Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Alles zum Thema NVA, außer GT

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon augenzeuge » 9. April 2016, 09:05

Beethoven hat geschrieben:Wenn ich schon lese, dass in Dresden die NVA zum Einsatz kam. Sie kam nicht zum Einsatz.


Natürlich kam sie das!

An unterschiedlichen Standorten der DDR wurden Einsatzkommandos der NVA bereit gehalten. Auf Grundlage des Befehls von Heinz Keßler kamen mehrere Hundertschaften der NVA zuerst bei Ausschreitungen am Dresdner Hauptbahnhof in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober zum Einsatz. Weitere Hundertschaften wurden in Berlin und in Leipzig eingesetzt.

Quelle: Deutsche Rundfunkarchiv (DRA)

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon augenzeuge » 9. April 2016, 09:09

Beethoven hat geschrieben: Nichts davon war der Wahrheit entsprechend.

Von der Kenntnis der tatsächlichen Ereignisse bist du leider weit entfernt.
Du würdest es nicht glauben, welche Gespräche in den Krankenhäusern Leipzigs geführt wurden. Man erwartete viele Verletzte.
Und wir hatten hier einen User im Forum, der stand als Angehöriger der Militärkräfte den Demonstranten gegenüber. Alles nur erfunden?

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 9. April 2016, 09:10

Wahrscheinlich möchte der Herr" Beethoven" die Aussagen von Generalmajor a.D. Dr. Raimund Kokott

in Zweifel ziehen [grins]
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 9. April 2016, 09:54

Die NVA im Herbst 89 haben wir doch sicher schon gefühlte hundertmal durchgesprochen! Das Thema kommt immer wieder hoch, warum wohl? Gut nun kann man Haare spalten, ob nun die NVA in Dresden oder Leipzig zum Einsatz kam oder nicht, jedenfalls waren diese Hundertschaften gebildet und teilweise vor Ort. Einige interessante Aussagen dazu findet man im NVA-Forum:
http://www.nva-forum.de/nva-board/index ... wtopic=702

Zitat:
Ich kann hier zu dem Thema die DVD-Dienen bei der NVA wärmstens empfehlen,
im letzten Teil der Doku berichtet ein ehemaliger Fallschirmjäger über die Einsatzvorbereitungen
in Leipzig und darüber was passierte als die Einheiten wieder nach Lehnin zurückverlegten.
...
Noch eine Aussage:
Hi Männers,

erstmal kann ich bestätigen, das 2 Hundertschaften des LStR in Leipzig in der Olbricht Kaserne lagen. Diese hatten auch keine Waffen am Mann und sollten, wenn überhaupt eingesetzt werden, um Rädelsführer aus der Masse zu picken. Sie kamen aber, so wie keine Hundertschaft der NVA, es waren wie bekannt ja 97 Hundertschaften gebildet worden, nicht zum Einsatz.

Ich selber hatte in diesen Tagen öfter Dienst mit einem kommandierenden General (ich als Wasserträger und Radiergummibefeuchter, der aber eine super Truppe befehligte) der aus der OPZ im MfNV heraus, den Einsatz dieser Hunderschaften führte.
Der einzige Einsatz von NVA-Hundertschaften war in Dresden, wo zwei Hundertschaften in der entfernteren Absicherung der Durchfahrt der Züge mit den REPUBLIKSFLÜCHTLINGEN, eingesetzt waren...]

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 9. April 2016, 10:27

Tja, der Herr Kokott war damals in Dresden vor Ort. Und die Aussagen habe ich oben eibgestellt. Das liest sich etwas anders als " nur bereitgehalten"
HPA
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Spartacus » 9. April 2016, 13:48

Nach KSZE in Helsinki wurde nur 1971 ein Schritt getan, der schon lange in der alten sogenannten BRD Gang und Gebe war.


Tom, die KSZE in Helsinki wurde erst 1973 eröffnet. [hallo]

LG

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon steffen52-1 » 9. April 2016, 15:07

Beethoven hat geschrieben:Tom, es lohnt nicht mehr darauf zu antworten.

Die Herren die alles wissen (wenn auch nur aus Presse und Funk - die der DDR nun nicht gerade wohl gesonnen sind) werden nie um die Wahrheit ringen, sondern an das glauben, was man ihnen erzählt oder sie im Net zu lesen bekommen.
Bestes Beispiel ist diese Geschichte mit den Säcken für Tote, den bereit gestellten Blutkonserven und all solches Zeug, welches sogar von führenden Politikern in die Welt gesetzt wurde. Nichts davon war der Wahrheit entsprechend.

Wenn ich schon lese, dass in Dresden die NVA zum Einsatz kam. Sie kam nicht zum Einsatz.

In diesem Sinne - Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er. Martin Luther

Hallo Beethoven, hatte Dir eine einfache Frage gestellt, darauf geantwortet hast Du nicht! Warum wohl? Weil es die Wahrheit ist, das die NVA in Alarmbereitschaft versetzt wurde, zur Wendezeit!
Auch ist es zu meiner Zeit bei den Grenztruppen ( 1970), die da noch zur NVA gehörten, gegen Bürgern der DDR, welche das Land verlassen wollten, nicht mit Gummibälle auf sie geschossen worden! [frown]
Das die Grenztruppen später ausgegliedert wurden, ist ja nur einTaschenspielertrick gewesen! Die Befehlsgewalt lag wo immer bei den Genossen der oberen Ebene der NVA! Also erzähle nicht, das die
NVA nicht auf ihr eigenes Volk schoss! [denken] Auch hätten sie es zur Wendezeit tun müssen, wenn der Zug nicht schon längs abgefahren wäre! Das haben einige Generäle zu ihren Glück begriffen!
Ein Politik eines Landes verteidigen, welches am Ende war, was soll das bringen? Außer vielleicht Blut vergießen, was es sowieso es nicht mehr gerettet hätte! Es ist nun damals in jeder Art am Ende gewesen, da
half auch keine Armee mehr! Dazu kam ja auch noch, das genügend GWDler unter Waffen standen und die hätten wohl kaum auf Mutter, Vater , Geschwister und Landsleute geschossen! Die paar Betonköpfe, siehe
heute noch, hätten es niemals im Griff bekommen, sondern die Lage ins Chaos geführt!
Grüsse steffen52-1
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Interessierter » 9. April 2016, 16:52

Da vorstehend auch der geplante Einmarsch in Prag erwähnt wurde, stelle ich diese Rezension eines Buches einmal hier ein.

»Staatsfeinde in Uniform? Widerständiges Verhalten und politische Verfolgung in der NVA«

Mitte August 1968: In den Wäldern des Erzgebirges protestiert der Parteisekretär der 7. Panzerdivision der NVA, Oberstleutnant Werner Mantzsch, heftig gegen die bevorstehende Invasion des Warschauer Paktes in die ČSSR. Wenig später wird Mantzsch von einem "Militärtribunal" zum Soldaten degradiert und mit sofortiger Wirkung aus Armee und Partei entfernt. Zusammen mit dem Oberstleutnant wurden im Rahmen der Niederschlagung der Prager Reformbewegung vier weitere Offiziere degradiert und aus der NVA geworfen. Zugleich verurteilten Militärgerichte 20 NVA-Angehörige wegen "staatsfeindlicher Hetze" gegen die Invasion zu mehrjährigen Haftstrafen und verhängten SED-Parteikontrollkommissionen 94 Bestrafungen. Die­se Zahlen belegen, dass es auch in den ostdeutschen Streitkräften Menschen gab, die offen ihre Sympathie zu den Prager Reformern äußerten und den Truppeneinmarsch des Warschauer Paktes ablehnten. Wie gezeigt, hatte dieses mutige Verhalten der Armeeangehörigen berufliche, persönliche und sogar strafrechtliche Konsequenzen.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -50/05025/
Interessierter
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Volker Zottmann » 9. April 2016, 18:32

Interessant wäre zu erfahren, was wohl aus dem Oberstleutnant Werner Mantzsch geworden ist.

Gruß Volker
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Jago » 9. April 2016, 19:46

Waren nicht auch die Kampfgruppen in Alarmbereitschaft . Was hatten die eigentlich für eine Aufgabe , doch nicht nur übriggebliebene Lebensmittel nach hause schleppen wenn sie über Nacht im Wald gepennt haben . Die sollten doch auch bestimmt gegen das eigene Volk eingesetzt werden und nicht im Ort bleiben und den Feind nicht reinlassen , so es überhaupt einen gab der kommen konnte .

gruß jago
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 9. April 2016, 19:52

Jago hat geschrieben:Waren nicht auch die Kampfgruppen in Alarmbereitschaft . Was hatten die eigentlich für eine Aufgabe , doch nicht nur übriggebliebene Lebensmittel nach hause schleppen wenn sie über Nacht im Wald gepennt haben . Die sollten doch auch bestimmt gegen das eigene Volk eingesetzt werden und nicht im Ort bleiben und den Feind nicht reinlassen , so es überhaupt einen gab der kommen konnte .

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Kampfgruppen sind hier nicht das Thema! Lies mal die Überschrift...

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 10. April 2016, 09:22

steffen52-1 hat geschrieben:[
Hallo Beethoven, hatte Dir eine einfache Frage gestellt, darauf geantwortet hast Du nicht! Warum wohl?

Weil es die Wahrheit ist, das die NVA in Alarmbereitschaft versetzt wurde, zur Wendezeit!



Welche Frage hast Du mir denn gestellt? Ich bin zur Zeit nicht jeden Tag im Forum unterwegs und wenn, dann auch nur ein paar Minuten. Da kann man schon mal was überlesen.

Trennung

Die NVA wurde nicht in Alarmbereitschaft gesetzt. Was ist denn das für eine Aussage?
Es gab eventuelle Truppenteile die in erhöhte GB überführt wurden. Wenn die NVA in Alarmbereitschaft versetzt worden wäre, wäre das Territorium der DDR dicht gewesen. Eine einzige Division hat eine Marschbandlänge zwischen 500 - 650 km je nach dem was es für eine Division gewesen ist). Da wäre keine Trabi mehr gerollt. Du als alter Grenzer solltest schon wissen, was Du schreibst.

Trennung

Jago hat geschrieben:Waren nicht auch die Kampfgruppen in Alarmbereitschaft . Was hatten die eigentlich für eine Aufgabe , doch nicht nur übriggebliebene Lebensmittel nach hause schleppen wenn sie über Nacht im Wald gepennt haben . Die sollten doch auch bestimmt gegen das eigene Volk eingesetzt werden und nicht im Ort bleiben und den Feind nicht reinlassen , so es überhaupt einen gab der kommen konnte .

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Ich hörte auch in mehreren Berichten, dass die Kampfgruppen der Arbeiterklasse gegen Demonstranten eingesetzt worden sind. Ob das der Wahrheit entspricht kann ich nicht verneinen und nicht bestätigen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele Mitglieder der KGdAK bei den Demonstranten dabei waren.

In diesem Sinne - Jetzt, im Herbst, beklagt die Polizei wieder die Zunahme der Dämmerungseinbrüche, sie tut aber nichts gegen den täglichen Einbruch der Dämmerung. Paul Bösch
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 11. April 2016, 12:53

Alarmbereitschaft bei der NVA?
Ich kann mich nur an verscheidene Stufen der Gefechtsbereitschaft erinnern. Deshalb mal kurz bei Google nachgefragt und siehe da:

Stufen der Gefechtsbereitschaft
Ständige Gefechtsbereitschaft - der Normalzustand der meisten Einheiten und Stäbe. Das bedeutete zum Beispiel, dass etwa 85 % des Personalbestandes im Objekt oder zumindest im Standort verfügbar sein musste, um im Alarmfall innerhalb weniger Minuten erste Gefechtsaufgaben erfüllen zu können.

Erhöhte Gefechtsbereitschaft - es wurden Maßnahmen ausgelöst, die die Bereitschaft der Truppen zur Erfüllung von Gefechts- und Mobilmachungsaufgaben erhöhen sollten. In der Regel wurde der komplette Personalbestand in die Kaserne befohlen und die Ausrüstung und Bewaffnung für die folgenden Stufen der Gefechtsbereitschaft vorbereitet.

Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr - weitere Maßnahmen wie zum Beispiel das Beziehen von geheimen Dezentralisierungsräumen (auch Wechselkonzentrierungsräume) und Feldflugplätzen. Diese Stufe bereitete den Übergang auf die höchste Stufe der Gefechtsbereitschaft vor. Man begann mit der Entkonservierung der eingelagerten Soll-2-Technik, welche speziell für die zu mobilisierenden Truppen vorgehalten wurden. Dabei handelte es sich oft um ältere Technik, die den mobilisierten Reservisten vertraut war.

Volle Gefechtsbereitschaft - Alle Kräfte (zum Beispiel die Mobilmachungsdivisionen der LaSk) wurden vollständig mobilisiert, und in die höchste Bereitschaft zur Erfüllung von Gefechtsaufgaben versetzt. Damit war die Mobilmachung der NVA abgeschlossen.

http://www.flak11.de/ALARM.htm
Torsten Diedrich (Hrsg./Bearbeiter im Auftr. des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes): Handbuch der bewaffneten Organe der DDR. Augsburg 2004, ISBN 3-8289-0555-2, S. 483ff.

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Spartacus » 11. April 2016, 17:55

Volle Gefechtsbereitschaft


Gab es das überhaupt einmal, zum Beispiel während der Kubakrise?

Ich weiß nur, dass die Amis damals DEFCON 2 ausgerufen haben. War das erste und einzigste Mal. [hallo]

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 11. April 2016, 18:02

Spartacus hat geschrieben:
Volle Gefechtsbereitschaft


Gab es das überhaupt einmal, zum Beispiel während der Kubakrise?

Ich weiß nur, dass die Amis damals DEFCON 2 ausgerufen haben. War das erste und einzigste Mal. [hallo]

LG

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Bau der Mauer in Berlin 1961

Zur Abriegelung der Grenze und zur militärischen Sicherung des Mauerbaus wurde von Walter Ulbricht am 13. August 1961 um 01:30 Uhr für die gesamte NVA die Stufe Erhöhte Gefechtsbereitschaft ausgelöst. Die Bewaffnung wurde einsatzbereit gemacht, bewegliche Vorräte auf Kraftfahrzeuge verladen, Flugzeuge aufmunitioniert und auf den Gefechtsstart vorbereitet. NVA-Truppenteile entsandten ihre Verbindungsoffiziere zu den benachbarten Stäben der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD).[5]

Kubakrise 1962

Im Zuge der Kubakrise versetzte das Vereinte Oberkommando am 11. September 1962 große Teile der Sowjetarmee in Alarmzustand, beließ jedoch die Streitkräfte der anderen Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts in normaler Gefechtsbereitschaft. Nachdem am 22. Oktober die Krise eskalierte, befahl der sowjetische Verteidigungsminister Marschall Gretschko am Folgetag, auch die Streitkräfte der anderen Mitgliedsstaaten in Alarm zu versetzen. Entsprechend befahl Walter Ulbricht am 23. Oktober um 21:00 die Erhöhte Gefechtsbereitschaft für die gesamte NVA. Obwohl Ulbricht in seiner Funktion als Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates handelte, berief er das Gremium dafür nicht ein. Die am 1. November 1962 bevorstehende Entlassung eines Drittels der Soldaten im Grundwehrdienst wurde aufgeschoben, und Soldaten mussten aus dem Urlaub zum Dienst zurückkehren. Die volle Mobilmachungsbereitschaft wurde hergestellt. Die Volksmarine begann mit der Verlegung einer größeren Anzahl von gefechtsklaren Schiffen in „günstigere Ausgangspositionen“.[6]

Am 24. Oktober waren die NATO-Streitkräfte zum Minimize-System übergegangen und hatten Alarmzustand Orange ausgelöst. Das Oberkommando des Warschauer Paktes erhöhte daraufhin die Gefechtsbereitschaft auf die Stufe Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr. Am 26. Oktober verfügte dann das V. US-Armeecorps erhöhte Alarmbereitschaft für die US-Landstreitkräfte. Mit der Entspannung der Krisensituation wurde für die NATO der Code Orange widerrufen. Die Streitkräfte des Warschauer Pakts behielten ihre Stufe der Gefechtsbereitschaft jedoch noch bis zum 21. November 1962. Mit der Herabstufung der Gefechtsbereitschaftsstufe wurde die Befehlsgewalt vom Oberkommando wieder in die nationalen Führungen gelegt.[7]

Zerschlagung des „Prager Frühlings“ 1968

In Vorbereitung des Eingreifens der Truppen des Warschauer Pakts zur Unterdrückung der politischen Bewegung des Prager Frühlings nahm die NVA zunächst mit zwei Divisionen (7. Panzerdivision und 11. Mot. Schützendivision) an dem als Manöverübung bezeichneten Operation Donau teil. Am 20. August 1968 kündigte Verteidigungsminister und Armeegeneral Heinz Hoffmann mit einem geheimen Fernschreiben den Chefs der Militärbezirke III und V die Auslösung der Erhöhten Gefechtsbereitschaft (EG) an, wobei zusätzlich zu den standardmäßigen Maßnahmen der EG die Stäbe und Truppen innerhalb der Objekte auf Volle Gefechtsbereitschaft (VG) zu bringen waren. Waffen und Munition sollten ausgegeben werden, und die Truppen sollten innerhalb der Objekte in ständiger Bereitschaft bleiben. Am 21. August 1968 kurz nach 01:00 Uhr löste Hoffmann mit dem Signal „Sperrmauer“ die angekündigte Stufe der Gefechtsbereitschaft aus und ließ gleichzeitig die Grenze der DDR zur CSSR abriegeln.[8]

Die am Manöver teilnehmenden Divisionen standen in Voller Gefechtsbereitschaft. Am 11. September 1968 wurde die NVA wieder in die Ständige Gefechtsbereitschaft überführt, bis auf die beiden Divisionen, welche aber wieder an ihre Standorte befohlen wurden.

Einsatz gegen die Solidarnosc-Bewegung in Polen 1980 bis 1982

Die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc begann im 1980 im Sommer in Gdansk (Polen). Die DDR-Führung befürchtete, dass diese zunehmend politische Bewegung ein Ausscheren Polens aus dem Warschauer Pakt bedeuten könnte und damit faktisch die weitgehende Isolation der DDR. Erich Honecker war daher einer der entschiedensten Befürworter einer militärischen Lösung. Die Partei- und Staatsführer der WVO kamen am 5. Dezember 1980 in Moskau zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Bereits am 6. Dezember 1980 unterzeichnete Verteidigungsminister Hoffmann den Befehl 118/80. Die 9. Panzerdivision der NVA, die im Norden der DDR bei Eggesin stationiert war, wurde damit in die Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr versetzt. Es war geplant, dass sie im Auslösungsfall in Richtung Koszalin westlich von Gdansk unter Mitführung der Truppenvorräte an Munition vorstoßen bzw. Stellung beziehen sollte. Die Situation war sehr brisant, besonders angesichts der Diskussion, dass deutsche Truppen erstmals seit 1939 die Grenze zu Polen wieder überschreiten könnten. Erst am 5. April 1982, lange nach Ausrufung des Kriegsrechts in Polen, wurde der Befehl wieder aufgehoben.[9]

Friedliche Revolution und Öffnung der Mauer im Herbst 1989

Am 4. Oktober 1989 sollte ein Zug mit den Flüchtlingen aus der besetzten Prager Botschaft durch die DDR in den Westen ausreisen. Um den Dresdner Hauptbahnhof kam es zu Tumulten mit bis zu 20.000 Teilnehmern, die auf den erwarteten durchfahrenden Zug aufspringen wollten. Stasi-Minister Erich Mielke und SED-Bezirkschef Hans Modrow wandten sich zwischen 22:00 und 23:00 Uhr mit der Bitte um Unterstützung an die NVA-Führung. Verteidigungsminister Heinz Keßler löste daraufhin für den gesamten Militärbezirk III die Erhöhte Gefechtsbereitschaft aus. NVA-Truppenteile wurden in 21 Hundertschaften umformiert und erhielten Waffen und Munition. In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober und in der Folgenacht wurden bis zu 2.000 NVA-Angehörige eingesetzt.[10]

Vor und nach der Parade und den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR galt vom 6. bis 9. Oktober 1989 auf Grundlage des Befehls 105/89 des Ministers für Nationale Verteidigung die Erhöhte Gefechtsbereitschaft für ein Mot.-Schützen-Bataillon der 1. Mot.-Schützendivision (1. MSD) in Stahnsdorf bei Berlin und für eine Fallschirmjäger-Kompanie des Luftsturmregiments 40 (LStR-40) in Lehnin. Der Befehl 105/89 wurde am 11. Oktober 1989 wieder außer Kraft gesetzt.[11]

Nach Öffnung der Mauer in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 versetzte Fritz Streletz am 10. November um 12:00 Uhr die 1. MSD, das LStR-40 und das Grenzkommando Mitte (GKM) in Erhöhte Gefechtsbereitschaft. Das Ministerium für Staatssicherheit versetzte das Wachregiment Feliks Dzierzynski ebenfalls in diesen Alarmzustand. Damit befanden sich 30.000 Soldaten in Erhöhter Gefechtsbereitschaft.[12]

quelle: Wiki

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Spartacus » 11. April 2016, 18:22

Die 9. Panzerdivision der NVA, die im Norden der DDR bei Eggesin stationiert war, wurde damit in die Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr versetzt.


Wegen Polen also. Ganz schön heftig.

Danke Pentium


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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 19. Juli 2019, 09:07

pentium hat geschrieben:Die Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc begann im 1980 im Sommer in Gdansk (Polen). Die DDR-Führung befürchtete, dass diese zunehmend politische Bewegung ein Ausscheren Polens aus dem Warschauer Pakt bedeuten könnte und damit faktisch die weitgehende Isolation der DDR. Erich Honecker war daher einer der entschiedensten Befürworter einer militärischen Lösung. Die Partei- und Staatsführer der WVO kamen am 5. Dezember 1980 in Moskau zusammen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Bereits am 6. Dezember 1980 unterzeichnete Verteidigungsminister Hoffmann den Befehl 118/80. Die 9. Panzerdivision der NVA, die im Norden der DDR bei Eggesin stationiert war, wurde damit in die Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr versetzt. Es war geplant, dass sie im Auslösungsfall in Richtung Koszalin westlich von Gdansk unter Mitführung der Truppenvorräte an Munition vorstoßen bzw. Stellung beziehen sollte. Die Situation war sehr brisant, besonders angesichts der Diskussion, dass deutsche Truppen erstmals seit 1939 die Grenze zu Polen wieder überschreiten könnten. Erst am 5. April 1982, lange nach Ausrufung des Kriegsrechts in Polen, wurde der Befehl wieder aufgehoben.[9]

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Oh, da ist Wiki aber ein kleiner Fehler unterlaufen.


1980 war das große Manöver "Waffenbrüderschaft 80" an welchem ich auch, damals Oberleutnant, teil genommen habe. Dieses Manöver fand auf unterschiedlichsten Truppenübungskräften in der ganzen DDR, von Karlshagen im Norden, bis Nochten im Süden statt. Mein Truppenteil war mit Teilen in Karlshagen, als taktische Luftlandeeinheit im Rahmen einer Seelandung, eingesetzt und bei und in Magdeburg. Ich war in Karlshagen dabei und habe gemeinsam mit russischer und polnischer Marineinfanterie den Strand gestürmt, bzw. (wir) Führungsstellen der Seelandeabwehr, in der Tiefe der Verteidigung, vernichtet. Unsere Soldaten haben, gemeinsam mit der polnischen Marineinfanterie, Bulgarischen Marineinfanteristen und dem MSR-29 im Feldlager gelegen. Die polnischen Marineinfanteristen und unsere Jäger haben seinerzeit auf touristischen Karten den Einmarsch in Polen aufgezeichnet. Der Vertreter des MfS kam zu uns und bat uns, das zu unterbinden. [wink]

Die Stufe der Gefechtsbereitschaft bei Kriegsgefahr, wurde mit Sicherheit nicht über 1,5 Jahre aufrecht erhalten. Da hätte die 9. PD ja 1,5 Jahre im Wald (in Konzentrierungsräumen) gelebt.
Das aber ist nicht geschehen.

Freundlichst
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Werner Thal » 15. Januar 2021, 16:59

Hier, an dieser Stelle, ein paar Anmerkungen zur "Verwaltung 2000":

"Zuständig für die DDR-Streitkräfte war im MfS die Hauptabteilung I (HA I),
die in der Organisationsstruktur der NVA offiziell unter der Bezeichnung ´Verwaltung 2000´
firmierte. Anders als beispielsweise in der Volksrepublik Polen war die Militärabwehr damit nicht
dem Verteidigungsministerium, sondern dem Staatssicherheitsministerium unterstellt. Die
sog. Verbindungsoffiziere V0, umgangssprachlich als ´Vau-Nuller´ bezeichnet,
waren in den Armeeeinheiten bekannt und pflegten enge dienstliche Verbindungen zu den
Kommandeuren sowie zu den Partei- und Politorganen."


Auszug aus: Militär, Verhältnis des MfS zum.... BStU

Ich war Mitte der 1960er Jahre in einer regulären Militäreinheit auf Rügen stationiert.
Unter den Mannschaften kursierte der Begriff eines ominösen "V0". Das war ein Unterleutnant in
Armeeuniform, der zwar aus und ein ging, wie oft in der Woche weiss ich nicht, aber persönlichen
Kontakt gab es keinesfalls. Der hatte mehr mit dem Stab der Einheit zu tun.
Nur, als ich ein einziges Mal zu einer Torwache eingeteilt war, kam er durch den Eingang und zeigte
flüchtig seinen "Klapp-Fix", so dass ich das Stück auch nur flüchtig sehen konnte, ohne Nachfragen zu stellen. [mundzu]
Ansonsten hatte ich mit ihm nie einen Kontakt, schon gar keinen persönlichen.
Wie das so ist/war, hin und wieder wurde unter Soldaten gemunkelt, in Wahrheit hätte er einen Majors-Rang.

Dies habe ich absichtlich nicht in den Thread "Grenztruppen der DDR" gestellt, denn mit den GT hatte ich nie etwas zu tun/am Hut.

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 15. Januar 2021, 17:18

Werner Thal hat geschrieben:Dies habe ich absichtlich nicht in den Thread "Grenztruppen der DDR" gestellt, denn mit den GT hatte ich nie etwas zu tun/am Hut.

W. T.


Wäre schon in Ordnung gewesen bei den "GT der DDR"...
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Werner Thal » 15. Januar 2021, 17:30

Du weisst ja: wie mans macht.... wollte eben den Hinweis auf OT vermeiden, denn, wie du weisst,
habe ich bei der jeweiligen Themensuche (manchmal) so meine Probleme. [wink]

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 15. Januar 2021, 17:32

Werner Thal hat geschrieben:Du weisst ja: wie mans macht.... wollte eben den Hinweis auf OT vermeiden, denn, wie du weisst,
habe ich bei der jeweiligen Themensuche (manchmal) so meine Probleme. [wink]

W. T.


Alles gut...
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
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