Wie die DDR dennoch zu einem adidas-Land wurde (Teil II)Gratulation in adidas-Schuhen. NOK-Vize Rudi Hellmann gratuliert Erich Mielke zum 35. Jahrestag des Ministeriums für Staatssicherheit. Ihn begleiten Sportler des SC Dynamo, 1985 (© BStU, MfS, BdL/ Fo/205/ 97)
Am 26. Mai 1982 traf in der adidas-Zentrale im bundesdeutschen Herzogenaurach Franz Rydz, Vizepräsident des DTSB der DDR, ein. Rydz war kein Unbekannter im Hause adidas. Als Rydz am nächsten Tag wieder abfuhr, hatte er vom adidas-Geschäftsführer Alfred Bente das Angebot für einen Werbevertrag in der Tasche. Noch im gleichen Jahr unterzeichneten adidas und der DTSB den Vertrag. Die Sportfunktionäre verpflichteten sich, dass alle Sportler von 14 einzeln aufgeführten Sportverbänden der DDR "bei allen offiziellen internationalen Wettkämpfen einschließlich der Olympischen Spiele, Welt- und Europameisterschaften, Spiel und Wettkämpfe um Welt- und Europapokale und internationale Begegnungen ausschließlich Sportartikel tragen und benutzen, die von adidas […] geliefert werden".[10] Die Firma adidas sicherte sich das Recht, mit Sportlern der A-Mannschaften der DDR zu werben. Ein seltsam anmutender Nachsatz im Vertrag sollte offensichtlich Vorbehalte der DDR-Sportfunktionäre zerstreuen: durch die Werbung dürfe der Status des Amateursportlers nicht verletzt werden. In diesem Punkt war die DDR empfindlich.
Einer Werbekampagne seitens adidas bedurfte es allerdings kaum. In jeder Fernsehübertragung, auf jedem Pressefoto mit Sportlern waren die Markenzeichen des Herstellers auf Schuhen und Kleidung unübersehbar.
Jährlich 300.000 D-Mark sollten beim Kauf der adidas-Bekleidung verrechnet werden, der DTSB weiterhin 600.000 D-Mark bar kassieren. 1983 erbat Paul Verner, Mitglied des Staatsrats und Vorsitzender des Volkskammer-Ausschusses für Nationale Sicherheit, beim Generalsekretär Erich Honecker die Zustimmung zu einem neuen Vertrag mit adidas über jährlich 1,8 Millionen D-Mark. Honecker zeichnete wie üblich mit "Einverstanden" ab.[14] 1989 wurde der adidas-Vertrag mit einer Gesamtsumme in Höhe von 2,8 Millionen D-Mark einschließlich Materiallieferungen für vier Jahre verlängertZieleinlauf mit Westschuhen: Marita Koch (r.) vom SC Empor Rostock stellte bei den DDR-Hallen-Meisterschaften im Februar 1985 eine neue Weltbestleistung über 100 Yards auf (© Bundesarchiv, Bild 183-1985-0217-011, Foto: Matthias Hiekel)
Mit ihrer vordergründigen Wertediskussion um die Kommerzialisierung des Sports fand die SED im sozialistischen Lager zuletzt kaum noch Gehör. Andererseits standen sich scheinbar unvereinbar die Gegensätze von marktwirtschaftlicher Gewinnmaximierung bundesdeutscher Sportartikelhersteller und die sozialistische Chimäre des "Staatsamateurs" gegenüber. Dennoch kam es zu einer deutsch-deutschen Verflechtung.
Ein Globalvertrag mit dem Klassenfeind führte dazu, dass die DDR zu einem adidas-Land wurde.Dassler darf als Strategie unterstellt werden, dass er langfristig den Sport- und Freizeitmarkt der DDR für sich gewinnen wollte. Gleichzeitig spitzte sich in der DDR die Versorgungslage bei Sportschuhen geradezu dramatisch zu.
Das DDR-Ministerium für Handel und Versorgung konstatierte, dass 1982 der Bedarf an Sportschuhen nur zu einem Drittel gedeckt werden konnte und sich für 1983 ein weiterer Produktionsrückgang abzeichne. In dieser Situation versprach die Gestattungsproduktion, das heißt die Produktion eines Schuhmodells von adidas mit produktionstechnischer Unterstützung des bundesdeutschen Schuhherstellers Salamander, Abhilfe.
1987 vereinbarte die DDR mit adidas eine Gestattungsproduktion für sportliche Freizeitbekleidung, die ausschließlich für die Versorgung der Bevölkerung bereitgestellt werden sollte.http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschi ... de-teil-iiSo wurden nicht nur die Sportler mit Bekleidung und Ausrüstung versorgt,
sondern auch die Bevölkerung mit sportlicher Freizeitbekleidung.Es ist kaum vorstellbar, dass 1982 zwei Drittel des Bedarfes an Sportschuhen nicht gedeckt werden konnte. Für mich wird es immer deutlicher, dass diese hochgelobte Planwirtschaft nur existieren konnte, wenn der Klassenfeind BRD die Genossen Kommunisten mit Darlehen ( FJ S), dem Freikauf von politischen Gefangenen, seinen Qualitätsprodukten und vielem mehr unterstützte.
Dieser Staat war eine " Totgeburt ", ohne Zukunft und von der Mehrheit der Bürger nicht gewollt, was diese nicht nur 1953 zum Ausdruck brachten, sondern schon sehr früh und bis zum Ende permanent kundtaten.