Gestern abend lief ein wirklich gut gemachtes Portrait dieser drei Anwälte auf ARTE. In diesem wurden die Lebensläufe dieser drei außergewöhnlichen Rechtsanwälte beleuchtet, und hinterfragt. Den Beginn des Portraits macht ein schwarz-weiß Foto auf dem alle drei zu sehen sind. Schily und Ströbele als Verteidiger von Horst Mahler. Sie erzählen wie sie überhaupt durch die damalige Zeit in diese "linke" Ecke rutschten, wie die Zustände in Berlin waren und was sie bewog, teilweise im sozialistischen Anwaltsbüro zusammen zu arbeiten. Es geht auch um die Stammheim Prozesse, das rechtswidrige Abhören des Staates von Verteidigergesprächen. Hier sind besonders die Aussagen von Otto Schily interessant, der später als Bundesinnenminister sehr stark nach dem 11.9. für Einschnitte in den Bürgerrechten plädiert. Garniert wird der 85 minütige Beitrag von vielen alten Filmaufnahmen, die zum Teil noch nie veröffentlicht wurden.
Horst Mahler wechselte später von der linken Politikseite zur Rechten. Etwas, was Otto Schily nicht verstehen kann. Er wird weinend im Bundestag gezeigt, als er über das Schicksal seines jüdischen Großvaters erzählt. Und er wird gezeigt, wie er es wagt, nach Aufklärung beim Flick Spendenskandal zu rufen. Auch Ströbele geht konsequent seinen Weg. Eckt oft mit seiner eigenen Fraktion an, zieht aber seinen Weg durch. Otto Schily wechselt nach einigen Jahren bei den Grünen zur SPD und wird dort politisch glücklich. Zu dem Einsatz von Horst Mahler auf der extrem rechten Seite sagt Schily nur den Satz: Das ist eine Katastrophe. Während des Films gewinnt zunehmend den Eindruck, Schily und Ströbele sind glücklich geworden mit dem was sie erreicht und durchgesetzt haben. Auch wenn sie damals auf der anderen Seite standen, wenn sie Leute verteidigt haben die gegen den Staat agierten, sie blieben auf der Seite des Rechts. Schily sagt zu Recht, er sei oft als Terroristenanwalt beschimpft worden, sogar im deutschen Bundestag. Der Anwalt eines Mörders wird auch nicht als Mörderanwalt gesehen. Nach 85 Minuten geht das Portrait zu Ende - und in einem leeren Gerichtssaal, in dem während des Films die Interviews aufgezeichnet wurden, stehen jetzt drei leere Stühle. Und Otto Schily geht als alter, weiser Mann aus dem Gerichtsgebäude.
Wirklich, ein super Portrait, was leider auf so einen späten Sendeplatz versteckt wurde. Eine Wiederholung läuft in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar. Vielleicht eine Idee zum Aufnehmn. Man muß aber schon einen Bezug zu dieser Zeit und der Entwicklung in dieser Ära haben, um die drei zu verstehen und Handlungen nachvollziehen zu können. Filmisch ist das hier zweifelsohne gelungen.
Die Anwälte - ARTE - D 2010