Im Januar 1988 stattete Erich Honecker Frankreich einen Staatsbesuch ab. Allem Anschein nach schien die lange internationale Isolation erfolgreich überwunden zu sein. Die DDR schien endlich ihren lang ersehnten Platz in der internationalen Völkergemeinschaft einzunehmen. Die lang erwartete internationale politische Anerkennung galt in den Köpfen der DDR-Kommunisten als günstiges Omen, das symbolisch mit dem 40. Jahrestag der DDR zusammenzufallen schien.
Trotz Honeckers Erklärung noch im Januar 1989, dass "die Mauer auch in fünfzig und auch in hundert Jahren noch stehen wird", waren die Auswirkungen von Glasnost und Perestroika in der Sowjetunion und in ganz Osteuropa sichtbar geworden. Obwohl die DDR-Führung versuchte, die Realität dieser Entwicklungen zu leugnen, waren die Reformen des Sowjetführers Gorbatschow für die meisten Ostdeutschen Symbole einer neuen Ära, die unweigerlich auch die DDR erreichen würde. Die verzweifelten Versuche der DDR-Führung, die Nachrichten aus der Sowjetunion durch die Verhinderung der Verbreitung russischer Nachrichtenmagazine zu blockieren, verstärkten nur den wachsenden Protest in der Bevölkerung.
In Berlin feierte die DDR-Führung am 7. Oktober den 40. Jahrestag der Staatsgründung der DDR. Honecker verurteilte in seiner Ansprache scharf die BRD, sich in die inneren Angelegenheiten der DDR einzumischen und Demonstranten zu ermutigen. Immer noch überzeugt von seiner Mission, das Überleben der DDR als Staat zu sichern, verkündete er: "Der Sozialismus wird in seinem Lauf weder durch Ochse noch durch Esel aufgehalten." Die prophetische Erwiderung von Gorbatschow, Ehrengast der Feierlichkeiten, wie er der internationalen Presse gegenüber zitiert wurde, spiegelte die bevorstehenden Realitäten genauer wider: "Wer zu spät kommt, wird die Folgen der Geschichte tragen."
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