Studieren in der DDR

Alles über die Schulsysteme, die Hochschulen und Universitäten in der DDR/BRD u.s.w.

Studieren in der DDR

Beitragvon Interessierter » 23. März 2015, 11:21

Welche Unterschiede gab es damals eigentlich gegenüber einem Studium in der BRD ? Roman Schulz berichtet über Bekanntes und unbekanntes aus einer seltsamen Bildungseinrichtung:

Einen Studienplatz als Arbeiter in der DDR ohne Abitur, ohne Abschluss der zehnten Klasse zu ergattern war nicht einfach. Zu allererst brauchte man eine Delegierung des Betriebes. Für die Fachschulreife büffelte ich nach der Schicht an der Volkshochschule. Zum Studium am Institut zur Ausbildung von Ingenieurpädagogen in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz kam ich durch einen simplen Zufall. Ein ehemaliger Armeekamerad brachte mich auf die Idee.

Die "Institute zur Ausbildung von Ingenieurpädagogen" (IfI) waren zur damaligen Zeit in der DDR ein wenig seltsame und komische Einrichtungen. Innerhalb des DDR Bildungssystems entstanden in den 60er Jahren Fachschul-Bildungseinrichtungen aus ehemaligen Lehrmeisterschulen unter der Schirmherrschaft verschiedener Ministerien. Das IFI Karl-Marx-Stadt unterstand dem Ministerium für allgemeinen Maschinen- und Fahrzeugbau.

Weiter mit dem längeren, bebilderten Beitrag hier:
http://pagewizz.com/studieren-in-der-ddr/
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon karnak » 23. März 2015, 15:13

Interessierter hat geschrieben:Welche Unterschiede gab es damals eigentlich gegenüber einem Studium in der BRD ? Roman Schulz berichtet über Bekanntes und unbekanntes aus einer seltsamen Bildungseinrichtung:

Einen Studienplatz als Arbeiter in der DDR ohne Abitur, ohne Abschluss der zehnten Klasse zu ergattern war nicht einfach.

Natürlich nicht, dass war unmöglich weil man einfach die Voraussetzungen dafür nicht mitbrachte, dürfte auch in der Bundesrepublik nicht anders gewesen sein.
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Beethoven » 23. März 2015, 16:13

Der große Unterschied dürfte gewesen sein, dass die Studenten in der DDR ihr Studium durchgezogen haben und es nicht auf unzählige Semester streckten. Man war in der Regel nach drei - (Fachschule), vier - (Uni oder Hochschule) oder 6 Jahren (Jura und Medizin) fertig, je nach Studienrichtung.

Ein Studium ohne abgeschlossene 10. oder 12. Klasse? Gab es das bei uns überhaupt? Mal vom Abschluss an der ABF und Volkshochschule, wo man die entsprechende Reife bewies, abgesehen.

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Spartacus » 23. März 2015, 18:07

Na ja, das minderbemittelte Bübchen vom SED Kreisleiter könnte wohl so ein Plätzchen ergattert
haben? Wurden ja wohl kurz vor der Wende massenhaft aus STASI - Offizieren plötzlich Rechtsanwälte,
die sogar heute noch völlig ungehindert praktizieren.

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon pentium » 23. März 2015, 18:16

Spartacus hat geschrieben:Na ja, das minderbemittelte Bübchen vom SED Kreisleiter könnte wohl so ein Plätzchen ergattert
haben? Wurden ja wohl kurz vor der Wende massenhaft aus STASI - Offizieren plötzlich Rechtsanwälte,
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon ratata » 23. März 2015, 19:27

Spartacus hat geschrieben:Na ja, das minderbemittelte Bübchen vom SED Kreisleiter könnte wohl so ein Plätzchen ergattert
haben? Wurden ja wohl kurz vor der Wende massenhaft aus STASI - Offizieren plötzlich Rechtsanwälte,
die sogar heute noch völlig ungehindert praktizieren.

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Danny_1000 » 23. März 2015, 19:59


..stimmt im Wesentlichen mit meinen Erfahrungen an einer Technischen Hochschule überein. Der Anteil des Faches „Marxismus / Leninismus“ lag bei uns unter 10%.
Von den wöchentlichen ca. 30 Unterrichts- und Vorlesungsstunden entfielen mehr als 80% auf rein technische Fächer.

Die Exmatrikulationsquote lag in meiner damaligen Seminargruppe bei fast 50%. Und das lag nicht an der mangelnden Treue zum DDR- Staat. Die meisten damaligen Kommilitonen scheiterten in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern.

Das begehrte Diplom mußte man sich im technischen Bereich schon erarbeiten. Ein „Sehr gut“ im Fach „M/L“ machte ein sich durch’s Studium ziehendes „Ungenügend“ in einem technischen Fach keinesfalls ungeschehen.

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 23. März 2015, 23:08

Der reißerische "Bericht" betrifft eine Fachschule an der auch ohne Abitur studiert werden konnte.
Voraussetzung waren Mittlere Reife (10 Klassenabschluß POS und Berufsabschluß). Das gab es für Ingenieur technisches Personal und Sozialpädagogisches. Ebenso für für Grundschullehrer.
Erfolgte eine Delegierung zum Studium geschah das meist aus dem Arbeitsprozess heraus und es war meist ein Fachschulstudium.

Ansonsten waren für Ingenieur-Hochschulen, Hochschulen und Universitäten das Abitur die Voraussetzung für ein Studium. Ein Berufsabschluss war nicht zwingend, obwohl dies in den Jahren variierte.

Das Studium war überall in Semester eingeteilt, genau zwei pro Studienjahr.
Nach jedem Semester gab es dem Lehrplan geschuldet diverse Prüfungen.
Ein Diplomstudium ging je nach Zeitpunkt einer aktuellen Hochschulreform entweder 5 oder 4 Jahre. Wobei ein Semester am Ende des Studiums zur Anfertigung und Verteidigung der Diplomarbeit vorgesehen war. Um eine Zulassung zur Ablegung des Diploms zu erlangen mußte in den Hauptfächern des jeweiligen Studiums das Staatsexamen abgelegt werden.

Das Fach "M/L" war obligatorischer Bestandteil jeglichen Studiums. Es erstreckte sich über 3 Jahre und umfasste Philosophie, Politischen Ökonomie und wissenschaftlichen Kommunismus (später wisse. Sozialismus). In jedem Teilfach wurden mündliche Prüfungen abgelegt und am Ende des Studium gab es nochmal eine Gesamtprüfung in M/L. Auch diese war mündlich.

Was den Anteil von M/L am Studium betrifft.
Erstmal war es obligatorisch.
Es gab im Semester aller zwei Wochen eine Vorlesung im entsprechenden Teilgebiet und es gab aller zwei Wochen das dazu gehörige Seminar. Macht genau pro Woche eine Doppelstunde oder 90 Minuten!

Zu sagen das M/L 10% jeglichen Studiums umfasste liegt wohl mehr an der traumatischen Erinnerung aber nicht an den tatsächlichen Unterrichtsplänen.
In der Regel hatten alle Studenten eine Wochenstundenzahl von 30 bis 35 Unterrichtseinheiten (UE = 45 Min) an Vorlesungen und Seminaren und praktischen Übungen(Labor etc.) und wenn M/L 10% davon ausmachten; also 2 UE , dann hätten die Studenten in der DDR ca. 15 bis 20 UE in der der Woche gehabt .....

Studium war in der DDR an vielen Hochschulen wie Schulunterricht organisiert und wurde auch so durchgezogen.
Die Lehrpläne waren, egal an welcher HS ich war, immer gleich.

Ein Studium in der DDR hatte den Vorteil das es überall an den höheren Bildungseinrichtungen die gleichen Lehrpläne gab.
Ein Nachteil beim Studium in der DDR gab es darin das es so gut wie unmöglich war zusätzliche Fächer, zumal wenn sie 'Artfremd' waren zu belegen oder das Studium zu "verlängern" durch Semesterpausen.

Ab Mitte oder Ende der siebziger Jahre erhielten alle Studenten ein Stipendium, davor war es abhängig vom einkommen der Eltern.

Ein Studium in der DDR hatte seine Vor und Nachteile.
DDR Studenten empfanden es teilweise als Einengung und Belastung; Charakter "Schule" und BRD Studenten waren teilweise fasziniert von der straffen und effektiven Organisation des Studiums.

Was ist besser?
Es möge die Zukunft entscheiden.

Thoth

PS.: An Elite Unis und privaten Unis ist der Ablauf des Studiums ungefähr so organisiert wie zu besten DDR Zeiten. Komisch was? Weiß ich zufällig genau weil Sohnematz an solche einer Privaten studiert hat.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 23. März 2015, 23:15

Wahr ist auch, dass in den 1970ern jede Menge 8-Klassen-Schüler studieren durften!
Die mussten lediglich in einem beschleunigten "Verfahren" die 10. Klasse erwerben, was meistens nur ein halbes Jahr nach Feierabend dauerte. Dann waren diese Kader auch mit Mittlerer Reife ausgestattet.

Gruß Volker
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 23. März 2015, 23:24

Ach ja? Und wo "durften" sie studieren? Unis, Hochschulen?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 23. März 2015, 23:30

Wahr ist auch das es seit Ende der vierziger Jahre die sogenannte ABF gab an welcher 'Solche' die kein Abitur hatten die Hochschulreife erwerben konnten.
irgendwie erinnere ich mich das es in diesem Forum eine User gibt der nach ihm dieser Weg der Wissensaneignung angeboten wurde er lieber sein Heil in der Flucht suchte. Immer nach dem Motto; lieber Frei und Ungebildet als Unfrei und nen Beruf welcher mich fordert ....


Thoth
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 23. März 2015, 23:34

Thoth hat geschrieben:Ach ja? Und wo "durften" sie studieren? Unis, Hochschulen?


Du weißt doch besser, wo z. B. angehende DIplomgesellschaftswissenschaftler studierten.

Volker
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 23. März 2015, 23:38

Orakel, Orakel, frag Zotti. .....

Woher soll ich wissen wo Diplomgesellschaftswissenschaftler studierten?

Im Gegensatz zu dir Volker Zottmann habe ich nie eine Kreis-, Bezirks- oder sonstige Parteischule besucht. Was mich wohltuend von dir unterscheidet.

Thoth
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 24. März 2015, 09:17

Nach Deinen Worten, wenn sie nicht gelogen waren, bist Du doch nur so ein- und ausgegangen in den diversen Ministerien. [flash]
Da sind Dir genügend über den Weg gelaufen, oder? Oder war Deine Tätigkeit in Berlin doch nur eine total untergeordnete?
Bei der Listung meiner angeblichen "Lebensschulen" hast Du noch Moskau vergessen. [laugh]

Wichtig erscheint mir beim persönlichen Bildungsweg etwas zu lernen, was auch hängen bleibt, wo ich ein Leben lang mit operieren kann.
Als nostalgischer Verklärer bleibt Dir allerdings diesbezüglich nur wenig Spielraum... und die, die Dir ergeben lauschen, werden auch immer rarer.

Volker
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 24. März 2015, 09:41

Volker Zottmann hat geschrieben:Nach Deinen Worten, wenn sie nicht gelogen waren, bist Du doch nur so ein- und ausgegangen in den diversen Ministerien. [flash]
Da sind Dir genügend über den Weg gelaufen, oder? Oder war Deine Tätigkeit in Berlin doch nur eine total untergeordnete?
Bei der Listung meiner angeblichen "Lebensschulen" hast Du noch Moskau vergessen. [laugh]

Wichtig erscheint mir beim persönlichen Bildungsweg etwas zu lernen, was auch hängen bleibt, wo ich ein Leben lang mit operieren kann.
Als nostalgischer Verklärer bleibt Dir allerdings diesbezüglich nur wenig Spielraum... und die, die Dir ergeben lauschen, werden auch immer rarer.

Volker


ach du hältst dich für einen Arzt, besser gesagt Chirurgen?

Ja, ja die Leute in dem Ministerien trugen alle neben dem obligatorischen Parteiabzeichen ein großes Schild am Revers auf dem stand "Ich bin Diplom-Gesellschaftswissenschaftler, wer ist mehr?"
Träum weiter Volker Zottmann und bastle fleißig weiter an verbalen Gehässigkeiten.

Thoth
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon karnak » 24. März 2015, 10:46

ratata hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:Na ja, das minderbemittelte Bübchen vom SED Kreisleiter könnte wohl so ein Plätzchen ergattert
haben? Wurden ja wohl kurz vor der Wende massenhaft aus STASI - Offizieren plötzlich Rechtsanwälte,
die sogar heute noch völlig ungehindert praktizieren.

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Wenn ich in der Bundesrepublik als Rechtsanwalt arbeiten will brauche ich ein abgeschlossenes Jurastudium und das 2.Staatsexamen. Kann ich das nachweisen steht einer solchen Tätigkeit vom Prinzip nichts im Wege, wo ist also das Problem? Und wenn die Bundesrepublik einen Abschluss einer, für Dich zwielichtigen Ausbildungsstätte anerkennt ist das die Sache der Bundesrepublik und nicht dessen der gerne als Rechtsanwalt arbeiten will und eine entsprechende Ausbildung nachweist.
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon karnak » 24. März 2015, 10:50

Volker Zottmann hat geschrieben:
Thoth hat geschrieben:Ach ja? Und wo "durften" sie studieren? Unis, Hochschulen?


Du weißt doch besser, wo z. B. angehende DIplomgesellschaftswissenschaftler studierten.

Volker

Ein Mensch mit dem Titel Diplomgesellschaftswissenschaftler hat die Parteihochschule in der DDR oder in der UdSSR absolviert. Diese Ausbildung dürfte heute nichts mehr wert sein und als Rechtsanwalt könnte man damit sowieso nicht arbeiten, dass konnte man auch nicht in der DDR.
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon karnak » 24. März 2015, 10:58

Volker Zottmann hat geschrieben:Wahr ist auch, dass in den 1970ern jede Menge 8-Klassen-Schüler studieren durften!
Die mussten lediglich in einem beschleunigten "Verfahren" die 10. Klasse erwerben, was meistens nur ein halbes Jahr nach Feierabend dauerte. Dann waren diese Kader auch mit Mittlerer Reife ausgestattet.

Gruß Volker

Über die Qualität dieses "beschleunigten Verfahrens" kann man natürlich geteilter Meinung sein, Fakt ist aber, sie können einen Abschluss der 10.Klasse nachweisen. Also was soll man Deiner Meinung nach heute tun, die Qualität dieses Abschlusses anzweifeln, wie soll das gehen, eine Nachprüfung ansetzen und oder jede Qualifikation die in der DDR absolviert wurde bezweifeln, oder nur die von SED-Mitgliedern? Die Diskussion darüber dürfte müßig sein.
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 24. März 2015, 11:10

karnak hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Wahr ist auch, dass in den 1970ern jede Menge 8-Klassen-Schüler studieren durften!
Die mussten lediglich in einem beschleunigten "Verfahren" die 10. Klasse erwerben, was meistens nur ein halbes Jahr nach Feierabend dauerte. Dann waren diese Kader auch mit Mittlerer Reife ausgestattet.

Gruß Volker

Über die Qualität dieses "beschleunigten Verfahrens" kann man natürlich geteilter Meinung sein, Fakt ist aber, sie können einen Abschluss der 10.Klasse nachweisen. Also was soll man Deiner Meinung nach heute tun, die Qualität dieses Abschlusses anzweifeln, wie soll das gehen, eine Nachprüfung ansetzen und oder jede Qualifikation die in der DDR absolviert wurde bezweifeln, oder nur die von SED-Mitgliedern? Die Diskussion darüber dürfte müßig sein.



Oh Nein Kristian, denke doch mal nicht so schlecht von mir!
Alle Abschlüsse haben natürlich Bestand. Mich amüsiert nur, dass "alte" Erwachsene so schnell begriffen und den Lehrstoff verinnerlichten.
Regulär an der VHS aber dauerte die 10. Klasse nachzumachen zwischen 2 und 2,5 Jahre.
Die Parteikader aber waren durch die Bank Koryphäen. [flash]
Bei den von mir genannten Kadern ging es doch auch nie darum; da war nur der Wisch fürs "Studium" wichtig. Das von mir Beschriebene reichte dann oft nicht mal um frei argumentieren zu können.
Dass es auch Diplgewis. gab, die ihre Materie verstehen, werde ich nie in Abrede stellen. Bei vielen war aber nur der Abschluss wichtig, fürs die Planstelle mit passendem Gehalt.

Gruß Volker
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Dille » 24. März 2015, 11:54

Ich möchte @Thoot's sachlichem Beitrag von gestern 23:08 Uhr zu 100 % zustimmen -- so sah es aus z.B. an der TU Dresden, für die ich das für einen kleinen Zeitraum beurteilen kann.

Das Studium war stark "verschult", die Auslese war gnadenlos, so wie ich mich erinnere, hatten wir einen "Schuß" frei, konnten also eine verpatzte Prüfung nachholen, und wenn's dann nicht klappte, war's das mit dem Studium. Das war besonders ärgerlich in gefürchteten Fächern wie "Technische Mechanik", hatten wir noch 3 Semester -- was nun aber mit der Fachrichtung "Elektrotechnik" nicht so wahnsinnig viel zu tun hat -- ob ich nun armdicke Balken biegen kann bis 'se brechen oder Stabwerke berechnen kann. oder am schlimmsten "Dynamik".

Wir hatten pro Semester 5 - 6 Prüfungen, die also zum k.o. führen konnten, daß wegen ML jemand "gegangen" wurde, daran könnte ich mich nicht erinnern.

Außer ML Vorlesungen ud Seminaren gab es schon noch anderen "Einfluß" auf die Studenten, ich zähle z.B. noch das FDJ- Studienjahr dazu, war zwar Pflicht, aber wurde eben lustlos absolviert. Im Studentenheim (Güntzstr.) wollte man uns das Hören von West- Sendern verbieten (Deutschlandfunk auf Langwelle kam recht gut in Dresden), das hat aber nicht geklappt, aus allen Zimmern klang abends der "Aktuelle Plattenteller".

Was man noch gemacht hat war, daß man krampfhaft versucht hat, den Frauenanteil in den technischen Fächern zu erhöhen, bei Ing.- Ök's und Technologen gab's genug, bei den Elektrotechnikern konnte man sie an einer Hand abzählen, also unter 5 %. Bei einem Ernteeinsatz hatte ich mich mit einem solchen Exemplar etwas verbandelt, sie Kandidatin der SED und gleich nach dem Abi per Parteiauftrag zum Elektrotechnik- Studium (ist verbürgt diese Geschichte). Völlig ungeeignet und lustlos das Madel, ich hab' sie dann aus den Augen verloren und ich kann mir kaum vorstellen, daß sie es bis zum Diplom geschafft hat -- so wie von den paar Madels schon innerhalb der ersten Semester sowieso die Hälfte schnell wieder weg waren. (das Problem bei solchen Fachrichtungen ist eben, da gibt es nur eine richtige Lösung, da kann man nicht labern, und die Professoren lassen sich durch Augenaufschläge nicht beeindrucken).
Die Ausnahmen bestätigen die Regel -- und nein, ich bin kein "male chauvinist pig" -- das ist erlebte Geschichte.

Ansonsten gab es neben dem verschulten Studienbetrieb natürlich auch jede Menge Spaß, auch die verpönten "bürgerlichen Traditionen" wurden hochgehalten, man hat sich seine Nischen geschaffen, so manchen Abend haben wir in der Gruppe (mit Akkordeon) den Dresdner Ratskeller mit unserem Liedgut unterhalten, manches Bier wurde getrunken, und der "Große Garten" könnte manches berichten....

Gruß, Dille
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon karnak » 24. März 2015, 15:11

Volker Zottmann hat geschrieben:
Dass es auch Diplgewis. gab, die ihre Materie verstehen, werde ich nie in Abrede stellen. Bei vielen war aber nur der Abschluss wichtig, fürs die Planstelle mit passendem Gehalt.

Gruß Volker

Nun ist mit aber nicht ganz klar bei welcher Gelegenheit Du mit so einem Diplomgesellschaftswissenschaftler in Kontakt gekommen sein willst.Letztlich waren die doch alles Leute die man heute Berufspolitiker nennt. Eingesetzt in irgendwelchen hauptamtlichen und meist höheren Parteifunktionen. Planstellen in irgendwelchen Produktionsbereichen dürften die auf Grund dieser Qualifikation nicht gehabt haben. Von denen aus der alten Garde der Kampfzeit mal abgesehen mussten die sich schon vorher bewährt haben, auch und besonders was das Labern bzw. das Vermögen des Argumentierens angeht. Zumindest habe ich das so kennengelernt.
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 24. März 2015, 15:25

Ich antworte Dir per PN. Gruß Volker
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Spartacus » 24. März 2015, 17:45

pentium hat geschrieben:
Spartacus hat geschrieben:Na ja, das minderbemittelte Bübchen vom SED Kreisleiter könnte wohl so ein Plätzchen ergattert
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Das hat so einiges mit dem Thema zu tun.

http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-g ... chtsanwalt

http://www.bild.de/politik/2010/sind-si ... .bild.html

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon pentium » 24. März 2015, 17:55

Sparta, dann ebenfalls etwas zum Thema:

https://www.jurion.de/Urteile/BGH/2002- ... wZ-B-53_01

Im übrigen gilt das Rechtsanwaltsgesetz nach dem Einigungsvertrag Anl. II Kap. III Sachgeb. A Abschn. III fort "unbeschadet der Maßgabe y zum Deutschen Richtersetz - Nr. 8 - in Anl. I Kap. III Sachgeb. A Abschn. III". Nach der genannten Maßgabe y Buchst. jj berechtigt ein an der Juristischen Hochschule Potsdam-Eiche oder einer vergleichbaren Einrichtung erworbener Abschluß nicht zur Aufnahme eines gesetzlich geregelten juristischen Berufs (BT-Drucks. 11/7760, S. 43). Dazu zählt insbesondere der Anwaltsberuf.

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Spartacus » 24. März 2015, 18:05

Dazu zählt insbesondere der Anwaltsberuf.


Der Trick dabei war, dass sie noch schnell in den Beruf eines Anwaltes wechselten, als die
DDR auf dem Papier noch bestand.

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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 24. März 2015, 18:37

Sehr schön, wenn ich zum Thema absolut nichts beitragen kann dann macht sich das mit der bösen Stasi immer gut.

Keiner weiß so richtig was es zum Beispiel mit den Studium 'Gesellschaftswissenschaften' , dem Abschluß 'Gesellschaftswissenschaftler' und dem akademischen Titel 'Diplom-Gesellschaftswissenschaftler' auf sich hatte aber alle meinen ihren Senf, und wenn es Stasi-Senf ist, dazu geben zu müssen.

Einzig und allein unser Koryphäe Volker Zottmann, der sich Augenscheinlich in entsprechenden Akademikerkreisen bewegte wo sich gehäuft Diplom-Gesellschaftswissenschaftler aufhielten protzt mit seinem Wissen, ist aber nicht gewillt dieses zu teilen. Damit werden nur Auserwählte bedacht.
--------------------------------------------------------------------------------------------------

Durchfallen bei Prüfungen.
Wenn ein Student in einer Prüfung, ob mündlich oder schriftlich, scheiterte und durchgefallen war konnte er ohne Probleme die erste Wiederholungsprüfung absolvieren. Das war meisten vier Wochen später.
Fiel er da wieder durch, konnte er auf Antrag bei der zuständigen Sektion eine zweite Wiederholungsprüfung beantragen. Wurde dem Antrag stattgegeben konnte die Prüfung abgelegt werden.
In großen Ausnahmefällen war es möglich eine dritte Wiederholungsprüfung zu beantragen.

Wurden eine oder mehrere Prüfungen während der Studienzeit nicht bestanden erfolgte die Exmatrikulation.
Es gab auch da die Möglichkeit das der Student an eine niedrigere Einrichtung wechseln konnte wenn er wollte.
Wer Maschinenbau an einer Ing.-Hochschule studierte, dort wegen ungenügender Leistung (in einem Fach durchgefallen) bekam die Möglichkeit an einer Fachschule in der gleichen Studienrichtung weiter zu studieren. Das heißt bisher absolvierte Studienzeiten wurden angerechnet.
Kenne persönlich solch einen Fall.

Bei einem Studium welches mit einem Diplom abschloß mußten erst die Staatsexamen Prüfungen abgelegt werden. Erst nach erfolgreichem Bestehen dieser erhielt man die Zulassung zum Diplom.
Bei der feierlichen Exmatrikulation, also die planmäßige Beendigung des Studiums erhielt der Student sein Zeugnis mit den Staatsexamensfächern und die Diplom Urkunde. Das Diplom ist die erste akademische Stufe.

Heutzutage schließt ein Student mit dem Bachelor ab (Staatsexamen; 1.Staatexamen) und dann mit dem Master ab.(Diplom, 2.Staatsexamen) Der jeweilige Abschluß richtet sich auch nach der Bildungseinrichtung.
Fachschul Ingenieur oder IH (Ingenieurhochschule) Ingenieur oder Diplom-Ingenieur.

Ein Studienortwechsel war in der Regel nicht vorgesehen und wenn dann mußten sehr triftige Gründe vorliegen damit von A nach B in der gleichen Studienrichtung gewechselt werden konnte.

Eine Teilnahme an sogenannten gesellschaftlichen Veranstaltungen war obligatorisch.


Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Sirius » 24. März 2015, 18:57

Dille hat geschrieben:Ich möchte @Thoot's sachlichem Beitrag von gestern 23:08 Uhr zu 100 % zustimmen -- so sah es aus z.B. an der TU Dresden, für die ich das für einen kleinen Zeitraum beurteilen kann.

Das Studium war stark "verschult", die Auslese war gnadenlos, so wie ich mich erinnere, hatten wir einen "Schuß" frei, konnten also eine verpatzte Prüfung nachholen, und wenn's dann nicht klappte, war's das mit dem Studium. Das war besonders ärgerlich in gefürchteten Fächern wie "Technische Mechanik", hatten wir noch 3 Semester -- was nun aber mit der Fachrichtung "Elektrotechnik" nicht so wahnsinnig viel zu tun hat -- ob ich nun armdicke Balken biegen kann bis 'se brechen oder Stabwerke berechnen kann. oder am schlimmsten "Dynamik".

Wir hatten pro Semester 5 - 6 Prüfungen, die also zum k.o. führen konnten, daß wegen ML jemand "gegangen" wurde, daran könnte ich mich nicht erinnern.

Außer ML Vorlesungen ud Seminaren gab es schon noch anderen "Einfluß" auf die Studenten, ich zähle z.B. noch das FDJ- Studienjahr dazu, war zwar Pflicht, aber wurde eben lustlos absolviert. Im Studentenheim (Güntzstr.) wollte man uns das Hören von West- Sendern verbieten (Deutschlandfunk auf Langwelle kam recht gut in Dresden), das hat aber nicht geklappt, aus allen Zimmern klang abends der "Aktuelle Plattenteller".

Was man noch gemacht hat war, daß man krampfhaft versucht hat, den Frauenanteil in den technischen Fächern zu erhöhen, bei Ing.- Ök's und Technologen gab's genug, bei den Elektrotechnikern konnte man sie an einer Hand abzählen, also unter 5 %. Bei einem Ernteeinsatz hatte ich mich mit einem solchen Exemplar etwas verbandelt, sie Kandidatin der SED und gleich nach dem Abi per Parteiauftrag zum Elektrotechnik- Studium (ist verbürgt diese Geschichte). Völlig ungeeignet und lustlos das Madel, ich hab' sie dann aus den Augen verloren und ich kann mir kaum vorstellen, daß sie es bis zum Diplom geschafft hat -- so wie von den paar Madels schon innerhalb der ersten Semester sowieso die Hälfte schnell wieder weg waren. (das Problem bei solchen Fachrichtungen ist eben, da gibt es nur eine richtige Lösung, da kann man nicht labern, und die Professoren lassen sich durch Augenaufschläge nicht beeindrucken).
Die Ausnahmen bestätigen die Regel -- und nein, ich bin kein "male chauvinist pig" -- das ist erlebte Geschichte.

Ansonsten gab es neben dem verschulten Studienbetrieb natürlich auch jede Menge Spaß, auch die verpönten "bürgerlichen Traditionen" wurden hochgehalten, man hat sich seine Nischen geschaffen, so manchen Abend haben wir in der Gruppe (mit Akkordeon) den Dresdner Ratskeller mit unserem Liedgut unterhalten, manches Bier wurde getrunken, und der "Große Garten" könnte manches berichten....

Gruß, Dille

Die gnadenlose Auslese in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern, wie Elektrotechnik und Maschinenbau, gibt es noch heute. Ich hatte mir vor längerer Zeit mal an der TH Darmstadt aushängende Ergebnisse einer Klausur im Bereich Elektrotechnik angeschaut. Da gab es eine Durchfallquote von 40 bis 50%. Bei diesen Klausurergebnissen hingen auch die Lösungswege aus, also die ausführlichen Rechnungen. Das waren zig Seiten mit allerlei Formeln, die man aus der Schule nicht kennt. In meiner Verwandtschaft kenne ich auch zwei Personen, die Elektrotechnik studiert hatten (Berlin und Aachen). Der eine hat es abgebrochen, der andere gerade so geschafft. Also wer in der Schule in Mathematik und Physik nicht besonders gut ist, sollte von so einem Studium besser die Finger lassen.

Auch der Frauenanteil ist in diesen technischen Fächern heute noch so niedrig. Das zeigt sich schon in der Schule, dass Frauen an diesen Themen weniger Interesse haben.
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Dille » 24. März 2015, 21:19

Sirius hat geschrieben:Die gnadenlose Auslese in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern, wie Elektrotechnik und Maschinenbau, gibt es noch heute. Ich hatte mir vor längerer Zeit mal an der TH Darmstadt aushängende Ergebnisse einer Klausur im Bereich Elektrotechnik angeschaut. Da gab es eine Durchfallquote von 40 bis 50%. Bei diesen Klausurergebnissen hingen auch die Lösungswege aus, also die ausführlichen Rechnungen. Das waren zig Seiten mit allerlei Formeln, die man aus der Schule nicht kennt. In meiner Verwandtschaft kenne ich auch zwei Personen, die Elektrotechnik studiert hatten (Berlin und Aachen). Der eine hat es abgebrochen, der andere gerade so geschafft. Also wer in der Schule in Mathematik und Physik nicht besonders gut ist, sollte von so einem Studium besser die Finger lassen.

Auch der Frauenanteil ist in diesen technischen Fächern heute noch so niedrig. Das zeigt sich schon in der Schule, dass Frauen an diesen Themen weniger Interesse haben.


Erst einmal eine kurze Anmerkung zu den Prüfungsbedingungen, die @Thooth noch eingestellt hat --- so etwa habe ich das eben in Erinnerung, und das "kann" bei einer 2. oder 3. Nachprüfung hat eben so'n "Geschmäckle" -- weiß ich, wer da in so'ner Sektion mitredet, wie das bewertet wird, ob da ein "Dille" mit aktenkundigen Sympathien für den "Prager Frühling" oder eine per Parteiauftrag nachprüfungsbedürftige Studentin eine 2. Chance braucht ?? Also, da bin ich mir ziemlich sicher, wie das ausgegangen wäre ! Und richtig ist, mit einem abgebrochenen Studium konnte man immer noch an eine Ingenieurschule wechseln.
(Ich brauchte eine Nachprüfung in dieser allseits gehaßten "Technischen Mechanik", und zur Ehrenrettung dieser Fachrichtung will ich anfügen -- ich glaube, diese Nachprüfung war nicht unbedingt darauf angelegt, die Elektrotechniker nun zuhauf durchrauschen zu lassen)

Nun zu @Sirius, ich weiß, das ist heute auch noch so (die Auslese), und das ist auch gut so, der gute Ruf von "Made in Germany" beruht eben auf hohen Qualitätsstandards in den Ingenieurberufen (und natürlich der Facharbeiter), und ich weiß auch, wie immer noch gering der Frauenanteil in diesen Studienrichtungen ist. Insbesondere tut mir weh, wieviele junge Leute heutzutage nur noch "managen" und "im Marketing" tätig sein wollen -- um das zu können, müssen wir doch erst einmal die Spitzenprodukte für den Weltmarkt vorweisen können, und wer ist dafür "zuständig" ? Die Ingenieure ! Das ist ein echtes Drama -- die "Dünnbrettbohrer", ob männlich oder weiblich, scheinen mit auf dem "Vormarsch" zu sein -- Hände dreckig machen ist sowieso schon "out", aber Hirn anstrengen wird es auch immer mehr "out", gefragt scheinen mir nur noch diese gegeelten Typen zu sein (männlich oder weiblich), die irgendjemand was aufschwatzen "können".

Schade -- ich bin stolz Ingenieur zu sein und meinen kleinen Beitrag zur technischen Entwicklung geleistet zu haben -- wäre auch niemals für ein mehrfaches Gehalt zu solchen Schwätzern gewechselt, habe selbst in dem großen deutschen Unternehmen auf eine Karriere als Abteilungsleiter verzichtet, um als Dienststellenleiter nahe an der Technik bleiben zu "dürfen".

Zurück zum DDR- Studium : die Qualität des Studiums und des Diplom- Abschlusses der TU Dresden war also so, daß es ohne jede Rückfrage hier so anerkannt war (1972), bei Studienabschluß konnte es einem Absolventen in der DDR allerdings passieren, daß es gerade Ulbricht so eingefallen war, daß man die Elektronische Datenverarbeitung fördern müsse, und dann Absolventen zuhauf zu Robotron gedrängt wurden (wo sie ja auch mit dem Abschluß noch hinpassten), aber auch z.B. Bedarf an Systemanalytikern in bestehenden Rechenzentren bestand, so z.B. im VEB Maschinelles Rechnen RZ Statistik Berlin, wo ich dann von meinem Studium Null, aber auch wirklich NULL, verwenden konnte -- außer vielleicht dem logischen Denken. Ich hätte mit 6 Monaten Praktikum an der dortigen IBM 360/ 40 (und vielleicht einer Dienstreise nach Wien ??) sicherlich bessere Voraussetzungen dort gehabt, als mit 5 1/2 Jahren Elektrotechnik- Studium.

Aber auch das gehört eben zum Studium in der DDR -- man wurde "gelenkt", und für mich war das durchaus lukrativ, wer verdiente schon 1971 in einem ehrbaren Beruf 1.120,- M im zweiten Jahr nach dem Studienabschluß ??

Aber ehrlich, vor mir steht in Sichtweite das Standardwerk des von mir verehrten Prof. Klaus Lunze (Prof. zu meiner Zeit an der TU Dresden, ein ganz feiner Mensch) "Berechnung elektrischer Stromkreise" -- da schaue ich ab der 3. Seite wie ein Schwein ins Uhrwerk, nix verstehe ich mehr, und das waren ja die Grundlagen, an Prof. Frühauf mit seiner "Theoretischen Elektrotechnik" will ich gar nicht denken.

Will damit nur sagen, auch mit der "Lenkung" (je nach sog. "volkswirtschaftlicher Notwendigkeiten") wurde auch viel Potential verballert.

Ach @Sirius -- kränke nicht die Darmstädter, sind die nicht schon lange "TU" ?? Ich hatte nämlich nach meiner Flucht 1972 ein Angebot der (damaligen) TH Darmstadt, dort als Assistent in der Compiler- Entwicklung anzufangen, hatte mich dort vorgestellt und die hätten mich gern genommen, aber meine Beziehung zu meiner Primorsko- Bekanntschaft in Ffm. bröselte etwas, und das Angebot aus München war gut, letztlich wie so oft im Leben -- man weiß nie, wozu es gut ist, und letztlich war es gut, daß ich nicht TH Darmstadt gewählt habe (oder ?? was weiß ich, was ich da versäumt habe ?? also, im nächsten Leben : Darmstadt).

Gruß, Dille
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Dille » 24. März 2015, 23:11

Ich habe eben nochmal über meinen hochverehrten Prof. Lunze im Internet nachgelesen, und die Einschätzung dort deckt sich doch ziemlich mit der meinen, dabei kam dann auch noch der Prof. N.J. Lehmann ins Bild, bei dem ich auch noch höhere Mathematik gehört habe, ich glaube "Nikolaus J." hieß er wohl, bei uns immer nur "Nabla J.", weil "Nabla" (der griechische Buchstabe) wohl irgendso'ne Konstante aus der höheren Mathematik war, Jedenfalls unvergessen ist er, weil in seinen Vorlesunungen (Infinitesimalrechung) immer irgendein ..ein gewisses kleines Epsilon unter jede beliebige Grenze gedrückt werden konnte..., und dann ist ja in diesem google- Beitrag auch das "ET fine" erwähnt, das war traditionell ein Studentenulk zum Abschluß des Elektrotechnikstudiums in Dresden, 1966 verboten, weil eben nicht in's FDJ- Korsett gepreßt werden konnte.

Ich kenne "ET fine" noch aus der Güntzstrasse (Studentenheim), und insgeheim wurde diese Tradition auch fortgesetzt, wir durften z.B. zu unserem Abschluß (1970) zwar keine Abschlußzeitung drucken, aber haben unsere (harmlose, zumindest aus heutiger Sicht) Abschlußschrift auf Oszillographenfilm vervielfältigt, das sind elektronische Geräte, mit denen man Frequenzabläufe auf Film festhalten kann -- davon gibt es nun rund 50 auf der Welt, die unsere damals bescheidene Kritik festhalten, meiner hat seinen Ehrenplatz, und statt irgendwie "Copyright" steht darauf "Gut aufgerollt" (ist ja ein Film).

Wer noch etwas mehr über "Et fine" erfahren möchte, kann auch nochmal zum "Goldenen Reiter" in Dresden googlen, ich meine (bin mir aber nicht sicher), Anlaß für das Verbot von "ET fine" war das Schild, das man dem "Goldenen Reiter" (August dem Starken) in Dresden umgehängt hatte auf dem stand "..lieber August steig hernieder und regiere Sachsen wieder..." und es ging noch DDR- despektierlich weiter, ich denke, @Pentium wird das finden.....

Ich meine, das war das Ende von "ET fine" -- wobei natürlich dieser Jux in Studentenkreisen kursierte, und wie man bei mir sehen kann, auch heute noch präsent ist, und in seinem Witz (und in seiner Brisanz) auch nicht vergessen werden sollte.....!

Gruß, Dille
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Re: Studieren in der DDR

Beitragvon Sirius » 1. April 2015, 18:42

Dille hat geschrieben:Ach @Sirius -- kränke nicht die Darmstädter, sind die nicht schon lange "TU" ?? Ich hatte nämlich nach meiner Flucht 1972 ein Angebot der (damaligen) TH Darmstadt, dort als Assistent in der Compiler- Entwicklung anzufangen, hatte mich dort vorgestellt und die hätten mich gern genommen, aber meine Beziehung zu meiner Primorsko- Bekanntschaft in Ffm. bröselte etwas, und das Angebot aus München war gut, letztlich wie so oft im Leben -- man weiß nie, wozu es gut ist, und letztlich war es gut, daß ich nicht TH Darmstadt gewählt habe (oder ?? was weiß ich, was ich da versäumt habe ?? also, im nächsten Leben : Darmstadt).

Gruß, Dille

Ja, Du hast Recht! Als ich dort war, da war sie noch eine TH. Eine TU sind sie nun seit 2005. Was ich jetzt beim Lesen auch noch lernen durfte, war der Fakt, dass es außer Bundes- Landes- und Kommunalbeamten nun auch noch Universitätsbeamte gibt, nämlich an dieser TU Darmstadt. Diese TU hat relativ viel Autonomie, handelt z.B. auch die Gehälter ihrer Professoren eigenständig mit diesen aus. Das ist übrigens kein Aprilscherz mit den Universitätsbeamten. Gab es heute im Forum eigentlich schon einen Aprilscherz?
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