Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Alles zum Thema NVA, außer GT

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon augenzeuge » 19. Dezember 2014, 14:02

Thoth hat geschrieben:Na für mich gesprochen, dann wäre mir das jammernde Leid dieser verhinderten Warmduscher erspart geblieben.


Wenn ich nicht gedient habe, kann ich jene nichts als Warmduscher bezeichnen.
AZ
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Nostalgiker » 19. Dezember 2014, 14:08

augenzeuge hat geschrieben:
Thoth hat geschrieben:Na für mich gesprochen, dann wäre mir das jammernde Leid dieser verhinderten Warmduscher erspart geblieben.


Wenn ich nicht gedient habe, kann ich jene nichts als Warmduscher bezeichnen.
AZ


Hast du die sechswöchige "Grundausbildung" der NVA im Rahmen deines Hochschulstudiums mitgemacht um als ungedienter Soldat der Reserve nach der Vereidigung entlassen zu werden?
Wer ist denn hier der 'Warmduscher'?

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 19. Dezember 2014, 14:24

Also als Schnupperkursbesucher wäre ich vorsichtig damit,andere als Warmduscher und ähnliches zu bezeichnen. [flash]
HPA
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Rüganer » 19. Dezember 2014, 14:26

@Beethoven,

kann es sein, dass du einen ganz gewaltigen Unterschied zwischen Volker Zottmann und auch mir und dir übersiehst?
Du wolltest Soldat werden, wir nicht.
Wenn Du an der gleichen Essensklappe gestanden haben willst, wo auch der Grundwehrdienst stand - Du wolltest es so, die anderen hätten lieber zu Hause gegessen. Wenn Du der ach so harte Fallschirmjäger gewesen sein willst, dann war es dein Beruf, den du dir gewählt hattest, unsere Berufe waren anderer Art und deswegen müssen wir keine harten Hunde werden und dürfen Weicheier sein. Und wenn Du Beifall von Leuten bekommst, deren Arsch keine 18 Monate in dieser Uniform steckte, da sonne dich man drin, klugscheißen können viele.
Du siehst dies aus deiner Sicht und deinem Denken - wie viele Grundwehrdienstler gab es? Die sehen es anders, ganz anders...Verlorene Zeit, im Falle von Volker Zottmann auch noch ganz billige Arbeitskraft und wenn man nicht den ebenfalls im Offiziersrang gestandenen User im NVA - Forum lesen könnte, der Zottmanns Schilderungen bestätigt, würde man dir vielleicht noch Glauben schenken, aber so? Mag sein, dass wir mit 18 Monaten noch gut weggekommen sind, die Russen sind ja härter dran gewesen, trotzdem muss man sagen können, dass es grundsätzlich eine Scheiße war, die nicht hätte sein müssen und die man nicht gebraucht hätte. Außer natürlich diejenigen, die gerne mit Uniformen herumlaufen und rumbrüllen und Untergebene brauchen.... Und Klugscheißer, die wohl gerne der harte Hund gewesen wären, aber nicht hinkamen...
Rüganer
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Dezember 2014, 14:40

Danke Rüganer, das war treffsicher formuliert.
Und gerade @beethoven weiß es, dass meine gesamte Militärzeit vom Kompaniechef (Andersdenker) bestätigt wurde. Er hat auch von Andesdenker gelesen, wie die Baupioniereinheiten aufgebaut wurden und das die "besten" Vorgesetzten dort hingelobt wurden.
Es war bei uns nie die harte Arbeit, die störte. Gestört hat die bornierte Sinnlosigkeit. Ebenso ist dem oben hetzenden @Beethoven bewusst, dass auch ich Vorgesetzte positiv bewertete. Es gab immer 2 Seiten.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 19. Dezember 2014, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
Volker Zottmann
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Nostalgiker » 19. Dezember 2014, 14:51

HPA hat geschrieben:Also als Schnupperkursbesucher wäre ich vorsichtig damit,andere als Warmduscher und ähnliches zu bezeichnen. [flash]


Falls es dir kampferprobten Typen entgangen sein sollte, der von mir angesprochenen User hatte noch nicht einmal das Vergnügen Schnupperkurse zu besuchen, alles klar?

Thoth
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 19. Dezember 2014, 14:54

Naja jedenfalls "kampferprobter" als du es jemals sein wirst. [grins]
HPA
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon augenzeuge » 19. Dezember 2014, 15:06

Thoth hat geschrieben:
HPA hat geschrieben:Also als Schnupperkursbesucher wäre ich vorsichtig damit,andere als Warmduscher und ähnliches zu bezeichnen. [flash]


Falls es dir kampferprobten Typen entgangen sein sollte, der von mir angesprochenen User hatte noch nicht einmal das Vergnügen Schnupperkurse zu besuchen, alles klar?

Thoth


Was hatte ich geschrieben, Thoth? Lies nochmal, du scheinst des Lesen derzeit nicht mächtig zu sein....

AZ
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2014, 15:18

Hi Ruganer,

eines vorweg. Für Berufsoffiziere gab es schon einen extra Speiseraum. Sie standen nicht an der gleichen Klappe wie die Männer im GWD. Aber sie standen auch an einer Klappe der Essenausgabe. Das habe ich vermutlich nicht richtig formuliert.

Trennung

Weist Du, was Du schreibst ist in Deinen Augen alles richtig und ich sage auch gar nichts dagegen, weil ich ja nicht in Deinen Kopf sehen kann und die Umstände Deines Lebens sowieso nicht kenne. Jedoch, wenn meines Gleichen oder ich permanent von einigen Herren hier angemacht werde (Totschießer, Made im Speck, Vergünstigungen, großes Geld verdienen usw. usf.) oder wenn ganz einfach falsche Behauptungen über die NVA hier eingestellt werden, dann korrigiere ich diese oder verteidige mich verbal.

Das soll in keiner Weise überheblich rüber kommen. Es soll lediglich die Wahrheit darstellen. Und wenn diese Wahrheit dem einen oder anderen User nicht zusagt, dann wird argumentiert mit Beispielen, die ich nicht widerlegen kann. So kann ich nur entsprechend der Vorschriften, Befehle oder Anordnungen darauf reagieren und schwupps, bin ich überheblich.
Nun ist es nicht so, dass mich das stark berührt (ich bin nämlich wirklich ein bißchen überheblich wenn es sein muss [peinlich] [hallo] ) aber im Grunde genommen bringt ja Überheblichkeit kaum etwas. Das weiß ich natürlich auch.

Gruß
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Dezember 2014, 15:28

Auf jeden Fall solltest Du @Beethoven mal meine angeführte "wie die Made im Speck" nicht nur auf Deinen Speiseplan reduzieren.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 15:34

Vieles des hier Dargereichten kann ich bestätigen, so manches aber auf keinen Fall.
Ich kreide es keinem an, denn als Grundwehrdienstleistender konnte man es gar nicht wissen.

Bitte habt auch Verständnis dafür, das ich nicht alles hier für euch retten konnte.
Vieles, wen es interessiert, bekommt ihr im Bundesarchiv im Breisgau aber auch in Strausberg bei Berlin.

So bin ich auch nicht mehr im Besitz der DV 010/0007 Urlaub, Ausgang, Dienstbefreiung.
Wenn ich mich aber nicht irre, war das wohl bereits ein Thema der Lehrfrage in der Grundausbildung für unsere Soldaten.

Irgendeiner erwähnte hier das Wort Aprilscherz.
Auch das folgende ist kein Aprilscherz.

In unserer Kompanie merkte man sehr schnell, das ich eine Vorliebe für Statistik habe.
So wurde ich dann unter uns 5 Zugführern der inoffizielle Statistiker.
Irgendwann standen mir 30 Tage Erholungsurlaub im Kalenderjahr zu.
Aber bereits zum Anfang des Jahres wurden 4 Sonntage davon abgezogen.
Also nur noch 26 Tage.
Also ich Statistik für uns Zugführer erarbeitet, mit Dienstgrad, Name, Truppenteil unterschrieben, und dann ab zum Polit damit.
Er sah sich das an und fing wieder an zu toben.
Ihr wollt wissen warum?
Es kam eine negative Anzahl von Urlaubstagen im Jahr heraus. [wink]

Tja, mir wurde bereits an der Schule über den Strategen Churchill gelehrt:

"Statistik ist die Mutter der Lüge!"

................................................................................

Ich werde nun in lockerer Folge für euch etwas für den Gabentisch aufarbeiten, so klären sich hier so manche gestellte Fragen zum Thema von selbst.

Man muß es aber auch dann lesen, und nicht schon wieder zum wiederholten Male beim Urschleim anfangen.

Ihr werdet also etwas Ausdauer mitbringen müssen.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 15:52

Auskünfte zum Soldatenleben - Eine kritische Betrachtung

Erste Ergebnisse aus den Befragungen zum Alltag in der NVA

Diese Befragung wurde bereits nach Vollendung der Deutschen Einheit durchgeführt.

Ich denke mal, zuerst wird interessieren:

Allgemeine Dienst- und Lebensbedingungen

Leben in Kasernen, Gemeinschaftsverpflegung, uniformierte Kleidung, strenge Ausgangs-
und Urlaubsregelung gehören zu den klassischen Wesensmerkmalen des
Soldatenalltags. Bei der Unterbringung der Truppen der NVA mußte zwangsläufig
zunächst auf die auf dem Territorium der DDR zunächst verfügbaren alten, z.T. noch
aus dem Kaiserreich stammenden Kasernen zurückgegriffen werden, soweit diese
nicht von sowjetischen Truppen beansprucht wurden. Schon zu Beginn der 50er
Jahre wurden erste neue Kasernen für Einheiten der Kasernierten Volkspolizei errichtet,
z. B. im Raum Pasewalk – Prenzlau - Eggesin. Etwa seit den 70er Jahren
entstanden neue, komplexe Kasernen für ganze Truppenteile, aber auch für kleinere
Einheiten. Standortbestimmung und Ausgestaltung folgte dabei weitgehend
Gesichtspunkten der Dezentralisierung der Truppen und der Sicherung günstiger
Voraussetzungen für Gefechtsbereitschaft und -ausbildung.
Folgerichtig gaben fast 60 (29) Prozent der Berufssoldaten an, daß die Kaserne, in
der sie den Hauptteil ihrer Dienstzeit in der Truppe verbracht haben, aus der Zeit vor
1945 bzw. sogar vor 1933 (Klammerwerte) stammte. Die gleiche Aussage trafen nahezu
50 (22) Prozent der Unteroffiziere auf Zeit und mehr als zwei Fünftel der Soldaten.
In Kasernen aus dem Zeitraum von 1950 bis 1960 lebte nach eigenen Angaben
etwa jeder fünfte Berufssoldat und Unteroffizier auf Zeit. Bei Unteroffizieren und Soldaten
ist der Anteil derer, die den Entstehungszeitraum ihrer Kaserne nicht bestimmen
können, hoch (jeder Zehnte bzw. jeder Siebente). Viele Berufssoldaten verweisen
auf spätere Neubauten in älteren Objekten und damit auf ein Nebeneinander
von Alt- und Neubausubstanz in vielen Kasernen.
Jeweils etwa 70 bis 80 Prozent der Berufssoldaten und der Unteroffiziere und mehr
als vier Fünftel der Soldaten lebten in Kasernen, die über ein eigenes Übungsgelände
außerhalb des Objekts, einen eigenen Schießplatz (in der Regel für Handfeuerwaffen)
bzw. entsprechende Anlagen sowie über ein Klub- bzw. Kulturhaus verfügten.
Die Unterkünfte der Soldaten waren meist als Gruppenunterkünfte ausgelegt und mit
Doppelbetten ausgestattet. Drei Fünftel der Soldaten lebten so in „Stuben“, die mit
mehr als 6 Mann belegt waren (ein Fünftel davon mehr als 10 Mann), je ein weiteres
Fünftel in Stuben mit 5-6 Mann bzw. bis 8 Mann. Nur drei gaben an, daß ihre Stuben
mit Einzelbetten ausgestattet waren. Unteroffiziere auf Zeit waren in der Regel im
Kompaniebereich untergebracht. Auch hier standen in den Stuben von mehr als der
Hälfte der Befragten Doppelbetten. Die Belegung war allerdings geringer: in Stuben
mit bis zu 2 Mann lebten 24 Prozent, bis 4 Mann 46 Prozent, bis 6 Mann 13 Prozent.
Bei den übrigen war die Stube mit bis zu 12 Mann belegt. Die Enge war im übrigen
nicht allein auf alte Kasernen oder auf Belegungsnormen zurückzuführen. Viele Kasernen
waren überbelegt. Selbst gerade fertiggestellte, für einen Truppenteil ausgelegte
Objekte mußten nicht selten auf Dauer zusätzliche Einheiten aufnehmen.
In jedem Kompaniebereich gab es meist nur einen großen Waschraum und einen
Toilettenkomplex. Duschen war vielfach nur in einer zentralen Duschanlage des
Objekts möglich und erfolgte wöchentlich „nach Plan“. Trotzdem empfanden über 90
Prozent der Unteroffiziere und mehr als vier Fünftel der Soldaten die hygienischen
und sanitären Bedingungen einschließlich der allgemeinen Sauberkeit in ihrer Einheit
zumindest als befriedigend. Das reflektiert – DDR-typisch - eher bescheidene Ansprüche
als hohes Niveau.
Ledige Berufssoldaten und solche, die noch keine Wohnung am Standort hatten,
lebten oft viele Jahre in Ledigenwohnheimen, die anfangs generell, später noch
immer teilweise innerhalb der Objekte lagen (Letzteres betraf 33 Prozent der Befragten).
30 Prozent der Berufssoldaten haben in der Zeit ihres Truppendienstes bis zu
zwei Jahre, je ein Fünftel bis vier bzw. sogar bis zu zehn Jahre in Ledigenwohnheimen
gewohnt. Noch länger (bis zu 20 Jahren) haben 3 Prozent darin gelebt. Für
26 Prozent war das Ledigenwohnheim entweder nur eine kurze „Durchgangsperiode“
von einigen Wochen oder Monaten oder im Ausnahmefall eine „Unbekannte“. In Ein
Nicht immer war unter diesen Bedingungen die Wahrung der Privatsphäre des Einzelnen
möglich. 45 Prozent der Berufssoldaten hielten sie nur für bedingt,10 Prozent
für nicht gewährleistet. Nur 24 Prozent resümieren deshalb die Lebensqualität im Ledigenwohnheim im Sinne von „man konnte sich wohl fühlen“, alle Übrigen meinen,
„es war eher eine Schlafgelegenheit“.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 15:56

Die Verpflegung

In der Truppe war die Verpflegung oftmals Gegenstand der Kritik. Daß viele Soldaten
und Unteroffiziere Verpflegungspakete von Zuhause erhielten, galt als Beleg für
deren Berechtigung. Um so mehr erstaunt es, wie die Urteile über die Verpflegung
mit einigem Abstand ausfallen: 99 (62) Prozent der Berufssoldaten halten deren
Qualität für zumindest befriedigend oder besser (Klammerwerte: „gut“). 97 (42) Prozent
der Unteroffiziere und mehr als vier Fünftel der Soldaten sehen das ebenso.
Jeder siebente Soldat allerdings votiert für „schlecht“. Mengenmäßig galt die Verpflegung
allgemein als ausreichend, nur Einzelne meinen hier „zu wenig“. Die relativ
hohe Übereinstimmung dieser Aussagen überrascht um so mehr, als gerade auf
diesem Gebiet höchst unterschiedliche und steigende individuelle Ansprüche und
durchaus örtlich verschiedene Leistungen der Verpflegungsdienste anzunehmen
sind.
Verpflegungspakete stehen solchen positiven Aussagen offenbar nicht entgegen.
Ein Fünftel der befragten Soldaten und 7 Prozent der Unteroffiziere geben an, sie
häufig bekommen zu haben, drei Fünftel beider Gruppen zumindest gelegentlich.
Bemerkenswert sind die Begründungen der Empfänger: 77 Prozent der Unteroffiziere
und mehr als drei Fünftel der Soldaten geben an, daß sie zwar nicht nötig waren,
aber doch etwas Abwechslung in die Verpflegung brachten. Sechs Unteroffiziere sowie
ein Soldat bekennen rundheraus, daß sie im Grunde unnötig waren. Demgegenüber
stehen ein knappes Drittel der Soldaten und 14 Prozent der Unteroffiziere, die
solche Pakete für nötig hielten, um mal was Anständiges essen zu können.
56 Prozent der Unteroffiziere, die an Übungen teilgenommen hatten, meinen übrigens,
daß die Verpflegung dort besser gewesen sei als in der Kaserne, und zwei
Fünftel der Soldaten sind der gleichen Ansicht. Relativ viele resümieren allerdings,
das sei „Mal so – mal so“ gewesen.
Weniger gut schneidet die Kultur im Speisesaal ab. Wehrpflichtige wurden bekanntlich
geschlossen zum Speisesaal geführt, hatten ihr Besteck mitzubringen und aßen
unter Aufsicht. Unteroffiziere nahmen ihr Essen in der Regel in gesonderten Speisesälen
ein. Rund drei Fünftel der Soldaten hielten den Zustand des Mobilars in den
Speisesälen für gut, nur gut die Hälfte das von der Küche gestellte Geschirr; wiederum
etwa drei Fünftel sahen die für die Speiseneinnahme verfügbare Zeit für ausreichend
an, drei Viertel erlebten die Atmosphäre im Speisesaal als hektisch und laut.
Obwohl die Urteile der Unteroffiziere günstiger ausfallen, bestätigen sie die Grundprobleme:
66 Prozent waren mit dem Mobilar zufrieden, 73 Prozent mit dem Geschirr;
für 74 Prozent war die Essenszeit ausreichend, für 46 Prozent die Atmosphäre
laut und hektisch.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 15:58

Die Uniform

Die Uniform der NVA unterlag vermutlich mehr als die anderer Armeen der kritischen
Prüfung und Diskussion, orientierte sie sich doch betont an historischen Vorbildern
und weniger am Zeitgeschmack. Dieser Vorstellung folgten offenbar am ehesten
die Berufssoldaten, von denen 71 Prozent die historische Begründung als
richtig nachvollzogen. Bei Unteroffizieren waren dies immerhin noch 53 Prozent, bei
Soldaten weniger als ein Drittel. Für zeitgemäß erachteten noch 61 Prozent der Berufssoldaten
und 49 Prozent der Unteroffiziere ihre Uniform, von den Soldaten
wiederum ein knappes Drittel. Als praktisch schließlich sahen die Uniform nur 38
Prozent der Berufssoldaten, 46 Prozent der Unteroffiziere und weniger als ein Viertel
der Soldaten an. Es darf angenommen werden, daß diese Aussagen sich weniger
auf die Felddienstuniform, die von Details abgesehen allgemein als zweckmäßig
galt, als vielmehr auf die normale Dienst- und die Ausgangsuniform beziehen.
Dafür sprechen auch die Angaben darüber, ob diese Uniform in Ausgang oder
Urlaub gern getragen wurde. Dies bejahen 34 Prozent der Berufssoldaten, aber nur
13 Prozent der Unteroffiziere und etwa jeder zwanzigste Soldat. Die anderen hätten
bzw. haben mit unterschiedlichen Begründungen lieber Zivilkleidung getragen:
· weil man sich dann ungezwungener bewegen konnte (39 Prozent der Berufssoldaten,
52 Prozent der Unteroffiziere, fast jeder zweite Soldat)
· weil die Uniform unbequem bzw. unpraktisch war (21 Prozent der Berufssoldaten,
27 Prozent der Unteroffiziere, jeder dritte Soldat) oder
· weil man in Uniform in der Öffentlichkeit nicht angesehen war (5 Prozent
der Berufssoldaten, 7 Prozent der Unteroffiziere, jeder siebente Soldat).
Hier ist anzufügen, daß das Tragen von Zivilkleidung in Ausgang und Urlaub laut Bekleidungsvorschrift nur Berufssoldaten zustand.
Zuletzt geändert von tom-jericho am 19. Dezember 2014, 16:02, insgesamt 1-mal geändert.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2014, 16:02

Volker Zottmann hat geschrieben:Auf jeden Fall solltest Du @Beethoven mal meine angeführte "wie die Made im Speck" nicht nur auf Deinen Speiseplan reduzieren.

Gruß Volker


Lieber Volker,

das hat doch nichts mit dem Speiseplan zu tun. Für bestimmte Waffengattungen und Dienste, gab es eine bestimmte Höhe an Verpflegungsgeld.

Den höchsten Satz hatte das fliegende Personal in der NVA (ich glaube der lag bei 8,50 Mark der DDR). Fallschirmspringende Einheiten hatten einen Tagessatz von 6,50 Mark pro Tag und zu bestimmten, besonders anstrengenden Anlässen, wurde er auf 8,50 Mark erhöht.
Die Regel in der NVA waren 4,50 Mark der DDR pro Tag und Soldat / Uffz./Fähnr. / Offz.

Nun war ich nie ein "Rückwärtiger" habe aber während meines Studiums an der Militärakademie auch darüber Vorlesungen gehört. Als Kommandeur ist man ja für (fast) alles verantwortlich und sollte von (fast) allem wenigstens ein wenig Ahnung haben. Von vielem viel mehr [grins]

Der Verpflegungsoffizier / Berufsunteroffizier hatte also pro Mann und Tag 4,50 Mark und orderte über den Großhandel oder bei seinem Vorgesetzten entsprechend der Meldeliste, die notwendigen Produkte. Und da gab es dann keine Unterscheidung, dass z. B. diese Wurst z.B. der Baupionier VZ bekommt und diese andere Wurst, der Leutnant Sowieso.

Lies sich jedoch der Leutnant Sowieso das Verpflegungsgeld auszahlen, das kam meistens dann vor, wenn besagter Leutnant Außenschläfer war also bei Mutti oder Frauchen wohnte und nicht an der Truppenverpflegung teil nahm, dann kann es schon sein, dass er sich andere Sachen leisten konnte, als Baupionier Gefreiter VZ. Nur dann zahlte er auch andere Preise.
Immer eingedenk, dass der Leutnant ebenfalls vorher mindestens 3 Jahre der Truppenverpflegung unterlag, kann ich dabei nichts verwerfliches finden.

Wenn Du mir jetzt aber weismachen möchtest, dass der Leutnant eben was "besseres" zu Essen hatte als Baupionier VZ und dafür dann nicht extra gelöhnt hat, dann kann ich Dir echt nicht mehr helfen. Dann bist Du erklärungsresistent. [wink]

Gruß
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 19. Dezember 2014, 16:02

Tom, nichts gegen deine Fleissarbeit. Könntest du ab und zu mal einen Absatz einbauen, dann liest sich deine Statistik leichter!

Danke Pentium
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2014, 16:13

@Tom jerichow

Danke. Das sind doch mal Zahlen mit denen man was anfangen kann.

Gruß
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 16:14

@ pentium

Ja na klar, werde ich beherzigen oder wie lautet der letzte Satz von James in Dinner for One?

I do my very Best! [wink]

Die Besoldung

Zur Besoldung wurden Fragen nur an Berufssoldaten gestellt. Die Ansichten darüber
gehen weit auseinander: 47 Prozent hielten sie im allgemeinen für angemessen.
32 Prozent sahen dies nur bedingt so, als nicht angemessen erachteten sie
7 Prozent. Als Begründung wurde vor allem angegeben, daß die Besoldung nicht
den zeitlichen und sonstigen Belastungen des Dienstes entsprach (88 Prozent derer,
die die Besoldung für nicht oder nur bedingt angemessen ansahen). Des weiteren
erklärten 45 Prozent, daß sie nicht der erworbenen Qualifikation entsprach, und 38
Prozent, daß sie unter vergleichbaren zivilen Gehältern lag.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2014, 16:20

Sprachs und schriebs im Block [grins]

Macht nichts. Interessant ist es allemal.

Gruß
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon pentium » 19. Dezember 2014, 16:23

Nur mal eine Frage Tom, wo wurde diese Befragung durchgeführt, nur an einem Standort ?

mfg
pentium
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 16:26

Beethoven hat geschrieben:@Tom jerichow

Danke. Das sind doch mal Zahlen mit denen man was anfangen kann.

Gruß


Wenn du hier noch einmal das slawische Jerichow erwähnst, zeig ich dir die nordkoreanische Kampfsportart "Georg aus Suhl" du alte Rampensau. [flash]

Ich schreibe doch auch nicht Kloster Lenin. [laugh]

Also nicht Jerichow im Abendland sondern Jericho im Morgenland.

Und Jericho dann englische Aussprache.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Beethoven » 19. Dezember 2014, 16:33

Sorry [peinlich] soll nicht mehr vorkommen.

Gruß
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Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 16:36

pentium hat geschrieben:Nur mal eine Frage Tom, wo wurde diese Befragung durchgeführt, nur an einem Standort ?

mfg
pentium


@ pentium

Nein, ich schrieb es bereits.
Die Befragung erfolgte nicht mehr in der DDR sondern schon nach Vollendung der deutschen Einheit, also deutschlandweit.
Es wurden dann u.a. also auch Armeeangehörige befragt, die sowohl in der NVA (bitte nicht wieder die von Nordvietnam) als auch in der Bundeswehr dienten oder noch dienen.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Dezember 2014, 16:48

Beethoven hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Auf jeden Fall solltest Du @Beethoven mal meine angeführte "wie die Made im Speck" nicht nur auf Deinen Speiseplan reduzieren.

Gruß Volker


Lieber Volker,

das hat doch nichts mit dem Speiseplan zu tun. Für bestimmte Waffengattungen und Dienste, gab es eine bestimmte Höhe an Verpflegungsgeld.

Gruß


Du hast es noch nicht geschnallt, mir ging es nie um Essen oder Deine/meine Tagessätze. Das war eher eine aufs Allgemeinwohl gerichtete Aussage. Reih um Vergünstigungen....
Das unterscheidet unsere Berufswahl. Ich hatte schon Einblick in solche Offiziersfamilien. Trotz Vergünstigungen, mir hätte man 10000.- Mark monatlich bieten können... Nie wäre ich freiwillig Uniformträger, egal welcher bewaffneten Organe geworden.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 16:50

Medizinische Betreuung

Für die medizinische Betreuung gab es in den Truppenteilen Med.Punkte und entsprechendausgebildetes Personal. Hier waren eine erstinstanzliche ärztliche Untersuchung und für einfache Erkrankungen oder Verletzungen ambulante und auch stationäre Behandlung möglich.

Der Weg dorthin führte über das sogenannte Krankenbuch der Kompanie. 51 Prozent der befragten Unteroffiziere und etwa jeder zweite Soldat haben in ihrer Dienstzeit im Regiments-Med.Punkt eine ambulante, 21 Prozent der Unteroffiziere und jeder sechste Soldat stationäre und etwa jeder zehnte Unteroffizier bzw. Soldat beide Formen der Behandlung in Anspruch nehmen müssen.

Von diesen beurteilen 83 Prozent der Unteroffiziere und drei Fünftel der
Soldaten diese Behandlung als sachkundig und hinreichend, etwa jeder siebente Unteroffizier und jeder fünfte Soldat dagegen als unzureichend.

Vom 40. Lebensjahr an waren für Berufssoldaten in regelmäßigen Abständen (in der
Regel drei Jahre) prophylaktische Kuren vorgesehen. Von den 497 Befragten, die
dieses Alter 1988 schon erreicht hatten, haben 74 Prozent solche Kuren mehrmals
oder doch einmal (27 Prozent) in Anspruch nehmen können.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 17:14

Ausgang und Urlaub

Die Gewährung von Ausgang und Urlaub unterlag in besonderem Grade den Normen
der Gefechtsbereitschaft, die unter anderem eine 85prozentige Präsenz des
Personalbestandes in den Objekten forderten. Laut Vorschrift konnten Soldaten einmal
wöchentlich Ausgang erhalten. Zwei Dritteln erschien dies nicht hinreichend,
zwei Fünftel konnten selbst diesen, als unzureichend erachteten Anspruch nicht
realisieren. Als Gründe nennen letztere vor allem Ungerechtigkeiten bei der Ausgangsgenehmigung, im weiteren die Anwesenheitsklausel und andere dienstliche
Gründe, jeder sechste aber auch mangelndes Interesse.

Unteroffiziere auf Zeit konnten laut Vorschrift täglich Ausgang erhalten. Ein Drittel konnte diesen Anspruch schon unter normalen Dienstbedingungen nicht wahrnehmen. Von diesen nennen 49 Prozent die Anwesenheitsklausel und 27 Prozent andere dienstliche Gründe als Ursache, jeweils 12 Prozent Ungerechtigkeiten bzw. mangelndes Interesse.

Unteroffizieren auf Zeit standen in den ersten drei Dienstjahren jährlich 23 bis 24
Tage, Soldaten18Tage Urlaub für die gesamte Zeit des Grundwehrdienstes zu. 64
Prozent der Unteroffiziere, aber nur ein Fünftel der Soldaten hielten die festgelegte
Anzahl der Urlaubstage für angemessen, die anderen für zu gering. 87 Prozent der
Unteroffiziere und etwa drei Fünftel der Soldaten konzedierten, daß persönliche Belange
und Wünsche bei der Wahl des Urlaubszeitpunktes im Rahmen des dienstlich
Möglichen berücksichtigt wurden.

Berufssoldaten standen ab dem 16. Dienstjahr anfangs 30 Kalendertage Urlaub zu,
nach Einführung des arbeitsfreien Sonnabends in der DDR - der Berufssoldaten
anfangs nicht und später zweimal monatlich gewährt wurde - ab Ende der 60er Jahre
12 weitere Ausgleichstage. Zu den 30 Urlaubstagen zählten vier Sonntage. 80 Prozent
der befragten Berufssoldaten hielten diese Regelung für der Dauer der
Dienstzeit und den dienstlichen Belastungen angemessen,19 Prozent für zu gering.
84 Prozent bestätigen, daß persönliche Wünsche und Belange bei der Wahl des
Urlaubszeitpunktes berücksichtigt wurden, 8 Prozent machten gegenteilige Erfahrungen.

Über den Feriendienst der NVA konnten Armeeangehörige Ferienplätze in NVAeigenen
Ferienheimen in Anspruch nehmen. Formell stand dieses Recht allen
Dienstgradgruppen sowie Zivilbeschäftigten zu, real reichten die verfügbaren Plätze
nicht für die - bei der Vergabe bevorzugten - Berufssoldaten. Auch unter diesen
wurde oft über Mangel an Ferienplätzen und Ungerechtigkeiten bei deren Vergabe
geklagt. Während 38 Prozent davon ausgingen, daß es im allgemeinen gerecht zuging,
waren immerhin 35 Prozent der Ansicht, daß bestimmte Gruppen von Berufssoldaten
bevorzugt wurden. Offiziere vermuteten insbesondere eine Bevorteilung höherer
Dienstgrade und der Stäbe, Fähnriche und Berufsunteroffiziere vor allem die
von Offizieren überhaupt. Die übrigen vermeiden ein Urteil.

Nach eigenen Angaben erhielten jedoch in ihrer Truppendienstzeit solche Ferienplätze (Angaben in Prozent):

Offiziere Fähnriche Berufsuffz.
1 bis 2 mal 17 16 39
3 bis 4 mal 21 28 0
5 bis 6 mal 16 4 22
7 bis 10 mal 19 24 9
11 bis 15 mal 12 8 0

Zu berücksichtigen sind hier die erheblichen Unterschiede in der Dauer des Truppendienstes.
Für einen bedeutenden Teil der Offiziere war dieser ein – mehr oder
weniger langes – Durchgangsstadium, für Fähnriche und noch mehr für Berufsunteroffiziere die gesamte, in der Regel 25jährige Dienstzeit. Unter diesem Gesichtspunkt besteht offensichtlich ein Gefälle, das Problem stellt sich trotz des hohen Anteils ohne Angabe jedoch eher als Benachteiligung von Berufsunteroffizieren dar.

Natürlich wurde auch Gebrauch von anderen, nicht über den Feriendienst der NVA
vergebenen Urlaubsplätzen gemacht. So haben 52 Prozent der Berufssoldaten während
ihres Truppendienstes mehrmals oder doch einmal (22 Prozent) Urlaubsplätze
des FDGB, von Betrieben oder staatlichen Einrichtungen nutzen können, die z.B. an
die Ehefrau vergeben wurden. 26 Prozent buchten in diesem Zeitraum mehrmals
oder wenigstens einmal (12 Prozent) Plätze über das Reisebüro der DDR, weitere 10
Prozent private oder andere Urlaubsplätze.

44 Prozent der Berufssoldaten erinnern sich, daß ihr Truppenteil bzw. Verband über
eigene Naherholungseinrichtungen verfügte. Berufssoldaten konnten hier mit ihren
Familien eine Urlaubswoche oder ein Wochenende verbringen. Von denen, die solche
Möglichkeiten hatten, haben 65 Prozent sie mehrmals oder doch einmal (22 Prozent)
auch genutzt. Unterschiede in der Nutzungshäufigkeit durch Angehörige verschiedener
Dienstgradgruppen sind nicht nachweisbar. Die verfügbaren Naherholungsplätze
wurden – wie auch die Plätze in Ferienheimen – im übrigen außer in der
Hauptsaison selten voll ausgelastet. Vor allem in den ungünstigen Herbst- und Frühjahrsmonaten gab es Leerstände. Das war z.T. den Familienstrukturen geschuldet –
viele Berufssoldaten hatten schulpflichtige Kinder und waren somit „ferienabhängig“.
Andererseits war die Information über noch verfügbare Plätze gerade in der Truppe
oft unzureichend.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 17:25

Freizeit

Schon ein Blick in den Tagesdienstablaufplan läßt erkennen, daß Freizeit in der
NVA selbst an Tagen mit „normaler“ Ausbildung sowie an dienstlich nicht belegten
Wochenenden knapp war. Das Muster in der letzten DV 010/0/003 (Innendienstvorschrift)
aus dem Jahre 1989 sah als Freizeit formell die Zeit von 18:00 bis 21:30 Uhr
vor. Wenn dieser Zeitraum nicht durch irgendwelche Dienste eingeschränkt wurde,
geben die Befragten folgende durchschnittliche Stundenzahl als Freizeit an:

Freizeitstunden Wochentags Sonnabends Sonntags
Soldaten 03:00 07:25 07:40
Unteroffiziere a.Z. 03:45 06:35 09:30
Berufssoldaten 03:25 07:10 09:25

Bei Berufssoldaten differieren die Angaben dienststellungsabhängig – Zugführer und
Kompaniechefs mit komplexen Dienstaufsichtspflichten für einen überschaubaren
Personalbestand waren auch ohne zusätzliche Dienste stets höher belastet als andere. Einen Hinweis auf die Dienstzeitbelastung der Berufssoldaten geben deren
Angaben über die Nutzung der ihnen formell zustehenden dienstfreien Sonnabende
(außer in den späten 60er Jahren zwei pro Monat). 14 Prozent konnten sie immer,
und 42 Prozent doch häufig in Anspruch nehmen. Nur manchmal gelang das 15 Prozent,
selten oder nie 1 Prozent. 11 Prozent dienten vor Einführung des dienstfreien
sonnabends in der Truppe. Für Soldaten und Unteroffiziere auf Zeit gab es keinen
dienstfreien Sonnabend.


Beliebteste und als „häufig“ angegebene Freizeitbeschäftigungen waren bei Unteroffizieren sportliche Aktivitäten (39 Prozent), Lesen (33), Schlafen (32) und Hobbys(29). Bei den (im Durchschnitt etwas älteren) Soldaten dominierten Lesen (jeder
Zweite) vor Schlafen (jeder Dritte). Sport und Hobbys werden nur von jedem Sechsten
bzw. jedem Fünften genannt. Zu berücksichtigen ist allerdings das relativ breite
kulturelle Angebot in den Kasernen.
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon HPA » 19. Dezember 2014, 17:27

Tscha und für den BW Soldaten war unter der Woche normalerweise 1630 Dienstschluss, und Freitag 13 Uhr NATO Ralley[grins]

Für Wachen und Übungen bekam / bekommt man Dienstzeitausgleich sowie Zulagen für Dienst zu ungünstigen Zeiten.

Die 85 %Regel war eine der beklopptesten der NVA.
HPA
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 17:36

Kulturelle Betreuung

Auf die kulturelle Betreuung der Armeeangehörigen wurde in der NVA großer Wert
gelegt. Zentrum der Kulturarbeit war in allen größeren Objekten der Regimentsklub
mit Veranstaltungs- bzw. Kinosaal, Bibliothek, Spiel- und Lesezimmern, Räumen für
Arbeitsgemeinschaften und Gaststätte. Die Klubeinrichtung stand allen Armeeangehörigen,
bei größeren Veranstaltungen auch deren Familienangehörigen offen. Die
Gaststätte war in den neueren Klubhäusern in der Regel öffentlich.

Die Nutzungsfrequenz der Klubs war relativ hoch, bei allerdings deutlichen Unterschieden
zwischen den Dienstgradgruppen und differenzierter Annahme der verschiedenen
Angebote. Nach eigenen Angaben haben von den Möglichkeiten ihres
Regimentsklubs Gebrauch gemacht (Angaben in Prozent):

BS UaZ
häufig 36 25
gelegentlich 37 31
selten 19 30
nie 2 4
kein Klub bzw.
ohne Angabe 6 10

Von den Soldaten haben drei Fünftel gelegentlich oder (in wenigen Fällen) häufig
den Klub genutzt, ein Drittel gibt „selten“ an. Während Berufssoldaten besonders
gern kulturelle Veranstaltungen besuchten (85 Prozent), lag das Hauptinteresse von
Unteroffizieren und Soldaten eindeutig bei den Filmveranstaltungen (89 Prozent der
Unteroffiziere und vier Fünftel der Soldaten).

Allgemein beliebt war die Truppenbibliothek 69 Prozent der Berufssoldaten, 63 Prozent der Unteroffiziere und drei Fünftel der Soldaten haben sie gern genutzt. Bildungsmaßnahmen wie Vorträge u.a. hat jeder zweite Berufssoldat, aber nur jeder vierte Unteroffizier und jeder fünfte Soldat gern besucht.

Arbeitsgemeinschaften rangierten am Ende der Beliebtheitsskala,
setzten allerdings auch spezifische Neigungen und Talente voraus. Wenn ein Fünftel
der Soldaten, 13 Prozent der Unteroffiziere und10 Prozent der Berufssoldaten
angeben, daß es in ihrem Klub keine Bildungsmaßnahmen gab, läßt dies nicht nur
auf geringes Interesse, sondern auch auf Informationsmängel schließen. Das Gleiche
gilt Wohl für die Aussage, es habe keine Arbeitsgemeinschaften gegeben (mehr
als ein Viertel der Soldaten, 24 Prozent der Unteroffiziere, 17 Prozent der Berufssoldaten).

Soldaten und Unteroffizieren auf Zeit stand in fast allen Kompaniebereichen darüber
hinaus der Kompanieklub zur Verfügung – meist ein größerer Raum mit Sesseln und
Klubtischen. Wenn es keinen gesonderten Fernsehraum gab (ein knappes Drittel der
Unteroffiziere auf Zeit und der Soldaten gab dies an), war hier auch ein Fernsehgerät
aufgestellt. Zur Ausstattung gehörten ferner Bücher (die zum Bestand der Truppenbibliothek gehörten und von dieser in größeren Abständen ausgetauscht wurden)
und Spiele. 74 Prozent der Unteroffizier und drei Fünftel der Soldaten haben sich
dort häufig (39 Prozent bzw. ein Drittel) oder doch gelegentlich aufgehalten. Jeder
zehnte Unteroffizier und sechste Soldat gab allerdings an, es habe bei ihnen keinen
Kompanieklub gegeben.

Geselligkeit war Soldaten (mehr als drei Fünftel) und Unteroffizieren (77 Prozent)
Hauptgrund, den Kompanieklub aufzusuchen. Nahezu jeder Dritte nutzte den Klub,
„um mal aus der engen Stube rauszukommen“, jeder fünfte Unteroffizier und jeder
zehnte Soldat auch, um „mal andere Gesichter zu sehen“ oder weil man dort auch
etwas essen oder trinken konnte. Diese Möglichkeit, auf Kommissionsbasis zwischen
einem damit beauftragten Soldaten und der Verkaufsstelle der MHO im Objekt
realisiert, bestand nicht in allen Kasernen. Neben den örtlichen Bedingungen war
auch das Einverständnis der Vorgesetzten ausschlaggebend für ihre Einrichtung.
Erstaunlich ist angesichts der Frequentierung und der Vielfalt der Nutzung der Kompanieklubs, daß ein Drittel der Soldaten und 17 Prozent der Unteroffiziere ihn auch
als den Ort angeben, an dem man auch mal ungestört sein konnte (um z.B. zu
lesen, Briefe zu schreiben, nachzudenken oder auch mal mit sich allein zu sein).
tom-jericho
 

Re: Die NVA – Armee des Volkes oder der Partei?

Beitragvon tom-jericho » 19. Dezember 2014, 17:41

Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs

Die Verkaufsstellen der Militär-Handelsorganisation (MHO) stellten die Versorgung
mit Waren des täglichen Bedarfs sicher. Bei mehr als vier Fünfteln der befragten
Berufssoldaten, Unteroffiziere und Soldaten gab es Verkaufsstellen für Lebensmittel
und Industriewaren in den Kasernen, bei etwa jedem Zehnten nur für Lebensmittel.
Nur in kleinen Objekten gab es keine MHO-Einkaufsmöglichkeiten.

82 Prozent der Berufssoldaten, 91 Prozent der Unteroffiziere und neun von zehn Soldaten machten
davon wenigstens einmal wöchentlich Gebrauch. Soldaten und Unteroffiziere
erwarben besonders häufig Getränke (jeweils rund zwei Drittel) Nahrungsmittel sowie
Waren des täglichen Bedarfs wie Zahnpasta, Schuhcreme o. a. (jeweils etwa ein
Drittel). Andere Industriewaren wurden – kaufkraftabhängig - seltener erworben.
Das Kaufverhalten von Berufssoldaten war ähnlich, jedoch wurden Getränke, Nahrungsmittel
und Waren des täglichen Bedarfs seltener, andere Industriewaren etwas
häufiger gekauft.
tom-jericho
 

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