Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Interessierter » 1. November 2014, 09:54

Als ich den nachstehenden Artikel las, stellte sich mir die Frage, wo denn eigentlich Rüstungsbetriebe in der DDR ihre Produktionsstätten hatten ? Waren diese Orte und das was dort produziert wurde geheim? Gibt es User hier die darüber etwas berichten können ?

Hier der Artikel:

DDR-Rüstungsproduktion wurde von Stasi streng abgeschirmt

Dresden, 31. Oktober 2014: Die Rüstungssparten („Spezielle Produktion“) in DDR-VEBs unterlag strengster Geheimhaltung. Den äußeren Wachschutz übernahmen oft spezielle Volkspolizei-Betriebswachen, die innere Absicherung die Stasi-Bezirksverwaltung, die solche Betriebe massiv mit IM, GMS und anderen Zuträgern unterwanderte.
Stasi stieß nur extrem selten auf „echte“ Spione

Gelegentlich sind in den archivierten Stasi-Unterlagen auch Hinweise auf „echte“ Spione, die die ostdeutschen ausgemacht zu haben glaubten, zu finden – aber sehr, sehr selten. In den meisten dokumentierten „Operativen Vorgängen“ mussten die Stasi-Offiziere letztlich einräumen, keine stichhaltigen Spionage-Beweise gegen die Verdächtigen gefunden zu haben und konzentrierten sich daher – neben der Aussonderung mutmaßlicher Aussiedlungswilliger – oft auf vermeintliche „politische Diversion“, das „Vordringen pazifistischer Einstellungen“ und ähnliche ideologische „Aufweichungen“ der Belegschaft in diesen Spezialbetrieben. Belegt ist allerdings von Zeitzeugen wie in den Akten, das insbesondere die westalliierten Militärmissionen – die sich wegen alter Alliierten-Abkommen aus der Nachkriegszeit weitgehend frei in der DDR bewegen durften – wiederholt versuchten, An- und Abtransporte von Triebwerken, MiGs und anderen Rüstungsgütern in den Wartungs- und Fertigungs-Betrieben zu fotografieren, um Aufschlüsse zum Beispiel über Einsatzstärken und -Bereitschaft sowjetischer Kampfflieger-Staffeln ziehen zu können.
MfS siebte Kader für Rüstungsbetriebe vor

Angestellt werden durften in den Kernbereichen der speziellen Produktion nur Kader, die samt ihrer Ehepartner, engen Verwandten und Bekannten zuvor eine Sicherheitsprüfung durchlaufen und vom MfS bestätigt wurden. Sie durften zum Beispiel keine Westkontakte unterhalten, was den Personalnachschub immer schwieriger machte, wie es in einer internen Stasi-Einschätzung 1986 hieß – immer weniger waren bereit, für 50 bis 300 DDR-Mark Lohnzuschlag im Monat in die spezielle Produktion zu wechseln und dafür alle Kontakte mit der Westverwandtschaft aufzugeben. In vielen diese Betriebe waren 90 Prozent der Belegschaft als „Geheimnisträger“ eingestuft.

Weiter hier:
http://computer-oiger.de/2014/10/31/zur ... more-31142

" Der Interessierte "
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon pentium » 1. November 2014, 13:02

Kann man hier alles nachlesen.

Waffenschmiede DDR Broschiert – 15. September 2010
von Uwe Markus

Verlag: Militärverlag; Auflage: 1 (15. September 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3360027000
ISBN-13: 978-3360027009

Rezension zu: Uwe Markus: "Waffenschmiede DDR", Militärverlag Berlin 2010

Quelle: "junge Welt" vom 27.12.2010

Bei dem Band „Waffenschmiede DDR“ handelt sich nur um einen Überblick. Dass in der DDR Waffen und Rüstungsgüter hergestellt wurden, ist kein Geheimnis; längst bekannt ist , was und wo produziert wurde. Allerdings waren Informationen darüber bis 1990 Staatsgeheimnisse. Markus erfuhr während seiner Recherchen, dass die DDR zwar ihre Bündnisverpflichtungen erfüllte, aber nie mehr tat als notwendig. So wurden Handfeuerwaffen produziert, aber nie schwere Kriegsgeräte. Die lieferte die Sowjetunion oder auch die CSSR. Eine Ausnahme waren die in der DDR hergestellten Kampfschiffe. Bei Carl Zeiss Jena wurde Hightech wie die Multispektralkamera MKF 6 entwickelt, ein einmaliges Instrument zur Fernerkundung der Erde, also auch zur militärischen Aufklärung, zur Erfassung von Raketensilos, Waffendepots, Bunkern und Truppenbewegungen. Das machte sie zu einem idealen militärischen Frühwarnsystem. Bei Zeiss wurden Ferngläser Zielfernrohre Zielsuchköpfe, Lichtleiter-Nachrichtentechnik, Starteinrichtungen, Kosmostechnik und Lasertechnik und vieles mehr produziert. Das Bekleidungswerk Seifhennersdorf stellte Fallschirme für Elite-Kämpfer her, der Geräte- und Werkzeugbau Wiesa Sturmgewehre für den Export, mit dem Devisen erwirtschaftet wurden. In Wurzen ließ die sowjetische Armee Motoren für den Kampfpanzer T-34 überholen. Robur Zittau und IFA Automobilbau Ludwigsfelde lieferten Fahrzeuge für Extrembedingungen und den LKW W 50 u. a. für den Einsatz im Vietnamkrieg. Seit 1959 wurden in Ludwigsfelde Triebwerke für die MIG 15/MIG 17 instand gesetzt. Die Maschinen und Geräte dafür mussten die DDR-Betriebe selber entwickeln und auch bauen. Die Peene-Weft Wolgast realisierte das Kampfschiffprogramm der Volksmarine. Hier wurden kleine Torpedoschnellboote des Typs Libelle, die U-Jagd-Korvetten der Parchim-Klasse, Patrouillenboote und die Landungsschiffe Frosch 1 gebaut. Bis 1990 exportierte die DDR 220 Kampfschiffe in die Sowjetunion. die einzigen schweren Geräte der DDR Waffenproduktion. Kanonen kamen z.B. meist aus der Sowjetunion und Polen. Von 1995 bis 1999 wurden für Brasilien sechs Patrouillenboote vom Stapel gelassen.

Am Schluss des Buches wird der Verkauf des NVA-Arsenals beschrieben und eine Übersicht aller über alle Rüstungsbetriebe der DDR gegeben. Der Autor zieht das Fazit, dass die Dämonisierung der DDR als Militärstaat eine ihrer wesentlichen argumentativen Grundlagen in der auf Paraden, Parteitagen und im Alltag zelebrierten Kraftmeierei der Führung hatten. Er schlussfolgert: „Die DDR unterhielt Streitkräfte, die im Kriegsfall die sowjetischen Truppen ergänzt und den ersten Schlag eines Aggressors abgefangen hätten“.

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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Volker Zottmann » 1. November 2014, 16:45

Nicht alles war geheim, Wilfried.
Der VEB Pyrotechnik Silberhütte/Harz (Ortsteil Harzgerodes) beispielsweise war nie geheim. (Heute ein Betrieb von Rheinmetall Waffe)
Allerdings war der Betrieb stets von Heerscharen bewaffneten Betriebsschutzes "belagert". Also Polizei war immer vor Ort. Strenge Bewachung. Werktätige kamen immer nur in die Bereiche, die auf ihrem Betriebsausweis eingetragen waren. Ich war damals ab 1973/74 in der WBK-Bauleitung. Unser Wohnungsbaukombinat war verdonnert, dort einen neuen Betriebsteil mit Einzelproduktionsräumen zu bauen. Die hatten auf einer Seite einen gewaltigen Erdwall und die Räume waren gegenüber mit Glaswänden versehen, sogenannten Ausblasewänden. Wenn mal was explodierte, dann eben nur 1 Raum. Das Betondach hob sich leicht an und die Wand flog raus. Opfer waren dann allenfalls ein oder zwei Beschäftigte. So die Theorie.
Ich hatte das Glück, bis auf die Munitionsbunker und die Mischlabore fast alle Bereiche durchstreifen zu können. Bei unseren Berechtigungsstempeln war die Staatsmacht großzügig. Das verhinderte lange Umwege, wenn wir z.B. in die Pyrotechnik-Investbüros mussten.
Verpuffungen gab es öfters mal. Ein tödlicher Unfall trat hier vor knapp 2 Jahren ein.
Die Produktion umfasste damals Silvesterfeuerwerk und verschiedenste Leuchtspurmunition.
Heute werden nur noch verschiedene Munition und Treiber für die PKW-Airbags produziert.

Während meiner dortigen Zeit fuhr auch mal ein Fahrzeug der Alliierten in den gesperrten Betrieb. Da war eine Aufregung...

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Spartacus » 1. November 2014, 16:55

Gab es sogar einen Witz zu DDR - Zeiten.

Also, das ein Arbeiter in seinem Betrieb alle Einzelteile klaute, um die begehrte Küchenmaschine
so zu ergattern. Als er sie fertig zusammengebaut hatte, stand auf dem Küchentisch ein schweres
Maschinengewehr. [flash]

LG

Sparta


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Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon pentium » 1. November 2014, 16:59

Spartacus hat geschrieben:Gab es sogar einen Witz zu DDR - Zeiten.

Also, das ein Arbeiter in seinem Betrieb alle Einzelteile klaute, um die begehrte Küchenmaschine
so zu ergattern. Als er sie fertig zusammengebaut hatte, stand auf dem Küchentisch ein schweres
Maschinengewehr. [flash]

LG

Sparta


Der Witz ist älter als die Greifensteine, Sparta. Und wurde schon zu Reichswehrzeiten erzählt.
Ausserdem, die Leute in Wiesa z.B. wussten was sie da zusammenbauten.

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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Volker Zottmann » 1. November 2014, 17:08

Aber geklaut wurde schon am 2. Januar wieder für das nächste Silvesterfeuerwerk. Die Raketen wurden von den Arbeiterinnen bei jeder Gelegenheit mitgenommen. Natürlich vor der Endfertigung. Die Holzstöcke kamen dann erst in Heimarbeit dran.
Das nahm zu DDR-Zeiten solche Ausmaße an, dass einer meiner Nachbarn mir einen ganzen Arm voll fertige Raketen schenkte und bat, die sogleich mit abzuschießen.
Silvester war unser Ort einer der hellsten in Deutschland. Ja, es war nicht alles schlecht... [wink]

Gruß Volker
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Dr. 213 » 1. November 2014, 23:54

DDR- Rüstungsbetriebe, da gab es auch normale VEB's, in denen für die DDR oder die "Freunde"
an Waffen oder was an Technik dazu gebraucht wurde, herum gebastelt wurde.
Da gab es innerhalb des Werkgeländes streng abgetrennte Gebäude die vom Betriebsschutz extra bewacht wurden.
Mit, man glaubt es kaum, zu damaliger Zeit sogar mit Lichtschranken an der Außenfassade.

Ich weiß nicht warum, aber die dort tätigen Vopo's waren nach meiner Erinnerung besonders dackelbeinig untersetzt,
und dabei immer etwas dicklich von Statur. Ich kann da nix für, ist mir halt so in Erinnerung geblieben.
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Dr. 213 » 1. November 2014, 23:58

Volker, es muß heißen: "entwendet".
Sonst isses nicht historisch korrekt.

Auch wenn es lange her ist,
ich kenne mich da zufällig aus.
[laugh] [laugh] [laugh]
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Volker Zottmann » 2. November 2014, 00:03

Dr. 213 hat geschrieben:DDR- Rüstungsbetriebe, da gab es auch normale VEB's, in denen für die DDR oder die "Freunde"
an Waffen oder was an Technik dazu gebraucht wurde, herum gebastelt wurde.
Da gab es innerhalb des Werkgeländes streng abgetrennte Gebäude die vom Betriebsschutz extra bewacht wurden.
Mit, man glaubt es kaum, zu damaliger Zeit sogar mit Lichtschranken an der Außenfassade.

Ich weiß nicht warum, aber die dort tätigen Vopo's waren nach meiner Erinnerung besonders dackelbeinig untersetzt,
und dabei immer etwas dicklich von Statur. Ich kann da nix für, ist mir halt so in Erinnerung geblieben.


Steh Du mal jahrelang nur rum, ohne was zu tun. So war es hier in der Pyrotechnik. Wir Bauarbeiter sahen die Vopos nur 2 mal in der Woche sich bewegen. Dann hatte die Truppe Sport, meist Waldlauf zur Ertüchtigung. da haben alte Harzgeröder Kollegen auch immer rum gepöbelt, denn die kannten sich ja alle. Ich Neuling sah aber auch mehr unförmig Untersetzte, als normale Menschen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Volker Zottmann » 2. November 2014, 00:04

Dr. 213 hat geschrieben:Volker, es muß heißen: "entwendet".
Sonst isses nicht historisch korrekt.

Auch wenn es lange her ist,
ich kenne mich da zufällig aus.
[laugh] [laugh] [laugh]


Genau, oder umgelagert! [laugh]
Volker Zottmann
 

Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Sirius » 2. November 2014, 11:25

Vor einiger Zeit las ich im Netz einen Artikel über ein Instandsetzungs- und Ausbesserungswerk in Neubrandenburg. Ein paar Bilder dazu gab es auch in dem Artikel. Das war eines der größten Instandsetzungsbetriebe in der DDR. In diesem Werk wurden in den achtziger Jahren u.a. irakische Panzer repariert, die im Iran-Irak-Krieg beschädigt wurden. Manchmal waren die Mitarbeiter geschockt, wenn sie in den Panzern noch Leichenteile und Blutlachen vorfanden.
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Edelknabe » 2. November 2014, 11:51

Der war gut Volker, der in Klammern in deinem Textauszug:

"Der VEB Pyrotechnik Silberhütte/Harz (Ortsteil Harzgerodes) beispielsweise war nie geheim. (Heute ein Betrieb von Rheinmetall Waffe)"

Ja da waren Sie wirklich schnell, die Rüstungskonzerne West. Warum denn das Fahrrad zweimal erfinden wie so oft in heutiger Zeit(hier die Verwandlung von Poliklinik Ost zum Ärztehaus West als ein Beispiel), nein Rüstungsbetrieb bleibt einfach und simpel Rüstungsbetrieb.

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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon pentium » 2. November 2014, 13:22

Edelknabe hat geschrieben:Der war gut Volker, der in Klammern in deinem Textauszug:

"Der VEB Pyrotechnik Silberhütte/Harz (Ortsteil Harzgerodes) beispielsweise war nie geheim. (Heute ein Betrieb von Rheinmetall Waffe)"

Ja da waren Sie wirklich schnell, die Rüstungskonzerne West. Warum denn das Fahrrad zweimal erfinden wie so oft in heutiger Zeit(hier die Verwandlung von Poliklinik Ost zum Ärztehaus West als ein Beispiel), nein Rüstungsbetrieb bleibt einfach und simpel Rüstungsbetrieb.

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RWM GmbH, NL Pyrotechnik Silberhütte

Kurzbeschreibung des Unternehmens:

Die Rheinmetall Waffe Munition GmbH, NL Pyrotechnik Silberhütte ist Entwickler, Produzent und Vermarkter qualitativ hochwertiger pyrotechnischer Erzeugnisse für die Polizei und für wehrtechnische Zwecke. Die Herstellung von Sicherheitseinrichtungen für die Automobilindustrie, die umweltgerechte Entsorgung von pyrotechnischen Erzeugnissen und Airbagsystemen gehören zu den Hauptgeschäftsfeldern. Zur Produktpalette gehören u.a. verschiedene Anzündmischungen und Kanister für Airbagsysteme. Nach wie vor werden auch Feuerwerksprodukte hergestellt und Feuerwerke vorbereitet sowie durchgeführt....

Airbagsysteme, Rainer-Maria! Mal davon abgesehen, ich weiss jetzt nicht wie der Betrieb zu Rheinmetall gekommen ist, den Beschäftigten dort dürfte es egal sein, wo anders wurden die Betriebe geschlossen und abgewickelt. Wir können uns gerne gemeinsam den traurigen Rest des Gerätewerkes in Wiesa anschauen!

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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Sirius » 2. November 2014, 20:13

pentium hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Der war gut Volker, der in Klammern in deinem Textauszug:

"Der VEB Pyrotechnik Silberhütte/Harz (Ortsteil Harzgerodes) beispielsweise war nie geheim. (Heute ein Betrieb von Rheinmetall Waffe)"

Ja da waren Sie wirklich schnell, die Rüstungskonzerne West. Warum denn das Fahrrad zweimal erfinden wie so oft in heutiger Zeit(hier die Verwandlung von Poliklinik Ost zum Ärztehaus West als ein Beispiel), nein Rüstungsbetrieb bleibt einfach und simpel Rüstungsbetrieb.

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Airbagsysteme, Rainer-Maria! Mal davon abgesehen, ich weiss jetzt nicht wie der Betrieb zu Rheinmetall gekommen ist, den Beschäftigten dort dürfte es egal sein, wo anders wurden die Betriebe geschlossen und abgewickelt. Wir können uns gerne gemeinsam den traurigen Rest des Gerätewerkes in Wiesa anschauen!

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Vielleicht von der Treuhand abgekauft? Volker kann sicher nähere Auskünfte erteilen, wie und seit wann der Betrieb zu Rheinmetall gehört. Ja, den Beschäftigten kann es egal sein. Hauptsache das Arbeitsklima und die Bezahlung ist in Ordnung.

Noch eine Frage zu dem Gerätewerk in Wiesa. Was wurde da hergestellt? Es war nach der Wende so, dass der Strukturwandel im Osten in sehr kurzer Zeit nachgeholt wurde, der im Westen schon früher begann und sich über einen längeren Zeitraum erstreckte. Im Westen begann der Strukturwandel schon in den siebziger Jahren. So wanderte z.B. die Textil- und Lederindustrie sukzessive nach Südostasien ab. Die Betriebe in Westdeutschland wurden nach und nach geschlossen. Für Kommunen mit industrieller Monostruktur war das eine Katastrophe. Weitere Branchen waren z.B. die Montanindustrie (Kohle- und Stahl) oder Werften. Im Osten erfolgte dieser Strukturwandel in wenigen Jahren. Viele denken immer, das sei Boshaftigkeit der Treuhand gewesen. Tatsächlich sind bestimmte Branchen in Europa einfach nicht mehr auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig. Und die Rüstungsindustrie in Deutschland ist ja eine Branche, die auf dem Weltmarkt noch immer konkurrenzfähig ist. Auch wenn viele bei diesem Gedanken Bauchschmerzen bekommen. Die Beschäftigten in diesen Betrieben sehen das natürlich anders. Und teilweise hat die Rüstungsbranche in der Zeit der Reduzierung der Rüstungsausgaben in den letzten 25 Jahren neue Geschäftsfelder erschlossen, so wie z.B. die Airbagkomponenten in Silberhütte.
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon pentium » 2. November 2014, 20:30

VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa (GWB).
Unter dem Siegel grösster Geheimhaltung, Sirius. Die Kalaschnikow, wobei in Suhl auch einzelne Waffenteile gefertigt wurden und die sagenhafte Wieger 940 stammt auch Wiesa. Dort sollen ja die Unterlagen verloren gegangen sein!

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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Volker Zottmann » 2. November 2014, 22:04

Der VEB Pyrotechnik wurde 1990 privatisiert und in Folge ein Betrieb von Rheinmetall.
Die Produktpalette ist heute ein völlig andere als bis 1989. Als einziges Kriterium ist die pyrotechnische Ausrichtung geblieben.
Hier mal ein nicht allzu alter Beitrag aus der Mitteldeutschen Zeitung:


Der Chef der Pyrotechnik Silberhütte hat sich in den Ruhestand verabschiedet.
SILBERHÜTTE/MZ.
Ruhestand. Das klingt unwirklich bei Falk Schilling. Der Mann in Jeans, weißem Hemd und Krawatte ist ein Energiebündel, das sich spätestens um 6 Uhr morgens ins Büro setzt. Gedanken ans Pensionärsleben kommen da nur schwer auf. Doch an seinem 65. Geburtstag nahm Falk Schilling Abschied von der Pyrotechnik Silberhütte, jener Firma, die er 15 Jahre lang geführt hat. Jetzt ist ein Nachfolger am Zug.

Der studierte Maschinenbauer Uwe Müller, 41 Jahre alt und aus Celle in den Unterharz gekommen, hat die Geschäfte übernommen. Er arbeitet seit 1995 bei der Rheinmetall Waffe Munition GmbH, zu deren Niederlassungen auch die Pyrotechnik Silberhütte gehört. "Der Standort hat noch viel vor sich", sagt Müller. Er weiß, dass ein stetiger Wandel nötig ist, wenn in Silberhütte weiter mit Erfolg gearbeitet werden soll. So hat es auch Falk Schilling gehandhabt. Er kennt das Unternehmen seit mehr als 30 Jahren und war 1990 maßgeblich an dessen gelungener Privatisierung beteiligt. Heute sind dort rund 240 fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt.

Als Falk Schilling 1995 die Pyrotechnik als Geschäftsführer übernahm, steckte sie "tief in den roten Zahlen". Inzwischen habe sich der Umsatz mehr als verdreifacht. "Bei den Löhnen gibt es jedes Jahr eine Erhöhung, doch auf Westniveau sind wir noch lange nicht, was ich nicht gut finde", sagt er. "Aber die Leute müssen merken: Es bewegt sich was." Auch ein Grund dafür, warum zuerst Räume für die Angestellten hergerichtet wurden; die Renovierung des Sitzungsraums konnte warten. Er habe die Pyrotechnik immer so geführt, als wäre sie sein eigener Betrieb, betont Falk Schilling. Das hieß auch, sich nicht nur auf ein Geschäftsfeld zu konzentrieren.

Zeitweise war er auch sein eigener Herr - von 1991 bis 1994, als geschäftsführender Gesellschafter der Silberhütte Maschinenbau GmbH. Bis ihn Rheinmetall zurückholte mitsamt seiner Philosophie, sich auf mehrere Geschäftsfelder zu konzentrieren. Wohl auch das hat dem Betrieb das Leben gerettet, der in DDR-Zeiten für viele der Inbegriff von Feuerwerk war. Denn als im Jahr 2000 die Herstellung ziviler Feuerwerksprodukte fast vollständig eingestellt wurde, brachen rund 50 Prozent des Umsatzes weg: "Das müssen Sie erstmal ausgleichen", sagt Falk Schilling, der Unternehmer des Jahres 2003. In Silberhütte gelingt das mit der Produktion von Zubehör für die Automobilindustrie und so genannten "nicht letalen", also nicht tödlichen Produkten in der Wehrtechnik, zum Beispiel Signal- und Nebelraketen.

Was ein Chef zu leisten hat, weiß Falk Schilling seit seinem 25. Lebensjahr. Damals besetzte er als Abteilungsleiter für Sonder- und Werkzeugbau im Druckguss- und Kolbenwerk Harzgerode zum ersten Mal eine Leitungsposition. "Seitdem gab es immer Erweiterungen, war ich immer unter Druck." Zeit für Privates blieb in all den Jahren nur wenig. Das will Falk Schilling jetzt nachholen und Dinge tun, zu denen er seit Jahrzehnten nicht gekommen ist. Angst vor Langeweile hat er nicht: "Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verzettele." Soll er doch innerhalb des Rheinmetall-Konzerns eine Beraterfunktion einnehmen und sich auch um spezielle Projekte kümmern. Das liegt wohl an seinem Stand im Unternehmen. "Wenn ich Vorschläge unterbreite, wird zugehört", sagt er.

Ansehen hat sich Falk Schilling auch in seinen vielen Ehrenämtern - beinahe ein Dutzend - erworben. Auch die will der Mann aus Silberhütte weiterführen, der sich unter anderem als Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Kinder- und Jugenderholungszentrum (Kiez) sowie des Wintersportvereins Harzgerode engagiert. Außerdem ist er Feuerwerker mit Leib und Seele. Besonders gern erinnert er sich an die "Materialschlacht" zur Bundesgartenschau 1999 in Magdeburg: "Da haben wir mit 15 Leuten eine Woche lang das Feuerwerk aufgebaut." Ein Jahrhundertfeuerwerk sei das gewesen, mit 400 000 Zuschauern. Auch im Vorharz lässt er es gern krachen, zuletzt beim ersten Opernball der Stadt Ballenstedt im Mai.



Gruß Volker
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Edelknabe » 3. November 2014, 08:34

Sagt mal, lest ihr auch einmal eure eigenen Texte.

Hier von gestern: Die Produktpalette ist heute eine völlig andere als vor 1989?

Hier vom Eingangstext:Die Produktion umfasste damals Silvesterfeuerwerk und verschiedenste Leuchtspurmunition.
Heute werden nur noch verschiedene Munition und Treiber für die PKW-Airbags produziert.

Also ich lese Munition, dann wieder Munition, dann in Volkers letzten Text wieder etwas vom Silvesterfeuerwerk?

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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Interessierter » 3. November 2014, 09:00

DDR-Rüstung gegen Reagans Sternenkrieg

Erzgebirgler entwickelten Sturmgewehr „Wieger“ für Westexport

Dresden, 2. November 2014: Wenn Sie heute im Internet mal über Werbung für das automatische Sturmgewehr „Wieger 940“ stolpern, schauen Sie mal etwas genauer hin: Nicht, um sich zu bewaffnen, sondern weil dieses tödliche Instrument zwar in Bulgarien gefertigt und in den USA bis heute für 200 bis 250 Dollar vertickt wird. Aber entwickelt wurde es von der erzgebirgischen Rüstungsschmiede VEB Geräte- und Werkzeugbau Wiesa (daher auch „Wieger“, zusammengesetzt aus „Wiesa“ und „Germany“), einem Betrieb des Kombinats Spezialtechnik Dresden.
Lizenzfreie Waffenkonstruktion

„Diese MPi haben wir in den 80ern für den Export gegen Devisen konzipiert“, erinnert sich Wolfgang Petzold, der vor der Wende Finanzdirektor im Kombinat Spezialtechnik war. „Es war eine Eigenentwicklung, auf der keine sowjetischen Lizenzrechte lagen, sonst hätten wir sie ohne Genehmigung der ,Freunde’ nicht exportieren können.“ Durch den Zusammenbruch der DDR sei die Produktion dieser Waffe nie richtig in Gang gekommen.
Unterlagen verschwanden nach der Wende

Aber plötzlich interessierte sich der vormalige „Klassenfeind“ für das sächsische Rüstungsprojekt. Eines Tages stand ein Kapitänleutnant soundso vor der Kombinats-Tür, sackte die Konstruktionsunterlagen der MPi ein, angeblich, um sie ins Bundeswehrarchiv zu bringen. „Dort sind die Unterlagen aber nie angekommen und die Dienststelle, von der der Mann angeblich kam, kannte seinen Namen auch nicht, haben spätere Erkundigungen ergeben“, erzählt Petzold. Wie genau die Bulgaren letztlich in den Besitz der Lizenz kamen, hat er nie herausbekommen – Fakt ist nur: Bis heute wird diese ursprüngliche DDR-MPi auf den internationalen Waffenmärkten verkauft.

Russen forderten mehr Wehr-Beiträge vom Juniorpartner DDR


Stasi-Minister Erich Mielke formulierte es etwas linientreuer: „Zur Durchsetzung der gegen die sozialistische Staatengemeinschaft betriebenen Konfrontationspolitik sind der USA-Imperialismus und seine NATO-Verbündeten bestrebt, mit einer beispiellosen Hochrüstung, unter Nutzung modernster wissenschaftlich-technischer Erkenntnisse und Technologien, die militärische Überlegenheit zu erlangen“, heißt es im geheimen Minister-Befehl „11/84 zur politisch-operativen Sicherung von Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsvorhaben für moderne, strategisch bedeutsame Waffensysteme“ vom Mai 1984. Im Zuge der „eingeleiteten erforderlichen Gegenmaßnahmen leistet die DDR ihren Beitrag insbesondere durch Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsvorhaben für moderne, strategisch bedeutsame Waffensysteme durch den Einsatz von Ergebnissen der Lasertechnik, Optoelektronik, Elektronik und Datenverarbeitung/Informationstechnik“.

Weiter geht es mit:
Kombinat Carl Zeiss bekam Dresdner Betriebe zugeschlagen

Militärrechner aus Dresden und Radeberg

Robotron entwickelte Suchkopf-Elektronik für Raketen

Kombinat Spezialtechnik ausschließlich für Militäraufgaben

http://computer-oiger.de/2014/11/02/geh ... rieg/31188
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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Volker Zottmann » 3. November 2014, 10:06

Edelknabe hat geschrieben:Sagt mal, lest ihr auch einmal eure eigenen Texte.

Hier von gestern: Die Produktpalette ist heute eine völlig andere als vor 1989?

Hier vom Eingangstext:Die Produktion umfasste damals Silvesterfeuerwerk und verschiedenste Leuchtspurmunition.
Heute werden nur noch verschiedene Munition und Treiber für die PKW-Airbags produziert.

Also ich lese Munition, dann wieder Munition, dann in Volkers letzten Text wieder etwas vom Silvesterfeuerwerk?

Rainer-Maria und einen guten Wochenanfang allen ins Forum


Die produzieren eben heute andere Produkte, natürlich aber noch pyrotechnisch behaftet.

Die stellen heute professionelle Feuerwerke her, nicht für den kleinen Mann. Im Gegensatz zu früher keine privaten Silvesterraketen. Neu ist die Airbag-Treibsatz-Produktion. Neu ist das komplette Feld der Vernichtung alter Bestände. Die werden zerlegt und / oder verbrannt.
Mit Sicherheit produzieren die auch Dinge, die sich uns nicht erschließen.
Ein Zaun ist immer noch ums Werk gezogen, ein ordentlicher sogar! Werkschutz in Ausmaßen wie zu DDR-Zeiten suchst Du vergeblich. Ich kann heute ohne Formular das Werk betreten.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon pentium » 3. November 2014, 14:59

Die Wieger haben wir hier im Forum schon gefühlte hundertmal durchgekaut.

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Re: DDR - Rüstungsbetriebe

Beitragvon Interessierter » 16. Juli 2015, 11:38

Die geheimen DDR-Rüstungsschmieden in Dresden

Besonders in den 1980ern stiegen auf Druck der Russen viele VEBs im Raum Dresden in die „spezielle Produktion“ ein

Dresden, 2. November 2014: Dresden und Sachsen gehörten zwar nie zu den ganz großen deutschen Rüstungs-Hochburgen wie etwa die Panzerstahlschmieden im Ruhrpott oder die U-Boot-Werften an der Nordsee. Aber auch hier gab es seit jeher wichtige Produktionskerne für die Kriegsmaschinerie, die sich bis in die Kaiserzeit zurückverfolgen lassen – man denke etwa an die Kamerawerke von Ernemann (später: Pentacon) oder das Sachsenwerk. Die feinmechanischen, optischen, elektronischen und anderen Technologieindustrien, die im Raum Dresden konzentriert waren, lieferten sowohl im I. wie auch im II. Weltkrieg für Heer, Marine und Luftwaffe Komponenten zu. Und was vielen Sachsen auch heute, 25 Jahre nach der politischen Wende, nicht bewusst ist: Unter strenger Geheimhaltung wurde diese Tradition auch unter SED-Regie fortgesetzt.

Über 1000 Beschäftigte in abgeschirmter Militärproduktion“

Zu DDR-Zeiten beschäftigten sich in und um Dresden zahlreiche Betriebe und Kombinate mit Rüstungsprojekten für den Ostblock, oder, wie es damals im Funktionärs-Jargon verkausuliert hieß, mit „spezieller Produktion“.

http://computer-oiger.de/2014/11/02/spe ... sden/31191

Hier noch etwas zum Schmunzeln:

Fleisch aus der Waffenschmiede: Kuriositäten aus der DDR-Rüstung

Die DDR-Wirtschaftslenker hatten die Kombinate verpflichtet, dass Konsumgüter für die Bevölkerung fünf bis zehn Prozent ihrer Warenproduktion ausmachen mussten – egal, ob das Kombinat sonst Baukräne, Traktoren oder sonstwas herstellte. Das Kombinat Spezialtechnik Dresden als Rüstungsschmiede hatte es da besonders schwer, konnte es doch schlecht Spielzeug-MPis verkaufen. Zwar hatte die Spezialtechnik auch prestigeträchtige zivile Entwicklungen, darunter die Weltmeisterschafts-Bobs für ostdeutsche Sportler oder die Schießanlage für die Olympischen Spiele in Moskau. Aber die waren nicht als Konsumgüter abrechenbar. Ein Betrieb entwickelte daraufhin eine Feuerlösch-Automatik für den Trabant-Motorraum, die wurde von den DDR-Autobauern aber als zu teuer verworfen. Ein Kombinatsbetrieb baute daraufhin seine Kantine aus und begann, selbstgeschlachtete Fleischwaren an Anwohner zu verkaufen – mit großem Erfolg. „Die Wurst war der Renner schlechthin“, so Petzold.

Weitere Anekdoten über Verteidungsminister Hoffmann und von Ardenne findet man hier:
http://computer-oiger.de/2014/11/01/fle ... tung/31160 [grin]
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Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Interessierter » 15. Februar 2020, 10:56

„Zur politisch-operativen Sicherung der Geheimnisträger befehle ich“

Bild
Mielkebefehl vom Mai 1984 über die Absicherung der DDR-Rüstungsproduktion durch die Stasi – deklaiert als “Geheime Verschlusssache” (GVS). Repro: Heiko Wekcbrodt, Quelle: BStU/ MfS-BV Dresden

Die Rüstungssparten („Spezielle Produktion“) in DDR-VEBs unterlag strengster Geheimhaltung. Den äußeren Wachschutz übernahmen oft spezielle Volkspolizei-Betriebswachen, die innere Absicherung die Stasi-Bezirksverwaltung, die solche Betriebe massiv mit IM, GMS und anderen Zuträgern unterwanderte.

Stasi stieß nur extrem selten auf „echte“ Spione

Gelegentlich sind in den archivierten Stasi-Unterlagen auch Hinweise auf „echte“ Spione, die die ostdeutschen ausgemacht zu haben glaubten, zu finden – aber sehr, sehr selten. In den meisten dokumentierten „Operativen Vorgängen“ mussten die Stasi-Offiziere letztlich einräumen, keine stichhaltigen Spionage-Beweise gegen die Verdächtigen gefunden zu haben und konzentrierten sich daher – neben der Aussonderung mutmaßlicher Aussiedlungswilliger – oft auf vermeintliche „politische Diversion“, das „Vordringen pazifistischer Einstellungen“ und ähnliche ideologische „Aufweichungen“ der Belegschaft in diesen Spezialbetrieben. Belegt ist allerdings von Zeitzeugen wie in den Akten, das insbesondere die westalliierten Militärmissionen – die sich wegen alter Alliierten-Abkommen aus der Nachkriegszeit weitgehend frei in der DDR bewegen durften – wiederholt versuchten, An- und Abtransporte von Triebwerken, MiGs und anderen Rüstungsgütern in den Wartungs- und Fertigungs-Betrieben zu fotografieren, um Aufschlüsse zum Beispiel über Einsatzstärken und -Bereitschaft sowjetischer Kampfflieger-Staffeln ziehen zu können.

MfS siebte Kader für Rüstungsbetriebe vor

Angestellt werden durften in den Kernbereichen der speziellen Produktion nur Kader, die samt ihrer Ehepartner, engen Verwandten und Bekannten zuvor eine Sicherheitsprüfung durchlaufen und vom MfS bestätigt wurden. Sie durften zum Beispiel keine Westkontakte unterhalten, was den Personalnachschub immer schwieriger machte, wie es in einer internen Stasi-Einschätzung 1986 hieß – immer weniger waren bereit, für 50 bis 300 DDR-Mark Lohnzuschlag im Monat in die spezielle Produktion zu wechseln und dafür alle Kontakte mit der Westverwandtschaft aufzugeben. “Wir durften keinerlei Westkontakte haben und bekamen dafür 15 Pfennig Schweigegeld pro Stunde als Aufschlag”, erinnert sich André Kiesewalter, der damals als Instandhaltsmechaniker in der Dresdner Flugzeugwerft im Kombinat Spezialtechnik arbeitete. In vielen diese Betriebe waren 90 Prozent der Belegschaft als „Geheimnisträger“ eingestuft.

“Zur politisch-operativen Sicherung der Geheimnisträger … einschließlich ihrer Wohn- und Freizeitbereiche befehle ich …: In die Sicherheitsüberprüfung sind der Ehepartner, die im Haushalt lebenden Angehörigen sowie Verwandte und Bekannte, zu denen enge Beziehungen bestehen, einzubeziehen.“

(Aus: Mielke-Befehl 11/84, BStU)


Betriebe konkurrierten mit Wohnraum-Versprechen um Kader

Und da immer mehr VEBs zur Rüstungsproduktion verpflichtet wurden, konkurrierten diese immer heftiger um geeignetes und vom MfS zugelassenes Personal. In den MfS-Akten finden sich Beispiele, wie etwa die Kombinate Carl Zeiss und Spezialtechnik Dresden durch Wohnraum-Versprechungen gegenseitig die Kandidaten abspenstig zu machen suchten.
„Spezielle Produktion“ konnte in Mangelwirtschaft per „LVO“ bevorzugt Ressourcen anfordern

Für die Betriebe selbst hatten Rüstungsverpflichtungen Vor- wie Nachteile: Sie bekamen die „spezielle Produktion“ oft zusätzlich aufgebuckelt und mussten dennoch die zivilen Pläne erfüllen, was oft die Ressourcen-Probleme dramatisch verschärfte. Andererseits wurden sie bevorzugt mit Personal und Material beliefert, wenn sie Ressourcen nach der „Lieferverordnung für bewaffnete Organe“ (LVO) geltend machten. Da allerdings immer mehr VEBs mit diesen LVO-Anforderungen agierten, kam es erneut zum Ressourcen-Gerangel – immer stärker zu Lasten ziviler Projekte, was wiederum den wirtschaftlichen Niedergang der DDR weiter beschleunigte.
Rüstungsbetriebe auch vor lokalen SED-Funktionären abgeschottet

Einen klaren Vorteil hatten aber stark oder ganz auf Militärprojekte konzentrierte Betriebe wie das Kombinat Spezialtechnik Dresden: Sie waren nur nach „ganz oben“ rechenschaftspflichtig. Anders als anderen VEBs konnten bei ihnen die lokalen und regionalen Partei- und staatlichen Funktionäre nicht hineinreden und weitere Ressourcen für „ihre“ Lieblingsprojekte im Bezirk abziehen.

https://oiger.de/2014/10/31/zur-politis ... -ich/31142
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Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Nostalgiker » 15. Februar 2020, 11:38

Der sogenannten Funktionärs-Jargon "spezielle Produktion" ist mir zu DDR Zeiten nie untergekommen.

Der Betrieb in dem ich ab 1982 arbeitete hatte relativ viel "Rüstungsproduktion" im Programm, alle im Betrieb wußten davon und da war nichts mit extra abgeschirmten und extra VP Wache.
Für solche Mätzchen, extra geheime Abteilungen in externen, hochgesicherten Gebäuden fehlten ganz profan die dafür benötigten Investionsmittel.

Außerdem hieß die "spezielle Produktion" offiziell LVO Produktion.
Alles was an Ressourcen für die Herstellung einer LVO Produktion benötigt wurde besaß die allerhöchste Priorität bei der innerbetrieblichen Produktionsplanung und der Materialbeschaffung.

In der Reihenfolge der Wichtigkeit rangierte die LVO Produktion an erster Stelle, danach kam (das änderte sich von den 70er zu den 80er Jahren nach oben) die NSW Produktion, danach die RGW Produktion mit Hauptaugenmerk Produktion für die SU und dann kam (falls Material übrig war) die Produktion für den Bevölkerungsbedarf.

Da in Berlin keinerlei Komponenten für Rüstungsgüter produziert werden durften, wurde die Produktion nach außerhalb ins Randgebiet um Berlin in sogenannte Betriebsteile ausgelagert.

Für diejenigen die das Thema wirklich interessiert und die nicht nur gehörtes oder vermutetes nachschwätzen ein interessantes Papier der Berghof-Stiftug für Konfliktforschung Berlin mit dem Titel Rüstungsproduktion und Rüstungsexport der DDR von 1991.

Ich gehe mal das davon aus das keiner der hier anwesenden DDR Experten die 34 Seiten liest.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Interessierter » 15. Februar 2020, 11:59

Nostalgiker, hättest du wenigstens diesen Thread aufmerksam gelesen, dann wäre dir aufgefallen, dass ich diesen Link bereits 2014 einmal eingestellt hatte. Leider ist das auch mir nicht aufgefallen, trotz vorheriger Betätigung der Suchfunktion. Manchmal reicht es eben nicht, nur einen Begriff einzugeben.... [grins]
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Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Nostalgiker » 15. Februar 2020, 12:31

Ach wirklich Interessierter?

Diese von mir eingestellte PDF-Datei habe ich bei deinen Links hier im Thema jedenfalls nicht gefunden.

Deine süffisante Art kannst du echt stecken lassen, denn ansonsten bist du es für gewöhnlich der hier seine eigenen Links Wochen, Monate oder Jahre später noch einmal einstellt.
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Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Kumpel » 15. Februar 2020, 12:41

Nostalgiker hat geschrieben:Für solche Mätzchen, extra geheime Abteilungen in externen, hochgesicherten Gebäuden fehlten ganz profan die dafür benötigten Investionsmittel.



Ach echt jetzt? Für Geheimhaltung der Rüstungsproduktion war in der DDR kein Geld da?
Lange nicht so gelacht.
Ist so eine Nummer wie mit dem Spritkontingent für die Stasi.
Kumpel
 

Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Nostalgiker » 15. Februar 2020, 13:02

Es bleibt dir überlassen worüber du lachst und wenn es deine eigene Unwissenheit ist.

Falls du es bisher noch nicht wußtest, es gibt einen Unterschied zwischen den betrieblichen Bereichen Forschung und Entwicklung und Produktion.

In den Produktionsbereichen gab es in der Regel keine Trennung bei der Fertigung, es gab in den Betrieben welche ich kenne keine "doppelte" maschinelle Ausstattung und doppelte Prod.-Hallen einmal für "Rüstungsproduktion" und einmal für zivile Produktion.
"Rüstungsproduktion" fand nur statt wenn entsprechende Aufträge eingingen, ansonsten wurden andere Sachen auf den gleichen Anlagen produziert.

Kann ja in deinem Dunstkreis alles ganz anders gewesen sein.
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Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Kumpel » 15. Februar 2020, 13:24

Es ist ja nun nichts ehrenrühriges seine Rüstungsproduktion geheim zu halten und ich habe auch schon Werkzeugmaschinen gesehen auf denen ein Aufkleber drauf war auf dem stand welcher Regierung die gehören und welcher Personenkreis da ran darf.
In der DDR war der Geheimhaltungswahn und das Misstrauen eine gehörige Spur schärfer und alles was im entferntesten mit Rüstung zu tun hatte war dem unterworfen.
Kumpel
 

Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Nostalgiker » 15. Februar 2020, 13:44

Du mußt es ja wissen kumpel ....... [flash]
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Re: Geheimhaltung der Rüstungssparten in DDR-VEBs

Beitragvon Interessierter » 15. Februar 2020, 15:40

Nostalgiker » 15. Feb 2020, 12:31
Ach wirklich Interessierter?

Diese von mir eingestellte PDF-Datei habe ich bei deinen Links hier im Thema jedenfalls nicht gefunden.


Wo habe ich das denn behauptet? Deine PDF - Datei habe ich doch gar nicht erwähnt? Lesen kannst du auch nicht? [flash]
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