Der Deutsche Krieg von 1866

Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 27. Juni 2016, 20:03

Deutscher Krieg

Von 1861 bis 1865 tobte in den USA der Amerikanische Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) zwischen den Nordstaaten und den aus den Vereinigten Staaten (Union) ausgetretenen Südstaaten (Konföderation). Nur ein Jahr später kam es auch in Mitteleuropa zu einem blutigen Bruderkrieg, dem Deutschen Krieg.

Am 11. Juni 1866 forderte Österreich im Bundestag zu Frankfurt am Main "zum Schutze der inneren Sicherheit Deutschlands und der bedrohten Rechte seiner Bundesglieder" die Mobilmachung der sieben nichtpreußischen Bundeskorps zum Bundeskrieg gegen Preußen. Für Preußen bedeutete dieser Antrag ein Bruch des Bundeshauptes, denn nach dem Bundesrecht gab es einen Bundeskrieg nur gegen einen äußeren Feind, aber niemals gegen ein Bundesmitglied. Der österreichische Antrag wurde am 14. Juni von der Mehrheit des Bundestages mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen. Preußen richtete daraufhin am 16. Juni eine Note an die norddeutschen Staaten, könnte aber nur einige militärisch unbedeutende Länder als Verbündete gewinnen. Der Krieg bedeutete das Ende des 1815 gegründeten Deutschen Bundes.

Der Deutsche Krieg wird in unserer Zeit häufig als "Deutsch-Österreichischer Krieg" oder auch als "Preußisch-Österreichischer Krieg" ausgegeben. Diese Bezeichnungen sind aber eindeutig falsch, denn das Königreich Preußen führte offiziell Krieg gegen den Deutschen Bund. Deshalb bezeichneten zeitgenössische Historiker diesen Krieg auch als "Preußisch-deutschen Krieg" bzw. als "Deutschen Krieg".

Kriegsparteien
bund.jpg

Die deutschen Staaten 1866/67

Preußens Verbündete
Preußens größter Verbündeter war Italien, hinzu kamen das Großherzogtum Oldenburg und die Freien Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die zusammen die 13. Division Goeben stellten, das Herzogtum Braunschweig, das Herzogtum Sachsen-Altenburg, dessen Truppen in den Reservearmeekorps an den Kämpfen teilnahmen, das Herzogtum Anhalt, dessen Truppen in der Reserve keine Kampfhandlungen hatten, das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha und das Fürstentum Lippe, deren Soldaten an den Kämpfen im Mainfeldzug beteiligt waren, und das Fürstentum Waldeck-Pyrmont, das keine eigenen Truppen hatte. Hinzu kamen das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin sowie das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, das sich Preußen wie manch andere Kleinstaaten nur unfreiwillig anschloss und infolge einer verzögerten Mobilmachung keine Truppen im Kampf hatte.

Im Laufe des Krieges kamen einige anfangs neutrale Staaten hinzu. Am 26. Juni 1866 stellte sich das Fürstentum Reuß jüngere Linie auf Preußens Seite. Am 5. Juli folgte das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Erst nach Ende der Kampfhandlungen schlossen am 18. August Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt und das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen ein Bündnis mit Preußen; am selben Tag wechselte das Fürstentum Schaumburg-Lippe die Seiten.

Deutscher Bund
Dem von Österreich geführten Deutschen Bund gehörten neben diesem die Königreiche Sachsen, Bayern und Hannover (schied am 29. Juni 1866 aus) mit ihren eigenen Armeen an. Der König Ludwig II. von Bayern wollte in dem sich anbahnendem Krieg zwischen Preußen und Österreich um die Führung in Deutschland neutral bleiben und sein Land aus dem direkten Kriegsgeschehen heraushalten. Österreich bestand aber auf der Einhaltung der im Deutschen Bund vereinbarten Bündnispflichten. Bayern und sein König lavierten zunächst zwischen Neutralitätswunsch und Bündnispflicht.[3]

Das Königreich Württemberg, das Großherzogtum Hessen, das Großherzogtum Baden, das Herzogtum Sachsen-Meiningen, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt bildeten aus ihren Truppen das Bundeskorps.

Das Fürstentum Liechtenstein verhielt sich neutral und schied mit Ende des Bundes 1866 aus dem deutschen Föderalismus aus, war aber nachher eng an Österreich gebunden. Ebenfalls abstinent blieb das Großherzogtum Luxemburg, das wie das seit 1839 bundesangehörige Herzogtum Limburg vom niederländischen König regiert wurde und kein Interesse an riskanter Parteilichkeit hatte. Das auch vorher schon durch seinen Provinzstatus relativ unbedeutende Limburg gehörte nach dem Krieg nur noch zu den Niederlanden, der luxemburgische Staat wurde von Deutschland unabhängig mit für die Zukunft gesicherter Neutralität (bestätigt im Londoner Vertrag 1867), allerdings unter fortgeführter Zollvereins-Mitgliedschaft.

quelle: Wiki, deutsche-schutzgebiete.de und illustrierte historische Hefte: Der Weg nach Königgrätz
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 27. Juni 2016, 20:21

Deutscher Krieg
Die Ursachen des Krieges


Die Ursachen des Krieges von 1866 lagen in der Rivalität zwischen den deutschen Großmächten Österreich und Preußen, die seit dem Emporkommen Preußens unter Friedrich des Großen bestand und daher jeden Versuch einer Einigung Deutschlands vereitelten. Schon 1848 gab es Bestrebungen diesen hinderlichen Dualismus zu beseitigen. Die preußische Politik strebte durch Ausschluss Österreichs aus dem Deutschen Bund die Vorherrschaft über Deutschland zu gewinnen. Diese politische Richtung wurde mit dem Namen "kleindeutsch" belegt, während die auf Erhaltung des Bundes gezielte Richtung "großdeutsch" genannt wurde. Letztendlich ging es, wie bei fast jedem Krieg, auch um wirtschaftliche Interessen und damit ums Geld. Preußen, als stetig wachsende Wirtschaftskraft, war für den Freihandel im Deutschen Zollverein, ohne den österreichischen Teil selbstverständlich. Den Freihandel konnten die kleineren deutschen Staaten nicht hinnehmen, da sie sonst in Abhängigkeit zu Preußen geraten wären. Der österreichische Sondergesandte Karl Ludwig Freiherr von Bruck versuchte während den Berliner Verhandlungen die gesamte Donaumonarchie im Deutschen Zollverein zu integrieren. Das konnte wiederum Preußen nicht zulassen, denn dann wäre man der wirtschaftlich Unterlegene gewesen und das nicht nur in der Industrieproduktion, sondern insbesondere die ungarischen Agrarprodukte hätte die ostelbische Landwirtschaft ruiniert. Und so wurde der Krieg, ganz im Sinne von Clausewitz, nur noch die Fortsetzung dieser Politik mit anderen Mitteln.

Seit dem Wiener Kongress (1814-15) waren die Verhältnisse der deutschen Länder so geordnet, dass die einzelnen souveränen Staaten, unter denen Osterreich von selbst den Vorrang hatte, im Frankfurter Bundestag vertreten waren und dass dieser Deutsche Bundestag über gemeinsame Interessen zu entscheiden hatte. So war die Theorie. Tatsächlich aber hatte der Bundestag nur eine geringe Autorität, in der Hauptsache taten wenigstens die größeren Staaten, was sie wollten. Gerade ein halbes Jahrhundert lang zog sich dies Elend hin und der Bundestag war schon zum Gespött der Welt geworden.

Die österreichische Armee besaß von den Kämpfen der Jahre 1848/49 und 1859 her eine weitaus größere Kriegserfahrung als die preußische Armee und die Zeitgenossen maßen dem eine große Bedeutung bei. Im Sommer 1866 zeigte es sich dann aber von Anfang an, dass die zweckmäßigere und gründlichere Ausbildung der preußischen Soldaten und Offiziere viel stärker ins Gewicht fiel als die Kampferfahrung der Osterreicher. Den österreichischen Oberbefehlshaber Benedek kannte man in ganz Europa, und er galt allgemein als ein bedeutender Feldherr. Moltke hingegen war für die Öffentlichkeit ein unbeschriebenes Blatt und selbst ein Teil der preußischen Generale hielt wenig von seinen Fähigkeiten.

Österreichische Politiker und Journalisten wurden nicht müde zu fabulieren, die Armee ihres Landes werde 800.000 - 900.000 Mann ins Feld stellen und die zahlenmäßig viel schwächeren Preußen erdrücken. (Eine sehr interessante zeitgenössische Einschätzung des Philosophen Friedrich Engels findet man hier.) Das wurde allgemein für bare Münze genommen, hatte Österreich doch doppelt so viele Einwohner wie Preußen und deshalb eine weitaus höhere Rekrutierungsquote. Österreich musste aber eine große Armee gegen die Italiener bereitstellen, auch brauchte es für "unruhige" Gebiete wie Ungarn starke Besatzungstruppen, ebenfalls herrschte in seiner Militärbürokratie große Unordnung. Die Folge: Im Juni 1866 erschienen auf dem Hauptkriegsschauplatz Böhmen nicht mehr als 248.000 Mann österreichischer Kampftruppen, dafür aber 278.000 Preußen.

Preußischer Infanterist 1864
Preussischer_Infanterist.jpg

Österreichischer Infanterist 1866,
Regiment Hoch- und Deutschmeister
Oesterreichischer_Infanterist.jpg

Sächsischer Leibgardist 1866
Saechsischer_Leibgardist.jpg


Nur wenige Beobachter waren sich völlig darüber im Klaren, wie ungeheuer groß die Überlegenheit der preußischen Infanteriebewaffnung ist. Die österreichische Infanterie war mit einem Vorderladergewehr ausgerüstet, die preußische Armee dagegen mit einem Hinterlader, dem Zündnadelgewehr. Diese neue Waffe hat zwei enorme Vorteile: Ihre Feuergeschwindigkeit ist dreimal so hoch wie beim Vorderlader. Und sie kann vom Schützen im Liegen geladen werden; während ein Soldat, der mit dem Vorderlader bewaffnet ist, zum Laden aufstehen muss und sich dadurch gegnerischem Feuer aussetzt.
In den letzten Wochen vor Kriegsbeginn herrschte in Europa eine hektische diplomatische Aktivität. Mit ziemlicher Sicherheit ließ sich bereits voraussehen, dass sich sämtliche größeren deutschen Bundesstaaten auf Österreichs Seite stellen würden. Italien hielt am Bündnis mit Preußen fest. Russland nahm eine neutrale Position ein und lässt so Preußen freie Hand.

Unsicherheitsfaktor Nummer 1 war die Haltung Frankreichs. Kaiser Napoleon III. hatte sowohl Preußen als Österreich zum Krieg angestachelt. Sein Motiv, er strebte fieberhaft danach, außenpolitische Erfolge zu erringen, um sein angeschlagenes Regime wieder stabilisieren zu können. Ein Krieg zwischen Preußen und Osterreich, so rechnete er, werde ihm, eine günstige Gelegenheit verschaffen, auf dem linken Ufer des Rheins große deutsche Gebiete an sich zu reißen. Der französische Kaiser ließ geheime Verhandlungen mit den Regierungen der beiden deutschen Großmächte führen und beide traten dabei die nationalen Interessen des deutschen Volkes mit Füßen. Bismarck deutete mehrfach an, dass er unter bestimmten Umständen französische Annexionen billigen werde. Wohlgesonnene Zeitgenossen sahen darin einen diplomatischen Schachzug Bismarcks, der so Frankreichs Neutralität erkaufte. So sagte er am 2. Juni zu dem italienischen General Govone: "Ich bin für meine Person viel weniger Deutscher als Preuße und würde ohne Schwierigkeit der Abtretung des ganzen Gebietes zwischen Rhein und Mosel an Frankreich zustimmen. Pfalz, Oldenburg, ein Teil der preußischen Rheinprovinz." Bismarck hütete sich jedoch wohlweislich sich offiziell festzulegen. Die österreichische Regierung hingegen ging einen Schritt weiter und schloss am 12. Juni ein geheimes Abkommen mit Frankreich ab. Schwerwiegender als der Vertragstext selbst war eine mündliche Erklärung, die während der Verhandlungen von der österreichischen Seite abgegeben wurde. Nach dieser sollte nach einem Sieg der Österreicher über Preußen aus den beiden preußischen Westprovinzen (Rheinprovinz und Westfalen) ein formell unabhängiger Staat gebildet werden; eine diplomatische Umschreibung dafür, dass Wien für die Bildung eines Separatistenstaates von Gnaden des französischen Kaisers grünes Licht gab.

quelle: Wiki, deutsche-schutzgebiete.de und illustrierte historische Hefte: Der Weg nach Königgrätz

...
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 27. Juni 2016, 20:32

Deutscher Krieg
Die Ursachen des Krieges


In Preußen entbrannte aufs heftigste der Verfassungskonflikt, besonders in den westlichen Provinzen - Demonstrationen für den Frieden und gegen den deutschen Bruderkrieg fanden im ganzen Land statt. Österreich und die mit ihm verbündeten Mittel- und Kleinstaaten (das Königreich Sachsen, Königreich Bayern, Königreich Württemberg, Königreich Hannover, Großherzogtum Hessen, Großherzogtum Baden, Herzogtum Sachsen-Meiningen und das Fürstentum Reuß ältere Linie) waren sich des Sieges gewiss. Die beiderseitigen Rüstungsprogramme hatten schon im März begonnen, im April wurde auch über eine Abrüstung verhandelt, die jedoch an der Weigerung Österreichs, die auch in Italien vorzunehmen, scheiterten. Am 4. und 8. Mai wurde die Mobilmachung der preußischen Armee befohlen und die Landwehr aufgeboten, in den Mittelstaaten verlangten die Regierungen von den Landtagen Militärkredite und erhielten sie meist bewilligt.

Im Verlaufe des Monats Mai wurde der österreichischen Regierung klar, dass sie dem Krieg kaum wird ausweichen können und ging nun selbst in die politische Offensive. Am 1. Juni übertrug sie dem Deutschen Bund die endgültige Klärung der Schleswig-Holstein Frage. Formell gesehen, brach sie damit den Vertrag von Gastein. Bismarck versäumte keine Minute das auszunutzen. Er erreichte, dass General von Manteuffel am 7. Juni mit 12.000 Mann in das Herzogtum Holstein einrückt, wo zu dieser Zeit eine österreichische Brigade (4800 Mann) stationiert ist.
Manteuffel, ein ritterlicher Feldherr, kündigte dem österreichischen Befehlshaber, Feldmarschallleutnant Gablenz, bereits am 6. Juni brieflich seinen bevorstehenden Einmarsch an. Gablenz zog daraufhin rasch mit seinen Truppen ab, ohne Widerstand zu leisten. Bismarck war außer sich vor Wut.

Einige Tage später führten Bismarck und Moltke streng geheime Beratungen mit dem Ungarn György Klapka. Der General galt in Osterreich als einer der ärgsten Hochverräter, weil er 1849 als Korpskommandant und Generalstabschef der ungarischen revolutionären Armee für die nationale Befreiung seiner Heimat gekämpft hatte. Rasch wurde man sich darüber einig, im bevorstehenden Krieg aus Überläufern und Kriegsgefangenen eine ungarische Legion zu bilden. Die Aufgabe dieser Legion: Sie sollte nach Ungarn vorstoßen und dort einen Volksaufstand auslösen. Die letzten Schritte hin zum Kriege folgten rasch aufeinander. Am 10. Juni ließ Bismarck dem Bundestag den Entwurf einer neuen Bundesverfassung vorlegen. Darin ist erstmalig ganz offen die Forderung ausgesprochen, Österreich aus dem Deutschen Bund auszuschließen. Die österreichische Regierung antwortete am folgenden Tage mit dem Antrag, die Streitkräfte des Bundes gegen Preußen aufzubieten. Am 12. Juni brach sie die diplomatischen Beziehungen mit Berlin ab und am 14. Juni 1866 beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit die Streitkräfte der Mittel- und Kleinstaaten, das so genannte VII. bis X. Bundeskorps gegen Preußen zu mobilisieren. Nur einige kleinere Staaten, das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, das Großherzogtum Oldenburg, das Herzogtum Braunschweig, das Herzogtum Anhalt, die Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck sowie die thüringischen Staaten Herzogtum Sachsen-Altenburg, Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen stellten sich auf die preußische Seite. Noch am 14. Juni erklärte Preußen seinen Austritt aus dem Deutschen Bund.

Am 17. Juni erließ Kaiser Franz Joseph und am 18. Juni König Wilhelm von Preußen sein Kriegsmanifest. Die geografische Lage zwang Preußen sich vor allem Norddeutschlands zu versichern. Es erließ daher am 15. Juni an das Königreich Hannover, das Königreich Sachsen und Kurhessen eine Aufforderung, worin es die dortigen Regierungen zur Zurückführung der Truppen auf den Stand vom 1. März 1866 aufforderte, den Abschluss eines Sonderbündnisses mit dem Königreich Preußen und die Zustimmung zur Berufung des deutschen Parlaments verlangte. Für den Fall einer Ablehnung drohte Preußen dies als Kriegserklärung zu werten. Sofort nach Ablehnung dieser unannehmbaren Forderung rückten am 16. Juni preußische Truppen von allen Seiten in Hannover, Kurhessen und Sachsen ein. Die Könige von Sachsen und Hannover verließen mit ihren Truppen ihre Hauptstädte, der Kurfürst von Hessen wurde gefangen genommen, seine Truppen entkamen nach Süden.

Während Österreich gegen Italien den Krieg nur defensiv zu führen beschloss und zunächst bloß 85.000 Mann unter Erzherzog Albrecht im Festungsviereck aufstellte, vereinigte es seine Hauptarmee, 247.000 Mann, für den Krieg gegen Preußen; hinzu kamen 140.000 Mann seiner verbündeten deutschen Staaten. Davon wurden 271.000 Mann (Österreicher und Sachsen) unter Benedek in Böhmen und Mähren aufgestellt, 119.000 Mann blieben im Westen und Süden Deutschlands. Preußen verfügte über rund 326.000 Mann. Hiervon wurden 48.000 Mann für den Krieg in Mittel-, West- und Süddeutschland bestimmt, mit 278.000 Mann beschloss man den Krieg gegen Österreich zu führen. Den Oberbefehl übernahm, wie damals üblich, offiziell König Wilhelm I. selbst, der eigentliche Oberbefehlshaber der preußischen Armee war Moltke als Generalstabschef.

quelle: Wiki, deutsche-schutzgebiete.de und illustrierte historische Hefte: Der Weg nach Königgrätz

...
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 3. Juli 2016, 14:29

Anmarsch der Preußen nach Böhmen
Battle_of_Koniggratz.png

Bild: Wiki

Auf Seite der Preußen hatte der Chef des Generalstabs, General von Moltke, ein weiträumiges Zangenmanöver ausgearbeitet. Moltkes Schlachtplan basierte auf einem in seiner Ausführung durchaus problematischen Prinzip: „Getrennt marschieren – vereint schlagen“, das heißt einem Aufmarsch entgegen der traditionellen strategischen Lehre auf den „äußeren Linien“ und nicht den inneren Linien mit ihrem Vorteil kürzerer Wege und leichterer gegenseitiger Verstärkung.

So setzte das preußische Oberkommando Ende Juni 1866 drei Armeen in Marsch – die 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl Nikolaus von Preußen sammelte sich in der Lausitz, die 2. Armee unter dessen Vetter, dem Kronprinzen Friedrich-Wilhelm hatte im Osten aus Schlesien vorzugehen. Die Elbarmee unter General Herwarth von Bittenfeld wandte sich gegen die Sachsen und rückte von Dresden über die böhmische Grenze nach Rumburg vor. Die groß angelegte Umfassungsbewegung sollte dabei die gesamte österreichische Streitmacht im nördlichen Böhmen zu umfassen suchen. Die Elbarmee (Generalkommando VIII. Armee-Korps mit 46.000 Mann) hatte Sachsen zu besetzen und die Österreicher von Westen her anzugreifen, vom Norden sollte die 1. Armee (II., III. und IV. Armee-Korps mit 93.000 Mann) über Reichenbach südwärts drängend die gegnerische Hauptmacht auf sich ziehen, während die 2. Armee (Garde, I., V. und VI. Armee-Korps mit 115.000 Mann) des Kronprinzen vom Osten über Glatz und das Eulengebirge vorzugehen hatte.

Die preußische 2. Armee rückte in drei Heersäulen, teils aus der Grafschaft Glatz, über Braunau, sowie auf der Landeshuter Straße nach Liebau vor. Am 27. Juni wurde das preußische I. Korps bei Trautenau durch das österreichische X. Korps unter FML Gablenz geschlagen und musste auf Goldenöls zurückgehen, darauf übernahm das über Eypel anrückende preußische Gardekorps die Vorhut und schlug Teile des österreichischen IV. Korps bei Soor und Burkersdorf. Am 27. Juni hatte der linke Flügel der Armee des Kronprinzen, das V. Korps des Generals Steinmetz das österreichische VI. Korps unter FML Ramming bei Nachod, am 28. Juni das zur Hilfe eilende österreichische VIII. Korps unter Erzherzog Leopold bei Skalitz, sowie am 29. Juni Teile des gegnerischen IV. Korps (FML Festetics) bei Jaromierz und Schweinschädel zurückgeworfen.

Am 28. Juni hatte die preußische 1. Armee den Gegner bei Turnau und Podol zurückgeschlagen und konnte die Vereinigung mit der Elbarmee an der Iser herstellen. Die Elbarmee hatte gleichzeitig die Sachsen und das österreichische I. Korps (FML Clam-Gallas) bei Münchengrätz geschlagen. Am 29. Juni gelang der preußischen 1. Armee ein weiterer Erfolg gegen das sächsische Korps unter Prinz Albert bei Gitschin. Im Raum Königinhof war schließlich die Verbindung des Kronprinzen mit der Armee des Prinzen Friedrich Karl am 30. Juni mit etwa 220.000 Mann hergestellt, davon konnten aber 60.000 Mann nicht mehr rechtzeitig an der am 3. Juli folgenden Schlacht von Königgrätz eingreifen.

Aufmarsch der Österreicher zur Schlacht

Der österreichische Feldzeugmeister Ludwig von Benedek war durch seine militärischen Erfolge in den Feldzügen in Italien (1848 und 1859) als geschickter Stratege bekannt geworden und wurde nach Ausbruch des Krieges - im Alter von 61 Jahren - zum Oberbefehlshaber der österreichischen Nordarmee berufen. Da er für den neuen böhmischen Kriegsschauplatz über keinerlei militärische Erfahrung verfügte, versuchte er vorerst vergeblich das Amt abzulehnen, fügte sich aber doch der Entscheidung Kaiser Franz Josephs.

Die österreichischen Vorhuten hatten bereits in mehreren Gefechten böse Erfahrungen mit dem preußischen Zündnadelgewehr gemacht, daher entschied sich Benedek dafür, seine Hauptmacht auf einer Reihe kleiner Hügel zwischen der Bistritz und der Elbe in starker Verteidigungsstellung zu postieren, die dahinter liegende Festung Königgrätz konnte gegebenenfalls den Rückzug decken. Er hoffte darauf, dass die in dieser Stellung liegende Infanterie, durch eine starke Artillerie unterstützt, den preußischen Vormarsch aufhalten könnte.

Die Österreicher verfügten über sieben Korps, drei davon hatten jedoch bereits durch die Vorkämpfe stark gelitten, sodass auf den Höhenstellungen etwa 190.000 Mann versammelt waren. Am linken Flügel wurde einem achten Korps – etwa 22.000 Sachsen unter Kronprinz Albert – die Höhen bei Problus zugewiesen. Die sächsische 2. Division unter Generalleutnant Thuisko von Stieglitz stand hinter Problus, die Leib-Brigade rechts, die 1. Brigade links. Die sächsische 1. Division unter Generalleutnant von Schimpf, war zwischen Lubno, Popowitz und Tresowitz versammelt und hatte ihre Reserven zwischen Problus und Stresetitz konzentriert. Die sächsische 3. Brigade war in Problus, die 11. und 12. Brigade in Nieder-Prim aufgestellt. Das als Rückhalt dienende österreichische VIII. Korps unter Erzherzog Leopold sicherte links außen die Stellungen im Ober-Prim und davorliegenden Wald vor Umgehungen. Kavallerie der sächsischen 2. Division hielt bei Popowitz Verbindung mit dem österreichischen X. Korps. Im Zentrum vereinigte Benedek etwa 44.000 Mann mit 134 Kanonen, das durch die Vorkämpfe geschwächte X. Korps unter FML Gablenz und das noch frischere III. Korps unter Erzherzog Ernst, welches die Höhen von Lipa und Chlum besetzt hielt. Als rechter Flügel mit etwa 55.000 Mann folgte das IV. Korps unter FML Festetics südlich Maslowed, bei Cistowes und Nedelist, das II. Korps unter FML Thun hielt die Stellung von Sendrasitz bis zur Elbe. Benedek behielt dahinter ein Drittel seiner Armee, das I. (FML Gondrecourt) und VI. Korps (FML Ramming), mit über 60.000 Männern und 320 Geschützen in Reserve. Mit diesen Verbänden wollte er seinen Gegenangriff führen, sobald der preußische Angriff an seiner vorderen Verteidigungsstellung festgelaufen war.

Quelle: Wiki, deutsche-schutzgebiete.de und illustrierte historische Hefte: Der Weg nach Königgrätz

...
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 3. Juli 2016, 14:49

Die Schlacht bei Königgrätz

3. Juli 1866, 15.00 Uhr: Nordwestlich der kleinen böhmischen Festung Königgrätz (tschechisch: Hradec Krälove) tobte seit fast acht Stunden eine mörderische Schlacht. Sie war bei strömendem Regen durch den Angriff zweier preußischer Armeen mit 124.000 Mann eingeleitet worden. Die österreichische Armee (184.000 Mann) und die an ihrer Seite kämpfenden Sachsen (22.000 Mann) leisteten erfolgreich Widerstand. Sie waren auf einer Hügelkette günstig aufgestellt und ihre Artillerie fügte den Angreifern schwere Verluste zu. Einzelne preußische Abteilungen wichen bereits zurück. König Wilhelm, der sich nahe beim Dorf Sadowa hinter den preußischen Linien aufgebaut hatte, strapazierte die Nerven seines Gefolges, indem er die Schreckensbilder der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt vom Jahre 1806 heraufbeschwor.
Der österreichische Oberbefehlshaber Benedek hatte eine riesige Reserve von 58.000 Mann zurückbehalten, mit der er im geeigneten Moment die Front der abgekämpften Preußen durchstoßen wollte. Er wusste, dass eine weitere preußische Armee im Anmarsch war, hofft aber, dass sie zur Entscheidung zu spät kommen würde. Der Sieg schien greifbar nahe.
Feldzeugmeister Benedek hatte sich auf der Höhe von Lipa postiert und verfolgte das Kampfgeschehen. Rings um ihn hielten sich die Offiziere seines Stabes in ihren schneeweißen Waffenröcken, auf dem Kopf goldbetresste Zweispitze mit flatternden hellgrünen Federbüschen, auf. Da kam einer von ihnen, Oberst Neuber, auf den Gedanken, sein ermattetes Ross gegen ein frisches Pferd auszutauschen. Er ritt deshalb auf das nahe gelegene Chlum zu, das durch eine Bodenwelle verdeckt war. Chlum, ein hübsches Dorf auf dem gleichnamigen Hügel, war die Schlüsselposition der gesamten österreichischen Stellung. Als der Oberst sich dem Ort näherte, pfiffen ihm plötzlich Kugeln um die Ohren. Starr vor Überraschung saht er, dass fliehende österreichische Kavallerie aus dem Dorf heraussprengte.
Neuber galoppierte in rasender Eile zum Gefechtsstand zurück. Seine Erregung mühsam unterdrückend, bat er Benedek, ihm eine Meldung unter vier Augen machen zu dürfen. Der Feldzeugmeister sah ihn befremdet an und erwiderte: "Wir haben keine Geheimnisse." "Dann habe ich zu melden, dass die Preußen Chlum besetzt haben." Die Stabsoffiziere waren wie vom Donner gerührt. Benedek fuhr den Unglücksboten an: "Plauschen Sie nicht so dumm!" Plötzlich aber riss er sein Pferd herum und jagte auf Chlum zu, sein Stab hinter ihm her. Als der Reiteraufzug das erste Bauerngehöft erblickte, schlug ihr ein Bleischauer entgegen, und mehrere der Reiter stürzten getroffen zu Boden. Was ist geschehen?

Generalstabschef Moltke hatte die Truppen Benedeks zunächst von Nordwesten her durch die preußische 1. preußische Armee und die so genannte preußische Elbarmee frontal angegriffen. Gleichzeitig hatte er die 2. preußische Armee (97.000 Mann) in Marsch gesetzt, die sich nördlich der österreichischen Aufstellung befand. Diese Armee hatte die Aufgabe, den rechten Flügel des österreichischen Heeres anzugreifen, während die Elbarmee dessen linken Flügel umgehen sollte. Moltke hoffte, auf diese Weise die gesamte österreichische Streitmacht einkesseln und vernichten zu können.
Da der Regen alle Wege aufgeweicht hatte, war die 2. Armee aber nur langsam vorangekommen. Gegen 14.00 Uhr erschien ihre Angriffsspitze die 1. Gardedivision, überraschend vor Chlum. Dieser wichtige Ort war aber nur unzureichend gedeckt. Einige österreichische Generale, deren Truppen ursprünglich hier aufgestellt waren, hatten nämlich am Vormittag eigenmächtig die preußische 7. Infanteriedivision angegriffen, die den Swiepwald besetzt hielt. Als die österreichischen Verbände dann schließlich durch Benedek auf den rechten Flügel zurückbeordert wurden, waren sie durch das blutige Waldgefecht bereits stark dezimiert. Die preußischen Gardeinfanteristen könnten deshalb Chlum nach ganz kurzem Kampf einnehmen. Da zu gleicher Zeit die Elbarmee die ihr gegenüberstehenden österreichischen und sächsischen Truppen weit zurückgeschlagen hatte (was Benedek zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht wusste), begann die preußische Zange sich bereits zu schließen.
In den folgenden Stunden trieben die österreichischen Generale, statt sofort einen geordneten Rückzug einzuleiten, immer neue Verbände in sinnlose Bajonettangriffe gegen Chlum.
Die Österreicher und Sachsen rücken jeweils in tief gestaffelten Kolonnen, mit Trommelschlag und flatternden Fahnen vor. Die preußischen Infanteristen ließen sie auf 300 Schritte und näher herankommen und überschütteten sie dann mit rasendem Schnellfeuer. Tausende österreichische und sächsische Soldaten wurden so dank dem Stumpfsinn ihrer Vorgesetzten getötet oder zu Krüppeln geschossen. Inzwischen hatten sich die Spitzen der preußischen Elbarmee und 2. Armee etwa bis auf sich zwei Kilometer einander genähert. Der heldenmütige Abwehrkampf der österreichischen Kanoniere und Kavalleristen ermöglichte es ihrer geschlagenen Armee aber, sich auf das jenseitige Ufer der Elbe zurückzuziehen. Etwa die Hälfte dieser Truppen bewegte sich auf die Festung Königgrätz zu, die durch ein Überschwemmungsgebiet geschützt war und deren Tore der Kommandant hatte schließen lassen. Als die Nacht begann, brach unter den Österreichern und Sachsen, die das Sumpfgelände auf einigen Dämmen zu durchqueren suchen, eine Panik aus. Es kam zu fürchterlichen Szenen. Hunderte von Soldaten verloren die Orientierung und ertranken elendiglich. Andere wurden im Gedränge der Menschen, Pferde, Kanonen und Fuhrwerke zu Tode getrampelt. "Es war wie beim Übergang über die Beresina", schriebt ein Augenzeuge später dazu. ("Übergang über die Beresina" - am 26.11. - 28.11.1812 wurde Napoleons Armee im Russlandfeldzug vernichtend geschlagen und versprengt.)

Die Bilanz des blutigen Tages, an der insgesamt 436.000 Mann teilnahmen, mehr als 44.000 (20,6 %) österreichische und sächsische Soldaten waren gefallen, verwundet worden, in Gefangenschaft geraten oder galten als vermisst. Die Verluste der Preußen betrugen etwas mehr als 9.000 (4 %) Mann.

Am Abend des 4. Juli erfuhr in Rom der Kardinalstaatssekretär Antonelli, sozusagen der Ministerpräsident des Kirchenstaates, vom Sieg der Preußen. Entsetzen malte sich auf seinem Gesicht. Schließlich rief er: "Casca il mondo!" ("Die Welt stürzt ein!").

Quelle: Wiki, deutsche-schutzgebiete.de und illustrierte historische Hefte: Der Weg nach Königgrätz

...
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 28. Juli 2016, 20:42

Ein Beitrag zur Schlacht von Radio Prag

Zweitgrößte Reiterschlacht und „Hohlweg der Toten“

Ein neues Denkmal wurde am Freitag nahe Střezetice / Stresetitz enthüllt. Es erinnert nicht nur an die gefallenen Soldaten, sondern auch an die gefallenen Pferde, erzählt Vojtěch Kessler:

„Hier ist die Anhöhe Probluz. Sie war der südlichste Zipfel der österreichischen Verteidigung. Vor uns liegt eine große Ebene, auf der die österreichische Kavallerie-Reserve konzentriert war. Als die Anhöhe Chlum erobert wurde, und die österreichische Armee Richtung Königgrätz floh, hat der König der preußischen Kavallerie befohlen, aufzubrechen und die sich zurückziehenden Österreicher zu vernichten. Daraufhin rückte auch die österreichische Kavallerie vor, um das zu verhindern. Die beiden Kavallerien trafen an diesem Ort aufeinander. Übrigens, es war die zweitgrößte Kavallerie-Schlacht in der Geschichte überhaupt, und zwar nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Etwa 10.000 Reiter nahmen daran teil.“

Beim Zusammenstoß war die österreichische Kavallerie besser dran. Die preußischen Reiter zogen sich zu ihrer Infanterie zurück. Die Fußsoldaten begannen danach, die österreichischen Reiter zu beschießen. Viele Österreicher wurden durch Kugeln getötet. Ihr Ziel, die preußische Kavallerie aufzuhalten, erreichten sie aber: Die geschlagenen Truppen konnten sich ungestört in die Festung Königgrätz zurückziehen.

Die Tschechen hätten aber paradoxerweise mit viel größerem Einsatz als andere Völker der Monarchie am Krieg teilgenommen, sagt Vojtěch Kessler:

„Der preußische König erwog, im Falle seines Siegs etwa zwei Drittel von Nordböhmen zu besetzen. Die Tschechen freuten sich nicht darüber, dass ein Teil Böhmens an Preußen fallen sollte. Daher zogen sie begeistert in den Krieg. Außerdem gab es hierzulande unangenehme Erinnerungen: Im 18. Jahrhundert betrat das preußische Heer fünfmal das böhmische Gebiet. Die Preußen galten als Erzfeinde, die alles leeressen, junge Mädchen wegführen oder junge Männer zum Heer einziehen. Ihr Kommen soll eine Katastrophe gewesen sein.“

http://www.radio.cz/de/rubrik/geschicht ... t-boehmens

pentium
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 2. August 2016, 15:59

Südlicher Kriegsschauplatz

Die Schlacht bei Custoza und die Seeschlacht von Lissa

Ein entschlossener Feldherr war Erzherzog Albrecht in Italien. Er hatte im Festungsviereck nur 143.000 Mann gegen 246.000 Italiener und Garibaldis zusätzliche 40.000 Freischärler. Die Italiener kamen aus zwei Richtungen, die Hauptstreitmacht von Westen über den Mincio und eine rund 70.000 Mann starke Südarmee von Bolongna aus über den Fluss Po. Der Erzherzog tat genau das, was Benedek nicht wagte, er griff die Italiener vor Vereinigung ihrer Truppenteile an und schlug sie so einzeln.

Die Schlacht bei Custoza

Custoza ist ein Dorf in der italienischen Provinz Verona, Distrikt Villafranca, 15 km südwestlich von Verona. Berühmt wurde das Örtchen durch zwei Siege der Österreicher über die Italiener. Den ersten erfocht Radetzky über König Karl Albert am 25. Juli 1848, der infolgedessen die Lombardei aufgeben und einen Waffenstillstand schließen musste.

Kräfteverhältnis an der Italienfront
Kriegsschauplatz Österreicher Italiener
Norditalien und Tirol 143.000 Mann 246.000 Mann


Der zweite Triumph wurde am 24. Juni 1866 erfochten. Die Österreicher unter Erzherzog Albrecht stützten sich auf das Festungsviereck und standen, 82 000 Mann stark, in und um Verona. Die Italiener unter General Lamarmora überschritten am 23. Juni den Mincio mit zwei Armeekorps. Ein drittes Heer ließen sie als Reserve nutzlos zurück, während General Cialdini mit einem vierten, stärkeren Korps gegen die Etsch vordringen und Giuseppe Garibaldis Freischärler in Tirol einrücken sollten. Da die Italiener so ihre überlegenen Streitkräfte zersplitterten und nicht einmal den nordwestlich von Villafranca gelegenen Höhenzug besetzt hatten, nahm Erzherzog Albrecht am 23. Juni diese wichtige Position und griff am Morgen des 24. Juni die Italiener auf der ganzen Linie an. Der Kampf dauerte in glühender Hitze den ganzen Tag. Gegen 19:00 Uhr war das schlecht geführte italienische Heer trotz aller Tapferkeit geschlagen, seine letzte Position auf der Höhe von Custoza genommen, der Rückzug unvermeidlich. Der Verlust der Italiener betrug 7581, der der Österreicher 7956 Mann. Infolge dieser Niederlage konnte Cialdini seinen Übergang über den Po nicht ausführen. Den Gefallenen wurde hier ein gemeinsames Denkmal errichtet.

Bald darauf streiften preußische Reiter bis vor die Tore Wiens und bis nach Preßburg (Bratislava) an der Donau. Für die Osterreicher bestand wenig Aussicht sich sammeln zu können. Trotzdem stand für Preußen alles auf des Messers Schneide. Nämlich diplomatisch. Durch die preußischen Siege gereizt, drohte Napoleon III. mit Einmischung. Österreich warf sich jetzt in Napoleons Arme und trat am 4. Juli die Provinz Venetien ab, deren Besitz die österreichische Südarmee erst am 24. Juni durch den Sieg über die Italiener bei Custoza von neuem gesichert hatte. Es hoffte hierdurch nicht bloß die Neutralität Italiens, sondern auch die energische Intervention Frankreichs zu seinen Gunsten zu erlangen. Jedoch Italien weigerte sich, sein Bündnis mit Preußen zu brechen und Napoleon III., dessen auf die gegenseitige Aufreibung Österreichs und Preußens berechneten Plan der schnelle Sieg von Königgrätz durchkreuzt hatte, war infolge der mangelhaften Rüstung des französischen Heeres nicht in der Lage, mehr als seine guten Dienste für die Vermittlung des Friedens anzubieten. Inzwischen näherte sich das preußische Heer mit bedrohlicher Geschwindigkeit der österreichischen Hauptstadt Wien. Am 13. Juli hielt König Wilhelm seinen Einzug in die Landeshauptstadt Mährens, Brünn, am 16. Juli erreichte die Vorhut der 1. preußischen Armee den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Lundenburg und sperrte den direkten Weg von Olmütz nach Wien und Preßburg. Am selben Tag drang die Elbarmee bis Hollabrunn, 45 km vor Wien, vor. Am 17. Juli schlug der preußische König Wilhelm sein Hauptquartier in Nikolsburg (Mähren), 70 km von Wien auf.

Als die Österreicher sich zur Wiederaufnahme des Kampfes anschickten, den der zum Oberbefehlshaber ernannte Sieger von Custoza, Erzherzog Albrecht, leiten sollte und aller erreichbaren Streitkräfte der Nord- und Südarmee zur Verteidigung Wiens heranzogen, konnte jedoch aus Italien nur 50 000 Mann herangeschafft werden. Die Nordarmee unter Benedek erreichte nur auf einem beschwerlichen Umweg über die Kleinen Karpaten und durch das Tal der Waag die Donau bei Preßburg. Bereits drohte den Österreichern auch der Verlust dieses wichtigen Punktes, denn die preußische Division Fransecky hatte am 22. Juli im Gefecht von Blumenau die österreichische Brigade Mondl, die Preßburg deckte, schon umgangen, als Eilboten den Abschluss einer Waffenruhe meldeten.

quelle: deutsche-schutzgebiete.de

...
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 2. August 2016, 16:10

Seeschlacht von Lissa

Die Niederlage in Königgrätz und die Information, dass die Österreicher über einen Waffenstillstand verhandelten, zwang die italienische Marine zum Zug. Die Italiener wollten die österreichischen Gebiete an der Adria einnehmen, um sie in den Friedensverhandlungen als Verhandlungsgegenstand zu nutzen. Der Kommandeur der italienischen Flotte, Admiral Carlo Persano, kreuzte vom 9. bis zum 11. Juli auf der geografischen Breite von Lissa, ohne die Österreicher aktiv anzugreifen. Persanos passives Verhalten wurde stark kritisiert und der Oberbefehlshaber der Marine befahl ihm, irgendeine Erfolg versprechende Aktion zu unternehmen. Folglich wurde beschlossen, die Insel Lissa (kroat. Vis), das so genannte „Gibraltar der Adria“, einzunehmen.

Die österreichische Flotte war zu diesem Zeitpunkt veraltet. Konteradmiral Wilhelm von Tegetthoff war zur Improvisation gezwungen. Er ließ seine Schiffe mit Eisenplatten, Eisenbahnschienen und Ketten behelfsmäßig panzern.

Die Verteidigung von Lissa bestand aus 1.833 Soldaten, starken Festungen und Küstenbatterien (Wellington, Bentainks, Magnaremi und Nadpostranje) mit insgesamt 88 Kanonen. Weiter existierte eine Polizeistation auf dem Hügel Hum (585 Meter), mit einer Telegrafenverbindung zum Festland über die Insel Hvar. Die italienische Flotte verließ Ancona, den italienischen Flottenstützpunkt, am Nachmittag des 16. Juli und erreichte Lissa, ohne einen detaillierten Operationsplan vorbereitet zu haben.

Persanos Flotte kreuzte am 17. Juli bei Lissa, aber zu weit entfernt, um von den Verteidigern gesehen zu werden. Das einzige Schiff, das sehr nahe herankam, war das Aufklärungsschiff RN Messaggero, welches den Stabschef der Flotte an Bord hatte, um die Positionen der Küstenbatterien und Festungen aufzuklären. Am nächsten Tag näherte sich die ganze Flotte der Insel und startete den Angriff. Einige Panzerschiffe wurden zum Hafen von Hvar gesandt, um die Telegrafenverbindung Vis-Hvar-Split zu unterbrechen. Weitere Aufklärungsschiffe wurden nach Nord-Westen entsandt. Das Gros der Flotte griff Lissa um 10:30 Uhr an drei verschiedenen Positionen an. Das erste Geschwader von Panzerschiffen unter Kommandant Giovanni Vacca eröffnete das Feuer auf die österreichischen Batterien bei Komiža. Das zweite Geschwader, unter dem Kommando von Persano selbst, attackierte den Hafen von Lissa, während das dritte Geschwader, bestehend aus hölzernen Fregatten unter Giovanni Battista Albini, angewiesen war, die Batterien in Nadpostranje zu zerstören und Truppen in der Bucht von Rukvac anzulanden. Das erste Artillerieduell zeigte, dass die Küstenbatterien (speziell die in Komiža) zu hoch für die italienischen Kanonen lagen. Folglich zogen sich die italienischen Schiffe nach einigen Stunden nutzlosen Bombardements zurück und unterstützten das zweite Geschwader beim Angriff auf den Hafen von Lissa.

Am nächsten Tag (19. Juli) zog sich die gesamte Flotte vor dem Hafen von Lissa zusammen und griff geschlossen an. Die Italiener bekamen Unterstützung durch das moderne, turmbestückte Panzerschiff RN Affondatore und einige Truppentransporter. Diese Schiffe nahmen ebenfalls am Angriff auf den Hafen von Lissa teil. Obwohl vier Panzerschiffe in den Hafen eindringen konnten, wurde der Widerstand der Verteidiger nicht wesentlich geschwächt.

Am dritten Tag, dem 20. Juli war die Lage der Verteidiger von Lissa kritisch. Zwei Drittel der Kanonen waren am Vortag zerstört worden und die Italiener bereiteten am frühen Morgen die Landung vor. In dem Moment, als die Panzerschiffe den entscheidenden Angriff auf den Hafen und die Batterien starteten und die Holzschiffe sich mit 2.200 Mann der Bucht von Rogačić zur Landung näherten, sichtete und identifizierte das Aufklärungsschiff RN Esploratore Schiffe, die sich aus nordwestlicher Richtung näherten. Als Persano diese Information erhielt, stoppte er die Landeoperation und steuerte dem Gegner entgegen. Nach einigen telegrafischen Nachrichten von Lissa über die Präsenz und Aktivitäten der italienischen Flotte hatte sich der Befehlshaber der österreichischen Flotte, Konteradmiral Wilhelm Freiherr von Tegetthoff, entschieden, seine Position in der Nordadria zu verlassen, um den bedrängten Truppen bei Lissa zu Hilfe zu kommen. Er handelte schnell – die österreichische Flotte verließ den Liegeplatz Fažana um 13 Uhr – und eilte nach Süden.

...
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 2. August 2016, 16:16

Seeschlacht von Lissa

In der Nacht vor der Schlacht hielt Tegetthoff mit vollen Segeln Richtung Lissa. Ein Sturm vom Westen brachte Regen, Wind und heftigen Seegang, der das Segeln erschwerte, aber am Morgen ließ der Sturm zur Gänze nach. Gegen 9 Uhr tauchten die Hügel von Lissa aus dem Nebel auf, nur wenig später, nachdem sich die italienische Flotte im Meer nördlich von Lissa verteilt hatte.

Die österreichische Flotte segelte in Dreiecksformation. Das erste Dreieck (unter dem Befehl Admiral Tegetthoffs) bestand aus sieben Panzerschiffen, das zweite (unter dem Befehl des Linienschiffskapitäns Anton von Petz), 1000 Meter hinter dem ersten, bestand aus sechs Holzfregatten, geführt von dem Linienschiff SMS Kaiser und das dritte (unter dem Befehl Fregattenkapitän Eberles), 1000 Meter hinter dem zweiten, bestand aus sieben Kanonenbooten. Dies war auch die Angriffsformation. Um 10:30 Uhr, als sich die beiden Flotten sehr nahe standen, befahl Tegetthoff, die Geschwindigkeit zu erhöhen und „Distanzen schließen – den Feind rammen“. Die hölzernen Schiffe wurden angewiesen, die Panzerschiffe zu unterstützen. Angeblich sagte Persano, als er den Feind sah: «Ecco i pescatori!» („Hier kommen die Fischdampfer!“), dies ist aber nicht gesichert. Wegen der Landevorbereitungen und der Truppentransporter in See konnte er am Anfang der Schlacht nur zehn Panzerschiffe gegen Tegetthoff schicken.

Das Panzerschiff RN Formidabile, beschädigt während des Angriffes auf den Hafen von Lissa, segelte nach Ancona, die Terribile fiel hinter die Komitza zurück und die Holzschiffe luden die Landungstruppen, Boote und Ausrüstung. Als die Österreicher den Angriff starteten, segelte Persano mit drei Panzerschiffen in jedem Geschwader in Linienformation und entschied plötzlich, das Flaggschiff zu wechseln. Er verließ die RN Re d´Italia und betrat die RN Affondatore, welche außerhalb der Gefechtsformation stand. Durch diese Aktion stiftete er Verwirrung unter seinen Offizieren und zerriss die Gefechtsformation, indem er einen Leerraum zwischen der Vorhut und der Mitte der Formation schuf. Konteradmiral Tegetthoff bemerkte dies, und um 10:50 Uhr sprengte die österreichische Flotte die italienische Gefechtsformation.

Die österreichischen Panzerschiffe drehten nach steuerbord ab und griffen das Zentrum der italienischen Formation an. Die Holzfregatten des zweiten Dreiecks, geführt vom Linienschiff Kaiser, griffen die Italiener von hinten an, während die Kanonenboote, nachdem sie von der italienischen Vorhut angegriffen wurden, von einigen italienischen Schiffen verfolgt nach Norden segelten. Die italienischen Holzfregatten, unter dem Kommando von Albini, nahmen nicht an der Schlacht teil. Der Kampf war in mehrere kleinere Gefechte unterteilt. Der Hauptkampf war im Zentrum, wo Tegetthoff mit sieben Panzerschiffen gegen vier Italienische focht. Daraus folgend wurde ein Exempel für die richtige Verteilung der Einheiten geschaffen, welche ein entscheidender Teil der Schlacht war. Dichter, schwarzer (Kohle-)Nebel sorgte auf dem Schlachtfeld für Verwirrung und half Tegetthoff, seinen Plan zu realisieren. Das Artilleriefeuer wurde willkürlich auf die feindlichen Schiffe, welche aus dem Nebel herauskamen, eröffnet, zum Teil auf Entfernungen unter 50 Meter.

Die meisten Schiffe, speziell die österreichischen, versuchten, den Gegner zu rammen. Tegetthoffs Flaggschiff SMS Erzherzog Ferdinand Max leitete diese Versuche. Obwohl unter einem unvorteilhaftem Winkel, rammte sie das Panzerschiff Palestro am Heck mit solcher Kraft, dass die italienischen Matrosen am Heck der Palestro gegen den Bug der Ferdinand Max geschleudert wurden. Nachdem Tegetthoff geschrien hatte: „Wer will die Flagge haben?“ rannte der kroatische Offiziersanwärter Nikola Karkovic zur Flagge, nahm sie an sich und lief unter schwerstem Gewehrfeuer auf sein Schiff zurück. Die Flagge war die erste Trophäe in der Schlacht.

Zur selben Zeit lag die Kaiser unter schwerem Feuer von hinten. Das italienische Flaggschiff Affondatore nahm an diesen Angriffen teil. Die Kaiser vermied zweimal, von der Affondatore gerammt zu werden und feuerte eine Breitseite aus kurzer Entfernung auf die Affondatore. Obwohl die Kanonen der Kaiser schwächer als die des italienischen Gegner waren und die Panzerung nicht durchschlagen konnten, richteten zwei Dutzend Geschosse bei der RN Affondatore beträchtlichen Schaden an. Nach einem weiteren Duell mit einem anderen Panzerschiff musste sich die Kaiser mit zerstörten Aufbauten in den Hafen von Lissa zurückziehen.

...
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 2. August 2016, 16:25

Seeschlacht von Lissa

Die Re d′Italia lag unter schwerem Feuer und die Palestro versuchte, ihr zu Hilfe zu eilen. Nachdem sie von der Ferdinand Max gerammt wurde, erlitt die Palestro zahlreiche Treffer. Feuer brach aus und sie zog sich zur gleichen Zeit wie die Kaiser vom Schlachtfeld zurück. Zwei andere italienische Schiffe nahmen die Palestro in Schlepp und die Besatzung wurde mit Booten von Bord gebracht. Kapitän Capellini stoppte die Räumung des Schiffes und blieb mit seiner Mannschaft freiwillig an Bord, um das Feuer zu bekämpfen.

Währenddessen erreichte die Schlacht ihren Höhepunkt. Das Ruder der Re d′Italia war beschädigt und sie wurde zum Anhalten gezwungen. Konteradmiral Tegetthoff bemerkte dies, segelte um 11:30 Uhr mit voller Geschwindigkeit (11,5 Knoten) auf sie zu und rammte die Re d′Italia auf der Backbordseite. Das italienische Schiff sank in drei Minuten und nahm 381 Matrosen mit in die Tiefe.

Persanos ganze Aufmerksamkeit sank, er setzte ständig Flaggensignale wie: „Die Flotte soll den Feind jagen, freies Manövrieren, freies Segeln“, „Jedes Schiff, das nicht kämpft, ist nicht in seiner Position“, „Folgen Sie ihrem Kommandeur in Linienformation“. Viele Kommandanten missachteten das Signal, weil sie nichts von Persanos Schiffswechsel wussten.

Gegen 12:15 Uhr war der intensivste Teil der Schlacht beendet. Die österreichischen Schiffe liefen in drei parallelen Linien nach Norden zum Hafen von Lissa. Die Italiener segelten in zwei Linien westlich der Österreicher. Einige sporadische Schüsse wurden noch bis 14:00 Uhr ausgetauscht, als man das Feuer komplett einstellte. Eine halbe Stunde später sank die Palestro durch explodierende Munition, welche durch das Feuer gezündet wurde. Nur 19 Mann von 250 überlebten.

Keine der beiden Parteien versuchte den Kampf nachmittags weiterzuführen. In zahlenmäßiger Überlegenheit, aber demoralisiert und ohne Kohle und Munition verließen die Italiener bei Sonnenuntergang das Schlachtfeld und zogen sich nach Ancona zurück. Im Anblick des Sieges warfen die weit überwiegend venezianischen Besatzungen der habsburgischen Schiffe ihre Mützen in die Luft und riefen „Viva San Marco“.

Ergebnis

Mehrere Panzerschiffe auf beiden Seiten wurden leicht beschädigt. Der Untergang der Affondatore in Ancona 3 Tage später wurde durch die Beschädigungen im Verlauf der Schlacht hervorgerufen.

Die italienischen Verluste bei der Seeschlacht von Lissa betrugen 612 Tote, 38 Verwundete und 19 Gefangene. Die österreichische Flotte hatte 38 Tote und 138 Verwundete zu beklagen. Bei den Österreichern fielen die Linienschiffskapitäne Moll und der aus Schweden stammende Erik af Klint.

Die Schlacht von Lissa war das erste Seegefecht der europäischen Geschichte, in dem Panzerschiffe eingesetzt wurden, und beeinflusste die Entwicklung der Marinetaktik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Allerdings wurde der Rammtaktik in der Schlacht zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Nur einige Schiffe waren speziell dafür ausgestattet und nur wenige der Rammversuche während der Schlacht hatten auch tatsächlich Erfolg. Mit der Entwicklung durchschlagskräftigerer Kanonen, die Schiffe schon versenken konnten, während sie sich dem Gegner zum Rammen näherten, erwies sich diese Taktik als unzeitgemäß. Die Italiener besaßen zwar zahlreichere und bessere Schiffe als die Österreicher, konnten dies aber in der Schlacht nicht zum Vorteil nutzen. Die Italiener besaßen wenig Erfahrung und wurden schlecht geführt, was in dieser Schlacht entscheidend war. Die Niederlage in der Schlacht um Lissa wurde von den Italienern als Tragödie angesehen. Admiral Persano wurde seines Amtes enthoben und aus dem Marinedienst entlassen. Tegetthoff hingegen wurde für seinen Einsatz zum Vizeadmiral befördert.

Die österreichische Flotte gewann den Kampf, weil die entscheidenden Befehle ohne Verzögerung gegeben wurden, der Schlachtplan hervorragend ausgearbeitet war, die Mannschaften gut ausgebildet waren. Ein wesentlicher Teil des Erfolgs wurde durch die entschlossene Vorgehensweise von Konteradmiral Tegetthoff begründet. Von den 7.871 Seeleuten der österreichischen Flotte waren weit mehr als 5.000 Mann venezianische Küstenbewohner, nach heutiger politischen Lage wären das Kroaten.

Erinnerung

Im Marinesaal des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums ist die Seeschlacht bei Lissa anhand von Schiffsmodellen, darunter auch zwei der SMS Erzherzog Ferdinand Max; zahlreichen Gemälden, Fotografien und Erinnerungsgegenständen im Detail dokumentiert.[1]

Im Jahr 1866 wurde in Wien Landstraße (3. Bezirk) die Lissagasse nach der Seeschlacht von Lissa benannt.

In Wien findet jährlich um den 20. Juli eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der Gefallenen der Seeschlacht unter der Reichsbrücke statt, bei der hochrangige Offiziere des österreichischen Bundesheeres vertreten sind.

Quelle:
http://austria-forum.org/af/AustriaWiki ... _von_Lissa

...
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Der Deutsche Krieg von 1866

Beitragvon pentium » 4. August 2016, 16:54

Gefecht bei Hühnerwasser

Das Gefecht bei Hühnerwasser war das erste Gefecht des Deutschen Krieges zwischen Preußen und Österreich am 26. Juni 1866.

Nachdem die Elbarmee unter General Herwarth von Bittenfeld in der Stärke von 46.000 Mann von Torgau kommend durch das geräumte Sachsen über Dresden (18. Juni) die böhmische Grenze erreicht hatte, rückte sie am 23. Juni parallel zur Ersten Armee über Waltersdorf und Schluckenau in langen Heersäulen, ohne Widerstand an den Pässen zu finden, in Böhmen ein.

Der österreichische Oberbefehlshaber Benedek hatte ursprünglich nur eine Verzögerung der beiden preußischen Armeen in Böhmen geplant, während er mit dem Rest seiner Nordarmee von Olmütz nach Gitschin vorrücken wollte, um dort die beiden preußischen Armeen Bittenfeld und Friedrich Karl zu schlagen, bevor die zweite Armee des Kronprinzen angreifen könnte. Entgegen der ursprünglichen Planung erging jedoch am 26. Juni gegen 15 Uhr der Befehl an Clam-Gallas als Befehlshaber der im nordwestlichen Böhmen stehenden Österreichischen und Sächsischen Truppen, die Linie an der Iser um jeden Preis zu halten.[1] Clam-Gallas und Prinz Albert von Sachsen standen mit der Hauptstreitmacht bei Münchengrätz, etwa 10 km östlich von Hühnerwasser.

Um die Vorposten der Elbarmee zurückzudrängen, ging Leopold Gondrecourt mit ca. 1.500 Mann, Jägern aus der Slowakei und einem gemischten Bataillon ungarischer und rumänischer Linieninfanterie, auf Hühnerwasser vor. Die Truppen der Elbarmee hatten zu diesem Zeitpunkt seit Dresden am 20. Juni keinen Ruhetag gehabt und waren entsprechend erschöpft. Im Ort befanden sich zwei Bataillone von der 31. Brigade.[1]

Die Österreicher konnten sich durch dichten Wald bis kurz vor den Ort heranarbeiten und stießen dann gegen 18 Uhr auf eine preußische Kompanie, die am Ortsrand unter einigen Bäumen rastete. Die Preußen eröffneten sofort das Feuer und alarmierten damit auch ihre Kameraden im Ort, die sofort mit in die Kämpfe eingriffen. Die Preußen bildeten erst gar keine Formationen, sondern gingen als Tirailleure gleich zum Angriff über und versuchten den Waldrand zu erreichen. Gondrecourt stellte seine Truppen daraufhin an der Straße nach Münchgrätz in Linie auf, ließ drei Salven abgeben und dann zum Angriff mit dem Bajonett vorgehen. Zu diesem Zeitpunkt standen ihnen ca. vier preußische Kompanien einsatzbereit gegenüber. Bereits nach der ersten Salve der Preußen ging die Ordnung bei den Österreichern verloren, und die Offiziere versuchten teilweise erfolglos ihre Soldaten zum weiteren Angriff voranzutreiben. Nach der zweiten Salve der Preußen aus einer Entfernung von 300 Metern flohen die ersten Österreicher vom Gefechtsfeld.[1] Während Gondrecourt seine Reservekompanien in Sturmkolonnen antreten ließ, musste er erkennen, das von Hühnerwasser her im Laufschritt weitere preußische Einheiten anrückten. Angesichts dieser Verstärkungen und der bereits jetzt erlittenen hohen Verluste brach er den geplanten Angriff ab und zog sich in Richtung Münchengrätz zurück.

In dem Gefecht zeigte sich nicht nur, dass die Preußen sehr schnell feuerten, sondern dieses Feuer auch noch sehr präzise war. Als die Österreicher den Kampf abbrechen mussten, waren die Preußen noch nicht einmal zum „Schnellfeuer“ übergegangen, bei dem jeder Soldat selbständig den Feuerkampf führte. Das Schnellfeuer ermöglichte eine deutlich höhere Feuerfolge als bei den koordinierten Salven.[1]

Auch wurde deutlich, dass die preußische Infanterie keine Zeit damit verlor, Formationen und Linien zu bilden, sondern in kleinen und kleinsten Gruppen vorging, und damit in der Lage war, die eigenen Linien sehr schnell zu verstärken. Daher ist auch die genaue Anzahl der am Gefecht teilgenommenen Preußen nicht genau belegt.

Die Preußen verloren bei diesem ersten kurzen Gefecht insgesamt 4 Offiziere und 46 Soldaten an Gefallenen und Verwundeten. Die Österreicher dagegen verloren 13 Offiziere und 264 Soldaten an Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen.[1] Der Ausfall von fast 20 % der gesamten eingesetzten Truppen in einem solch kurzen Treffen war ein vorher nicht für möglich gehaltener Verlust.[2] Ca. 50 Österreicher waren gefangen genommenen worden.[3]

Am 27. Juni konnte sich die Elbarmee mit der Ersten Armee vereinen, die ihrerseits noch am gleichen Abend bei Turnau und Podol den Übergang über die Iser erfochten hatte. Es folgte am 28. Juni die Schlacht bei Münchengrätz.

quelle: wiki

...
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45323
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge


Zurück zu Die Einigungskriege 1864-1871

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron