Beziehungen von sowjetischen Streitkräften und DDR-Gesellschaft

Themen zur Sowjetarmee/GSSD/Westgruppe auf dem Gebiet der DDR

Beziehungen von sowjetischen Streitkräften und DDR-Gesellschaft

Beitragvon Interessierter » 7. Juni 2020, 08:33

Ankunft - Alltag - Ausreise - Migration und interkulturelle Begegnung in der DDR-Gesellschaft

Sowjetische Soldaten und Zivilpersonen bildeten mit einer Gesamtzahl von über einer halben Million Menschen die größte Gruppe von Ausländern in der DDR. Durch ihre flächendeckende Präsenz gehörten sie beinahe 50 Jahre lang für einen sehr großen Teil der ostdeutschen Bevölkerung zum Alltag. Nach Schätzungen von Kurt Arlt hielten sich zwischen 1945 und 1994 insgesamt etwa 10 Millionen Bürger der Sowjetunion bzw. ihrer Nachfolgestaaten als Soldaten, Zivilbeschäftigte der Streitkräfte oder deren Familienangehörige auf deutschem Boden auf. Verglichen mit den quantitativ deutlich kleineren Gruppen der Vertragsarbeiter und politischen Emigranten stellten sie daher in der DDR gleichsam „die Fremden“ schlechthin dar.Ihr Aufenthalt war ein Ergebnis des Zweiten Weltkrieges und seit 1957 durch ein förmliches Stationierungsabkommen geregelt. Trotz ihrer 1954 proklamierten Souveränität verfügte die DDR in allen die Sicherheitspolitik und insbesondere die Stationierung sowjetischer Truppen betreffenden Fragen jedoch allenfalls über ein begrenztes Mitspracherecht,während letztere zum Teil sogar im Gegensatz zu bestehenden bilateralen Verträgen weiterhin Vorrechte aus der Besatzungszeit bis 1954 beanspruchten.

Die sowjetischen Streitkräfte in der DDR umfassten dabei 1989 noch 21 Divisionen der Land und fünf Divisionen der Luftstreitkräfte, die auf 54 Flugplätze und 172 große Kasemenkomplexe verteilt waren und Liegenschaften mit einer Gesamtfläche von 2430 km2 nutzten. Damit suchten die sowjetischen Truppen in der DDR hinsichtlich Stärke, Stationierungsdauer und Stationierungsbedingungen weltweit ihresgleichen.Ihre Funktion wandelte sich im Kontext der sowjetischen Deutschlandpolitik und des sichentwickelnden Ost-West-Konfliktes. Bestand ihr primärer Zweck zunächst in der Zerschlagung des Nationalsozialismus und des deutschen Militärpotentials, so rückte nach Kriegsende mit Bildung der Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (GSBD) am29. Mai 1945 die Gewährleistung der Reparationen und die langfristige Sicherung des strategischen Vorfeldes der Sowjetunion in den Vordergrund.

Damit hing auch die schrittweise Implementierung eines stalinistischen Regimes nach sowjetischem Vorbild zusammen,dessen Machterhalt bis in die zweite Hälfte der achtziger Jahre die zweite große Aufgabeder sowjetischen Truppen in der SBZ/DDR darstellte.1954 in Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) umbenannt, stellten sie gleichsam die „Speerspitze“ der Sowjetarmee dar, die über den jeweils höchsten Auffüllungsstand sowie die modernste Ausrüstung und Bewaffnung verfugte. Die GSSD bildeteden Kern der ersten strategischen Staffel des Warschauer Vertrages, der im Kriegsfall gemeinsam mit der Armee der Nationalen Volksarmee (NVA) die 1. Westfront formiert hätte. Die Präsenz der GSSD und falls für notwendig befunden auch ihr gewaltsames Eingreifen spielte über Jahrzehnte eine elementare Rolle für die Stabilität der DDR und des sozialistischen Systems im Allgemeinen. Angesichts der Implosion des SED-Regimes blie-ben die im Juni 1989 in „Westgruppe der Truppen“ umbenannten sowjetischen Verbände im Herbst 1989 jedoch in ihren Kasernen und ermöglichten so die deutsche Einheit in Frieden und Freiheit. Dieser kurze Überblick zur Rolle der sowjetischen Truppen in der SBZ/DDR verweist bereits auf deutliche Ambivalenzen im deutsch-sowjetischen Verhältnis zwischen 1945 und1990. Diese Ambivalenzen prägten ihre Beziehungen zur DDR-Gesellschaft ebenso wie die wechselseitige Wahrnehmung nachhaltig. Dabei stechen besonders drei grundsätzliche Widersprüche ins Auge:


Die Widersprüche und mehr findet man hier:
https://zeitgeschichte-digital.de/doks/ ... 005_de.pdf
Interessierter
 

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