von pentium » 15. Juli 2015, 17:30
Defensionswerk, Glaubens- und Kabinettskriege (1612–1682)
Während der unsicheren Regierungszeit des Kurfürsten Johann Georg I. (1611–1656) wurden tiefgreifende Reformen im sächsischen Militärwesen durchgeführt. Im Jahre 1612 bewilligte der Landtag den Vorschlag eines Defensionsheeres. Dies waren die ersten Versuche zum Unterhalt stehender Truppen, die ohne Zustimmung des Kaisers gebildet wurden. Die Reichsexekutionsordnung von 1555 bildete hierfür die rechtliche Grundlage.[3] In den folgenden Jahren wurden zwei Regimenter Fußknechte, jedes mit acht Kompanien (zu je 520 Mann), und zwei Regimenter mit Ritterpferden von 930 und 690 Mann angeworben.
Dazu kam Reiterei mit 1593 Ritterpferden in zwei Regimentern und mit 16 höheren Offizieren. Schließlich gab es noch 1500 Schanzarbeiter und 504 Knechte für die Heerfahrtswagen und Geschütze. So kam das kursächsische Defensionswerk, das sich aus angesessenen Männern nach Kreisen und Ämtern rekrutierte, auf eine Gesamtstärke von knapp 14.000 Mann.[4] Das war zu jener Zeit die Größe einer mittleren Armee. Diese hatte die Aufgabe, die Landesgrenzen vor Angriffen von außen zu schützen und feste Plätze zu verteidigen, darum die Bezeichnung Defensioner (lat. Verteidiger). So wurden die Defensioner nach 1619 immer wieder zur Besetzung der Grenzpässe auf dem Erzgebirgskamm nach Böhmen eingesetzt. Drei Kompanien Fußknechte, das Alt-Dresdner Fähnlein, das Pirnasche und das Freiberger Fähnlein, mit 304 Mann wurden zum besonderen Schutz der Landeshauptstadt um Dresden herum einquartiert.[5]
Allerdings war die militärische Macht des Defensionswerkes nicht in der Lage, die Grenzen des Landes ausreichend zu schützen, und der militärische Wert dieser Truppe war stark eingeschränkt. So konnten nach 1631 von Schweden oder kaiserlichen Truppen belagerte sächsische Städte mühelos eingenommen werden. Lediglich Freiberg bildete zweimal eine Ausnahme.
Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges rüstete Kursachsen im Namen des Kaisers eine 12.000 Mann starke Angriffsarmee unter dem Oberbefehl des Grafen Wolfgang von Mansfeld auf und kämpfte in der böhmisch-pfälzischen Periode gegen die Truppen der böhmischen Stände, beginnend mit dem Feldzug in die Ober- und Niederlausitz 1620. Das wichtigste Ereignis war die Belagerung von Bautzen. Nach der Inbesitznahme der beiden Lausitzen marschierte die sich nach und nach verstärkende sächsische Armee in Schlesien ein, welches ebenfalls zur böhmischen Krone gehörte, und kämpfte hier, bis die sächsischen Truppen 1622 von kaiserlichen Truppen abgelöst wurden. Danach wurden zwar 1623 noch Truppen geworben, aber die allgemeine Kriegslage ließ es zu, dass fast alle sächsischen Truppen bis 1624 abgedankt werden konnten. In der zweiten, der dänischen Periode des Krieges beteiligten die Sachsen sich nicht an Kampfhandlungen. Das Land wurde nur von den Beteiligten gestreift oder kurz durchzogen. Nach der brutalen Eroberung der Stadt Magdeburg (Magdeburgisierung) wechselte der sächsische Landesfürst die Seiten und kämpfte fortan im protestantischen Lager gegen die Katholische Liga.
Für den Kampf an der Seite Schwedens stellte der Kurfürst vom Frühjahr 1631 ein neues, über 52.000 Mann großes Heer mit völlig neuen Regimentern zu Pferd, zu Fuß und Dragonern auf. Die Aufstellung und Kampfweise der neuen kursächsischen Einheiten waren wie in den meisten protestantischen Ländern die sogenannte niederländische Ordonnanz. Diese wurde weitestgehend beibehalten, und die anderen, vor allem katholischen Armeen passten sich an. Die Hauptsoldatentypen waren bei der Infanterie der Musketier und der Pikenier, bei der Kavallerie der Kürassier und der Arkebusier.
Die Kürassiere kamen aufgrund der Kampfesweise, vor allem aber der höheren Kosten nur zu Anfang der schwedischen Periode vor. Die berittene Infanterie bildeten die Dragoner. Leichte Reiter ähnlich den kaiserlichen hatten die Sachsen nicht. Zu diesen Typen kamen noch die Artilleriebediensteten, Schanzgräber, Brücken- und Schiffsknechte sowie die Militärhandwerker.[6] Der Oberbefehl über dieses neuformierte sächsische Herr wurde dem Feldmarschall Johann Georg von Arnim erteilt. Die kursächsische Armee erhielt ihre erste Feuertaufe in der ersten Schlacht bei Breitenfeld im Jahre 1631. 1633 eroberte das kursächsische Herr die Oberlausitz und nahm die Festung Bautzen nach zweitägiger Belagerung ein. In der weiteren Folge marschierte die Armee in Schlesien ein und brachte einer kaiserlichen Armee unter dem Oberbefehl von Colloredo in der Schlacht von Liegnitz eine vernichtende Niederlage bei. Die Truppen der Katholischen Liga hatten 4000 Tote und Verwundete zu beklagen. Diese Niederlage zwang den deutschen Kaiser zu Friedensverhandlungen mit Sachsen.
Zwischen 1589 und 1591/97 ließen Kurfürst Christian I. von Sachsen und sein Nachfolger die Festung Königstein zur stärksten Festungsanlage Sachsens ausbauen. Die Festung spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte Sachsens, wenn auch weniger durch militärische Ereignisse. Die sächsischen Herzöge und Kurfürsten nutzten die Festung vor allem als sicheren Hort in Kriegszeiten.
Der geschlossene Friedensvertrag machte den Sachsen die Schweden erneut zum Feind. Diese begannen in der Folge mit Angriffen auf das Kurfürstentum. In der zweiten Schlacht von Breitenfeld 1642 wurde das kaiserlich-sächsische Heer vernichtend geschlagen und das Kurfürstentum von den Schweden besetzt. Erst durch den Waffenstillstand von Kötzschenbroda im Jahre 1645 wurden die Feindseligkeiten zwischen Schweden und Sachsen beigelegt. Sachsen gehörte zu den Gewinnern des Dreißigjährigen Krieges, was den territorialen Zugewinn betraf. Im Reichstag erhielt Sachsen den Vorsitz im paritätisch zusammengesetzten Corpus angelicorum zugesprochen, war also fortan die protestantische Führungsmacht im Reich.[7] Ab 1648 durften die Territorialherren unbeschränkt ein stehendes Heer in eigenständiger Organisation richten. Nachdem im Jahre 1650 die letzten schwedischen Besatzungstruppen Sachsen verlassen hatten, verkleinerte Johann Georg seine Armee. 1651 wurde die sächsische Feldarmee aufgelöst. Nur 121 Reiter, 143 Mann Artillerie und 1452 Infanteristen blieben in den Diensten des Kurfürsten.[8]
Nach dem Tod von Johann Georg I. 1656 folgte sein Sohn Johann Georg II. (1656–1680) im Kurfürstenamt. Dieser galt als ein prunkliebender Monarch. Mehrere Gardeformationen unterstützten den Glanz und Prunk des aufwendigen Hoflebens des Kurfürsten. Im Jahre 1660 wurde die Leibgarde um eine Kompanie Kroatischer Reiter vermehrt und eine Schweizer Garde zu Fuß gegründet. Unter ihm erfuhr die sächsische Armee eine dezente Vermehrung.
Der Defensionsrezess vom 25. Oktober 1663 bedeutete einen ersten Schritt auf dem Weg vom Defensionswerk zum stehenden Heer. Ein aus 3000 Mann bestehendes Korps, das in sechs Fähnlein gegliedert war und in ständiger Bereitschaft gehalten wurde, trat an die Stelle der Defensioner. Die Kosten teilten sich Kurfürst und die Stände.[9] Ebenfalls stellte Johann Georg mehrere Regimenter auf, welche 1673 das kaiserliche Heer am Rhein im Krieg gegen Frankreich unterstützten. Johann Georg II. erkannte, dass zur Verteidigung des Landes eine Erhöhung der Artillerietruppen notwendig war. Die Zeit des inneren Friedens nutzte der Kurfürst daher zum Ausbau seiner Artillerie. Die Verstärkung von Festungswerken und der Verteidigungsanlagen der großen Städte sowie eine Vermehrung der Geschützanzahl und Truppenstärke der Artillerie trugen seine Handschrift.
quelle: Wiki
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pentium
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