Heiraten während der Armeezeit

Alles zum Thema NVA, außer GT

Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon Stefan 14 » 21. Januar 2017, 03:04

Heiraten während der Armeezeit :

Das wurde Alles durch DV geregelt. Ich glaube bei Hochzeit gab es 3 Tage Sonderurlaub. Zivilerlaubnis musste man beantragen. Weiss gar nicht mehr , ob ich eine hatte. Am Urlaubsort trug ich jedenfalls nie Uniform. Kameraden mit zur Hochzeit ? Wäre schon wegen Urlaub nicht gegangen.War damals im Grundwehrdienst und die Kameraden auch.
Hier eine kleine Anekdote zu dem Thema :
29.10.1979 , da wurde sie achtzehn . Eine Woche später haben wir geheiratet. Und weisst Du wo ?
In einem Ferienheim der Stasi ! Das wusste ich aber zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Wusste nur die Schwiegermutter arbeitet in einem Ferienheim. Kam mir nur komisch vor, als ich das erste Mal da rein kam. Im Vorraum eine Büste von Felix Dsherzinski , dann weiter überall Fahnen und Bilder. Den Westbesuch hat es fast umgehauen. Die haben sich schon in Bautzen gesehen.Wir haben dort auch übernachtet 2 Tage und das Auto vom Westbesuch stand auf dem Hof. Das Alles in einem winzigen Nest , wo Jeder Jeden kennt. Damals habe ich das jedoch noch locker gesehen und habe mir keine großen Gedanken gemacht. Sind dann auch mit Westauto zum Standesamt gefahren.Und die Fotos habe ich den Kumpels bei der Armee gezeigt. Im Nachhinein ein Wunder , dass es gut ging.
Bei der Armee war ich "Mocca-Fix" , dann der "Rote Husar" oder der "Mann der alle Frauen liebte".
Ein mal hatte ich bei der Armee nur noch Kaffeebohnen , Mocca- Fix war alle. Diese habe ich auf dem Hocker mit dem Stahlhelm zerrieben. Das war nervenaufreibend . Aber Kaffee musste sein , hatte doch nicht umsonst den Spitznamen.
Dieses " Ferienlager" war zum Glück nur ein sehr kleines , nicht immer belegt. Wenn ich mir vorstelle, dass außer uns noch die "üblichen Gäste" dagewesen wären..............jetzt kann ich drüber lachen. Aber damals wäre es mir wohl vergangen. Das war ein Ortsteil von Radeland (wo meine Frau herkam), Radeland - Siedlung. Alles riesige Waldgrundstücke. Ausnahmslos bewohnt von Höheren Armee , Partei ,"Schild & Schwert" Die haben natürlich unentwegt nach dem Klassenfeind Ausschau gehalten. Zumal direkt dahinter das Sperrgebiet der GSSD ( Wünsdorf ) begann und es nur Waldwege, keine richtigen Straßen gab. Da ist jedes Auto so schon aufgefallen, erst recht , wenn es aus dem Westen kam.
In Rostock hat sich Mal einer in Uniform mit dem Westauto bis vorm KD fahren lassen. Die haben dann sogar direkt in der Einfahrt gewendet und ihn aussteigen lassen. War natürlich das Gespräch im Regiment !
Stefan 14
 

Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon zoll » 21. Januar 2017, 18:14

Sehr interessant Deine Schilderung des sozialistischen Alltags. Für mich als gebürtiger Westdeutscher ein Zustand, bei dem mir nichts mehr einfällt. Doch, noch etwas. Was wart ihr DDR Bürger für bedauerliche Bürger, eingekerkert, bewacht im Innern und an den Grenzen. Wahrlich ein Scheißleben.
1989 habt ihr dann das eigentlich richtige getan. Diese ganze Mischpoke zum Teufel gejagt!

Aber ich möchte dich ermutigen weiter solche Vorkommnisse aus dem Leben in der DDR zu berichten.

zoll
zoll
 

Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon Volker Zottmann » 21. Januar 2017, 20:03

Mal davon abgesehen, dass ich damals noch nicht die passende Frau kannte, zwei Freundinnen aber sicher hofften, wäre eine Hochzeit während der Armeezeit für mich undenkbar gewesen.
Ja, 1970/71 gab es auch bei uns für die eigene Eheschließung 3 Urlaubstage. Da aber die meisten Wehrpflichtigen eine Tagesreise von der Kaserne entfernt wohnten, hätte es ja weder zum zünftigen Polterabend noch einer qualifizierten Hochzeitsnacht gelangt.
Wir durften ja nur mit Bus und Bahn anreisen. Privatfahrzeuge waren während meiner Dienstzeit verboten, ob ganz und gar, erinnere ich mich nicht mehr, aber zur Anreise zum "Objekt" auf jeden Fall.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon Stefan 14 » 21. Januar 2017, 21:46

Ja , Volker , bei mir war es noch weiter. Chemnitz ( Oederan ) - Rostock. Wo meine Frau herstammte, ehem. Kreis Zossen war näher. KU und VKU deshalb nur dorthin. Die Hochzeit war lange geplant , schon vor der Armee.Den Interzonenzug Berlin -Hamburg durften wir auch nicht nutzen.Mit Privatfahrzeug zum Standort ausgeschlossen.Hatten nicht Mal die Uffz. und nur ganz wenige Offiziere.Abgesehen von der Entfernung / Zeit zum Urlaubsort hätten die Kumpels sowieso keinen Urlaub erhalten , weil die Stärke immer stimmen musste.
Stefan 14
 

Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon Beethoven » 22. Januar 2017, 08:22

Entsprechend der DV 010/0/009, über die jeder Armeeangehörige einmal im Halbjahr belehrt wurde, war ein Kontakt zu Bürgern des westlichen Auslandes untersagt. War es nicht zu umgehen, hatte man es anschließend seinem Dienstvorgesetzten zu melden. In wie weit das eingehalten wurde, kann ich nicht einschätzen. Ich weiß aber, dass in meinem Kameradenkreis, diese Bestimmung eher locker gesehen wurde, da wir schon von Hause aus, kaum Kontakt zu Bürgern westlichen Auslandes hatten. Und wenn zur Hochzeit plötzlich der Onkel oder die Tante oder sonst wer, aus dem westlichen Ausland auftauchte, wurde der oder die nicht nach Hause geschickt, sondern man ging ordentlich mit ihnen um und feierte weiter.

Nun kann ich verstehen, dass man als Wehrpflichtiger Soldat der NVA nicht in Uniform heiratete. Nicht nur weil der Filz nicht so prickelnd war, sondern wohl am ehesten, weil man im Anzug einfach besser aussah.

Ich selber habe den offiziellen Akt im Standesamt in Uniform absolviert und mich anschließend umgezogen. Aus der Kompanie waren meine zwei besten Freunde dabei, die sich nach der Trauung auch in Zivil umzogen, schon deshalb, weil wir ja in Warnemünde feierten und es im Juni schon recht warm war.

Gruß
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Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon karnak » 22. Januar 2017, 09:23

Wie war das mit der "finanziellen Unterstützung" die es gegeben haben soll um dieser "Versuchung" zu erliegen?
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Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon Beethoven » 22. Januar 2017, 11:27

Sowas gab es zu meiner Zeit nicht.

Gruß
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Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon Spartacus » 22. Januar 2017, 13:49



Dienstgrad Caporalchef, Einverständnis vom Regimentskomandeur musste vorliegen, also eine sogenannte Heiratserlaubnis beantragt werden.

So war es bei mir auch geplant, kam leider anders. [peinlich]

LG

Sparta


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Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon zoll » 23. Januar 2017, 13:05

Spartacus hat geschrieben:

Dienstgrad Caporalchef, Einverständnis vom Regimentskomandeur musste vorliegen, also eine sogenannte Heiratserlaubnis beantragt werden.

So war es bei mir auch geplant, kam leider anders. [peinlich]

LG
ta

Weil mir die hier handelnden und schreibenden Personen im wesentlichen unbekannt sind, frage ich mal ganz einfach: Du warst bei den Legionären und bei der NVA?
zoll
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Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon augenzeuge » 23. Januar 2017, 16:27

Hallo, Zoll, ich helf dir mal: [hallo]
viewtopic.php?f=20&t=5105&p=94134#p94134
AZ
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Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon Spartacus » 23. Januar 2017, 18:00

Weil mir die hier handelnden und schreibenden Personen im wesentlichen unbekannt sind, frage ich mal ganz einfach: Du warst bei den Legionären und bei der NVA?
zoll


Nicht in der NVA Zoll, aber 10 Jahre in der Legion. [hallo]

Und das war der falsche Link AZ, der hier ist der richtige.

viewtopic.php?f=91&t=5373

LG

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Re: Heiraten während der Armeezeit

Beitragvon augenzeuge » 23. Januar 2017, 18:06

Spartacus hat geschrieben:Und das war der falsche Link AZ....
Sparta


Versteh ich zwar nicht, aber das können auch andere entscheiden. [wink]
AZ
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