(...)Vor 25 Jahren besuchte zum ersten und einzigen Mal ein SED-Chef die Bundesrepublik. Was als diplomatischer Triumph erschien, war in Wirklichkeit ein Sargnagel für die DDR.
Aber war Honeckers Staatsbesuch tatsächlich ein Triumph? Martin Sabrow, DDR-Experte und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, stellt diese Lesart in Frage. Für ihn hat passt der Begriff "Pyrrhus-Sieg" besser – also ein scheinbarer Erfolg, der sich in Wirklichkeit rasch als Rückschlag erwies.
Erleichterungen im Reiseverkehr
Gewiss schien es 1987, als ob die deutsche Teilung für lange Zeit zementiert sei. Dennoch dauerte es gerade noch gut zwei Jahre, ehe die Berliner Mauer fiel. Die DDR war wirtschaftlich und finanziell schon so marode, dass weitere Unterstützung aus der Bundesrepublik den Zusammenbruch des SED-Regimes hinauszögern, aber nicht verhindern konnten. Auch stellten die nach dem Staatsbesuch eingeführten, begrenzten Erleichterungen im innerdeutschen Reise- und Postverkehr die ostdeutsche Opposition keineswegs ruhig.
Hinzu kam, dass sich Honecker während des Staatsbesuches überraschend zur deutschen Teilung äußerste. Sichtlich bewegt von den Eindrücken seiner alten Heimat prophezeite er nämlich: "Es kommt der Tag, an dem uns die Grenzen nicht mehr trennen, sondern vereinen". Aus dem Mund des Mannes, der 1961 die Abriegelung geleitet hatte, war das eine bemerkenswerte Feststellung.
http://www.welt.de/kultur/history/artic ... rrang.html
Das Argument, dass der Staatsbesuch Erich Honeckers in Bonn heute vor 25 Jahren ein Pyrrhus-Sieg war, wurde schon vor einigen Tagen an anderer Stelle in einer kontroversen Diskussion gebracht. Feliks D., den hier sicher einige kennen, verwendete dieses Argument. Nun wird dieses Argument auch von einem DDR-Experten und Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam genannt und heute in den Medien erwähnt.
Interessant ist noch, dass Erich Honecker 1987 die deutsche Wiedervereinigung prophezeite, nur den Zeitpunkt lies er offen. Also Honecker glaubte selbst nicht an ein Fortbestehen der Teilung - das ist schon bemerkenswert.