Edelknabe hat geschrieben:Hatten wir das hier eigentlich schon, denn das sind so Themen die bestimmt interessant sind, also wie das damals so abging, mit:
"Wie stelle ich denn nun eine Armee auf, für meine Ziele so der Napoleon, wo nehme ich eigentlich die ganzen jungen Kerlchen her, woher das Offizierkorps, und werden die Jungs auch für mich kämpfen, die tausende Kilometer mitmarschieren, dahin, wo ich hin will und wie komme ich zu Pferden, Wagen(abkaufen oder beschlagnamen?), dann zu der ganzen Esserei, zum Wein, zum Branntwein, zur Ausrüstung angefangen von der Uniform bis hin zum Gewehr?
War das nun Gewalt, Zwang, Freiwilligkeit, Naivität, fremde Länder sehen wollen, gar Vaterlandsliebe oder was war das damals, da doch noch keine Wehrpflicht existierte?
Rainer-Maria
Keine Wehrpflicht? Trifft so nur für die englichen Truppen zu, denn die Franzosen hatten seit 1793 bzw. 1798 mit der Levée en masse (frz. für ‚Massenaushebung‘) eine Form der Wehrpflicht. Die Preußen führten 1814 die Wehrpflicht ein, Rainer-Maria. Nur die Engländer hatten eine Kaderarmee, welche durch mehr oder weniger Freiwillige verstärkt wurde.
Zitat:
Wellington hatte Bedenken bezüglich der Loyalität seiner Truppen. Seine Armee ist ein multinationaler Verband, rund zwei Drittel stellen die Niederländer und die deutschen Fürsten von Hannover, Braunschweig und Nassau. Nur ein Drittel seiner rund 106.000 Soldaten sind Briten.
Besondere Sorge bereitet ihm das 30.000 Mann starke niederländische Korps. Ein Teil der Offiziere, besonders diejenigen aus Belgien, hegen mehr oder weniger offene Sympathien für Napoleon und sein Empiré. Viele Soldaten hatten zuvor für den Korsen gefochten, tragen sogar noch ihre französischen Uniformen und Orden. Bei den Deutschen sieht es nicht viel besser aus. Die Streitkräfte aus Hannover und Braunschweig bestehen teils aus kampfunerfahrenen Landwehreinheiten, teils aus Veteranen des aufgelösten napoleonischen Vasallenkönigreiches Westfalen, teils aus Rückkehrern deutscher Freiwilligenverbände aus Spanien. Nassau war bis zum Herbst 1813 mit Napoleon verbündet.
Wie bei den Niederländern auch, sind die neuen Strukturen noch nicht eingespielt, der Ausbildungsstand ist uneinheitlich und die Loyalität zu den neuen alten Landesherren nicht immer groß.
Und die britischen Divisionen? Schmerzlich fehlen Wellington seine kampferprobten Truppen aus dem spanischen Feldzug. Sie waren 1814 nach Nordamerika verschifft worden und werden nicht mehr rechtzeitig in Europa eintreffen. So muss er auch bei seinen Landsleuten zum Teil auf Milizen und unerfahrene Soldaten setzen...]
Blücher ist von der Kampfkraft seiner eigenen Armee nicht voll überzeugt. Sorgen bereiten ihm vor allem die Sachsen. Auf dem Wiener Kongress war Sachsen gezwungen worden, rund zwei Drittel seines Territoriums an Preußen abzugeben. Als Blücher daraufhin anordnete, die sächsischen Soldaten, die aus den zu Preußen kommenden Gebieten stammen, in die preußische Armee einzugliedern, war es zu einer Meuterei gekommen. Die Soldaten verlangten, zuerst von ihrem Eid auf den sächsischen König entbunden zu werden. Blücher selbst hatte sich in seinem Quartier vor aufgebrachten Soldaten verschanzen müssen.
Zwar wurde die Meuterei niedergeschlagen, doch das Misstrauen bleibt. Lieber lässt Blücher das komplette sächsische Kontingent – immerhin 15.000 Soldaten – nach Hause entlassen, als mit potentiellen Meuterern in den Krieg zu ziehen. Und um die preußische Armee steht es nicht viel besser. Rund die Hälfte der Soldaten stammt aus den 1814 gewonnenen Gebieten am Rhein. 20 Jahre hatten sie unter französischer Herrschaft gelebt, hatten für Napoleon gekämpft. Hier ist die Desertionsrate besonders hoch, ein Viertel der eingezogenen Soldaten wird fahnenflüchtig.
quelle: napoleonwaterloo
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