Henker: Traumberuf oder Job ohne Aussichten? Ein faszinierender Einblick in eine ungewöhnliche Berufswahl
Henker, Scharfrichter, Meister Frantz, Scherge oder der Vollstrecker. Diesem „ehrlosen“ Beruf wurden viele Namen gegeben. Das Wort Henker leitet sich von „henken“ ab, ein älteres Wort für hängen. Die Scharfrichter führten ursprünglich die Enthauptungen durch und die Henker die Hinrichtung durch Erhängen. Jedoch werden diese Wörter mittlerweile synonym verwendet.
Die Vorstellung eines tollpatschigen Scharfrichters mit schwarzer Kapuze haben wir Hollywood zu verdanken. Ein Scharfrichter musste jedoch geschickt und ohne Sichteinschränkung sein Werk ausführen können. Der Henker musste daher sein Handwerk sehr gut beherrschen und richtig ausführen können. Darum dauerte die Lehrzeit eines Henkers lange, denn für die Hinrichtung mussten sie ihre Kraft kontrolliert einsetzen können und die dazugehörige Technik richtig anwenden. Damit eine exakte Enthauptung vollzogen werden konnte, wurde in der Lehre an Tieren geübt.
Das Aufgabengebiet der Henker war jedoch breit gefächert: Neben der Folter und Hinrichtung hatten sie auch die Aufsicht über die öffentlichen Freudenhäuser, verdienten sich oft als Abdecker (=Tierhäutung) bzw. als Wasenmeister Geld dazu, indem sie die Beseitigung von Schlächterabfall, Tierkadavern und die Tierkörperverwertung erledigten.
Henker lebten vom sogenannten Blutgeld, den Lohnzahlungen für die Hinrichtungen, und von Naturalleistungen. Davon mussten sie ihre Familien ernähren und auch die benötigten Gerätschaften kaufen und in Stand halten.
Zu den zwei wichtigsten Instrumenten gehörten das Richtschwert und das Henkersbeil. Es gab Henkersbeile mit geschweifter und gerader Klinge und oftmals reich verzierte Richtschwerter. Unter anderem waren diese mit Inschriften, Kreuz- und Galgensymbolen verziert. Die Klinge des Richtschwertes war schwerer als der Griff - das Gewicht unterstützte den Scharfrichter bei der Ausführung des Todesschlages.
https://www.archaeo-now.com/2019/03/14/ ... ussichten/ Im Frühmittelalter genießte der Henker noch ein hohes Ansehen und galt als hochangesehener Beamter. Gegen Ende des Spätmittelalters war er jedoch zum Stadtangestellten degradiert worden, führte als Staatsdiener die Befehle des Gerichts, Herrschers oder Inquisitors aus, und war dennoch ein Ausgestoßener. Nach jeder Hinrichtung wurde ihm die Absolution erteilt und durch den Freimannsfrieden vor der Rache von Hinterbliebenen geschützt.
Dennoch war er ein „Unehrlicher“, sozial ausgegrenzt, gehörte zur Gesellschaftsschicht der Abdecker, Bader, Gaukler, Zigeuner etc. und musste immer sofort erkennbar sein, daher trugen sie meist sehr auffällige Kleidung und ein Glöckchen, dass dabei half, dass die Bevölkerung dem Henker rechtzeitig ausweichen konnte, denn eine Berührung galt als Tabu, dadurch wurde man selbst ein „Unehrlicher“.