Wettklauen im Centrum-Warenhaus
Verfasst: 23. Januar 2018, 13:55
Hübsche Mädchen himmelten Marko Schubert an, als er betont cool auf dem Schulhof rauchte. Ein teures Hobby. Also ging er in den Achtzigerjahren in Ostberliner Kaufhäusern regelmäßig auf Diebestour.
Der Autor beim Rauchen mit seinem Bruder Benny im Garten der Familie. Die Sucht - bevorzugte Marke "Cabinet" - finanzierte er sich mit langen Fingern.
Ich war 14, als ich zu rauchen anfing. An jenem herrlichen Sommertag im Ostberliner Volkspark Friedrichshain bestand mein Ferienjob darin, gemächlich die Grünanlagen zu pflegen. Zwei hinreißend aussehende Kolleginnen legten sich in jeder Mittagspause spärlich bekleidet zum Sonnen aufs Dach des Geräteschuppens. In genussvollen Zügen bliesen sie kleine Rauchschwaden in den blauen Himmel. "Alte Juwel" kosteten 2,50, "Cabinet" 3,20 und "Club" vier Mark.
Ich wählte, wie so oft im Leben, die Mitte. Mit meiner ersten "Cabi" in der Hand kam ich tatsächlich mit den verführerischen Mädchen ins Gespräch. So begann mein neues Leben im Qualm der DDR. Schon bald brauchte ich eine Pappschachtel am Tag und deutlich mehr Geld.
Mit dem Altstoffwagen vor fremden Wohnungen nach leeren Schnapspullen und vergilbtem Papier zu betteln, war irgendwann einfach nicht mehr drin. Allein schon die Peinlichkeit, dass mich womöglich jemand aus der Schule dabei ertappen könnte, verbot diese Aktivität grundsätzlich. Die Hosentaschen-Durchsuch-Methode war zwar meistens von Erfolg gekrönt, da mein Vater wirklich überall Kleingeld hinterließ. Sie brachte aber nicht genug ein. Schlecht bezahlte Jobs waren nur in den Ferien möglich. Aber ich musste doch rauchen! Alle qualmten: Eltern, Lehrer, coole Kumpels und vor allem verführerische, leicht bekleidete Mädchen auf den Dächern meiner Stadt.
Lukrative Familieneinkäufe
In dieser Zeit traf es sich gut, dass ich nach der Schule Familieneinkäufe erledigen durfte. Mit den leeren, stinkenden Bierflaschen meines Vaters und einem kaum leserlichen Einkaufszettel meiner Mutter in die menschenüberfüllte Kaufhalle zu gehen, war eigentlich kein kindliches Vergnügen. Doch es lagen dafür fast immer 30 Mark in der Küche.
Zuerst beschiss ich Mutter beim Restgeld. Nur um ein paar Pfennige, aber immerhin. Doch eines Tages ließ ich eine Putzi-Zahnpastatube vor dem Bezahlen in meiner Jacke verschwinden. Diese kurze Bewegung brachte immerhin ein bisschen Geld zusätzlich bei der Abrechnung am Abend. Und schon bald gelangten allerhand kleine Artikel wie Nudossi-Becher, Bautzener Senf, Leberwürste, Marella-Margarine, Schmelzkäse, Puddingpulver und Blockschokolade ohne Bezahlung in eine meiner vielen Taschen.
Den vollständigen Bericht mit weiteren 7 Fotos findet man hier:
http://www.spiegel.de/einestages/diebes ... 63478.html
Wenn damals viele Bürger der DDR sich schon regelmäßig am Volkseigentum " bedienten ", dann war es vielleicht nicht verwunderlich, wenn einige Jugendliche es ihnen nachmachten...
Der Autor beim Rauchen mit seinem Bruder Benny im Garten der Familie. Die Sucht - bevorzugte Marke "Cabinet" - finanzierte er sich mit langen Fingern.
Ich war 14, als ich zu rauchen anfing. An jenem herrlichen Sommertag im Ostberliner Volkspark Friedrichshain bestand mein Ferienjob darin, gemächlich die Grünanlagen zu pflegen. Zwei hinreißend aussehende Kolleginnen legten sich in jeder Mittagspause spärlich bekleidet zum Sonnen aufs Dach des Geräteschuppens. In genussvollen Zügen bliesen sie kleine Rauchschwaden in den blauen Himmel. "Alte Juwel" kosteten 2,50, "Cabinet" 3,20 und "Club" vier Mark.
Ich wählte, wie so oft im Leben, die Mitte. Mit meiner ersten "Cabi" in der Hand kam ich tatsächlich mit den verführerischen Mädchen ins Gespräch. So begann mein neues Leben im Qualm der DDR. Schon bald brauchte ich eine Pappschachtel am Tag und deutlich mehr Geld.
Mit dem Altstoffwagen vor fremden Wohnungen nach leeren Schnapspullen und vergilbtem Papier zu betteln, war irgendwann einfach nicht mehr drin. Allein schon die Peinlichkeit, dass mich womöglich jemand aus der Schule dabei ertappen könnte, verbot diese Aktivität grundsätzlich. Die Hosentaschen-Durchsuch-Methode war zwar meistens von Erfolg gekrönt, da mein Vater wirklich überall Kleingeld hinterließ. Sie brachte aber nicht genug ein. Schlecht bezahlte Jobs waren nur in den Ferien möglich. Aber ich musste doch rauchen! Alle qualmten: Eltern, Lehrer, coole Kumpels und vor allem verführerische, leicht bekleidete Mädchen auf den Dächern meiner Stadt.
Lukrative Familieneinkäufe
In dieser Zeit traf es sich gut, dass ich nach der Schule Familieneinkäufe erledigen durfte. Mit den leeren, stinkenden Bierflaschen meines Vaters und einem kaum leserlichen Einkaufszettel meiner Mutter in die menschenüberfüllte Kaufhalle zu gehen, war eigentlich kein kindliches Vergnügen. Doch es lagen dafür fast immer 30 Mark in der Küche.
Zuerst beschiss ich Mutter beim Restgeld. Nur um ein paar Pfennige, aber immerhin. Doch eines Tages ließ ich eine Putzi-Zahnpastatube vor dem Bezahlen in meiner Jacke verschwinden. Diese kurze Bewegung brachte immerhin ein bisschen Geld zusätzlich bei der Abrechnung am Abend. Und schon bald gelangten allerhand kleine Artikel wie Nudossi-Becher, Bautzener Senf, Leberwürste, Marella-Margarine, Schmelzkäse, Puddingpulver und Blockschokolade ohne Bezahlung in eine meiner vielen Taschen.
Den vollständigen Bericht mit weiteren 7 Fotos findet man hier:
http://www.spiegel.de/einestages/diebes ... 63478.html
Wenn damals viele Bürger der DDR sich schon regelmäßig am Volkseigentum " bedienten ", dann war es vielleicht nicht verwunderlich, wenn einige Jugendliche es ihnen nachmachten...