Die lange Nacht des Henkers

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon augenzeuge » 4. November 2019, 17:10

karnak hat geschrieben: Und deswegen hatten auch 99 % derer die vor 89 dieses Land verlassen haben in Wahrheit nur einen Hintergrund, die besser gefüllten Fleischtöpfe und nichts anderes,


Du bist ein hartnäckiger Verfechter von unrichtigen Behauptungen. [angst] Aber bei mir kommst du nicht weiter. [grin]
Denn es ist einfach nicht richtig, oder beinhalten deine Fleischtöpfe auch die Freiheit des Tuns, Bildens, Entfliehens aus dem duckmäuserischem Mief und staatlicher Bevormundung, kurz, des Lebens ohne staatliche Vorabkontrolle des eigenen politischen Denkens? Du kannst doch z.B. einem Menschen, dem das Recht auf Bildung/ Studium politisch verweigert wurde, nicht so ein populistisches Pauschalurteil vorwerfen. Damit schaffst du neues Unrecht.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Nostalgiker » 4. November 2019, 17:56

Na Augenzeuge, mal wieder mit den Klischees der unwahren Behauptungen unterwegs?

Also dein "Recht" auf Bildung konntest du auch autodidaktisch wahrnehmen oder möchtest du behaupten das Kinder / Jugendliche am Schulbesuch gehindert wurden?
Wenn du allerdings darauf anspielst das die vermittelte Bildung einer gewissen Richtung entsprach ist das nicht unfalsch.
Auch heute wird die Bildung nicht im Selbstzweck der Bildung vermittelt, auch hier werden Ziele in der Bildungspolitik verfolgt.

Auch beim angeblichen totalen Verwehren des Abiturs gehe ich nicht konform.
Es stimmt das es ziemlich hohe Zulassungshürden zum Abitur gab.
In den 50gern spielte eine Hauptrolle dass das Bildungsmonopol des Bürgertums gebrochen werden sollte indem verstärkt Arbeiter- und Bauernkinder für das Abitur und spätere Studium zugelassen wurden.
Nicht gut für die Kinder/Jugendlichen aus bürgerlichen Elternhäusern.
Allerdings gab es ab Mitte der 60ger Jahre die Möglichkeit das Abitur über eine Berufsausbildung mit Abitur zu erlangen. wenn alle Stränge rissen blieb immer noch die Abendschule um das Abitur zu erlangen.
Insgesamt waren es wohl in der Regel zwischen 10 und 12% eines Schülerjahrgangs welche zum Abitur kamen und davon nahmen dann wohl 95% ein Studium auf.
Ähnliche Zahlen wie sie auch in der Vergangenheit, alo vor 1945 üblich waren.
Das wie heute fast 50% eines Schülerjahrgangs unbedingt das Abitur haben müssen leuchtet nicht ein und ist in meinen Augen Volkswirtschaftlicher Unsinn. das Abi ist nichts mehr Wert und die meisten Unis und Hochschulen verkommen zu anonymen Massenabfertigungsfabriken mit teilweise skurrilen Studiengängen ......

Die Bildungspolitik in der DDR wandelte sich dann wieder Ende der 0ger Jahre als immer mehr "Wert" auf die korrekte politisch-ideologische Einstellung im Zusammenspiel mit den entsprechenden schulischen Leistungen derer Wert gelegt wurde die zum Abitur zugelassen wurden; also der direkte Weg über die EOS.
Ein weiterer Aspekt war die Militarisierung im Bereich der Jugendlichen ab 14 Jahren.

ein anderer Aspekt war aber auch das sich die aus der Bildungspolitik der 50ger Jahre entstandene sogenannte sozialistische Intelligenz anfing sich Bildungstechnisch gesehen selbst zu reproduzieren.
Verstärkt drängten die Kinder dieser Leute an die EOS und später zu einem Studium.
Bei Arbeiter- und Bauernkindern trat hingegen das Phänomen auf das sie nicht immer unbedingt erpicht waren das Abitur zu machen um anschließend zu studieren.

Egal was man studierte in der DDR, die Bezahlung war gegenüber einem Facharbeiter oder Handwerker nicht gerade üppig und statt mit 18 trat der junge Absolvent erst mit Mitte 20 ins Berufsleben ein.

Zwänge und Ungerechtigkeiten gibt es in jeder Zivilgesellschaft und der propagierte Mythos jeder kann es schaffen ist und bleibt das was der Name bereits sagt, ein Mythos.

PS.: noch ein persönlicher Gedanke zu der These "...dem das Recht auf Bildung/ Studium politisch verweigert wurde". Warum frage ich mich das Menschen die Angaben das sie aus politischen Gründen in der DDR nicht studieren durften, deshalb legal oder illegal in den westen gingen dort entweder überhaupt kein Studium aufgenommen haben oder es nach einer gewissen zeit ohne Abschluß beendeten. War doch ihr "Studienwunsch" die angebliche Triebkraft der DDR den Rücken zu kehren. warum haben sie ihren Herzenswunsch dann in 'Freiheit' nicht in die Tat umgesetzt?
Das möge mir doch bitte mal einer erklären.

Wohin muß ich Heute fliehen wenn ich mich der bürokratisch-staatlichen Bevormunden entziehen möchte?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13686
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon augenzeuge » 4. November 2019, 18:02

Nostalgiker, du solltest mich besser kennen. Von Klischees ist keine Rede, nur von realen Ereignissen.

Ich selbst kenne Kinder von Pfarrern, denen die EOS verweigert wurde, denen das Studium verweigert wurde.
Ich kenne Rentner, die nicht studieren durften, weil der Bruder in den Westen gegangen war.

Es ist alles dokumentiert, du kannst es nicht mehr als Klischee verkaufen. Heute nicht mehr.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Nostalgiker » 4. November 2019, 18:22

Augenzeuge, lies doch nochmal genau und dann denk drüber nach.

Bei einer Abiturquote von rund 10% pro Schülerjahrgang fielen solche von dir genannten Kandidaten als erste durch's Rost.
Das kannst du heute als himmelschreiende Ungerechtigkeit sehen oder es aber bleiben lassen.
Es ändert nichts.
Wozu sollte sich ein Staat, der seine Wirtschaft und Bildung durchplante, wissenschaftliches Personal auf Halde produzieren?

Es gab bekanntlich auch nicht so viel Taxen auf die dann die Akademiker zwecks verdienen ihres Lebensunterhaltes hätten ausweichen können.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13686
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon augenzeuge » 4. November 2019, 19:09

Nostalgiker hat geschrieben:Wozu sollte sich ein Staat, der seine Wirtschaft und Bildung durchplante, wissenschaftliches Personal auf Halde produzieren?



Das ist doch das Problem, Nostalgiker. Der Staat plante alles. Er plante, was du machen darfst, wohin du reisen darfst, wohin du ziehen darfst, plante, wen du wählen kannst, wen du außerhalb seiner Grenzen besuchen durftest, einfach alles. Das meine ich mit Mief. Wo bleibt da das Individuelle, die menschliche Entdeckungsreise? In der DDR maßte man sich an, dass man für den Bürger alles planen musste, natürlich unter der Voraussetzung der politischen Einstellung. Man betrachtet ihn als Gegenstand der dem Staat gehörte. Wohin man mit diesem Plan gekommen ist, wissen wir alle.

Weißt du was das Größte war, was ich innerhalb eines Jahres nach dem Weggang spürte, die Freiheit der Bildung war noch größer als vermutet. Wenn man selbst seine Idee plante, seine Beine in die Hand nahm und mit den Dozenten sprach, spielte die Politik keine Rolle. Die Rolle seines Lebens spielte man selbst, man selbst probierte. Wenn es eben dort nicht klappte, dann versuchte man sich woanders. Man konnte sich selbst versuchen, Nosti, man wurde nicht vom Staat gelebt, verstehst du das? Wie konnte man mich mit Heimat ködern, wenn diese Heimat mir von A bis Z Vorschriften machen musste? Die Politik, deine Einstellung zum Staat war und blieb außen vor. Für mich die größte Errungenschaft eines demokratischen Staates. Allein das zu erleben, war es wert, die DDR zu verlassen.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Nostalgiker » 4. November 2019, 19:46

Vergiss bitte nicht zu schreiben #der bürgerlich demokratische Staat'.

Ansonsten übertreibst du ein wenig für meinen Geschmack.

Der "Staat" hat nicht alles reglementiert und durchgeplant.
Wenn es so gewesen wäre wie du schreibst dann hätten wir alle eine schicke blaue Kombi angehabt und einen Einheitshaarschnitt ......., um nur zwei Beispiele zu nennen.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13686
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Volker Zottmann » 4. November 2019, 20:04

Eine klasse Einschätzung Jörg, so wie Du das gerade hier rübergebracht hast.
Nur bequemen Ostlern passte dieses neue Weltbild nicht, weil man nun eigenverantwortlich agieren muss.

Aber allein die Zeit die jeder sparte, nicht erst Anträge auszufüllen und zu unwirtlichen Sprechzeiten abgeben zu müssen. dann monatelang auf Antworten hoffen....
Wer sein Leben ordnen will, der kann das, kann das besser, als je zuvor.
Wer eine Firma gründen will, hat die Genehmigung schneller, als der Osthandwerker seine meterlangen Antragsformulare je bekam. Allein die Abwicklung alltäglicher Dinge, wie eben meine Materialbestellungen waren in Minuten erledigt. Weder musste man Anträge stellen, noch sinnlos durch die ganze DDR wegen der Materialbeschaffung reisen. Seine Zeit kann man heute wirklich zur Umsetzung seiner Aufträge nutzen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon zonenhasser » 4. November 2019, 21:41

karnak hat geschrieben: Und deswegen hatten auch 99 % derer die vor 89 dieses Land verlassen haben in Wahrheit nur einen Hintergrund, die besser gefüllten Fleischtöpfe und nichts anderes, dass behaupte ich nach wie vor und das soll auch legitim sein.


Auslösende Fluchtgründe von 2.810 Flüchtlingen im Juli 1961, 31. Juli 1961

a) Gewissensnotstände, Verkürzung von Grundrechten

Ablehnung der Ideologie: 44
Ablehnung von Partei- und sonstigen Aufträgen aus ethischen Gründen: 29
Zwang zum Kirchenaustritt: 21
Ablehnung der Jugendweihe: 36
Spitzelaufträge gegen Geistliche und Kirchenorgane: 14
Bekenntnis zu den Zeugen Jehovas: 27
Ablehnung des kommunistischen Erziehungssystems oder Nichtzulassung der Kinder zur Oberschule: 48
Nichtzulassung zum Studium: 41
Versagung der Reisegenehmigung oder der legalen Umsiedlung in die Bundesrepublik: 68

b) Ablehnung von Aufträgen und Anforderungen der Partei, des Regimes, der Massenorganisationen usw.

Spitzelaufträge und Spitzelverpflichtungen: 135
Parteiaufträge: 84
Verpflichtungen zum Eintritt in die Nationale Volksarmee oder die Volkspolizei: 59
Arbeitseinsatz von Jugendlichen: 12
Aufforderung zu "gesellschaftspolitischer Betätigung": 528

c) Politische Gründe sonstiger Art

Widerstand gegen das Regime: 57
Verdacht oder Verfolgung von Beziehungen zum Westen: 81
Verstöße gegen das Paßgesetz: 140
Maßregelung wegen "gesellschaftspolitischer" Untätigkeit: 22
Politische Häftlinge: 44
Maßnahmen im Zuge der Reorganisation: 14
Inanspruchnahme des Freizügigkeitsrechts (Grundsatzurteil des BVG zu § 11 GG): 18

d) Wirtschaftliche Gründe

Maßnahmen zur Verstaatlichung der privaten Wirtschaft: 59
Konflikte im Zusammenhang mit der Kollektivierung (LPG, PGH) oder der staatlichen Beteiligung: 136
Lohn- und Arbeitsschwierigkeiten: 47
Entlassung wegen Betriebseinschränkung: 17
Normerhöhung: 26
Einschränkung bisheriger Befugnisse: 23
Planschwierigkeiten: 22
Verstöße gegen Wirtschaftsgesetze: 32

e) Familiäre und persönliche Gründe

Familienzusammenführung: 343
Differenzen in der Ehe: 53
Drohender Sorgerechtsentzug: 14
Wunsch nach besseren Einkommens- und Wohnungsverhältnissen: 205
Arbeitsaufnahme in der Bundesrepublik: 19
Auswanderung: 14
Ost-West-Pendler: 3
Angst vor Bestrafung: 63

f) Sonstige Gründe: 162

Quelle: Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (Hg.), Die Flucht aus der Sowjetzone und die Sperrmaßnahmen des kommunistischen Regimes vom 13. August 1961 in Berlin, Bonn und Berlin 1961, S. 21/22

http://www.chronik-der-mauer.de/materia ... -juli-1961
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
Bert Brecht
Benutzeravatar
zonenhasser
 
Beiträge: 2315
Registriert: 19. Juli 2012, 23:25
Wohnort: Leipzig

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon karnak » 5. November 2019, 05:12

Und Du erwartest jetzt wirklich, dass ich diese Zahlen ernst nehme? Von einem Ministerium, dass noch nicht mal selbst auf eine Wiedervereinigung vorbereitet war? Was hätte denn ein Flüchtling als Grund angeben sollen, dass ihm die Bananen bei der HO nicht gelb genug waren? [flash]
Ich hätte auch andere Gründe angegeben.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 24862
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Kumpel » 5. November 2019, 06:47

karnak hat geschrieben:Und Du erwartest jetzt wirklich, dass ich diese Zahlen ernst nehme? .


Mit deiner Meinung befindest du dich in "guter" Gesellschaft.
Das Politbüro hat das sicherlich genauso gesehen zumindest was die Gründe anbetrifft.
Kumpel
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Beethoven » 5. November 2019, 08:13

Was waren denn eigentlich "bürgerliche Elternhäuser" in der DDR?

Pastorenfamilien? Na das konnten ja nur evangelische Familien sein. Und Kinder von Pastoren waren oft, so sie das Zeug dazu hatten, an der Penne.
Die Jungs von Herrn Gauck durften sogar in den USA studieren und das zu Zeiten der DDR, wie ich mal irgendwo las.
Und Mutti hat doch auch studiert als Tochter eines Pfarrers.

Die Kinder des Fleischermeisters mit eigenem Betrieb und Verkaufseinrichtung? Auch deren Kinder besuchten die EOS und studierten anschließend wie ich aus eigenem Erleben weiß.
Die Kinder von Ärzten sowieso.
Was also ist mit "bürgerlich" gemeint?

Freundlichst
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
Benutzeravatar
Beethoven
 
Beiträge: 4285
Bilder: 0
Registriert: 6. August 2014, 08:27

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon HPA » 5. November 2019, 09:24

Die Jungs von Herrn Gauck durften sogar in den USA studieren und das zu Zeiten der DDR, wie ich mal irgendwo las.


Was für ein Unsinn!

Zitat wiki
beethoven hat geschrieben:
Joachim Gauck ist seit 1959 mit Gerhild „Hansi“ Gauck (geb. Radtke) verheiratet und hat mit ihr vier Kinder. Diese waren in der DDR Repressionen ausgesetzt. Seinen beiden Söhnen wurde das Abitur in der Erweiterten Oberschule bzw. ein Studium versagt. Sie reisten Ende 1987 mit ihren Ehefrauen und Kindern aus der DDR in die Bundesrepublik aus.Christian Gauck studierte in Hamburg Medizin und ist dort als Arzt tätig. Die älteste Tochter reiste im Sommer 1989 nach Bremen aus


Was die Pastorentochter betrifft kannst Du davon ausgehen, dass man ihr knallhart ans Herz gelegt haben wird ,sich anzupassen, sich in der FDJ zu engagieren oder sich EOS und Studium aus dem Kopf zu schlagen!

Das war die gängige Methode! Hab da einen unmittelbaren Zeitzeugen!
HPA
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Olaf Sch. » 5. November 2019, 09:37

Zumal ihr Pfarrervater wohl ziemlich rot war.
Olaf Sch.
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon zonenhasser » 5. November 2019, 10:48

karnak hat geschrieben:Und Du erwartest jetzt wirklich, dass ich diese Zahlen ernst nehme? Von einem Ministerium, dass noch nicht mal selbst auf eine Wiedervereinigung vorbereitet war?

Es war das Ministerium für gesamtdeutsche Fragen - nicht für Antworten. [grin]
karnak hat geschrieben:Was hätte denn ein Flüchtling als Grund angeben sollen, dass ihm die Bananen bei der HO nicht gelb genug waren? [flash]
Ich hätte auch andere Gründe angegeben.
Den Einwand habe ich erwartet. Auf jeden Fall waren nicht 99 % reine Wirtschaftsflüchtlinge. Außerdem kam ja die Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen (keine Meinungs,- Presse,- und Reisefreiheit, keine freien Wahlen etc.) immer noch hinzu.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
Bert Brecht
Benutzeravatar
zonenhasser
 
Beiträge: 2315
Registriert: 19. Juli 2012, 23:25
Wohnort: Leipzig

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Olaf Sch. » 5. November 2019, 11:08

Was für Bananen?
Olaf Sch.
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon augenzeuge » 5. November 2019, 11:38

Was für Kosten verursachte die Grebzsicherung? Was für Fleischtöpfe hätte man davon bekommen können...
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon karnak » 5. November 2019, 12:21

augenzeuge hat geschrieben:Was für Kosten verursachte die Grebzsicherung? Was für Fleischtöpfe hätte man davon bekommen können...
AZ

Ohne Frage, wenn die Menschheit ihre letztlich völlig sinnlosen Rüstungsausgaben in soziale Töpfe investiert hätte, wir wären längst im Paradies angekommen, aber so einfach waren und sind die Dinge nun mal nicht.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 24862
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Volker Zottmann » 5. November 2019, 12:23

Mal zu Kristians (karnak) Fleischtöpfen....
In einem freien Land hat das keinen zu interessieren, warum ich verreise, ausreise oder auswandere. Es ist mein Leben. Da darf es keine Rolle spielen, ob mich eine Frau/Freundin anzieht oder Dein beliebter Fleischtopf.
Das die DDR uns gängelte und bevormundete ist völlig gestrichen in Deinem Gedächtnis. Keiner hatte das Recht alle Bewohner eingesperrt zu halten. Dabei auch wieder egal, ob mir diese Freilandhaltung gefiel oder nicht. Das sollte völlig unbeachtet bleiben.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Kumpel » 5. November 2019, 12:26

karnak hat geschrieben:Ohne Frage, wenn die Menschheit ihre letztlich völlig sinnlosen Rüstungsausgaben in soziale Töpfe investiert hätte, wir wären längst im Paradies angekommen, aber so einfach waren und sind die Dinge nun mal nicht.


Nee das stimmt , so einfach sind die Dinge nicht, vor allem wenn man mittels einer Diktatur eine Bevölkerung gegen ihren Willen umpolen will helfen nur Stacheldrahtverhaue und Mauern.
Dies nun zu Rüstungsausgaben umzufabulieren finde ich interessant.
Kumpel
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon karnak » 5. November 2019, 12:32

Hast Du natürlich recht Volker, dass war der entscheidende Sargnagel auf dem man gleichzeitig nicht verzichten konnte eben weil man nicht in der Lage war die Fleischtöpfe gebührend zu füllen. Kann eine Diktatur das muss sie sich keine Sorgen machen, dass ihnen die Leute weglaufen. DAS VOLK kann dann sehr gut mit Diktatur leben, die nimmt nämlich auch viel Sorgen, Nöte und sich Gedanken machen müssen ab, dass Leben wird bequem. Die paar Leute die dann noch mangelhafte Pressefreiheit oder das Nichvorhandensein von freien Wahlen um den Schlaf bringt wären zu vernachlässigen, sie würden von DEM VOLK als lästige Aufsässige und Spinner abgetan.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 24862
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Kumpel » 5. November 2019, 12:37

karnak hat geschrieben:Hast Du natürlich recht Volker, dass war der entscheidende Sargnagel auf dem man gleichzeitig nicht verzichten konnte eben weil man nicht in der Lage war die Fleischtöpfe gebührend zu füllen.


Du immer mit deinen diffamierenden Fleischtöpfen.
Ich habe hier mehrere Kunden mit mittelständischen Betrieben , die stammen aus Thüringen und sind in den 50er abgehauen und haben ihre Firmen im Osten zurück gelassen.
Denen , bzw. deren Nachkommen erzähl mal deine Agit Prop Schote.
Kumpel
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Interessierter » 5. November 2019, 12:41

Volker Zottmann » 5. Nov 2019, 12:23
Mal zu Kristians (karnak) Fleischtöpfen....
In einem freien Land hat das keinen zu interessieren, warum ich verreise, ausreise oder auswandere. Es ist mein Leben. Da darf es keine Rolle spielen, ob mich eine Frau/Freundin anzieht oder Dein beliebter Fleischtopf.


Moin Volker,
wenn einem ehemaligen Diener und Schild und Schwert dieser Diktatur, entgegen allen Fakten permanent nur die " Fleischtöpfe " einfallen, Volker da kann man nichts machen. Da ist Hopfen und Malz verloren.

Scherzhaft gemeint versteht man dann auch, dass es ihn in einen ehemaligen italienischen " Schweinestall " zieht. Da waren die Futtertröge nämlich immer schön groß... [laugh]
Interessierter
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Kumpel » 5. November 2019, 12:51

Mit Verreisen kann man keinen Staat machen, Staat machen kann man mit Leuten die etwas erreichen wollen , Köpfchen haben und damit Werte schaffen , etwas riskieren ohne von oben reglementiert und gegängelt zu werden.
Dafür braucht es aber eben auch Impuls von außen , ohne das die Stasi auf der Matte steht und Verrat wittert.
Genau diese Spezies passt leider nicht so richtig in eine Diktatur in dem das Kollektiv mehr gilt als der Einzelne , in dem man sich unterzuordnen hat, in dem Loyalität zum System mehr gilt als Fähigkeiten und Wissen.
Braucht man sich nur Russland anschauen , wie nachhaltig dieses Sowjetsystem die Gesellschaft deformiert hat und wie schwierig daher eine Diversifizierung der Wirtschaft fällt.
Kumpel
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon karnak » 5. November 2019, 12:57

Kumpel hat geschrieben:
Du immer mit deinen diffamierenden Fleischtöpfen.
Ich habe hier mehrere Kunden mit mittelständischen Betrieben , die stammen aus Thüringen und sind in den 50er abgehauen und haben ihre Firmen im Osten zurück gelassen.
Denen , bzw. deren Nachkommen erzähl mal deine Agit Prop Schote.

Den vor 45 geborenen will ich durchaus weitergefächerte Gründe zum Verlassen des Landes zugestehen. Diese sind aber in der Nachkriegsgeneration zusehens verwässert.
Und es ist nicht im Geringsten diffamierend gemeint. Es ist völlig legitim, dass man in dem Bewusstsein, dass man so 80 Jahre auf diesem Planeten verbringen wird danach streben kann in optimalste Lebensumstände zu gelangen. Man sollte das dann aber auch so benennen und nicht den Robin Hood des Ostens raushängen lassen den solch schnöder Materialismus völlig fremd und unter seiner Würde war. Die Robin Hoods, davon mal abgesehen, dass sie sehr selten sind , verdrücken sich nicht aus dem Sherwood Forest, die legen sich mit dem Sheriff an. [grin]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 24862
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Kumpel » 5. November 2019, 13:24

Ist doch Käse, Robin Hood und Sherwood Forest.
Natürlich geht es zu aller erst um die eigenen Lebensumstände , dazu gehören allerdings mehr als nur gold gelbe Bananen oder irgend welche ominösen Fleischtöpfe.
Die stehen heute nicht hier rum das jeder so einfach rein greifen kann und vor 89 auch nicht.
Die große Masse der Ausgereisten oder Abgehauenen wollte ein mehr an Möglichkeiten für im Gegenzug mehr Leistung.
Das ist es was die Diktatur DDR nicht liefern konnte bzw. wollte.
Kumpel
 

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon Sperrbrecher » 5. November 2019, 13:31

karnak hat geschrieben:Und deswegen hatten auch 99 % derer die vor 89 dieses Land verlassen haben in Wahrheit nur einen Hintergrund, die besser gefüllten Fleischtöpfe und nichts anderes, dass behaupte ich nach wie vor und das soll auch legitim sein.

Zumindest auf mich trifft das nicht unbedingt zu, denn ich lebte auch in der DDR in
guten wirtschaftlichen Verhältnissen und verfügte über ein überdurchschnittliches
Einkommen.

Aber in der Bundesrepublik konnte ich lesen was mich interessierte, gehen wohin
ich wollte, sagen was ich dachte und wenn es morgens um sechs Uhr klingelte, dann
wusste ich, dass es nur der Telegrammbote sein konnte.

Der Mensch lebt bekanntlich nicht vom Brot allein.

So habe ich es auch immer den für mich zuständigen DDR-Grenzbediensteten (als
ich nach meiner Amnestie die DDR wieder besuchen durfte), bei den regelmäßig stattgefundenen "Einreisegesprächen", gesagt. Weil sie meinten, dass ich doch
auch in der Bundesrepublik arbeiten müsste und doch in der DDR recht gut gelebt
und ordentlich verdient hätte.

Etwas hat es mich aber doch erstaunt, wie gut und genau die sich mit meinem
Lebensweg und meinen beruflichen Werdegang auskannten. Sicherlich wurde
auch nicht jeden Einreisenden eine solche persönliche "Betreuung" zuteil. Ein
bisschen fühlte ich mich dadurch schon geehrt, dass man mich so wichtig nahm.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
Benutzeravatar
Sperrbrecher
 
Beiträge: 1603
Registriert: 13. Dezember 2018, 20:34

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon karnak » 5. November 2019, 14:42

Wenn der Mensch so ist und "nicht vom Brot alleine lebt " würde mich natürlich interessieren warum aus den Diktaturen im Nahen Osten die über einen entsprechenden Ölreichtum verfügen und damit ihre ursächlichen Staatsbürger mit vielen Zuwendungen und Vergünstigungen ausstatten können, oder aus dem 3. Reich solange man noch am Siegen war und einer erheblichen Masse der eigenen Bevölkerung vorgaukeln konnte es gehöre zu einer von der Evolution bevorzugten Rasse, keine Massenfluchten einsetzten ob der Nichtgewährung grundlegender Menschenrechte wie Presse Meinungs- und Wahlfreiheit. Man fühlt und fühlte sich durchaus wohl unter den Fittichen einer Diktatur die " etwas zu bieten hatte" und genau das ist der Punkt bzw. mein Punkt.
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 24862
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon zonenhasser » 5. November 2019, 14:48

karnak hat geschrieben:Die Robin Hoods, davon mal abgesehen, dass sie sehr selten sind , verdrücken sich nicht aus dem Sherwood Forest, die legen sich mit dem Sheriff an. [grin]

Da musste man schon masochistisch veranlagt sein, um sich mit dem übermächtigen Staat anzulegen. Ob Du's glaubst oder nicht, es gab Leute in der DDR, die das kommunistische Gewäsch, das sie gezwungen waren, zu heucheln, dermaßen angekotzt hat, dass schon das ein Fluchtgrund war. Im übrigen vertrete ich die Auffassung, dass die Flucht- und Ausreisebewegung mehr zum Zusammenbruch des SED-Regimes beigetragen hat als kirchliche Umweltgruppen von Intellektuellen. Denn jeder Flüchtling oder Ausreiser ließ im normalen Volk Verwandte, Bekannte und Kollegen zurück, die nicht nur der Verlust dieses Menschen schmerzte, sondern die auch ins Nachdenken kamen, so sie das nicht längst taten. Insofern war jede Flucht bzw. Ausreise auch ein Akt des Widerstands.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
Bert Brecht
Benutzeravatar
zonenhasser
 
Beiträge: 2315
Registriert: 19. Juli 2012, 23:25
Wohnort: Leipzig

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon karnak » 5. November 2019, 15:02

Natürlich waren das Schläge für das System, deswegen hat es ja auch so sauer, hat manchmal auch mit Nachsicht, Rücksicht und Kompromiss reagiert, probiert hat man alles mögliche um das Problem in den Griff zu bekommen, funktioniert hat am Ende nichts wirklich. Blieb also nur Kapitulation und das kam logisch nicht in Frage , also hat man AUCH auf ein Wunder hoffend weitergemacht den Aufprall gegen die Mauer zu verzögern
Sich aber nun persönlich in seiner Biographie aufzuhübschen indem man den eigenen Weg zu den Fettaugen als Widerstandskampf umerklärt ist fast schon peinlich. [flash]
Laie, Experte,Dilettant
(alle Fachrichtungen)
Benutzeravatar
karnak
 
Beiträge: 24862
Bilder: 0
Registriert: 5. Februar 2012, 13:18

Re: Die lange Nacht des Henkers

Beitragvon augenzeuge » 5. November 2019, 18:01

Denn jeder Flüchtling oder Ausreiser ließ im normalen Volk Verwandte, Bekannte und Kollegen zurück, die nicht nur der Verlust dieses Menschen schmerzte, sondern die auch ins Nachdenken kamen


Genau, so generierte sich Widerstand. [wink]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84413
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

VorherigeNächste

Zurück zu Die Justiz

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste