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Ungelöst: Ein mysteriöser Kriminalfall aus dem Jahr 1979

BeitragVerfasst: 3. Mai 2018, 10:12
von Interessierter
Die Suche nach Karin Grabowskis Mörder

1979 verschwand Krankenschwester Karin Grabowski auf dem Weg von Bernstorf nach Grevesmühlen. Tage später wird die Leiche der jungen Frau entdeckt. Der Mörder wird nie gefunden. Was bleibt, ist ein Verdacht.

Der Kriminalfall „Karin Grabowski“ gehört zu den ungelösten Mordfällen in Grevesmühlen. Tatsache ist, dass die junge Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Drei Jahre nach der Tat wird ein Unschuldiger verurteilt, Werner Engler. Zwar wird Engler kurz darauf freigesprochen, doch in der damaligen DDR zählt die Freilassung nicht viel. Für die Menschen in Grevesmühlen ist und bleibt er der Mörder.

Bis Mitte der 1990er Jahre der Polizist Olaf Claus die Akten hervorholt und seine Ermittlungen beginnt. Die Ergebnisse offenbaren ein Konstrukt aus Verbindungen zwischen der Polizei und der Staatssicherheit. Claus ermittelt einen Verdächtigen, doch bevor es zum Prozess kommt, stirbt der Mann. Sein Geheimnis nimmt er mit ins Grab. Die OSTSEE-ZEITUNG hat mit dem damaligen Ermittler Olaf Claus über den spannenden Fall.

Das interessante, längere Interview findet man hier:
http://www.ostsee-zeitung.de/Mecklenbur ... is-Moerder

Re: Ungelöst: Ein mysteriöser Kriminalfall aus dem Jahr 1979

BeitragVerfasst: 3. Mai 2018, 11:23
von Volker Zottmann
Auch dieser Fall bestätigt wieder, dass es auch nach der Wende weiter Seilschaften gab. Da werden Akten "sicher" verwahrt, bis kurz vor deren Verjährung. Quälende oder folternde Vernehmer können nun nie mehr belangt werden.
Desweiteren offenbart der Fall ein weiteres Beispiel, dass durch das Eingreifen der Stasi bestimmte Personen gewollt beschütz wurden. Täter ließ man demnach wissend laufen, opferte dafür lieber irgendwen x-beliebig von der Straße.
Schrecklich, wieder so ein "Einzelfall".

Gruß Volker

Re: Ungelöst: Ein mysteriöser Kriminalfall aus dem Jahr 1979

BeitragVerfasst: 3. Mai 2018, 18:07
von augenzeuge
Unglaublich, oder?
Ich musste damals die Kriminalisten und Stasi-Mitarbeiter vernehmen, die ihn vernommen haben. Gegen einige wurden dann Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung im Amt eingeleitet.

Was ihm angetan wurde, das hat er (Werner Engler, Anm. d. Red.) mir selbst im Beisein seines Anwalts erzählt. Die Auswertung der Vernehmungsprotokolle Englers ergab, dass er mehr als 380 Stunden, nur unterbrochen durch kurze Pausen von ein bis zwei Stunden Dauer, vernommen wurde. Die Vernehmer wechselten sich ab. Ein Vernehmungsprotokoll über eine 18-stündige Vernehmung hatte nur anderthalb Seiten Protokoll. Mir war bewusst, dass da etwas nicht stimmen konnte. Damals war es üblich, jedes Wort zu protokollieren, jede Frage und jede Antwort. Es wurden damals auch Tonaufnahmen gemacht, die waren in diesem Fall aber nicht mehr auffindbar.


AZ

Re: Ungelöst: Ein mysteriöser Kriminalfall aus dem Jahr 1979

BeitragVerfasst: 3. Mai 2018, 20:13
von Grenzwolf62
Was mich an dem Fall erstaunt ist die schnelle Kassierung des Urteils von 15 Jahren durch das Oberste Gericht.
So alltäglich war das sicherlich nicht.
Auch wenn das Vernehmunsprozedere für den Verdächtigen sehr unangenehm war nebst nachträglicher Stigmatisierung im Wohnumfeld, hat er unterm Strich wohl doch verdammt viel Glück gehabt das ihm die 15 Jahre im DDR-Strafvollzug erspart blieben.