Familie Besser ,Wissenschaftler des VEB Geologische Forschung im sächsischen Freiberg, sollten für Castro Bodenschätze finden.
Dass die Bessers mit ihren kleinen Söhnen Jens, 3, und Jörn, 7, überhaupt nach Kuba durften, begreifen sie als "riesiges Glück". Schon immer liebten sie jene Ferne, die der Spitzel-Staat seinen Bürgern so eisern verwehrte. Heute reisen sie um die Welt und beobachten Vulkane. Damals zogen sie zum Studium wenigstens aus der DDR nach Moskau.
Aus der DDR in die Tropen
Hans-Ulrich wurde Geophysiker, Marika Geochemikerin. Als das Kuba-Angebot kam, waren beide begeistert. "Dass wir auch noch den Trabi mitnehmen durften, war der absolute Clou", schwärmt Hans-Ulrich Besser.
Das Ehepaar profitierte davon, dass das Zentrale Geologische Institut der DDR dringend Experten für eine Expedition suchte. Ab 1982 fahndeten Wissenschaftler in der Provinz Camagüey nach Lagerstätten von Kupfer, Blei, Zink und Chromit. Zugleich suchten sowjetische Experten auf der ganzen Insel nach Gold. Fidel Castros darbende Industrie brauchte Rohstoffe, etwa Chromit als feuerfestes Gestein für Hochöfen.
Die Familie zögerte keine Sekunde, denn kaum ein DDR-Bürger durfte einfach mal so nach Kuba: Wer von Ost-Berlin nach Havanna fliegen wollte, musste im kanadischen Neufundland umsteigen. Im NSW also, dem "Nicht-Sozialistische Wirtschaftsgebiet": Fluchtgefahr! Selbst ein kurzer Stopp dort machte das Regime nervös.
"Wir aber hatten proletarische Großmütter", sagt Besser und lacht den Irrsinn des Systems weg. Was für ihn und seine Frau sprach: Sie hatten keine Westverwandtschaft, zu der sie hätten fliehen können; ihre Väter hatten als Volkspolizist und Lehrer "systemnahe" Berufe.
So ließ der Staat sie im Oktober 1985 nach Kuba, wo sie eher ruppig empfangen wurden: Der Zoll konfiszierte sofort all ihre DDR-Essensreserven - harte Wurst, Kommissbrot, Kaffee. Die Unterkunft, die sie in der Stadt Camagüey mit anderen DDR-Bürgern teilten, war ein kahler, mehrgeschossiger Bau, davor lieblose Betonbänke. Keine Heizung, das Leitungswasser war ungenießbar. Und: "Hier gibt es nur Palmen und Steppe", sagt Besser. "Die Gegend ist am trockensten und am weitesten vom Meer entfernt. Eigentlich die bescheuertste Ecke von Kuba."
Dabei war das Auto, das ihnen nun ein Stück Freiheit schenkte, einst ein Notkauf. Die Bessers erwarben ihn hastig vom Bruder einer Nachbarin, als sie Eltern wurden. Doch der Trabi war bald schrottreif, die Karosserie durchgerostet, das Getriebe hinüber, die Polizei stellte ihn still. Erst kurz vor Kuba war er nach zahlreichen Reparaturen wiederhergestellt. Es folgte der Härtetest.....
http://www.spiegel.de/einestages/kuba-r ... 50975.html
AZ