SED Justiz: Scheinhinrichtung und Folter

SED Justiz: Scheinhinrichtung und Folter

Beitragvon Interessierter » 2. September 2015, 08:57

Es kann keinen Zweifel geben, in der DDR wurde in großem Maßstab gefoltert, wobei weniger Schlagen vorkam, die Methoden waren nicht so sehr das Schlagen der Häftlinge, obwohl auch das vorkam, sondern andere Formen der Folter: Isolation, Dunkelhaft, Wasserzellen, stundenlanges Stehenlassen, Drohungen. So gut wie alle Häftlinge beschreiben erlittene Folterqualen.

Die Isolationsfolter wurde vor allem in Untersuchungshaft und bei Verstößen gegen die Anstaltsordnung eingesetzt, hinzu kam, dass die Gefangenen selbst bei Gängen zu Verhören durch leere Flure geführt wurden. Selbstverständlich wurden auch die „Freigänge“ ohne Kontakt zu Mithäftlingen absolviert.

Wolfgang Welsch saß 67/68 Monate in einer Einzelzelle, deren Nachbarzellen leer waren, so dass auch Kommunikation mit anderen Gefangenen durch Klopfzeichen u .ä. nicht möglich waren. „Tag für Tag Totenstille.“. Keine Verhöre, kein Kontakt zu Familienangehörigen. „Die Stasi wollte mich mürbe machen,“ so sein Fazit. Eines Abends wird er aus der Zelle geholt, mit verbundenen Augen gegen eine Wand geschoben und ihm mitgeteilt, dass ihn ein „Sondergericht wg. Staatsverbrechen in Abwesenheit zum Tode verurteilt hat. Das Urteil wird sofort vollstreckt.“ Kommandos ertönen. „Exekutionskommando angetreten!“ hört er:

„Waffen entsichern“, Gewehrschlösser klackern, dann „legt an“ und „Feuer!“ Eine Scheinrichtung!!


Einem Stasioffizier erklärt er danach. „Das MfS hat aus mir das gemacht, was ich niemals war: einen kompromisslosen Feind. Einen Feind des Systems…“ Wegen staatsgefährdender Hetze und Propaganda bekam Welch 5 Jahre Haft.

Im Zuge der Kollektivierung setzte die SED ebenfalls, wie schon bei der „Aktion Rose“ auf Kriminalisierung der Betroffenen, zum Beispiel bei Bauern SCH. Er hatte im Sommer 52 sieben Pfund Gänsefedern in Westberlin verkauft, um sich davon Arbeitsstiefel zu kaufen. Auf Grund des „Gesetzes zum Schutz des innerdeutschen Handels“ bekam er drei Jahre Haft. In der Urteilsbegründung hieß es unter anderem „dass er die Gänsefedern den Kriegstreibern überlassen hat, die durch ihre unmilitärischen Luftangriffe die Einbuße unzähliger Federbetten deutscher Menschen auf dem Gewissen haben. Diesen Gangstern spielte der Angeklagte einen in der DDR besonders knappen Rohstoff zu…“

Auf Grund schlechter Ernten wg. Trockenheit, Verluste durch Hagelschlag sowie durch frühen Frost konnte Bauer P. das Ablieferungssoll nicht erfüllen, auch liefen Steuerschulden auf. Die Quittung erhielt er vom Kreisgericht Halle-Saalkreis im April 53. Sieben Jahre Zuchthaus und Vermögenseinziehung, obwohl Zeugen und Sachverständige die objektiven Schwierigkeiten von Bauer P in der Verhandlung bestätigten. Man kann sich vorstellen, wie solche Terrorurteile auf die Beteiligten gewirkt haben müssen. Lenin ( siehe Teil 2) hätte gewiss seine helle Freude an dieser Terrorjustiz gehabt.

Weitere erschreckende Beispiele aus diesem längeren Beitrag findet man hier:
http://www.ruhrbarone.de/sed-justiz-iii ... lter/93177
Interessierter
 

Re: SED Justiz: Scheinhinrichtung und Folter

Beitragvon Interessierter » 15. September 2015, 11:40

Charly, was hat die Stasi dir angetan?


Zeit seines Lebens war Gerhard RAU, genannt Charly, ein Rebell. Schon als Jugendlicher war ihm die DDR zu eng. Mit 17 wanderte er wegen seiner Liebe zu den Rolling Stones in den Knast – und wurde der am längsten inhaftierte politische DDR-Gefangene. 17 Jahre verbrachte er im Knast. Jetzt ist er tot. Haben ihn die Folgen von Folter und mehr als 100-facher Röntgenbestrahlung während der Haft dahingerafft? Erstmals findet seine Witwe Erika die Kraft, über Charly zu berichten. Dem KURIER öffnete sie ihr Herz.

„Für Charly war jeder Tag eine Qual. 16 Stunden lang musste er täglich ans Sauerstoffgerät angeschlossen sein. Er bekam Morphium gegen den Dauerschmerz und spuckte nachts Blut“. Erika RÖCHER-RAU sitzt auf ihrer Couch und klammert sich an ein gemeinsames Foto. Ihre Stimme ist fest, zittert nicht. Doch in ihren Augen sieht man den Schmerz über den Verlust ihres geliebten Charly. „Er wollte so gern 60 Jahre alt werden, vier Monate haben gefehlt. Zwar hat er oft gesagt, dass er bald geht und nur auf den Sensenmann wartet – aber das hat er in den letzten 15 Jahren ständig gesagt.“

Vier Wochen vor seinem Tod, der „Erlösung“ wie Erika sagt, heirateten die beiden. In der gemeinsamen 60-Quadratmeter-Wohnung in Hohenschönhausen. Der Standesbeamte kam zu ihnen, RAU (mit Perücke) war bereits zu schwach um sein Zuhause zu verlassen. Kurze Zeit später stellten die Ärzte Lungenkrebs fest, dazu einen Hirntumor. Das Ende.

Was aber hat Charlys Körper zerstört? Ein Rückblick: Am 7. Oktober 1969 wird der damals 17-Jährige aktenkundig. Ein RIAS-Moderator scherzt beim Auflegen eines Titels der „Rolling Stones“, dass die britische Band auf dem Dach des Axel-Springer-Hochhauses ein Konzert geben würde. Ein Scherz. Doch Hunderte Jugendliche machen sich auf den Weg zum grenznahen Gebäude – und werden von bewaffneten Polizeieinheiten abgefangen. In den Baugruben der Leipziger Straße wehrt sich Charly RAU heftig gegen die Festnahme.

Konsequenz: Der erste Knastaufenthalt. Weil er aufmüpfig ist und gegen das DDR-System aufbegehrt, landet er „Wiederholungstäter“ bis 1987 immer wieder im Gefängnis. Doch „erneute Haftstrafen“, so steht es in seiner Stasi-Akte, sind „keine wirksame Erziehungsmethode“. Also wird Rau gefoltert. Mit Schlägen, Hundebissen, Einzelhaft. Das Tattoo eines Bundesadlers schleift ihm der Gefängnis-Arzt weg. Mit einem Zahnarztbohrer. Erika RAU: „Die vollgebluteten Binden hat Charlys Mutter aufgehoben“.

Am schlimmsten aber sind die Bestrahlungen. Mehr als 100 Mal soll der „Republikfeind“ zwangsgeröngt worden sein. Die Folgen, nachzulesen in seiner Krankenakte: Epilepsie, Blutkrebs, Taubheit. Doch die Staatssicherheit hat noch nicht genug. Mehrfach bittet RAU darum, doch endlich in den Westen zu können. Gelassen wird er nicht. „Wir lassen Sie erst gehen, wenn Sie richtig kaputt sind“, sollen die Staatsbediensteten gesagt haben. Zu viel für den gerade 33-Jährigen. Er fängt an zu saufen.

Der vollständige Bericht hier:
http://www.berliner-kurier.de/kiez-stad ... 27406.html

Dieser Bericht stammt aus dem Jahre 2013 und ist einfach erschütternd.
Interessierter
 

Re: SED Justiz: Scheinhinrichtung und Folter

Beitragvon Merkur » 15. September 2015, 18:22

Interessierter hat geschrieben:Dem KURIER öffnete sie ihr Herz.
Dieser Bericht stammt aus dem Jahre 2013 und ist einfach erschütternd.


In der Tat erschütternd, wenn es sich denn so zugetragen hat, was ich mir nicht vorstellen kann. Und der "Kurier" ist ja nun auch nicht gerade für seriöse Berichterstattung bekannt.
Ich habe ja schon viel gehört aber das Ärzte Häftlingen mit Bohrern Tätowierungen rausgeschliffen haben sollen, schlägt dem Fass den Boden aus.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
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Re: SED Justiz: Scheinhinrichtung und Folter

Beitragvon Spartacus » 15. September 2015, 18:33

In der Tat erschütternd, wenn es sich denn so zugetragen hat, was ich mir nicht vorstellen kann.


Die Realität sprengt oft die Vorstellungskraft eines Menschen, Merkur [hallo]

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LG

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