Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Wie lief der Alltag in beiden deutschen Staaten zur Zeit der Teilung ab? Wie wurde gearbeitet? Was waren typische Berufe? Was wurde nach Feierabend gemacht? Wohin gings in den Urlaub?
Dies ist der Bereich zum Thema "Alltag"

Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon OaZ » 14. Juli 2020, 19:12

augenzeuge hat geschrieben:Übrigens, vom Mosaik von Hannes Hegen gibt es derzeit nur ein englischsprachiges Heft. Dabei handelt es sich um die Ausgabe 105, die 1965 unter dem Titel "The Pirates Castle" in kleiner Auflage hergestellt worden ist.
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2 englischsprachige Hefte Nr. 105 sind nachgewiesen. Und ich weiß sogar, wer eins davon hat [mundzu]
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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon augenzeuge » 14. Juli 2020, 20:50

Dann setz mal ne Seite hier rein. [grins]
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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon augenzeuge » 29. September 2021, 15:40

75 Jahre Hannes Hegen: Sonderheft "Dresden im 16. Jahrhundert"

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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon augenzeuge » 3. November 2023, 18:02

Finnische Hefte der Digedags wurden erstmals 1962 herausgegeben und waren somit die ersten Exportausgaben des Mosaik im nichtsozialistischen Ausland.

Hefte der ungarische, albanische, jugoslawische Ausgaben sind bekannt. Mit Beginn der Amerikaserie war auch Holland mit dabei.

(Quelle: Willi Paschke, Cottbus)

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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon augenzeuge » 3. November 2023, 19:26

Die Kobolde und ihr Pionier

Am 1. Juni 1955, dem Internationalen Tag des Kindes, ließ die DDR Comics verbrennen. Die Aktion war gut vorbereitet; man hatte Flugblätter gedruckt, die zum Beispiel so lauteten: „Bei Hitler waren es Wehrertüchtigungslager, heute ist es die Schundliteratur - frisch importiert aus den USA. Das Ziel ist die Vorbereitung der Jugend auf einen neuen Krieg. Das Ergebnis: Schlachtfelder, Atom- und Wasserstoffbomben, Massengrab.“ Man traute den westlichen Comics einiges zu. Deshalb wünschte das Zentralkomitee der SED sich eigene Comics.


Das „Mosaik-Kollektiv“, das seinem sozialistisch geprägten Namen zum Trotz keine gemeinschaftlich verwaltete Comicproduktionsstätte war, sondern ein privates Atelier mit bis zu einem Dutzend Angestellten, die alle das zu tun hatten, was Hannes Hegen anordnete. Mit anderen Worten: Es war ein knallharter Privatbetrieb mitten in der DDR.


Hegen hatte noch bis zum Mauerbau Comics als Anschauungsmaterial in West-Berlin gekauft, später bekam er vom DDR-Zoll Hefte zur Verfügung gestellt, die an der Grenze bei Einreisenden konfisziert worden waren.


Mehrfach stand das „Mosaik“ vor dem Aus. Für die Ausgabe 37 war 1959 schon ein fertiges Titelbild gezeichnet, das die sich traurig verabschiedenden Helden zeigt. Es musste nicht gedruckt werden.

1975 jedoch war der gegenseitige Überdruss von Hegen und dem Staat zu groß geworden. Die Drohung des Zeichners, bei einer Umfangkürzung den Vertrag zu kündigen, nahm der Verlag an. Mit Heft 223 war Schluss, und auf dem letzten Bild reiten die drei Kobolde auf Dromedaren in die Wüste: „Als die Digedags ihren Gastgebern ein letztes Lebewohl zuwinkten, da wussten sie, dass es dieses Mal ein Abschied für alle war, die sie kannten und die sie liebten“, steht darunter.


https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 58723.html

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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon Gerd Böhmer » 3. November 2023, 20:04

augenzeuge hat geschrieben:Die Kobolde und ihr Pionier

Am 1. Juni 1955, dem Internationalen Tag des Kindes, ließ die DDR Comics verbrennen. Die Aktion war gut vorbereitet; man hatte Flugblätter gedruckt, die zum Beispiel so lauteten: „Bei Hitler waren es Wehrertüchtigungslager, heute ist es die Schundliteratur - frisch importiert aus den USA. Das Ziel ist die Vorbereitung der Jugend auf einen neuen Krieg. Das Ergebnis: Schlachtfelder, Atom- und Wasserstoffbomben, Massengrab.“ Man traute den westlichen Comics einiges zu. Deshalb wünschte das Zentralkomitee der SED sich eigene Comics.


Das „Mosaik-Kollektiv“, das seinem sozialistisch geprägten Namen zum Trotz keine gemeinschaftlich verwaltete Comicproduktionsstätte war, sondern ein privates Atelier mit bis zu einem Dutzend Angestellten, die alle das zu tun hatten, was Hannes Hegen anordnete. Mit anderen Worten: Es war ein knallharter Privatbetrieb mitten in der DDR.


Hegen hatte noch bis zum Mauerbau Comics als Anschauungsmaterial in West-Berlin gekauft, später bekam er vom DDR-Zoll Hefte zur Verfügung gestellt, die an der Grenze bei Einreisenden konfisziert worden waren.


Mehrfach stand das „Mosaik“ vor dem Aus. Für die Ausgabe 37 war 1959 schon ein fertiges Titelbild gezeichnet, das die sich traurig verabschiedenden Helden zeigt. Es musste nicht gedruckt werden.

1975 jedoch war der gegenseitige Überdruss von Hegen und dem Staat zu groß geworden. Die Drohung des Zeichners, bei einer Umfangkürzung den Vertrag zu kündigen, nahm der Verlag an. Mit Heft 223 war Schluss, und auf dem letzten Bild reiten die drei Kobolde auf Dromedaren in die Wüste: „Als die Digedags ihren Gastgebern ein letztes Lebewohl zuwinkten, da wussten sie, dass es dieses Mal ein Abschied für alle war, die sie kannten und die sie liebten“, steht darunter.


https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 58723.html

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Und dann wurden die Abrafaxe draus, die es wohl bis Heute gibt. Die Ritter Runkel Serie und Amerika Serie mit den Digedags waren top.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon pentium » 23. Dezember 2024, 18:28

Comic «Mosaik» wird 70 - Jubiläumsaktionen
https://www.diesachsen.de/wirtschaft/co ... t=textlink



Los ging es im Jahr 1955 östlich der Mauer: Als Reaktion auf die Comics im Westen wurde in Ost-Berlin eine Zeitschrift gegründet, die auch ein Comic war - aber nicht so heißen durfte.

Die Comiczeitschrift «Mosaik» wird im kommenden Jahr 70 Jahre alt. Sie war 1955 in der DDR ins Leben gerufen worden und ist unterdessen der älteste noch erscheinende deutsche Comic. Die Hauptfiguren Abrax, Brabax und Califax starten im Januar in ihr 50. Abenteuer-Jahr. «So ein bemerkenswertes Ereignis muss gefeiert werden - und zwar gleich zwölfmal. Also einmal in jedem Monat», kündigte der Berliner Verlag Mosaik Steinchen für Steinchen an.

Im Januar werde ein 50 Jahre altes Versprechen an die Leser eingelöst: Die Abrafaxe treffen auf Till Eulenspiegel. Dies war schon im Januar 1976 versprochen worden, als Abrax, Brabax und Califax ihre Abenteuer starteten - und damit die ursprünglichen Comic-Helden Dig, Dag und Digedag ersetzten. Mit Blick auf die elf weiteren Hefte im Jubiläumsjahr sagte Verlagssprecher Robert Löffler der dpa: «Wie es weitergeht, wird wie immer beim "Mosaik" noch nicht verraten.»

Die erste «Mosaik»-Ausgabe erschien im Dezember 1955. Der Grafiker Hannes Hegen hatte Dig, Dag und Digedag - die Digedags - geschaffen. Sie reisten in verschiedene Länder und durch unterschiedliche Zeiten. Hegen stieg nach einem Streit mit dem DDR-Verlag Junge Welt 1975 aus.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon pentium » 17. Mai 2025, 16:06

Nach 62 Jahren: Verloren geglaubtes Digedags-Heft wird veröffentlicht
Im Nachlass des Grafikers und Comiczeichners Hannes Hegen sind zwei verschollen geglaubte Hefte der "Digedags" aufgetaucht. Der Verlag Mosaik Steinchen für Steinchen veröffentlicht eines der beiden Hefte mit dem Titel "Das Duell an der Newa" anlässlich Hegens 100. Geburtstags am 16. Mai. Die beiden Episoden sind laut Verlag Anfang der 1960er-Jahre entstanden und damals aus inhaltlichen Gründen der Zensur der DDR zum Opfer gefallen. Nun sind sie in Leipzig wieder aufgetaucht.

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/ ... s-100.html
https://www.mosapedia.de/wiki/index.php ... ewa#Inhalt
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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon augenzeuge » 17. Mai 2025, 18:01

Wahnsinn! Bestellbar für 15,- EUR plus Versand. Ab 16.6. wird ausgeliefert. Mal sehen, ob wir es hier als pdf zeigen können. Seite 2 und 3 habe ich schon mal.... [grins]

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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon augenzeuge » 17. Mai 2025, 18:11

Kennt das Buch einer?

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Re: Ein Thread über das Mosaik und die Digedags

Beitragvon pentium » 17. Mai 2025, 18:34

Hegen im KREUZER:

https://kreuzer-leipzig.de/2025/05/16/h ... geschichte

Dig, Dag, Digedag

Der Erfinder der DDR-Bildgeschichte Hannes Hegen wurde vor hundert Jahren geboren

»Man hat mir mein Lebenswerk genommen!« Noch im Alter zeigte sich Hannes Hegen unversöhnlich. Zu DDR-Zeiten wurde die Produktion seiner erfolgreichen Comic-Reihe Mosaik eingestellt, die Kobolde Did, Dag und Digedag durch ein anderes Trio ersetzt. Während die Hegen-Fans das als Verrat empfanden, erfreuen sich die Nachfolger bis heute großer Popularität. Und die Digedags landeten im Museum. Nicht ganz. Ein im Nachlass Heft aufgetauchtes Heft wurde just zu Hegens 100. Geburtstag veröffentlicht. Der Verlag spricht zu Recht von »Nostalgiewert«, denn für heutige Comic-Liebhaber sind die Digedags eher unzugänglich. Das wird Hegen nicht gestört haben. Denn Comics hat er immer abgelehnt.

In Böhmisch-Kamnitz, Tschechoslowakei, wurde er als Johannes Hegenbarth in eine Glasmacherfamilie geboren. Er lernte Glasveredelung, studierte Kunst in Wien, musste an die Front in Frankreich. Nachdem seine Familie 1945 vertrieben wurde, studierte Hegen an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Erste Karikaturen veröffentlichte er in der Neuen Berliner Illustrierten und im späteren Eulenspiegel. Er legte sich das Pseudonym Hannes Hegen zu, um die Verwechselung mit zwei weiteren Künstlern in seiner Familie zu verhindern. Hegen zieht nach Berlin. Am 22. Dezember 1955 erscheint seine erste Bildgeschichte in der Reihe »MOSAIK von Hannes Hegen«. Genau genommen war es ein Comic, aber die begriffliche Differenzierung war Hegen wichtig.

Galten Comics in der DDR als imperialistische Unlektüre voll Porno und Gewalt, so kam man doch nicht ohne »Bildgeschichten« aus. Hegens Mosaik erschien bis 1975 in 223 Heften mit einer Auflage von bis zu 660.000 Exemplaren. In seinem ideologisch korrekten Pendant schickte Hannes Hegen drei Kobolde namens Digedags erst vierteljährlich, bald monatlich auf Abenteuerfahrt durch die Weltgeschichte und in den Kosmos. Die Reihe reagierte auf die natürlich auch in der DDR kursierenden West-Comics und stillten das Unterhaltungsbedürfnis. Hegen führte die Leser in Welten jenseits des Realsozialismus. Sie bereisen die Südsee, das antike Rom, Amerika und den Orient aus »1.001 Nacht«. Man träumte sich mit dem Trio aus dem Alltag hinaus, bekam historisches und geografisches Wissen vermittelt.

Hegens Timing war gut. Im Jahr 1955 plante der FDJ-Verlag Neues Leben eine breite Unterhaltungssparte aufzubauen. Hegen wurde mit Arbeitsproben vorstellig, wurde unter Vertrag genommen, die anfänglichen vier Hefte pro Jahr wurden auf zwölf erweitert. Das Mosaik entstand im Kollektiv, auch wenn der Name Hannes Hegen darauf prangte – wie bei Walt Disneys Produkten. Für den Geschichtenverlauf mit Cliffhanger orientierte sich Hegen unter anderem an Wilhelm Busch. Dass man technisch bedingt auf Sprechblasen verzichtete, kam ihm zupass, sie zerstörten angeblich die Bilder. Der Text wurde darunter gesetzt, was den Geschichten Dynamik nahm. Auch wirkt die Eierkopfgrafik heute schlecht gealtert, da hat Wilhelm Buschs Stil mehr Schwung. Aber das ist ein ästhetisches Urteil, das gegen Kindheitserinnerungen sicher nicht besticht.

Obwohl Hegen Comics ablehnte, setzte er sich mit Walt Disney und dem gebürtigen Markkleeberger Rolf Kauka auseinander, der in München Fix und Foxi herausgab. Seine Vorlagen sammelte Hegen auch in Westberliner Kinos: Er fotografierte Trickfilme, Mantel- und Degen- und Römer-Streifen als Inspirationsquellen ab. Man müsste also einmal überprüfen, ob manche angeblich so historisch korrekte Darstellung nicht der Fiebertraum eines Sandalenfilm-Ausstatters ist. Dig, Dag und Digedag klingt zudem nach Tick, Trick und Track. Die Namen sollen aber ans Geräusch einer Wanduhr erinnern – immerhin passend für Zeitreisende. Als plötzlich die Abrafaxe 1976 die Digedags ablösten, herrschte Unverständnis unter den Fans, ähm: leidenschaftlichen Lesenden. Es entstand auch ein Mythos um Hegen. Die wahre Erklärung gelangte erst nach der Wende an die Öffentlichkeit.

Hegen verdiente mit 12.000 DDR-Mark pro Heft außergewöhnlich gut. Als er sein Arbeitspensum auf sechs jährliche Hefte reduzieren wollte, verschätzte er sich. Der Verlag ließ das aus ökonomischen Gründen nicht zu, Hegen war aber mit allerlei Angeboten nicht zum Umdenken zu bewegen. Er wurde gekündigt, Mosaik-Zeichnerin Lona Rietschel und den Texter Lothar Dräger entwickelten die Abrafaxe. Auch das sind drei zeitreisende Jungs, haben aber im Gegensatz zu den Digedags verschiedene Charakterzüge. Die Abrafaxe – Abrax, Brabax, Califax – sind heute die Helden der erfolgreichsten deutschen Comic-Serie. Spätere Versuche Hegens, vor Gericht auf Plagiat zu klagen, blieben erfolglos. Für andere Projekte konnte er keine Verlage mehr gewinnen. Er zeichnete nur noch für sich. Hannes Hegen starb am 8. November 2014 in Berlin. Sein Gesamtwerk verwahrt das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig. Ende letzten Jahres erschien zudem die Doppelmonografie über Leben und Werk von Hannes Hegen und Josef Hegenbarth von Harry Ralf Herrling im Verlag Mosamax. Hegens Onkel zweiten Grades Hegenbarth war Illustrator, Maler und Zeichner.
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