Warmes Grab im Kalten Krieg

Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. September 2011, 12:20

Tonnenschwere Stahltüren, Elektronik an Federn: Für einen gigantischen Millionenbetrag baute die DDR ihrer Armee Ende der Sechziger einen Superbunker, in dem Marinesoldaten sogar einen Atomschlag überleben sollten. Siegfried Wittenburg fotografierte den Koloss - eine Zeitreise in den Kalten Krieg.

Weiterlesen und Bilder anschauen auf EinesTages....


groetjes

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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Sirius » 27. September 2011, 12:48

SkinnyTrucky hat geschrieben:Tonnenschwere Stahltüren, Elektronik an Federn: Für einen gigantischen Millionenbetrag baute die DDR ihrer Armee Ende der Sechziger einen Superbunker, in dem Marinesoldaten sogar einen Atomschlag überleben sollten. Siegfried Wittenburg fotografierte den Koloss - eine Zeitreise in den Kalten Krieg.

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(...)
Eine im Wald versteckte Treppe führt hinab in zwölf Meter Tiefe zum Eingang des Bunkers des "Kommandos Volksmarine" der Nationalen Volksarmee der DDR, der im atomaren Ernstfall als Hauptbefehlsstand dienen sollte.(...)


Zwölf Meter tief und Schutz vor einem Atomschlag? Der westdeutsche Regierungsbunker war 90 bis 110 Meter unter der Erdoberfläche und hätte einem größeren Atomschlag nicht standgehalten. Aber egal, im Ernstfall wäre es ohnehin gleichgültig gewesen, ob man noch ein paar Wochen länger lebt oder sofort stirbt.

Der so genannte Regierungsbunker bei Ahrweiler ist eine 17,3 km lange Bunkeranlage rund 25 km südlich von Bonn im Tal der Ahr zwischen Ahrweiler und Dernau, unweit des damaligen Staatsweinguts Marienthal.
(...)Wie 2008 bekannt wurde, hätte die Bunkeranlage gerade einmal einer 20-Kilotonnen-Bombe, vergleichbar mit der Sprengkraft einer „Hiroshima-Bombe“, standgehalten. Obwohl bereits im Jahre 1962 geheime Gutachten mit 250-fach stärkeren Waffen rechneten und es klar war, dass die Anlage im Ernstfall bei einem Atomschlag kollabieren würde, wurde das Bauprojekt aus politischen Gründen weitergeführt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Regierungs ... schland%29
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Nostalgiker » 27. September 2011, 13:10

Da wir keine Inselbetrachtung durchführen, hier das entsprechende Gegenstück für knapp 5 Milliarden DM:

Deutschlands geheimer Superbunker

Beide und noch einige Bunker mehr sind Relikte des Kalten Krieges und der fand auf beiden Seiten des Eisernen Vorhanges statt.
Das sollte bei aller Abneigung gegen die DDR doch bitte immer mit in Betracht gezogen werden.

Die im Beitrag über den Ostbunker zitierte Anweisung für die DDR Bevölkerung : "Nicht in den Atomblitz schauen, eine Deckung suchen und flach auf die Erde legen." und deren "Wertung" das sie so absurd war, dass es schon lächerlich wirkte, ist mal wieder ein Beispiel für investigativen Journalismus. Es wurde glatt "vergessen" das dieses Deckung suchen, sich flach hinlegen keine "Erfindung" der DDR ist, sondern auf einen 1951 produzierten Zivilverteidigungsfilm für Kinder zurückzuführen ist der von der Archer Productions Inc. produziert und von der US-Zivilverteidigungsbehörde (U.S. Federal Civil Defense Administration) gefördert wurde.

Der Titel "Duck and Cover" wurde zu einem "geflügelten" Wort im Bezug auf den Schutz vor einem Atomschlag.


Es tut mir außerordentlich Leid das ich mal wieder einer Behauptung die Luft rausnahm das nur in der DDR die Bevölkerung mit ziemlich fragwürdigen Tipps versorgt wurde wie sie einen atomaren Angriff unbeschadet überleben könnte.

Ganz Interessannt ist in diesem Zusammenhang denke ich der Film "The Atomik Cafe" von 1982.
Der Film ist in der Tube allerdings "nur" in einer 10 Minütigen, entschärften Version zu sehen. Um den gesamten Film(1 Stunde 26 Minuten) anzusehen muß man ein Konto bei der Tube haben.
Hier ein Ausschnitt aus "The Atomic Cafe"


Gruß
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. September 2011, 13:16

Du kannst es nich einfach als Bilderreihe sehen mit kurzer Beschreibung, was Nostalgiker....

....alles andere was du geschrieben hast, wissen wir doch auch....

Ich würde an deiner Stelle mal aufhören alles in dieser Art und Weise zu kommentieren....sowas haben wir hier schon öfters ausdiskutiert....

groetjes

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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Nostalgiker » 27. September 2011, 14:01

Außer mir hat auch noch ein anderer User Dein "wir betrachten hier ganz Vorurteilsfrei mal eine Bilderreihe" welche zufälliger Weise nur Deligementierung eines Landes dient kommentiert.

Weißte Mara, wir haben offensichtlich nicht das gleiche "Miteinander" wie Du mit Edelknabe. Nur langsam kann ich seine Anspielungen verstehen.
Du bist der Meinung das neben permanenter Provokation, dem ständigem Widerspruch gegen alles einzig Dein verbrieftes und legitimes Recht sei und hängst Dir anschließend einen Wunderbeutel um wenn ein vielleicht cholerisch veranlagter Mensch bei jeder Nichtigkeit ausrastet und zuschlägt?
Nicht das Du mir jetzt wieder unterstellst ich sei ein Anhänger gewalttätiger Erziehung, mitnichten.

Nur weiß ich das jedes Kind Aufmerksamkeit und Zuwendung braucht und einfordert. Dies von den ihm vertrautesten Personen. Auch wenn es völlig absurd und pervers klingt, wenn dieses heranwachsende Kind "lernt" Zuwendung erhalte ich nur wenn ich eine Grenze überschreite wird es immer wieder diese Grenze überschreiten um negative Zuwendung und Aufmerksamkeit, auch in Form von Schlägen zu bekommen. Das ist traurig, sogar sehr traurig aber eine durchaus fundierte Erkenntnis und die ist nicht von mir, sondern aus der Verhaltensvorschung.
Ganz knapp gesagt.

Durch Deinen ständigen Widerspruch Deine ständigen Sticheleien forderst Du ein das man sich mit Dir "beschäftigt", du erhältst die von Dir gewünschte Aufmerksamkeit, auch wenn sie negativ ist. Hauptsache man beachtet Dich, nimmt Dich wahr.

Das ist sehr persönlich und überhaupt nicht Themengerecht. Nur erschien es mir angebracht Dir das mal zu sagen. Versuch bitte mal darüber nachzudenken.
Das Problem für mich hierbei ist das wenn jemand von klein auf hört er sei ein Nichtsnutz, ein Versager, ein fauler Sack und in dem Zusammenhang für jede Leistung kritisiert wird. Kaum oder nie gelobt wird, dann glaubt dieser Mensch in seinem tiefsten Inneren, auch wenn er nach außen erfolgreich und beliebt ist, das er in Wirklichkeit immer noch der kleine nichtsnutzige, faule und nicht respektierte Versager ist als der er einst Tituliert wurde.
Und das, wie mit Kindern so umgegangen wird ist nicht Systemabhängig, das liegt allein am Menschen.

Bemühe Dich einfach Bitte die Dinge nicht als Affront gegen Dich zu sehen, sondern das was sie zu sein scheinen, ein weiteres Glied in der Kkette der gemeinsamen Aufarbeitung einer Geschichtsepoche in der sich zwei Systeme unversöhnlich gegenüberstanden und das daraus viele, auch tragische Einzelschicksale resultierten welche eben nicht immer dem System anzulasten sind.

Gruß
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. September 2011, 14:19

Ah so...ich hab das also als Deligementierung eines Landes gepostet, soso....und du bist der, der gerne sieht, wie ich 2 Lander deligementiere....aber das tu ich doch auch oft genug....wer hier die Vorurteile hat, wäre dann noch diskutabel....

...und ja, du hast Recht, wir haben hier nicht das richtige Miteinander....mit dem Miteinander mit Rainer Maria brauchst du es garnich vergleichen, denn mit ihm kann ich locker durch eine Tür....

....und nee, ich häng mir kein Wunderbeutel um....ich seh nich nur den verhaltensgestörten Menschen, nein ich versuch mich auch mit den Ursachen dessen auseinanderzusetzen....

Hör ma Nostalgiker, wenn ich ein Psychologe nötig haben, dann geh ich zu einem....ansonsten, wenn dir es mal wichtig war, drübber zu sprechen...na, dann ist es doch schön....

so, ich bin gezz ma wech nè....et jibt ja noch wat anners als dat Forum nech....[grins]

in dat Sinn

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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon augenzeuge » 27. September 2011, 15:36

Nostalgiker hat geschrieben:Deligementierung eines Landes
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Was soll das sein? [denken]
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Nostalgiker » 27. September 2011, 17:41

Da hat sich ein kleiner Fehlerteufel eingeschlichen [peinlich] Richt heißt es: Delegitimierung. 'Tschuldigung

Kann auch als Synomym für Dämonisierung, verächtlich machend, die Legitimation absprechen, etc. verwendet werden.
Kommt von 'Legitim' = welches unter anderem 'richtig' ,'rechtlich', bedeuten kann. Durch die präpositionale Vorsilbe 'de' wird dem eigentlichem Wortstamm eine bestimmte Bedeutung gegeben.
Das hat nun wieder seinen Ursprung im Latein; Sprache ist schon verzwickt.

Die Verwendung der Vorsilbe 'de' im heutigen Sprachgebrauch soll die ursprüngliche Bedeutung des Wortstammes in ihr Gegenteil verkehren. Verwendet wird es meist im politischen Kontext wenn etwas als nicht rechtlich oder gesetzlich dargestellt werden soll.

Reicht das als Erklärung?

Gruß
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon karl143 » 27. September 2011, 22:43

Nostalgiker hat geschrieben: Es wurde glatt "vergessen" das dieses Deckung suchen, sich flach hinlegen keine "Erfindung" der DDR ist, sondern auf einen 1951 produzierten Zivilverteidigungsfilm für Kinder zurückzuführen ist der von der Archer Productions Inc. produziert und von der US-Zivilverteidigungsbehörde (U.S. Federal Civil Defense Administration) gefördert wurde.



Für mich ist das eine ganz neue Erkenntnis, das die DDR Thesen aus US-Amerikanischen Zivilverteidigungsfilmen übernimmt. Hatte da der "Große Bruder" nichts passendes ?
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Nostalgiker » 28. September 2011, 22:56

Für mich ist das eine ganz neue Erkenntnis, das die DDR Thesen aus US-Amerikanischen Zivilverteidigungsfilmen übernimmt. Hatte da der "Große Bruder" nichts passendes ?


Karl, wozu das Rad zweimal erfinden?

Natürlich stand dies nie auf der Titelseite vom ND und wurde in Zivilverteidigungsveranstaltung durchaus als "eigene" Erkenntnis verkauft.

Es war nun mal eine allgemeine Methode den Menschen im kalten Krieg das Leben mit der Bombe "schmackhaft" zu machen. Wenn ich es nur oft genug erzähle, in Ost und West, das schnelles ducken und bedecken die Überlebenschancen gewaltig erhöht; wer glaubt so etwas nicht gerne.

Zumal die Bomben mit der technologischen Weiterentwicklung immer gewaltiger an Sprengkraft wurden.
Der "Höhepunkt" der Entwicklung stellte die von der SU am 30. Oktober 1961 über Nowaja Semlja gezündete H-Bombe mit einer Sprengkraft von ca. 50 - 60 Megatonnen dar. Bekannt wurde die Bombe unter ihrem Code Namen "Zar"(West); "Iwan"(Ost) und ganz zufällig fällt auch die Eröffnung des XXII. Parteitag der KPdSU auf diesen Tag. Der Erfolgreiche Test der Bombe wird auf dem Parteitag als Sieg der sozialistischen Wissenschaftler gefeiert und der Westen verstand was diese Machtdemonstration war, eine Drohgebärde der Art: seht wir haben die Bomben die Euch auslöschen können.
Was die Sowjets nicht hatten waren zum damaligen Zeitpunkt die Raketen welche eine Nutzlast von über 27 Tonnen ins Ziel hätte transportieren können.

Im folgenden Ausschnitt ist der Abwurf der Bombe zu sehen. Er stammt aus einer längeren Dokumentation über das Kernwaffenprogramm der UdSSR


Zur Anfertigung des riesigen Spezialfallschirm wurde wohl die gesamte Jahresproduktion von Kunstfasern benötigt was wiederum Nylon/Dederon Strümpfe für Frauen für lange Zeit aus den Geschäften verschwinden lies.

In der Phase des Doppelbeschlußes und der weiteren Runde des Wettrüstens auf beiden Seiten trat 1984 im Rahmen des Festivals des Politischen Liedes ein internationales Avangart Rock Ensemble mit dem Namen Duck and Cover im Berliner BE auf. Näheres zur Band hier.
Im Konzert erläuterten sie ihre Namensfindung und spielten auch den weiter oben von mir verlinkten Film. Es ist wohl unnötig zu erwähnen das ich bei diesem Konzert dabei war.......
Das Konzert, nun ja, Avangarde und im Nachhinein denke ich das sich der eine oder andere Zuhörer bei dem was wir kollektiv erlitten gewünscht hat dann doch lieber im Atomblitz zu verglühen als weiter diesen Klängen zu lauschen.......
Seitdem hat sich dieser Begriff 'Duck and Cover' und was damit gemeint ist in meine Gehirn eingegraben.

Nun waren die Waffen in Achtzigern Zielpunktgenau und es wurde nicht mehr auf Masse, sondern mehr auf Klasse gesetzt.
Ich kann mich noch an eine Zivilverteidungsveranstaltung, das war irgendwie Pflicht auf Arbeit, erinnern wo so ein Mensch von der Kreisstelle mit leuchteten Augen davon erzählte es gäbe jetzt solch "kleine" Atombomben, wenn ich da eine auf dem Strausberger Platz (Berlin) zünde, fällt am Alexanderplatz der Fernsehturm nicht um. Na toll und wozu zünde ich dann eine Atombombe?
Er "verkaufte" uns diesen Fakt übrigens als zielgenaue Feind- und Terrorbekämpfung.

Gruß
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Sirius » 29. September 2011, 08:57

Nostalgiker hat geschrieben:Ganz Interessannt ist in diesem Zusammenhang denke ich der Film "The Atomik Cafe" von 1982.
Der Film ist in der Tube allerdings "nur" in einer 10 Minütigen, entschärften Version zu sehen. Um den gesamten Film(1 Stunde 26 Minuten) anzusehen muß man ein Konto bei der Tube haben.
Hier ein Ausschnitt aus "The Atomic Cafe"
Gruß
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Hallo Nostalgiker,

man kann den komplette Film (86 Min.) auf Youtube sehen, allerdings muss man sich anmelden. Das ist aber die Originalversion ohne deutsche Untertitelung. http://www.youtube.com/verify_age?next_ ... OUtZOqgSG8

Der komplette Film "The Atomic Cafe" wurde in den achtziger Jahren auch schon in deutschen Schulen gezeigt. Der Film wurde den Schülern aber nicht vorgeführt, um die richtigen Verhaltensweisen in einem Atom-Krieg zu zeigen, sondern wohl um die Absurdität der im Film gezeigten "Schutzmaßnahmen" zu demonstrieren. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Film schon einmal im deutschen Fernsehen kam, ich glaube aber, dass er schon einmal auf Arte kam.
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Sirius » 29. September 2011, 09:45

Nostalgiker hat geschrieben:Nun waren die Waffen in Achtzigern Zielpunktgenau und es wurde nicht mehr auf Masse, sondern mehr auf Klasse gesetzt.
Ich kann mich noch an eine Zivilverteidungsveranstaltung, das war irgendwie Pflicht auf Arbeit, erinnern wo so ein Mensch von der Kreisstelle mit leuchteten Augen davon erzählte es gäbe jetzt solch "kleine" Atombomben, wenn ich da eine auf dem Strausberger Platz (Berlin) zünde, fällt am Alexanderplatz der Fernsehturm nicht um. Na toll und wozu zünde ich dann eine Atombombe?
Er "verkaufte" uns diesen Fakt übrigens als zielgenaue Feind- und Terrorbekämpfung.

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Mit der "kleinen Atombombe" meinte er wohl taktische Gefechtsfeldwaffen, deren Einsatzzweck die Bekämpfung von Panzeransammlungen war und nicht die Zerstörung von Städten. Diese Waffen gab es aber schon seit den fünfziger Jahren. Die Amerikaner hatten z.B. die Davy Crockett, deren "Sprengkraft" auf nur 10 Tonnen TNT-Äquivalent eingestellt werden konnte (Vergleich: Hiroshima-Bombe hatte 12.500 Tonnen TNT-Äquivalent). Diese Waffen waren auch in Deutschland stationiert und konnten - je nach Typ - von den abfeuernden Einheiten nur bis auf etwa max. 2 oder 4 Km weit entfernte Ziele abgeschossen werden. Diese Waffe wurde entwickelt, um in erster Linie durch die radioaktive Strahlung und nicht durch Hitze und Druck zu wirken. Die Strahlung war bei einer Einstellung mit 20 Tonnen TNT-Äquivalent bis etwa 500 Meter gefährlich, Druck und Hitze waren nur in geringerer Entfernung potenziell tödlich. Insofern war die Aussage mit dem Fernsehturm am Alexanderplatz schon richtig. Diese Kernspaltungs-"Strahlenwaffe" war vom Einsatzzweck her ein Vorläufer der Kernfusions-Neutronenbombe, welche aber eine höhere Sprengkraft hatte (1.000 Tonnen TNT).

Die politische und militärische Führung hoffte, dass man mit solch kleinen Atombomben wie der Davy Crockett eher einen globalen Atomkrieg verhindern könne. Es war vorgesehen, in einem Krieg hunderte solcher Waffen auf breiter Front gegen vorstoßende Panzereinheiten einzusetzen. Durch den Fallout wären allerdings bei einem solchen Einsatz auch die eigenen Truppen gefährdet gewesen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Davy_Crock ... rnwaffe%29

http://www.guntruck.com/DavyCrockett.html
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon CaptnDelta » 3. Oktober 2011, 06:13

Nostalgiker hat geschrieben:Der Titel "Duck and Cover" wurde zu einem "geflügelten" Wort im Bezug auf den Schutz vor einem Atomschlag.


Es tut mir außerordentlich Leid das ich mal wieder einer Behauptung die Luft rausnahm das nur in der DDR die Bevölkerung mit ziemlich fragwürdigen Tipps versorgt wurde wie sie einen atomaren Angriff unbeschadet überleben könnte.
... und hat dies schon in den 1960er Jahren wieder aus dem Schulprogram genommen (in dieser Zeit hat die DDR mit diesen "fragwuerdigen Tipps" erste richtig losgelegt) - zumindest hier in Californien. Zu dieser Zeit wurden die Drills dann durch "duck and cover" fuer Erdbeben ersetzt und gibt's heute noch. An der Ostkueste gibt's die 'duck and cover"- Drills fuer Tornados.

Nostalgiker hat geschrieben:Ganz Interessannt ist in diesem Zusammenhang denke ich der Film "The Atomik Cafe" von 1982.
Der Film ist in der Tube allerdings "nur" in einer 10 Minütigen, entschärften Version zu sehen. Um den gesamten Film(1 Stunde 26 Minuten) anzusehen muß man ein Konto bei der Tube haben.
Hier ein Ausschnitt aus "The Atomic Cafe"
Man sollte vielleicht den Film nicht zu ernst nehmen, allerdings sind einige interessante Scenen dabei, z.B. die Europa-Karte (ungefaehr 10 Minuten), die die Tschechoslowakei noch vor der Annexion/Machtuebernahme durch die Sowjets zeigt (wird ja immer wieder mal gerne vergessen).

"Dr. Strangelove" ist auch sehenswert.
http://www.veoh.com/watch/v19483133d9a7jQka
..Totalitarianism does not mean that such regimes in fact exercise total control over their people, it means rather that such control is in their aspiration.
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon manudave » 3. Oktober 2011, 07:28

Richtig Sirius,
z.B. waren für das Gebiet des Fulda-Gap 114 Atomwaffen vorgesehen - deren Sprengkraft entsprach einer Sprengkraft zwischen 0,1 und 10 Kilotonnen TNT-Äquivalent (Hiroshima: 12,5 Kilotonnen).
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Nostalgiker » 3. Oktober 2011, 10:13

.....und hat dies schon in den 1960er Jahren wieder aus dem Schulprogramm genommen (in dieser Zeit hat die DDR mit diesen "fragwuerdigen Tipps" erste richtig losgelegt) - zumindest hier in Californien.


Für mich nur als Verständigungsfrage, hast Du, CaptnDelta, in der Zeit; 1960er Jahre; in der DDR gelebt und wenn ja kannst Du aus eigenem Erleben darüber berichten wie es darum bestellt war wie diese "Tipps" der Bevölkerung vermittelt wurden?
Ich für mein Teil habe in dieser Zeit bereits gelebt und durchaus bewußt. Ich kann mich weder an fragwürdige Tipps in der Art "wie überlebe ich einen Atomschlag", noch allgemeinem zivildienstlichen Drills im Rahmen einer Vorbereitung auf den "Ernstfall" erinnern. Wenn dieses Thema überhaupt mal zu Sprache kam dann war es im Rahmen der Vormilitärischen-Ausbildung während der Lehrzeit. Selbst da stand das Thema nicht im Mittelpunkt.
Während der Zeit der Megabomben und der Erstschlagsstrategie und der daraus folgenden Zweitschlagtheorie war es im Prinzip müßig darüber Nachzudenken wie ich mich ducke ohne dabei lächerlich auszusehen.

"Interessanter" wurde der Schutz erst wieder als durch die Konzeption des regional begrenzten Atomkriegen. Für die Amerikaner insofern beruhigend weil sich dies bestenfalls im fernen Europa abspielen sollte.
Für die Europäer etwas fataler weil sich dadurch die Vorwarnzeiten dramatisch verkürzten.
Der "Kollaterialschaden" des größten Teils der Bevölkerung war damals eine Tatsache und es ging bei dem Ausgangspunkt Atombunker nur um handverlesendes Publikum welches in den zweifelhaften Genuß eines langsamen Sterbens in eben diesen Bunkern gekommen wäre.

Außer von mir erwähnte Äußerungen zum begrenzten Zerstörungsradius kleiner und moderner Atomwaffen ist mir keine "atomare Hysterie" in den 70er und 80er Jahren bekannt. Oder ich hab es komplett vergessen.
Es reichte schon das mein Arbeitsplatz zu einem Kampfplatz für den Frieden hochstilisiert wurde.

Der Film "Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" ist eine sehr gute Satire von Kubrick in der er die beklemmende Mischung aus tatsächlich vorstellbarem Wahnsinn der 50er und 60er Jahre in all seiner bestechenden Logik und absurder Komik zu einer zeitlosen Bestandsaufnahme menschlicher Allmachtsphantasien werden lässt.

Gruß
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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon CaptnDelta » 3. Oktober 2011, 10:57

Nostalgiker hat geschrieben:
.....und hat dies schon in den 1960er Jahren wieder aus dem Schulprogramm genommen (in dieser Zeit hat die DDR mit diesen "fragwuerdigen Tipps" erste richtig losgelegt) - zumindest hier in Californien.
Für mich nur als Verständigungsfrage, hast Du, CaptnDelta, in der Zeit; 1960er Jahre; in der DDR gelebt und wenn ja kannst Du aus eigenem Erleben darüber berichten wie es darum bestellt war wie diese "Tipps" der Bevölkerung vermittelt wurden?
Ich für mein Teil habe in dieser Zeit bereits gelebt und durchaus bewußt. Ich kann mich weder an fragwürdige Tipps in der Art "wie überlebe ich einen Atomschlag", noch allgemeinem zivildienstlichen Drills im Rahmen einer Vorbereitung auf den "Ernstfall" erinnern. Wenn dieses Thema überhaupt mal zu Sprache kam dann war es im Rahmen der Vormilitärischen-Ausbildung während der Lehrzeit. Selbst da stand das Thema nicht im Mittelpunkt.
Diese "fragwuerdigen Tipps" wurden uns in der Schule in der DDR (fuer mich waren das die 70er Jahre) nahegebracht. Vormilitaerische Ausbildung gab's zu meiner Zeit schon in der Schule (nicht nur in der Lehre), allerdings kann ich mich auch noch an das DDR-Equivalent von "duck & cover" vor dem Wehrunterricht erinnern. Die Filme, welche dazu gezeigt wurden, waren in den 60er Jahren gemacht worden.

Interessant uebrigens das die von dir erwaehnte Band nix davon wusste, das zu dieser Zeit "duck & cover" nur noch gegen Erdbeben gelehrt wurde.

Nostalgiker hat geschrieben:"Interessanter" wurde der Schutz erst wieder als durch die Konzeption des regional begrenzten Atomkriegen. Für die Amerikaner insofern beruhigend weil sich dies bestenfalls im fernen Europa abspielen sollte.
Für die Europäer etwas fataler weil sich dadurch die Vorwarnzeiten dramatisch verkürzten.
Beruhigend nicht nur fuer Amerikaner.

Nostalgiker hat geschrieben:Außer von mir erwähnte Äußerungen zum begrenzten Zerstörungsradius kleiner und moderner Atomwaffen ist mir keine "atomare Hysterie" in den 70er und 80er Jahren bekannt. Oder ich hab es komplett vergessen.
Ich weiss net ob du mal Anfang der 80er Gelegenheit hattest, an einer der damaligen "Anti-Atom"-Demonstrationen im Westen Deutschlands teilzunehmen. "Hysterie" waere da schon der angebrachte Ausdruck, ein bisschen davon zieht sich auch heute noch durch's Land.

Nostalgiker hat geschrieben:Der Film "Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" ist eine sehr gute Satire von Kubrick in der er die beklemmende Mischung aus tatsächlich vorstellbarem Wahnsinn der 50er und 60er Jahre in all seiner bestechenden Logik und absurder Komik zu einer zeitlosen Bestandsaufnahme menschlicher Allmachtsphantasien werden lässt.
Leider leidet die Komik in der deutschen Fassung etwas.

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Re: Warmes Grab im Kalten Krieg

Beitragvon Sirius » 3. Oktober 2011, 11:27

CaptnDelta hat geschrieben:Ich weiss net ob du mal Anfang der 80er Gelegenheit hattest, an einer der damaligen "Anti-Atom"-Demonstrationen im Westen Deutschlands teilzunehmen. "Hysterie" waere da schon der angebrachte Ausdruck, ein bisschen davon zieht sich auch heute noch durch's Land.


Hallo CaptnDelta,
hast Du zur Zeit der Friedensbwegung schon im Westen gelebt und das selbst erlebt? Ich hielt diese Demonstrationen auch für Hysterie. Es gab damals hitzige Diskussionen, die Konflikte gingen quer durch die Familien. Böse Zungen bezeichneten die Teilnehmer der westdeutschen Friedensbewegung als "nützliche Idioten Moskaus", was sich ja später aufgrund des Einflusses der DDR-Staatssicherheit als richtig erwies, siehe hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Generale_f ... en_Frieden

Es gab zu dem Thema Nato-Doppelbeschluß vor einigen Monaten eine Fernsehdokumentation mit Helmut Schmidt und anderen Prominenten. Am interessantesten war die Aussage einiger ehemaliger Ikonen der Friedensbewegung, wie dem SPD-Politiker Erhard Eppler. Diese deuteten mehr oder weniger offen an, dass Helmut Schmidt mit seiner harten Haltung - im Nachhinein betrachtet - recht behalten habe. Dieses Eingeständnis eines eigenen Irrtums war schon bemerkenswert.
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