AkkuGK1 hat geschrieben:Abt 2000 hatte garantiert auch ne Akte über dich und wenn du glaubst, dann ist es eben kein Wissen und natürlich hast du auch die gleiche Ausbildung mitgemacht und im Dreck gelegen. Alle sind gleich doch manche sind gleicher.
Schau mal Akku, der höchste Dienstgrad, mit dem ich seinerzeit zu tun hatte, war mein Zugführer (UAZ - war ein selbständiger Zug) also ein Leutnant, in meinem Fall.
Der Mitarbeiter der Verwaltung 2000 hat, wenn überhaupt, den Kommandeur des Truppenteils mitgeteilt, dass da ein Sohn eines Kapitän zur See im UAZ ist.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man selbst als höherer Dienstgrad, von der Verwaltung 2000 nur dann etwas (Betonung liegt auf "ETWAS") erfuhr, wenn von diesem Soldaten irgendwelcher Mist verzapft wurde. Da ich aber ein anständiger Soldat war
, wusste "mein" Leutnant, mit Sicherheit nicht von meiner Familie.
Episoden aus dem Fallschirmjägerleben
Unteroffiziersschüler
Die Unteroffiziersschüler (US) des Fallschirmjägerbataillon (FJB) der NVA wurden in einem 10 – monatigen Kurs im Truppenteil ausgebildet. Nach Absolvierung der Grundausbildung wurden die physisch und psychisch Stärksten dieses Jahrganges in den Unteroffiziersausbildungszug (UAZ) versetzt und unter sehr harten Bedingungen zum Unteroffizier (Uffz.) herangebildet.
Der Zugführer dieses Zuges war zu meiner Zeit ein Leutnant. Ein Hühne von ca. 190 cm, breitschultrig mit schmalen Lippen und Boxerfigur. Sein Spitzname war „der Gasmann“. Bei ihm gab es nur eine Bewegungsart, daß war der Laufschritt unter der Truppenschutzmaske (Gasmaske). Wenn wir auf dem Wege zum Ausbildungsort waren sprach er: „Stellen Sie sich vor, die Blätter werden gelb, am Waldrand bricht ein Hirsch zusammen, die Luft riecht nach Mandeln. Was ist ? Gaaaassss !“ Diesen Satz sprach er wenige Meter nach Verlassen des Objektes. Ab da ging es nur noch unter Schutzmaske und im Laufschritt vorwärts.
Auch die Definition für Laufschritt ist hörenswert: „Laufen bedeutet, wenn die Straße nach verbrannten Gummi riecht, der Feldspaten waagerecht hängt und der Läufer nur noch über Funk zu erreichen ist.“
Die Ausbildung war hart. Jeder Tag im UAZ war hart für 18 / 19 jährige „Bengels“, die wir ja waren. Nach dem Wecken um 06.00 Uhr wurde Frühsport durchgeführt. Dieser Frühsport war nicht einfach eine kleine Turnübung sondern wir (übrigens auch die Fallschirmjäger in den Fallschirmjägerkompanien) keulten 5 km im „Fallschirmjägergalopp“ oder es wurde ein knallhartes Kreistraining an Geräten durchgeführt, oder eben Krafttraining. Jeden Tag etwas anderes. Zum Ende des Frühsports wurde grundsäztlich, ob Sommer oder Winter, in der Ostsee gebadet. Das Baden geschah gerade in der kalten Jahreszeit so, daß wir uns nackt auszogen, in Linie zu einem Glied an den Händen faßten und im Laufschritt, auf breiter Front, bis auf Hüfthöhe, ins Wasser stürzten. Dort wurde dann drei- bis viermal bis zum Hals abgetaucht. Wer sich also beim Frühsport nicht ordentlich erwärmte, fror jetzt um so mehr. Danach wurde nur die Turnhose angezogen und es ging im Laufschritt in die Unterkunft. Dort wurden dann Betten gebaut und angezogen sowie die Ordnung im Bereich hergestellt. Das Frühstück war gut und reichhaltig wie überhaupt das Essen bei den Jägern sehr reichhaltig war. Immerhin hatten wir einen Verpflegungssatz von 6,50 Mark, also 2 Mark mehr als der normale wehrpflichtige Soldat. Nach dem Frühstück wurde der Morgenappell durchgeführt und dann begann die Ausbildung bis 13.00 Uhr. Ausgebildet wurde sehr vielseitig. An erster Stelle stand die Taktikausbildung in allen Variationen die es bei den Fallschirmjägern, die als Kommandotruppen ausgebildet werden, gab. Die Schießausbildung als Trockentraining im Schießgarten oder mit scharfem Schuß auf einem der Schießplätze nahm ebenfalls breiten Raum ein. Die physische Ausbildung (Sturmbahn, Läufe, Schwimmen, Kraftsport, Nahkampf mit und ohne Waffen) wurde täglich während der Ausbildungszeit und auch an den Nachmittagen und Abenden durchgeführt. Hinzu kamen noch bestimmte Lager die im Jahr absolviert wurden wie das Bergsteigerlager (hier mußte jeder Jäger bis zum Schwierigkeitsgrad 6 vorsteigen können) und das Winterlager wo vor allem Langläufe und Abfahrtsläufe durchgeführt wurden (selbstverständlich wurden in beiden Lagern auch taktische Übungen durchgeführt).
Es gab auch in jedem Monat zwei Tage der politischen Schulung. Hier wurde im Unterrichtsraum die staatsbürgerliche Schulung durchgeführt. Allerdings nutzte der Zugführer diese Zeit auch um Versammlungen durchzuführen oder Auswertungen zu halten.
Der UAZ war in drei Gruppen zu je 10 Soldaten aufgeteilt. Je ein Uffz.: war Gruppenführer
und Ausbilder. In der Regel wurde aber in Stärke des Zuges ausgebildet bis auf die Phase der Einzelausbildung. Auch methodisch und didaktisch wurde in Stärke der Gruppe ausgebildet.
Allerdings wurden wir US vor die Front geholt und mußten als Ausbilder fungieren.
Anders wie in den Fallschirmjägerkompanien, war die Strukturbewaffnung im UAZ die
Mpi-Kalaschnikow (eigentlich ja eher ein Sturmgewehr). Jeder Fallschirmjäger hatte seine persönliche Pistole M (Makarow) und ein Kampfmesser (welches meistens in der Waffenkammer blieb). Natürlich wurde im UAZ auch am der RPG 7 D (Panzerbüchse die in zwei Teile zerlegt werden kann um beim Sprungeinsatz bequemer mit geführt werden zu können) ausgebildet und damit geschossen. Genauso wie mit dem lMG und dem Scharfschützengewehr. An Waffen des „damaligen Feindes“ wurde nicht ausgebildet. Das lag daran, daß keine dieser Waffen vorhanden waren.
Unsere Uffz./Gruppenführer waren teilweise rechte „Schinder“. In der Ausbildung war das ja in Ordnung aber im Innendienst war das nicht so erfreulich. Aber wir haben das damals als normal hingenommen, waren wir doch auch bald Unteroffiziere und wollten harte Kerle werden. Sie führten mit uns „Spiele“ durch, die eigentlich nichts mit Formaldisziplin oder militärischer Vernunft zu tun haben.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe
Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.