Die Schule

Alles über die Schulsysteme, die Hochschulen und Universitäten in der DDR/BRD u.s.w.

Re: Das Schulsystem der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 21. Januar 2015, 14:23

wosch, ich reagier nur auf die Plattheiten Anderer so; alles klar?

Dein1945, du Oberschlauer, wenn ich schreibe ab 1959 meine ich das Jahr und nicht einen Monat zum Anfang des Jahres, klar?
Was deinen Cousin betrifft, was hat ihn im Sommer 1958 gehindert auf die Mittelschule oder EOS zu wechseln? Etwa nur die Nichtteilnahme an der Jugendweihe? Aha und das wurde seinen Eltern damals definitiv so gesagt und begründet? Erstaunlich.

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Das Schulsystem der DDR

Beitragvon Wosch » 21. Januar 2015, 14:44

Zicke hat geschrieben:
".........In den Anfangsjahren der DDR konnte die Hochschulreife auch an Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten (ABF) erworben werden........"





Genau, man konnte, dazu mußte man aber vorher vom Betrieb delegiert werden. In meinem Falle sagte man aber am 2. Januar 1962: "Nicht ohne vorherige NVA"
Gott zum Gruß.
Wosch. [sick]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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Re: Das Schulsystem der DDR

Beitragvon dein1945 » 21. Januar 2015, 15:54

Thoth hat geschrieben:wosch, ich reagier nur auf die Plattheiten Anderer so; alles klar?

Dein1945, du Oberschlauer, wenn ich schreibe ab 1959 meine ich das Jahr und nicht einen Monat zum Anfang des Jahres, klar?
Was deinen Cousin betrifft, was hat ihn im Sommer 1958 gehindert auf die Mittelschule oder EOS zu wechseln? Etwa nur die Nichtteilnahme an der Jugendweihe? Aha und das wurde seinen Eltern damals definitiv so gesagt und begründet? Erstaunlich.

Thoth


Mal für den ganz Schlauen, wie bei Wolfgang nicht würdig, kein Pimpf oder wie ihr es nantet "Jungpionier" zu den FDJodlern wollte er auch nicht und dann waren die Eltern noch Selbstständig, ach so Jugendweihe auch ausgeschlagen ! Aber mach die keine Sorgen 1960 konnte er das Schild wo draufstand "Ende des dem. Sektors...." hinter sich lassen !
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
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Re: Das Schulsystem der DDR

Beitragvon Dille » 21. Januar 2015, 17:39

dein1945 hat geschrieben:
Dille hat geschrieben:Nun @dein1945, ich bin ja nun auch in Ost- Berlin zur Schule gegangen (Köpenick), bin 1958 in der 8. Klasse gewesen, habe nicht an der Jugendweihe teilgenommen und bin auch auf die Oberschule gekommen. Einziger Punkt, wie ich schon desöfteren schrieb, mein Klassenlehrer hat bei einem Privatbesuch meinen Eltern nahegelegt, mich erst nach dem Übertritt zur Oberschule konfirmieren zu lassen. So geschehen -- und ich war beileibe kein Einzelfall.


Wer aber nun keinen, nennen wir es mal aufgeschlossenen Lehrer hatte, was dann !

@dein, Du vermengst jetzt hier wieder was, ich schrieb ja, "..habe nicht an der Jugendweihe teilgenommen.." und Klassenlehrer hat Ratschlag in Bezug auf Konfirmation gegeben. Daraus folgt, daß ich sehr wohl 1958 in Berlin- Köpenick ohne Jugendgeweiht zu sein, zur Oberschule übertreten konnte.
Ich stelle mir das in etwa so vor, daß ja bei Lehrerkonferenzen jeder Schüler durchgehechelt wurde, also "..Dille Zensuren gut..", ".. keine Jugendweihe -- Minuspunkt..." und dann vielleicht die Rückfrage "..ist er etwa konfirmiert ?...", das wäre dann vielleicht das Zünglein an der Waage gewesen....
Deshalb dann mein Klassenlehrer zu meinen Eltern mit dem guten Ratschlag......., und deshalb rege ich mich auch hier regelmäßig so auf, unterstellt man pauschal allen DDR- Lehrern, willig dem Regime gedient zu haben.


Es gibt ja sicher Zeitzeugen die zu dieser Zeit in der DDR zur Schule gingen, mein Cousin aus Ostberlin hat seine Schulbücher immer weitergereicht da sie in Jena in den fünfziger Jahren immer gekauft wurden.

Hier muß ich zugestehen, das wußte ich auch nicht (so wie @Thoth das bestätigte) -- also doch kein so einheitliches Bildungssystem in der DDR ??

Gruß, Dille
Dille
 

Re: Das Schulsystem der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 21. Januar 2015, 17:49

Doch @Dille, es war einheitlich.
Das die Schulbücher, außer in Berlin, käuflich zu erwerben waren ist kein Ausdruck eines uneinheitlichen Bildungssystem.
Eine Einheitlichkeit macht sich doch mehr an den Inhalten, welche überall im Lande gleich waren, fest und nicht daran ob ich das Buch käuflich erwerben muß oder nicht.

Aus welchen Gründen die Schulbücher in Berlin kostenlos abgegeben wurden ist im Nachhinein nicht ersichtlich, jedenfalls für mic.
Du müßtest doch auch während Deiner Schulzeit in den Genuß dieser Regelung gekommen sein nehme ich an.

Thoth
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Beitragvon Sirius » 18. Juli 2015, 12:25

In diesem Thread soll es allgemein um das Thema Schule gehen. Zum Beispiel um das Schulsytem im Osten und Westen Deutschlands vor 1990 und danach. Auch eigene Erfahrungen aus der Schulzeit als Schüler oder Lehrer sind erwünscht.

Nov65 hat geschrieben:Merkst Du eigentlich, was Du für einen Bockmist loslässt? Lehrer = staatstragende Funktion.
Andreas

Hallo Andreas,

welche Fächer hast Du unterrichtet, und inwieweit spielte in diesen Fächern Politik eine Rolle? Bei der Fächerkombination Mathematik und Physik ist das z.b. am schwersten vorstellbar. Wie groß war der "Politisierungsgrad" in den verschiedenen Fächern Deiner Erfahrung nach?

Ich bitte auch um Stellungnahmen von ehemaligen Schülern!
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Re: Die Schule

Beitragvon pentium » 18. Juli 2015, 12:31

Sirius hat geschrieben:In diesem Thread soll es allgemein um das Thema Schule gehen. Zum Beispiel um das Schulsytem im Osten und Westen Deutschlands vor 1990 und danach. Auch eigene Erfahrungen aus der Schulzeit als Schüler oder Lehrer sind erwünscht.

Nov65 hat geschrieben:Merkst Du eigentlich, was Du für einen Bockmist loslässt? Lehrer = staatstragende Funktion.
Andreas

Hallo Andreas,

welche Fächer hast Du unterrichtet, und inwieweit spielte in diesen Fächern Politik eine Rolle? Bei der Fächerkombination Mathematik und Physik ist das z.b. am schwersten vorstellbar. Wie groß war der "Politisierungsgrad" in den verschiedenen Fächern Deiner Erfahrung nach?

Ich bitte auch um Stellungnahmen von ehemaligen Schülern!


Dann schieben wir den Thread erst einmal am Besten dorthin wo er hingehört, in soziale Systeme "Wissen und Lernen"

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Re: Die Schule

Beitragvon Olaf Sch. » 18. Juli 2015, 16:29

10.Klasse:
Geschichte DDR
Geographie DDR
Stabü DDR
Russisch Unterricht: wie veranstalte ich eine FDJ Veranstaltung
Musik: Bau auf Bau auf...
Unterstufe Kunst - wir malen ein Bild für die NVA zum 1. März

dann wurde meiner Meinung nach zu sehr Elite gelebt - aus unserer Klasse kamen 3 auf die EOS. In der 8. bekamen wir die Sitzenbleiber die die 8. nochmal oder nochmalnochmal machen durften. Die haben uns dann leiden lassen...

ich wäre lieber heute aufs Gymnasium gegangen.
Olaf Sch.
 

Re: Die Schule

Beitragvon Volker Zottmann » 18. Juli 2015, 16:49

Im anderen Threads wurde ja schon abgehandelt, dass es in den 1950er/60er Jahren in der DDR sehr unterschiedlich zuging. Wir hatten als Direktoren offenbar immer stramme Marschierer.

Jeden Montag begann ab 5. Klasse unsere Schulwoche mit einem Fahnenappell. Jahrein, jahraus. Das war ein halbmilitärisches Zeremoniell mit allen erdenklichen und tagesaktuellen sozialistischen Parolen. Hier wurden Beste ausgezeichnet, aber auch Sündenböcke an den Pranger gestellt. Nicht wirklich schön …
Doch jetzt gehörten ja auch wir zur Oberstufe. Hatten also auch mit stramm zu stehen.

Bei einem Appell mussten wir alle so lange ausharren, bis ein Schüler bei sich zu Hause, er wohnte unweit der Schule, seine Hose wechselte. Er hatte sich erdreistet, mit einer Blue Jeans, oder wie es damals hieß, mit einer Nietenhose in die Schule zu kommen. Das ging natürlich nicht! Mit der Hose des Klassenfeindes anzutreten, ein Unding! Die ganze Schule wartete nun im Stillgestanden, bis der Übeltäter wieder anwesend war und alle mussten dann die verlorene Zeit mittags nachholen, länger bleiben. Alle geschätzten 400 Schüler und Lehrer.

Der Staat war bekloppt! Ein paar Jahre später nähte die DDR selbst Jeans für die “Jugendmode” (Name der Bekleidungsgeschäfte für Jugendliche), allerdings in miserabler Qualität.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Schule

Beitragvon Edelknabe » 18. Juli 2015, 20:01

Siehe Akku mit seinem:

"dann wurde meiner Meinung nach zu sehr Elite gelebt - aus unserer Klasse kamen 3 auf die EOS. In der 8. bekamen wir die Sitzenbleiber die die 8. nochmal oder nochmalnochmal machen durften. Die haben uns dann leiden lassen...

ich wäre lieber heute aufs Gymnasium gegangen"
Textauszug ende

Wie Akku wolltest du denn das heute schaffen wollen? Meinst du heute den Anforderungen irgend wie mehr gewachsen zu sein? Ich denke eher nicht.

Rainer-Maria der auch nur ein mittelmäßiger Schüler war.

Und einen guten Abend noch allen ins Forum
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Re: Die Schule

Beitragvon Olaf Sch. » 18. Juli 2015, 20:18

das siehst du falsch, die EOS hatte viel höhere Anforderungen als ein Gymnasium. Die Anforderungen für das Gymnasium hätte ich locker geschafft.
Olaf Sch.
 

Re: Die Schule

Beitragvon steffen52-1 » 18. Juli 2015, 20:29

Bist wohl schon wieder zurück, edler Knabe? Ist wohl ein Kurzurlaub gewesen? Zum Thema: Zu meiner Zeit ging es noch relativ locker zu! Klar Fahnenappell u.s.w. musste sein, aber politisch sehr gemäßigt! Im Stabiunterricht kam ich sowieso nicht zu Wort, weil meine Tagesschau-Meinung nicht gefragt war! [zunge] Wurde nach Hause geschickt, weil Westjeans an und musste meine Plastetüte mit HB-Werbung rum drehen, so das man die Werbung nicht mehr sehen konnte! Der Lehrer der mir das angetan hatte, bekam seine Strafe, er hatte einen 600 Trabi das Türschloß nur links( Fahrerseite) den haben wir mit dieser Seite an die Wand der Turnhalle gestellt und nun konnte er nicht mehr einsteigen! Die Lacher waren wir!!! [laugh] Dafür durfte ich Nachsitzen und ein paar schöne Backpfeifen( vom feinsten) von meinen Vater! Habe es überlebt! [hallo]
Grüsse steffen52-1
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Re: Die Schule

Beitragvon Edelknabe » 18. Juli 2015, 20:34

Ich ziehe mich da besser zurück Akku, denn das ist wohl mehr der Fred für Lehrer(damals DDR und heute BRD). Du damals schon Sitzenbleiber, wie sollte das gehen, heute? Ohne sitzen zu bleiben? Aber gut, überlassen wir die Sache besser Nov etc.

Rainer-Maria und warum blieb Einer damals sitzen? Ja genau Steffen, der Rainer ist zurück, und zwar vom VKU ,.....mit leichter Verlängerung.Und nicht ein Sacki konnte mir, nicht Einer.....
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Re: Die Schule

Beitragvon pentium » 18. Juli 2015, 20:39

Edelknabe hat geschrieben:Ich ziehe mich da besser zurück Akku, denn das ist wohl mehr der Fred für Lehrer(damals DDR und heute BRD). Du damals schon Sitzenbleiber, wie sollte das gehen, heute? Ohne sitzen zu bleiben? Aber gut, überlassen wir die Sache besser Nov etc.

Rainer-Maria und warum blieb Einer damals sitzen? Ja genau Steffen, der Rainer ist zurück, und zwar vom VKU ,.....mit leichter Verlängerung.Und nicht ein Sacki konnte mir, nicht Einer.....


Ja Rainer, überlassen wir das Feld den Superschülern vom Mommsen-Gymnasien unter der Leitung von Oberstudiendirektor Taft!

Mens sana in corpore sano

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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

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Re: Die Schule

Beitragvon Nostalgiker » 18. Juli 2015, 20:54

Über die Schulzeit kann in der Regel nur als "Betroffener" berichtet werden.
Ein "Betroffener" welcher in den 50ger und 60ger Jahren in der DDR in die Schule ging wird diese Schulzeit anders erlebt haben als Jemand der in 70gern und 80gern in die Schule ging.

Auch spielte eine Rolle wo man zur Schule ging, Stadt oder Land und Im Norden oder Süden .....

Wer nicht im Erwachsenenalter unmittelbar in die Volksbildung involviert war, zum Beispiel als Lehrer, wird wohl kaum über Inhalte und Ziele der Bildungspolitik in der DDR schreiben können außer aus dem Blickwinkel des Betroffenen und da auch nur aus dem subjektiven Empfinden.

Ich bin in einer Großstadt von 1957 bis 1967 in die POS gegangen. Ob unsere Schule 1957 bereits eine POS war entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls war sie nach Gottfried Herder benannt, was Heutzutage offenbar nicht mehr legitim ist denn sie wurde um 2000 herum nach einer Adligen umbenannt.
Das Schulgebäude selbst stammt aus den 90ger Jahren des 19.Jahrhunderts

Von der ersten bis zu vierten Klasse hatten wir eine wunderbare Grundschullehrerin, Frl. M., welche bei uns den Grundstein legte für die Freude der Wissensaneignung.
Insgesamt waren wir 38 Kinder in der Klasse.
In der 5. Klasse hatten wir unsere Grundschullehrerin noch als Deutschlehrerin, danach ging sie in Rente.

In der gesamten Schulzeit hatten wir nur zu besonderen Anlässen einen Fahnenappell und der fand im Schulpark statt. Wie oft der war weiß ich nicht mehr aber auf keinen Fall jeden Montag.
Zum Schuljahresbeginn, logisch aber sonst?

In den ersten Schuljahren war es obligatorisch das in den großen Pausen die Schüler auf den Schulhof gingen. Rumstehen war nicht, wir mußten ? alle mehr oder minder relativ geordnet große Kreise auf dem Hof drehen. Rennen, lautes rufen etc. war absolut verboten.
Ab 1961 hatten wir für die Pausen noch eine 'normale' Strasse zur Verfügung und dort war der Bewegungsablauf nicht mehr ganz so streng. Trotzdem durfte nicht gerannt werden aber wir durften in Gruppen rumstehen.
Ab der neunten Klasse hatten wir das Privileg unsere Pausen im Schulpark zu verbringen.

Außer Chemie, Physik und Biologie (allerdings nur für besondere Unterrichtsstunden) hatten wir keine Fachkabinette, es fand also fast der gesamte Unterricht in unseren Stammklassenzimmer statt.
Ach so, Werken fand in extra Räumen im Keller statt.

Unser Klassenlehrer für die 5. und 6. war unser Mathelehrer. Irgendwie war er dann weg und wir bekamen unseren Deutschlehrer als Klassenlehrer. Sehr streng, sehr gerecht (Ich ärgerte ihn indem ich mal gefühlte 25 Kommata im Block unter einen Aufsatz setze mit der Bemerkung er solle sie doch selbst an die richtige Stelle setzen! Seine Antwort; die Kommas hätten nicht gereicht, deswegen müsse er mir für jedes fehlende einen halben Punkt abziehen ..... Cooler Lehrer würde man Heute sagen)

Politisch wurden wir relativ in Ruhe gelassen, jedenfalls kann ich mich keiner größeren Dramen erinnern.
Das von 38 Schülern in der Klasse welche nicht in den Pionieren waren war kein Problem. Sie wurden auch nicht ausgegrenzt.

Nietenhosen kamen an der Schule nicht vor, jedenfalls in unserer Jahrgangsstufe.
Die ersten tauchten Anfang der 60ger auf und ich kann mich nicht daran erinnern das jemand in der Klasse welche anhatte. Ich habe meine auch nur in der Zeit nach der Schule angezogen ......
Sogenannte 'Natoplanen' dagegen trug man schon zu der Zeit in der Schule und diese super ausgestellten Hosen; glaube Schlaghosen genannt ....
Die kamen gleich nach 'Nietenhosen' zur damaligen Zeit.
Und extrem spitze Schuhe, Spinatstecher genannt waren auch nicht so gerne gesehen ....

Aber das die gesamte Schulbesatzung auf dem Appellplatz herumlungern mußte bis ein Schüler der nach Hause geschickt wurde um eine gefällige Bekleidung anzulegen, ne sowas gab es bei uns nicht.

Staatstragende Unterrichtsinhalte;
Pingelig könnte ich behaupten das aber auch in jedem Fach, einschließlich Handarbeit und Werken, die Vorzüge des Sozialismus gepriesen wurden. Nun denn es war nicht ganz so, jedenfalls in meiner Erinnerung.

"Natürlich" kamen fast alle wegweisenden Entdeckungen auf naturwissenschaftlichen Gebiet aus der Sowjetunion.
"Natürlich" diente die Nutzung dieser naturwissenschaftlichen Entdeckungen im Sozialismus nur friedlichen Zwecken .... (Ich erinnere mich noch an einen leidenschaftlichen Disput mit der Physiklehrerin über schnelle Brüter .....)

Vielleicht hatte ich während meiner Schulzeit mit dem allergrößten Teil der damaligen Lehrer einfach nur Glück.
Sie waren damals bemüht uns Wissen und Anwendung selbigen beizubringen was bestimmt nicht immer im Lehrplan stand.
Vor allem brachten sie uns denken und hinterfragen (den damaligen Möglichkeiten geschuldet) bei.

Ab der neunten Klasse hatten wir die Möglichkeit ein Schüleranrecht an den Theatern unserer Stadt wahrzunehmen. Was wir als Klasse auch machten und wir gingen zwei Jahre regelmäßig ins Theater oder die Oper für einen aus heutiger Sicht lachhaften Preis.
Kinder- und Jugendtheater gab es regelmäßig davor

In der Abi+Berufs Ausbildung hatte ich unter anderem einen hervorragenden Deutschlehrer welcher es verstand über den offiziellen Stoff im Deutschunterricht zu damaligen Zeit uns noch sehr viel zur Weltliteratur zu vermitteln.
Das Büchlein "Der kleine Prinz" stand garantiert nie im DDR Lehrplan für Deutsch aber wir haben es im Unterricht behandelt. Wie es der Zufall so will ergatterter ich just zu diesem Zeitpunkt eine DDR Ausgabe dieser Erzählung.
Auch Kafka etc war nie Bestandteil in Literatur-Deutsch-Unterricht der DDR; jedenfalls bis 1970; aber wir haben uns mit seinem Werk auseinandergesetzt.
Natürlich konnte der offizielle Stoff nicht völlig unter den Tisch fallen.
Leider gehörte auch zum offiziellen Stoff im Deutschunterricht die Beschäftigung mit diversen Werken von J.R.B. ....
Zum Glück lief 1968 der Film "Abschied" nach einem Roman von ihm an und unsere Klasse ging geschlossen zur Bezirkspremiere des Films welcher wenig später aus den Kinos genommen wurde.
Film gesehen, Buch im Unterricht behandelt und schon hatte unser Lehre die für J.R.B. vorgesehene Stundenzahl erreicht und uns Schüler vor vielen peinlichen Poemen von ihm bewahrt ....

Heldenepen auf Stalin und den Sozialismus im allgemeinen und besonderem haben wir als Kinder und Jugendliche weniger goutiert, wenn man mal von den kindgerechten Propagandaschinken "Ilja Muromez" oder "Skanderberg - Held der Berge" absieht ....

Staatsbürgerkunterricht hatten wir auch noch. Glaube ab 8. Klasse.
Ja war sehr interessant damals bis zur 10. Klasse aber nicht weiter dramatisch.
Probleme in diesem Fach bekam ich erst in der BA mit Abi. da hatten wir eine selten dumme Lehrerin für Stabü.
Das Problem wurde mit einem richtigem Buch, einer eindrucksvollen Ansage meines Vaters in ihre Richtung während eines Elternabends und das ich mit ihr nicht mehr auf Teufel komm raus diskutierte, gelöst.

Bevor ich mich in weitern Einzelheiten verliere.
Unsere, also die meiner Klassenkameraden und mir, Schulzeit empfinde ich aus heutiger Sicht ziemlich entspannt.
Natürlich gab es eine politische Grundausrichtung und die hieß nun mal "pro Sozialismus" aber sie war nicht so penetrant vordergründig wie eventuell in späteren Jahren.
Zumal da es immer mehr offenbar wurde, die Schere zwischen propagiertem Anspruch und der Wirklichkeit.

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Die Schule

Beitragvon steffen52-1 » 18. Juli 2015, 21:13

So ungefähr wie Du schreibst, Thoth ist es zu meiner Zeit auch gewesen( Eingeschult 1958)! Aber mit den Jeans( Niethosen) das betraf mich und wurde deshalb nach Hause geschickt um eine neutrale Hosen anzuziehen! Das ist eben so gewesen um dieser Zeit in der auch hatte meine Schule noch einen neutralen Namen und erst später bekam sie den Namen eines Kommunisten! Das sind Zeiten gewesen, wo alles noch etwas normal zuging ohne alles in Richtung super Sozialistisch oder Sowjet-Russisch!!! [hallo]
Grüsse steffen52-1
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Re: Die Schule

Beitragvon Dille » 18. Juli 2015, 21:34

Ich will gleich vorausschicken, daß ich mich dieser Billig- Schelte "Lehrer = staatstragend" noch nie angeschlossen habe, und dies ausdrücklich auch hier ablehne. Wer keine Pauschalurteile über Grenzsoldaten will, sollte sich auch ansonsten damit zurückhalten, gilt für mich auch genauso für SED- Mitgliedschaften.

Nun zur Schule : meine Erfahrung mit dem DDR- Schulsystem, den Lehrern, ist -- es gab "so'ne" und "solche", und nach meiner Erfahrung (1962 Abitur) gab es mehr "solche", nämlich Lehrer, die ihren Beruf auch als Berufung und Auftrag sahen und einfach ihren Bildungsauftrag ernst nahmen. Sie mögen dabei auch bestimmten Zwängen bzgl. der Erziehung "sozialistischer Persönlichkeiten" ausgesetzt gewesen sein -- aber nach meiner Erfahrung tat die Mehrzahl meiner Lehrer dies widerwillig und halbherzig. Und Schüler registrieren dies auch sehr genau, Mimik des Lehrers, die Betonung, ein scheinbar versehentlicher Nebensatz -- und schon wußte jeder Schüler, woran er ist.
Ich schrieb ja schon zuvor über meinen Klassenlehrer in der 8. Klasse, der bei einem Hausbesuch meinen Eltern nahelegte, meine Konfirmation ins 15. Lebensjahr zu verschieben, also nach Übertritt in die EOS. Auch er mußte ansonsten mit den Wölfen heulen (er hieß auch noch Wolff), übte mit uns in der Klasse Sprechchöre --- aber er mußte eben auch jonglieren.

Ich erinnere mich auch zweier Hardliner -- einer war mein Mathelehrer an der EOS, er hatte natürlich nicht so die Anknüpfungspunkte im Unterricht, war aber stellvertretender Direktor. Stramm trat unsere Direktorin Vogelbein auf, die aber im Herbst 1961 ganz geknickt zugestehen mußte, daß ihr Sohn noch abgehauen war (sie tat dies tatsächlich ganz zerknirscht öffentlich auf einer Schulveranstaltung).
Dann hatte ich auch eine Staatsbürgerkundelehrerin, Frl Allsen, vor der ich auch heute noch Respekt habe, sie hat sich den Fragen gestellt, hat natürlich ihren "Klassenauftrag" schon ernst genommen -- aber andererseits uns auch.

Wirkliche Idioten habe ich erst später kennengelernt, 1968 an der TU Dresden als die Genossen wieder Morgenluft witterten nach dem Einmarsch in die CSSR, und dann den Genossen P. im VEB Maschinelles Rechnen, na ja, da gab's auch noch ein paar, aber der Genosse P. stellte alle in den Schatten.

Meine Schulbildung ?? Ich kann nicht meckern, ich habe danach Funkmechaniker gelernt, habe Elektrotechnik studiert -- und um dies als "glaubhaft" zu untermauern --- ich bin hier auf dieser Seite 1972 problemlos in den beruflichen Alltag gestartet, will also sagen, meine fachlichen Kenntnisse von Schule, Berufsausbildung und Uni reichten locker für eine berufliche Laufbahn in einem bundesdeutschen Konzern, und ("Eigenlob stimmt"), ich war nicht der Schlechtesten einer auf meinem Fachgebiet.

Was mich aber aus heutiger Sicht eines @Nov65 z.B. interessieren würde --- ich bin ja nun Techniker, wie aber sah es mit der humanistischen Bildung aus im Vergleich ?? Darf man hier auch von Parität ausgehen ?? Ich maße mir nicht an, das zu beurteilen, weil eher Banause.

Eines weiß ich aber noch, und zumindest gilt dies für mich -- ich schrieb ja schon desöfteren über meine studentischen Tramp- Touren nach Primorsko/ Bulgarien, wir (ein paar Jahre älter) trafen dort west- deutsche Abiturienten ---- man, die waren uns haushoch überlegen ihre Meinung fundiert zu vertreten, die hatten eine Diskussionskultur, die waren so offen -- wir waren das einfach nicht gewohnt und schon gar nicht trainiert. Mich hat das damals schwer beeindruckt und auch mit dazu beigetragen, in einer Gesellschaft leben zu wollen, die eine solche offene Umgangsart fördert.

Was ich noch gut am DDR- Bildungssystem finde, die Entscheidung erst mit der 8. Klasse auf welche weiterführende oder auch nicht Schule ein Kind gehen sollte --- der Leistungsdruck im bundesdeutschen Schulsystem mit 10 Jahren, ich find's schlimm. Kinder sollten noch Kinder bleiben können, mit 14 ist es noch früh genug, so langsam Druck aufzubauen bis zur Mittleren Reife oder zum Abitur.

Gruß, Dille
Dille
 

Re: Die Schule

Beitragvon Volker Zottmann » 18. Juli 2015, 21:44

Mit meinen Eltern habe ich Jahre nach der Schulzeit über die Lehrerbesetzung an meiner Schule gesprochen. Meine Mutter hatte da einigen Einblick. Fest steht, dass die Schule ununterbrochen seit 1949 von kommunistischen Direktoren geleitet wurde.
Unsere damalige Lehrerstammbesatzung waren Neulehrer, also "Umschüler" aus anderen gestandenen Berufszweigen. Mein Klassenlehrer war ein ehemaliger Antifa-Mitstreiter meiner Mutter. Sprich, die kannten sich gut. Einige ältere Lehrer unterrichteten dort bereits vor und während des Krieges. Da gab es sicher Diskrepanzen zwischen dem Direktorat und beispielsweise unserem Erdkundelehrer. Der scherte sich nämlich kaum um die politischen Inhalte seiner Lehrpläne. Dem war es wichtiger, dass wir Kinder ALLE damaligen Staaten der Welt kannten.

Einige Lehrer wurden aber zu uns strafversetzt. Wir Schüler spürten sehr wohl, wenn diese dann korrekter als der Papst alles geregelt haben wollten.
Dann kam noch ein "politischer" Flüchtling aus dem Westen als Mathelehrer an die Schule. Dass er eine Insolvenz mit seinem Fleischerladen hingelegt hatte, war "Allgemeinwissen". das tuschelten selbst die Eltern. Ob es stimmte, nun, etwas Wahres ist doch immer dran. Der war jedenfalls ein ganz fieser brutaler "Pädagoge" oder eben nur Metzger. Da rutschte schon mal dessen Hand aus oder sein Schlüsselbund trommelte auf den Schülerkopf.
Makaber war, dass just als ich meine Memoiren schrieb, dieser verstarb. Er konnte also nichts mehr lesen. http://mein-ddr-leben.de/21.html

Zustimmen will ich, dass so wie bei Thoth und Steffen52-1 die massive politische Einflussnahme noch Grenzen hatte. Die war damals oft auch gar nicht so sehr erforderlich, wie in späteren Jahren. Denn wir fuhren nach der Schule noch freiwillig zu Ernteeinsätzen, sammelten noch Altstoffe und waren selbst in der Lehre noch zu NAW-Leistungen zu bewegen. (Nationales Aufbauwerk, wo grundsätzlich kostenlos gearbeitet wurde) Später DDR-Jahre bemühten dann russische Ausdrücke, wie Subbotnik. Oft schon gegen geringen Obulus.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Schule

Beitragvon Spartacus » 19. Juli 2015, 13:42

Schönes Thema und meine Sicht als Schüler hatte ich schon mal irgendwo kundgetan, daher möchte
ich heute mal die kleine aber feine Geschichte meines Onkels Friedemann zum besten geben.

Erzgebirger alter Schule, geboren und aufgewachsen in Hartenstein, evangelisch-lutherisches
Urgestein, wie seine Vorfahren, und Intelligenzler sowie Freigeist, hatte er in der DDR so
manch ein Problem.

Als junger Mann studierte er und wurde Lehrer, so wie schon sein Vater, dessen Vater und so weiter.
Dann kam der zweite Weltkrieg und er wurde eingezogen. Er kämpfte "ein bisschen" in Frankreich,
blieb dann als Besatzungssoldat dort, genoss als junger Mann das schöne Leben, lernte die Sprache
und ging sozusagen "freiwillig" in franz. Kriegsgefangenschaft. Kurz, man versteht schon, er war
eigentlich Pazifist und machte das beste aus seiner Lage.

Nach der Gefangenschaft kehrte er zurück und wurde sofort als Lehrer in der Paul-Fleming-Oberschule
in Hartenstein eingestellt, da Lehrer dringend gebraucht wurden.

Hier ein paar schöne Bilder. ( Pentium wird es gefallen)

Bild

Am Anfang gab er einfach alles, also Deutsch, Englisch, Mathe was halt besonders dringend gebraucht
wurde. Später gab er vor allem Mathe, Englisch und Französisch. Da er in seinem Job sehr gut war, wurde
er bald zum Oberlehrer ernannt, was er dann bis zu seiner Rente auch blieb.

Gleichzeitig war er ein überzeugter Anhänger Luthers, ging jeden Sonntag in die Kirche, sang im Kirchenchor
und leitete ehrenamtlich " die junge Gemeinde" der evangelisch-lutherischen Kirche in Hartenstein.

Als Oberlehrer und Kirchgänger war er ein angesehenes Mitglied in der Gemeinde und wurde in dem kleinen
Städtchen von jeder Mann hoch geachtet und respektiert. Seine Klasse war praktisch immer die beste, denn
auch wenn hier die Schüler den streng drein blickenden, hoch gwachsenem Mann, mit dem stechendem Blick
anfangs wohl eher vor lauter Angst Respekt zollten, begriffen sie sehr schnell, mit wie viel trockenem Witz
und Humor der streng aussehende Herr seinen Unterricht versah und dabei, so ganz nebenbei in seinen
Schülern ein Feuer für`s Lernen entfachte, wie seine ehemaligen Schüler noch heute dankbar bezeugen.

Mein Onkel hatte halt als Lehrer absolute Klasse und war damit nicht nur bei seinen Schülern, sondern auch
bei deren Eltern ganz hoch im Kurs und das war auch gut so, denn als der Krampf mit den Pionieren und
der FDJ begann, hatte mein Onkel seine liebe Not, da er mit diesem " Schwachsinn" ( seine Worte) absolut
nichts anfangen konnte. Er bekam alsbald massive Schwierigkeiten mit seinem Direktor, mit dem er vorher
prima klar kam und weigerte sich aber fortan beharrlich, diesen Schwachsinn mitzumachen.

Schließlich kam es, wie es kommen musste und er sollte seine Stelle als Oberlehrer verlieren, wenn er nicht
endlich " auf Kurs" kam. Aber mein Onkel dachte gar nicht daran, was nun seinen Pfarrer auf den Plan rief,
der von der Kanzel herab den Hartensteinern mitteilte, dass der beliebteste und geachteste Lehrer von
der Schule geschmissen werden soll, nur weil er an seiner christlichen Einstellung festhielt.

Das erzeugte einen Sturm der Entrüstung unter den alten Erzgebirgern, den vor allem der Rektor der Schule
als auch der Bürgermeister zu spüren bekamen. Der Druck der von der Bevölkerung ausgeübt wurde, war
so groß, dass man von weiteren Maßnahmen absah und mein Onkel Oberlehrer bis zu seiner Verrentung blieb,
ohne das er jemals an einer FDJ - Veranstaltung, oder dergleichen mehr, teilgenommen hätte.

Natürlich war er auch kein Mitglied der SED, hat nie eine Jugendweihe erlebt, stattdessen dafür gesorgt,
das diese Jugendweihen eher mässig besucht waren und seine Kirche umso mehr Zulauf hatte.

Das alles geschah Mitte der 60iger Jahre und zeigt mal wieder, dass es auch ganz anders laufen konnte,
in der DDR.

Besonders beeindruckt an meinem Onkel, hat mich - neben seiner Geradlinigkeit - der enorm respektvolle
Umgang mit seinem hochbetagtem Vater, der mit in dem alten großen Haus in einem eigenem Zimmer lebte.
Der damals über 90 Jahre alte Herr ( Studienrat a. D.), der immer korrekt in einem Anzug gekleidet war,
bekam von seinem Sohn auf eine Frage immer die selbe Antwort zu hören:

Jawohl Vater, oder selbstverständlich Vater.

Der alte ehrwürdige Herr "thronte" in der guten Stube zum Beispiel beim Mittagessen, an der Stirnseite
des großen Tisches in einem großen 100 Jahre altem Lehnstuhl, während sich sein Sohn mit einem Platz
an seiner Seite begnügte. Der alte Herr hatte das sagen im Hause, so lange er lebte und das fand ich damals
schon sehr bemerkenswert.

Aber so war es Tradition in der Familie ( und im Erzgebirge) und der Sohn hielt sich streng daran.

Erst nach dem Tode seines Vaters, nahm er selbst in diesem Lehnstuhl platz, in dem vorher schon sein
Vater, Großvater und Urgroßvater gesessen hatte.

LG

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Re: Die Schule

Beitragvon augenzeuge » 19. Juli 2015, 13:52

Ja, eine gute Geschichte. Das sich hier der "Pfarrer" durchsetzte, ist für mich eine Ausnahme. Später gab es keine Lehrer mehr, die sich der FDJ etc. verweigern konnten. Zumindest habe ich nie von einem gehört....

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Re: Die Schule

Beitragvon Werner Thal » 19. Juli 2015, 15:00

Siehe Volker Zottmann:
"Denn wir fuhren nach der Schule noch freiwillig zu Ernteeinsätzen..."

---------------------------------------

In meiner Schulzeit - bis August 1961 - gab´s ja die Herbstferien - allgemein auch
Kartoffelsammelferien genannt. Da es den gewissen Gruppenzwang gab, ohne dass ich
ein sog. "Junger Pionier" war, ging´s dann eben auf´s Land, nicht umsonst, denn es gab
mittags den obligatorischen Eintopf aus der Terrine.
Pro Tag gab´s entweder 5,-- DM/Ost oder die vollen Körbe wurden gegen Chips vergütet.


Übrigens: bis 1964 gab´s in der Tat noch die Deutsche Mark der Deutschen Notenbank.

Noch einen annehmbaren Restsonntag W. T.
Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.
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Re: Die Schule

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Juli 2015, 16:56

Über die Herbstferien waren wir meist auf dem Acker. Pro Korb 10 Pfg. . Das konnte sich bei guter Ernte läppern. Da haben wir gut verdient.
Es gab aber auch das Nachstoppeln. Körbe doppelt so groß und um jede Kartoffel fast eine Rauferei. Pro Korb gab es 50 Pfg.. doch war es oft am Nachmittag auch nur ein einziger.
Wir waren aber sehr oft gerade nach Schulschluss auf den Feldern des VEG und hackten beispielsweise Rüben. Die Reihe für 2,50 Mark.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die Schule

Beitragvon Edelknabe » 19. Juli 2015, 18:14

Entschuldigt Männer, ich muss nochmal hin zu die Sitzenbleiber,und zwar die vom Damals und vom Heute. Gerade weil uns Akku der Sitzenbleiber meinte(sinngemäß), er wäre Damals in der DDR bissel benachteiligt worden, würde wohl Heute "das Alles mit Links und 40 Fieber bewältigen" können? Ich meine da so bei mir, da Damals auch recht fauler Schüler mit Durchschnitt 3-4 von den Noten her, also "Sitzen bleibt eigentlich immer nur der ganz Faule, der richtig stinkend Faule" und ne, von Dummheit will ich hier nicht texten, gar unseren Akku damit beleidigen wollen.

Rainer-Maria

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Nu komm Volker, du warst doch auch so Einer,so ein "stinkend Fauler" denn umsonst bist du doch nicht" Hilfsmaurer "( DDR korrekt hieß das Damals Teilfacharbeiter)geworden?
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Re: Die Schule

Beitragvon Olaf Sch. » 19. Juli 2015, 18:26

Edelknabe hat geschrieben:Entschuldigt Männer, ich muss nochmal hin zu die Sitzenbleiber,und zwar die vom Damals und vom Heute. Gerade weil uns Akku der Sitzenbleiber meinte(sinngemäß), er wäre Damals in der DDR bissel benachteiligt worden, würde wohl Heute "das Alles mit Links und 40 Fieber bewältigen" können? Ich meine da so bei mir, da Damals auch recht fauler Schüler mit Durchschnitt 3-4 von den Noten her, also "Sitzen bleibt eigentlich immer nur der ganz Faule, der richtig stinkend Faule" und ne, von Dummheit will ich hier nicht texten, gar unseren Akku damit beleidigen wollen.

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Nu komm Volker, du warst doch auch so Einer,so ein "stinkend Fauler" denn umsonst bist du doch nicht" Hilfsmaurer "( DDR korrekt hieß das Damals Teilfacharbeiter)geworden?



@ Edelknabe - Irgendwie läufst Du doch neben der Spur. Wo habe ich geschrieben, dass ich sitzengeblieben wäre? Zur EOS hat es nicht gereicht (da kamen bei uns nur die mit Einser Schnitt hin), aber fürs Gymnasium hätte es schon gereicht, da kommt man auch mit einem 2 Schnitt hin, den ich locker hatte. Auch hätte es nicht auf dem Gymnasium die sitzengebliebenen 8. Klässler gegeben, die einem Lehrerkind mal gern die Fresse polieren. Gut die waren dann in der Neunten dann weg.

@ Thoth - wenn du immer so schreiben würdest, würde sich hier keiner von dir ständig angegriffen fühlen.
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Re: Die Schule

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Juli 2015, 18:28

Edelknabe hat geschrieben:Entschuldigt Männer, ich muss nochmal hin zu die Sitzenbleiber,und zwar die vom Damals und vom Heute. Gerade weil uns Akku der Sitzenbleiber meinte(sinngemäß), er wäre Damals in der DDR bissel benachteiligt worden, würde wohl Heute "das Alles mit Links und 40 Fieber bewältigen" können? Ich meine da so bei mir, da Damals auch recht fauler Schüler mit Durchschnitt 3-4 von den Noten her, also "Sitzen bleibt eigentlich immer nur der ganz Faule, der richtig stinkend Faule" und ne, von Dummheit will ich hier nicht texten, gar unseren Akku damit beleidigen wollen.

Rainer-Maria

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Nu komm Volker, du warst doch auch so Einer,so ein "stinkend Fauler" denn umsonst bist du doch nicht" Hilfsmaurer "( DDR korrekt hieß das Damals Teilfacharbeiter)geworden?


Das Gute ist, dass der Faule, wenn sein Knoten denn geplatzt ist, noch was werden kann!
Der Dumme aber, der nicht mal lesen kann, wird immer dumm bleiben....

Der Teilfacharbeiter nannte sich Fluchtenmaurer, der ich nie war. Das sagt Dir ein in der DDR gelernter Meister für Wohnungs- und Gesellschaftsbau und ein Maurermeister mit "Westabschluss".
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Re: Die Schule

Beitragvon pentium » 19. Juli 2015, 18:32

Edelknabe hat geschrieben:Ich meine da so bei mir, da Damals auch recht fauler Schüler mit Durchschnitt 3-4 von den Noten her, also "Sitzen bleibt eigentlich immer nur der ganz Faule, der richtig stinkend Faule" und ne, von Dummheit will ich hier nicht texten, gar unseren Akku damit beleidigen wollen.



Da sieht man wieder einmal Rainer-Maria, dass du keine so richtige Ahnung hast und wieder einmal voller Vorurteile bist! Man musste nicht stinkend Faul sein um sitzen zu bleiben!
Der Pentium wäre bei nahe auch sitzen geblieben mit eine 5 in Musik, wurde aber auf Beschluss des pädagogischen Rates trotzdem versetzt! Ich war nicht der einzige Schüler der Klasse mit einer 5 in Musik in dem betreffendem Schuljahr. Der zweite mit dieser 5 in Musik war oder ist heute noch Musiker in der Dresdner Philharmonie.
Es lag ganz einfach am Lehrer und am Lehrstoff! Wir wollten eben nicht immer Arbeiterkampflieder zur Klavierbegleitung singen, noch dazu im Stimmbruch!

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pentium
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Die Schule

Beitragvon Edelknabe » 19. Juli 2015, 18:46

Mal unter uns Männer, also wenn ich der blutjunge Rainer Damals so ein "Stinkend fauler Sitzenbleiber" gewesen wäre, ich könnte mich Heute richtig köstlich drüber amüsieren weil, und der Volker schrieb es im Vortext....aber das kann Jeder selber lesen.Und ne Akku, da habe ich wohl was anderes gelesen und beim Volker auch....oh entschuldigt aber auch so etwas von.

Ihr müsst Euch somit nicht schämen, für was denn auch, ihr habt es berichtigt und gut ist es.

Steht aber immer noch der Sitzenbleiber, die Sitzenbleiberin". Ich könnte da vom heute noch ne kleine Geschichte einflechten denn auch in der Klasse meiner Enkelin wird Sitzengeblieben, auch wenn es nur zwei Schüler waren.Nur die Gründe eben? Da bin ich leider nicht mehr so auf dem "Elternaktivlaufenden"?

Rainer-Maria

Köstlich Pentium, deine damalige ne 5 in Musik. Ich hatte gefühlt ne heutige 6, und kam auch weiter. Aber der Volker, ich weiß nicht, der Kerl flunkert doch, schrieb der nicht mal von der Volkshochschule, also erst Fluchtenmaurer/Bierholer und dann erst Facharbeiter?
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Re: Die Schule

Beitragvon Volker Zottmann » 19. Juli 2015, 18:51

Nein, das schrieb der Volker nie. Du bist zu dumm zum Lesen..... Oder so vergesslich, dass Du alles durcheinander bringst.
Und schämen müssen sich weder Akku noch ich! Einzig allein Dir stünde das zu.
Das war bis vorhin der einzige Thread, wo es endlich mal ohne handfeste Beleidigungen und Verleumdungen ging. Selbst Thoth hat ordentlich was zu beigetragen.

Gruß Volker
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Re: Die Schule

Beitragvon Nostalgiker » 19. Juli 2015, 19:17

AkkuGK1, ich bin nicht für deine Gefühle zuständig und wenn du so sensibel bist ist das nicht mein Problem.

Sitzenbleiber gab es bei uns auch und bei den meisten war es wohl eine Mischung aus Faulheit und Dummheit ...
Irgendwie hatten wir in der Klasse Glück und zu uns stieß nie ein Sitzenbleiber.

Musikunterricht war uns Jungen in den Zeiten des Stimmbruchs auch ein Graul.
Nur bestand unser Musikunterricht nicht allein aus dem vorsingen von Kampfliedern, das Spektrum der gesungenen Lieder war etwas größer. Außerdem gab es noch Musiktheorie im weitesten Sinne und da konnte man als Schüler punkten wenn es mit dem singen nicht so klappte.

In der Berufsausbildung mit Abi verließen zwei Mitschüler zum Ende des Lehrjahres unser Klasse weil sie einfach den Anforderungen der praktischen und theoretischen Anforderungen der Lehrausbildung nicht gewachsen waren. Die Noten in den Schulfächern für das Abitur waren bei ihnen auch nicht so berauschend, so dass sie in eine normale Berufsausbildung wechselten .....

Kartoffeln sammeln in den Herbstferien war für Schüler aus der Großstadt etwas schlecht zu realisieren.


Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Die Schule

Beitragvon Olaf Sch. » 20. Juli 2015, 11:29

Sitzenbleiben heute ist nicht wie zu DDR Zeiten.

Mein Ältester wurde mit gerade mal 6 geworden eingeschult und war viel zu jung. Er machte die 2te nochmal und macht nun sein Abitur.
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