Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Alles zum Thema NVA, außer GT

Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Interessierter » 10. Dezember 2014, 17:02

Die NVA stand wie alle bewaffneten Organe der DDR im Dienst der Partei. Daran ließ die Parteiführung keinen Zweifel, wenn Honecker 1957 in der Zeitschrift „ Militärwesen „ feststellte:

In der DDR ist die Arbeiterklasse der Träger und die Kraft jeglicher Verteidigungsmaßnahmen. Sie organisiert und führt die bewaffneten Kräfte unserer Republik, mit Hilfe ihres Vortrupps, der Partei der Arbeiterklasse, der SED.

Je besser die Führung der Partei in der Armee, je höher das sozialistische Bewusstsein der Angehörigen der bewaffneten Organe ist, um so besser ist die Verteidigung unserer Republik gewährleistet.
Die Erziehungsarbeit der SED in den bewaffneten Streitkräften, war demnach die Grundlage für Überlegenheit und Siegesgewissheit. Durch die unmittelbare Verknüpfung von Ideologie, Erziehung, Motivation, Ausbildungsleistung und Einsatzbereitschaft, kam der Arbeit der Partei, auch zur Stärkung der Gefechtsbereitschaft eine zentrale Bedeutung zu.

Dementsprechend oblagen Anleitung und Kontrolle der bewaffneten Organe in der Praxis dem Parteiapparat und nicht der Volkskammer, wie es eigentlich hätte sein müssen.

http://books.google.de/books?id=ndWtsJW ... ei&f=false

Auch wenn die GT einmal aus der NVA ausgegliedert wurden, um Zahlen zu schönen, so stellt sich doch unweigerlich und zusätzlich noch die Frage, ob die NVA überhaupt jemals eine Volksarmee sein konnte, wenn ein Teil dieser Armee ( GT ) an der Grenze auf eigene Bürger schoss und diese tötete?

„ Der Interessierte „
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Spartacus » 10. Dezember 2014, 18:25

Die NVA war eine Armee der Russen, aufgestellt im Interesse der Russen
und unter ihrem Oberbefehl stehend!

Noch Fragen?

LG

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 10. Dezember 2014, 18:34

Spartacus hat geschrieben:Die NVA war eine Armee der Russen, aufgestellt im Interesse der Russen
und unter ihrem Oberbefehl stehend!

Noch Fragen?

LG

Sparta


Ja, wieso nur die Russen? Und was ist mit der KVP?

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Nov65 » 10. Dezember 2014, 18:42

Jeder Staat hat das Recht, sich eine eigene Armee zu halten. Also auch die DDR. Was sie allerdings aus einem Teil dieser Armee machte, war schlimm.
Die Grenztruppen der DDR/NVA waren gegen das eigene Volk ausgerichtet, indem sie die freie Wohnortwahl mit dem Gebrauch der Schusswaffe verhindern sollten. Ergo keine Armee des Volkes, sondern der Regierenden, der SED.
Gruß, Andreas
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Edelknabe » 10. Dezember 2014, 19:12

Siehe Spartacus mit:

"Die NVA war eine Armee der Russen, aufgestellt im Interesse der Russen
und unter ihrem Oberbefehl stehend!

Noch Fragen?"


Tut mir nicht leid, aber ich bekomme da immer ein leichtes Zucken am Augenlied. Und was war dann die BW (Bundeswehr)? Na logisch, die war ne Armee der Amis, Franzosen und Engländer, aufgestellt im Interesse......

Ne Leute, so wird das nix, so wird das nix mit der Aufarbeitung, mit so nem einseitigen Blödsinn. Waren übrigens damals alles Blöcke, und zwar Militärblöcke, hier im Osten der Warschauer Pakt, dort im Westen die Nato.

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon augenzeuge » 10. Dezember 2014, 22:12

Edelknabe hat geschrieben: Tut mir nicht leid, aber ich bekomme da immer ein leichtes Zucken am Augenlied.


Dann komm mal in meine Sprechstunde. [grin] Da habe ich ganz tolle Mittelchen.....


AZ
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon vs1400 » 10. Dezember 2014, 23:35

augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben: Tut mir nicht leid, aber ich bekomme da immer ein leichtes Zucken am Augenlied.


Dann komm mal in meine Sprechstunde. [grin] Da habe ich ganz tolle Mittelchen.....


AZ


AZ,
... lass das mit den selbstversuchen.

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 11. Dezember 2014, 08:18

Fakt ist, dass die SED befehlsmäßig verbrieft, die "führende Kraft" in der NVA, so wie laut Verfassung der DDR, in der ganzen DDR, war. Dieses System wurde eindeutig von der Roten Armee übernommen. Schlimm genug.

Kommandierende jedoch waren Offiziere, die keine "hauptamtlichen Parteiarbeiter" waren. Jedoch hatte der Stellvertreter für politische Arbeit gehörigen Einfluss im täglichen Leben, jedoch nicht im Gefecht oder der Schlacht. Hier galt die militärische Einzelleitung so wie eigentlich auch im täglichen, militärischen Leben.
Oft genug haben uns operativen Offizieren die Augen getränt ob der Versuche der Politorgane, sich ins militärische Leben einzumischen.

Trennung

"Jeder Staat hat eine Armee. Hat er keine Eigene, so hat er eine Fremde."

Auch die DDR hatte das Recht auf eine Armee aus den Söhnen und Töchtern des Staates. Im Zuge der Bündnisverpflichtung in der Zeit der sich gegenüberstehenden Blöcke, war die Armee der DDR eine Wehrpflichtarmee und holte die jungen Männer für 18 Monate aus ihrem gewohnten Leben. Natürlich kommt da bei den jungen Männern keine Begeisterung auf. Aber die Wehrpflichtigen wurden aus allen Klassen und Schichten der Bevölkerung der DDR gezogen. Somit war es schon eine Volksarmee und keine Armee, die aus Kasten bestand (ganz schlimm bei den Briten). Jeder der es wollte und das geistige Vermögen hatte, auch wiederum egal aus welcher Klasse oder Schicht er kam, konnte sich für einen längeren Dienst verpflichten und entsprechende, militärischen Schulen besuchen und abschließen. Auch wieder ein Indiz für eine Volksarmee.
Kam es zum Einsatz dieser Armee, ob bei Katastrophen, bei Manövern oder in der Ernte, erlebte man (hab ich selber oft erlebt), dass im Grunde genommen, die Masse der Bevölkerung hinter den Männern in Uniform stand.

Wie oft haben uns Bauern mit Lebensmitteln versorgt, wenn wir dreckig und verschwitzt, mitten in der Nacht,an deren Hoftüren klopften. [rose]

Mit Aufnahme der NVA ins Bündnis des Warschauer Vertrages verlor die NVA ihre große Selbständigkeit (die sie eigentlich auch davor als NVA oder KVP nicht hatte). Aber ab da war die NVA eingebunden in die gemeinsame Strategie und die zwei Armeekorps, als auch die VM und die LSK / LV unterstanden im Kriegsfall einer russischen und einer polnischen Front und gemeinsam dem Oberkommandierenden des westlichen Kriegsschauplatzes (zum Schluss der DDR - Marschall Ogarkov).
Selbst die operative Planung der NVA als Ganzes, wurde in Wünsdorf vor dem Kommandierenden der GSSD (später dann Westgruppe der Truppen) abgestimmt und bestätigt. Nur, das ist in einem Bündnis völlig normal.

Gruß
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Merkur » 11. Dezember 2014, 09:06

Das hast Du gut und nachvollziehbar beschrieben. Nur wird das die IWZ-Fraktion , die zusammen keine zwei Jahre gedient hat, besserwisserisch zerreden.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon augenzeuge » 11. Dezember 2014, 09:38

Merkur hat geschrieben:Das hast Du gut und nachvollziehbar beschrieben. Nur wird das die IWZ-Fraktion , die zusammen keine zwei Jahre gedient hat, besserwisserisch zerreden.


Nana, bitte nicht immer gleich alles schlechte diagnostizieren...positiv denken ist durchaus erlaubt, Merkur, ich kenn keine IWZ-Fraktion.... [blush]
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Nov65 » 11. Dezember 2014, 10:30

Ich stimme in vielem @Beethoven zu. Er hat die Entstehung und Steuerung der NVA treffend beschrieben.
Die NVA ist Ergebnis der Blockbildung und "Teilarmee" der Sowjetarmee. Gesteuert wurde sie einzig und allein durch die SED mit Vorgabe der Sowjetunion. Damit keine Armee des Volkes.
Was er zu Soldaten und Längerdienenden schreibt, trifft natürlich auf sehr viele Armeen dieser Welt zu. Aber es stimmt, dass im DDR-Volk gegenüber der NVA keine abweisende Haltung existierte, eher eine gewisse Verbundenheit, weil der eigene Sohn oder Nachbarssohn dort diente.
Damit Armee des Volkes.

Was das Grenzregime betrifft, war die NVA gegen das Volk ausgerichtet( Verhinderung von Republikflucht). Die Masse des Volkes rieb sich aber nicht sonderlich daran.
Dennoch: Keine Armee des Volkes.

Würfeln wir nun um die wahre Bedeutung?
Grüße von Andreas
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 11. Dezember 2014, 10:37

Man sollte aber nicht vergessen, dass die NVA bis zur Einführung der Wehrpflicht (1962?), eine Freiwilligenarmee war!

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Nov65 » 11. Dezember 2014, 11:01

pentium hat geschrieben:Man sollte aber nicht vergessen, dass die NVA bis zur Einführung der Wehrpflicht (1962?), eine Freiwilligenarmee war!

mfg
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Das stimmt, aber ändert sich dadurch die Einordnung in das sowjetische(Stalinsche) Machtimperium?
Die Kasernierten waren auch Söhne aus dem Volk,gingen ohne Wehrpflicht in diese "Armee", aber die Partei hatte die alleinige Führung inne,
nach Maßgabe der SU.
Gruß, Andreas
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon augenzeuge » 11. Dezember 2014, 13:29

Beitrag von Thoth wurde entfernt. (enthielt keine Aussage zum Thema, persönliche Hinweise zu Usern oder Mitgliedern bitte nur im Mitgliederbereich)

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Wosch » 11. Dezember 2014, 17:33

pentium hat geschrieben:Man sollte aber nicht vergessen, dass die NVA bis zur Einführung der Wehrpflicht (1962?), eine Freiwilligenarmee war!

mfg
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@Pentium, die Art des damaligen Umgangs mit der sogenannten "Freiwilligkeit" hatte ich schon des öfteren an meinem Beispiel hier kund getan. Die Erzwingung meiner nicht freiwilligen Verpflichtungs-Unterschrift war bei den angeblichen anderen "Freiwilligen" in der Regel auch die Regel, Damals bestand der angebliche "freiwillige" Dienst bei der Truppe nebenbei bemerkt aus 3 Dienstjahren (Ausnahme waren 2 Jahre bei den volkseigenen Panzern).
Allen meinen damaligen ausgelernten Mit-Lehrlingen wurde mit großem Druck diese Verpflichtungsunterschriften abgepreßt und der Tenor lag da fast immer in: "Wenn Du nicht bereit bist etwas für uns zu tun-Sind wir auch nicht bereit etwas für Dich zu tun!"
Die Druckmittel der Werber (welche bei uns immer in Gruppen von ca 8 unterschiedlichen Funktionsträger´n auftraten) beinhalteten unter Anderem (wie bei mir) den Hinweis mich bei einer Nichtverpflichtung nicht zur "ABF" zu delegieren, arbeitsmäßig nur dort einzusetzen wo ich nach damaligen Stundenlohn von 1,54 Mark mein weiteres Leben fristen müßte (das hieß im Klartext keine Beschäftigung im Leistungslohn) und als das Alles nicht fruchtete "erinnerte" man mich nach ca 3 Stunden daran daß meine Mutter schließlich im sozialistischen Staat als Unterstufrnlehrerin tätig war, ich unterschrieb dann natürlich. Obwohl man das "Sofort", mit dem Hinweis daß es nur um das Zeigen der Bereiwilligkeit ginge und ich ja gar nicht eingezogen werden sollte und in der vorgelegten Erklärung gestrichen wurde, holte man mich nächsten Tag (3. Januar 1962) zur Musterung von der Arbeitsstelle und kurz nach Dieser bekam ich mein Antrittstermin zur 9. Panzerdivision in Eggessin.
Dieser sogenannten "Freiwilligkeit" konnte ich mich 3 Tage später durch meine Flucht entziehen.
@Pentium es wäre der Sache angemessen von einer "angeblichen" Freiwilligenarmee vor Wehrpflichteinführung zu sprechen, denn die "Freiwilligkeit" bestand zum allergrößten Teil nur auf dem Papier.


Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
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Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 11. Dezember 2014, 18:59

@Wosch, 1962 war ich Schüler der zweiten Klasse in einer kleinen Schule in einem kleinen Städtchen im Erzgebirge. Aber danke für deine Schilderung, als Zeitzeuge.

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon wibi » 11. Dezember 2014, 22:04

Hallo zusammen,dazu muß ich auch mal was sagen.Nach den Mauerbau konnte ja niemand mehr weg,ich kenne noch einige die nur deshalb vor der Mauer abgehauen sind.Wenn von freiwillig gesprochen wird ist dies ein Witz.Ich kann mich noch genau erinnern als in der Berufsschule die politisch ungefestigten aus der Stunde her ausgeholt wurden.Als sie wieder in der Stunde waren hatten die ja gesagt,so gar einer für 3 Jahre.Der Lehrer hat genau gesagt die und die da geht was.Bei mir war die Sache hoffnungslos,ist ja dann alles anders verlaufen.Ich denke die wenigstens haben sich damals Gedanken gemacht und den Motto ist eben so und fertig.Bloß ich will hier niemanden verurteilen der seinen Dienst abgeleistet hat,bloß ich muss an den Mienenleger denken der hier auch die Fahne so hoch hält. Was für einen Gewissen muss man haben um so eine Arbeit durch zuführen.Das ist nicht mit Jugend zu erklären und auch nicht mit Befehl.Ein weitläufiger Verwandter hat mir mal gesagt er ist froh gewesen das in seinen Abschnitt niemand abgehauen ist.Die Zivilcourage war damals nicht so ausgeprägt deshalb jetzt um so mehr nach rechts oder links oder Mitte es gibt ja niemand der einen hinter Gittern bringt,wenn man seine Meinung äußert.
wibi
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 12. Dezember 2014, 10:29

Armee des Volkes?

Deren Befehlshaber kein Problem damit gehabt haben ,diese gegen das eigene Volk in Stellung zu bringen. siehe Leipzig 89.

Und schon das Verlegen und Bereithalten ist ein Einsatz. Der beginnt spätestens mit dem Verlassen des Kasernentores.

(Auch UNOSOM II war ein Einsatz, auch wenn die BW dort letztendlich keine Aufgabe erfüllte, außer ihr eigenes Feldlager zu betreiben)

Was übrigens auch der Verfassung der DDR zuwider lief.

Ja stimmt, nach damaliger Diktion marschierte da ja die Konterrevolution.

Eine reinrassige Parteiarmee, mit einer starken Kommisshaftigkeit.Und für viele, welche aus Interesse am Militär zur NVA gingen ,waren Partei und allgegenwärtige Rotlichtbestrahlung ein leider notwendiges Übel.
HPA
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 12. Dezember 2014, 11:31

Und das schreibt einer, der sich an einer Offiziershochschule der NVA beworben hat [laugh] jedoch, aus welchen Gründen auch immer, nicht zum Studium zugelassen wurde. [hallo] Vielleicht kam auch die Wende dazwischen. Das weiß ich nicht [grins]

Trennung

Ja, die NVA war in vielen Belangen eine "Drillarmee" (andere nennen das Kommiss).

Als langjähriger Ausbilder von Soldaten von Spezialtruppen kann ich jedem Wissenden oder Unwissenden hier bestätigen, dass es ohne Drill nicht geht, wenn man erreichen möchte, dass der Soldat auch in Situationen, in denen er vorher nie war, unter Beschuss, bei Angst, unter Einsatz von MVW, seine Aufgabe erfüllen soll. Die Handlungen müssen in Fleisch und Blut übergegangen sein, er muss diese Handlungen automatisch, ohne darüber nachzudenken ausführen können. Nur dann kann der Soldat auf dem Gefechtsfeld überleben und seine Aufgabe erfüllen. Ich weiß, dass dies in allen Armeen der Welt so gehandhabt wird, die gute Soldaten hervorbringen. Das kann und muss jedoch ein Unteroffiziersdienstgrad der BW, der nie in einer Kampfeinheit gedient hat, nicht wissen. 100 km hinter der Front ist das auch nicht so wichtig wie für den Soldaten, der das Weiße im Auge seines Gegenüber sieht oder der gar 100 km und mehr im gegnerischen Hinterland seine Aufgaben zu erfüllen hat.

Trennung

Zu den hier angesprochenen Handlungen der NVA im Zuge der Wende gibt's nicht all zu viel zu sagen, außer, dass die Soldaten dem Primat der Politik unterlagen und deshalb die Kasernen verließen. Zum Glück waren die Kommandeure vor Ort klug genug, dass es zu keinem Einsatz gegen das eigene Volk kam.
Und selbst die Oberen der NVA (Streletz, Stechbarth und Gemert) lehnten diese Handlungen ab. Und Egon Krenz erließ über den Chef des Hauptstabes der NVA einen Befehl an die NVA und die GT der DDR, das keine Schußwaffen gegen die Bevölkerung eingesetzt werden dürfen. Diesen Befehl habe ich im Original selber gelesen, war ich doch zu jener Zeit Kommandeur einer Spezialeinheit.
Deshalb sind auch solche Erzählungen von einzelnen, ehemaligen Soldaten in irgendwelchen Filmchen unwahr, dass sie voll aufmunitioniert, in jener Zeit irgendwo lagen und auf Einsatzbefehle mit Schusswaffen gewartet haben.

Dass allerdings die Munition mitgeführt wurde ist der "ständigen Gefechtsbereitschaft" geschuldet. Jedoch verschlossen in Kisten und abgestellt in den jeweiligen Waffenkammern. Nur Offiziere und Fähnriche mit Befehlsgewalt, hatten Munition am Mann jedoch kein Soldat und kein Unteroffizier wenn er nicht Aufgaben zu versehen hat, die sowieso das Führen der Waffe bedurften.
Soldaten aus dem Glied oder ehemalige Offiziersschüler, gerade der Grenztruppen, die was anderes behaupten lügen oder sagen bewußt oder unbewußt die Unwahrheit.

Insofern ist das Quatsch was HPA da von sich gibt. Ein verlassen der Kaserne ist doch kein Einsatz gegen das Volk.
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Dezember 2014, 11:47

Und Egon Krenz erließ über den Chef des Hauptstabes der NVA einen Befehl an die NVA und die GT der DDR, das keine Schußwaffen gegen die Bevölkerung eingesetzt werden dürfen.


@Beethoven, WANN hat Krenz das angeordnet? Doch wohl erst NACH dem Appell der 6 mutigen Leipziger Männer. Oder?
Verpass doch dem Krenz nicht im Nachhinein einen Heiligenschein! Der hatte nämlich die chinesische Lösung im Kopf.

Gruß Volker
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Nov65 » 12. Dezember 2014, 11:58

augenzeuge hat geschrieben:Beitrag von Thoth wurde entfernt. (enthielt keine Aussage zum Thema, persönliche Hinweise zu Usern oder Mitgliedern bitte nur im Mitgliederbereich)

AZ

Sind ihm seine "Pferde" sicher wieder durchgegangen.
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 12. Dezember 2014, 12:24

Volker Zottmann hat geschrieben:
Und Egon Krenz erließ über den Chef des Hauptstabes der NVA einen Befehl an die NVA und die GT der DDR, das keine Schußwaffen gegen die Bevölkerung eingesetzt werden dürfen.


@Beethoven, WANN hat Krenz das angeordnet? Doch wohl erst NACH dem Appell der 6 mutigen Leipziger Männer. Oder?
Verpass doch dem Krenz nicht im Nachhinein einen Heiligenschein! Der hatte nämlich die chinesische Lösung im Kopf.

Gruß Volker


@VZ - ich habe nicht vor E. Krenz einen Heiligenschein zu verpassen. Ich schrieb jedoch die Wahrheit und damit ist Deine Aussage über eine chinesische Lösung obsolet.

Wann genau dieser Befehl erlassen worden ist, kann ich heute nicht mehr datieren. Jedoch war es, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist ja nun schon ca. 25 Jahre her, im Zuge der Leipziger Märsche und der Bildung der 100-schaften aus Truppen der NVA und den GT der DDR.

Übrigens beinhaltete dieser Befehl noch einen wesentlichen Punkt. Es durfte auch keine schwere oder andere Technik gegen die Bevölkerung eingesetzt werden.

Gruß
Zuletzt geändert von Beethoven am 12. Dezember 2014, 12:37, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 12. Dezember 2014, 12:27

Beethoven, wie nennt man das, wenn man eine Einheit an einen Ort von Unruhen verlegt ,diese zielgerichtet zum Einsatz gegen Demonstranten vor Ort ausbildet und dann bereithält?
Und allein der Aufbau einer Drohkulisse, bestimmte NVA Eliteinheiten werden und wurden nach Leipzig verlegt, hatte eine entsprechende psychologische Wirkung. Ich bin heute der Meinung, dass man das gezielt nicht geheim gehalten hat ,um die Demonstranten einzuschüchtern.
Und ich muss Dich enttäuschen.Ich wurde zum Studium zugelassen.Kam die Wende dazwischen.

Wer hats verbockt? [grins]
HPA
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 12. Dezember 2014, 12:31

Ich bin erschüttert, HPA. Du wolltest also Offizier einer Partei- und Kommissarmee werden? Und nur die "böse" Wende hat das verhindert? [frown] [grins] [hallo]
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 12. Dezember 2014, 12:35

Ja und?

Ich wollte mit Sicherheit kein Politoffizier werden sondern eine technische Laufbahn einschlagen. Und da war ich sicherlich nicht der Einzigste, welcher diese Parteigrütze als leider notwendiges Übel gesehen hat.

Ja, aus heutiger Sicht Kommiss. Stichwort Innere Führung / Menschenführung.
HPA
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 12. Dezember 2014, 12:49

Na HPA, meinst Du denn mich und meine Kameraden hat diese politische Erweichnis erfreut oder begeistert?

Selbst GO a.D. Streletz hat mir gegenüber mal geäußert, als wir zusammen im Auto saßen, dass ihn das politische Gequatsche anödete. Er hätte viel lieber den "Zossener Geist" in der NVA anstatt rote Propaganda (oder so ähnlich - also nicht wörtlich). Das war allerdings erst nach der Wende.
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Janko » 12. Dezember 2014, 14:23

@Beethoven.....bei allem Respekt vor "Dienstgrädern" den ich einfordere und den ich da übrigens auch für mich erwarte....also wenn "die rote Propaganda" ihn angeödet hat, warum kam diese Einsicht erst "nach der Wende" ?...Sicher wie bei vielen. Nein, ich will da auch gar nicht den Stab brechen.
Kenn da selber Beispiele genug, die erst nach der Kehre Einsichten vermitteln wollten. .....nur, es bleibt bei untauglichen Versuchen
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Dezember 2014, 14:47

Beethoven hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:
Und Egon Krenz erließ über den Chef des Hauptstabes der NVA einen Befehl an die NVA und die GT der DDR, das keine Schußwaffen gegen die Bevölkerung eingesetzt werden dürfen.


@Beethoven, WANN hat Krenz das angeordnet? Doch wohl erst NACH dem Appell der 6 mutigen Leipziger Männer. Oder?
Verpass doch dem Krenz nicht im Nachhinein einen Heiligenschein! Der hatte nämlich die chinesische Lösung im Kopf.

Gruß Volker


@VZ - ich habe nicht vor E. Krenz einen Heiligenschein zu verpassen. Ich schrieb jedoch die Wahrheit und damit ist Deine Aussage über eine chinesische Lösung obsolet.

Wann genau dieser Befehl erlassen worden ist, kann ich heute nicht mehr datieren. Jedoch war es, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist ja nun schon ca. 25 Jahre her, im Zuge der Leipziger Märsche und der Bildung der 100-schaften aus Truppen der NVA und den GT der DDR.

Übrigens beinhaltete dieser Befehl noch einen wesentlichen Punkt. Es durfte auch keine schwere oder andere Technik gegen die Bevölkerung eingesetzt werden.

Gruß


Beethoven, das unterscheidet uns eben gewaltig: Ich kann mich richtig erinnern!
Ja, nach oder während der Leipziger Märsche geschah Krenz´ens Einlenken. Das haben wir aber allein Masur und "seinen" Mannen samt der Leipziger SED-Spitze zu verdanken. So habe ich das auch geschrieben! Krenz allein - und es hätte sicher einen Blutzoll gekostet!

Du solltest bei Deiner Erinnerung, so ungenau und verklärt sie sein mag, nicht offen die Geschichte verfälschen. Krenz war mit Sicherheit kein Held. Der wurde zu Recht, aber auch zu kurz eingebuchtet.


Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Nov65 » 12. Dezember 2014, 15:58

Beethoven hat geschrieben:Na HPA, meinst Du denn mich und meine Kameraden hat diese politische Erweichnis erfreut oder begeistert?

Selbst GO a.D. Streletz hat mir gegenüber mal geäußert, als wir zusammen im Auto saßen, dass ihn das politische Gequatsche anödete. Er hätte viel lieber den "Zossener Geist" in der NVA anstatt rote Propaganda (oder so ähnlich - also nicht wörtlich). Das war allerdings erst nach der Wende.

Hi @Beethoven, da spricht der Streletz aber mit gespaltener Zunge. In seinem mit Keßler verfassten Buch" Ohne die Berliner Mauer hätte es Krieg gegeben" vertritt er doch alte stalin-/ulbrichtsche Argumente. Nichts da von Aversion gegen "politisches Gequatsche".

Da hat er Dir wohl einen tüchtigen Bären aufgebunden.
Gruß, Andreas
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Merkur » 12. Dezember 2014, 16:20

Nov65 hat geschrieben: In seinem mit Keßler verfassten Buch" Ohne die Berliner Mauer hätte es Krieg gegeben"
Gruß, Andreas


Das hast Du gelesen? Ich bin beeindruckt. Was sagst Du zu den Argumenten im Buch? Teilst Du die These des Buchtitels?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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