Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten

Alles über die Schulsysteme, die Hochschulen und Universitäten in der DDR/BRD u.s.w.

Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten

Beitragvon Interessierter » 29. Dezember 2016, 17:43

Vor mehr als 60 Jahren wurde die Arbeiter- und Bauern-Fakultät II Halle gegründet


Die Einrichtung der Arbeiter- und Bauern-Fakultäten (ABF) in der DDR war ein pädagogisches und soziales Großexperiment, Teil einer Bildungsoffensive mit dem Ziel, zuvor benachteiligte Schichten zu erreichen. Doch waren die ABF wirklich Anstalten, die Mut machten, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, die gar einen kritischen Geist prägten und an denen es eher zuviel Demokratie als zuwenig gegeben hat, Einrichtungen le­dig­lich zur sozial gerechten Gegenprivilegierung, die von den westlichen "Siegern" ungerecht beurteilt werden, wie heute verklärend behauptet wird?2

Vor mehr als 60 Jahren wurde die Sonder-ABF Halle II zur Vorbereitung auf das Auslandsstudium gegründet. Anhand exemplarischer Vorgänge wird im Folgenden die historische Entwicklung dieser Schule beleuchtet und den genannten Fragen nachgegangen. Dem liegen neben den Akten verschiedener Archive und Gesprächen mit Zeitzeugen auch persönliche Erfahrungen des Autors zugrunde.

Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten
Zur Mythologie der DDR-Gründerjahre gehören zweifellos die Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten. 1949 aus den Vorstudienanstalten der Länder entstanden und mit Hermann Kants "Aula" in die DDR-Literatur eingegangen3, symbolisieren sie den Anspruch, das bürgerliche Bil­dungsprivileg zu brechen4 und dabei ein stabiles, parteiergebenes Nachwuchspotential, eine verfügbare Funktions- und Führungselite heranzubilden. Die Vorstudien­anstalten hatten die Aufgabe, bisher bildungsfernen Arbeiter- und Bauernkindern, Spätentwicklern, Kriegsheim­kehrern usw. eine Bildungsmöglichkeit zu bieten. Als ABF wurden sie den Universitäten und Hochschulen angegliedert. Die SED hoffte so, auch ihren Einfluss auf die widerspenstige Studentenschaft zu erhöhen, denn die nach politischen Kriterien ausgewählten ABF-Schüler erhielten studentische Wahlrechte5. Man richtete acht allgemeine und sieben Sonder-ABFs ein6.

Zu ersteren gehörte auch die ABF Halle, die sich ab Juli 1951 "Walter Ulbricht" nennen durfte7, zu den Sonder-ABFs die Hallenser ABF II. Ca. 35 000 Menschen haben zwischen 1949 und 1963 an den 15 ABFs die Hochschulreife erlangt.8 Miethe bietet eine kritische Würdigung der Erfolgsge­schichte dieser Institution: Gemessen an den von der SED gesetzten übersteigerten Maßstäben müsse man von Misserfolg sprechen. Aus anderer Perspektive seien die ABF in der deutschen Bildungsgeschichte ein einzigartiger Großver­such zur gezielten Förderung bislang bildungsferner Menschen gewesen.9

Mit dem III. SED-Parteitag im Juli 1950 und der 4. ZK-Tagung im Januar 1951 ("sozialistische Umgestaltung des Hochschulwesens") wurde die 2. Hochschulreform eingeleitet. Leitbild der Hochschulpolitik wurde die Sowjetwissenschaft. Zu deren Studium waren nun die Voraussetzungen zu schaffen. Der Marxismus-Leninismus, erst unter Einbeziehung Stalins, später dann ohne ihn, und der Russischunterricht wurden obligatorisch.

Den längeren, vollständigen Beitrag findet man hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -47/04704/

Kann jemand aus Erfahrung oder vom Hören/Sagen über derartige ABFs berichten?
Interessierter
 

Re: Arbeiter-und-Bauern-Fakultäten

Beitragvon Harsberg » 30. Dezember 2016, 06:34

Soweit ich mich erinnere, hatte eigentlich fast jede Uni oder Hochschule der DDR eine AB-Fakultät .
Diese wurden meist schon 1963 geschlossen, da der sog. Bildungsauftrag erfüllt schien.
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