Spartacus hat geschrieben: Volle Gefechtsbereitschaft
Gab es das überhaupt einmal, zum Beispiel während der Kubakrise?
Ich weiß nur, dass die Amis damals DEFCON 2 ausgerufen haben. War das erste und einzigste Mal.
LG
Sparta
Bau der Mauer in Berlin 1961
Zur Abriegelung der Grenze und zur militärischen Sicherung des Mauerbaus wurde von Walter Ulbricht am 13. August 1961 um 01:30 Uhr für die gesamte NVA die Stufe Erhöhte Gefechtsbereitschaft ausgelöst. Die Bewaffnung wurde einsatzbereit gemacht, bewegliche Vorräte auf Kraftfahrzeuge verladen, Flugzeuge aufmunitioniert und auf den Gefechtsstart vorbereitet. NVA-Truppenteile entsandten ihre Verbindungsoffiziere zu den benachbarten Stäben der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD).[5]
Kubakrise 1962
Im Zuge der Kubakrise versetzte das Vereinte Oberkommando am 11. September 1962 große Teile der Sowjetarmee in Alarmzustand, beließ jedoch die Streitkräfte der anderen Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts in normaler Gefechtsbereitschaft. Nachdem am 22. Oktober die Krise eskalierte, befahl der sowjetische Verteidigungsminister Marschall Gretschko am Folgetag, auch die Streitkräfte der anderen Mitgliedsstaaten in Alarm zu versetzen. Entsprechend befahl Walter Ulbricht am 23. Oktober um 21:00 die Erhöhte Gefechtsbereitschaft für die gesamte NVA. Obwohl Ulbricht in seiner Funktion als Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates handelte, berief er das Gremium dafür nicht ein. Die am 1. November 1962 bevorstehende Entlassung eines Drittels der Soldaten im Grundwehrdienst wurde aufgeschoben, und Soldaten mussten aus dem Urlaub zum Dienst zurückkehren. Die volle Mobilmachungsbereitschaft wurde hergestellt. Die Volksmarine begann mit der Verlegung einer größeren Anzahl von gefechtsklaren Schiffen in „günstigere Ausgangspositionen“.[6]
Am 24. Oktober waren die NATO-Streitkräfte zum Minimize-System übergegangen und hatten Alarmzustand Orange ausgelöst. Das Oberkommando des Warschauer Paktes erhöhte daraufhin die Gefechtsbereitschaft auf die Stufe Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr. Am 26. Oktober verfügte dann das V. US-Armeecorps erhöhte Alarmbereitschaft für die US-Landstreitkräfte. Mit der Entspannung der Krisensituation wurde für die NATO der Code Orange widerrufen. Die Streitkräfte des Warschauer Pakts behielten ihre Stufe der Gefechtsbereitschaft jedoch noch bis zum 21. November 1962. Mit der Herabstufung der Gefechtsbereitschaftsstufe wurde die Befehlsgewalt vom Oberkommando wieder in die nationalen Führungen gelegt.[7]
Zerschlagung des „Prager Frühlings“ 1968
In Vorbereitung des Eingreifens der Truppen des Warschauer Pakts zur Unterdrückung der politischen Bewegung des Prager Frühlings nahm die NVA zunächst mit zwei Divisionen (7. Panzerdivision und 11. Mot. Schützendivision) an dem als Manöverübung bezeichneten Operation Donau teil. Am 20. August 1968 kündigte Verteidigungsminister und Armeegeneral Heinz Hoffmann mit einem geheimen Fernschreiben den Chefs der Militärbezirke III und V die Auslösung der Erhöhten Gefechtsbereitschaft (EG) an, wobei zusätzlich zu den standardmäßigen Maßnahmen der EG die Stäbe und Truppen innerhalb der Objekte auf Volle Gefechtsbereitschaft (VG) zu bringen waren. Waffen und Munition sollten ausgegeben werden, und die Truppen sollten innerhalb der Objekte in ständiger Bereitschaft bleiben. Am 21. August 1968 kurz nach 01:00 Uhr löste Hoffmann mit dem Signal „Sperrmauer“ die angekündigte Stufe der Gefechtsbereitschaft aus und ließ gleichzeitig die Grenze der DDR zur CSSR abriegeln.[8]
Die am Manöver teilnehmenden Divisionen standen in Voller Gefechtsbereitschaft. Am 11. September 1968 wurde die NVA wieder in die Ständige Gefechtsbereitschaft überführt, bis auf die beiden Divisionen, welche aber wieder an ihre Standorte befohlen wurden.
Einsatz gegen die Solidarnosc-Bewegung in Polen 1980 bis 1982
Die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc begann im 1980 im Sommer in Gdansk (Polen). Die DDR-Führung befürchtete, dass diese zunehmend politische Bewegung ein Ausscheren Polens aus dem Warschauer Pakt bedeuten könnte und damit faktisch die weitgehende Isolation der DDR. Erich Honecker war daher einer der entschiedensten Befürworter einer militärischen Lösung. Die Partei- und Staatsführer der WVO kamen am 5. Dezember 1980 in Moskau zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Bereits am 6. Dezember 1980 unterzeichnete Verteidigungsminister Hoffmann den Befehl 118/80. Die 9. Panzerdivision der NVA, die im Norden der DDR bei Eggesin stationiert war, wurde damit in die Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr versetzt. Es war geplant, dass sie im Auslösungsfall in Richtung Koszalin westlich von Gdansk unter Mitführung der Truppenvorräte an Munition vorstoßen bzw. Stellung beziehen sollte. Die Situation war sehr brisant, besonders angesichts der Diskussion, dass deutsche Truppen erstmals seit 1939 die Grenze zu Polen wieder überschreiten könnten. Erst am 5. April 1982, lange nach Ausrufung des Kriegsrechts in Polen, wurde der Befehl wieder aufgehoben.[9]
Friedliche Revolution und Öffnung der Mauer im Herbst 1989
Am 4. Oktober 1989 sollte ein Zug mit den Flüchtlingen aus der besetzten Prager Botschaft durch die DDR in den Westen ausreisen. Um den Dresdner Hauptbahnhof kam es zu Tumulten mit bis zu 20.000 Teilnehmern, die auf den erwarteten durchfahrenden Zug aufspringen wollten. Stasi-Minister Erich Mielke und SED-Bezirkschef Hans Modrow wandten sich zwischen 22:00 und 23:00 Uhr mit der Bitte um Unterstützung an die NVA-Führung. Verteidigungsminister Heinz Keßler löste daraufhin für den gesamten Militärbezirk III die Erhöhte Gefechtsbereitschaft aus. NVA-Truppenteile wurden in 21 Hundertschaften umformiert und erhielten Waffen und Munition. In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober und in der Folgenacht wurden bis zu 2.000 NVA-Angehörige eingesetzt.[10]
Vor und nach der Parade und den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR galt vom 6. bis 9. Oktober 1989 auf Grundlage des Befehls 105/89 des Ministers für Nationale Verteidigung die Erhöhte Gefechtsbereitschaft für ein Mot.-Schützen-Bataillon der 1. Mot.-Schützendivision (1. MSD) in Stahnsdorf bei Berlin und für eine Fallschirmjäger-Kompanie des Luftsturmregiments 40 (LStR-40) in Lehnin. Der Befehl 105/89 wurde am 11. Oktober 1989 wieder außer Kraft gesetzt.[11]
Nach Öffnung der Mauer in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 versetzte Fritz Streletz am 10. November um 12:00 Uhr die 1. MSD, das LStR-40 und das Grenzkommando Mitte (GKM) in Erhöhte Gefechtsbereitschaft. Das Ministerium für Staatssicherheit versetzte das Wachregiment Feliks Dzierzynski ebenfalls in diesen Alarmzustand. Damit befanden sich 30.000 Soldaten in Erhöhter Gefechtsbereitschaft.[12]
quelle: Wiki
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