Das Zeitalter der Reformation

Reformation und Gegenreformation (1517–1648)

Das Zeitalter der Reformation

Beitragvon pentium » 28. Juni 2015, 19:32

Reformation und Gegenreformation
Zusammenfassung

Mit Reformation (lat.: Erneuerung, Wiederherstellung) wird heute eine religiöse Bewegung des 16. Jahrhunderts bezeichnet, die die Einheit der westlichen Kirche (die östlichen orthodoxen Kirchen hatten sich bereits 1054 getrennt) zerbrechen ließ und sich wesentlich mit Martin Luther verbindet. Dieser wollte keineswegs eine neue Kirche gründen.

Den letzten Anstoß zur Reformation gab der Ablasshandel, mit dessen Einnahmen der Petersdom in Rom erneuert werden sollte. Luther sah darin einen Missbrauch und rief zur Rückbesinnung auf die biblischen Grundlagen des Evangeliums auf - d. h. allein auf Christus und damit allein auf den Glauben, allein auf die Gnade und allein auf die Schrift. Er fand damit in ganz Europa Gehör. Während das Mittelalter von der Unverzichtbarkeit des Priesters als Heilsvermittler überzeugt war, sollten nach Luther Christen selbst in der Lage sein, die alles entscheidende Heilsbotschaft zu verstehen. Deshalb rief der Reformator in einer Zeit, in der das Lateinische für die gehobenen Schichten selbstverständlich war, zu Predigt und Messe in deutscher Sprache auf und übersetzte die Heilige Schrift in allgemeinverständliches Deutsch.

Seine Übersetzung des Neuen Testamentes (1522) und der ganzen Bibel (1534) hatte dann aber nicht nur diese unmittelbaren religiösen Auswirkungen. Sondern indem er für seine Übersetzung "dem Volk aufs Maul" schaute und die gehörten Wendungen mit seinen bildhaften Formulierungen verband, entstand ein guter Teil der heutigen, alle Deutschen verbindenden Hochsprache. Insofern gibt es in Deutschland wie in manchen anderen Ländern bestimmte Verbindungen zwischen nationaler, sprachlicher und religiöser Identität. Die von Luther wiederentdeckte Botschaft von der Rechtfertigung des Glaubenden "allein aus Gnade" bedeutete eine Befreiung des mittelalterlichen Menschen von manchem nicht heilsnotwendigen und zum Teil politisch bedingten kirchlichen Zwang. Die mittelalterliche Leistungsreligion war damit abgelöst und damit auch die maßgebliche Bedeutung des für das ganze Mittelalter beherrschenden Mönchtums gebrochen. Die mittelalterliche Arbeitsteilung, dass die einen zu arbeiten und zu dienen hatten, während die anderen, die "Berufenen", für sie beteten, wurde aufgelöst.

Nunmehr wurde nicht mehr nur dem Mönch, der Nonne, dem Priester ein "Ruf" zugestanden, sondern es durfte sich jetzt jedermann an dem Ort, wo er lebte und arbeitete, von Gott berufen wissen. Das so von Luther entwickelte Berufsverständnis wirkte damals ungeheuer befreiend und belebend und stellte die Basis dar, auf der sich in weiten Teilen der westlichen Welt moderne Wirtschaft in einer hochtechnisierten Zivilisation entfalten konnte. Luther beabsichtigte eine Reform, jedoch nicht Neugründung oder Spaltung von Kirche oder gar eine Revolution. Dennoch ergaben sich weitere Trennungen etwa durch die Schweizer Reformatoren Johannes Calvin (1509-1564) und Huldrych Zwingli (1484-1531). Ganz besonders lag ihm die elementare religiöse Bildung des Volkes am Herzen - einerseits durch die häusliche Orientierung am Katechismus, andererseits in der Schule. Evangelisches Leben in Deutschland war aufgrund der Bildungsimpulse der Reformationszeit mit der ganzen Kultur eng verbunden. Insbesondere das evangelische Pfarrhaus wurde zu einer Wiege der geistigen Elite Deutschlands, zu der auch populäre Kritiker des Christentums gehörten, wie etwa Friedrich Nietzsche.

1519 wurde der Habsburger Karl V. zum König gewählt und nannte sich nach seiner Krönung im Jahre 1520 „erwählter Kaiser“; erst zehn Jahre später wurde er im Rahmen einer Aussöhnung als letzter deutscher Herrscher vom Papst gekrönt. Unter ihm stieg Habsburg zur Weltmacht auf. Außenpolitisch war er in ständige Kriege zur Abwehr der Osmanen sowie gegen Frankreich und den Papst verwickelt. Dadurch war seine Stellung im Reich selbst schwach und er konnte die Ausbreitung der Reformation nicht verhindern.

In den Jahren 1522 bis 1526 wurde in etlichen Ländern und Städten des Reichs die Lehre Luthers eingeführt. Die Reformation wurde somit vom Landesherrn durchgeführt, der auch zum Landesbischof wurde. Der Bruder des Kaisers, Ferdinand, wollte die Duldung der Lutheraner aufheben. Dagegen protestierten die evangelischen Landesfürsten. Daher leitet sich seitdem die Bezeichnung Protestanten für Anhänger der evangelischen Glaubensrichtung ab.

Die schlechte Lage der Bauern hatte schon im 15. Jahrhundert zu regionalen Aufständen der Bauern geführt, während der Reformationszeit kam es 1524 bis 1526 zu einem Bauernkrieg. 1525 wurde ein Bauernheer unter Führung von Thomas Müntzer bei Frankenhausen vernichtet.

Im Schmalkaldischen Krieg von 1546/1547 kam es erstmals zum Kampf der Katholiken unter Führung des Kaisers gegen die Protestanten. Der Kaiser gewann den Krieg, konnte aber das Augsburger Interim nicht durchsetzen.

Als sich die Fürsten über die Religionsgrenzen hinweg gegen ihn erhoben, verzichtete Karl V. 1556 zugunsten seines Sohnes Philipp II. auf Spanien und machte seinen Bruder Ferdinand zu seinem Nachfolger im Reich. Der neue König hatte bereits 1555 den Augsburger Religionsfrieden ausgehandelt.

Unter dem Eindruck der Reformation begann die katholische Kirche eine innere Reform. Zudem setzte die Gegenreformation ein. Diese bestand zum einen in der Verfolgung von Zweiflern an der offiziellen päpstlichen Lehre durch die Inquisition, zum anderen entstanden neue Orden, von denen die Jesuiten eine führende Rolle bei der Rekatholisierung erlangten.

Dennoch war die Religionspolitik von Ferdinands Sohn und Nachfolger Maximilian II. vergleichsweise tolerant, während in Frankreich zur selben Zeit Religionskriege wüteten. Maximilians Sohn Rudolf II. zog sich dagegen in seiner Residenz Prag immer mehr aus der Wirklichkeit zurück, sodass die religiösen Konflikte weiter anschwollen. Es kam zum Kölner Krieg, als der dortige Erzbischof zum Protestantismus übertrat, und in den zum Reich gehörenden Niederlanden verschärfte sich der Widerstand gegen das streng katholische Regiment der spanischen Habsburger.

Die protestantischen Fürsten schlossen sich 1608 unter Führung Friedrichs von der Pfalz zur Union zusammen. Entsprechend schlossen sich die katholischen Fürsten 1609 unter Führung des Bayernherzogs Maximilian I. zur Liga zusammen.

quelle: EKD u. Wiki

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