von Beethoven » 6. Juli 2020, 04:11
"Die Gefechtsdienstvorschrift der Landstreitkräfte Division, Brigade und Regiment" (DV 046/0/001) legt die Marschleistungen fest.
Bei einem Marsch in Voraussicht des Eintritts ins Gefecht aber ohne Gefahr des Zusammentreffens mit dem Gegner sind folgende Marschleistungen fest gelegt.
- Gemischte- und Panzerkolonne - bis zu 300 km am Tage (25 - 30 km pro Stunde)
- Kfz-Kolonnen - bis zu 400 km am Tage (30 - 40 km pro Stunde und mehr)
- im Gebirge 200 - 250 km am Tage (bis 20 km pro Stunde)
Hinzu kämen auf jeden Fall noch technische und andere Rasten.
Ansonsten gebe ich Zoll Recht.
Zwar war die NVA aus dem Stand heraus, innerhalb von ca. 2 Stunden, voll einsatzbereit und konnte in Gefechte eintreten, allerdings ist das eine mehr als theoretische Annahme, denn die Truppenteile und Verbände bezogen in eben diesen 2 Stunden (und mehr) erstmal Konzentrierungsräume die nicht geheim waren. Dort erhielten die Kommandeure die Aufgabenstellung. Von dort ging es in die Wechselkonzentrierungsräume die geheim waren und in der die Aufgaben von den Kommandeuren an ihre unterstellten Truppen gestellt wurden. Wenn es sehr schnell und reibungslos geklappt hätte, was ja wohl eher nicht so gewesen wäre, weil ein Plan meistens nicht 100 %-ig funktioniert, wären wohl schon 5 - 8 Stunden vergangen.
Aber all das ist insofern Unsinn, weil und Zoll vermutet das schon ganz richtig, man eben eigentlich nicht aus dem Stand heraus hätte losschlagen können, es sei denn man hätte in Kauf genommen, dass man nach einem oder zwei Tagen mit herunter gelassenen Hosen da gestanden.
Schon allein die Bevorratung an T/S, Munition, Verpflegung usw. usf. hätte erhöht werden müssen, denn in den Truppenteilen und Verbänden lagen Vorräte (unterschiedlich zu der Größe der Truppen) von 2 bis 12 Kampftagen, die jedoch teilweise vom BMS (Bataillon materielle Sicherstellung - im Krieg Aufstockung zum Regiment) herangeführt und verteilt werden müssen. So etwas bleibt dem Gegner (ob nun drüben oder NVA) nicht verborgen.
Die Mobilmachung der 5 Mob-Divisionen der LaSK wäre auch nicht geheim zu halten, da dort viel aus der Produktion entnommen worden wäre (Soldaten, Technik, T/S, Verpflegung, Med.-Leistungen und vieles mehr. Spätestens hier, wäre auch die BW in ihre Räume gezogen und hätte sich auf einen Krieg vorbereitet.
Deshalb ist so eine Aussage "wir greifen am Freitag um 13.00 Uhr an und marschieren durch" völliger Unsinn und wurde auch nie propagiert. Das waren "Soldatensprüche".
Somit sind auch die Marschtempos, die ich oben angeführt habe, nur im Friedensfall oder einer Spannungsperiode vor dem Kriege anzuwenden. Im Kriege ist dann alles ganz anders.
Freundlichst
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe
Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.