Die lange Nacht des Henkers
Verfasst: 30. Oktober 2019, 13:42
Erbarmungslos belauerten die Handlager des Henkers die Todgeweihten auch noch in deren letzten Stunden.
„Der Verurteilte gebährdete sich betr. letzter Wünsche ablehnend und widerspenstig“, notierten sie.
Oder: „Er verbrachte die Nacht mit Rauchen und Brief schreiben.“
In einem Fall heißt es: „Bei der Übergabe an den Scharfrichter versuchte er Schwierigkeiten zu machen und schrie das Wort Freiheit...“
Es sind erschütternde Aktenauszüge aus den Vollstreckungsprotokollen von drei DDR-Delinquenten.
Die Männer wurden am 16. Mai vor genau 60 Jahren in der „Zentralen Hinrichtungsstätte“ in Dresden durch das Fallbeil enthauptet. In keiner anderen Nacht vollstreckte die DDR mehr Todesurteile als in dieser.
Wer waren die drei Hingerichteten?
Silvester Murau († 49)
Der gelernte Fleischer ging nach dem Krieg zur Volkspolizei, wurde später sogar Major bei der Stasi in Schwerin. Dort wurde er allerdings 1951 entlassen, weil er in Fragebögen angeblich seine Zeit beim faschistischen Selbstschutz in Polen verschwiegen hatte. Murau behauptete seinerseits, man habe ihn gefeuert, weil er in einem Usedomer Mordfall zwei SED-Funktionäre als Täter verdächtigt hatte.
1954 flüchtete Murau in den Westen. Laut DDR-Staatsanwalt soll er dort US-Agenten „Arbeitsmethoden der Stasi“ verraten und somit „den Imperialisten Informationen zur Führung des kalten Krieges gegen die DDR“ geliefert haben.
Unfassbar: Mithilfe seiner eigenen Tochter (damals 21, später Stasi-IM) wurde der Schweriner noch im Jahr seiner Flucht zurück in die DDR entführt.
Am 22. Februar 1956 verurteilte ihn das Bezirksgericht Cottbus wegen Spionage und Staatsverbrechen zum Tode. Murau bestritt die Vorwürfe bis zuletzt. Seine Berufung wurde abgewiesen. Muraus Tochter heiratete später den Stasi-Oberst, der die Entführung ihres Vater geplant hatte (operativer Vorgang „Lump“).
Dazu Dr. Fred Mrotzek (50) von der Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Geschichte der Diktaturen an der Universität Rostock: „Nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 war die Staatssicherheit vom Ministerium zum Staatssekretariat degradiert worden. Erich Mielke setzte alles daran, das ramponierte Ansehen bei der Parteiführung aufzubessern. Deshalb wurde mit Verrätern äußerst brutal umgegangen. Letztlich hatte Silvester Murau während des Gerichtsprozesses keine Chance. Zur Abschreckung erfolgte die Vollstreckung vor ausgewählten Offizieren der Staatssicherheit.“
Wird fortgesetzt.
„Der Verurteilte gebährdete sich betr. letzter Wünsche ablehnend und widerspenstig“, notierten sie.
Oder: „Er verbrachte die Nacht mit Rauchen und Brief schreiben.“
In einem Fall heißt es: „Bei der Übergabe an den Scharfrichter versuchte er Schwierigkeiten zu machen und schrie das Wort Freiheit...“
Es sind erschütternde Aktenauszüge aus den Vollstreckungsprotokollen von drei DDR-Delinquenten.
Die Männer wurden am 16. Mai vor genau 60 Jahren in der „Zentralen Hinrichtungsstätte“ in Dresden durch das Fallbeil enthauptet. In keiner anderen Nacht vollstreckte die DDR mehr Todesurteile als in dieser.
Wer waren die drei Hingerichteten?
Silvester Murau († 49)
Der gelernte Fleischer ging nach dem Krieg zur Volkspolizei, wurde später sogar Major bei der Stasi in Schwerin. Dort wurde er allerdings 1951 entlassen, weil er in Fragebögen angeblich seine Zeit beim faschistischen Selbstschutz in Polen verschwiegen hatte. Murau behauptete seinerseits, man habe ihn gefeuert, weil er in einem Usedomer Mordfall zwei SED-Funktionäre als Täter verdächtigt hatte.
1954 flüchtete Murau in den Westen. Laut DDR-Staatsanwalt soll er dort US-Agenten „Arbeitsmethoden der Stasi“ verraten und somit „den Imperialisten Informationen zur Führung des kalten Krieges gegen die DDR“ geliefert haben.
Unfassbar: Mithilfe seiner eigenen Tochter (damals 21, später Stasi-IM) wurde der Schweriner noch im Jahr seiner Flucht zurück in die DDR entführt.
Am 22. Februar 1956 verurteilte ihn das Bezirksgericht Cottbus wegen Spionage und Staatsverbrechen zum Tode. Murau bestritt die Vorwürfe bis zuletzt. Seine Berufung wurde abgewiesen. Muraus Tochter heiratete später den Stasi-Oberst, der die Entführung ihres Vater geplant hatte (operativer Vorgang „Lump“).
Dazu Dr. Fred Mrotzek (50) von der Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Geschichte der Diktaturen an der Universität Rostock: „Nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 war die Staatssicherheit vom Ministerium zum Staatssekretariat degradiert worden. Erich Mielke setzte alles daran, das ramponierte Ansehen bei der Parteiführung aufzubessern. Deshalb wurde mit Verrätern äußerst brutal umgegangen. Letztlich hatte Silvester Murau während des Gerichtsprozesses keine Chance. Zur Abschreckung erfolgte die Vollstreckung vor ausgewählten Offizieren der Staatssicherheit.“
Wird fortgesetzt.