Wegen "netter" Störfeuer wurde der Thread "Was flog 1958 über Quedlinburg?" geschlossen, der es verdient hätte, mal neben der Flüchtlingsmisere ganz andere Punkte der Geschichte zu beleuchten.
So kam das Thema auch auf den Flugplatz Neuruppin, den ich ab etwa 1996 vielfach überquerte.
Die Hangars um die es geht sind fast alle noch sichtbar. (Google Map) Heute beherbergt das Gelände eine Segelfliegerschule und Industrieansiedlungen in himmlischer Stille.
Alles wurde ab 1993 mitgenommen. Sogar die Betonlandebahn. Die wurde hinterhergeschickt, als sich die Sowjets beklagten, dass ihre Flieger nun im morastigen Russischen Mutterboden stecken.
Wer heute über den dortigen Bad-Kreuznacher-Ring fährt sieht die Hangars immer noch. Ich habe 32 gezählt.
07.01.1994
DIE RUSSISCHEN SOLDATEN NEHMEN DEN NEURUPPINER MILITÄRFLUGPLATZ MIT
Startbahn auf Rädern
Von UNSEREM MITARBEITER MATTHIAS KRAUß
Neuruppin. Die Russen ziehen ab, aber natürlich nicht spurlos. Ein besonderes Andenken hat beispielsweise Neuruppin zurückbehalten, Kreisstadt im Norden Brandenburgs: Die gewaltige Rohbahn des Mihitärflugplatzes am Rande der Stadt. Jetzt geschieht das Unglaubliche: Das Betonfeld wird den Russen auf eigenen Wunsch nachgeschickt. Bisweilen war es ein Fall für die Psychiatrie: Fluglärm wird nirgends als schön empfunden, aber kaum jemand wurde stärker genervt als die Bürger Neuruppins. Denn die Rollbahn der Russen lag sozusagen nebenan. Tagsüber, aber auch nachts hoben die MiGs der Waffenbrüder ab odersetzten hier zur Landung an. In der Heimat fehlt die Piste Das Schlimmste aber waren die sogenannten Trockenubungen. Ließ der Pilot bei der Wartung mal kurz seinen Motor aufheulen, verstand man in der ganzen Stadt kaum sein eigenes Wort. Nach der deutschen Wende folgte fur die sowjet-russische Westgruppe die Kehrtwende in die Rodina (Heimat). 1993 wurden auch die Neuruppiner Truppen abgezogen. Die Flugzeuge dröhnten ein letztes Mal und hoben ab und verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Wo sie niedergingen, ist ein militärisches Geheimms. Offenbar haben die MiGs im fernen Rußland aber Start- und Landeprobleme. Es fehlt eine ordentliche Piste für die Jets. Und Marke Eigenbau? Beton steht im Reiche Jelzins allem Anschein nach nicht einmal mehr der Verteidigung ausreichend zur Verfügung. In dieser Situation erinnerte man sich der nun funktionslosen Startbahn in Neuruppin. Drei Kilometer lang und 60 Meter breit liegt sie hier in der Landschaft und dämmert nutzlos und in aller Stille vor sich hin. Noch verbliebene Dienststellen der Russen in Deutschland unterbreiteten eine Idee. Die MiG stünden im Morast, beschrieben die Russen dem Bundesvermögensamt in Potsdam drastisch ihre Situation. Das Amt stimmte dem Abbau zu. "Vielleicht tut man damit ein gutes Werk", sagt Arthur Luhr, der im Bundesvermögensamt für Neuruppin und Umgebung zuständig ist. Ob das tatsächlich etwas wird, steht natürlich in den Sternen. Aber seit Dezember wühlen zwei Krane und 20 Soldaten Betonteile aus der Erde und stapeln sie am Rande. Die Teile werden wieder zusammengepuzzelt Anderthalb Kilometer Piste dürfen sie auf diese Weise demontieren und für den Abtransport fertigmachen. Der Flugplatz hat einen Bahnanschluß. In Rußland, so der Plan, wird die tonnenschwere Fracht wieder zu einer Startbahn zusammengepuzzelt. Wie der zuständige Oberst Mukabenow dazu bemerkte, soll das Unternehmen im Februar abgeschlossen sein Bürgermeister Otto Theel (PDS) braucht das Gelände für die Ansiedlung gewerblicher Unternehmen. Er hat die erste Fuhre Beton Ende Dezember verabschiedet und die arbeitenden Soldaten mit Gitibwein angespornt. Auf dem einstigen russischen Mllitärflugplatz in Neuruppin stapeln sich derzeit Betonplatten. Die Rollbahn wird abgebaut und den Russen auf eigenen Wunsch nachgeschickt.
Die russischen Soldaten nehmen den Neuruppiner Militärflugplatz mit: Startbahn auf Rädern | Archiv - Berliner Zeitung - Lesen Sie mehr auf:
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Gruß Volker