Nun wollen wir uns deshalb nicht streiten.
Richtig ist, die BW hat anteilig mehr Fallschirmspringer als die NVA. Richtig ist auch, dass der fallschirmspringende Soldat der BW, wenn er nicht zu einer Spezialeinheit gehört, keine allzu gute Sprungausbildung erhält. Er lernt das Anlegen, den Absprung, das Verhalten in Gefahrensituationen am Schirm und die Landung (natürlich auch Kappenkontrolle, Kontrolle zu den Mitspringern und Orientierung zur Dropzone). Das wars. Braucht er mehr? Eigentlich nicht, wenn es nur darum geht, irgendwo auf der Erde zu landen.
Nicht steuerbare Schirme sind bei Massenabsprüngen von Springern, die nur einen geringen Ausbildungsstand haben schon richtig. Der Schwerste Springer, also der mit der höchsten Sinkrate, springt zuerst, der leichteste Springer als Letzter. Der Wind treibt alle in die gleiche Richtung und damit kommen alle unten an und die Gefahr einer Kappenkollision ist gering, den die ist bei ungeübten Springern leider oft verheerend. Das machen übrigens die Russen, wenn sie denn 100.000 Soldaten anlanden, auch so.
Das der Schirm der BW allerdings ein Sinken von 8 m/s hat und diese Sinkrate größer wird, wenn der Soldat auch noch seine Ausrüstung am Mann trägt, ist schon sehr unangenehm. Ich bin diesen Schirm (T-10 Sabre) in Israel gesprungen. Er ist einfach nur eine Katastrophe.
Die Schirme, die in der NVA gesprungen wurden (die RS-Serie), haben ein Sinken 5 bis 6 m/s, sind steuerbar, können bis 16 m Wind pro Sekunde im Landeverfahren 2 gesprungen werden, können im stabilisierten Fall aus jeder Höhe ab 300 m bis 12.000 m (wenn man will) gesprungen werden und bei automatischer Öffnung aus 120 m Höhe.
Da unsere Soldaten nicht in Massen sprangen sondern in kleinen Gruppen (Einsatzgruppe) ihre Gefechtsaufgaben erfüllen sollten, war es schon wichtig, dass sich die Jäger am Boden auch finden und nicht über Kilometer verstreut sind. So war es bei uns notwendig, dass die Jungs in der Luft eng beieinander waren und auf einer Landezone von 200 x 200 m landeten, um nach der Landung geordnet mit der Erfüllung ihrer Aufgabe beginnen zu können.
Als ich mit dem RS 9/2 bei der Japanischen Armee gesprungen bin, wurde jeder Handgriff beim Packen des Systems und jedes Teil des Schirmes gefilmt inklusive des Sprunges (2000 m mit 30 Sekunden stabilisiertem Fall).
In der Wendezeit war ein Bataillonskommandeur der BW zu Besuch im LStR-40 und nahm am Sprungbetriebsdienst teil.
Nach dem Sprung mit dem RS 9/2 A wollte er uns für einen RS 9/2 A, einhundert T-10 geben, nur mal so am Rande.
In Groß Britannien bin ich mit dem RS-8 angereist und ließ dort den Fallschirmausbilder des Fallschirmjägerregiments mit dem Schirm springen und band mir selber einen xt 11 (das ist der von HPA benannte T11R in britischer Version) gesprungen. Der hat eine Sinkrate von 4 bis 5 m/s und die Öffnung wird durch einen Slider verzögert. Das war schon ein guter Schirm, jedoch ist mit dem nur der automatische Sprung (also mit automatischen Öffnungskabel - der Laie sagt Reißleine) möglich. Dieser Schirm war gerade eingeführt worden und die Masse der britischen Fallschirmjäger sprangen noch den Irvin, den die Briten schon bei der Operation Market-Garden gesprungen sind. Also total alte Technik und hohe Sinkrate.
Der Fallschirmausbilder des Regimentes war vom RS-8 total begeistert. Ich habe ihm den Schirm geschenkt, da er bereits im letzten Jahr seiner Zulassung war und in Deutschland nicht mehr als ein paar Monate gesprungen werden durfte. Der Fallschirmausbilder konnte sich den Schirm in GB selber zulassen. Er hatte die notwendigen Qualifizierungen dafür.
In diesem Sinne - immer ordentlich packen sonst geht es irgendwann einmal schief.