Mode in der DDR

Wie lief der Alltag in beiden deutschen Staaten zur Zeit der Teilung ab? Wie wurde gearbeitet? Was waren typische Berufe? Was wurde nach Feierabend gemacht? Wohin gings in den Urlaub?
Dies ist der Bereich zum Thema "Alltag"

Re: Mode in der DDR

Beitragvon karnak » 2. November 2016, 17:12

Nostalgiker hat geschrieben:Danke für den "alten" Mann Du Jungspund du ...... [grins]
Der Rest Deine Bemerkung, nun ja; ich hätte es anders formuliert und bedenke auch Du bist in kürze im Kreis der Senioren .....

Das mit dem Steinewerfen ist paritätisch geregelt ........

[flash] Ich versuche mit aller Kraft gewisse Gebaren in mahnender Erinnerung zu behalten, in der Hoffnung nicht in ähnliches Verhalten zu verfallen. Ob mir das gelingt weiß ich natürlich nicht sicher.
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Re: Mode in der DDR

Beitragvon Spartacus » 2. November 2016, 18:02

Nostalgiker hat geschrieben:"Jugendkultur" ist ein äußerst lukratives Geschäft und die Konzerne freut es wenn die Zielgruppe " in persönliche Freiheiten" gelenkt das konsumiert was ihnen als trendy und stylisch vorgegeben wird .......
Die ganze Jugendkultur ist inzwischen eine milliardenschwere Industrie und da wird kaum noch was dem Zufall oder gar der Kreativität der Jugendlichen überlassen ....


Das betrifft die heutige Zeit, gar keine Frage, aber damals und darum geht es ja, hatte meine Freundin ein wunderschönes Fahrgestell in der Levis, wo mit Wisent und Co
nichts zu sehen war. [flash]

LG

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Re: Mode in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 2. November 2016, 21:23

Vielleicht lag das auch an dieser Mode der Hosen, Karottenschnitt genannt? Oben um die Hüfte weit und pludrig und nach unten hin schmal .......
das mit dem Karottenschnitt gab es mal 'ne Zeitlang.

Levis oder Wrangler waren zu meiner frühen Jugendzeit sowieso nicht sooo gelitten. Erstmal kamst du als Schüler nicht einfach an solche Hosen und dafür die Westverwandtschaft zu bitten da hat man sich nicht immer getraut. Sie gebraucht zu kaufen, dafür reichte das Taschengeld nicht wirklich.
Ich kann mich nicht erinnern das in unserer Clique von den Jungs oder gar den Mädchen irgendjemand Jeans trug. Ich rede allerdings von der Zeit Mitte der 60ger Jahre.
Unter der Woche wurden von den Jungs mehr praktisch-strapazierfähige Stoffhosen getragen und am Wochenende die sogenannten "Guten". Dazu Hemden, im Sommer welche die sich aus unerfindlichen Gründen 'Campinghemden' nannten ansonsten solche die Heute unter 'Freizeithemden' firmieren.
Ganz schick war man wenn man am WE zum Ausgehen, also Kino oder so, eine sogenannte NATO-Plane sein eigen nannte und diese anzog.

Dann waren die ausgestellten Hosen, also die mit Schlag ganz modern und solche mußte man einfach haben.

Etwas "entspannter" mit der Bekleidung wurde es ab 1970/71 als für die Jugendmode halt flotte Jugendmode produziert wurde. Nun gut, das meißte der dort angebotenen Sachen konnte man beim besten Willen nicht anziehen aber für einigermaßen modischen Schick gab es ja den Exquisit. War rückblickend relativ teuer aber Heutzutage kaufe ich auch nicht bei Kik oder Primark .....

Irgendwann, ab Mitte der 60ger wohl, war es für mich Bekleidungstechnisch sehr entspannt denn ich bekam fast meine gesamte Garderobe vom "Klassenfeind". Dabei vorzugsweise solche Dinge die erst für die nächste Saison waren oder auch nicht. Ehrlich gesagt war es mir manchmal peinlich in teilweise sehr auffälligen Sachen herumzulaufen aber andererseits hatte dieses Zeug kein Anderer ......

Ganz groß in Mode waren an '70 Cordjeans und zwar Feincord. Farbe egal, Hauptsache Feincord und wenn es geht Levis und dazu solche Bergsteiger-Schuhe ......
Die Hosen wurden eben in Prag gekauft ........

Ich könnte das noch bis 1989 ausdehnen aber Fazit ist für mich jedenfalls, wenn man halbwegs modisch in der DDR unterwegs sein wollte gab es dafür Mittel und Wege und die Bekleidungsindustrie der DDR stellte nicht nur Schrott her wie es hier versucht wird zu suggerieren.

Trends wurden, aus welchen Gründen auch immer, vorzugsweise im 'Westen' gesetzt und da sowieso alles was aus dem Westen kam damals "Schau" war, hatte es das was in der DDR produziert wurde in der Akzeptanz gerade der Jugendlichen schwer.
Das mag in den 80ger Jahren noch schlimmer gewesen sein als zu meiner Jugendzeit.
Aber alles in der DDR rannte in Stones-wash Jeansbekleidung durch die Gegend soweit es keine Punker, Mods, Poppers, Skins, Rocker oder Blueser waren .......

Nur was es Heute wohl kaum noch gibt das war die Kreativität des Einzelnen, mit etwas Geschick und Phantasie wurde sich eben die Mode selber geschneidert oder gestrickt oder ......
Auch jetzt kann wieder gesagt werden die Menschen mußten ja bei dem Mangel ......


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Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Mode in der DDR

Beitragvon Kumpel » 3. November 2016, 08:06

Nostalgiker hat geschrieben:Ich könnte das noch bis 1989 ausdehnen aber Fazit ist für mich jedenfalls, wenn man halbwegs modisch in der DDR unterwegs sein wollte gab es dafür Mittel und Wege und die Bekleidungsindustrie der DDR stellte nicht nur Schrott her wie es hier versucht wird zu suggerieren.
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Na klar gab es Mittel und Wege , nur nicht jeder hatte die Mittel und die Wege.
In der Provinz der DDR ohne spendable Westverwandtschaft bist du mit den Ladenhütern aus der Jugendmode rumgelaufen wie der letzte Kackvogel. Den Lachern in der Schule konnte man sich jedenfalls
sicher sein.
Tragbare Klamotten wurden zumeist unter dem Ladentisch verschoben und nicht jeder Kerl hatte in der DDR Lust , Laune und die Mittel seiner Kreativität beim Schneidern der eigenen Klamotten freien Lauf zu lassen.
Von den Schwierigkeiten der Materialbeschaffung mal garnicht zu reden.
Die Polen haben sich dann in den 80ern diese Miesere zu Nutze gemacht und die DDR mit ihren Billigklamotten überschwemmt.
Zuletzt geändert von Kumpel am 3. November 2016, 08:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mode in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 3. November 2016, 08:17

Für deine Passivität und deine Forderungsmentalität mußt du den Schuldigen schon woanders suchen und nicht dem "Staat" in die Schuhe schieben.
Hauptsache rummeckern aber den Hintern nicht bewegt haben, solche "Widerstandskämpfer" a la DDR liebe ich ...... [hallo]
Du warst bestimmt das einzige Kind welches in der DDR auf Grund seiner Lumpen aus der Jumo in der Schule ausgegrenzt wurde (heute heißt das wohl gemobbt werden).

Eine flächendeckende, gleichgute Versorgung in aller Vielfalt für Stadt und Land einzufordern bzw. das nichtvorhanden sein zu kritisieren zeugt von gewaltigem Realitätsmangel.


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Re: Mode in der DDR

Beitragvon Kumpel » 3. November 2016, 08:25

Ne Nosti ,

ich habe diese Zonenklamotten ab ca. 13 Jahren nicht mehr getragen. Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt , das mir diese Schmach erspart blieb.
Ein paar arme Säcke gab es aber schon , die mit ihren sperrigen Jugendmode-Klamotten in der Schule aufliefen und sich damit regelmäßig zum Vollhorst machten.
Das Gejohle war jedes mal wie ein Spießrutenlaufen mit den hochgekrempelten Ofenrohren , die sich Wisent-Jeans nannten.
Aber was sollten die auch machen , keine Westverwandtschaft , keinen Stoff , keine Nähmaschine und keine Geld nach Prag zu fahren um sich dort mit Klanmotten einzudecken.
Dann waren da ja auch noch die Vietnamesen mit ihren Jeans. Das war allerdings keine wirkliche Alternative , da sah man ja schon zehn Meilen gegen den Wind , dass die Dinger nicht echt waren
und so viel besser sahen die meistens auch nicht aus.
Zuletzt geändert von Kumpel am 3. November 2016, 08:41, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Mode in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 3. November 2016, 08:33

Welch eine Tragik aber auch [sick]
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Mode in der DDR

Beitragvon Kumpel » 3. November 2016, 09:11

Nostalgiker hat geschrieben:Eine flächendeckende, gleichgute Versorgung in aller Vielfalt für Stadt und Land einzufordern bzw. das nichtvorhanden sein zu kritisieren zeugt von gewaltigem Realitätsmangel.

Nostalgiker


Aber Nosti,

Stadt war für uns die nächste Kreisstadt und da sah es auch nicht sehr viel besser aus mit dem Angebot.
In die Bezirksstadt ist man eigentlich nur gefahren wenn man für besondere Anlässe etwas brauchte.
Mein großer Bruder wurde vor seiner Jugendweihe nach Halle geschickt um sich dort einzukleiden und kam mit einem grauen , potthässlichen aber teueren Kunstfaseranzug zurück.
Meine Mutter war entsetzt und hatte fast geweint.Der hässliche Anzug , das viele Geld.......
Kumpel
 

Re: Mode in der DDR

Beitragvon Interessierter » 8. Juli 2017, 11:22

Lieber Kunde als Niete

Um sich vom Einheits-Chic der DDR abzusetzen, brauchte man Do-it-yourself-Fantasie, Talent an der Nähmaschine oder Verwandte in Westen. Jugenderinnerungen an eine Zeit, als aus einem Nachthemd schon einmal ein Minikleid wurde.
von Barbara Bollwahn

Bild
Auch braver Kreuzstrich kann rebellisch sein: Unsere Autorin bei der Jugendweihe (Foto: privat)

Individualität gehörte in der DDR nicht zu den gefragten Tugenden. Alle sollten nicht nur möglichst gleich denken, sondern auch gleich aussehen. Die Sozialistische Einheitspartei und der Einheits-Grauputz an den Häusern setzten sich in der Einheitskleidung von der Stange fort.

Aber bei der sozialistischen Mode gab es, wie auch bei den Fünfjahresplänen der Staatswirtschaft, große Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. Auch in der DDR war Kleidung nicht nur dazu da, sich im Winter möglichst dick und im Sommer möglichst luftig zu kleiden. Mit Hosen, Jacken, Hemden, Kleidern, Schuhen und Taschen konnte man sich nicht nur ein individuelleres Äußeres geben. Man konnte, zum Beispiel mit Klamotten aus dem Westen oder Selbstgeschneidertem, geradezu ein modisches Bekenntnis ablegen – gegen den Staat und seine Mode von der Stange.

Als ich 14 Jahre alt war, musste ich mir überlegen, was ich zu meiner Jugendweihe tragen wollte. Bei der Jugendweihe gaben Jugendliche ein Gelöbnis auf die Verteidigung des Sozialismus ab und wurden in die Reihen der Erwachsenen aufgenommen. Und da wollte ich, bis auf die Schuhe, keinesfalls was aus einem „Centrum Warenhaus“ tragen.

Was tun? Meine Mutter wusste mit ihrer alten Singer-Nähmaschine mit Fußpedal ganz wunderbar umzugehen. Klar, dass Mutti mir einen blauen Rock nähen würde, der zu der blau-weiß bestickten ungarischen Folklorebluse passte, die ich bereits ausgewählt hatte. Das Wichtigste an dieser Kombination war der blau-weiße Kreuzstich, mit dem ich die Taschen des Rockes verzierte, auch den Gürtel bestickte ich blau-weiß. Als meine Klasse schließlich Aufstellung für ein Gruppenfoto nahm, kam ich mir inmitten all der Warenhaus-Einheitskleidung sehr individuell vor mit meinem braven Kreuzstich.

Bild
Selbst ein Blueser braucht mal eine Pause. Hauptsache, die Levis sitzt (Foto: Gerd Danigel)

Kurze Zeit später entdeckte ich die Szene der „Kunden“ oder „Blueser“. So wurden junge, meist langhaarige Männer und Frauen genannt, die zu Blueskonzerten fuhren und sich speziell kleideten. Besonders wichtig war es, an eine original Levi’s-Jeans zu kommen, die das Nonplusultra darstellte. Dagegen kamen die Nietenhosen, die in der DDR hergestellt wurden und die „Wisent“ oder „Boxer“ hießen, gar nicht in Frage. Zum Glück hatte ich eine Tante, die von ihrer Westverwandtschaft regelmäßig Klamotten geschickt bekam und mir meine erste Levi’s schenkte.

Dazu trug ich sogenannte Tramper oder Klettis, Wanderschuhe aus braunem Wildleder, die oftmals nur zu haben waren, wenn man Beziehungen hatte. Im Sommer wurden die Treter abgelöst von Jesuslatschen, auch „Römersandalen“ genannt. Für diese schlichten flachen Riemensandalen brauchte man ebenfalls Vitamin B. Zu diesem Outfit wurden gern blaue Fleischerhemden mit weiß-grauen Streifen getragen, wobei ich nicht weiß, warum gerade diese Arbeitskleidung so beliebt war.

Weil es in meiner Familie keinen Fleischer gab, half mir Mutti auch hier. Sie machte ein blau-weiß gestreiftes Oberhemd meines Vaters etwas enger und arbeitete den Hemd- in einen Stehkragen um, sodass es einem Fleischerhemd nahekam. Über den Schultern der „Kunden“ hingen übrigens meist selbst gemachte Umhängetaschen, die früher einmal Sofakissen oder Wandgobelins gewesen waren – vorzugsweise mit einem röhrenden Hirsch als Motiv.

Miniröcke wider die sozialistische Moral

Mit 17, 18 Jahren fand ich dann auch alte Nachthemden aus Omas Zeiten sehr gut geeignet, um mich vom Einheits-Chic abzuheben. Mutti schneiderte ein altes Nachthemd um – das heißt, sie kürzte es auf mein Drängen so stark, dass es den Namen Minikleid verdient hatte. Zum Einsatz kamen auch violette Färbetabletten. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, als ich das Nachthemd-Kleid zum ersten Mal in der Öffentlichkeit trug. Da war ich gerade aus dem Dorf in Sachsen, in dem ich aufgewachsen bin, nach Leipzig gezogen. Vor dem Studium arbeitete ich für ein Jahr in der Personalabteilung der Karl-Marx-Universität. Da gab es einmal in der Woche Publikumsverkehr, und genau an so einem Publikumstag trug ich das ultrakurze Kleid. Ich wollte ja, dass das Teil von möglichst vielen Mitbürgern wahrgenommen wurde.

Meine Arbeitskollegen waren nicht nur bedeutend älter als ich, sondern auch treue Mitglieder der Partei, auch meine Chefin war eine vollüberzeugte 150-Prozentige. So ließ der Protest nicht lange auf sich warten. Wenige Minuten nachdem mich die Chefin auf dem Flur gesehen hatte, zitierte sie mich in ihr Büro. Sie hielt mir einen Vortrag über sozialistische Moral und schickte mich mit dem Auftrag nach Hause, mich sofort umzuziehen. Der Aufforderung kam ich nur widerwillig nach. Aber die Genugtuung, die ich in der kurzen Zeit des Minikleid-Tragens empfunden hatte, war die Standpauke allemal wert gewesen.

http://www.fluter.de/lieber-kunde-als-niete
Interessierter
 

Re: Mode in der DDR

Beitragvon Interessierter » 9. Juli 2017, 08:31

Warum war die SED eigentlich so dumm, dass sie nicht erkennen konnte oder wollte, dass sie mit ihrem Verhalten in Sachen Mode, die jungen Menschen gegen sich aufbrachte?
Interessierter
 

Re: Mode in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Juli 2017, 08:49

Interessierter hat geschrieben:Warum war die SED eigentlich so dumm, dass sie nicht erkennen konnte oder wollte, dass sie mit ihrem Verhalten in Sachen Mode, die jungen Menschen gegen sich aufbrachte?



Dumm weniger. Eher doch unfähig, schnell mit modischen Artikeln zu punkten. Wir Jugendlichen haben dann Stoffe gekauft und sind zum Schneider und haben uns Hosen nach Wunsch nähen lassen.
Oder eben Stangenware gekauft. So geschah es, dass meine Brigade 1972 auf Montage in Bad Frankenhausen war. Abends ging es auch mal ins Kaufhaus. Da es gerade mal Jacken gab, die recht ordentlich schienen, kaufte ich eine. Am nächsten Tag ging es auf Heimfahrt. Allein in meiner 8-köpfigen Brigade hatte 3 Mann nun die gleiche braune Jacke an....

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Mode in der DDR

Beitragvon Interessierter » 10. September 2017, 11:25

Fashion Week in der DDR

Levi Jeans? Kurze Röcke? Ein Designer-Kleid? Dinge, von denen Modebegeisterte in der DDR nur träumen konnten. Westliche Mode war ein No-Go in dem sozialistischen Land, und für hochwertige Stoffe war kein Geld da. Kleidung war auch Teil der Planwirtschaft, was bedeutet, dass die Designs nie der neuesten Mode entsprachen. Das bedeutete aber nicht, dass die Liebe zur Mode etwas war, was die DDR nicht erreicht hätte. Die Teenager in DDR sahen, dass Fernsehstars aus dem Westen Outfits trugen, die in ihrem Land nicht zu finden waren – also wurden sie kreativ.

Bild
Modisch am Leninplatz, in der Nähe des Strausberger Platzes. Quelle: Spiegel.de

Jeans aus dem Westen

Ein wichtiger Aspekt von Sozialismus ist die Gleichheit aller Bürger. Auch wenn es um Mode geht. Gute Kleidung sollte für jeden erhältlich sein und nicht aus luxuriösen Extravaganzen oder ‘Firlefanz’ bestehen. Jeans waren in den 1950ern und 1960ern in Westdeutschland der letzte Schrei, aber wer auch immer es wagte, sie im Osten zu tragen, musste darauf gefasst sein, dass ihm Fragen nach seinen politischen Präferenzen gestellt wurden.

Denim schien jedoch hartnäckiger zu sein, als die DDR-Führung es erwartet hatte, und so beschlossen sie 1978, ihre eigenen Jeans auf den Markt zu bringen. Nun konnten die Jugendlichen ihre ‘Shanty’, ‘Boxer’ oder ‘Wisent’ tragen – sie sahen jedoch nicht annähernd so gut wie die Jeans aus dem Westen aus. Man konnte nur hoffen, dass ein Freund im Westen einem eine echte Jeans schicken würde; jenseits davon gab es noch die Option des Schwarzen Marktes, wenn man bereit war, exorbitant hohe Preise für eine Wrangler oder Levi Jeans zu zahlen.

Eine Revolution: Synthetische Kleidung


Ein großes Modeproblem war der Mangel an guten Stoffen, deshalb pries die DDR-Führung den Absatz von Kunstfasern an. Es gab ’Lederon’ als Lederersatz und ‘Dederon’, eine Chemiefaser als Stoffersatz, in dessen Namen sogar die DDR steckte. Anstelle von Seide oder Baumwolle wurde ‘Präsent.20’ für Kleidung verwendet. Heutzutage mögen Kunstfasern bei Kleidung weniger attraktiv sein, aber damals waren sie etwas Revolutionäres. Wenigstens für kurze Zeit. Sie sahen relativ gut aus, die Verbraucher beklagten jedoch, dass sie überhaupt nicht atmeten – somit war Schweiß auch Teil der Mode in der DDR.

Wer Geld hatte, konnte bei ‘Exquisit’ kaufen, einer Kette von exklusiven Läden, die erstmals 1962 eröffnet wurden. Sie verkauften teuere Mode aus dem Westen, aber auch ein Label mit exklusiver Kleidung, die in der DDR entworfen und angefertigt wurde. Die 30 Designer dieses Labels konnten Textilien nutzen, die ansonsten in ihrem Land unerschwinglich oder nicht erhältlich waren. Von jedem Modell wurden nur etwa 300 Stück angefertigt. Die Kleidung war von hoher Qualität und großer Wert wurde auf gute Passform und darauf gelegt, dass sie tragbar war. Die meisten Ostdeutschen würden sie sich jedoch leider nie leisten können.

Kreativität an der Nähmaschine


Ein Grund, unschöne Kleidung zu tragen? Nicht für jeden. Die Frauenzeitschrift Sibylle war sehr beliebt, da sie Vorlagen enthielt, um Kleidungsstücke nachzuarbeiten oder selbst zu entwerfen. Die Fotomodelle in der Zeitschrift trugen Kleidung, die staatlicherseits abgesegnet war – West-Outfits oder Miniröcke waren hingegen nie darin zu sehen. Dennoch: Wer eine Nähmaschine hatte (und das galt fast für jeden in der DDR) konnte die Vorlagen und die eigene Kreativität nutzen, um die Kleidung selbst zu kreieren, nach der man sich sehnte. Schätzungsweise ein Fünftel der gesamten Kleidung in der DDR wurde von den Verbrauchern selbst entworfen.

http://www.centralberlin.de/blog/fashio ... r/?lang=de
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