von andr.k » 28. Juli 2013, 20:37
Erich Mielke auf der Zentralen Dienstbesprechung des MfS am 28. April 1989
"... Ich hatte mal so 'ne Idee, eine faule Idee natürlich. Alle diese Strolche, die in den Kirchen jetzt immer sitzen, die Antragsteller, die uns da solch Theater machen, einfach aus der Kirche rauszunehmen, also rauszuholen und abzuschieben. Denn dann kommen sie so ohne alles andere, nicht wahr, da an die Grenze. Dann gibt's dort hier ein Riesenlärm, nich. Und deshalb ist die Idee nicht sehr gut, nich. Ja, aber gut wär's. Schluß, die wolln ja alle raus. Na, gut wäre das, und das wär auch für die ganz gut, wenn die da stehn. Andererseits können wir, und hör ich sagen, hier frei, als Freidenkender, man kann natürlich auch nicht, kann auch nicht Hunderte oder, sagen wir mal oder, und Tausende an einem Tag nehmen und stellt sie an einer Stelle raus, da sind sie alle.
Das heißt, eine Auswanderungs-, wie soll ich jetzt sagen, -episode zu schaffen. Aber dazu erkläre ich, alle Strolche und gemeinen Leute, die meldet uns.
Na, was soll denn der Lehrer, der weg will, der dauernd weg will, wie soll der unsere Kinder erziehen?
Diese Schufte, zum Teil, da kannste noch so qualifiziert sein, die überzeugste nicht. Nicht wahr. Das wissen wir doch. Sonst müßten wir ja mehr Erfolge haben in dem Prozeß des Zurückdrängens.
Ansonsten bleibt der Grundsatz, nicht wahr: Wer uns den Rücken gekehrt hat, der soll doch bleiben, wo er ist, wenn er keine Bedeutung hat für uns. Denn zurückkommen wollen eine ganze Menge miese Säcke. Das ist ganz klar, nicht wahr ...
Ich will überhaupt mal etwas sagen, Genossen. Wenn man schon schießt, dann muß man es so machen, daß nicht noch der Betreffende wegkommt, sondern dann muß er eben da-bleiben bei uns. Was ist denn das für eine Sache, was ist denn das, 70 Schuß loszuballern, und der rennt nach drüben, und die machen eine Riesenkampagne. Da haben sie recht, Mensch. Wenn einer so mies schießt, sollen sie eine Kampagne machen. Das ist alles.
Und dann ist natürlich klar: Es hat ja keinen Zweck, auf einen zu schießen, wenn er nach drüben kommt, nicht wahr, kommt er rüber, und ist sowieso ein Antragsteller, und was hat das für einen Sinn. Das muß man doch fragen, so. Wo noch etwas mehr revolutionäre Zeiten waren, da war es nicht so schlimm. Aber jetzt, nachdem alles so neue Zeiten sind, muß man den neuen Zeiten muß man Rechnung tragen.
Und deshalb habe ich eingangs und bis zum Schluß über die Kompliziertheit der Lage gesprochen. Und deshalb hab ich, dacht ich, es ist gar nicht mal schlecht, wir können sehen, wie es richtig ist, daß wir unsere Fragen richtig stellen. Denn wenn der Genosse Gorbatschow für die Sowjetunion das schon stellt, dann kann der kleine Mielke es für die DDR auch stellen, für die Staatssicherheit. So ist die Sache. Und so wollt ich auch verstanden werden, Genossen.
Also Genossen, das war's, was ich euch mit auf den Weg geben wollte. Hat jemand 'ne Frage? Will jemand ein Wort haben? Wir können auch mal eine neue Demokratie einführen. Aber 'ne gute. Jeder, der eine gute Idee hat, kann sofort aufstehn. Das wißt ihr ja bei mir. Ich nehme alles Gute entgegen, sofort. Vermarkte ich sofort sozialistisch als Mielke."
...ohne Worte.
AK
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.