaft heißt vergessen, was man gab, und in Erinnerung behalten, was man empfing. A. Dumas
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Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Werner Thal » 14. November 2016, 17:45

DER SPIEGEL 41/1990 v. 08.10.1990
Ohne Begeisterung übernimmt die Bundeswehr die NVA. Minister Stoltenberg weiß noch nicht,
wie viele neue Soldaten unter seinem Kommando stehen.

Die "Veranstaltung" zur "Übernahme" der Nationalen Volksarmee der DDR, so der vertrauliche
Vermerk an Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg, "sollte in kleinem Rahmen und so schlicht
wie möglich gehalten werden"". Es dürfe, mahnte Protokollchef Oberst Christoph von Plato,
auch "nicht annähernd der Eindruck einer ´Siegesfeier´ entstehen".

Das war dem sonst so drögen (trockenen) Bundeswehr-Vorsteher Stoltenberg doch zu schlicht:
Im Hauptquartier der bisherigen Ost-Streitkräfte in Strausberg bei Berlin mußten die Militär-
musiker am Mittwoch voriger Woche erst einmal "Freude schöner Götterfunken" blasen.

Und den "kleinen Rahmen" sprengten Hunderte Militärs im Kampfanzug und viele Gäste in Zivil.
Mit ihnen feierte Stoltenberg im großen Auditorium des Tagungszentrum der NVA
(dazu gehört ein Vier-Sterne-Luxushotel mit 120 Zimmern und 102 Soldaten Bedienungspersonal)
die Verschmelzung beider Armeen. Statt Salutschüssen gab´s - kaum hatte der eben entlassene
DDR-Minister für Abrüstung und Verteidigung, Pfarrer Rainer Eppelmann, eine larmoyante
(rührselige) Abschiedsrede verlesen - "Feuerwerksmusik" von Händel.

"Über Geschmack", lästerte der Wehrbeauftragte des Bundestages, Alfred Biehle (CSU)
"läßt sich streiten."

Die Zeremonie galt einem "historischen Ereignis" (Stoltenberg). Soldaten, die sich - streng
nach Dienstvorschrift - noch vor einem Jahr gegenseitig als "Bedrohung" verteufelt hatten,
traten in der gleichen Uniform zur "Trauerfeier" (NVA-Jargon) an im Kampfanzug der
Bundeswehr.

Vorbei die Zeiten, da sich Armeen der zwei deutschen Staaten als allzeit gefechtsbereite Spitzenkräfte an der Konfrontationslinie zwischen Nato und Warschauer Pakt gegenüber
standen. Ab sofort ist "Kameradschaft" befohlen. Damit tun sich die Militärs hüben wie
drüben noch schwer.

Monatelang wehrten sich Bonner Spitzengeneräle dagegen, an die Soldaten der "Parteiarmee"
(Generakinspekteur Dieter Wellershoff) die Uniformen der Bundeswehr auszugeben.
"Wir lassen unsere Uniform", tönte ein Heeresgeneral, "doch nicht von diesen Leuten
beschmutzen."

Zum "Klassenhass" erzogen, lautete das gängige Vorurteil, taugten die Offiziere (Ost) nicht
zum Dienst in den demokratischen Streitkräften (West). Noch Anfang September dröhnte ein
Bonner Spitzenmilitär bei einer vertraulichen Besprechung: "Das Wort ´Kameraden´möchte
ich in diesem Zusammenhang nicht hören."

Mit Tricks und Kniffen versuchten Militärbürokraten auf der Hardthöhe, die "Umkleidung" der
NVA-Soldaten in West-Uniformen zu verhindern. Zunächst verbreiteten sie, es gebe in den
Depots der Bundeswehr nicht genügend Kampf- und Ausgehanzüge für die Ost-Truppe, Als
Hardthöhen-Staatssekretär Willy Wimmer nachzählen ließ, gaben die Militärs Mitte
September klein bei: Uniformen gebe es ja genug - aber es fehle leider an Transportmöglich-
keiten; binnen drei Wochen könne die "Erstausstattung" nicht zu den Einheiten der NVA
gebracht werden.

Auch diese Ausrede half nicht. Sogar auf der entlegenen Ostsee-Insel Usedom kamen die
Uniformen rechtzeitig an.

Als die Stabsoffiziere des Jagdfliegergeschwaders Nr. 9 "Heinrich Rau" am Dienstag voriger
Woche morgens um sieben auf dem Fliegerhorst Peenemünde zur "Lagebesprechung" mit
Geschwaderchef Wolf Dietze anrückten, wurden sie noch zackig von Wachsoldaten in
grün-braun gesprenkelter NVA-Uniform gegrüßt. Nach dem Abschluß-Appell (Dietze:
"um viertel nach zwei (ostdeutsch:viertel drei) ist im wahrsten Sinne des Wortes Feierabend
für uns und die gesamte NVA") stand die Wachmannschaft im neuen Nato-Oliv am Tor.

Der Fliegerhorst konnte allerdings nicht mit einer Bundeswehrkaserne verwechselt werden.
Die Wachposten schleppten ihr altes Kalascnikow-Sturmgewehr auf der rechten Schulter und
trugen Makarow-Pistole - mit Plastik-Halfter (ostdeutsch: Plaste-Halfter) in den "alten Farben" -
am Hosenbund.

Vor dem Tag der Einheit hatten NVA-Offiziere massenhaft in den letzten Wochen den Dienst
quittiert. Sie wollten sich nicht den Prozeduren unterwerfen, die sich Stoltenbergs Beamte
ausdachten: Zeit- und Berufssoldaten der Ost-Streitkräfte müssen zunächst zwei Jahre Probezeit
absolvieren und sich - wie in den fünfziger Jahren ehemalige Offiziere aus Hitlers Wehrmacht -
"Personalgutachterausschüssen" stellen.

Die meisten Offiziere dürfen nicht einmal ihren Dienstgrad behalten. Sie wurden einen Rang niedriger eingestuft. Über Nacht verwandelten sich der Oberstleutnant zum Major, der Major
in einen Hauptmann: "Strukturanpassung" in der Sprache der Militärbürokratie.

...bei Interesse kann hier weiter gelesen werden:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13501077.html

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Werner Thal » 15. November 2016, 16:16

DER SPIEGEL - 24/1994 v.13.06.1994: Bundeswehr
Die neuen Kameraden

Im Oktober 1991, während des 13. Verhandlungstages im sogenannten Mauerschützenprozeß,
brachen die Zuhörer im Gerichtssaal erst in ungläubiges Gemurmel, dann in schallendes
Gelächter aus. Ausgelöst wurde es durch den Auftritt des ehemaligen Generalleutnants
Dr. Gerhard Neiber, 65, vormals Vizeminister für Staatssicherheit in der DDR.

In den Zeugenstand gerufen, erklärte der Ex-General, er sehe sich nicht in der Lage, vor
dem Gericht auszusagen. Er habe "keine Aussagegenehmigung"; er habe einen Eid auf einen
Staat namens DDR geschworen und sei von seiner Schweigepflicht bisher nicht entbunden worden.

Vergebens belehrte der Vorsitzende Richter den störrischen Zeugen, der Staat sei mit all
seinen Ministerien verschwunden. Der Stasi-General blieb von diesen Vorhaltungen unbe-
eindruckt und ließ sich auch durch die Androhung eines Ordnungsgeldes oder einer
Beugehaft nicht zur Aussage bewegen.

Die Szene im Moabiter Gerichtssaal erhellte für einen kurzen Augenblick ein kollektives
Seelendrama, das sonst arm an dramatischen Auftritten war. Dabei traf der plötzliche Verlust,
der den Stasi-General verwirrte, die Befehlshaber der Nationalen Volksarmee (NVA) noch
ärger. Was ihnen die Geschichte zugemutet hatte, war ohne Beispiel.

Ihre ganze Truppe war ihnen kampflos abhanden gekommen - 175 000 Soldaten und, was
womöglich am schlimmsten war, ihr liebster Feind. Nie zuvor verschwand eine so
mächtige Armee so unauffällig von der Militär-Bühne.

Ohne dass ein Schuss gefallen wäre, ging die Befehlsgewalt an den ehemaligen Gegner,
an die Bundeswehr, über. Die Übergabe von Menschen, Munition und Überzeugungen
vollzog sich nahezu geräuschlos. Menschliche Tragödien blieben aus oder wurden nicht
bemerkt. Keiner der rund 200 NVA-Generale hat sich selbst entleibt, man hat auch nicht
gehört, dass irgendeiner von ihnen im Irrenhaus gelandet wäre.

Wohl träumten einige von ihnen bis in den Herbst 1990 davon, in die Bundeswehr über-
nommen zu werden; viele zeigten Gesprächsbereitschaft mit dem ehemaligen Feind.
Als sich die Hoffnung auf eine "Vereinigung" der beiden Armeen am Tag des formellen
Beitritts der DDR, dem 3. Oktober 1990, endgültig zerschlug, hängten sie ihre Uniformen
in den Schrank und warteten auf die Berechnung ihrer Rente. Ein Jahr nach dem Fall der
Mauer, so schien es, hatte sich die Nationale Volksarmee mit all ihren Generalen,
Offizieren und Wehrpflichtigen in Luft aufgelöst. Der Eindruck täuschte. Er war nicht
zuletzt der geschickten Regie der Abwickler aus der Bundeswehr zu verdanken.

Die Aufgabe, die andere deutsche Armee aufzulösen und einen Restbestand in die
Bundeswehr zu übernehmen, war nicht nur psychologisch heikel, sie barg auch ganz
handfeste Risiken. er mit der Auflösung der NVA betraute Bundeswehr-Offizier,
Generalleutnant Jörg Schönbohm, erfuhr aus Kreisen der NVA-Marine, man sei aus
Verzweiflung über die berufliche Zukunft entschlossen, aus Protest ein paar Schiffe zu
versenken; einige Regimentskommandeure drohten offen, sie würden mit ihren
Verbänden noch über genug Waffen und Munition verfügen, um sich wehren zu können.

Nicht nur die Tanks der Panzer waren gefüllt bis auf den letzten Millimeter, auch die
Kanonen und die Maschinengewehre der NVA waren ständig aufmunitioniert; erst später
entdeckten die Abwickler von der Bundeswehr, dass die NVA sogar mit 24 Mittelstrecken-
raketen vom Typ SS-23 ausgerüstet war, die man bis zum März 1990 vor der Vernichtung
bewahrt und in einem Depot in Brück gebunkert hatte.

Das Chaos des Übergangsjahres 1990 erschien es fast als ein Segen, dass die Regierung
de Maiziere, die letzte der DDR, den ehemaligen Pfarrer Rainer Eppelmann zum
Verteidigungsminister kürte. Eppelmann war in der DDR ein mutiger Dissident gewesen,
vom Militärischen verstand er wenig. Seine Reden von zwei deutschen Armeen auch
nach der Wiedervereinigung standen zwar in krassem Widerspruch zu westlichen Plänen,
sie dienten aber der Beruhigung. In Wirklichkeit hatte die Bundeswehr, wie der
Kommandierende General des Territorialkommandos Ost, Werner von Scheven, betont,
niemals eine "Vereinigung" oder "Zusammenführung" im Sinn. Das Ziel hieß Auflösung und
Integration eines kleinen Restbestandes von Berufsoffizieren.

Bundeskanzler Helmut Kohl hatte die rasche Einheit nicht zuletzt durch das - in dem
Zwei-plus-Vier-Vertrag festgelegte - Versprechen erkauft, die Endstärke der neuen Bundes-
wehr bis Ende 1994 auf 370 000 Mann zu reduzieren. Von Anfang an war es für die Abwickler
klar, dass der Löwenanteil der Reduktion auf die friedlich besiegte DDR-Armee entfallen
mußte - sie ging zu 92 Prozent zu Lasten der NVA.

Eine Gruppe der Berufsoffiziere schied von vornherein für eine Übernahme aus:
NVA-Generale und Admirale sowie Politoffiziere und Offiziere, die als Inoffizielle Mitarbeiter
(IM) für die Staatssicherheit gearbeitet hatten. Von den rund 50 000 Berufssoldaten der NVA
wurden 35 600 entlassen, darunter 24 000 auf eigenen Wunsch. Von den restlichen, die sich
als "Soldat auf Zeit" bei der Bundeswehr bewerben konnten, übernahm die Bundeswehr -
nach Stasi-Abklärung und Eignungsprüfung - bis September 1993 insgesamt 11 800 Mann,
darunter 3000 Offiziere.

...und hier geht der Artikel weiter:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13685964.html

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Werner Thal » 21. November 2016, 13:19

Der Spiegel 10/1990 v. 05.03.1990
"Ein Trümmerhaufen der Geschichte"

Im Treppenaufgang des Stabsgebäudes der Schweriner Max-Bürger-Kaserne hängen wie in
alten Zeiten Fahnen, Freundschaftsschleifen, Bestwimpel und ein Holzbrett, auf dem in
großen Messingbuchstaben steht: "Alles für den Sozialismus".

"Das wird hier wohl auch nicht mehr lange bleiben", frotzelt Oberstleutnant Bodo Schwarzer,
Presseoffizier der 8. Motorisierten Schützendivision der Nationalen Volksarmee (NVA).

Kommandeur der Division ist Generalmajor Manfred Jonischkies, 48, ein kleiner, drahtiger
Mann mit Bauchansatz, den er durch eine steif-stramme Haltung zu verbergen sucht.

"Bitte fragen Sie", sagt Jonischkies mit befehlsgewohnter, viel zu lauter Stimme. Er muß sich
wohl selber Mut machen: West-Besuch! Vor ihm auf dem blitzblank polierten Schreibtisch
liegen ein Ringbuch und, exakt ausgerichtet, sechs Bleistifte.

Die Schweriner Division galt bei den für die Feindaufklärung zuständigen G-2-Offizieren der
Bundeswehr als besonders guter und zuverlässiger Verband: Sie sollte, flankiert von der
94. und der 21. sowjetischen Schützendivision, im Ernstfall zwischen Lübeck und Gudow
über die Grenze in Richtung Norden nach Schleswig-Holstein vorstoßen.

Jonischkies bestreitet das: Seit 1987 sei die Armee "auf Defensive" eingestellt; sein in
Goldberg stationiertes Panzerregiment sei aufgelöst, der "Operationsplan geändert"
worden.

Jonischkies möchte gern "sein Gegenüber", den Kommandeur der 6. Panzergrenadier-
division in Neumünster, Generalmajor Klaus-Christoph Steinkopff, kennenlernen, ganz
offiziell von Kamerad zu Kamerad, "nicht als Bittsteller".

Steinkopff ist aber noch nicht soweit. Er dürfe - das sei geheim - nicht sagen, wer ihm
da "auf der anderen Seite" gegenüberstehe. Er habe "keine Berührungsängste, natürlich
nicht", für ihn gelte der Primat der Politik. Aber vielleicht doch ein bißchen Angst?
Oder Sorge vor einem Verlust des gewohnten Feindbildes?

Seit Öffnung der Grenzen vor vier Monaten stimmt nichts mehr in der einst so heilen
Welt der Soldaten in Deutschland-Ost und Deutschland-West. Die NVA bietet Bruderschaft,
die Bundeswehr sträubt sich gegen die heftige Umarmung. Der NVA-Offizier, zum Haß
auf die aggressiven Imperialisten erzogen, kennt plötzlich "keinen Feind" mehr, der
Bundeswehr-Offizier, zu Toleranz und Offenheit verpflichtet, muß hinhaltenden
Widerstand leisten, weil Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg und Generalinspekteur
Dieter Wellershoff an alten Erlassen festhalten.
"Die Ereignisse", sagt Jonischkies etwas verbittert, "haben sich durchschlagend auf die
Moral der Truppe ausgewirkt. Es gibt viele Offiziere und Unteroffiziere, die das nicht
verkraften."

Schon Anfang Dezember, einen Monat nach Grenzöffnung, hatten sich in mehreren
Standorten der Schweriner Division Soldatenräte gebildet und ein "menschliches Klima"
gefordert: mehr Freizeit und weniger Drill, Ausgang in Zivil, Verzicht auf Schikanen,
Mitsprache bei Aufstellung der Dienstpläne. "Die Leute, an die 500, standen plötzlich
auf der Matte und wollten diskutieren", sagt Oberstleutnant Uwe Ziegler, 35, Kommandeur
des in Hagenow bei Schwerin stationierten Schützenregiments "Ernst Moritz Arndt".
"Bei mir gab´s die erste Demonstration in der Armee überhaupt." Ziegler handelte
"ohne Anweisung von oben", wie er sagt. Er ließ Soldatenräte wählen und gab ihnen den
Befehl, ihre Forderungen "mal schön aufzuschreiben", dann werde man schon weitersehen.

Jonischkies, von Ziegler alarmiert, sucht Rat im Verteidigungsministerium in Strausberg
bei Berlin, aber dort fühlte sich keiner zuständig.

"Da hab ich mir gedacht: Als Kommandeur mußt du so handeln, als ob du gewählt werden
wolltest", behauptet Jonischkies. Seine Stimme klingt plötzlich so leise und verzagt,
als könne er immer noch nicht glauben, was sich da ereignet hat.

Die Proteste in Hagenow konnten in der auf Geheimhaltung gedrillten Armee noch
verschwiegen werden. Dann aber kam Beelitz - heute Synonym für den ersten Aufstand
in der NVA.

Der Anlaß war eher nichtig: Einige Soldaten hatten ihre Offiziere gebeten, zu Silvester
ausnahmsweise in der Kaserne mit einem Glas Sekt anstoßen zu dürfen. Die Antwortet
war ein harsches Nein.

Die Soldaten, Unteroffiziere auf Zeit und Wehrpflichtige, zogen verärgert auf ihre Stuben,
die Stimmung schlug in Wut um. Keiner der Beteiligten weiß heute mehr, wer eigentlich
die Idee zur Soldatenrevolte hatte.

In Windeseile vervielfältigten die Beelitzer Volksarmisten einen Forderungskatalog, der
eigentlich nur für ihre Vorgesetzten bestimmt war; sie schrieben "Streikaufruf" daüber und
"An alle, an alle!"

Sie bastelten aus Pappe und Tüchern Transparente und zogen vor die Kaserne:
"Nur wenn die preußisch-militaristischen Überbleibsel in unserer Armee beseitigt werden,
verdient sie den Namen ´Nationale Volksarmee´." Die Demokratie dürfe nicht vor den
Kasernentoren haltmachen.

Der Funke sprang über, Beelitz war plötzlich überall: in Rostock und Brandenburg, in
Schwerin und Erfurt, in Cottbus, Basepohl, Neuseddin, Saßnitz und Warin. Soldaten
verweigerten Befehle, ließen Offiziere strammstehen und Flaschen kreisen, wählten
Soldatenräte und rannten scharenweise auf die Straße: eine "Meuterei", die nach
Paragraph 259 der Militärgerichtsordnung der NVA mit "Freiheitsstrafen bis zu acht
Jahren" geahndet wird.

...und hier kann man weiterlesen:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13497057.html

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon SkinnyTrucky » 21. November 2016, 13:46

Es gibt hier im Forum auch einen Filmbeitrag zum Thema....schaut mal hier.... [wink]


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Werner Thal » 22. November 2016, 10:37

Der Spiegel 1/1991 v. 31.12.1990:

Auf dem Tiefpunkt

Hochgerüstet, aber schlecht bezahlt: Unter den Offizieren der ehemaligen NVA wächst die Wut.

Gemütlich war´s und bieder. In einem Besprechungsraum des Bonner Wehrministeriums ließ
Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg für die Spitzenleute seines Amtes Plätzchen und andere
Süßigkeiten reichen. Zugreifen durften die Inspekteure von Heer, Luftwaffe und Marine und die
Leiter der zivilen Abteilungen des Ministeriums.

Gerhard Stoltenberg wollte die besinnliche Jahresendstimmung nicht durch Entscheidungen
stören. Deshalb weiß Generalleutnant Jörg Schönbohm, der "Befehlshaber Bundeswehrkommando
Ost", noch immer nicht, wie er im neuen Jahr einen "geregelten Dienstbetrieb" in den
Kasernen der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR garantieren soll.

Dem General fehlt nach Nato-Richtlinien ausgebildetes Personal, um die immensen Vorräte an Waffen und Munition der NVA ordnungsgemäß zu bewachen. Und bei den Leuten, die ihm zur
Verfügung stehen, ist laut einem vertraulichen Vermerk des Bonner Führungsstabs der
Streitkräfte die "psychologische Situation auf einem Tiefpunkt".

Die Soldaten der ehemaligen Nationalen Volksarmee fühlen sich durch die Bestimmungen des
"Einheitsvertrags" benachteiligt, degradiert zu Soldaten zweiter Klasse. Die Stimmung in der
Truppe "ist im Keller", so ein Flieger-Oberstleutnant.

Mehr als 33 500 Offiziere und Unteroffiziere der zuletzt einschließlich wehrpflichtigen Rekruten
80 000 Mann starken NVA wollte Stoltenberg in die Bundeswehr übernehmen. Doch bis Weihnachten
hatten sich lediglich 10 000 Mann für eine "Probezeit" (Stoltenberg) von zwei Jahren beworben.

Zur Jahreswende sollten die "Längerdiener" der ehemaligen NVA mitteilen, ob sie im Nato-Oliv
der Bundeswehr weiter bei den Streitkräften bleiben oder ausscheiden wollen: Wer geht,
bekommt ein Abschiedsgeld von maximal 7 000 Mark; wer bleibt, muß damit rechnen, nach der Probezeit ohne Abfindung entlassen zu werden.

Zudem wird der Soldat (Ost) schlechter besoldet als der "Berater", den die Bundeswehr (West)
ins "Beitrittsgebiet" entsandt hat. "Kein Wunder", schimpft der Vorsitzende des Bundeswehr-
verbands, Rolf Wenzel, "daß sich die Leute beschweren." Beim Wehrbeauftragten des Bundestages wurden bis Weihnachten rund 500 Eingaben aus der einstigen Volksarmee eingesandt.

Kritisch wird es für Stoltenbergs Ost-Truppe zur Jahreswende. In etlichen Bataillonen der
Ex-NVA verläßt "Schlüsselpersonal" (Schönbohm) die Truppe. In manchen Bereichen, so ein
Hardthöhenvermerk, sei die "Führungsfähigkeit gefährdet".

Soll heißen: Wo keine Ex-NVA-Offiziere mehr kommandieren, läuft nichts mehr. "Wie soll ich
die Streitkräfte zusammenführen, wenn die Spezialisten weg sind", fragt Schönbohm.

Der General sorgt sich vor allem um das Rüstungsgut, das er bewachen lassen muß.

Mit der "Ausdehnung der Wehrgesetzgebung der Bundesrepublik auf das beigetretene Gebiet"
(Einigungsvertrag) übernahm Bonn nicht nur die Fürsorge für die Soldaten und Liegenschaften
der ehemaligen NVA-Verbände, sondern auch die Verantwortung für die ungeheuren
Waffen- und Munitionsvorräte: 1,2 Millionen Handfeuerwaffen, rund 9487 Kampf- und
Schützenpanzer, fast 2500 großkalibrige Geschütze, 320 000 Tonnen Munition - das sind
offizielle Zahlen, die Beamte des Stoltenberg-Ministeriums kürzlich im Verteidigungs-
ausschuß des Bundestages nannten.

Hinzu kommen 12 500 Tonnen Munition und über 100 000 Handfeuerwaffen, darunter jede
Menge Kalaschnikows aus den Arsenalen der Volkspolizei, der Staatssicherheit und der
Betriebskampfgruppen.

Seit am 3. Oktober (1990) auf Anweisung der Hardthöhe die Starkstromzäune um die
wichtigsten NVA-Depots abgeschaltet wurden, die den Bundeswehr-Sicherheitsvorschriften
oft nicht genügten, ist es nahezu unmöglich geworden, die riesigen Munitionsmengen
angemessen zu bewachen.

Die Vernichtung der Munition ist teuer: Tausend Tonnen zu beseitigen kostet je nach
Munitionsart zwischen drei uns sechs Millionen, das gesamte NVA-Potential über
1,5 Milliarden Mark. Zur Entsorgung der Explosivstoffe muß sich Bonn nach Informationen
aus der Industrie auf einen Zeitraum von zehn Jahren einstellen.

...und hier geht es weiter:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13503238.html

W. T.
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Werner Thal » 23. November 2016, 16:46

DER SPIEGEL: 27/1991 v. 01.07.1991:

"Alle bekommen eine faire Chance"

SPIEGEL: Her General, der Graben zwischen Ost- und Westdeutschland ist noch tief. Als Sie
am 3. Oktober 1990 das Bundeswehrkommando Ost übernahmen, wollten Sie mit der
Vereinigung zweier Armeen ein Beispiel setzen. Ist das gelungen?

SCHÖNBOHM: Ich weiß nicht, ob wir ein Beispiel gesetzt haben, indem wir die Soldaten der
ehemaligen Nationalen Volksarmee fair und gerecht behandelt haben.

SPIEGEL: Fair und gerecht? Die Wessis sind einmarschiert und haben das Kommando übernommen.

SCHÖNBOHM: Diese Formulierung ist überspitzt. Aber es trifft zu, daß wir am 3. Oktober mit den Kommandeuren aus dem Westen die Führung bis zur Ebene der Division übernommen haben.
Auf den Ebenen von Regiment und Bataillon haben wir das in enger Zusammenarbeit mit den
Angehörigen der NVA gemacht. Wir mußten es auch, um deren Expertise zu nutzen.

SPIEGEL: Hatten Sie es mit Menschen ohne Hoffnung zu tun?

SCHÖNBOHM: Nein, aber ich habe viel Sorge, viel Not und zum Teil auch Verbitterung gespürt,
weil es vielen Menschen hier materiell schlecht geht.

SPIEGEL: Wer war verbittert?

SCHÖNBOHM: Verbittert waren Offiziere, die sich getäuscht fühlten, die erst sehr spät
gemerkt haben, wie sie vom früheren System mißbraucht worden waren. Verbittert waren
viele Soldaten, weil sie hofften, daß wir die vielen sozialen Fragen schneller beantworten
würden. Das konnten wir nicht, weil die Voraussetzungen insgesamt - denken Sie an die
Rentenanpassung - noch nicht geklärt waren. Da gab es welche, die sagten: Wenn das der
soziale Rechtsstaat ist, dann ist er ganz anders, als wir ihn erhofft haben. Die meisten haben
die Bundesrepublik überschätzt und zu viel zu schnell von ihr erwartet.

SPIEGEL: Sie haben Tausende von Leuten im Hauruckverfahren in die Hoffnungslosigkeit
entlassen.

SCHÖNBOHM: Ihre Überspitzung wird der Sache nicht gerecht. Es war doch so: Die
Bevölkerung der DDR hat die friedliche Revolution vollzogen und das Regime gestürzt.
Das haben wir alle begrüßt. Die NVA war eine wichtige Stütze dieses Regimes, das ist
unbestritten. Und schließlich: Eine entscheidende Voraussetzung für die Einheit Deutschlands
ist die Verringerung der Bundeswehr auf 370 000 Mann, einschließlich der ehemaligen
NVA, gewesen. Entlassungen liegen also in der Konsequenz dieses Prozesses.

SPIEGEL: Die Einheit mündet in die Arbeitslosigkeit.

SCHÖNBOHM: Moment! Sie müssen das wirtschaftliche Umfeld sehen. Jeder ehemalige Soldat
hat die Chance, sein berufliches Leben noch einmal von vorn anzufangen. Die Offiziere. die
älterwaren als 50 Jahre, haben im Vergleich zu anderen Bürgern eine gute Abfindung
bekommen, eine Art Vorruhestandsregelung. Um die Jüngeren bemüht sich unser Berufs-
förderungsdienst. Die Kommandeure haben mit Industrie- und Handelskammern, mit dem
Handwerk und großen Betrieben Verbindung aufgenommen. Vielen Offizieren und
Unteroffizieren haben wir geholfen, einen neuen Beruf zu finden.

SPIEGEL: Das ist eine Minderheit. Anderen haben Sie eine Probezeit verordnet, sie dürfen sich bewähren. Wäre es nicht ehrlicher gewesen, gleich alle zu entlassen?

SCHÖNBOHM: Nein, der Mehrzahl der Entlassenen haben wir geholfen. Die Probezeit war im Einigungsvertrag vorgesehen, ich halte sie auch für richtig. Einmal müssen die Soldaten, die
sich dafür entscheiden, herausfinden, ob die Bundeswehr so ist, wie sie sich vorgestellt haben,
und sich selber prüfen, ob sie dabei bleiben wollen. Und wir müssen feststellen, ob die
Offiziere und Unteroffiziere unseren Grundanforderungen an Soldaten von Streitkräften in der
Demokratie entsprechen.

SPIEGEL: Wie viele Offiziere wollen Sie übernehmen?

SCHÖNBOHM: Wir haben mehr Offizieren und Unteroffizieren das Angebot gemacht,
"Soldaten auf Zeit" für zwei Jahre zu bleiben, als wir später als "Längerdienende" brauchen;
daraus werden wir dann auswählen. Und wir brauchen die Männer in der Übergangszeit, weil
wir noch eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen haben beim Herunterfahren der ehemaligen
NVA von 90 000 auf etwa 50 000 Soldaten.

...und hier kann man weiterlesen:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13490610.html

W. T.
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Werner Thal » 23. November 2016, 21:44

SPIEGEL-TV: Prora - NVA-Museum: Besuch beim Ewiggestrigen

https://www.youtube.com/watch?v=EhXsxbEOp_c

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Interessierter » 16. Dezember 2016, 15:08

Wie aus dem NVA-Offizier Jörg Blaschke ein Hauptmann der Bundeswehr wurde -

Nur seine f6-Zigaretten und sein leicht singender Brandenburger Tonfall lassen erkennen, dass Jörg Blaschke aus der ehemaligen DDR stammt. Ansonsten ist der 38-jährige Hauptmann ein Truppenführer der modernen Prägung: weltoffen und aufgeschlossen im Umgang mit seinen Soldaten. Dabei diente er vor 15 Jahren noch bei der Nationalen Volksarmee der DDR.

An sich müsste Jörg Blaschke ja inzwischen Major sein. Diesen Rang jedenfalls bekleidet normalerweise der Chef der Stabskompanie beim Logistikbataillon 472 mit Sitz in der Schweppermannkaserne. Dass es bisher nicht zur Beförderung gekommen ist, liegt aber wohl eher an der Bundeswehr als an der Tatsache, dass Blaschke seine Offizierslaufbahn noch bei der NVA begonnen hat.

Eigentlich schon mit 13 oder 14 Jahren in seiner Heimatstadt Cottbus. Denn die jungen DDR-Bürger mussten sich frühzeitig entscheiden, was sie später einmal werden wollten. Jörg Blaschke wählte die Offizierslaufbahn. "Fragen Sie mich nicht, wie ich damals auf diese Idee gekommen bin." Wer Offizier werden wollte, war bereits im Schulsystem der DDR bevorzugt. Es gab Fahrten zur Truppe, zahlreiche Besuche und eine umfangreiche militärische Vorbildung bereits ein Jahr vor dem Abitur.

Jörg Blaschke war offenbar so gut, dass er seinen Ausbildern positiv aufgefallen ist. Doch warum seine Laufbahn dann so verlaufen ist, wie sie sich heute darstellt, weiß er immer noch nicht. "Was halten Sie von einem Auslandsstudium?", wurde er völlig überraschend gefragt. Dem verdutzten Offiziersanwärter fiel nichts Besseres ein, als zu antworten: "Aber ich kann doch kein Ausländisch." Studium im Ausland, das bedeutete damals in Polen oder in der Sowjetunion, so viel war klar. Blaschke verschlug es an die Wolga, nach Uljanowsk. Die Industriestadt hieß früher Simbirsk, wurde aber nach der Russischen Revolution nach ihrem berühmtesten Sohn umbenannt: Wladimir Iljitsch Uljanow - Kampfname Lenin.
Russisch als Hauptfach
1984 begann das sowjetische Abenteuer für den jungen Soldaten. Zunächst einmal musste er Russisch büffeln. Wie bei den meisten DDR-Bürgern gehörte auch bei Jörg Blaschke die Sprache der verbündeten Weltmacht zum ungeliebten Pflichtprogramm in der Schule. Ein halbes Jahr lernte er Vokabeln und Grammatik. Was in der neuen Umgebung relativ leicht fiel, weil direkt vor der Türe der Offiziersschule das sowjetische Alltagsleben auf die jungen DDR-Bürger wartete. "Wenn ich einen Kaffee haben wollte, dann musste ich den auf Russisch bestellen." Im zweiten halben Jahr kamen Mathe und Physik zum Sprachunterricht dazu.

Erst danach begann das eigentliche Studium der Nachrichtentechnik, das sich bis in das deutsche Schicksalsjahr 1989 hinziehen sollte. Im Juli kehrte Jörg Blaschke in die DDR zurück. Im Gepäck unter anderem inzwischen in seiner Heimat verbotene Zeitschriften aus der Sowjetunion, die sich mit der neuen Linie, Glasnost und Perestroika beschäftigten. "Wenn die uns an der Grenze erwischt hätten, hätte uns das die Uniform gekostet", erinnert er sich zurück. Doch auch die Offiziere der NVA lebten nicht im Niemandsland oder ignorierten die tatsächlichen Verhältnisse in der DDR. Sie nahmen sehr wohl wahr, was rings um sie herum passierte, schließlich waren sie ein Teil des Volkes - wenn auch in Uniform.

Als Zugführer kümmerte sich der junge Leutnant in einer Bunkeranlage um die Fernmeldeanlagen der sowjetischen Truppen in der DDR. Von September bis November war er wieder in Russland. Die "sanfte Revolution" erlebte er nur von der Ferne aus. "Als ich dann wiederkam, kehrte ich in eine andere DDR zurück." Den großen Wendepunkt im Leben des Jörg Blaschke bedeutete die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. "Für mich stellte sich die Frage: Was macht man jetzt", so erzählt er und steckt sich eine f6 an. Die Entscheidung fiel ihm relativ leicht. "Ich war verheiratet und hatte ja außer Militär nichts gelernt." Jörg Blaschke stellte einen Antrag auf Übernahme in die Bundeswehr. Ein ganz wichtiger Grund für diesen Schritt war auch die Tatsache, dass die ehemaligen DDR-Soldaten zunächst nur befristet übernommen wurden, das betont er immer wieder. So konnten sich beide Seiten, ehemalige NVA-Mitglieder und Bundeswehr, ein Bild voneinander machen, bevor sie sich endgültig füreinander entschieden.

Viele wurden "gegauckt"
Viele NVAler warfen während dieser Übergangsfrist das Handtuch, eine ganze Reihe von ihnen wurde "gegauckt", wie Jörg Blaschke die Folgen der gründlichen Untersuchung hinsichtlich einer Stasi-Vergangenheit durch die Gauck-Behörde nennt. Er selbst hatte sich nichts vorzuwerfen, hatte niemals mit der "Firma", wie die Stasi in der DDR genannt wurde, zusammengearbeitet. "Das war schon hart", erzählt Blascke. "Wer gegauckt wurde, musste bis zum Abend die Kaserne verlassen und durfte sie nie wieder betreten."

Bundeswehr nicht bereut
Schwer fiel Blaschke der Einstieg bei der Bundeswehr übrigens nicht. "Die Technikseite war ohnehin das geringste Problem für mich." Aber auch im Umgang mit den Kameraden erfuhr er eine sehr positive Wende. "Sich da umzugewöhnen war nicht schwer. Weil einfach alles viel menschlicher war." Einziger "Horror": Das komplizierte bundesdeutsche Verwaltungsrecht. "Was ich nicht beantrag', das krieg' ich nicht", bringt es der Hauptmann auf den Punkt. Und ist letztendlich zufrieden mit seiner Entscheidung, Offizier bei der Bundeswehr geworden zu sein. "Denn für das kann ich wesentlich besser stehen, als für was ich einst meinen Eid abgelegt habe."

http://www.onetz.de/amberg-in-der-oberp ... 36494.html

Ein interessanter Werdegang.


Doch auch die Offiziere der NVA lebten nicht im Niemandsland oder ignorierten die tatsächlichen Verhältnisse in der DDR. Sie nahmen sehr wohl wahr, was rings um sie herum passierte, schließlich waren sie ein Teil des Volkes - wenn auch in Uniform.


Diese Wahrnehmung aber entschloss sich damals einem gewissen Teil der Offiziere nicht und manchen sogar bis heute nicht..
Interessierter
 

Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2016, 07:00

Werner Thal hat geschrieben:Der Spiegel 1/1991 v. 31.12.1990:

Auf dem Tiefpunkt

Hochgerüstet, aber schlecht bezahlt: Unter den Offizieren der ehemaligen NVA wächst die Wut.

Die Soldaten der ehemaligen Nationalen Volksarmee fühlen sich durch die Bestimmungen des
"Einheitsvertrags" benachteiligt, degradiert zu Soldaten zweiter Klasse. Die Stimmung in der
Truppe "ist im Keller", so ein Flieger-Oberstleutnant.

Kritisch wird es für Stoltenbergs Ost-Truppe zur Jahreswende. In etlichen Bataillonen der
Ex-NVA verläßt "Schlüsselpersonal" (Schönbohm) die Truppe. In manchen Bereichen, so ein
Hardthöhenvermerk, sei die "Führungsfähigkeit gefährdet".

... 1,2 Millionen Handfeuerwaffen, rund 9487 Kampf- und
Schützenpanzer, fast 2500 großkalibrige Geschütze, 320 000 Tonnen Munition - das sind
offizielle Zahlen, die Beamte des Stoltenberg-Ministeriums kürzlich im Verteidigungs-
ausschuß des Bundestages nannten.

Hinzu kommen 12 500 Tonnen Munition und über 100 000 Handfeuerwaffen, darunter jede
Menge Kalaschnikows aus den Arsenalen der Volkspolizei, der Staatssicherheit und der
Betriebskampfgruppen.

W. T.



JA, ich muss auch sagen, für die Berufssoldaten der NVA eine Zäsur im Leben.

So radikal umstellen mußten sich nicht allzu viele ehemalige Bürger der DDR. Aber ich weiß, dass es die meisten ehemaligen Berufssoldaten der NVA (jedenfalls die, die ich kenne) geschafft haben, sich neue Standbeine aufzubauen.

Frage: Was denn nun? 1,2 Millionen Handfeuerwaffen oder über 100.000 wobei "über" ja auch 1,2 Millionen sein könnten.

Oh, dieser Moloch NVA.

Aber wo kommen die 9487 Kampf- und Schützenpanzer her oder die 2500 großkalibrigen Geschütze?

Ist das Dummheit oder wieder einmal eine bewußte Lüge?

Die NVA hatte bei der Übernahme durch die Bundeswehr folgenden Bestand an Kampftechnik:

Landstreitkräfte

Panzer 2.370
Aufklärungsfahrzeuge 1.950
Schützenpanzer 1.100
Gefechts - SPW 3.300
Artillerie gezogen 1.115
Artillerie auf SFL 470
Mehrfachraketenwerfer 325
Granatwerfer 280
Boden-Boden-Raketen (Startvorrichtungen) 30
PALR (Gefechtsfahrzeug u. tragbar) 700
Panzerabwehrkanonen 330
Flak 670
Fla-Raketen-Startrampen 225
Hubschrauber 94

Luftstreitkräfte

Fliegerkräfte
- Kampfflugzeuge 252
- Hubschrauber 30

Jagdfliegerkräfte
- MiG 21 50
- MiG 23 39
- MiG 29 20

Jagdbombenfliegerkräfte
- MiG 23 BN 18
- SU 22 M 4 23

Aufklärungsfliegerkräfte
- MiG 21 22

Transport- und Verbindungsfliegerstaffeln
sowie Übungs- und Schulflugzeuge und
Hubschrauber
- Flugzeuge unterschiedliche Typen 20
- Hubschrauber unterschiedlicher Typen 30

Fla-Raketentruppen
- Startrampen 234



Volksmarine

Überwasserkräfte
- Küstenschutzschiffe Projekt 1159 3
Projekt 133 16
- Raketenschiffe / Raketenschnellboote
Projekt 1241 5
Projekt 205 12
- Minenabwehrschiffe
Projekt 89.2 20
- Sicherstellungsschiffe untersch. Typen
(Transporter, Bergungs-, Vermessungs-
u. Begleitschiffe und 1 Schulschiff ) 30

Marinefliegerkräfte
- Kampfflugzeuge 23
- Hubschrauber 27
Jagdbombenfliegerkräfte
- SU-22 M4 23
- Hubschrauberkräfte
Mi 14 8 UAW
6 MAW
Mi 8 TB (Transport / Bewaffnet) 10
Mi 8 3

Küstenraketentruppen
- Startrampen 8

Küstenverteidigungstruppen
- Panzer 31
- Aufklärungsfahrzeuge 24
- Schützenpanzer 30
- Gefechts – SPW 100
- Granatwerfer 8
- PALR – Gefechtsfahrzeuge 16

Die oben benannte Aussage ist ganz einfach falsch und irreführend.

Quelle: Information des Minister für Abrüstung und Verteidigung Herr Eppelmann; 1990
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Olaf Sch. » 19. Dezember 2016, 08:07

und wo sind die Grenztruppen?
Olaf Sch.
 

Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2016, 09:55

Beethoven hat geschrieben:
Die NVA hatte bei der Übernahme durch die Bundeswehr folgenden Bestand an Kampftechnik:



Ich habe keine Kenntnisse von einer Übernahme der GT der DDR durch den BGS. Das war nicht meine Schiene. Das Thema bezieht sich ja auch auf die NVA.
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon pentium » 19. Dezember 2016, 10:01

AkkuGK1 hat geschrieben:und wo sind die Grenztruppen?


Aufgelöst!

Zitat:
Die Grenztruppen wurden per „Befehl Nr. 49/90 des Ministers für Abrüstung und Verteidigung über die Auflösung der Grenztruppen der DDR“ am 30. September 1990 aufgelöst, die verbliebenen 15.000 Angehörigen entlassen. Das Personal wurde zuvor teilweise in den Grenzschutz der DDR und von dort weiter in den Bundesgrenzschutz (BGS) (heute Bundespolizei) übernommen. Etwa 4500 Grenztruppenangehörige wurden von der Bundeswehr als Zivilkräfte in Rekultivierungskommandos zum Abbau der innerdeutschen Grenzsperranlagen eingestellt.

Nachzulesen bei Tante Wiki

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon pentium » 19. Dezember 2016, 10:24

Wer sich näher und genauer mit dem Thema (als eine Spiegel-Ausgabe von 1991) beschäftigen will?
Dazu zwei längere Beiträge:

Waffen und Ausrüstung der NVA – wo sind sie geblieben? (Teil 1)
http://www.ddr-uniformen.com/?page_id=469


Waffen und Ausrüstung der NVA – wo sind sie geblieben? (Teil 2)
http://www.ddr-uniformen.com/?page_id=471

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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2016, 10:48

@Pentium [bravo]

Danke, ein hochinteressanter (beide Teile) Beitrag und allem Anschein nach, sehr gut recherchiert.
Ich habe mir beide Teile kopiert und abgespeichert. Echt super.

Und da soll nochmal einer der DDR Waffenexporte vorwerfen. Dann soll er mal Teil 2 lesen.

Klasse. Danke für die Link´s.

Gruß
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Re: Was wurde aus der NVA und der Sperranlagen?

Beitragvon Bahndamm 68 » 19. Dezember 2016, 13:06

Generalmajor a.D. Rolf Theodor Ocken ist der verantwortliche Kommandeur aus der Bundeswehr, der vom Verteidigungsminister Stoltenberg den Auftrag bekam die Sperranlagen schnellst möglich zu entfernen und zu entsorgen. Mauerteile erst geschreddert, dann pro Stück 50 DM, es versteht sich West, später bis zu 800 DM zu verkaufen.
Wer die Möglichkeit bekommt einen Vortrag sich anzuhören über den Abriss der 1440km langen Mauer bzw. Stacheldraht, dem kann ich das nur empfehlen.
Sein Adjutant war ein Leutnant aus Weißenfels(!). Den Abbau der Sperranlagen erledigte er hauptsächlich mit NVA - Soldaten und - Offizieren. Wort wörtlich nannte er sie „meine Soldaten“. Ein Mensch heute noch, wie Du und Ich.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13950183.html

http://www.ksta.de/der-mann--der-die-mauer-entsorgte-13361278

http://www.ksta.de/talk-im-annaturm-1001-minen-aufgespuert-13403642

VG Bahndamm 68
Wer die Vergangenheit nicht kennt,
kann die Gegenwart nicht begreifen
und die Zukunft nicht gestalten.
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Kumpel » 19. Dezember 2016, 14:42

Der Kommentar hat mir gefallen:

Welche “Helden” der Arbeiter-und-Bauern-Klasse führten diese Armee? Jeder Militärhistoriker wird an den Zustand der Generalität der Preußischen Armee von 1806 erinnert.
Die Ordensspangen dieser Oberste/Kapitäne zur See und Generale/Admirale der NVA stellten jeden (!) General/Admiral und Generalfeldmarschall/Großadmiral der Wehrmacht in den Schatten.

Als es aber um die Existenz dieser NVA ging, schwand der “proletarische Mut” dieser Führer dahin. Die Bundeswehr hatte es daher leicht, das NVA-Hauptquartier in Strausberg “einzunehmen” und ihren Siegerwillen zu diktieren. Nicht ein Oberst oder General der NVA hat sich dagegen widerständig gezeigt oder gar erschossen!
Alle (!) Truppenfahnen wurden artig eingepackt und dem (nun) Bundeswehr-Archiv in Dresden übergeben. Die Fassade der “Roten Preußen” krachte 1990 zusammen wie die der “Alt-Preußen” bei Jena und Auerstedt.

So eine Generalsuniform, wie hier feilgeboten, würde ich nach einem Erwerb verbrennen!
Der deutschen Militärgeschichte wegen – um diese nicht weiter zu beleidigen.
[bravo]
Kumpel
 

Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2016, 15:25

Kumpel hat geschrieben:Der Kommentar hat mir gefallen:

[b]Welche “Helden” der Arbeiter-und-Bauern-Klasse führten diese Armee? Jeder Militärhistoriker wird an den Zustand der Generalität der Preußischen Armee von 1806 erinnert.
Die Ordensspangen dieser Oberste/Kapitäne zur See und Generale/Admirale der NVA stellten jeden (!) General/Admiral und Generalfeldmarschall/Großadmiral der Wehrmacht in den Schatten.

Als es aber um die Existenz dieser NVA ging, schwand der “proletarische Mut” dieser Führer dahin. Die Bundeswehr hatte es daher leicht, das NVA-Hauptquartier in Strausberg “einzunehmen” und ihren Siegerwillen zu diktieren. Nicht ein Oberst oder General der NVA hat sich dagegen widerständig gezeigt oder gar erschossen!
Alle (!) Truppenfahnen wurden artig eingepackt und dem (nun) Bundeswehr-Archiv in Dresden übergeben. Die Fassade der “Roten Preußen” krachte 1990 zusammen wie die der “Alt-Preußen” bei Jena und Auerstedt.
b]


Wieder weit unterm Niveau, wie leider nicht anders zu erwarten.

Stell Dir nur mal vor, ein Divisionskommandeur hätte zu den Waffen befohlen und hätte schießen und Panzer rollen lassen. Kannst Du Dir die unzähligen Toten vorstellen? Nein, einfach nur dämlich Dein gepriesenes Zitat.
Gut das da alle, die Befehlsgewalt hatten, einen kühlen Kopf bewahrt haben und wir keine rumänischen Verhältnisse zugelassen haben.

Mal davon abgesehen, dass das Volk der DDR es so wollte, hätte auch die Verfassung verboten, die Waffen gegen das eigene Volk einzusetzen. Wie unüberlegt kann man eigentlich schreiben, um dieses Zitat als positiv zu bewerten?

Leider sind in diesem Zitat auch ganz einfach sachliche Fehler enthalten. Es gab Offiziere, sogar mit fünfzackigem Sternen auf der Schulter, die sich das Leben nahmen. Der Bekannteste dürfte der Chef der GST, Admiral K., gewesen sein.
Seine Frau hat ihn jedoch kurz vor dem Tode abgeschnitten. Danach vegetierte er, ohne seine geistige Kraft wieder zu erlangen, noch ein halbes Jahr vor sich hin bis er starb.
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon pentium » 19. Dezember 2016, 15:54

Kumpel hat geschrieben:Die Fassade der “Roten Preußen” krachte 1990 zusammen wie die der “Alt-Preußen” bei Jena und Auerstedt.



Hä?
Was ist denn das wieder für ein Bratäpfel- mit Glühbirnenvergleich? Vielleicht sollte man bevor man solche Kommentare und diesen Vergleich mit Jena und Auerstedt bejubelt erst einmal ein paar Kapitel preußische Geschichte eruieren? Besonders die preußischen Militärreformen unter Boyen, Clausewitz, Gneisenau, Grolmann und Scharnhorst nach
Jena und Auerstedt! Der Zusammenbruch von 1806/07 schuf die Voraussetzungen für ein "Neu-Preußen"...
Der Verfasser dieses Kommentars ist scheinbar ein Wunderkind im Konstruieren von Zusammenhängen.
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 22. Dezember 2016, 07:11

Na, darüber bin ich noch gar nicht gestolpert, lieber Pentium. Aber es ist natürlich so, wie Du schreibst.

Die von Dir benannten Heeresreformer waren auch die, die den preußischen König, zum Eintritt in den Krieg gegen Napoleon veranlassten und damit den ersten deutschen Befreiungskrieg maßgeblich mit beeinflussten. Sogar v. Boyen, kam zurück zur Fahne. Und als kleines Nebenprodukt, entstand aus den Farben der Lützower, die Trikolore, die wir heute als Staatsflagge kennen.

Gruß
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Dezember 2016, 11:27

Da können die letzten Schreiber gern den Kumpel verdammen, diffamieren oder bloßstellen, Ganz nach deren Belieben. ... [muede]
Mir, Kumpel, gefallen Deine Sätze diesbezüglich ausgezeichnet.

Gruß Volker

PS: Der Chef der GST, Admiral K. wird schon wissen, warum er Hand an sich anlegte. Hat vielleicht was mit Gewissen und Charakter zu tun.
Volker Zottmann
 

Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon HPA » 22. Dezember 2016, 11:37

PS: Der Chef der GST, Admiral K. wird schon wissen, warum er Hand an sich anlegte. Hat vielleicht was mit Gewissen und Charakter zu tun.


Darüber muss er 6 Jahre lang nachgedacht haben. Vielleicht auch darüber, welchen Lebenslauf des einen oder anderen er störte und zerstörte.
HPA
 

Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 22. Dezember 2016, 16:43

Volker Zottmann hat geschrieben:Da können die letzten Schreiber gern den Kumpel verdammen, diffamieren oder bloßstellen, Ganz nach deren Belieben. ... [muede]
Mir, Kumpel, gefallen Deine Sätze diesbezüglich ausgezeichnet.

Gruß Volker




Die Worte lieber Volker mögen Dir gefallen. Das macht sie deshalb aber nicht klüger oder besser.

Es gab in der Wendezeit, schon unter Eppelmann, eine Kommandeurstagung in Strausberg. Das heißt, fast alle Kommandeure der NVA, ab Regiment oder selbständiges Bataillon aufwärts, waren anwesend.

Einer der Redner (ich werde hier keinen Namen nennen) rief dazu auf, die Waffen in die Hand zu nehmen und die Technik rollen zu lassen und als ersten, Herrn Eppelmann in Haft zu nehmen. Eine allgemeine Entrüstung ging durch den großen Saal und es wurde unter den Kommandeuren eindeutig klar gemacht, dass dies gegen die Wahl des Volkes gerichtet wäre.

Das habe ich übrigens noch nirgendwo geschrieben. Aber wer in seiner Bekanntschaft oder Verwandtschaft einen Mann hat, der damals dabei war - fragt ihn mal nach der letzten Kommandeurstagung in Strausberg. Er wird Euch das bestätigen.

Nein, die Kommandeure (alles Offiziere, Generale / Admirale) haben sich eindeutig dagegen ausgesprochen wohl wissend, dass es mit ihren Karieren vorbei ist. Aber ein mögliches Blutvergießen kam für uns nicht in Frage. Ich denke, dass man das nicht hoch genug bewerten kann. Und wer sich heute darüber lustig macht, dass die NVA sich da nicht exponiert hat, ist in meinen Augen ein echt dummer Mensch (sorry an alle die es betrifft).

Wenn es nämlich dazu gekommen wäre, dann hätte es 100-e wenn nicht gar 1000-e Tote DDR-Bürger gegeben. Wer das nicht erkennt, dem kann ich nicht helfen.

Die DDR wäre dann eine Militärdiktatur geworden. Wer hätte das gewollt? Du vielleicht Volker? Du Kumpel?

Denkt mal darauf rum, bevor Ihr solchen Mist hier für gut heißt. Volker, ich bin enttäuscht von Dir. Ich hätte Dir echt mehr Intellekt zugetraut. Na, da lag ich wohl falsch. Von Kumpel habe ich nichts anderes erwartet.
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Dezember 2016, 16:53

Ach wenn ich nach Deinem Bekunden nun nicht so intelligent bin...
Ich weiß auch ohne Deine Namensnennung, wer das Militär einsetzen wollte. Wurde ja oft genug propagiert.

Für wie intelligent Du mich nun aber hälts, ist völlig unerheblich.
Fazit ist bei allen gelesenen Texten doch, dass Du Kumpels sehr plastische Audrucksweise nicht verknusen kannst.
Mir gefällt die in diesem Tread außerordentlich.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Beethoven » 22. Dezember 2016, 17:06

Volker Zottmann hat geschrieben:Fazit ist bei allen gelesenen Texten doch, dass Du Kumpels sehr plastische Audrucksweise nicht verknusen kannst.
Mir gefällt die in diesem Tread außerordentlich.

Gruß Volker


Hm, was ist denn an einem Zitat, welches Kumpel so toll findet um es hier einzusetzen, plastisch?
Das erschließt sich mir nicht. Es sind ja nicht einmal seine eigenen Worts und Gedanken, wobei ich sie ihm gerne zubillige.
Sie passen, meiner Meinung nach, zu ihm. [grins]

Ansonsten "verknuse" ich ja fast alles, wenn es nicht "blutiger Unsinn" oder "braune Schei..." ist.
Andererseits, streite ich natürlich auch gerne in diesem Forum. [hallo]

Gruss
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Re: Was wurde aus der NVA?

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Dezember 2016, 17:18

Mensch Beethoven, gestern kam abends der Priol mit seinem Jahresrückblick.
Ich frage mich, ob Du da auch abgeschaltet hast.
Wie kann man sich nur so echauffieren, nur wegen leichter Überspitzungen.
Gut, dass Dich der Nostalgiker noch nicht gelesen hat, der käme jetzt sich zu der Erkenntnis, dass Du weinerlich bist. [laugh]

Fröhliche Weihnachten, Volker
Volker Zottmann
 

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