Das Bilderbuch der NVA-Spione

Alles zum Thema NVA, außer GT

Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Interessierter » 26. April 2018, 17:05

Strandfotos aus Dänemark

Sand, Steine, Steilküste - Agenten der DDR sammelten in Dänemark Fotos und Infos, sogar nach dem Mauerfall noch. Wozu nur? Ein Aktenfund gibt Kopenhagener Geheimdienstlern Rätsel auf.

Gestalterisch hätten die Motive noch Luft nach oben. Zu sehen sind: Sand, Strand, Steine, Meer. Ein Boot. Ein Windrad. Ein Leuchtturm. Noch mehr Strand, Steilküste. Und immer wieder Straßen und Deiche.

Einen Dänen konnte nichts davon wirklich überraschen.

Bemerkenswert ist die Fotosammlung dennoch, die Mitte der Neunzigerjahre beim dänischen Nachrichtendienst Forsvarets Efterretningstjeneste (FE) in Kopenhagen landete: ordentlich aufgeklebt und beschriftet in Dutzenden von Schnellheftern, immer zwei Bilder pro Seite, dazu Landkarten-Ausschnitte mit Markierungen für den Aufnahmeort jedes Fotos. In der Summe zeigen die weit mehr als 1000 Seiten fast die komplette dänische Küstenlandschaft.

Erstellt hat die Dokumentation der Militärische Nachrichtendienst der DDR, nicht dafür bekannt, touristische Interessen zu verfolgen - die Fleißarbeit diente der Vorbereitung auf einen Krieg. Die Kenntnisse über Bodenbeschaffenheit, Zuwegung und Anschlüsse ans Hinterland sollten Truppen eine Landung erleichtern, erklärt Thomas Wegener Friis. Der dänische Historiker hat den skurrilen Aktenfund gesichtet.

Mauerfall? Weitermachen!

Auf den Pappdeckeln der Hefter steht eine kurze Inhaltsangabe, mal von Hand in Druckbuchstaben, mal als maschinenbeschriebener Papierstreifen: "Küstenaufklärung Langeland, Band 5, 1. Ausfertigung". Oder: "Küstenaufklärung - Kleiner Belt. Abschnitt: Insel Fünen (III)".

Verblüffend ist die Datumsangabe auf dem Deckblatt einiger Aufklärungsmeldungen: "17.11.89", das war acht Tage nach dem Mauerfall. Die beflissenen Spione hatten sich vom Zerfall der DDR offenbar nicht beirren lassen. War es preußische Disziplin, die sie drängte, die einmal begonnene Arbeit zu Ende zu führen? Für Historiker bleibt es vorerst ein Rätsel.

Deutscher Tourist mit Kamera - unauffälliger geht's nicht


Hatte sich Gorbatschows neue Linie nicht bis zum Nachrichtendienst der Nationalen Volksarmee (NVA) herumgesprochen, wurden die Spione im dänischen Ferienparadies vergessen? Wer hatte überhaupt die Informationen zusammengetragen?

Die große Fotodokumentation begann bereits 1978, wie die ältesten Hefter zeigen. Zunächst ging es um militärische Objekte wie Munitionslager und Kasernen. Einiges davon offenbar so brisant, dass Teile entfernt wurden, bevor der dänische Nachrichtendienst die Dokumente lange nach Ende des Kalten Krieges freigab.

Dänemark war sowohl Operationsgebiet für eigens entsandte NVA-Agenten mit Spezialaufträgen als auch für Leute, die sich dort mehr oder weniger legal aufhielten, etwa getarnt als Botschaftsmitarbeiter. Dänische Spitzel anzuwerben war offenbar schwieriger, als Amtspersonen direkt auszufragen. Ein KGB-Offizier berichtete über eine angebliche nationale Eigenart: Die Dänen sprächen gern und viel, machten sich dabei wichtig. Wegen ihres losen Mundwerks würden sie sich hervorragend als Abschöpfungskontakte eignen, aber gerade nicht für dauerhafte konspirative Verbindungen.

Historiker Wegener Friis vermutet, dass die Marschaufklärer, wie die Spione in der NVA-Sprache hießen, sich als Urlauber tarnten: "Ein deutscher Tourist mit Kamera auf einem Strand in Dänemark - das ist das Unauffälligste, was es überhaupt gibt." Ein passendes Westauto ließ sich besorgen, auf manchen Fotos sieht man sogar den Seitenspiegel.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.spiegel.de/einestages/nva-bi ... 02301.html
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 26. April 2018, 18:49

Historiker Wegener Friis vermutet, dass die Marschaufklärer, wie die Spione in der NVA-Sprache hießen, sich als Urlauber tarnten: "Ein deutscher Tourist mit Kamera auf einem Strand in Dänemark - das ist das Unauffälligste, was es überhaupt gibt." Ein passendes Westauto ließ sich besorgen, auf manchen Fotos sieht man sogar den Seitenspiegel.


Ich vermute etwas anderes. Hier arbeiteten "Wessis" für das MfS. Die bekamen gutes Geld für diese Aufklärungstätigkeiten. Das würde auch erklären, dass sie das am 17.11.89 noch taten.
Zu diesem Zeitpunkt gingen sie vom Fortbestand der DDR noch aus....
[denken]
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. April 2018, 18:53

Streetview auf Ostdeutsch.... [laugh]


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon pentium » 26. April 2018, 18:58

augenzeuge hat geschrieben:
Ich vermute etwas anderes. Hier arbeiteten "Wessis" für das MfS.
AZ


Wer findet den Fehler?
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 27. April 2018, 08:09

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Ich vermute etwas anderes. Hier arbeiteten "Wessis" für das MfS.
AZ


Wer findet den Fehler?


Musst du auflösen. [wink]

AZ
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Beethoven » 27. April 2018, 09:32

Na, den einkopierten Beitrag habe ich mir natürlich mal reingezogen. Persönliche Gedanken zum Beitrag von sich "Interessierter" Nennenden - Fehlanzeige - wie nicht anders zu erwarten [grins]

Warum macht man Bilder von Stränden und vom Hinterland als auch von beherrschenden Geländeobjekten oder vermutlichen militärischen Anlagen?

Da gibt es von militärischer Seite aus, eine einfache Erklärung.
Die jütländische Richtung war eine strategische Operationsrichtung, die von der 1. polnischen Front unter Teilnahme von Teilen der 5. Armee der NVA zu beackern war.
Ganz sicher hätte man auch versucht, durch taktische- oder operative Seelandungen, die Einnahme dieses Gebietes verwirklichen wollen.

Eine Seelandung kann man jedoch nicht aus dem Stehgreif heraus durchführen.
Aufklärung ist die wichtigste Form der Gefechtssicherstellung, weiß jeder gediente Soldat, um die Aufgabe erfüllen zu können und die eigenen Verluste so gering wie möglich zu halten. Die anlandenden Gefechtsfahrzeuge mussten den Strand auch verlassen können und nicht im Sand versinken (Tragfähigkeit) , der Angriff musste in die Tiefe entwickelt werden (Straßen und befahrbare Felder Wiesen usw.) und beherrschende Geländeobjekte (Höhen, Straßen, Bahngeleise oder massive Bauten usw.) oder Hindernisse (Flüsse, Wälder, Bahndämme usw.) als auch vermutliche Stellungen der Verteidiger, sollten bei Möglichkeit vorher aufgeklärt sein um diese bereits bei der Annäherung an den Seelandabschnitt, wenn notwendig, durch Schiffsartillerie oder Bomberkräfte zu schwächen oder gar zu vernichten und somit die Seeanlandung und die Handlungen in der Tiefe erfolgreich zu gestalten und die eigenen Verluste so gering wie möglich zu halten.

Ich schrieb über eine Seelandung mal einen längeren Artikel für das NVA-Forum welcher bestimmt noch im Net rumgeistert (inkl. Kartenmaterial von mir). Da ging es allerdings nur um einen kurzen Abriss einer taktischen Seelandung.

Warum die Herrschaften noch nach dem Oktober 89 Fotos machten (?) - keine Ahnung.

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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon HPA » 27. April 2018, 10:03

Ich wusste ja gar nicht,dass man 89 noch so auf Angriff gebürstet war. Hatte man doch offiziös Mai 87 herum erklärt sich nur noch auf dem EIGENEM Territorium verteidigen zu wollen? [ich auch]

Zitat aus einer sehr aufschlussreichen Arbeit bei der auch der Herr Deim interviewt wurde:

Ost-Berliner Erklärung zur Militärdoktrin der WVO-Staaten vom Mai 1987, die in ihrem militärpolitischem Teil den defensiven Charakter der Ziele des Bündnisses hervorhebt und auf die militärischen Ziele bezogen erstmals nicht mehr die traditionelle sowjetische Offensivstrategie proklamiert, sondern den Streitkräften des sozialistischen Bündnisses die Aufgabe "zuverlässige Verteidigung" zuweist. Dafür würde es reichen, wenn die Kräfte zur Abwehr einer Aggression "hinlänglich" wären. So vage und in sich widersprüchlich diese Absichtserklärungen zunächst auch noch waren, in den folgenden Jahren sollten sie militärtechnisch umgesetzt werden und in den Plänen für den operativen Einsatz der Streitkräfte, für die Gliederung und Bewaffnung, für die Mobilmachung, die infrastrukturelle Vorbereitung etc. ihren Niederschlag finden.
Auf die DDR bezogen war die Ausarbeitung der entsprechenden "Doktrin" bzw. der Planungsunterlagen für die Abwehr der "imperialistischen Aggression" bei Kriegsbeginn eine bis zuletzt ungelöste Aufgabe. Der in der NVA (DDR) mit der operativen Planung befaßte Generalmajor Deim äußerte im Gespräch mit dem Verf. (4.1.1992), die geringe West-Ost Ausdehnung der DDR habe die Staffelung des Streifensystems außerordentlich problematisch gemacht. Man habe der von der politischen Führung geforderten Verteidi- gung unmittelbar an der Grenze zwar zugestimmt, es sei aber klar gewesen, daß sich diese Forderung wohl kaum hätte einlösen lassen.


https://epub.uni-regensburg.de/10188/1/ ... il%201.pdf

Sehr sehr interessante Arbeit welche es wert ist, von vorn bis hinten gelesen zu werden.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Interessierter » 27. April 2018, 16:18

Beethoven » 27. Apr 2018, 10:32
Na, den einkopierten Beitrag habe ich mir natürlich mal reingezogen. Persönliche Gedanken zum Beitrag von sich "Interessierter" Nennenden - Fehlanzeige - wie nicht anders zu erwarten [grins]


Ich bin ja tief beeindruckt was du alles so von dir gibst, obwohl du ja eigentlich meine Beiträge nicht liest. Würdest du dich daran halten, könnte dein Beitrag nicht wieder einmal aus dem Stehgreif deinen schier unerschöpflichen Fundus an Rechtschreibfehlern, um ein weiteres Wort schmählern.

Übrigens, um solche Rechtschreibfehler zu erkennen, benötigt der Ottonormalverbraucher kein Rechtschreibprogramm. Für einen Teil ehemaliger " Gesinnungsoffiziere " ( heißt wurden wegen ihrer Gesinnung Offizier und nicht wegen ihrer Bildung ) scheint das nicht zu gelten.
Das ist meine Erwiderung darauf, dass du kürzlich meintest, ohne Rechtschreibprogramm hätte ich wohl Probleme --- [flash]
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Merkur » 27. April 2018, 17:35

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Ich vermute etwas anderes. Hier arbeiteten "Wessis" für das MfS.
AZ


Wer findet den Fehler?


Für den AZ ist halt alles MfS. [flash]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Merkur » 27. April 2018, 17:39

augenzeuge hat geschrieben: Das würde auch erklären, dass sie das am 17.11.89 noch taten.
Zu diesem Zeitpunkt gingen sie vom Fortbestand der DDR noch aus....
AZ


Zu diesem Zeitpunkt hat der BA des MfNV und um den geht es ja hier, sogar unter Nutzung des neuen Reisestroms Spezialkader in das Operationsgebiet übergesiedelt.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 27. April 2018, 18:06

Also für dich völlig normale Aufklärung , Merkur? Zu welchem Zeitpunkt war damit wirklich Schluß?

Und was das MfS betrifft, egal wie die Verantwortlichen sich nannten, im Kern ist es so falsch nicht. Oder hatte die HVA da nichts zu sagen?
AZ
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon pentium » 27. April 2018, 19:00

augenzeuge hat geschrieben:Und was das MfS betrifft, egal wie die Verantwortlichen sich nannten, im Kern ist es so falsch nicht. Oder hatte die HVA da nichts zu sagen?
AZ


Nein hatte sie nicht oder anders gesagt:Die Militäraufklärung der NVA (Bereich Aufklärung) unterstand zuletzt als Stabsteil dem Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabes des Ministeriums für Nationale Verteidigung (MfNV). Dieser hatte in enger Zusammenarbeit mit der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) sowie anderen Aufklärungsdiensten des Warschauer Paktes die militärische Aufklärung sicherzustellen.

In Zusammenarbeit...nicht das sagen!
http://www.manfred-bischoff.de/milaufkl-nva.htm

...
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon karnak » 27. April 2018, 19:54

So wie ich das Gebaren damals erlebt habe kann ich auch nicht so richtig glauben, dass dem MfS eine Zusammenarbeit gerade in dem Bereich gereicht hätte, sie wird schon sehr eng gewesen sein [flash] . Natürlich wollte die Aufklärung der NVA , als es dem MfS ohne irgendeine Differenzierung ans Leder ging, gerne auf Abstand kommen. Verständlich und noch nicht mal ganz unbegründet, denn mit Aktivitäten die eine Definition politische Polizei schon rechtfertigten hatten sie ja nichts am Tun.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Merkur » 27. April 2018, 20:04

augenzeuge hat geschrieben:Also für dich völlig normale Aufklärung , Merkur? Zu welchem Zeitpunkt war damit wirklich Schluß?
AZ


Ja, auf militärischem Gebiet. Mitte März 1990, also kurz bevor Eppelmann Minister wurde, begann man mit der Abschaltung der Agenturaufklärung.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon karnak » 28. April 2018, 02:10

augenzeuge hat geschrieben:Also für dich völlig normale Aufklärung , Merkur? Zu welchem Zeitpunkt war damit wirklich Schluß?

Und was das MfS betrifft, egal wie die Verantwortlichen sich nannten, im Kern ist es so falsch nicht. Oder hatte die HVA da nichts zu sagen?
AZ

Also ich sage Dir dazu, und faktenbezogen ist das nur eine Meinung, jemand wie Du hat da wirklich manchmal eine merkwürdige Vorstellung wie das in solchen Unternehmungen abläuft. Das sind über Jahrzehnte organisierte , immer wieder ausgefeilte Abläufe, noch dazu mit einer ausgeprägten weltanschaulichen Grundüberzeugung bis hin ins letzte Glied, in dieser NVA Aufklärung, wie selbständig die nun auch gewesen sein mag , war das mit Sicherheit nicht anders. Solch eine Maschinerie lässt sich von jetzt auf gleich überhaupt nicht zum Stillstand bringen, noch dazu bei all der Unsicherheit die in dieser Zeit zur Zukunft herrschte.
Was ich nun wieder genau weiß, auch an den Güsten wurde mit dem 9.11. die Arbeit nicht eingestellt, wenn es auch ein paar Tage etwas gab was man heute " unkontrolliert "nannte. Das alles wurde dann wieder bis zu einem gewissen Punkt geändert, es fand weiter eine Abfertigung von Ausländern statt, wenn bei Bundesbürgern und Westberliner stetig reduziert, aber auch die waren erstmal weiter Ausländer. Die Abfertigung fand weiter statt bis zur Aufhebung der Visapflicht und für den Rest der Welt bestand sowieso weiter Visapflicht auch nach der Entscheidung für Westberliner und Bundesbürger jede Abfertigung einzustellen. Das fand erst statt nachdem die neu gewählte Regierung diese Entscheidung getroffen hat. Und das Sammeln von Informationen sollte und fand ebenfalls weiter statt, durchaus auch schon im Rahmen von Amtshilfeersuchen von WB Seite aus, im Speziellen was die polnischen Autoklauer angeht. Zusammenfassend und abschließend, die Einstellung solcher Aktivitäten finden auf keinen Fall statt weil eine hysterische Omma weinend das Durchschreiten des Brandenburger Tores fordert, so stellen sich das nur Pseudo- und Hobbyrevolutionäre vor. [flash]
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Beethoven » 28. April 2018, 05:59

HPA hat geschrieben:Ich wusste ja gar nicht,dass man 89 noch so auf Angriff gebürstet war. Hatte man doch offiziös Mai 87 herum erklärt sich nur noch auf dem EIGENEM Territorium verteidigen zu wollen? [ich auch]

Zitat aus einer sehr aufschlussreichen Arbeit bei der auch der Herr Deim interviewt wurde:

Ost-Berliner Erklärung zur Militärdoktrin der WVO-Staaten vom Mai 1987, die in ihrem militärpolitischem Teil den defensiven Charakter der Ziele des Bündnisses hervorhebt und auf die militärischen Ziele bezogen erstmals nicht mehr die traditionelle sowjetische Offensivstrategie proklamiert, sondern den Streitkräften des sozialistischen Bündnisses die Aufgabe "zuverlässige Verteidigung" zuweist. Dafür würde es reichen, wenn die Kräfte zur Abwehr einer Aggression "hinlänglich" wären. So vage und in sich widersprüchlich diese Absichtserklärungen zunächst auch noch waren, in den folgenden Jahren sollten sie militärtechnisch umgesetzt werden und in den Plänen für den operativen Einsatz der Streitkräfte, für die Gliederung und Bewaffnung, für die Mobilmachung, die infrastrukturelle Vorbereitung etc. ihren Niederschlag finden.
Auf die DDR bezogen war die Ausarbeitung der entsprechenden "Doktrin" bzw. der Planungsunterlagen für die Abwehr der "imperialistischen Aggression" bei Kriegsbeginn eine bis zuletzt ungelöste Aufgabe. Der in der NVA (DDR) mit der operativen Planung befaßte Generalmajor Deim äußerte im Gespräch mit dem Verf. (4.1.1992), die geringe West-Ost Ausdehnung der DDR habe die Staffelung des Streifensystems außerordentlich problematisch gemacht. Man habe der von der politischen Führung geforderten Verteidi- gung unmittelbar an der Grenze zwar zugestimmt, es sei aber klar gewesen, daß sich diese Forderung wohl kaum hätte einlösen lassen.


https://epub.uni-regensburg.de/10188/1/ ... il%201.pdf

Sehr sehr interessante Arbeit welche es wert ist, von vorn bis hinten gelesen zu werden.


Wer von uns "Normalos" wußte schon, was in der Militärischen- und Agenturaufklärung so und warum geschah?
Die Fotos die da gemacht wurden sind vielleicht aus der Zeit vor 1986. Ab da, also schon vor der offiziellen Verlautbarung zur Änderung der Militärdoktrin des WV, sprachen die Militärs davon.
Und selbst wenn man die Angriffshandlungen auf das Gebiet des Gegners stark einschränken wollte, so darf man die Augen davor nicht verschließen, dass es weiterhin zu Angriffshandlungen gekommen wäre um z.B. wichtige Schlüsselgelände oder Schlüsselobjekte einzunehmen oder zu zerstören, um die Angriffshandlungen zur Herstellung der alten Lage an der Staatsgrenze zu unterstützen.

Beispiel

Einnahme von Hafenanlagen um ein Heranführen von gegnerischen Kräften aus Übersee zu verhindern oder zu erschweren, damit diese Truppen dann nicht oder verspätet und geschwächt in das Gefecht eintreten können.

Angriffe in der Tiefe des rückwärtigen Gebietes des Gegners (rGG) um Aufklärungsschlagmittel (Komplexe) zu vernichten

Angriffe auf Führungsstellen und infrastrukturelle Knotenpunkte usw. usf.

Fazit - ganz ohne Angriffshandlungen auf das rGG kommt man vermutlich nicht aus um der "neuen" Militärdoktrin zu entsprechen.

Ob das nun was mit den Handlungen der Militärischen- und Agenturaufklärung im Jahre 89 zu tun hat, kann ich und wohl auch kein anderer User hier, einschätzen.

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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 28. April 2018, 16:04

karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Also für dich völlig normale Aufklärung , Merkur? Zu welchem Zeitpunkt war damit wirklich Schluß?

Und was das MfS betrifft, egal wie die Verantwortlichen sich nannten, im Kern ist es so falsch nicht. Oder hatte die HVA da nichts zu sagen?
AZ

Also ich sage Dir dazu, und faktenbezogen ist das nur eine Meinung, jemand wie Du hat da wirklich manchmal eine merkwürdige Vorstellung wie das in solchen Unternehmungen abläuft.


Was ist denn merkwürdig an meiner Vorstellung? Das "Wessis", bezahlt vom MfS, Fotos von der Küste Dänemarks machen? Hast du eine Vorstellung, wie viele damals vom MfS für solche Dinge bezahlt wurden?

AZ
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon pentium » 28. April 2018, 16:10

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Also für dich völlig normale Aufklärung , Merkur? Zu welchem Zeitpunkt war damit wirklich Schluß?

Und was das MfS betrifft, egal wie die Verantwortlichen sich nannten, im Kern ist es so falsch nicht. Oder hatte die HVA da nichts zu sagen?
AZ

Also ich sage Dir dazu, und faktenbezogen ist das nur eine Meinung, jemand wie Du hat da wirklich manchmal eine merkwürdige Vorstellung wie das in solchen Unternehmungen abläuft.


Was ist denn merkwürdig an meiner Vorstellung? Das "Wessis", bezahlt vom MfS, Fotos von der Küste Dänemarks machen? Hast du eine Vorstellung, wie viele damals vom MfS für solche Dinge bezahlt wurden?

AZ


Nicht vom MfS bezahlt, wie oft den nun noch... die Fotos wurden ja angeblich für die Militäraufklärung der NVA gemacht und nicht für das MFS!
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 28. April 2018, 16:12

Pentium, so schwer zu verstehen? Natürlich weiß ich, dass es hier so gelaufen ist. Aber gab es denn nicht ähnliche Dinge, welche von der HVA geführt wurden? Ist diese Vorstellung so weit weg?
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon pentium » 28. April 2018, 16:22

augenzeuge hat geschrieben:Pentium, so schwer zu verstehen? Natürlich weiß ich, dass es hier so gelaufen ist. Aber gab es denn nicht ähnliche Dinge, welche von der HVA geführt wurden? Ist diese Vorstellung so weit weg?
Darum gehts!
AZ


So richtig kenne ich jetzt deine Vorstellungen nicht @AZ?
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 28. April 2018, 16:25

pentium hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Pentium, so schwer zu verstehen? Natürlich weiß ich, dass es hier so gelaufen ist. Aber gab es denn nicht ähnliche Dinge, welche von der HVA geführt wurden? Ist diese Vorstellung so weit weg?
Darum gehts!
AZ


So richtig kenne ich jetzt deine Vorstellungen nicht @AZ?


So schwer vorzustellen, dass hier einer ähnliche Dinge getan hat? [angst] Für mich nicht! [grins]

Nach vorsichtigen Schätzungen standen über die Zeit von 40 Jahren etwa 6000 Bundesbürger im Dienst der Hauptverwaltung Aufklärung.


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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon pentium » 28. April 2018, 16:36

augenzeuge hat geschrieben:
So schwer vorzustellen, dass hier einer ähnliche Dinge getan hat? [angst] Für mich nicht! [grins]

Nach vorsichtigen Schätzungen standen über die Zeit von 40 Jahren etwa 6000 Bundesbürger im Dienst der Hauptverwaltung Aufklärung.


AZ


Du meinst der Hobby-Strand-Fotograf ist mal für die Aufklärung der NVA tätig und mal für die HVA...kann ich mir nicht vorstellen...man hat zwar Horchposten und Schiffe geteilt aber bestimmt nicht irgendwelche Landschaftsfotografen.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon karnak » 28. April 2018, 16:36

In jedem Fall war es nun nicht so ungewöhnlich ,das die Leute am 17.11., also 8 Tage nach der unerwarteten Maueröffnung noch arbeiteten. Zu dem Zeitpunkt konnte vielleicht manch einer erahnen, dass es mit der DDR zu Ende geht, auf der Tagesordnung stand es aber noch nicht, also arbeitet eine staatliche Behörde weiter. Wenn es manch einer es vielleicht auch nicht verstehen will, es war aus damaliger Sicht der Normalzustand, beide Blöcke existierten noch mit allen Konsequenzen.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 28. April 2018, 16:44

karnak hat geschrieben:In jedem Fall war es nun nicht so ungewöhnlich ,das die Leute am 17.11., also 8 Tage nach der unerwarteten Maueröffnung noch arbeiteten. Zu dem Zeitpunkt konnte vielleicht manch einer erahnen, dass es mit der DDR zu Ende geht, auf der Tagesordnung stand es aber noch nicht, also arbeitet eine staatliche Behörde weiter. Wenn es manch einer es vielleicht auch nicht verstehen will, es war aus damaliger Sicht der Normalzustand, beide Blöcke existierten noch mit allen Konsequenzen.


Ohne Frage, das ist verständlich.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Hamiota » 29. April 2018, 08:54

karnak hat geschrieben:In jedem Fall war es nun nicht so ungewöhnlich ,das die Leute am 17.11., also 8 Tage nach der unerwarteten Maueröffnung noch arbeiteten. Zu dem Zeitpunkt konnte vielleicht manch einer erahnen, dass es mit der DDR zu Ende geht, auf der Tagesordnung stand es aber noch nicht, also arbeitet eine staatliche Behörde weiter. Wenn es manch einer es vielleicht auch nicht verstehen will, es war aus damaliger Sicht der Normalzustand, beide Blöcke existierten noch mit allen Konsequenzen.


Da habe ich mal eine Frage an die Geheimdienstexperten: Wann stellten denn die westlichen Geheimdienste ihre Spionage gegen die DDR ein? Hörte das denn mit der Maueröffnung schlagartig auf? Oder gab man dann eventuell erst richtig Gas? [ich auch]

der Peter [hallo]
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon Merkur » 29. April 2018, 09:42

Hamiota hat geschrieben:Da habe ich mal eine Frage an die Geheimdienstexperten: Wann stellten denn die westlichen Geheimdienste ihre Spionage gegen die DDR ein? Hörte das denn mit der Maueröffnung schlagartig auf? Oder gab man dann eventuell erst richtig Gas?
der Peter


Nun, gegen die DDR musste man ja nun nicht mehr viel spionieren, es lag ja alles offen und es gab keine Abwehr mehr. Aber auf dem Territorium der DDR wurde man nun richtig "mutig" gegen die WGT. Lies mal Norbert Juretzko.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 29. April 2018, 10:24

Merkur hat geschrieben: Lies mal Norbert Juretzko.


Das ist genau das was Hamiota lesen will. [grins] Ab 1,74 EUR, Peter....mehr ist es vermutlich nicht wert.

Als ich 1984 im Oktober meine Tätigkeit beim Bundesnachrichtendienst begann, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, in die Situation zu kommen, in der ich heute bin. Angefeindet vom BND, angeschuldigt von der Justiz und bedroht von irgendwelchen Spinnern.
Aber der Reihe nach!
Etwa zwei Jahre nach meinen ersten Gehversuchen bei Deutschlands geheimster Behörde gab ich frustriert auf und wünschte mir den Wechsel in eine »vernünftige« Verwendung. Denn für die Herren aus Pullach sollte meine zukünftige Beschäftigung ausschließlich darin bestehen, in Hannover DDR-Post zu lesen, was meinen Vorstellungen aber in keiner Weise gerecht wurde. Diese mehr als dämliche Arbeit, deren Sinn- und Rechtmäßigkeit ich schon damals anzweifelte, lässt mich heute nur noch schaudern. Immerhin hatte ich - als junger Bundeswehroffizier und ehemaliger Ausbilder von Einzelkämpfern - eine andere Auffassung von meiner Tätigkeit beim BND, als die Privatpost Fremder zu durchschnüffeln. Nachdem ich in der Außenstelle Hannover meine Arbeit quasi eingestellt hatte, blieb der Personalführung in Pullach jedoch nichts anderes übrig, als mich umzubetten.
So landete ich bei der StayBehindOrganisation des BND, deren Existenz Ende der 1980er-Jahre (die Gladioaffäre des BND) öffentlich wurde und damit sogleich ihr Aus bedeutete. Immerhin hatte ich dort einige Kollegen, zumeist Soldaten, getroffen, die ich sehr zu schätzen lernte und mit denen ich in die nächste Etappe meiner BND-Zeit ging. Das war der Abzug der russischen Streitkräfte aus der DDR, Anfang der 1990er-Jahre, und das Paradebeispiel für die Unfähigkeit der Abteilungs- und Unterabteilungsebene im Bundesnachrichtendienst.
So fand ich mich mit einer Hand voll Ex-StayBehindlern in Berlin wieder. Mit vollmundigen Versprechungen hatte man uns dorthin gelockt. Keine davon wurde eingehalten. Dort wurschtelten wir bis 1995 mehr oder weniger vor uns hin. Gemeinsam mit der amerikanischen DIA (dem militärischen Pendant zur CIA) heuerten wir russische Quellen an. Vornehmlich in Offizierskreisen. Die Führung in Pullach hielt das eher für uninteressant. Die nachrichtendienstlichen Ergebnisse wurden zwar von der Auswertung dankbar und mit Anerkennung versehen aufgesogen, aber ansonsten kümmerte sich kaum jemand darum, was in Berlin geschah. Es interessierte weder, dass unsere »Freunde« uns belauschten und uns zu korrumpieren versuchten, noch, dass sie uns um Großteile der herangeschafften Informationen prellten. Pullach war wie immer mit sich selbst beschäftigt und scherte sich einen Dreck um die Berliner Enklave.
So war es kein Wunder, dass sich in der Dienststelle 12 YA ein skurriles Eigenleben entwickelte. Da wurde die Herkunft der einen oder anderen geheimen Information vertuscht oder verschwiegen. Quellendaten wurden verändert oder ganz gefälscht, weil man zum Beispiel Angst davor hatte, die amerikanischen Brüder könnten die Quellen eines Tages abwerben. Die Verantwortlichen in der Zentrale schliefen seelenruhig und befassten sich - wenn überhaupt - lieber mit vagabundierenden Stasiakten als mit ihrer eigentlichen Aufgabe. Die nachrichtendienstliche Chance hingegen, die sich mit dem Abzug der Westgruppe der russischen Truppen verband, erkannte niemand der Hochdotierten.
Dafür brach auf der Berliner Arbeitsebene »Wildost« aus. Mithilfe amerikanischer Gelder, niemand wusste so richtig, wo sie herkamen, niemand kontrollierte so richtig, wo sie hingingen, wurde die russische Armee geplündert. Ab 1992 bereiste ich mit meinem Kollegen Freddy die Plätze und Orte in der Nähe von russischen Militärstandorten, um Quellen anzubahnen. Das entstandene Chaos durch die Münchner Führungslosigkeit ließ uns zu Einzelkämpfern und Exoten werden. Der zügellose Handel, den einige der Kollegen mit ihren gewonnenen Informationen trieben, gefährdete zunehmend unsere Arbeit und damit auch unsere Quellen.
Anfang 1995, die russische WGT hatte unser Land weitestgehend verlassen, spitzte sich die Lage zu. Die Dienststelle 12 YA war im Umzug nach Nürnberg begriffen, der bis zum Sommer abgeschlossen sein sollte. Da erfuhren mein Partner und ich von Vorgängen, die nicht mehr verschwiegen werden konnten. Einige der Verbindungsführer hatten den Handel mit den Amerikanern offensichtlich auch auf andere Nachrichtendienste ausgedehnt. Möglicherweise sogar unter Absegnung der Dienststellenleitung. Ein unkalkulierbares Risiko war entstanden. Unsere Meldung der Vorgänge in München stieß auf ein geteiltes Echo. Die Abteilung Sicherheit nahm die Schilderungen wissbegierig auf, die zuständige Führung innerhalb der operativen Beschaffung reagierte dagegen gereizt und abweisend. Die ersten Bemerkungen gegen uns in Richtung »Nestbeschmutzer« machten die Runde.
Als verdeckter Ermittler der Sicherheitsabteilung bekam ich in der Operation »Spielball« den Auftrag, alles über etwaige illegale Aktivitäten herauszufinden.
Auf Anweisung der BND-internen Sicherheit musste ich ein Geheimpapier der russischen Streitkräfte lancieren und den betroffenen Kollegen zum weiteren Verkauf anbieten. Das monatelange Doppelleben innerhalb der Behörde brachte mich an den Rand meiner physischen und psychischen Kräfte.
Das Ergebnis von »Spielball« war verheerend. Es gab bei verschiedenen Mitarbeitern des Dienstes Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Der Skandal wurde öffentlich, die gerade erst eröffnete Nürnberger Zweigstelle wieder geschlossen. Die amerikanischen Partner in einer Nacht-und Nebelaktion außer Landes geschafft. Die Verantwortlichen im BND schienen mir gegenüber hasserfüllt zu sein. Es folgten anonyme Morddrohungen gegen mich und meine Familie. Ich wollte den Dienst verlassen und meldete die interne Hatz gegen mich und meinen Partner Freddy dem damaligen Präsidenten Konrad Porzner persönlich. Er und die Kollegen der Sicherheitsabteilung bewegten mich zum Bleiben. Grund waren Quelleninformationen und Hinweise, die Freddy und ich seit Jahren gesammelt hatten und die bisher bei unseren Vorgesetzten unbeachtet geblieben waren. Hinweise nämlich auf einen oder mehrere Maulwürfe im BND. Die Sicherheitsleute wollten unbedingt in dieser Richtung weiterermitteln.
Wir stimmten der Arbeit zwar zu, wollten aber dennoch die wahre Identität unserer Quellen nicht preisgeben. Das Misstrauen gegen unsere eigene Firma war einfach zu groß geworden. Die dienstinternen Ermittlungen führten zu einer ungeheuerlichen Vermutung. Der Chef der Sicherheitsabteilung, er war über Jahre hinweg Abteilungsleiter der operativen Beschaffung gewesen, geriet unter Verdacht sowie eine weitere Person aus dem Bereich der Auswertung. In der Schlussphase der Ermittlungen fungierte ich nur noch als Bote zwischen Quellen und Dienst. Wobei ich zunehmend dazu überging, Zeiten, Orte und Herkunft der Nachrichten zu verschleiern. Das sollte mir später zum Verhängnis werden. Ende 1997 feierten die Abwehrexperten ihren Erfolg, nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz als unabhängiger Gutachter alle Unterlagen überprüft hatte. Anfang 1998 begannen die politischen Mühlen zu mahlen. Angst vor dem größten BND-Skandal aller Zeiten machte sich breit.
Am 23. März 1998 eröffnete der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof ein Ermittlungsverfahren gegen den besagten Abteilungsleiter wegen des Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit. Am 7. Mai 1998 stellte er das Verfahren wieder ein. Die Politik war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen. Was die Sicherheitsexperten von BND und BfV in den vergangenen Monaten ermittelt und für mehr als ernst eingestuft hatten, entlarvten die Bundesanwälte in nur wenigen Tagen als vermeintlich wertlos und falsch. Meine Tricks in Sachen Quellenschutz waren in diesem Zusammenhang eine dankbare Tatsache, die sogleich für alles herhalten musste. Am 19. Mai 1998 leitete die Münchner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen mich und meinen Partner ein. Hauptvorwurf: Die Hauptquelle »Rübezahl« gäbe es gar nicht, die Meldungen seien erfunden und das Geld...

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Re: Das Bilderbuch der NVA-Spione

Beitragvon augenzeuge » 30. April 2018, 17:53

Oder das hier lesen: (nein, ich habe es nicht)

https://www.amazon.de/BND-contra-Sowjet ... sche-Militärspionage/dp/3861534614

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