DDR vertuschte Straftaten von Sowjet-Soldaten
Verfasst: 4. April 2018, 10:59
Das schwierige Verhältnis der Klassen- und Waffenbrüder
Berlin - Die beiden Sowjetsoldaten Fandusa Achkijamow und Michael Scharfijew hatten ihre Einheit unerlaubt verlassen und waren auf der Suche nach einem Fluchtauto. Bei Strausberg östlich von Berlin kam ihnen ein Trabant entgegen, sie feuerten aus ihren Kalaschnikows, der Wagen wurde durchlöchert, doch der Fahrer konnte Gas geben und entkommen. Wenig später tuckerte ein Mopedfahrer heran. Der junge Mann hatte keine Chance mehr. Ein Salve streckte ihn nieder, eine zweite, in den Rücken des am Boden Liegenden gefeuert, war tödlich. Die beiden Mörder kamen nicht weit, sie wurden gefaßt und von einem sowjetischen Militärtribunal verurteilt: Tod durch Erschießen für Achkijamow und zehn Jahre Arbeitskolonie für Scharfijew. Der junge Mopedfahrer starb am 15. Juni 1984, der Mord war in jenem Jahr eine von 3217 Straftaten, die von Angehörigen der in der DDR stationierten Roten Armee begangen und die in der Statistik des DDR-Militäroberstaatsanwaltes registriert wurden.
Es waren Kriminaldelikte einer Armee, die bis zur Wiedervereinigung wie eine Besatzungsmacht auftrat. "Sie mordeten und stahlen", urteilt der ehemalige Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz, "sie vergewaltigten, verursachten grob fahrlässig schwerste Verkehrsunfälle oder Waldbrände, verkauften Waffen und setzten beim Scharfschießen sämtliche Sicherheitsbestimmungen außer Kraft." Zu DDR-Zeiten wurden diese Vorkommnisse zumeist verschwiegen, demnächst erscheint nun die erste umfangreiche Dokumentation zum Thema: "Zwischen Recht und Willkür - Die Rote Armee in Deutschland" (Bouvier Verlag, Bonn 350 S., 48 Mark), zusammengestellt von dem Bonner Militär-Experten Volker Koop.
Noch 1990 hatte Moskau zwischen Rügen und Erzgebirge an 60 Hauptstandorten knapp 600 000 Soldaten und Offiziere stationiert. Dazu kamen vermutlich 185 000 Zivilbedienstete und Familienangehörige. Genaue Zahlen wurden nie genannt, selbst die DDR-Führung mußte die Personalstärke anhand des Strom- und Wasserverbrauchs schätzen. Für die Bewohner der DDR waren die "Klassen- und Waffenbrüder" ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Nach monatelanger intensiver Recherche in Militär- und Polizeiarchiven kommt Volker Koop zu der Einschätzung: "Mehr als 100 Menschenleben hatten die Angehörigen der sowjetischen Streitkräfte Jahr für Jahr auf dem Gewissen, nahezu wöchentlich wurden Frauen vergewaltigt, bis zu 50 Prozent aller Waldbrände wurden durch sowjetische Streitkräfte verursacht, mindestens 1500mal pro Jahr brachen Soldaten in Datschen und Fabriken, in Wohnhäuser und Konsum-Verkaufsstellen ein." In der Vertraulichen Verschlußsache B 1/058182 listet die Unterabteilung III der DDR-Militärstaatsanwaltschaft die Morde auf, die noch 1988 von fahnenflüchtigen Sowjetsoldaten begangen wurden: In Wurzen wird ein Mann in seinem Haus erwürgt, nachdem er einen Soldaten beim Stehlen von Kleidung und Lebensmitteln überrascht hat; eine 74jährige Frau wird in ihrer Wohnung bei Jüterbog mit einem Bajonett erstochen, ein Rentnerehepaar wird von zwei Soldaten mit Eisenstangen erschlagen; in Plauen wird ein Mann in der Wohnung beraubt und erschlagen, in Ludwigslust kommt ein Mann mit einem Bauchschuß davon. Im Jahr zuvor hatten 452 sowjetische Armeeangehörige versucht, durch Fahnenflucht zu entkommen, 17 von ihnen trugen ihre Maschinenpistole bei sich.
Mehr von diesen erschreckenden Erkenntnissen hier:
https://www.welt.de/print-welt/article6 ... ueder.html
Berlin - Die beiden Sowjetsoldaten Fandusa Achkijamow und Michael Scharfijew hatten ihre Einheit unerlaubt verlassen und waren auf der Suche nach einem Fluchtauto. Bei Strausberg östlich von Berlin kam ihnen ein Trabant entgegen, sie feuerten aus ihren Kalaschnikows, der Wagen wurde durchlöchert, doch der Fahrer konnte Gas geben und entkommen. Wenig später tuckerte ein Mopedfahrer heran. Der junge Mann hatte keine Chance mehr. Ein Salve streckte ihn nieder, eine zweite, in den Rücken des am Boden Liegenden gefeuert, war tödlich. Die beiden Mörder kamen nicht weit, sie wurden gefaßt und von einem sowjetischen Militärtribunal verurteilt: Tod durch Erschießen für Achkijamow und zehn Jahre Arbeitskolonie für Scharfijew. Der junge Mopedfahrer starb am 15. Juni 1984, der Mord war in jenem Jahr eine von 3217 Straftaten, die von Angehörigen der in der DDR stationierten Roten Armee begangen und die in der Statistik des DDR-Militäroberstaatsanwaltes registriert wurden.
Es waren Kriminaldelikte einer Armee, die bis zur Wiedervereinigung wie eine Besatzungsmacht auftrat. "Sie mordeten und stahlen", urteilt der ehemalige Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz, "sie vergewaltigten, verursachten grob fahrlässig schwerste Verkehrsunfälle oder Waldbrände, verkauften Waffen und setzten beim Scharfschießen sämtliche Sicherheitsbestimmungen außer Kraft." Zu DDR-Zeiten wurden diese Vorkommnisse zumeist verschwiegen, demnächst erscheint nun die erste umfangreiche Dokumentation zum Thema: "Zwischen Recht und Willkür - Die Rote Armee in Deutschland" (Bouvier Verlag, Bonn 350 S., 48 Mark), zusammengestellt von dem Bonner Militär-Experten Volker Koop.
Noch 1990 hatte Moskau zwischen Rügen und Erzgebirge an 60 Hauptstandorten knapp 600 000 Soldaten und Offiziere stationiert. Dazu kamen vermutlich 185 000 Zivilbedienstete und Familienangehörige. Genaue Zahlen wurden nie genannt, selbst die DDR-Führung mußte die Personalstärke anhand des Strom- und Wasserverbrauchs schätzen. Für die Bewohner der DDR waren die "Klassen- und Waffenbrüder" ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Nach monatelanger intensiver Recherche in Militär- und Polizeiarchiven kommt Volker Koop zu der Einschätzung: "Mehr als 100 Menschenleben hatten die Angehörigen der sowjetischen Streitkräfte Jahr für Jahr auf dem Gewissen, nahezu wöchentlich wurden Frauen vergewaltigt, bis zu 50 Prozent aller Waldbrände wurden durch sowjetische Streitkräfte verursacht, mindestens 1500mal pro Jahr brachen Soldaten in Datschen und Fabriken, in Wohnhäuser und Konsum-Verkaufsstellen ein." In der Vertraulichen Verschlußsache B 1/058182 listet die Unterabteilung III der DDR-Militärstaatsanwaltschaft die Morde auf, die noch 1988 von fahnenflüchtigen Sowjetsoldaten begangen wurden: In Wurzen wird ein Mann in seinem Haus erwürgt, nachdem er einen Soldaten beim Stehlen von Kleidung und Lebensmitteln überrascht hat; eine 74jährige Frau wird in ihrer Wohnung bei Jüterbog mit einem Bajonett erstochen, ein Rentnerehepaar wird von zwei Soldaten mit Eisenstangen erschlagen; in Plauen wird ein Mann in der Wohnung beraubt und erschlagen, in Ludwigslust kommt ein Mann mit einem Bauchschuß davon. Im Jahr zuvor hatten 452 sowjetische Armeeangehörige versucht, durch Fahnenflucht zu entkommen, 17 von ihnen trugen ihre Maschinenpistole bei sich.
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https://www.welt.de/print-welt/article6 ... ueder.html